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Der Bundschuh zu Lehen im Breisgau

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Textdaten
Autor: Heinrich Schreiber
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Titel: Der Bundschuh zu Lehen im Breisgau
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Erscheinungsdatum: 1824
Verlag: Wagner’sche Buchhandlung
Drucker: Franz Xaver Wangler
Erscheinungsort: Freiburg
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Quelle: UB Freiburg, Commons, Google, Google, Google
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[I]
Der
Bundschuh zu Lehen
im Breisgau,


und


der arme Konrad zu Bühl;



zwei Vorboten
des deutschen Bauernkrieges.




aus den Quellen bearbeitet
von
Dr. Heinrich Schreiber.




Freiburg im Breisgau.
Im Verlag der Wagner’schen Buchhandlung.
1 8 2 4.

[II]




Protinus in socium quaerit Catilina Cethegum,
     Quisque sibi tacito pectore dicta premit.
Cum sic collectis loquitur fatalis Erinnys
     Complicibus, quatiens angue tremente caput;
„En age, civiles jamjam contundite fastus,
     Et facite, ut vobis jura severa cadant;
Alliciat fessos animos capienda voluptas,
     Dulce erit in tantis luxuriare bonis.
Scilicet haec restat vestrorum meta laborum,
     Hoc virtus aequa sorte juvabit iter!“
                         Philippus Engentinus. 1515.

[III]
Vorwort.


Man hat bisher, größtentheils wohl aus Mangel an urkundlichen Nachrichten, den Erscheinungen, welche dem deutschen Bauernkriege des sechzehnten Jahrhunderts vorangiengen, im Allgemeinen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Selbst Sartorius, der eigentliche Geschichtschreiber dieses Krieges, erwähnt derselben (S. 71. u. ff.) theils nur sehr flüchtig, theils übergeht er sie ganz mit Stillschweigen, obgleich auch er ihre Wichtigkeit keineswegs zu verkennen scheint. Dem wahren Forscher und Freunde der Geschichte nämlich liegt nicht weniger daran, irgend eine große Erscheinung in ihrer vollen Entwicklung und Ausbildung, im gewordenen Ganzen, zu überschauen; als auch dem Wege nachzuspüren, den [IV] sie durchwandelt hat, und die Kräfte und Einflüße genau kennen zu lernen, welche ihrem Werden zum Grunde lagen.

Zwar kann bei Empörungen des gemeinen Mannes, wie wir ihn im sechzehnten Jahrhundert in Deutschland finden, nicht von Charakteren oder Thaten die Rede seyn, wie sie sich in Bewegungen der Völker des Altertums auszeichnen, und den Forscher wenigstens durch ein großartiges, erfreuendes oder schreckendes Bild, für seine Mühe entschädigen. Doch ist auch diese Geschichte keineswegs, wie man wohl bei flüchtiger Ansicht glauben möchte, ein flaches Einerlei von alltäglicher Gemeinheit und niedern Bestrebungen und Leidenschaften; auch hier treten Helden oft in der entschiedensten und merkwürdigsten Haltung auf, und ziehen an dem Blicke vorüber; nur ihre Stellung ist verändert, ihre Rednerbühne sind Schenken oder abgelegene Fluren, und der Kreis ihrer Wirksamkeit umfaßt anfänglich nur benachbarte ärmliche Hütten, bis er sich endlich auch über ganze Länder verbreitet.

[V] Was solchen Männern überhaupt an physischer Größe oder an moralischer Hoheit abgeht, ersetzen sie gewöhnlich durch jene rasch überwältigende Zuversicht, oder jene langsam berückende Schlauheit, welche stets den Schwächling beherrschen, den Unentschiedenen ermuthigen, den Trotzigen stählen, einfache Redlichkeit und Frömmigkeit aber nach und nach so umstricken, daß sie sich noch ganz anzugehören, und nur ihren Pfad zu verfolgen scheinen, während sie längst die sichere Beute eines Verführers geworden sind.

Da es sich bei den nachfolgenden historischen Umrissen des Bundschuhes im Breisgau (1513), und des armen Konrad in der Markgrafschaft (1514), durchaus um die strengste Begründung handelte, hielt es der Verfasser für nöthig, die Quellen selbst, aus denen er geschöpft hatte, und deren Originalien sich sämmtlich im Archive der Stadt Freiburg befinden, in den Beilagen anzuschließen; oder, wenn man will, diese als Hauptgegenstand, und seinen Text nur als Einleitung zu demselben, als Vereinigungspunkt der in den [VI] Beilagen zerstreut liegenden ausführlicheren Züge zu betrachten. Ohne Zweifel wird die, unserm jetzigen Hochdeutsch sehr nahe kommende Sprache des sechzehnten Jahrhunderts, dem Leser um so weniger Schwierigkeiten machen, da die Hauptwörter überall mit großen Anfangsbuchstaben gedruckt, und die Unterscheidungszeichen gehörigen Ortes beigefügt sind.

Die von Panzer, S. 370 u. ff. seiner Annalen der ältern deutschen Litteratur, aufgeführten gleichzeitigen Druckschriften über den Bundschuh, sind dem Verfasser, ungeachtet des sorgfältigsten Nachforschens nach denselben, nie zu Gesicht gekommen. Was S. 27 der vaterländischen Blätter v. J. 1812 über den Bundschuh gesagt, S. 306 des Freiburger Wochenblattes von demselben Jahre abgedruckt, und S. 488 daselbst erweitert wurde, kann nur als eine kurze Notiz angesehen werden.



[1] Selten bricht ein großes Ereigniß, völlig unerwartet, mit zerstörender Allgewalt über die Völker und Länder herein. Ihm gehen gewöhnlich schon eine Reihe von Jahren Erscheinungen voran, welche den aufmerksamen Beobachter tief in das Geheimniß der Zukunft blicken lassen. Sie sind das dunkel heraufziehende Gewölke, das Wetterleuchten und der fernrollende Donner vor schweren Gewittern; oder das dumpfe Wühlen des Waldstromes, der bereits da und dort sein Ufer untergräbt, bis er immer übermächtiger anschwillt, und endlich mit einem Male die schon lang bekämpften Dämme zusammenwirft.

Von jeher hatte es auch in Deutschland unter dem gemeinen Volke Unzufriedene gegeben, aber ihre Ansprüche, Klagen oder Streitigkeiten beschränkten sich nur auf ein gewisses Gebiet, und ließen außerhalb desselben Alles unangefochten. Gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts änderte sich jedoch hierin die Lage der Dinge. In dem Maße, in welchem Fürsten, Adel, höhere Geistlichkeit und Städte engere Verbindungen knüpften, schien auch der gemeine Mann auf dem Lande nicht mehr vereinzelt in seiner Herrschaft stehen zu wollen, sondern sich, dessen vielleicht unbewußt, näher an seinen Nachbar anzuschließen, und an dem Schicksale, an den Wünschen und Bestrebungen von Seinesgleichen [2] in Deutschland überhaupt, gleichgültig welchem Herrn sie angehörten, einen Antheil zu nehmen, wie man ihn bisher noch nicht bemerkt hatte.

Unverkennbar äußerte die nun seit mehr als anderthalb Jahrhunderten errungene und siegreich behauptete Freiheit der schweizerischen Eidgenossen, besonders in den angränzenden Gegenden, sehr großen Einfluß. Sie hatte gelehrt, was vereinigte Kraft des gemeinen Mannes bei gehöriger Ausdauer zu bewirken vermag, und war daher diesem nicht weniger Lockung als Ermunterung und Hoffnung geworden. So mußte nothwendig nach und nach jedes einzelne Ereigniß einen entschiedeneren allgemeinern Charakter gewinnen, da sich in ihm mehr oder minder das Wünschen und Streben einer ganzen Volksklasse entweder wirklich aussprach oder doch vorbereitete.

Einer der wichtigeren jetzt beinahe ganz vergessenen Vorfälle dieser Art ist eine Meuterei des gemeinen Mannes im Elsaß, worin bereits Zweck und Mittel des spätern Bauernkrieges vollkommen zu erkennen sind. Es war nämlich, erzählen Herzogs edelsasser Chronik (S. 162.) und der Stadt Freiburg handschriftliches großes Buch (S. 144.) übereinstimmend, im Jahre 1493, als im Elsaß eine geheime Verbindung angezettelt zu werden anfieng. Theilnehmer aus Schlettstadt, Sulz, Dambach, Epfich, Andlau, Stotzheim, Kestenholz, Tiefenthal, Scherweiler und andern Orten, nicht nur gemeine Leute, sondern auch Männer, welche mit städtischen Aemtern bekleidet waren, verpflichteten sich mit Eiden, und wählten zu ihren Zusammenkünften den wilden unwegsamen Hungerberg. Hier nahmen sie die Neulinge unter den schrecklichsten Drohungen, wenn [3] sie ausplaudern würden, auf; hier ernannten sie Hauptleute, und entwarfen folgende Bundesartikel.

Erstens, geistlich und rothweilisch Gericht abzuthun, und Niemanden eine Schuld zu erstatten.

Zweitens, Zoll, Umgeld, und andere Beschwerungen abzustellen.

Drittens, Steuer zu geben nach eignem Gefallen (keiner mehr denn vier Pfenning.)

Viertens, die Juden zu tödten, und ihnen ihr Gut zu nehmen.

Fünftens, keinem Geistlichen mehr als eine Pfründe zu 40 oder 50 fl. zu lassen, auch ferner nicht mehr zu beichten[1].

Da die Verschworenen wohl einsahen, daß sie sich nur durch eine auffallende That hinreichenden Anhang erwerben könnten, richteten sie ihre Augen auf Schlettstadt, das zuerst von ihnen überfallen, und durch dessen Schatz ihre Macht vermehrt werden sollte. Dann wollten sie noch einige umliegende Städtchen und Dörfer in ihren Bund bringen, und ein Panner mit dem Bundschuh[2] aufwerfen, damit ihnen der gemeine Mann zuliefe. Leicht wäre dann, glaubten sie, das [4] ganze Elsaß eingenommen, besonders durch Hülfe der Eidgenossen, die man herbei rufen müsse. Wer wider sie wäre, sollte erschlagen werden, und der Ueberfall auf Schlettstadt in der Charwoche vor sich gehen.

„Aber Gott der Herr hat’s verhindert,“ fügt Herzog schließlich bei; und das große Buch erzählt weiter, wie der Anschlag verrathen, ein Stadtmeister von Schlettstadt, dieser Meuterei schuldig, auf seiner Flucht nach Basel angehalten und geviertheilt, Mehrere enthauptet, Andere des Landes verwiesen, und an Händen und Fingern verstümmelt worden. Ueberallhin wurden die Flüchtlinge mit größter Strenge verfolgt, und vergebens da und dort in Schutz genommen. Ein reisiger Knecht, genannt Schützen-Ulrich von Andlau, hatte sich zu Ebnet bei Freiburg im Gerichte des edeln David von Landeck zu sichern gesucht, und war wirklich hier im herrschaftlichen Schlosse selbst aufgenommen worden. Aber auch hieher verfolgten ihn, auf Schlettstadts Anfoderung die von Freiburg, deren Bürger der Gutsbesitzer war, dem zugleich von Seite des Landvogts ein dringendes Schreiben zugeschickt wurde. Vergebens sträubte er sich lange, seinen Schützling auszuliefern, und veranlaßte sogar zu Gunsten desselben mehrere, von zahlreichem Adel besuchte, stürmische Landgerichte: das Recht gewann endlich auch hier seinen Gang, und dem Meuterer wurden die zwei Finger, die er zum ehrlosen Eid emporgehoben hatte, abgehauen.

Kaum war ein Jahrzehend vorübergegangen, so sah man denselben Verrath, dieselben Anschläge in andern Gegenden wiederkehren. So zettelte sich auch im Dorfe Untergrombach, bei Bruchsal im Bisthum Speier, während des Jahres 1505 eine neue Verschwörung an. [5] Aber auch hiebei wurde nicht blos auf die nähere Umgegend Rücksicht genommen, sondern der Plan in möglichster Ausdehnung entworfen. In allen Landen sollte der gemeine Mann aufgeregt, und zur Theilnahme bewogen werden, der Bund selbst zählte bereits bei 7000 Männern und 400 Weibern. Sie würden, war ihre Hauptklage, so sehr beschwert, daß die vierte Stunde der Arbeit nicht ihnen angehöre; daher auch ihre Artikel eine größere Ausdehnung gewannen. Vorerst, schworen sie, das Joch der Leibeigenschaft abzuschütteln, und sich mit dem Schwert in der Hand selbst zu befreien; dann sollte alle Obrigkeit aufgehoben werden, und, wer sich ihnen widersetzte, des Todes seyn. Fischen, Jagen, Vogeln, Wald und Weide sollten frei seyn, und nicht den Fürsten und Herrschaften allein zustehen. Eben so wenig sollte Jemand die Macht haben, Zins und Zehnden, Zoll oder Schatzung einzutreiben. Auch den Stiftern und Klöstern war der Untergang verheissen.

Dennoch fehlte es diesem Bunde an religiösem, den gutmüthigen Schwächling leicht täuschenden Flitterwerk nicht. Wer demselben angehörte, hatte die Pflicht auf sich, täglich fünf Pater noster und eben so viele Ave Maria mit gebogenen Knien zu sprechen. Auch waren U. L. Frau und St. Johann Evangelist zur Hauptlosung geworden; eine andre gab auf die Frage: „Loset (hört), was ist es jetzt für ein Wesen?“ die Antwort: „wir können nicht vor Pfaffen und dem Adel genesen.“

Wie ihre Vorgänger die Elsässer Schlettstadt, hatten diese Speierer Bruchsal zum Ueberfall im Auge, nach dessen Einnahme sogleich in die Markgrafschaft Baden gerückt werden sollte. In keinem Orte, hatten [6] sie beschlossen, länger als 24 Stunden zu verziehen, sondern immerdar voranzueilen, bis sie alles Land eingenommen hätten; denn sie trugen gute Hoffnung, daß überall Bürger und Bauern, auch ungezwungen schon aus Liebe zur Freiheit ihnen zufallen würden.

Auch diese Meuterei kam nicht zum Ausbruche, sondern wurde, ehe sie reif war, in der Beicht aufgedeckt. Ihrer wegen wurden drei Tage zu Schlettstadt gehalten, auf denen die kaiserlichen Räthe, des Pfalzgrafen, des Bischofs und der Stadt Straßburg, des Herzogs zu Würtemberg, der Grafen zu Hanau, Bitsch, Rapoltstein, auch der Stadt Colmar und anderer Städte und Herren Gesandte zugegen waren. Indessen benützten viele der Rädelsführer die Gelegenheit sich flüchtig zu machen; Andere, derer man habhaft werden konnte, wurden auf’s schärfste bestraft.[3]

Als Absenker dieser Speierer-Verschwörung kann die acht Jahre später, nämlich im Jahre 1513 erfolgte Meuterei Breisgauischer Bauern, welche den eigentlichen Gegenstand dieser Untersuchung ausmacht und vorzugsweise den Namen des Bundschuhes führt, betrachtet werden. Ohne Zweifel lag auch hier der Brennstoff schon vorbereitet, aber es bedurfte doch der Funken, ihn zu entzünden, und diese wurden nun durch einen Flüchtling des Unterländer-Bundes überallhin ausgestreut.

Joß Fritz nämlich, aus Untergrombach selbst, hatte, um dem Tode zu entgehen, seine Heimath verlassen, und anfänglich, wie es scheint, den Schwarzwald zur Zuflucht gewählt. Hier wohnte er bald da [7] bald dort (zu Villingen, Horb etc.[4] ), und verehelichte sich auch mit einem Weibe (einer Els Schmidin) aus Lenzkirch oder Stockach.[5] Später erst mag er sich in das Breisgau gewagt haben, wo er in dem nur eine Stunde von der Stadt Freiburg entlegenen Dorfe Lehen, das damals dem edeln Balthasar von Blumeneck angehörte,[6] nicht nur Aufnahme und Sicherheit fand, sondern auch, um sich seinen Unterhalt zu verschaffen, den Dienst als Bannwart erhielt.[7] Sein Aeusseres zeichnete ihn vortheilhaft unter Seinesgleichen aus. Er trug mehrere Kleider, gewöhnlich einen schwarzen französischen Rock und weisse Beinkleider, zugleich zierte ihn ein silberner Fingerring. Auf dem linken Arme bemerkte man zunächst der Hand ein schwarzes Muttermal.[8]

Schon früher, wie ihn die Berichte nennen, „der rechten Ursacher einer“, hatte er sich kaum einiges Zutrauen erworben, als er auch in seinem neuen Aufenthaltsorte darauf sann, die alten Ränke wieder anzuknüpfen, und sich zum Haupte der Mißvergnügten aufzuwerfen. Verschmitzt im höchsten Grade, fand er leicht das Mittel, den einfältigen Landmann, der sich in seinen Verhältnissen gedrückt fühlte, zu berücken. Kam er mit seinen Nachbarn zusammen, so nahm er anfänglich mit großer Scheinheiligkeit das Wort, und klagte, daß Gotteslästern, Zutrinken, Wuchern, Ehebrechen, und andere Laster so sehr überhand nähmen, und von den Obern nicht bestraft würden; daß aber auch der Druck von Seite der Herrschaften so groß sei, daß man zuletzt ein schweres [8] End erwarten, und der gemeine Mann selbst ein Einsehen nehmen müsse.

Mit solchen süßen, und, wie die Berichte sich ausdrücken, „vom Teufel selbst eingeflüsterten Reden, die er oft und abwechselnd wiederholte, und bei denen er sich ganz einfältig stellte,“ wußte er nach und nach die Bauern, „die ihre Güter höher als sie im Werthe waren versetzt, und ihre Gemüther auf viel Zehrung und wenig Arbeit gestellt hatten“, an sich zu ziehen, und sich einen nicht geringen Anhang zu verschaffen.[9]

Im Jahre 1513 fieng Joß Fritz an, seine Plane bestimmter zu entwickeln, und sich Einzelnen, die er für empfänglicher hielt, oder deren Einfluß für ihn besonders wichtig war, näher anzuschließen. Anfänglich waren es nur Andeutungen, Winke, die er fallen ließ. „Willst du uns, Nachbar, auch helfen zur göttlichen Gerechtigkeit? Du siehst ja, wie es uns geht, und daß wir heute um dieß, morgen um das andere kommen, und daß man uns nicht belassen will bei unsern alten Bräuchen, Rechten und Herkommen. - Aber schweigen must du, und niemanden etwas vertrauen!“

Fiel dann die Antwort „man wolle gern helfen, wozu man Glimpf, Fug, Ehre und Recht habe;“ da hatte der Verführer schon gewonnenes Spiel, und den gutmüthigen aber verdrossenen Nachtbar weiter beschwatzend, versicherte er: „Sie wollten nur dem leben, was göttlich, ziemlich und billig sei, und die großen Wucherer, und was nicht göttlich und billig sei, abthun; und so einer gezinset, und die bezahlten [9] Zinse dem Hauptgut gleichgekommen, sollten sie fürder nicht mehr entrichtet werden. Dann wollten sie auch künftig ihren Herren und Obern im Jahre nicht mehr als einen Frontag leisten, und es versuchen, sich selbst bei ihren Rechten, Bräuchen und alten Herkommen zu handhaben, deren sie von ihrer Herrschaft gewaltiglich und ohne Recht entsetzt seien. Denn, (fügte er, um seiner Rede durch einen Beweis noch mehr Nachdruck zu geben, bei), der Nachbar wisse wohl, wie sie der Wirthschaft halb mit ihrem Junker lange Zeit zu Ensisheim gerechtet, daß jeder Hintersäß zu Lehen frei und ohne Beschwer Wirthschaft treiben dürfe; daß aber ihr Junker darauf keine Rücksicht genommen, sondern sie gegen Brief, Siegel und erlangte Rechte davon gedrängt, und die Wirthschaft andern Personen um Geld verliehen. — Dergleichen Gewalt und Hochmuth hätten sie seither ertragen müssen!“[10]

Mit solchem Eingange begnügte sich Joß Fritz gewöhnlich für’s Erste, und überließ es dem Angeköderten, sich nach und nach selbst mit seinem Gewissen und sittlichen Gefühle abzufinden. Erwartete er, daß dieses geschehen sei, oder näherte sich ihm der betrogene Nachbar von selbst, so knüpfte er seine Mittheilungen wieder da an, wo er aufgehört hatte, indem er fortfuhr, über den Druck der Herrschaft und die Ungerechtigkeit des rothweilischen und geistlichen Gerichtes zu schmähen.

Nur Pabst und Kaiser, versicherte er, seien von Gott gesetzte Obrigkeiten; Holz, Feld, Wasser, Vögel, Fische, Gewild und alles dergleichen, sei Armen und Reichen gemein; ihnen gebühre der Überfluß, in [10] welchem Klöster und Geistliche schwelgen u. s. w. Kurz, er wußte (versichern die einstimmenden Berichte) „den geblendeten Zuhörern seine Ansichten so süß vorzutragen, daß ihrer jeglicher von Stund an selig und reich zu seyn wähnte.“[11]

Auch an treuen Gehülfen für seine Plane fehlte es dem schändlichen Verführer nicht. Während mit ihm zu Lehen ein Bäkerknecht aus Etschland Hieronymus mit Namen, der bei dem Müller diente, und durch weite Wanderschaften, (von denen er viel zu erzählen wußte,) in Ansehen stand, die nächsten Nachbarn bearbeitete,[12] hatte den auswärtigen Verkehr vorzugsweise ein Abentheurer übernommen, welchen die Urkunden Veltin oder Stoffel von Freiburg nennen, der aber größtentheils zu Waldkirch im Wirthshause bei der Probstei saß, und von hier aus in alle Gegenden, bis nach Ehingen in Schwaben, seine Streifereien machte. Er ritt ein weisses Roß, hatte einen weissen mit schwarzem Sammt belegten Mantel um sich geworfen, und trug einen silbernen Strahl im Barett.[13] Joß Fritz selbst unternahm da und dorthin kleinere und größere Reisen, theils um selbst Theilnehmer zu gewinnen, theils um sich von der Wirksamkeit seiner Unterhändler zu versichern.

Längs des Kinzigthales waren bereits mehrere Wirthe ins Einverständniß gezogen, und ihre Häuser zu geheimen Zusammenkünften bestimmt. Im nächsten Dörflein ob Haslach, in der Vorstadt zu Wolfach, in der Schenke beim alten Bergwerke, beim Jörg von Ulm mit dem Eisenring um den Hals, waren sichere [11] Versammlungsstuben. Hand in Hand mit diesen Wirthen wirkten herumziehende Hausierer, Sprecher und Pfeifer. Zu Offenburg gewährten Klaus Krantz und Stoffel Zimmermann den Verschworenen Aufnahme; aus Bolspach unter Offenburg warben Kilian Ratz und ein Abentheurer Alexander genannt, dessen schwarzes Barett ein vergoldeter Pfenning, und dessen Seite ein Schlachtschwert zierten. Bis nach Bretten und in den Hauptsitz der Verschwörung von 1505 verzweigte sich auf dem diesseitigen Ufer des Rheines die Verbindung; und die ausführliche Aufzeichnung der Theilnehmer erwähnt sogar eines Edelmannes, der auf dem untersten Schlosse bei Dertingen sitze, und mit Joß von Bretten, einem der eifrigsten Beförderer des Bundes im Wirthshause beim Kloster zu Dertingen Zusammenkünfte halte.[14]

Auch auf dem jenseitigen Ufer des Rheines fand die Verschwörung in einem großen Theile der Dorfschaften des Elsasses zahlreiche Anhänger.[15] Nicht minder wurde um den Kaiserstuhl und durch die Markgrafschaft der gemeine Mann schwierig gemacht.[16] Selbst Geistliche waren da und dort dieser Meuterei nicht abgeneigt; und Johannes, Pfarrer in Lehen, erklärte sogar dieselbe (nach Versicherung eines Gefangenen) für ein „göttliches Ding, denn die Gerechtigkeit würde dadurch befördert werden und Gott selbst wolle es. Auch habe man in der Schrift gefunden, daß es Fortgang gewinnen müsse.“[17]

Wo endlich Ueberredung nicht ausreichte, suchte man sich der Gewalt zu bedienen; und die Urkunden [12] geben sogar Nachricht von einem Anfall auf öffentlicher Straße, wobei das Leben des Angefallenen sehr bedroht war, blos um den Bund zu erweitern.[18]

Wesentliche Dienste leisteten hiebei die Bettler, deren man sich besonders für die Zukunft, beim eigentlichen Ausbruche der Verschwörung bedienen wollte. Sie wurden zu diesem Zwecke unter zehn Hauptleute vertheilt, denen bereits zweitausend Gulden zugesagt waren, wenn sie zur gehörigen Zeit im Elsaß, in der Markgrafschaft und dem Breisgau Feuer einlegen, und sich auf eine bestimmte Kirchweihe oder einen gelegenen Jahrmarkt mit 2000 Mann zu Elsaßzabern einfinden, und das Städtchen besetzen würden.[19]

Da Joß Fritz, als die Seele des ganzen Unternehmens, von allen Seiten so geneigte Aufnahme seiner verrätherischen Gesinnungen fand, säumte er auch zu Hause nicht länger, die Maske abzuwerfen, und die unglücklichen Bethörten mit der ganzen Schändlichkeit seines Vorhabens bekannt zu machen. Er erklärte ihnen jetzt mit runden Worten, daß es sich um einen Bundschuh handle, und lud sie zu weitern nächtlichen Verhandlungen auf die Hartmatte ein[20]. Hier kamen anfänglich nur Wenige zusammen; aber Joß Fritz stellte neuerdings vor: „wie ihr Vorhaben göttlich, ziemlich und recht sei, da sie nichts handeln wollten, als was die heilige Schrift enthalte, und was an sich selbst göttlich, billig und recht sei.“[21]

[13] Ja er selbst und Hieronymus „als die Geschicktesten“ erboten sich, alle Anschläge ihres Vorhabens wegen aus der heiligen Schrift niederzuschreiben und den Verschworenen vorzulesen, und durchaus nichts anderes vorzunehmen, als was göttlich, ziemlich und billig wäre.[22]

Sogar von Wiedergewinnung des heiligen Grabes durch den Bundschuh wußte Joß Fritz seine Mitverschworenen träumen zu lassen.[23]

So entstanden nach und nach in den folgenden Versammlungen und bei einer größeren Anzahl von Theilnehmern die Bundesartikel, welche zwar nicht in allen Aussagen wörtlich und in gleicher Anzahl vorkommen, aber dem Wesentlichen nach in Folgendem übereinstimmen:

Erstens, den allerheiligsten Vater den Pabst, und den allergnädigsten Herrn den Kaiser, und vorab Gott, sonst aber keinen andern Herrn anzuerkennen.

Zweitens, um Schuld nur vor dem eigenen Richter an dem Orte, da Jeder gesessen ist, zu stehen.

Drittens, die rothweilischen Briefe nicht ferner zu leiden, sondern gänzlich abzuthun.

Viertens, die geistlichen Gerichte nur in geistlichen, nicht aber in Schuldsachen zu dulden.

Fünftens nur so lange Zinse zu geben, bis diese dem Hauptgut gleichgekommen.

Sechstens, bei Zinsen, da ein Gulden Geld unter zwanzig Gulden Hauptgut steht, zu handeln, was das göttliche Recht anzeigt und unterweiset.

Siebentens, jedem Priester, der zwei oder drei [14] Pfründen hat, eine zu nehmen, und damit einen andern Priester, der keine Pfründe hat, zu versehen.

Achtens, Vogeln, Fischen, Holz und Wald frei und allgemein zu machen.

Neuntens, alle unbillige Steuern und Zölle abzuthun.

Zehntens, einen beständigen Frieden in der ganzen Christenheit zu bewirken, und alle, welche sich dawider setzen zu erschlagen; dem aber, der je zu kriegen Lust hätte, Geld zu geben und ihn an die Türken und Ungläubigen zu schicken.

Elftens, Jeden, der dem Bund zufalle, mit Leib und Gut zu sichern, wer sich ihm widersetzte, zu strafen, nämlich zu erschlagen.

Zwölftens, Kaiserlicher Majestät, sobald der Haufe zusammenkommt, der gemeinen Gesellschaft Vorhaben zuzuschreiben, und sofern ihre Majestät den Bund nicht annehmen würde, zu den Schweizern zu rücken.[24]

Die weitere Sorge des Hauptes der Verschwörung gieng nun dahin, sich unter Zustimmung seiner nächsten Umgebung des Oberbefehls zu versichern, und einige andere Aemter für die Zukunft besetzen zu lassen.

Joß Fritz wurde daher in einer besondern nächtlichen Versammlung auf der Hartmatte als Hauptmann des Bundschuhes erwählt, und ihm Jacob Hauser ein schöner junger Mann, als Fähndrich zugeordnet. Vergebens suchte sich dieser des Amtes zu entschlagen, da er der Geschäfte eines Fähndrichs kein Wissen trage, dazu unbekleidet sei, und kein Vermögen besitze, sich besser zu kleiden; man entgegnete ihm, sobald der Handel angehe, werde er bekleidet werden, und ließ [15] somit die Wahl bestehen. Ohne sich zu weigern, nahmen Hans Stüblin und Hans Geiger die Stellen als Weibel an; wobei ihnen bemerkt würde, daß sie von diesen Aemtern keine Belohnung zu erwarten, sondern Alles allein um Gottes willen zu thun hätten.[25]

Zugleich redete man in dieser Versammlung auch von dem Wortzeichen, woran sich die Verbündeten erkennen möchten. Der Hauptmann brachte das alte Speierische mit einer kleinen Veränderung in Vorschlag: „Gott grüß dich Gesell, was hast du für ein Wesen? — Der arm Mann in der Welt mag nicht mehr genesen!“ Die Versammelten nahmen es an.

Nebst den Genanten befanden sich damals noch auf der Hartmatte: der Bäkerknecht Hieronymus, Kilius Meyer, Hans Freuder, Hans und Karius Heitz, Konrad Enderlin, und Peter Stüblin, sämmtlich von Lehen; Ciriak Stüblin und Konrad Brun von Betzenhausen; Hans Hummel, ein Schneider aus Schwaben, und Jakob ein fremder Gesell aus der Ortenau.[26]

Mehr Mühe als diese Ernennungen machte dem neuen Hauptmann das Herbeischaffen eines geeigneten Fähnleins; theils wegen der Kosten die es verursachte theils wegen der Gefahr, die mit seiner Bestellung verbunden war. Die Verschworenen waren nämlich gröstentheils sehr arme verschuldete Leute, von denen kaum Einer oder der Andere einen sogenannten dicken Pfenning zur Beisteuer entrichten konnte. Kilius Meyer sah sich genöthiget, um seinen Antheil bezahlen zu können, fünf Viertel Wein einem Brodbäker zu Freiburg zu verkaufen, und das daraus erlößte Geld, einen halben Gulden, dem Hauptmann zu übergeben.[27] [16] Konrad Enderlin aber weigerte sich dessen, da er es nicht vermöge; worauf ihm Kilius Meyer, von Zorn glühend, in der Versammlung zurief: „Du must’s vermögen, kannst du doch deinem Junker die Steuer geben!“ Diese heftige Aufforderung veranlaßte den Angegriffenen zu erwiedern: „Wohlan, nimmt es diesen Weg, daß ich Steuern geben muß; so will ich eher sehen, daß ich sie meinem Junker gebe,“ mit welchen Worten er davongieng.[28]

Noch größere Schwierigkeiten verursachte die Bestellung des Fähnleins; wurde diese nicht höchst vorsichtig betrieben, so konnte schon dadurch das ganze Unternehmen verrathen werden. Joß Fritz fand es daher nöthig, einem in Freiburg völlig ungekannten Mitverschwornen, auf den er sich aber verlassen konnte, die Einleitung der Sache zu übergeben. Dieser wendete sich an einen beim Prediger-Kloster wohnhaften Maler, Namens Friedrich, dem er nach vielen Umschweifen sein Ansinnen, ein Fähnlein mit einem Bundschuh zu erhalten, eröffnete. Der Maler erschrack aufs heftigste, und wieß den Bauern mit der Ermahnung fort, ihn mit solcher Arbeit unbekümmert zu lassen, und sich selbst vor so bösen Sachen zu hüten, damit er nicht gestraft werde. Zugleich setzte er den Rath von diesem Vorfall in Kenntniß. Da ihm jedoch der Bauer unbekannt war, und er daher nicht angeben konnte, wo ein so verderbliches Feuer loszubrechen drohe, konnte der Rath vorerst nichts thun, als die Umsässen in geheim auffordern, ein fleissiges Aufsehen zu haben, und die Stadt selbst in bessern Vertheidigungsstand setzen.[29]

[17] Unterdessen wurde Joß Fritz durch den ersten mißlungenen Versuch von seinem Vorhaben nicht abgeschreckt. Ein anderer Maler von Freiburg, Theodosius mit Namen, war eben damals in der Kirche zu Lehen mit Arbeit beschäftigt; diesen faßte nun Joß Fritz ins Auge. Er führte ihn nach einem fröhlichen Abendtrunke, in Gesellschaft des Altvogts von Lehen Hans Enderlin, in einen Baumgarten, wo er ihm eröffnete, daß ein fremder Gesell ein Fähnlein von ihm gemalt haben möchte. Als der Maler eine nähere Angabe verlangte, gab Joß Fritz als Hauptgegenstand desselben den Bundschuh an; worauf auch dieser Maler sich erklärte, daß er nicht aller Welt Gut nehmen möchte, ein solches Fähnlein zu machen. Nun hielt Joß Fritz still, und betheuerte dem erschrockenen Künstler: „die Worte, die sie hier an ihn gestellt hätten, seien Niemanden, denn der Luft und der Erde geöffnet; und wo er, der Maler, ausplaudere, müsse es ihm zu schwer werden.“ Hiedurch wurde der Maler noch mehr verwirrt, und da er besorgte, es möchte vielleicht ein Anschlag auf ihn gemünzt seyn, um ihm die Bezahlung, welche er an die Kirche zu fodern hatte, vorenthalten zu können, verschwieg er auch diesen ganzen Vorgang bis zur Zeit, da der Bundschuh schon von andern Seiten her den Stadthäuptern angezeigt worden.[30]

„So fern (fährt hier der Hauptbericht über diese Vorgänge fort) Joß Fritz nur einige Ehrbarkeit oder Gottesfurcht in seinem Herzen gehabt, so hätte er nun billig bedacht, wie er einst zu Bruchsal entwichen, wie ihm auch jetzt zum andern Male versagt worden, das Fähnlein zu malen, und damit solch sein unredlich [18] boshaft Vorhaben zurückgeschlagen; aber er ist in dieser Erzbüberei ganz ertrunken gewesen, und nun zum dritten Male zugefahren.“[31]

Dießmal war er auch in seinem Unternehmen glücklicher. Auf einem neuen Streifzuge wußte er nämlich zu Heilbronn einen Maler zu beschwatzen: er habe in einer großen Schlacht (darin er wirklich gewesen), versprochen, eine Fahrt gen Achen zu thun, und dort unsrer lieben Frau ein Fähnlein zu bringen. Darauf solle neben einem Crucifix U. L. Frauen und St. Johannes Bildniß, und unter demselben ein Bundschuh angebracht seyn. Als auch dieser Maler wegen des Bundschuhes Argwohn schöpfen wollte, und fragte, was damit gemeint sei, fuhr Joß Fritz treuherzig fort: er sei eines Schuhmachers Sohn aus Stein im Schweizerland, sein Vater halte auch Wirthschaft, und führe wie männiglich bekannt sei, einen Bundschuh im Schilde; damit man nun erkennen möge, daß das Fähnlein von ihm sei, wolle er seines Vaters Zeichen beifügen lassen. Mit dieser Antwort beruhigte sich der Maler, und lieferte in Bälde das Fähnlein, das Joß Fritz nun freudig mit sich nach Lehen herauftrug. [32]

Ein Mitverschworner, Jakob Hauser, bekannte im Gefängnisse, von dem Hauptmann gehört zu haben, nebst dem Crucifix und unser Frauen und St. Johann des Täufers Bildniß seien auch auf diesem Fähnlein noch der Papst und Kaiser, und ein unter dem Kreuze knieender Bauersmann nebst einem Bundschuh und der Inschrift angebracht gewesen: „Herr stand (steh) deiner göttlichen Gerechtigkeit bei!“; auch Kilius Meyer wollte auf dem Fähnlein diese Vorstellungen gesehen [19] haben, und sich dabei erinnern, daß es auf der Kehrseite blau gewesen.[33]

Die Verschworenen hegten große Erwartungen von diesem Bundeszeichen; denn sie hofften, der gemeine Mann würde, sobald nur einmal das Fähnlein flöge, ihnen von allen Seiten zufallen, und ihr Unternehmen unterstützen.[34]

Der Hauptmann trug es daher auch wie ein Heiligthum größtentheils selbst unter dem Brusttuche mit sich herum, und in einer neuen Versammlung auf der Hartmatte wurde beschlossen, wenn dem Bunde Uebels zustöße, das Fähnlein hinter dem Altvogte zu Lehen niederzulegen, wo es Jeder wieder finden könne.[35]

Während der Abwesenheit des Hauptmanns waren auch die Zurückgebliebenen nicht müßig gewesen. In besondern Zusammenkünften verabredeten sie sich, in Freiburg selbst Anhang für ihr Unternehmen, und in jeder Zunft wo möglich Einen oder Zwei zu gewinnen, welche dann weiter werben würden. Namentlich erklärte Hans Stüdlin: er habe einen Vetter in Freiburg bei dem Brüderlin gesessen und Schwarz-Kaspar genannt, der wäre alt und seine Tage ein Kriegsknecht gewesen; wenn sie diesen bekommen könnten, würde er ihnen leicht einen großen Anhang verschaffen.[36] Doch geht aus keiner Aussage hervor, daß ihre Vorschläge wirklich ins Leben getreten und von Erfolg gewesen sind.

Ueberhaupt war jetzt die Verschwörung dem Punkte ihrer Reife nicht mehr ferne, und die Verschwornen schwankten nur in ihren Meinungen, welche Stadt, [20] ob Freiburg, Breisach oder Endingen man zuerst überfallen solle.[37] Man verschob die Entscheidung bis zur nächsten Kirchweihe zu Biengen (Sonntag 9. Oktober) wo sich, ohne Verdacht zu erregen, die Verschwornen in großer Anzahl versammeln, und vielleicht sogleich das Fähnlein fliegen lassen konnten.[38]

Mit den Elsässern war schon im Voraus verabredet worden, daß sie, sobald die Verschwörung im Breisgau zum offenen Ausbruche käme, bei Burgheim den Rhein übersetzen und dem diesseitigen Haufen zufallen sollten.[39] Zugleich schickte man Abgeordnete den Simonswald hinauf, um über den Schwarzwald hin zu werben;[40] auch nach Freiburg schlichen sich fortwährend geheime Kundschafter, welche die Hut der Thore und Thürme besichtigten und nach Lehen verriethen.

Ja ein verwegener Bettler warf sogar in dieser letzten Zeit Feuer in ein Haus oder in einen Stall zu Freiburg, damit die Bürger dahin zusammenlaufen, und die Bundschuher, bei vernachläßigter Thorhut ihren Anschlag um so leichter ausführen möchten.[41]

Man war übrigens fest entschlossen, das ganze Vorhaben, sobald sich die Haufen versammelt hätten, kaiserlicher Majestät schriftlich zu eröffnen; und falls es deren Genehmigung nicht erhielte, zu den Schweizern zu rücken. Damit stand wohl auch die vorgeschlagene Aenderung des Fähnleins in Verbindung, die Meisten stimmten nämlich dafür, das weiße Kreuz abzuthun, und einen Adler darauf malen zu lassen.[42]

Allein jetzt war auch der Zeitpunkt gekommen, in [21] welchem die Verschwörung plötzlich aufgedeckt und unterdrückt wurde.

Hatte gleich Freiburg, nach Versicherung der Berichte,[43] schon früher Erkundigungen eingezogen, so scheint es doch bisher nur unbestimmte Andeutungen, und Markgraf Philipp von Baden erst zu Anfang des Oktobers (1513) die ersten zuverläßigen Eröffnungen durch Hans Mantz von Wolfenweiler[44] und Michael Hanser von Schallstadt[45] erhalten zu haben. Zu gleicher Zeit kommen auch in den Rathsbüchern der Stadt Freiburg die ersten Spuren des Bundschuhes vor. In der Sitzung vom 3ten Oktober finden sich nämlich Gallin Mantz und Martin Zimmermann, beide von Wolfenweiler, mit dem Zusatze: „daß sie vom Bundschuh wissen,“ eingetragen. Ob der Rath diese Nachricht durch den Markgrafen oder auf einem andern Wege erhalten habe, ist nicht beigefügt. In der nämlichen Sitzung wurde noch mehreres wegen des Bundschuhes verabredet, und vor Allem erkannt, das Nöthige zur Sicherung der Stadt zu thun. Die Thürme wurden mit Büchsen und Leuten versehen, und den Thorschließern aufgetragen, stets mit Harnisch und Gewehr bei der Hand zu seyn, und auf Bescheid der Herren zu warten. Unter jedem (äußern) Thore wurden zwei geharnischte Wächter, unter dem (innern) Predigerthore einer aufgestellt. Zugleich brachte man auf den Zünften die Sturmordnung in Erinnerung. Die Neuenburg und die Schneckenvorstadt erhielten eigene Fahnen, bestimmte Hauptleute und Versammlungsplätze; auch mehrere Waibel wurden ernannt.[46]

[22] Den Bauern, welche jetzt mehr als je ihr Hauptaugenmerk auf Freiburg richteten, entgiengen diese Vorkehrungen nicht. Noch desselben Tages verbreitete sich zu Lehen die Nachricht, der Bund sei ausgekommen und Freiburg gewarnt worden; worauf mehrere Verschworne zur Bettzeit auf der Hartmatte zusammen kamen, und, nun eben so feig und unentschieden als bisher hinterlistig, ihren Handel ganz zu unterdrücken sich entschlossen. In Abwesenheit des Hauptmanns nahm Kilius Mayer allen Gegenwärtigen das Gelübde der tiefsten Verschwiegenheit über Alles ab, was je von ihrem Handel verabredet worden.[47]

Ohne Zögern setzte Markgraf Philipp auch die kaiserliche Regierung zu Ensisheim in Kenntniß, gab ihr den Rath, den zwei Abgeordneten, welche den Bundschuh über den Wald ausbreiten sollten, den Weg zu unterreiten, und erklärte sich bereitwillig, die schuldigen Unterthanen seines Vaters sogleich einzusetzen; wobei er jedoch besorge, daß ihrer Viele flüchtig würden.[48] Auch von Freiburg aus giengen in geheim Bothen an die benachbarten Städte.

Bürgermeister und Rath von Neuenburg danken schon des folgenden Tages für die getreue Warnung, die sie zu hohem Dank empfangen, mit dem Erbieten, dieselbe in gleichen und andern Fällen freundlich zu erwiedern. Zugleich erwähnen sie einer, ihnen von Rötteln her zugekommenen Nachricht, daß sich eine große Versammlung der Bauern in einer der nächsten Nächte zu Thiengen, Biengen oder Mengen, oder vielleicht in allen drei Dörfern einfinden werde, ohne daß man wisse, wohin sie sich fürs erste zu wenden gedenke. [23] Auch dürften den Herren der Regierung zu Ensisheim diese Vorgänge unverborgen seyn, da Hans von Schönau und Blicker Landschad noch Nachts spät den Rhein übersetzt, und es merken lassen, diese Sachen anzubringen[49]

Offenbar hieng nun bei dem völligen Mangel an stehenden Truppen in diesen Gegenden, von der Haltung Freiburgs das meiste ab, durch furchtloses und kräftiges Einschreiten der androhenden großen Versammlung aller Verschwornen vorzubeugen, und der Rädelsführer habhaft zu werden. Glückte gleich Letzteres der Stadt nur unvollkommen, so scheint ihr doch das Erste gelungen zu seyn. In einem nächtlichen Ausfalle rückten nämlich, wie eine Chronik erzählt, 200 bewaffnete Bürger nach Lehen, und bemächtigten sich mehrerer Verschworenen.[50] Obgleich die Bedeutenderen unter diesen schon geflohen waren, und ihren Weg wie ihr Hauptmann und sein Gehülfe Hieronymus in die Schweiz eingeschlagen hatten, so scheinen doch noch Joß Fritzen Frau, der Altvogt Enderlin und einige andere in die Hände der Bürger gefallen zu sein.[51] Des folgenden Morgens wurde auch Marx Stüdlin von Munzingen aus der Dorfkirche, wohin er sich geflüchtet hatte, hervorgezogen und eingesetzt.[52]

Auf gleiche kräftige Weise schritt auch der Markgraf [24] ein, und überschickte schon unterm 12. Oktober Matern Weinmann’s von Mengen Aussage mit der Bitte, ihm gegenseitig die Namen der gemachten Gefangenen mitzutheilen. Er fügt diesem Briefe unter Anderm bei, daß Marx Stüdlin, der nun zu Freiburg sitze, dem Weinmann eröffnet habe: der Vogt im Glotterthale, auch Clevi Jäcklin von Munzingen und Viele am Kaiserstuhle und in der March seien in der Sache verwickelt, er habe aber doch keinen vom Kaiserstuhle oder aus der March mit Namen nennen können.[53]

Auch von Straßburg und Villingen kamen bald (15. u. 16. Oktober) höchst theilnehmende Schreiben, wovon besonders das Letztere durch seinen herzlichen Ton anspricht, aber zugleich beweiset, wie die Aufregung des Volkes schon über den Wald sich zu verbreiten angefangen hatte.[54]

Sogar Schlettstadt wendete sich in diesen „wilden Läufen“ (unterm 18. Oktober), gewarnt durch hohe Personen, in ängstlichem Tone an Freiburg und bat um beruhigende Nachrichten.[55]

Die Verfügungen der kaiserl. Regierung zu Ensisheim auf die ihr von Seite des Markgrafen gemachten Mittheilungen erfolgten höchst langsam. Erst unterm 13. Oktober, als bereits die entscheidenden Schritte geschehen waren, ließ sie ein allgemeines Mandat gegen die Bundschuher ausfertigen, das den 18. Oktober zu Freiburg ankam.

Der Stadtschreiber daselbst bemerkte deßhalb auf [25] der Abschrift, die er davon zu nehmen hatte: „wäre vor zehn Tagen wohl gekommen.“[56]

Um so erfreuender war für Freiburg die Zuschrift aus Basel vom 22. Oktober, worin die Gefangennehmung zweier der bedeutenderen Verschworenen, deß Kilius Meyer und Jakob Hauser gemeldet wurde.[57] Beide waren, noch zeitig genug gewarnt, von Lehen entwichen, und zu Sewen ob Basel mit Joß Fritz, dem Bäkerknecht Hieronymus und Augustin Enderlin zusammengetroffen. Von hier hatten sie sich auf den Tag nach Zürch begeben wollen, waren aber auf dem Felde zwischen Sewen und Liestal gefangen worden, während der Hauptmann und die Uebrigen entrannen.[58]

In Bälde schickten zur Beschleunigung des Urtheils über diese Gefangenen sowohl die kaiserl. Regierung, als die Stadt Freiburg Gesandte nach Basel, welche dem dortigen Rathe den ganzen Handel des Bundschuhes erläutern und ans Herz legen mußten. Endlich erfolgte auch unterm 22. Dezember die Verurtheilung beider Unglücklichen, anfänglich zur Axt, nachmals aus Gnade zum Schwert.[59]

Mit größtem Eifer war inzwischen auch die Spur des entflohenen Bundschuh-Hauptmannes und seiner Mitgesellen sowohl von Seite der Regierung als von Seite Freiburgs weiter verfolgt worden.

Zu gleicher Zeit (22. Oktober) trafen der kaiserl. Rath Rudolph von Blumeneck und die Rathsbotschaft von Freiburg zu Schaffhausen ein, und trugen hier ihre Werbung dem Rathe vor. Die Folge davon war, [26] daß noch desselben Tages Augustin Enderlin und Thoman Müller, beide von Lehen im Gebiete dieser Stadt ergriffen und gefänglich eingebracht wurden.[60]

Joß Fritz hatte auch hier sich glücklich durchzuhelfen gewußt, und trieb sich nach spätern Berichten mit noch Einem (wahrscheinlich seinem treuen Gehülfen Hieronymus) in der Gegend von Zurzachumher.[61]

Gegen die Gefangenen gieng man nach übereinstimmenden Grundsätzen mit der abschreckendsten Strenge zu Werk. Der Altvogt Hans Enderlin, sein Sohn, Konrad Brun, Ciriak Stüblin und Marx Stüdlin wurden geviertheilt; dem Matern Weinmann und andern minder Schuldigen wurde der Kopf abgeschlagen.[62]

Bernhard Enderlin verlor das vordere Gelenke an den Schwurfingern;[63] eben so später Simon Striblin von Lehen der zu Waldkirch gefangen saß.[64] Vom Elsasse her fehlen die Berichte, aber ohne Zweifel traf sie dort dasselbe Loos. Denn als man zu Gunsten der Verschworenen das Gerücht auszustreuen sich bemühte, kaiserl. Majestät habe befohlen, künftig keinen Bundschuher mehr einzuziehen und an Leib oder Leben zu strafen, ohne vorerst bei derselben die Anzeige gemacht zu haben: erklärte die Regierung zu Ensisheim dieses Vorgeben für eine Lüge, und machte unterm 16. November neuerdings den Willen und die Meinung [27] des Kaiser bekannt, daß jeder Bundschuher allenthalben gefänglich eingezogen, peinlich erfragt, dann vor Recht gestellt, auf sein Bekenntniß angeklagt, und nach aller Strenge an Leib und Leben gestraft werden solle.[65]

Schon einige Tage zuvor, ehe die Regierung diese Bekanntmachung erließ (Sonntag den 13. Nov.) hatte der Rath zu Freiburg sämmtliche Zünfte zusammen berufen, um ihnen in einem ernsten Vortrage die ganze schändliche Verschwörung des Bundschuhes von Anfang bis zu Ende vor Augen zu stellen, und Jeden aufs schärfste abzumahnen, dieselbe in Scherz oder Ernst mit Wort oder That in Schutz zu nehmen. Zugleich wird beigefügt, daß der Rath am Gehorsam und an der Willfährigkeit der Bürger in diesen Sachen großes Gefallen trage, und bereits ein ausführlicher Bericht über alle bisherige Vorfälle an den Kaiser selbst abgegangen sei.[66]

Mit voller Beruhigung konnte die Stadt der landesherrlichen Antwort entgegensehen, da sie bei ihren Maßregeln die Umsicht, Kraft und Gerechtigkeitsliebe bewiesen hatte, welche nöthig waren, um nicht nur augenblicklich eine schon zum Ausbruch reife Verschwörung zu unterdrücken, sondern auch die bereits im Allgemeinen höchst aufgeregten unruhigen und neuerungssüchtigen Gemüthern vor ähnlichen Unternehmungen zurückzuschrecken.

Unterm 23. Dezember traf endlich das Schreiben ein, welches die vollste Zufriedenheit des Kaisers mit allen Vorkehrungen so wie mit der bewiesenen Anhänglichkeit und Treue Freiburgs ausspricht, und für die Stadt [28] nicht minder ehrenvoll als höchst ermunternd wurde.[67] Wie mußte es ihre Liebe für den verehrten Maximilian vermehren, der nun zwar ferne die Neige seiner Tage durchlebte; den sie aber oft als ritterlichen Prinzen beherbergt, als mildesten Landesvater verehrt, und endlich im Glanze des Reichstages in ihren Mauern bewundert hatte!

So strenge Gerechtigkeit Freiburg gegen die eingebrachten Gefangenen ergehen ließ, so mild bewies es sich wieder gegen die reuigen Gemeinden von Lehen und Betzenhausen, denen es aufs neue im nächsten Maimonat den Waidgang auf seinem Grund und Boden gegen die altherkömmliche Anerkennung des städtischen Eigenthums durch einen Schilling-Pfenning und ein Huhn verlieh.[68] Doch sollte auch, und mit vollstem Rechte, die bösartige Verschlossenheit dieser Gemeinden gegen ihre Wohlthäterin, die Stadt, nicht ganz der Vergessenheit übergeben werden. Noch unterm 7. Dez. 1513 verfügte der Rath: „daß die von Lehen und Betzenhausen, zum Gedächtniß, daß der mördliche Handel bei ihnen entsprungen, und sie doch die Stadt nie gewarnt, fernerhin kein Gewehr länger als eine halbe Elle durch die Stadtthore hereintragen dürfen. Auch sollen die Zoller hievon unterrichtet, und diese Verfügung lediglich nie aberkannt werden.“[69]

Hatten indessen auch die zweckmäßig ergriffenen und fortgeführten Maßregeln auf längere Zeit die Ruhe in diesen Gegenden befestigt, so brach dafür, wie aus einer weithin mit verborgener Glut unterzogenen [29] Fläche, schon im nächsten Frühlinge dieselbe Flamme an einer andern Stelle aus.

Zu Schorndorf im Herzogthum Würtemberg nämlich hatte schon seit einiger Zeit ein armer aber lustiger Geselle, Konrad genannt, eine Bruderschaft gestiftet, welche anfänglich weiter nichts als eine Veranlassung geben zu wollen schien, eines verschuldet oder unverschuldet kümmerlichen Lebens noch dadurch möglichst froh zu werden, daß man dieses Leben selbst zum Gegenstande seines Scherzes machte. In der Regel wurden Leute ohne, oder von sehr geringem Vermögen in die Gesellschaft aufgenommen.

Man nannte sie von ihrem Stifter den armen Konrad, wobei man jedoch nicht vergaß, schon bedeutsamer mit dem Aehnlichklange des Wortes: „den Armen kein Rath“ zu spielen. An der Spitze der Brüderschaft stand ein von ihr erwählter Vogt, der dem Neuaufgenommenen einige Stücke Feldes am Hungerberg, in der Fehlhalde oder am Bettelrain anwies. Die Regierung sah gleichgültig über diese scheinbaren Thorheiten hinweg, die jedoch immer zahlreichere Anhänger fanden. Die bedeutendsten darunter waren die Beutelspacher, und an ihrer Spitze ein verschwenderischer arbeitscheuer Mensch, Gaiß-Peter genannt, der bei vier unerzogenen Kindern ganz ohne Vermögen war, und eine sehr bittere aufrührerische Zunge hatte.

Bald nahm jedoch auch diese Verbindung eine höchst bedenkliche und gefährliche Richtung. Denn, als sich Herzog Ulrich zur Deckung seiner Schulden des Mittels bediente, Maß und Gewicht zu verringern, wagte es Gaiß-Peter am Osterabende (den 15. April), da man das neue Gewicht zum erstenmale brauchen wollte, [30] mit seinen Gesellen in die Metzig seines Ortes einzudringen, einem derselben das neue Gewicht anzuhängen, und es unter Trommeln und Pfeifen der Rems zuzutragen, um hier nach alter Sitte an demselben das Gottesgericht der Wasserprobe zu üben.

Gleiches wiederholte er an andern Orten, wobei er sich rühmte, der arme Konrad zu seyn, und versicherte, wenn die Bruderschaft zusammenzöge, würde sich bald mehr Volk zu ihm schlagen, da es an solchen Gesellen, die Güter im Hungerberg und in der Fehlhalde besäßen, nicht mangle. Solche Vorgänge veranlaßten wirklich eine Menge von Zusammenrottungen, und einen allgemeinen Ausbruch der Unzufriedenheit, welcher nur durch die schleunigste Aufhebung des neuen Gewichtes und durch große Beschränkungen, die sich der Herzog auf dem nächsten Landtage gefallen ließ, gesteuert werden konnte.

Noch unterm 25. Juli 1514 schrieb Markgraf Philipp von Baden an die Stadt Freiburg, sein Oheim und Schwager Herzog Ulrich habe seinen Vater und ihn aufs ernstlichste um Hülfe gegen aufrührerische Unterthanen angesucht; worauf sie einen Beistand zu Fuß aus den Herrschaften Rötteln, Sausenburg, Badenweiler und der Markgrafschaft Hochberg abgehen lassen. Die Stadt möge daher als freundliche und vertraute Nachbarin zu diesen Herrschaften und Wohnungen der Unterthanen ein treues fleißiges Aufsehen tragen.[70]

[31] Wie sehr diese Vorsorge des Markgrafen an ihrer Stelle war, zeigte sich bald; denn noch immer zogen verdächtige Leute unter mancherlei Mummereien umher. Bald gaben sie sich für Priester, Stationierer und Heiligthumführer aus, bald hatten sie ihre Gesichter übermalt, oder sonst unkenntlich gemacht, so daß ihr zahlreiches Erscheinen in den Gemeinden höchst bedenklich werden mußte.[71]

Zudem drohte nun auch der arme Konrad seine giftigen Wurzeln ins Badische herüber zu treiben.

Die ersten Spuren desselben ließen sich zu Bühl und in der Umgegend bemerken. Wie jetzt allenthalben war auch da der gemeine Mann unzufrieden und aufgeregt, und die leichteste Veranlassung genügte, ihn einem Verführer in die Arme zu werfen, den weiter nichts als die Unverschämtheit bemerkbar machte, mit der er seine Obrigkeit zu höhnen sich erfrechte.

Es war im Sommer 1514, als der herrschaftliche Vogt von Bühl die gewöhnliche Frohn im sogenannten Hartgraben anordnete. Die Pflichtigen erschienen zur gehörigen Zeit, nur ein gewisser Gugel-Bastian von Bühl traf mit einigen Gesellen erst um 10 oder 11 Uhr ein, als die Arbeit beinahe geschehen war. Er hatte die Stunden bis dahin im Wirthshause gesessen, und sich ungescheut grobe Schmähungen gegen den Vogt und die Verfügungen der Regierung erlaubt. Einzelne Frohner, auf welche die Arbeit verstärkt zurückfiel, fiengen an, über das lange Ausbleiben dieser Gesellen zu murren, und von Bestrafung zu sprechen. Kaum hörte Gugel-Bastian dieses, [32] so flüsterte er mit den Seinigen zusammen, und die Frohner erhielten einen Wink zu schweigen, wenn sie sich nicht in blutigen Streit verwickeln wollten.

Leicht ließ sich voraussehen, daß ein solches Betragen nicht ungeahndet bleiben werde. Als daher Gugel-Bastian einige Tage darauf (Samstag nach Pfingsten) mit einem andern Bühler, Hans Degenhard, tagwerkte, war er neugierig, von diesem zu erfahren, warum doch der Bürgermeister und das Gericht beim Vogt so viel ein- und ausgingen, ob es sich vielleicht um das Frohnen im Hartgraben handle? Dieser erwiederte: er wisse es nicht, worauf Gugel-Bastian beifügte: er rathe dem Vogt, des Handels müssig zu gehen, denn wenn man einen von ihnen einsetze, so würden sie in den Thurm brechen und ihn wieder befreien; sie seien die Stärkern und hätten schon ihren Anschlag gemacht.

Hiebei blieb es nicht, sondern Gugel-Bastian hatte sogar die Frechheit, mit etwa 62 seines Gelichters unter Trommeln und Pfeifen vor des Vogts Haus zu ziehen und ihn zu Rede zu stellen, ob er sie wegen des unterlassenen Frohnens angeschrieben habe oder nicht. Hierauf ging der Zug noch 2 Tage auf gleiche Weise unter Trommeln und Pfeifen umher.

Je größere Schuld Gugel-Bastian durch sein Betragen auf sich lud, desto mehr mußte es ihm daran gelegen seyn, seinen Anhang zu vergrößern und dadurch die Obrigkeit in Furcht zu setzen. Ein erwünschtes Mittel hiezu bot ihm der sogenannte Blüwelbach, der aus dem Bühlerthale hervorfließt, und als ein der Herrschaft seit den ältesten Zeiten eigenthümliches Bannwasser von dieser um einen bestimmten jährlichen Zins [33] ausgeliehen wurde. Gugel-Bastian gab vor, dieser Bach sei ursprünglich eine Allmende gewesen, und lud nun alle Anwohner, nah und fern ein, denselben in seiner Gesellschaft Mittwochs vor dem Fronleichnamstage (den 14. Juni) auszufischen. Jetzt zeigte sich besonders die Lust und Thätigkeit dieses Mannes in Durchsetzung bösartiger Entwürfe. Er selbst gieng von Nachbar zu Nachbar, und suchte den Einen durch Lockungen, den Andern durch Drohungen zu gewinnen. Diesen versicherte er, die Thalbewohner von Altschweier und Kappel seien sämmtlich auf ihrer Seite, und würden den Bach von oben herab, wie sie von unten hinauf fischen; der Amtmann von Stollhofen habe versprochen, mit 300 Mann Antheil zu nehmen; und selbst die von Achern würden zuziehen, sofern man ihnen zu Hülfe käme, die Mehlwage zu brechen und abzuthun: jenen, die in seinen Plan einzugehen sich weigerten, drohte er mit seinen Gesellen durch das Haus hin und her zu gehen. Auch andere unruhige Köpfe wirkten mit ihm; so zog Elsen-Bernhard mit Kreide einen Ring, alle, welche mit fischen wollten, auffodernd hinein zu stupfen. „Und, bekannte nachmals Gugel-Bastian selbst, ihrer haben viel gestupft, und sind nach Bühl gekommen.“ Der Vogt schlug, da er aller Hülfsmittel entblößt war, den vernünftigsten Weg ein, das Fischen ungehindert vor sich gehen zu lassen: „denn, versicherte Gugel-Bastian, hätte ihnen der Vogt das Fischen wehren wollen, so hätten sie nichts um ihn gegeben, sondern Gewalt gebraucht.“

Auch hiemit noch nicht zufrieden, sann Gugel-Bastian darauf, unter seinen Anhängern eine engere Verbindung herzustellen, und seiner Meuterei eine bestimmte Verfassung zu geben. Er wendete sich deshalb an den [34] Bürgermeister von Bühl mit dem Ansinnen, die Gemeindglocke läuten zu lassen; denn es seien etliche Artikel[,] die man der Gemeinde vortragen müsse. Auf die Frage des Bürgermeisters, was es für Artikel seien? fügte Gugel-Bastian weiter bei: Es werde sich um die neue Ordnung und das Rüggericht handeln; worauf der Bürgermeister entgegnete: jetzt könne die Gemeinde nicht versammelt werden, da sie theils zu Achern theils auf dem Felde zerstreut sei; er solle sich bis des folgenden Tages gedulden, und indessen in dem Thale die Heimbürger auffodern, ihre Beschwerden der Gemeinde von Bühl wissen zu lassen.

Kein Auftrag konnte Gugel-Bastian willkommner seyn, als dieser; er eilte deshalb von Heimbürger zu Heimbürger mit seiner Auffoderung, und wies schon im Voraus jeden darauf hin, was er für Beschwerden vorbringen solle. Gugel-Bastian selbst scheint nichts Schriftliches zur Hand gehabt zu haben; doch geht aus einem besondern, den Zeugenaussagen beigelegten Zettel hervor, daß sich die Wünsche der Unzufriedenen in folgenden Punkten vereinigten:

Erstens, so einem in seinem Weinberg ein Gewild schadet, soll er Macht haben, es zu scheuchen, zu schiessen oder zu fangen, wie er’s umbringen mag; und so er’s umbringt, soll er’s ohne zu freveln für sich selbst behalten dürfen, und nur wenn er will, dem Vogt davon verehren.

Zweitens soll die neue Erbordnung, da ein Ehegemahl das andere nicht erben soll, abgethan seyn.

Drittens, so einer eine schwangere Frau habe, soll er auch ungefrevelt ein Essen Fisch aus dem Bach

Viertens, soll man den Zoll zu Steinbach und [35] Bühl nicht anders zu geben haben, als wie vor Jahren: nämlich vom Fuder 5 Pfenninge, da man jetzt 6 Plappart gebe. Und so einer einen Vierling oder etwas Wein in das Ried führe, um ihn in seinem Hause zu trinken, davon soll er eben so wenig Zoll geben, als von der Frucht, die er aus dem Ried führe, um sie im Herbst durch Wein zu entgelten.

Fünftens, wolle man den Futter-Haber ringern, und fernerhin nicht mehr so viel geben als bisher.

Sechstens, soll das Rüggericht nicht so scharf seyn; namentlich ein guter Nachbar den andern in brüchigen Händeln nicht mehr also angeben müssen, wie bisher.

Siebentens, sollen die Gültbriefe, deren Zinse dem Hauptgut gleichgekommen, abgethan seyn.

Achtens, wollen sie nicht mehr im Graben frohnen; es sei denn, man überlasse ihnen die Weide darin um den Zins, der jetzt davon fällt.

Noch mehr verfehlte sich Gugel-Bastian durch seine von ihm selbst gestandene Versuche, einen armen Konrad zu bewerkstelligen.

Er hatte hiezu eine abgelegene Stelle am sogenannten Hessenbach gewählt, und daselbst seine Genossen auf den ersten Sonntag nach Pfingsten gegen Einbruch der Nacht versammelt. Voll Selbstvertrauen und blinder Zuversicht, daß ihm sein Unternehmen nicht mißlingen könne, trat er hier auf, und begann mit den Worten: „Plan ihr Gesellen; ihr habt gesehen und gehört, wie ich mit dem Vogt geredet, nun will ich der arme Kuntz (Konrad) seyn!“

Darauf zog er einen Ring, und begerte von den Anwesenden, jeder solle ihm die Treue geben, mit ihm zu genesen und zu sterben; dann wollten sie die neuen Ordnungen und das Rüggericht aufheben, und auch [36] das Recht mit dem Bach und dem Fischen wieder in alten Stand bringen.

Da jedoch diese erste Auffoderung keine günstige Aufnahme fand, und vielmehr in diesem entscheidenden Augenblicke jede Zunge gelähmt schien; glaubte Bastian ein leichteres Zeichen zum Ausdrucke der gemeinsamen Zustimmung verlangen zu müssen, und fuhr deßhalb fort: „Wem dieses Unternehmen gefalle und lieb sei, der solle eine Hand aufheben!“ Einige thaten es, andere nicht.

Diese Unentschlossenheit von Vielen der Anwesenden scheint den Sprecher betroffen gemacht, und ihn zu dem weitern für ihn sehr ungünstigen Vorschläge veranlaßt zu haben, zwei Männer, einen von Bühl und einen von Altschweier, zu ziehen, welche ihm rathen sollten, wie er sich zu halten habe. Zwar gieng der Erstere, Luden Klaus, ganz in Bastians Gesinnung ein, und trug mit demselben übereinstimmend vor: „man müsse demnächst gen Achern ziehen und daselbst die Wage zerschlagen, so würden alsdann die von Achern, vierhundert stark, mit ihnen herabziehen und den Bach fischen helfen, wie sie bereits dieser Sache miteinander einig geworden wären.“ Allein der zweite dieser Gewählten, Jünger Bernhard, zerstörte ganz den Eindruck wieder, welchen seines Vorgängers freche Ermunterung gemacht haben mochte; indem er versicherte: „ihn dünke der ganze Handel nicht gut, und es wäre wohl besser, vorerst ihrer Beschwerden halb ihrem gnädigen Herren und dem Vogt ein gütliches Ansuchen zu übergeben.“

Auf diesen besonnenen Rath scheint sich auch die damalige Versammlung aufgelößt zu haben. Wenige nur ihrer Leidenschaft Gehör gebende unruhige Köpfe [37] blieben bei Bastian zurück, und sahen sich bald so verlassen, daß Bechten-Wolf voll Grimm ausrief: „Will es so zugehen, so bleiben unser nicht viele bei einander; wir wollen aber Einen gewöhnen, daß sich der Andere daran stoßt, wir wollen Einem einen Degen oder eine Hellebarde durch den Leib stoßen!“

Auch Bastians Lockung, mit ihm einen freundlichen Schlaftrunk zu Ottersweier zu nehmen, scheint nicht gefruchtet zu haben.

Doch war hiemit die Sache nichts weniger als abgethan, und Gugel-Bastian brachte bald in Erfahrung, daß sich auch Conrad von Altschweier als armen Kuntzen aufwerfe.[72]

Bei diesen höchst bedenklichen Vorfällen und Aufregungen sah sich Markgraf Philipp genöthigt, durch plötzliches Einschreiten mit bewaffneter Hand die ausgleitenden Unterthanen wieder zur Besinnung und Pflicht zurückzuführen.

Er ließ daher von seinen Truppen Bühl überfallen, und Mehrere von denjenigen, welche sich besonders verdächtig gemacht hatten, einsetzen. Gugel-Bastian selbst entfloh, und mag sich einige Zeit in der Irre herumgetrieben haben, bis er den Freiburgern in die Hände fiel, und von ihnen gefangen genommen wurde. Schon unterm 16. August dankt der Markgraf der Stadt Freiburg für die ihm durch Gugel-Bastians Gefangennehmung bewiesene Freundschaft, und meldet ihr zugleich, wie ihn angelangt habe, daß sich an demselben Tage, da er zu Bühl eingefallen, Bastian oder von seiner Gesellschaft und Andere von fremder Herrschaft [38] auf achthundert, bei einem Dörfchen ob Achern, Onspach genannt, hätten versammeln und rathschlagen wollen; welche Versammlung nun durch seinen Einfall verhindert worden sei.[73]

Zehn Tage später (den 26. August) wurden vor dem Gerichte zu Bühl die Zeugen gegen Gugel-Bastian abgehört, und ihre Aussagen nach Freiburg geschickt; die Geständnisse des Gefangenen stimmen damit vollkommen überein. Beide Aktenstücke giengen nun auch an den Markgrafen, der unterm 12. September die Stadt Freiburg bittet, „sie möge von Obrigkeit wegen gegen Bastian gebührende Strafe, wie diese nach Gelegenheit der Sache ziemlich und recht erscheine, verfügen, und sie nach bestehender Ordnung, so seine Hausfrau Kindes genesen, vollziehen lassen, damit das Uebel gestraft werde.“[74]

Unterm 5. Oktober wurde zu Recht erkannt, dem Gefangenen das Haupt abzuschlagen.[75]

Hatte man nun gleich aufs Neue versucht, durch vereinigte Handhabung strenger Gerechtigkeit seinen Abscheu gegen jede aufrührerische Bewegung an Tag zu legen, und den gemeinen Mann dadurch, wo nicht zur Besinnung zu bringen, doch in Furcht zu erhalten: so schien man dennoch fortwährend mit einer Hyder zu kämpfen, deren da und dort abgeschlagene Häupter immer verdoppelt und gewaltiger emporschossen. Zwar bemerkt man nun die nächstfolgenden Jahre hindurch keine auffallenden gewaltsamen Bewegungen; aber die scheinbare Ruhe, welche man jetzt wahrnimmt, gleicht ganz der dumpfen Schwüle vor Gewittern, in welcher sich die Wolken immer mehr mit dem [39] verderblichen Feuer laden, das dann plötzlich aus ihnen hervorbricht.

Das Herumziehen schlechten Gesindels währte fort, und mancher auf einige Zeit verscheuchte Bundschuher kam wieder aus seinem Schlupfwinkel hervor und säete neues Unkraut. Auch Joß Fritz und einige seiner Gesellen ließen sich wieder blicken, anfänglich bei Zurzach,[76] nachmals schienen sie im Dunkel wie giftige Schlangen auf dem Walde umhergeschlichen zu seyn.[77]

Die Frau des Joß Fritz trieb sich, auf ihr Läugnen freigelassen und ein üppiges Leben führend, wohl nicht ohne Verbindung mit ihrem Manne, von Ort zu Ort.[78]

Die Obrigkeit stand dieser Umzügler wegen in grossen Sorgen, und vermuthlich waren sie es, welche im Sommer 1517 neue Versammlungen von Mißvergnügten auf dem Kniebis veranlaßten, die dem aufmerksamen Freiburg nicht entgiengen.[79]

Bisweilen fielen auch Einige der Gerechtigkeit in die Hände. So wurden mehrere zu Rötteln hingerichtet; einer der ärgsten Verräther, Mörder und Mordbrenner wurde von Breisach eingefangen, und mit dem qualvollsten Tode bestraft.[80]

Höchst auffallen muß es auch, in einer zu Anfang des folgenden Jahres (1518) an den Kaiser selbst gerichteten Klagschrift der Bergleute zu Todtnau die Stelle zu lesen, daß sich in einem Zwiste der Bergleute und Bauern einer der letztern in offener Trinkstube die Aeußerung erlaubt habe: „sie (die Bauern) sollten [40] sich nicht drücken lassen, er wolle die Schweizer über das Gebirg bringen, wann sie wollten.“ Der Kaiser empfiehlt unterm 9. April d. J. diesen Gegenstand der Regierung zu Ensisheim zur ernstlichen Untersuchung, und, falls es nöthig seyn sollte, und etwas Bedeutenderes vorfiele, zum Berichte an die Regierung zu Inspruck.[81]

So trat unter höchst beunruhigenden Vorzeichen das dritte Jahrzehend des sechzehnten Jahrhunderts ein. Mit tiefer Besorgniß mußte ihm jeder entgegensehen, der nur in Etwas den Gang und die Richtung großer Erscheinungen zu würdigen verstand. Kaum vermochte sich noch im ganzen Süden von Deutschland die bestehende Ordnung und das längst herkömmliche Recht, auf dem Lande, gegen Unzufriedenheit und Neuerungssucht zu behaupten; von beiden Seiten hatten die umwälzenden und verhindernden Maßregeln ihre höchste Spannung gegen einander erreicht: es waren zwei ungeheure Wagschalen, die sich zwar noch, aber kaum im Gleichgewicht hielten; fiel noch mehr Gewicht in die eine, so mußte die andere weit hinaufgeschleudert werden, und wilde Gesetzlosigkeit und jede Art von Frevel tobten im Gefolge unnennbaren Elendes entfesselt umher.



Beilagen

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Beilagen.

[42]

[43]
Nro. 1.

Chronik-Auszug, bereits gedruckt im Freiburger Wochenblatt vom 8. Juli 1812.

Im Jahre 1513 machten die Bauern aus verschiedenen nahe gelegenen Dörfern in dem Dorf Lehen ein Bündniß, so sie insgeheim den Bundschuh nannten. Diesen gefährlichen Aufruhr zettelte ein Bauer an, welcher auch schon im Bundschuh war, so um das Jahr 1502 in dem Bisthum Speier überhand nahm, und als ein Rädelsführer sich dazu gebrauchen ließ. Doch kam der Anschlag noch bei Zeiten an Tag, ehe die Rotte sich verstärken und zur Thätlichkeit schreiten konnte. Nichts desto weniger hatte der Stadtmagistrat da und dort gewisse Leute bestellt, besondere jene Rathsherren, welche außer der Stadt wohnten, die auf alles genau acht haben mußten.

Der Anfang dieser Rebellion war, als zwei Bauren von dieser Rotte zu einem Maler in Freiburg, Namens Friderich, wohnhaft auf dem Prediger-Platz kamen, und begehrten in geheim, er solle ihnen um die Bezahlung einen Fahnen, auf welchem ein Bundschuh gemalt wäre, verfertigen, der Maler erschrak hierüber, und verweigerte es. Nach Verfluß einiger Monaten kam ein Anderer der Vornehmsten unter ihnen Namens Jost Fritz von Lehen, in das Haus des Hansen Enderlin Altvogts [44] einem Maler Doderus; sie führten ihn in einen Garten, und begehrten, er sollte ihnen einen Fahnen malen, auf welchem ein Bauer einen Bundschuh und einen großen Rechen in der Hand haltend gemalt sein sollte. Auch dieser verneint es; da erinnerte ihn der Vogt des Stillschweigens unter dem Eid, den er der Stadt geleistet hätte: dessen ungeachtet hat der Maler alles dem Magistrat geoffenbaret, worauf der Magistrat auf das allergenaueste hat Aufsicht tragen lassen über den Hergang der fürwaltenden Uneinigkeit. Nach kurzer Zeit versammelten sich die Rebellen bei der Nacht zu Lehen, und bestellten Anführer unter ihnen. Jakob Hauser wurde zum Hauptmann ernannt, Jost Fritz Fähndrich, Hans Stüble und Kilian Maier wurden Waibel. Es wurden sodann folgende Punkte aufgesetzt:

1tens. Daß jeder der ihnen anhangt kollektiren soll, aus welchem gesammelten Geld die Stadt Freiburg sollte belagert werden, und alle die, welche ihnen nicht anhängen werden, sollen um das Leben gebracht werden.

2tens. Daß keiner von ihnen einen Territorial-Herren in Zukunft erkennen, solchen auch nicht gehorsamen solle.

3tens. Daß die Zins- und Schuldbriefe sammt den Originalien aus Handen gegeben, kassirt und verbrennt werden sollen.

4tens. Die Jagdbarkeit und Fischereien sollen allen gemein seyn.

5tens. Daß kein Geistlicher zwei Pfründen habe, sondern sich zum Unterhalt mit einem Beneficio allein begnügen solle.

6tens. Daß alle Klöster ausgeplündert, den Mönchen aber zur Lebensunterhaltung die Nothwendigkeiten und Kleidungen zurückgelassen werden. Alles übrige sei zur Fortführung des Krieges zu verwenden, damit sie dadurch eine absolute Heerschaft sich zueignen können.

Den 1ten October Sabato post Festum St. Michaelis, schickte [45] der Stadtrath zu Mitternacht in das Dorf Lehen 200 wohlbewaffnete Männer, welche die versammelten rebellischen Bauern angegriffen, auseinandergejagt, und dann etwelche nachher Freiburg gefänglich eingeführt haben. Darauf sie alle zum Tod verurtheilt wurden, viele in vier Theile zergliedert und aufgehenkt; als Hans Enderlin sammt seinem Sohn, Hans Has, Friederich Brun, Conrad Jacob Stüble, Marx Stüdlin von Munzingen; andern aber aus Gnad der Kopf abgeschlagen, als Jacob Wiermann von Mengen, und Marx Sidlin. Dieser Zufall bewegte die Stadt Freiburg, daß sie das sogenannte Salzbüchsle erbauen ließ, wozu auch die Geistlichkeit kontributiren mußte.



Nro. 2.

Ursprung und wahre Unterrichtung des Bundschuhes, der sich im Breisgau erhebt hat, Anno 1513.

In einem Dorff im Breisgau, genannt Lehen, so dem edlen vesten Balthasarn von Blumneck zugehöret, ist gesessen ein verruchter ehrloser Mann, mit Namen Joß Fritz, gebürtig aus dem Stift Spir von Undergrombach, der vormalen im Bundschuh, so sich vor 12 Jaren zu Brüssel erhebt hat, auch verhaft, und nicht der minsten Sächer einer gewesen, und von dannen entwichen ist. Der hat uß argem Einsprechen des Tüffels, anders kanns niemands achten, seine vorgehende Bubereien mit dem Bundschuh, der ohn Zweiffel für und für in ihm gewurzelt ist, widerumb geübt, sich vor den armen Bauersleuten unter einem guten Schein mit Betrogenheit offt und dick, wo sie beieinander gesessen sind, merken und vernehmen lassen, als ob gotteslästern, zutrincken, wuchern, ehbrechen, und ander Uebeltaten so mercklich überhand nehmen, und von den Obern nicht gestrafft werden; desgleichen die Beschwerden von den Herrschafften [46] so groß seien, daß dadurch am letzten ein schwer End begegnen und der gemeine Mann selbs darein sehen müß. Und mit solchen Reden, die er offt und dick getrieben, und sich gantz einfältiglich darzu gestellt, hat er sich Bauersleut, die ihre Güter mehr dann sie ertragen mögen, versetzt, darzu ihr Gemüther allweg auf viel Zehrung und wenig Arbeit gestellt haben, an sich gezogen, ihm selbs einen Anhang gemacht, und nachmals aus Trogenheit derselben vielen Ursachen mit ihnen geredt, so serr sie ihm geloben zu schweigen, so wollt er ihnen etwas sagen, das ihnen zu Nutzen und Gut kommen möcht.

Und so das von denselben Bauersleuten vollbracht, hat er seinen alten Handel mit dem Bundschuh herfür gezogen, ihnen denselbigen so süß fürgegeben, daß ihres jerlicher gemeint von Stund an selig und reich zu werden, und damit angehoben, zu erzählen sein Vornehmen, nemlich: daß sie dheinen Herren denn Papst und Keiser haben, desgleichen auch dhein Zins mehr geben sollten, da der Zins so lang genossen, daß das Hauptgut eingenommen wär; darzu die Holtz, Veld, Wasser, Vogel, Fischen, Jagen und dergleichen Sachen den Armen und Reichen gemein, und Rotweillisch, desgleichen geistlich Gericht über sie nicht gebraucht werden; darzu sollten die Klöster und Geistlichen nicht mehr dann bloße Nahrung haben, das übrig wollten sie unter ihren Huffen theilen, und welcher ihrem Vornehmen nicht Folge thun, den wollten sie zu todtgeschlagen. Alsbald die Bauersleut dise und andere Meinung, so zu Erledigung ihrer Beschwerden dienten, vernommen, haben sie darin verwilligt, und Joßen zugesagt, Hilff und Beistand zu thun, dann sie vermeinten ihr Zins und Gülten darmit ohn Hauptgut zu ledigen, und sich selbs frev zu machen; und sind daruff zu vielmalen, doch mertheils im Feld zusammen kommen, in Meinung, zu rathschlagen, wie ihr Fürnemen vollendt würdt. Haben für ein Stuck gut geacht, daß etlich geordnet werden, in Landen wider und für zu ziehen, Hilf und Anhang zu suchen, und wo sie bedaucht [47] hett, da die Unterthanen etlichermassen mit ihren Herrschaften spennig gewesen, die haben sie understanden in ihr Bund zu bringen, und so einer dem andern den Handel anzeigen wollen, hat er ihm allweg vorhin zugemuthet, ein Gelübdt zu thun, den Handel so er ihm öffnen würd, zu verschweigen. Damit sind ihren dennoch ein gute Anzahl worden. Und für den andern Rathschlag ist des erlosen Hauptmanns Meinung gestanden, wie er könnte ein Fänlin mit einem Bundschuh zuwegen bringen dadurch hat er geacht, ob gleichwohl am Anfang sie nicht viel wären, sobald sie dann das Fänlin fliegen liessen, würden die Armen all uff ihr Parthie fallen. Und hat daruff einen unbekannten Bauren geordnet zu einem Maler gen Freiburg, den anzusuchen, ihm ein Fänlin mit einem Bundschuh zu malen.

Und als derselbe Bauer in die Stadt zu diesem Maler kommen ist, und demselben nach langem Seufzen mit gar großer Beschwerung den Handel angezeigt, hat der Maler sich nicht lang besinnet, sonder uß beweglichem Gemüth, als einer, dem der Handel sehr mißfallen, den Bauren hart gescholten, und gesagt, er solle sich hinweg machen, und ihn mit solicher Arbeit unbekümmert lassen, sich auch vor diesen Sachen hüten, damit er nicht gestraft werd, anmit ist der Bauer gestracks hinweg gangen. Doch hat der Maler gleich von Stund an darneben der Oberkeit solich Meinung angezeigt; nachdem aber der Bauer unbekanntlich, und also nicht wissend gewesen ist, wo sich solich böß Feuer erheben wollen, haben die von Freiburg damalen nicht mehr dazu thun können, noch mögen, anders, dann daß sie solichs ihren Umsessen insgeheim zu wissen gethon, damit jeder gut Aussehen hierin haben möcht, und damit ihr Stadt in Hut und Sorg gestellt, auch befohlen, diesen Handel zu erfahren, und ihnen fürderlich anzubringen.

Dieweil nun Joß Fritz dieser Anschlag mißrathen, ist er zum andernmal mit sammt zweien seiner Mitgesellen zugefahren, hat ein Maler, der auf dieselb Zit die Kilchen zu Lehen gemalt, [48] in einer Abent-Irten angesucht, in einem Schein, es seie ein fremder Gesell, der wollt ihm gern ein Fänlin malen lassen, was er nehmen und deshalb machen wolt. Und als der Maler begert, sie sollten ihm anzeigen, was er doch in solich Fänlin malen müßt, haben sie ihm gesagt: ein Bundschuh; darauf er geantwurt, daß er nicht aller Welt Gut nehmen wollt, ihnen solich Fänlin zu machen. Damit ist damals Joß mit sammt seiner Gesellschaft solichs Ansuchens gegen den Maler still gestanden, und hat zu ihme gesagt: dise Red, so sie mit ihme gethon hätten, sollt Niemandten, dann dem Lufft und Erdreich geoffnet seyn, und wo er solichs uffschlächt, so müßt es ihm zu schwer werden. – Deß ist der Maler sorgsam worden, hat geacht, es möcht villeicht ein Anschlag über ihn gemacht seyn, damit man ihm nichts für sein Belohnung, die er zu fordern, geben werd, und hat also den Handel verschwiegen, bis uff die Zeit, da dieser Bundschuh von andern geoffenbaret ist, da hat ers erst einem ersamen Rat oder den Häuptern der Stadt anbracht. –

So serr nun Joß Fritz einich Erbarkeit oder Gottsfurcht in seinem Herzen gehebt, so sollt er billich bedacht, wie er vor zu Brüssel entwichen, wie ihm auch jetzt zum andernmal versagt wär, das Fänlin zu malen, und damit solichs sein uneidlich boshaftige Fürnehmen zurückgeschlagen haben. Aber er ist in dieser Ertzbüberei gar ertruncken gewesen, und zum drittenmal zugefaren. Hat einen Maler zu Heilbronn mit dem Fänlin zu malen auch angesucht, und nemlich demselben dise Lüge gesagt: er seie in einer großen Schlacht gewesen, darin hab er versprochen, eine Fahrt gen Ach zu thun, und dort unser lieben Frauen ein Fänlin zu bringen, und damit den Maler gebetten, ihm in solich Fänlin ein Crucifix, darnebent unser lieben Frauen und sant Johannes Bildniß zu machen, auch darunter ein Bundschuh zu stellen. Und als der Maler aus dem, so er den Bundschuh angeben, etwas Argwohn empfangen, und gefragt, was er [49] doch damit mein, hat et geantwurt: er sei eines Schuhmachers Sohn, und sein Vater halt Wirthschaft zu Stein im Schwizerland, führ auch einen Bundschuh in seinem Schild, wie menglich den wohlerkennen; darumb, damit man wissen möcht, daß dieses Fänlin von ihme daseie, so wollt er seines Vaters Zeichen derein stellen lassen. Dem hat der Maler Glauben geben und sich bewegen lassen, das Fänlin zu machen, das hat Joß also mit ihm heruff gen Lehen getragen. –



Nro. 3.

Veltin oder Stoffel von Friburg und Joß Fritz sind Oberhauptmann, und halt sich Veltin zu Waldkirch im Wirtzhus vor der Stadt by der Kirchen by der Brobstei, und hat ein wiß Roß. Ist auch etwann zu Glotter und Zuckental. Rit auch etwann gen Ehingen in Schwaben, hat etwan manig Kleid und Barret, hat aber insonders ein wissen Mantel mit schwartzem Sammet belett, und ein silbern Stral im Barret.

Item und Joß Fritz hat ein schwarzen französischen Rock und wiß Hossen, hat ein ander Kleid, ist rot, und über gels zerhowen, hat auch ein zigelfarb Kleid über grüns zerhowen, hat ein silbern Ring an der Hand, und uff dem linken Arm by der Hand ein schwartz Anmol, hat sin Wonnung zu Villingen und Horb.

Hienach folgend ihre Gesellen, die ihnen Lüt bestellen sollen, auch die so sie bestellt haben.

Item ein Knecht, heißt Joß von Bretten us des Pfaltzgraffen Landen.

Item Enderlin von Schwynfort us de Richsstatt am Mayn, Löffelmache

[50] Item Hans von Ulm ein Sprecher, hat ein Wunden über die Nasen und schilchet.

Item Heinrich von Strasburg tragt ein Gogelsack, ist ein Sprecher, halt sich auf zu Strasburg, hat roth und gel an.

Item Steffan Rap ein Wirth im Kyntzingerthal, sitzt im negsten Dörfflin ob Haßlach, do ein Münich mit eim bösen Schenkel ist gesessen gewesen.

Item aber ein Wirth im Kyntzingerthal heißt Lux, und sitzt do das Bergwerck gewesen ist by der hohen Kirchen.

Item aber ein Wirth im Kyntzingerthal heißt Conrat Wolff, und sitzt in Wolfach, jensit der Bruck in der Vorstadt.

Item ein Edelmann sitzt by Dertingen, nit wit von Bretten, heißt mit dem Namen Steffan, hat neben umbhar ein Bärtlin, und sitzt in dem untersten Schlößlin; und sind Joß von Bretten, und er uff sanct Jörigen Tag zu Dertingen by dem Kloster in ein Wirthshus, und heißt der Wirth Kle Veltin, byeinander gewesen.

Item einer tragt ein Hackbrett, hat ein zwilichne Juppen, mit gelem Unterfutter, und einen lederfarben Rock, ein schwarz Barret, tragt auch zu Zitten Schleierlin veil.

Item einer hat ein messenen Piffen, und sunst ander Pfiffen, hat ein wisse zwilichne Juppen, und zwo teilt Hosen an, entweders rot und wiß oder rot und gel, mit Strichen, hat ein rotbrecht Antlit, ist umb 35 Jar alt.

Item Claus Krantz und Stoffel Zimmermann sind us dem negsten Dorf unter Moltzen, hussen in Offenburg enthalb der Gyntz (Kinzig), und hat Claus Krantz lutter rots an, und über gels zerhouwen; hat zwey Barret, eins wiß, das ander schwartz, und zween Röck, eyner wiß der ander schwarz. Stoffel Zimmermann, hat lutter gels an, aber schwarz zerhowen, hat ein wissen Rockh, und ein schwartz Barret.

Item zwen sind von Bolspach unter Offenburg doheym, mit Namen Kilien Rats, hat luter graus an, von Hosen und Wammes, und ein wissen Rock, mit schwarzen Korderlin ingeneigt, [51] und ein eichenfarb Barret, mit eyner wissen Feder durchzogen. Der ander Alexander, hat rot Hosen und Wammes über gels zerhowen, hat ein wissen und ein schwartzen Rock und ein schwarzes Barret, und ein vergulten Pfenning daran hangen, tragt ein Schlachtschwert.

Item des Richs zu Blienschwiller, der Pfluger, Henslin Kruß, Mathis Meier, Krum Diepolt, Hanns Reb, Symon, eyner heißt Schu, eyner Peter, Siamund Ou, Lorenz Metzger. Einer heißt Stoffel, einer heißt Fridlin Heller, Hanns etc.

Zu Barr, gehört dem Ziegler, Symon Kessler, Hanns Kessler, eyner heißt Bartely, eyner heißt Fridlin.

Zu Heiligenstain, gehört dem Ziegler, Fluguß, Hans ein Rebman.

Zu Ellenwiller, dem Ziegler, Symon Ruw, eyner heißt Paule, eyner heißt Sichst.

Zu Meisterzen, der Stadt Strasburg, Zymer Hans; Studly, eyner heißt Fridolin.

Zu Berß im Städtlin, der Stift Strasburg, Conrat Schmyd, Hans Fel, Dietzen Schnider.

Zu Egeltsheim, zu Strasburg zu sant Thoman, Thoman Schnider, Kilien Reder, Doscher.

Steffeltzen (Schaffoltzheim), der Wurmser zu Strasburg, Jerig Diem, Augustiner Martin, Ziller Zacharias.

Zu Niderhinbergen, Herr Jakob Begers, Wolf Rebmann.

Rudeltzheim, der Wurmser zu Strasburg, Dietrich Frug, Spathans.

Zu Fridingen, der Stadt Strasburg, Symon Kreutz, Bernhart Furer.

Moltzen, des Bischofs zu Strasburg, Wilhelm Schueh, der Pflug, und Singel den man nempt für den Kranz.

Zu Rümmül, der Stadt Strasburg, Hans Beckh, Lorentz Hoffner.

[52] Zu Zymern, Bischofs zu Strasburg, klein Hänßlin, eyner heißt das Stecherlin.

Ein groß Dorf negst ob Mugenschopp, der Stadt Strasburg, heißt als er went Awnen (Auenheim), Hans Schnyder, Thoman Furer, klein Peter; vermeint, sy werden alle zu ihnen gefallen.

Zu Kel, der Stadt Strasburg, lang Michel, Stroßigen Henßlin, Dietzlin, eyner gegen des Becken Hus über an Kurtzenbruckh, heißt Vit, als er meint Hans Lorenz, krum Peter, aber ein langer Michel, Sixt Kruoglin.

Zu Entzen, zu Strasburg Hr. Zorns, liegt am Glogelsperg Hans Fuger, Symon Lorentz.

Zu Blessen, zu Strasburg Hr. Hansen Bock, Hosen Jerig, eyner heißt Peter, kleyn Thomalin.

Zu Hyntzen, zu Strasburg des zum Drubel, Conrat Kruß, ein klein Knechtlin, heißt Peter, syelt vast.

Zu Arlosen (Ernoltzheim), der Stadt Strasburg, negst by Molzen, Wilhelm Schu, Henslin Schwartz, Paule Furer, eyner heißt Lux, eyner Sixt, eyner Hensslin.

Ein Dorf negst by Moltzen, heißt Altorff, Agtenhans, eyner heißt Hugly, einer Kilien, Hanns, eyner heißt Peter.

Das negst Dorf by Altorff heißt, als er went, Wibeltzenn, Jerig Rüch, Kuntzen oder Kitzen Lienhart, Augustin Beckh Sixt Ow, eyner heißt Lienhart, eyner Conrat, und Thoman Reb.

Die habend sich von Dachstein genempt, Bischof zu Strasburg Hans Springer, Eckerts Hans, klein Thoman.

Zu Egentzschwiller, Bischof zu Strasburg, by Zabern, Thoman Wirth ist ein Houptmann in Frankreich gewesen und syn Sohn Wolff spitz den Würffel, eyner heißt Conrat, Michel Ruw, Peter Stecher, Wolflin Furer, Lynsen Henßlin, Pau1e Springer.

Hochfelden, des Bischoffs zu Strasburg, Henslin Studer, eyner heißt Lux, Brach Hans, Schmyd Hans, einer sitzt zu negst ob dem nüwen Hus, hat ein roten Bart, Michel Thomann.

[53] Zu Matzen uff der Yl, Jacob Babsts, lang Gilgen, einer heißt Sir, ayner heißt Lux Hans, Henslin Martin, ayner heißt Martin, einer Stoffel, Jacob Ruw.

Zu Gegenen, Bischoff zu Strasburg, Claussen Michel, einer heyßt Hans.

Aber zu Matzen uff der Yl, Lorentz Furer, Hans Schwin, Metzger, einer heißt Symon.

Zu Ylkirch, der Statt Strasburg, Blasy Riß, Hans Müller, das Bruderlin, Sixt Bol, der Kanderer, Hans Ziegler.

Zu Wuen, der Statt Strasburg, Peter Suge Lux, ein, alter Knecht.

Zu Detwiller, der Statt Strasburg, Blasy der Wirt, Ugers Hans, der Scheffer, Müller Hans, der Marzolff, lang Jacob.

Zu Dessen, der Statt Strasburg, Mathis, hat ein Klaid ist brun und gel, Hans hat ein Kleid ist ganz wiß.

Kiteltzen am Kochersperg, des Bischoffs zu Strasburg, als er went, Ougen Hans ist ein Wirt gewesen, ist ytzt keyner, hat ein hupsch Wib ist ein Neigerin.

Ouch des Bischoffs wie obstet, Fesenen am Kochersperg, Jacob Ziegler, Conradt Schnider, klein Hans einer heißt Othmar.

Zu Norten am Kochersperg, auch des Bischofs zu Strasburg, Sixt ein Rebmann. Eyn groß Dorf, ist ein brochen Schloß darinn, Fritz Wassermann, Hans Rage, Spiegel Hans.

Rebeltzeim, Strasburg, lang Peter, Kuntz der in unser Frawen Hoff dient, einer heißt Marx.

Zu Sultz, Bischoff zu Straßburg, lang Claus, einer heißt Herrmann, einer Lygen, ayner heißt Hans.

Zu Epffig, Hans Nig, Jacob Stier, Hans Faber, der jung Philips.

Geyßspitzen, der Stifft Strasburg, Bartlomes Hugly, Hänßli Furer.

Zu Stotzeme, Bischoff zu Strasburg, klein Rollin, Zill Martin, Jacob Springer.

[54] Zu Drusenein, der Statt Strasburg, Conratt Henßlin, Lorentz Hoffnr.

Zu Yngersheim, Bischoff zu Strasburg, Müller Peter, der Schnider, der Wirt.

Das negst Dorff ob Herlessen am Reyn, der Stift zu Strasburg oder Bitsch und Hanou, klein Hans der Wirt, einer heißt Bastlin, Hans ein Weber, klein Mathislin, Jacob Springer, Hans Kessler, Lorenz Zanger.

Zu Gawderten, weißt nit weß es ist, lang Hans der Wirt, Peter Schnider, klein Wölfflin.

Zu Schilten, der Stat Strasburg, Peter Hans, ein Burenknecht heißt Wolff, aber einer heißt Henslin, einer heißt Arbogastlin, einer heißt man Witwen.

Wantzenow, weist nit wes es ist, einer heist Henßlin, einer Thomerlin und Henslin Springer.

Schuerrßen der Marggnossen zu Strasburg, der lang Wolf, klein Henßlin, Peter Symon.

Zu Siselen, Hanow, einer heißt Marzolff, Hanns Metzger.

Zu Nüwmul, Hanow, Hans Beck, einer heißt Kleiß, Conrat Springer, Symon, Hans, Thoman Springer.

Zu Hundtzfelden, Hanow, Dietzen Peter, heißt einer Hans, der lang Wolffin.

Zu sanct Lug-Wildstetten, Hanow, Hans Studer, Peter Bayer, Symon Hans.

Zu Herlisheim, Hanow, Becken Symon, syn Knecht Lorentz der Stubenknecht, klein Lurly, Bernhart Riber.

Zu Bischoffsen, Hanow und Bitsch, Hans der Metzger, ein Ritknecht heißt Hans Furger.

Zu Renchenloch, Hanow und Bitsch, lang Steffan, Lorentz Furer, aber einer heißt Steffan, Hanns von Liechtnow.

Zu Schertzen, Hanow und Bitsch, Henßlin Furer, Kilius Hans, groß Peter, klein Lorentz, eyner heißt man lieber Wurst.

Zu Schwartz (Schwartzach), by eim Kloster zwischen Liechnow [55] und Stollhoffen, das Schwinsterlin, Spil Henslin, groß Urban, Wendel Schnider, Lux Berlin.

Zu Mugenschopff, des Richs, Hans Schmid, Veltin Beck, des Schmid Knecht Kilien, Jacob Schnider, sein Knecht Urban, Zillen Hans, Ulen Federlin, eyner heißt Hans, einer Thomann,

Schwaighusen, gehört gen Ortenberg, Urbanns Hans, Legers Peter, Jakob Stefferlin, Lorenz Müller, Stecklins Henslin.

Unterschopffen, weißt nit wes es ist, nit wit von Gengenbach, und ob Offenburg Henßlin Schuhmacher und einer heißt Gilg.

Zu Schutterwald, ob Offenburg, weis nit wes es ist, Vit Metzger, Jakob Holtz.

Zu Aichen, gehört gen Lar, Hanns Filtz.

Zu Opfingen, in der Herrschaft Badenwiler, einer heißt Peter, hat ein Schramem im Backen, Lienhart Kruglin hat ein tailt Klaid an, wiß und schwarz, hat ein bogenen Nasen.

Zu Lütelsperg Blasy Lux, und der Weber.

Zu Schallstatt, einer heißt Cunratt, hat ein Kleid ist wiß und schwartz uberegkich, zu vier Orten tailt.

Zu Feldberg soll einer sein heißt Utz, hat ein Degen an mit einem Muschelnknopff.

Zu Baldrechten, Lienhart Krieg hat zwilichne Hosen an über gels zerhowen, und ein wullen Wammes an, ist rot und gel, hat zwen Röck, einer gar schwartz der ander gel mit Korderlin.


Hienach stand die Bettler.

Einer hat zwen böß Schenckel, ein schwartzen bösen Rockh, ein schwartzen Hut, und zwey Zeichen uff zweien Brettlin, das ein unser Frawen von Einsideln, das ander sanct Anna.

Der ander heißt Lorentz von Pfortzen ein junger faister, und hat nienen Hes, und schrigt vast lut uff der Gassen, und heischt durch sankt Ziliags, und ist ihme der rechte Arm um den Elenbogen offen, den lest er nit zuheilen.

Der dritt hat ein Magtlin mit ihme gen, und verbindt dem Magtlin die Füß und brist ihme doch nit, und ist das [56] Magtlin by siben Jaren alt, und hat ein langen rotten Bart, ein groß grau Karren Kappen an, hat wol acht Zeichen am Hut, namlich die 14. Nothhelfer, unser Frawen, sanct Otilien. Tragt ein starcken Stecken darin ein alten Tolichen, und unten am Stecken ein langen Stachel, und oben im Stecken ein Högle, daran man etwas henckht.

Der viert in ein cleines Mennlin, und ist an der Nasen und zu ring darumb voller Ruffen, tragt mässige mäßholderine Fläschen, hat zwen Säck, der eine ist lederin, der ander Zwilch, da ist ein Hirsch angemalt, hat ein lang zwilichne Juppen, und hat allwegen ein Schleicher umb den Hals.

Der fünfft hat des Viehs gehüt zu Kilchheim, gehört der Stifft Strasburg. Dem habend die Bundschucher 2 Guldin geben, daß er das Dorff vor Lor hussen, da man Zoll nimpt, soll verbrennen, das er ouch thun; und heißt der Bettler Jerig Franckh, hat ein zwifach zwilichenen Sack, den man an Hals hengt, daran man hinden und vorn an inlegen kann, und hat ein Brieff an sanct Velten zu heischen, und ein lang zwilichne Juppen, ist schwarz gefärbt, und zwen Halbstifel, und ein cleyn Secklin tragt er unter dem Gurtell; hat ein guten schwartzen Hut uff, und ein Waidmesser, mit hirsynen Schalen. Ist ob den 40 Jaren alt.

Der sechst heißt Wölfflin von Saltzburg, tragt ein Messer wie ein Richtschwert, das nimpt er in die ain Hand, und ein Stein in die ander, und sagt er büß ein Frawen, die hab er mit einem Metzgermesser zu tod geworffen, und ist erlogen.

Der sibend heißt Heinrich von Strasburg und heischt umb sanct Veltins willen, der tragt Drockers-Gewürtz und Wurmsamen veil, hat ein isenfarben langen Rock an, und ein rot Barret, und das Kindle von Drient daran, und ein Degen mit vil Messern, und ein Tolchen mit einem isenen Hefft.

Der achtend hat ein langen wissen Bart, und ain Mantel voll Bletzen, und ist der Mantel ob ring umb mit Leder besetzt.

[57] Der nünd haißt das alt Kuntzlein, hat ein Florrockh, geht uff der rechten Siten an einer Krucken, und an der lincken Siten an eym Steckli, ist vast umb Wolffach.

Der zehend hat ein rotten Bart, und hat ein Sackh gegürtet, hat ein schwartz Wammes an, mit gelem Unterzog, halt sich fast am Kaiserstul.

Item diese ihr Hauptman-Bettler sollend im Elsass, in der Marggraffschafft, und im Breisgow Feur anlegen, darumb ist Ihnen verheißen zweytusent Guldin.

Item die Hauptlüt sollend mit ainer Zal uff 2000 uff den Tag als zu Elsass-Zabern Jarmarckt oder Kichwihe würde, zu Rosen zusammen kommen, und ist der Wirt in der ussern Statt, heißt Jos zum Fuhrmann, und sin Sohn, und syn Knecht auch im Bund, und in der Statt Jerig Schnider ist ein Hauptmann in Frankreich gewesen, und Wolfflin Seltzer und Paule Springer, dann sy vermeinen uff den Tag werd das gemein Volckh vast in Zabern sein, es sige auch das Statlin vorhin halber ihrer wärtig.

Item sy sollen uff jetzt negstkünftig Dornstag zu Mittel-Bergkheim sein im Elsass; aber er vermaint, sie werden am Mitwuchen zu Nacht da sein, er vermeint auch, so er nit kommen, so werden sie ein Entsetzen haben, darumb soll mann eigentlich warnehmen.

Item sy hand ihme zugesagt, so er kommen werde und ihnen sag, wie es in den Landen hie dishalb stand, auch, wie vil er Lut zuwegen bracht hab, so wellend sy ihme uff jeglichen ein dicken Pfenning geben.

Item und ist das ihr Zeichen, H, und das Zeichen ist von Farb schwartz tuchen in eynem roten tuchinen Schilt; das haben sie alle vornen an den Brusttüchern geneyet. Wellers aber nit hab, der hab uff dem rechten Arm dry Schnytt überzwerch in den Klaidern, und ist sanct Jörg ihr heimlich Wortzeichen.

[58] Item und sollen sie uff den dritten tag nach Michaelis, zu Knibis, so uff dem Schwartzwald gelegen, by einem Clösterlin zusammen kommen.



Nro. 4.

Hochwürdiger Fürst gnädiger Herr. Euer fürstlich Gnaden syent unser geflyssen guetwillig Dienst allezit zuvor. Sich hat diser Tagen, vff ein halb Myl Wegs ongeverlich vor unser Statt begeben, daß dry Gesellen einen Bursman, der ongeverlicher Wys in seinen Geschefften fürgen wollen, angesprochen, und under anderm begert haben, er soll ihnen ein Eid zu den Heiligen schweren, was sie mit ihm reden oder handeln werden, dasselb zu verschwygen. Und so er sich deß etlicher Gstallt gewydert, so haben sie ihn usser Weg gegen dem Holz gefürt, und bezwungenlicher Gstalt an ihn gesezt, solichen Eid zethun, mit Meldung als ob es erlich Sachen weren; deß hat er sich bewilligt unnd geschworen. Daruf ist ihm furgehalten: nachdem der gemein Bursmam arm sye, Mangl und Hunger dulden muß, so seien deshalben ihr ettlich als uff die sechs oder sieben hundert rätig worden, den Bundschuch uffzuwerffen, und uber die Richen geistlich und weltlich zu fallen, und insonderheit am vordristen unser Satt Fryburg, do sy dann alle Notturfft getreuwen zu finden, mit Verretery, Brand und in annder Weg in kurzen Tagen inzenemen, mit Beger ihnen darzü auch behilflich zu sein. So nun der Bursman, dem solichs angemutet ist, gehört, daß es wider alle Erberkeit und Billichkeit sein wurd, hat er sich dorab gestutzt, und gesagt: Er wiß dise Handlung mit dheinen Ceren zu verantwurten, noch anzunemen; haben ihn die dry verrer begewaltigen unnd erstechen wellen.

[59] Under den Dingen sollen etlich uff der Straß fürgeritten, und dadurch die dry bewegt sein, den Bursman von Handen zu lassen; also so derselb Bursman anheimlich ist komen, hat er seinem Kilchherrn gebichtet, was ihm den Tag begegnet, und wie er zu einem unbilichen schweren Eid getrungen sye, wyß nit, weß er sich halten soll. Daruff hat der Priester dise Meynung verrer Meister Johansen Zesar dem Commissarius by uns auch zu verston geben, der dann in Warnungs Wyse, uns solichs auch eröffnet, und doch den Priester noch Bursman nit nennen wollen. So nun gnädiger Fürst und Herr, dise schwer groß Handlung wider alle Erberkeit und Billichkeit und also mer dann wortlich zu achten ist, so ruffen euer fürstlich Gnaden wir an, und bitten uff das höchst wir bitten können und mögen, euer fürstlich Gnaden wölle bedencken geistlich und weltlich Stände, Oberkeiten unnd Erberkeiten, die durch diß verräterisch Furnemen verdruckt, verderbt und abgen müßten, und zu Hanthabung derselben Geistlichkeit und Erberkeit, bei Meister Hanns Zesar verschaffen, daß er disen Bursman, dem soliche Anmutung begegnet ist, uns anzeige, so wollen wir denselben Buren, ob er sich gleichwol in der Eidschwerung oder in ander Weg den dryen vertiefft und zu wyt vergangen hätt, seins Libs, Lebens, und Guts vertrösten, und darnach Weg suchen, uns gegen solichen verretherischen erlosen Lüten zu bewaren. Dann solt diß Sach nit geoffnet, der Handel vom Zesar verhalten werden, wir und alle Erberkeit also für und in großen Sorgen Kosten und Schaden sten und fallen mussen; mag euer fürstlich Gnaden dannoch wol Gedencken haben, daß es nit allein dem Zesar sonder aller Geistlichkeit ihrs Verhaltens halben, groß Gefärlichkeit gebärn möcht. Wir hoffen aber, ob glichwol bebstliche Recht und Satzung wider diß unser Begern wär, so solt doch naturliche Billichkeit zu Fürkommung allen Mort und Jammer, so sonst gefolgen mögen, euer fürstlich Gnaden bewegen, solichs zuzugeben. Und erzeig sich [60] euer fürstlich Gnaden so gnediglich, als wir sonder Vertrauwen haben; das wollen wir zusammt dem, das euer fürstlich Gnaden Jammer Mort und Elend furkommen mag, in allweg geflyssenlich verdienen. Begerendt damit schrifftlich Antwurt by disem Botten. –



Nro. 5.
Auszug aus den Rathsbüchern der Stadt Freiburg v J. 1513.
Montag nach Michaelis (3. Oktober.)

Gallin Mantz zu Wolffenwiler, Martin Zimmermann auch zu Wolffenwiller wissen vom Bundschuh.


Mittwoch nach Michaelis (5. Oktober.)

Matern oder Mathys Maler zu Mengen, Mathys German zu Wolffenwiller sollen Hauptlüt sin im Bundschuh, und ist das Fännlin zu Metz gemalt.


Montag vor Franziszi (3. Oktober)

Ist geratschlagt von den bösen Läuffen des Bundschuhs halben und vom ersten, Fürsehung der Statt, und erkennt unter alle Thor zwen im Harnisch und unter Predigerthor einer.

(Auf einem besondern Blättchen.)

1) Item Thorschlüsseler sollen die Schlüssel nicht bey ihnen haben, sonder behalten, daß sie sie wissen zu finden, und sollen sie in ihrem Harnisch und mit Geweren bey den Thoren warten bis uff Bescheid der Herren.

2) Nachbarn sollen einander klopfen und wecken bey den Eiden, wenn Glocken gant oder ein Mordgeschrey ist, an Kilchhoff lauffen; ob auch einer mag, soll er von ersten zu seinem Zunftmeister gen.

3) Item die in der Neuenburg sollend ein sonder Fänlin haben, unnd zusammen laufen in der Neuenburg, und byeinander [61] warten bis uff Bescheid der Herren; deßgleichen in der Schneckenvorstadt.

Claus ihr Hauptmann und Kalthammer.

4) Thurn mit Leuten zu versehen, und bewahren.

Adelhausen, Würe.

Enderlin, Jörg Kessler, Waibel, unter eine Ordnung thun.


Montag nach Dionisy (10. Oktober.)

Simon Strüblin und Thoma Hennkin sind auch im Bundschuh.


Mittwoch vor Galli (12. Oktober.)

Uff hüt ist der bös Handel mit dem Bundschuh den Achewern zu eröffnen geben. Daruff haben sie einem Rath gedankt, sich erbotten ihr Leib und Gut zu einem Rath zu setzen


Sonntag nach 11tausend Jungfr. (24. Oktober.)

Ist (??) der von St. Gallen, Bernhart Flescher, so in Gefängnuß kommen war um deßwillen , daß er argwönig gangen war in der Statt, deßhalb man ihn für ein Verräther hielt, widerum usgelassen mit einer alten Urfehd; dann man konnt ihn nit für argwönig gehalten.


Mittwoch vor Simonis et Judä (26. Oktober.)

Els Schmidin von Lenzkirch oder Stockach, Joß Fritzen Wib von Lehen ist ledig gelassen, mit der alten Urfehd; soll in demselbigen Eid versprechen, in acht Tagen den Kosten uszurichten.


Montag vor Martini (7. November.)

Uff hüt sind Langhans und Rothheinz ledig erkannt mit der Urfehd, diewil man doch kein Schuld an ihnen findt, und sollen verschrieben Urfehd geben, darin sich verbinden vom Bundschuh nimmer zu reden noch mit jemand zu handeln.


Montag Präsentat. Mariä (21. November.)

Uff hüt erkannt, diewil Jörg Mayer und Jörg Tüffel des Bundschuhs halben nit angeben sind oder globt haben, daß man sie deßen mit der verschrieben Urfehd ledig soll lassen wie Langhansen oder Rothheinzen.

[62]
Vigilia Nicolai (5. December.)

Dwil der Handel mit dem Bundschuh so gar bös ist, und sich nit allweg gebüren will, Barmherzigkeit darinne zu bruchen; drum dwil Brun Conrat mid Bernhard Enderlin sd gar argwönig sind, soll man sie lassen erfahren, und ihnen darnach über ihr Bekanntniß Recht ergehn lassen.


Mittwoch Conceptionis Mariä (7. December.)

Uff hüt ist von dem bösen Handel des Bundschuhs geredt und bedacht, daß sie von Lehen und Betzenhusen ein ersam Statt nie gewarnt, und doch genißt haben, daß Joß offt davon geredt hat. Darüber zu Gedächtnüß, daß der mordlich Handel by ihnen entsprungen ist, hat ein ersamer Rat ernstlich erkennt, man solls auch denen von Lehen und Betzenhusen sagen, daß sie hinfüro dhein Gewehr länger dann einer halben Ellen lang für der Statt Thoren herein tragen sollen. Findet man daß sie solches darüber thun, so soll mans darüber straffen, und soll auch die Zoller hierinne warnen, und dieß Erkenntniß ewiglich nie abthun; und wann es sich dem Maitag nahet, soll man von der Weid reden, ob man ihnen die lihen will oder nicht.


Jahr 1514.
Frittag nach Philippi und Jakobi (5. Mai.)

Uff heut hat der Vogt in Betzenhusen samt der Gemeind daselbs, deßglichen der Vogt zu Lehen, mit dem Merentheil der Gemeind vor Rath bittlichen angesucht: nachdem ihnen die Weiden uff den Merztag abkündet, daß ein Rath ihnen widerumb so geneigt seyn wollt ihnen die Weyd widerumb wie von Alter her zu lihen.


Montag nach Jubilate (8. Mai.)

Uff heut mit sammt neuen und den alten Räten ist den von Lehen und Betzenhusen uff ein Gegenbekanntnüß die Weyd widerum zu Lehen nachgelassen.

[63]
Freitag nach Augustini (1. September.)

Ist uff hüt erkennt, man soll Gugelbastian die uffgehabten Kundschaften fürhalten, will er der nit beständig sin, soll man ihn an der Marter hart ersuchen, und darnach über sin Vergicht handeln, was sich gebürt.



Nro. 6.

Gedächtniß für Blicker Landtschaden, was er der Kaiserlichen Majestät Landtvogt und Räten anbracht hat.

Erstlich sige meinem gnädigen Herrn Marggraffen Philipsen uff Zinstag von Michel Hansern von Schallstatt der Gesellschaft halb, so den Adel, und Erbarkeit, zu vertilgen vermeinen, diß Meinung anbracht.

Item, daß derselben Gesellschaft Meinung seie, Bapst, Kaiser und zuvorab Gott für Ihren Herren han wellen.

Item, daß der Gesellschaft Trachtens seie, wie sie möchtend ein Stadt in ihr Gewaltsami bringen, als Brysach oder Fryburg.

Item, deß Fenlins halb hat Michel sich bekhundet, daß es nit ferne und der Nähe dieser Landen Art seie, hab er gefragt, wie das Fenlin doch gestalt oder bezeichnet? Seie ihme von Mattern Wynmann zu Mengen angezeigt, wiewohl das mit einem wissen Krütz bezeichnet, so wollen sie es doch ändern, und ein Adler daran malen lassen, und das wiß Krütz abthun.

Item als Michel gefragt, ob viel in der Gesellschaft verhafft, hat ihme dehein eigentlich Somma bekannt mögen werden, anders, dann daß vyl Volks in den Dingen verwicklet, und so es angieng, wurden die uß Elsaß zu Burcken über Rhyn kommen, und sollichs Fänlin im Elsaß seyn.

Item so sige vorhanden, sobald der Huffen zusammen kommen, wollte die gemein Gesellschaft Kaiserlicher Majestät ihr [64] Fürnemen schriftlich anzeigen, und so ferre sein Majestät es nit annemme, wurden sie zu den Schwitzern rücken.

Item, es sigend zwen von der Gesellschaft im Sigmonswald uff zogen, mehr Leut in die Gesellschafft zu bewegen, sig einer Gilg genannt und zu Lehen gesessen.

Item, uff schierigst Sonntag werde ein großer Huffen von der Gesellschafft, gen Biengen uff die Kilchweihe zusammen kommen.

Item, so werde man zum längsten in vierzehen Tagen zusammenziehen, und der Handel sein Uffgang gewinnen.

Item, diesen Handel hab mein gnädiger Herr Markgraff Philips, sampt seiner Gnaden Herrn Vatter Carlen erwogen, mit was Maß auch angezeigtem Handel begegnet werden möcht.

Item, wie wol sein Gnad wol geneigt, diejhenen, so in der Gesellschafft verhafft, seiner Gnaden Herrn Vatter zuständig anzenemen, sige doch zu sorgen, daß dadurch vil mochtend flüchtig gemacht werden.

Item, mein gnedigen Herrn bedunckt vast wol beraten vnd guet seyn, daß den zweyen so über Wald geschickt, der Weg unterritten werde.

Item, an Kayserlich Majestät Landtvogt und Räte zu begeren, min gnedigen Herren ihr Rat und Guetbeduncken fürderlich wissen zu lassen.

Item, daß Kayserlich Majestät Räte diesen Handel Fürsten und andern Nachburschafften fürderlich verkünden wollten.

Zinstag nach Michaelis (4. Oktober.)

Mattern Winmann zu Mengen, Adam Herlin von Norsingen sitzen, Cleut Enderlin der Altvogt zu Lehen, Bannwart daselbs der von Brüßel kommen ist, Gilg, der jung Stüblin.



[65]
Nro. 7.

Unser willig und fründlich Dienst zuvor; Fürsichtigen ersamen und weysen besonder lieren und guten Fründ. Euer getreue Warnung, uns durch euer ersam Rats-Botschaft Jörgen Dorffelin beschehen, haben wir zu hohem Dank empfangen, mit Erbiettung, solchs hienach in derglichen und andern Fällen fründlich zu vergleichen. Und fügen daruff euer ersam Lieb gütlich zu vernemen, daß uns von Rötteln her, da dann ein Gefangner ligt, der solichs angezeigt, glaublich angelangt, daß sich ein groß Versammlung uff morn oder Frytag zu Nacht zu Thüngen, Biengen oder Mengen, in dero Dörffer eim oder vilicht allen dryen ergeben solle, der Meynung, ihrm Fürnehmen statt zu thun; Weiß aber Nymandts, wohin sie sich den nechsten zu wenden werden. Und achten aber, die Handlung sye unsern Herrn dem Regiment zu Ensisheim dieser Zeit unverborgen, dann Hans von Schönau und Blikart Landschad sind Nacht spat by uns übergefaren und sich merken lassen, sollichs anzubringen. Wollten wir Euch, als wir unsern guten Freunden zu Brisach auch getan, nit verhalten etc. Datum ylentz uff Mittwoch post Francisci (5. October) 1513.

Bürgermeister und Rat
zu Nüwenburg.


Nro. 8.

Philips von Gottes Gnaden Marggraue zu Baden etc. Unsern früntlichen Gruß zuvor. Ersamen wisen lieben besundern. Wir sind bericht, daß Ihr nüwlich ettlich, so von der nüwen Gesellschaft des Bundschuhs verargwonet, fanglich angenommen [66] han sollen. Begern demnach an Euch, gütlich bittende, Ihr wollt uns derselben Namen verzeichnet zuschicken; und ob dieselben umb die Sachen, darumb sie angenommen, gefragt, uns ihrer Bekanntniß auch verständigen, damit wir zu Ergründung der Sach dest statlicher gegen denjenen wir zu Handen haben, auch handeln mögen lassen. Wir versten auch, daß Joß von Spyr sich hinuff in die Eidgenoßschaft gethan soll han; und daß uff diese nechst künftige Nacht noch sieben zu Lehen abtretten werden. So han wir uff hüt Mattern Wynmann von Mengen, wus ihme von den Dingen wissen, auch fragen lassen; derselb gesagt, wie Ihr ab ingelegter Verzeichniß zu sehen habt. Wollten wir gnädiger Meynung, zu gut dem Handel, auch unangezeigt nit lassen. Datum Badenwiler uff Montag nach Dionisy (12. October) Anno 13.


Nachschriften.

Wir fügen Euch auch guter Meynung zu vernemen, als wir uff gestern mit Mattern Wynman des alten Vogts halb zu Lehen haben handeln lassen, daß er desselbenmals ettlich mehr anzeigt hat, in der Gesellschaft der Bundschuher verwandt sin. Nemlich war ihm von Marx Stüdlin anzeigt, daß der Vogt im Glottertal, auch Clewy Jeklin zu Munzingen und vil am Kaiserstuhle und in der Mark, in der Sach verwikelt; hat doch keinen uß der Mark mit Namen nennen können. Das wollten wir Euch dannocht uß guter Nachberschaft auch unangezeigt nit lassen. Und was uns ferrer diser Sach halb anlangt, sol Euch von unsern wegen jeder Zit unverhalten bliben; derglichen bitten wir, so Euch ychts fürkäme, die Wile wir yetzt abwärts riten, dem Landvogt zu Röteln auch zu verkünden. Datum ut in litteris.

Wir han auch zu Fürkommung sollichs und derglichen Handels in dieser Art sammt unsers lieben Herren und Vatters Räten bedacht, und sehen uns für gut an, daß ein yede Oberkeit in ihrer Verwaltung und Gebierten Anstallung thäte, daß derer Namen, so uß yedem Flecken abtrennig worden, uffgezeichnet und überschickt; also so sich dieselben mit der Zeit wider [67] ihren Heimwesen nähern und vermeinen wolten, daß alle Ding in Vergeß gestellt, daß dieselben in Registern in Gedächtnüß behalten, angenommen, und ihrer yeder Verhandlung nach gegen selben mit Straf gehandelt würde. Darzu, daß hinfür in keine Oberkeit nit lichtlich fremd herkommen Personen, so nit mit gnugsamen Manrecht und Abscheiden von den Orten sie sich hievor enthalten versehen wären, angenommen würden: halten wir dafür, es sollte dieser oder dergleichen Handel nit bald me inwurzeln mögen. Das wollten wir Euch dannocht guter nachberlicher Meynung zu Fürkommung und Verhütung ferrers Uebels unangezeigt nit lassen. Datum ut in litteris.

Den ersamen wisen unsern lieben besundern Burgermeister und Rate zu Freiburg.


Nr. 9

Mandat von Ensisheim des Bundschuhes halb. (Wäre vor 10 Tagen wol kommen.)

Wir der Röm. Kaiserl. Maj. unsers allergnädigsten Herrn Hofmeister Hauptmann etc. Wir haben mit Rat unsers gnädigen Herrn Marggrafen Philippsen von Baden. etc. für nutz und gut angesehen, der bösen Gesellschaft des Bundschuhes ernstlichen nachzugrunden, als wir auch in täglicher Uebung sind, ein eigentlich Wissen davon zu erfaren. Demnach befehlen wir Euch im Namen der Kaiserl. Maj. ernstlichen gebiettend, daß Ihr euer flissig Uffmerken haben, und allenthalben in euren Gerichten und Amtsverwaltungen durch tapfer Personen, denen deshalben zu vertruen seyn mag, bestellet, alle die in diesen schwebenden Läuffen abgewichen, mit ihren Namen und Gestaltsame ihrer Personen und Wesens eigentlich uffzuschriben; deßglichen euer geheime Kundschaft anrichtet zu erfaren, was der Bundschuher [68] Wesen und neues Fürnehmen; deßglichen, wo ihr Uffenthaltung seyn soll. Ob auch Jemands von andern frembden Orten sich mittler Zit hinter Euch verfügt, und argwönig erschine, dieselben annemet, und was Euch in dem Allem begegnet, uns unverzogenlich berichtet, damit wir daruff dester gewißlicher ratschlagen, und zu Abstell1mg solchs bösen Fürnehmens, das wider Gott und alle Erberkeit ufferweckt, stattlicher handeln mögen. Deß wollen wir uns also zu Euch allen versehen. Zu Urkund etc. Geben uff den 13. Octobris Anno 13.

Präsentatum gen Friburg uff Zinstag nach Galli (18. Okt.).



Nr. 10

Unseren fründtlichen Willen und Gruß voran. Edlen strengen vesten ersamen wisen lieben Fründt. Euer Schriben, darin Ihr uns bittlich anlangen, ob mit dem, daß einer als Beweger des furgenomnen Bundtschuehs uß der Kirchen zu Muntzingen genommen, und pinlich gen ihm gehandelt sie, ainicher Fräfel begangen wäre, denselben gnädigklich zu erkiesen, mit Anzaigung, daß auch Johannes, der Pfarrer zu Lehen, sollichs Handels halb mergklich belumbt sie, haben wir vernommen, und möcht syn, es wäre an dem End ettwas wider die Kirchen gehandelt und gefräfelt. Diewyl wir aber selbs ermessen können, daß die Nodturfft mergklich erhaischt, sollich Fürnehmen des Bundtschuehs (daß dann uns und aller Erberkait billich mißfällig ist) niderzetrucken, abzewenden, und die Anfänger desselben nach ihrem Verdienen zu straffen: so wöllen wir vermelten Fräfel und die Straff, so uns deshalb zustan möcht, gnädigklich nachlassen. Begeren auch hieruff, Ihr wöllen vermelten Pfarrer zu Lehen, deßglichen ander Priester, ob Ihr hienach ainich erfaren mochten, so des Handels halb verdacht [69] wären, in unserem Costen fängklich annehmen, und allso bewart zu unsern Handen heruff gen Costantz antwurten lassen; damit in Straff und ander Weg gegen ihnen gehandelt werden müg, als sich nach Recht gebürt, auch die Nodturfft erhaischt. Und bewisen Euch hieruff nach unserem Vertruwen; statt uns fründtlich und gnädigklich zu beschu1den und zu erkennen. Datum Costantz uff Sambstag vor Galli (15. October) Anno 13.

Hugo von Gottes Gnaden
Bischoffe zu Costantz.
Den edlen strengen vesten ersamen wisen Rudolffen von Blumneck Regent und Rat in Elsaß an Statt Röm. Kais. Majestät, Sigmunden von Valckenstein Freiherr zu Haidtpurg, Burgermeister und Rat zu Freiburg im Breißgau, Casparn von Blumneck Ritter, und Davidten von Landeck unsern lieben Fründten.


Nro. 11.

a) Unsern besundern gutten Fründen, dem Burgermeister und dem Rat zu Fryburg im Brißgowe, embieten wir Hans Ludwig von Endingen der Meister und der Rat zu Straßburg unsern früntlichen Dienst. Lieben besundern Fründe. Euer Schriben an uns bescheen, haben wir mit früntlichem guttem und dankbarem Willen empfangen und verlesen gehört, sagen auch Euer Lieb geneigten Gemüts mit hohem Fliß Dank, und wöllen uns der Sachen nach Notturfft erkunden, als die, so dem unerberen schantlichen Fürnehmen Widerstandt zu thun gantz geneigt, und was wir deßhalb erfaren, Ewer Liebde unverhalten haben. Deßglichen begeren wir, wo Euch witer zu Handen stoßen wurdt, uns so Tag so Nacht in unsern Kosten fürderlich wissen thun. Das stet gegen Euer Liebd uns allzit früntlich haben [70] zu verglichen. Geben uff Samstag sant Gallen Obent. (15. Okt.) Anno 13.


b) Unsern besundern etc. (wie ob.) Lieben Fründ. Euer Lieb Schriben mit Zusendung ettlicher Vergicht der Buntschuher, haben wir empfangen, und sagen Euer Lieb mit Fliß Danck solichs üwers früntlichen und nachbarlichen Anzeigens; mit Erbietung, wo wir deßhalb etwas erkunden wurden, Euer Lieb zu wissen not, daßelb in dheinen Weg zu verhalten, wir wollen auch allen möglichen Fliß ankeren, den Sachen zum ernstlichen Nachdenkens zu haben. Datum Dundersstags nach Andree Apli (1. December) Anno 13.

Unsern besundern gutten Fründen dem Burgermeister und dem Rat zu Fryburg im Brißgowe.


Nro. 12.


Unser früntlich und gutwillig Dienst allzyt etc. Fürsichtigen ersamen und wisen sonders günstigen lieben und guten Fründt. Uß nächst vergangem Zuschriben habendt wir verstanden, wie ettlich unruwig Lütt in Landen sin, die die Erberkeit zu trengen Fürnehmen haben sollen etc. Nun langt uns an, Ihr habend ein Fußpfad erfunden, demselben nachgangen, und ettlich Betretten in Euwer Gefangnuß braucht, und vilicht mit ihnen gehandlet als sich gebürt. Darumb sich Euwer Nachberschaft uf dem Land empört, und wider Euch gesterkt hab; ob daß oder nit, ist uns unwissend. Aber von ettlicher unser Nachberschaft langt uns an, daß uns Sorg zu haben Not sig, möcht vilicht us Euwern Gefangen entsprungen. Darumb langt an Euch unser gantz flißig Bitt, Ihr wollend, ob ychtzit wenig oder vil von Euwern [71] Gefangenen anzeigt, oder Euer Nachberschaft Euch widerwärtig, oder sunst vorhanden, das durch uns zu fürkommen wäre, uns by disem unserm Botten schriftlich wissen lauffen, und zu uns versehen, daß wir unser vermögentlich Hilf und Bystand nit von Euch ziehen; deßglichen wir uns zu Euch auch versehen wellen. Datum in Jl uf Sant Gallen Tag Aubents nach vier Uren (16. October) Anno im 13ten.

Schultheiß Burgermeister und
Raut der Stat Vilingen.
Den fürsichtigen ersamen und wysen, Burgermeister und Rat der Stat Fryburg im Bryßgow, unsern insondern günstigen lieben und guten Fründen.


Nro. 13

Unser willig früntlich Dienst und was wir Guts vermögen zuvor. Besonderen lieben Fründe. Euch sint wissen die wilden Läuff und das böß Fürnenehmen, so yetzund vor Augen sin solle; der Allmächtig woll das durch sin göttlich Hilff fürkommen. Nu sind wir in kurtzen Tagen durch hohe Personen ernstlichen gewarnt worden, daß wir Sorg zu unser Statt haben sollen; und so wir sollich Warnung betrachten, so ist unter Anderm zu bedenken, als ob ettwas sunderlicher Uffsatz gegen uns vorhanden sig. Und dwil wir vernemen, daß Ihr ettlich Personen des Handels by Euch in Gefangnuß haben sollen, so sint wir Euer Lieb uß sunderm gutem Willen und hohem Vertruwen, so wir zu üch tragen, mit gantzem Fliß und Ernst früntlichen bitten, ob Ihr des Handels etwas erkondet, oder ob ettwas vorhanden wär, so uns und unser Statt berüren möcht, daß Ihr uns das geoffenbaret, und nit verhalten hätten, als dann zu Euch unser hohes Vertruwen stat. Dann ohn Zwifel sollent syn, so ferr [72] wir ettwas diß Handels erfaren, so Euch oder andre Personen betreffen mocht, daß wir Euch sollichs nit verhalten, und nach allem unserm Vermögen verdienen wollen. Gott well üch bewaren! Datum Mittwochs nach Lucä (19. October.) Anno 13.

Maister und Rat
zu Schletstatt.
Den fürsichtigen ersamen und wisen, dem Burgermeister und dem Rat zu Fryburg im Brißgow, unsern besondern lieben und guten Fründen.


Nro. 14.

Edlen vesten fürnemen und wisen günstig lieb Herren und Fründt. Euch sigen min gutwillig früntlich Dienst zuvor bereit. Uff binacht spot ist mir gewiße Bottschaft zukomen, wie Joß von Lehen mit sinen Gesellen von Basel us uff Mittwoch nechst verschinen uf Schaffhusen zuzogen. Doch haben sie sich getheilt, und die von Basel nachgefolgt, zwen derselben fänglich umb Liechstal angenommen und gen Basel in die Gefängniß geführt, und in derselben Nacht pinlich gefragt, und aber Jos mit dem Fendlin, so er im Busen getragen, entrunnen. Doch haben sie uff allen Strassen laßen nachfolgen, daß ich an Gott hoff, er soll u'derliegen. Solichs hab ich uß guter und früntlicher Meinung nit wellen verhalten. Datum Brisach uf Samstag zu Nacht nach Lucä (22. October) Anno 13.

Jacob Sturtzel von
Buechen Doctor.
Den edlen vesten fürnemen und wysen, Burgermeister und Rath der Statt Fryburg minen günstigen lieben Herrn und Fründen.


[73]
Nro. 15.


a. Unser willig früntlich Dienst zuvor. Fürsichtigen ersamen wisen sondern lieben und guten Fründ. Wir haben zwen Knecht in unsrer Gefangnüß, sind beid uß dem Dorf Lehen by üwer Statt gelegen. Die bekennen allerley, und wie sie durch einen, genannt Joß, auch deßelben Dorfs Inwoner angereizt worden, zu dem bösen Fürnehmen des Bundschuhes hilfflichen Bostand ze thun, das sie aber abgeschlagen, mit Bedekung des Handels. Inmassen wir von ihnen noch bißhar nit luteren Anzeig haben bekommen; so wir aber vernommen, wie Ihr der Dingen etwas wytern Bericht und ettlich Verzichten hinter üch haben sollen, und wir zu Ußrüttung sollichs Unkruts gantz hertzlich geneigt sind: ist an Euch unser früntlich Bitt, uns des Handels, so vil Ihr des Wißens tragen, luter zu berichten; auch Inhalt der Vergichten by disem Botten mitzetheilen, witter daruf der Gebur nach mögen handlen, als dann der Notdurft nach einer peden Oberkeit wol gezimet. Datum Samstags vor Simonis et Judä (22. October) Anno 13.

Person Wilhelm Zeigler Burgermeister
und der Rat der Statt Basel.


b. Fürsichtigen ersamen wisen sonders lieben und guten Fründ. Unser willig früntlich Dienst syen Euch mit Fliß zuvor. Ihr haben verruckter Tagen üwer Bottschaft mit samt Keyserl. Majestät unsers allergnedigsten Herren Räten in oberm Elsaß Bottschaft by uns gevertiget, und uns den Handel der gemeinen Bundschuhern und sonders der zwey, so wir by uns in Gefengniß gehabt, erlutern und bitten laßen, sollich bös Handlung zu Hertzen ze nemen, und gegen denselben by uns behembten mit Straf, wie sich frommer Oberkeit nach Sag und Setzung natürlicher und geschribner Rechten erheischt, füzefaren etc. Daruff wir dazemal mit entlicher Antwort us Viele obliegender Geschäften nit mochten begegnen, das sich dann syther auch us [74] vielerlei Ursachen verwylet hat. Und doch uff gestrigen Tag nach unser Stadt Gewonheit dieselben zwen Knecht für Gericht stellen, und uff ir Vergicht (dero Ihr hievor Copye behandet) beklagen laßen haben; demselben nach sie mit der Axt und was darzu gehört, zu Rechten erkannt, aber uff ihr groß bittlich Ansuchen ihnen Gnad bewisen, daß sie mit dem Schwert gericht und ab der Welt gefertiget sind. Wollten wir üch nit verhalten, früntlich bittend, uns den Verzug der Sach nit zu verargen; dann wir gar gern die Sach vorlängst gefördert, wo uns ehaft Ursachen nit verhindert hätten. Mögen Ihr uns, als denen, so zu Straf des Argen geneigt sind, wol vertruwen. Datum Fritags nach Thoma Apostoli (23. Decemb.) Anno 13.

Wilhelm Zeigler Burgermeister
und der Rat der Stadt Basel.
Den Fürsichtigen ersamen wisen, Burgermeister und Rat zu Friburg im Brisgaw, unsern sondern lieben und guten Fründen.


Nro. 16.

Kilius Meiger von Lehen sagt: er sie Jungherren Gabriels von Bolschwiler libeigen Mann, und zu Lehen hinder Jungherren Balthasar von Blumneck gesessen. Und hab sich im Früling nächst verruckt begeben, daß einer, genannt Joß Fritz, so auch zu Lehen wonhafftig gewesen, zu ihm kommen sie und geredt: Kilius wiltu uns auch helffen zu der göttlichen Gerechtigkeit, so mustu schwigen, und davon Niemand ützit sagen. Dann du sichest, wie es uns gadt, und daß wir hüt umb diß, und morndes umb das ander komment. Und daß man uns nit will lossen bliben by unsern alten Bruchen, Rechten, und Harkommen. [75] Daruff er Kilius ihm Josen Fritz geantwortet: wo er wüste zu helffen, darzu so Glümpf Füg Ehre und Recht hettent, das wolt er gern thun. Uff das hett bemelter Jos Fritz witter geredt: sie wöltent allein dem geleben, was götlich zimlich und billich were, und die großen Wucherer, und was nit götlich noch billich were, abthun; und so einer gezinßt und die bezalten Zins dem Houbtgut sich verglichent, fürer nit gedulden, daß die witter gegeben solltent werden. Sodenn woltent sie auch ihren Herren und Obern in künftigem wie bißhar nit me dann zum Jar ein Frontag thun; sonder unterstan, sich selbs by ihren Bruchen, Rechten und alt Harkomen zu handthaben, deß sie bißhar von ihrem Jungherren gewaltiglich und ohn Recht entsetzt und davon gedrungen. Dann er wol wiste, wie sie der Wirthschaft halb mit ihrem Jungherren lang Zitt zu Ensheim gerechtiget, dasselbs mit Urteil und Recht erlangt, daß ein jeder Hynderseß zu Lehen möcht Wirthschafft halten, und triben frye, und ohn alle Beschwerd. Daß aber ihr Jungherr ihnen nit hett wellen vertragen, sonder wider ihr Brieff, Sigel, und erlangte Recht, sie davon getrungen, und die Wirtschaft andern Personen, umb ein Gelt verliehen. Den und derglichen ander Gewalt und Hochmut sie untzhar hetent müßen erliden, und were derselb Joß mit diser getaner Red von ihm abgescheiden, also daß er ihm uff das mal nützit witter entdeckt hette.

Witter sagt er, daß ihr aller Fürnehmen sie gestanden, uff nach geschriben Meynung. Zum ersten, daß sie wolten unsern aller heiligsten Vatter den Pabst, unsern allergnedigesten Herren den Keiser und vorab Got zu ihren Herren gehept; doch so wolten sie ihr Herren nit verlöucknet haben. Zum andern wolten sie angesehen haben, daß ein jeder vor sinem Richter an dem End, da er denn gesessen were, solt furgenommen werden; und haben die geistlichen und rottwillischen Gericht über sich selbs umb Schulden fürer nit wellen dulden noch leiden.

[76] Zum dritten, daß alle Zins, die so lang genossen wären, daß sie sich dem Hauptgut verglichen möchtend, soltend absin, und die Brieff heruß gegeben werden.

Zum vierden, was Zinsen erkaufft, da ein Gulden Gelts unter zwentzig Guldin Houptguts gestanden wäre, darin woltent sie gehandlet haben, was das götlich Recht anzeigt, und sie unterwißen hett.

Zum fünfften, woltend sie den Clöstern und Priestern zimlich Narung gelaßen haben, und das überig zu ihren Handen genommen, und daruß sich selbs ernert, damit sie an ihr Narung kein Mangel gehebt, noch gelitten hettent.

Zum sechsten, woltent sie Voglen, Fischen, Holtz und Weld den Armen und Richen gemeyn gemacht haben.

Zum sibenden, woltent sie unterstanden haben; ein gute Stadt, oder ein gut Behusung zu ihren Handen und Gewalt zu bringen, und inzenemen, damit sie ihr Führnehmen dester stattlicher hettent mögen vollenden, und wer ihnen anhängig worden wäre, dem wölltent sie das sin gelassen, wer aber sich dawider gesetzt, den hettent sy wollen zu tod schlahen.

Sodenn sagt auch Kilius Meiger, daß er und sin Mittgesellen, ein Worzeichen gehebt, das sie zu Zitten, wann einer zu dem andern kommen ist, geredt; was aber dasselb Worzeichen gewesen, we ihm us Gedechtnis gangen; und gentzlich vergessen.

Er sagt auch, es mocht müglich sin, daß er und Marx Studlin hettent uff ein Zitt zu Mattern Wynman geredt, sie wolltent unterstan, ein Stadt, als Friburg oder Endingen, innemen. Ihm sie aber soliche Red, ob er die gegen ihm gebrucht, genzlich vergessen, wiewol an ihm selbs wahr, daß unter ihnen auch davon geredt, wann sie zusamen kommen möchten, daß sie alsdenn ein Stadt als Friburg oder Endingen innemen, und so sich die in der Stadt dawider setzen wurden, wollten sie die sich dawider setztent zu tod schlahen.

[77] Witter sagt er, daß er zu Mattern Wynmann geredt hab; sobald der Huff zusammen komen, wurde die gemein Gesellschafft, keiserlicher Majestät ihr Fürnehmen schreiben, und sofern sin Majestät sie mit anneme, wurden sie zu den Schwitzern rucken.

Und als an ihn begert worden, die anzegeben, so zu Friburg gesessen, und diser Gesellschafft verwandt syent, da sagt er für wahr, daß ihm nit wissen, daß Jemandt uß Friburg ye zu ihnen komen sie.

Er sagt auch, daß uff ein Zit Henslin Freuder, Marx Studlin, Mattern Wynman, und er Kilius Meiger, mitteinander gon Friburg gangen, und von disem Handel ihrs fürgenommenen Bundschuhs Red gehebt, und insonders davon, wo sie mochtent von jeder Zunfft zu Friburg einen oder zwen Mann, die ihnen anhingent, haben, so wurden dieselben ihnen in den Zünfften auch ein Anhang machen. Alsdenn möchtent sy etwas schaffen. Uff das hab Hans Studlin geredt, wie er einen Vettern daselbs zu Friburg by dem Brüderlin gesessen, und Schwartz-Caspar genannt, hätte, der war alt, sin Tag ein Kriegsknecht gewesen, und wo sie den möchtent haben, so wär er vast gut zum Handel und geschickt, wuste ihm auch wol ein Anhang ze machen. Ob aber mit demselben Schwartz-Caspar von ihrem Handel geredt, und er desselben ein Wissen trag, sie ihm unwissen.

Er sagt auch, daß ihr Anschlag gewesen, wann sy vierhundert Knechten stark worden werent, so wolltent sie von wittern Anschlegen geredt haben, daß die Edlen und ihr Herren sie fürer nit hettent bezwungen, ihnen arbeiten nach ihrem Gefallen, als sie untzhar haben gethan.

Und als ihm fürgehalten ward, wie er daby und mit gewesen, daß Joß Fritz und das alt Vögtlin von Lehen, Theodosion dem Maler zu Friburg hab wellen verdingen, das Fenlin ze malen, sagt er: sich soll nimmer erfinden, daß er by einichem Verding des Fenlins daby gewesen sie, doch mag man an [78] bemeltem Maler sich darumb erkunden, werde man der Wahrheit bericht. Doch sie wahr, daß Thoman Müller zu Sewen ihm gesagt, wie der Maler zu Friburg darumb für Rat beschickt, und das alt Vogtlin gefangen worden, und bekanntlich sie, daß Jost Fritz, und Hans Enderlin der alt Vogt ihm haben wellen das Fenlin zu malen verdingen. Ob aber Thoman Müller ihm die Wahrheit damals gesagt hab, oder nit, mag er nit wissen.

Mehr sagt er, wie uff ein Zitt vor dem er von Lehen gewichen, ein Geschrey entstanden, daß die von Friburg ihres Bundschuhs halb gewarnet worden, und der Bund ußkomen sie, deshalb sie ihr Thor besetzt, und zu ihr Statt Sorg und Hut angesehen hättent. Von derselben Thorhut sie erschrocken, und wärent uf einen nemlichen Tag, umb den Herbst nächst verschinen, umb die Bettglockenzitt gegen der Nacht, uff die Hartmatten zusammen kommen, und von ihrem Handel geredt, und deß zuletzst rettig worden, gentzlich von ihrem Handel ze stan und den ze unterdrucken; und sie wahr, daß damals er Kilius, alle die so uff dieselben Matten berufft und gegenwärtig gewesen sint, in Gelüpt genommen hab, zu verschwigen, und ze helen, alles das so daselbs gehandlet und vor und nach von disem Handel geredt sye.

Es sie auch wahr, daß sie uff ein Fürsorg Houptlüt, Fenrich und derglichen Amptlüt gesetzt, wann sie überfallen wurden, daß sie sich desterbaß hettent mögen in ein Gegenwer schicken, und sie damals verordnet worden, Jost Fritz zu einem Hauptmann, als der so die Sach angefangen hat, und Jacob Huser, der hie gefangen lit, zu einem Fenrich, uß dem Grund, daß er Jacob ein hübscher junger starker und gerader Mann sie, und sient auch beide zu der Zitt gegenwürtig gewesen.

Deßgleichen sient auch damals uff der Hartmatten by ihnen erschinen dise nach geschriben Personen:

Hans Stublin alle von Lehen.
Karius Heitz
Hans Heitz

[79]

Hans Freuder alle von Lehen.
Conradt Enderlin
Peter Stüdlin
Augustin Engerlin
Thomas Müller
Cleuwin Meiger
Ciliax Stüblin beide von Betzenhusen
Hans Giger

Jeronimus der Brottbeckknecht, so by dem Müller zu Lehen gedient hat, Hans Hummel der Schneider uß Schwoben, und sonst noch ein frömbder Burßknecht, den der nit wüße ze nennen.

Er sagt auch, sobald ettlich siner Mitgesellen gefencklich angenommen, wäre er von fromen Lütten gewarnet worden, sich an sin Gewarsame zu tunde. Also wär er von Lehen gegangen, gen obern Baden, zu Michel Metzger sinem Schwoger, dem er den Handel gesagt; daruff ihm sin Schwoger geantwurt, daß gut gewesen, daß er der Sach war müssig gangen.

Demnach sye er gen Sewen kommen, daselbs Joß Fritz den Haubtsecher, Jeronimus den Brotbeckenknecht, Augustin Engerlin und Jacoben Huser funden. Er sagt auch, daß Joß Fritz der Houbtsecher das Fenlin zu Sewen by ihm gehebt, und im gehen ihm erzeigt, und daby gesagt hab, daß er dasselb Fenlin hab lossen zu Heilbrun malen, und den Maler das zu malen in der Gestalt betrogen, und angefürt: nemlich ihm zu verstan geben, wie er in einer großen Schlacht, darin er gewesen, unser lieben Frowen zu Ach versprochen hab ein Fenlin zu bringen, und sie das Fenlin wyß und blau, und uff der einen Sitten ein wiß Crütz, und stand daran gemalet der Keiser, der Babst, und unser liebe Frau und sant Johans der Tauffer, deßglichen das Liden Christi, und knüwe ein Burßmann vor dem Crütz, und sie auch an dem Fenlin ein Bundschuh gemalet gewesen.

[80] Er sagt auch, daß ihm Joß Fritz eröffnet, da er dem Maler angemüttet hette, ein Bundschuh an das Fenlin ze malen, davon der Maler etwas Argwans empfangen. Daruff Joß dem Maler gesagt: er sie eins Schumachers Sun, und sin Vatter fürte ein Bundschuh im Schild, darumb zu einer Anzeigung welle er in das Fenlin ein Bundschuh malen lassen, das man mercken mög, daß es von ihm da sye.

Doch wüsse er von dheinem Spruch, so daran gemalet sin soll, ze sagen, dann er hab dheinen daran gesehen.

Er sagt auch, daß sie zu Sewen rettig worden, sich gon Zürich uf den Tag ze tunde, da sient er und Jacob Huser gefangen worden, und Joß Fritz entrunnen.

Sodenn sagt er, daß Thoman Müller ihm zu Sewen gesagt, wie man ihn Thoman zige, er solt 4 fl. an das Bundschuh-Fenlin zu Stür geben haben, daran ihm doch Unrecht beschehe, dann er daran nützit geben hette.

Er sagt auch, wie uff ein Zitt er Kilius, deßglichen Henßlin Freuder, Joß Fritz, und Bernhart Engerlin mit einander zu Fryburg gewesen, und an dem heimgan von obgemeltem Handel ihrs furgenommen Bundschuchs allerley Red uff vorgeschrieben Meinung zusammen geredt. Da hab er Kilius Bernhart Engerlin gesagt, er hab an das Fenlin zu Stür einen dicken Pfennig geben, und ihm dieselb Unwarheit fürgehalten, umb deßwillen, daß er Kilius Bernharten Engerlin bereden möcht, einen dicken Pfennig an dasselb Fenlin ze geben, und also ihm Bernharten zu gemutet einen dicken Pfennig daran ze geben. Das hett er, Bernhart Engerlin, damals zugesagt, wie wol er den nit geben hett.

Witter sagt er, daß er Kilius Meiger uff Beger und Anmuttung Joß Fritzen des Houbtsechers, hab fünff Viertel Wins einem Brodtbecken zu Friburg by dem Brüderlin gesessen zu kouffen geben, und das Geld, so er daruß erlost hätt, nemlich einen halben Gulden, den hab er Kilius an dasselb Fenlin Joß Fritzen zu Stür geben.

[81] Deßglichen hab Henßlin Freuder ihm Kilian auch gesagt, wie er an dasselb Fenlin einen halben Guldin zu Stür geben hab.

Er sagt auch, daß alle die, so uff der Hartmatten gewesen, wie die mit Namen davor geschrieben sind, sich begeben haben, daß ihr yeder welle einen halben Guldin zu Stür an das Bundschuh-Fenlin geben.



Nro. 17.

Jacob Huser von dem Dorf Lehen, unter Fryburg gelegen, und hinter Balthasar von Blumneck gesessen, sagt unzwungen aller Marter, wie Joß Fritz von Lehen, uff vergangen Zit, sye by zechen Wuchen, zu ihm kommen sye, und geredt, so er Jacob Huser, schwyge, so wöllte er Joß ihm öffnen und sagen, ein Sach, die für ihn und vil fromme Lüt wäre. Und als er Jacob Huser an denselben Joßen zu wissen begert, was das für ein Sach, und ob die erlich sye, (dann so die unerlich geachtet, wurde er nützit hören davon sagen), hätte benannter Joß ihm geantwortet: die Sach die er ihm wöllt fürhalten, wäre erlich; und damit angehebt, ihm zu entdecken, wie Jheronimus der Brotbeckknecht, so sich uß dem Etschland genempt, und zu Lehen by dem Müller gedient, deßglichen Hans Freuder, Hans Heytzi, Karius Heltzi von Lehen, und er Joß, ein Fenlin koufft hätten, in Meynung einen Bund zusammen ze machen, mit Beger ihm anhengig ze syn; deß er Jacob Huser anfenglich sich gewydert, uff das Joß ihm gesagt, daß ihr Fürnehmen götlich zymlich und recht were, dann sie anders nützit handlen wollten, dann das so die heilig Geschrift inhielt, und auch für sich selbs götlich billich und recht were, und mit der Red von ihm gangen.

[82] Wyter sagt er, daß sie von disen Anschlägen Red gehebt, und ihr Fürnehmen uff nachvermerckt Meynung gesetzt haben.

Zum ersten, daß sie unsern Herren den Keyser, und sust dheinen andern Herren haben wöltent.

Zum andern, daß ein yeder umb Schuld vor seinem Richter an dem End, da er dann gesessen wäre, sollte fürgenommen werden.

Zum dritten, daß sie die rotwillischen Brieff fürter nit mehr hetten wollen liden, sunder die gentzlich abthun.

Zum vierten, daß die geistlichen Gericht alleyn umb geistlich Sachen sollten gebrucht werden und umb dhein Schuld.

Zum fünften, daß all Zinß, die so lang werent geben, daß die sich dem Hauptgut hetten verglicht, so wollten sie gemacht und geordnet haben, daß die Personen, so solich Zins geben hetten, darnach fry gewesen, und fürer von solichem Hauptgut ze zinsen dheinswegs schuldig noch pflichtig.

Zum sechsten, welicher Priester zwo oder drye Pfründen gehebt, dem wollten sie eine genommen haben, und damit einen andern Priester, der kein Pfrund gehebt auch versehen haben.

Zum sibenden, wollten sie voglen, fischen, Holtz und Wald frye, und yedermann gemein gemacht haben.

Zum achten, wollten sie all unbillich Stür und Zoll abgethan haben.

Zum nünten, wollten sie einen bestendigen Friden in der gantzen Christenheit angesehen und gemacht haben, und all die, so sich dawider gesetzt, wöllten sie zu tod gestochen haben. Welicher aber ye hett wollen kriegen, dem wöllten sie Gelt geben haben, und ihn an die Türcken und Unglaubigen geschickt.

Zum zehenden, daß sie all die, so ihnen werent angehangen, wolltent mit ihrem Lib und Gut gesichert haben; wer sich aber hett wöllen darwider setzen, den wöllten sie gestrafft, nemlich zu tod geschlagen haben.

[83] Zum einlifften, haben sie angeschlagen gehebt, daß ettlich uß ihnen sollten sich uff Byenger Kirchwichung verrügt, und einander bescheiden, wie sie sich wyter wollten gehalten haben.

Zum zwölften, wenn sie werent hundert Knechten, oder zwey oder drühundert Knechten stark worden, so welten sie von wytern Anschlegen geredt, ihr Empter, die dann darzu dienstlich gewesen weren, besetzt, und daby ein gemein Eidgenoßschafft umb Hilf und Bystand angerüfft haben.

Witter sagt er, daß sie uff ein Zit ungefarlich umb den Herbst nechstvergangen uff der Hartmatt by Lehen gelegen zusammen kommen, und haben Joß Fritz, der recht Sächer diß Handels und Jheronimus der Brotbeckknecht, als die geschicktesten, von obgeschribnen Anschlägen abermals geredt, und insonders sich erbotten, die und ander Anschleg, ihrs Fürnehmens halb, uß der heiligen Geschrifft schrifftlich zu verfaßen und schriben, und alsdenn ihnen vorgelesen, und nützit anders furzunemen und zu handlen, denn allein, das so götlich zimlich und billich wäre.

Er sagt auch, daß zu der Zeit uff der Hartmatt davon geredt sye worden, wann diser Handel angieng, oder wann sich begeben, daß diser Handel ußkomen, und sie deßhalb von einander wichen müsten, und ihr etlich gefangen wurden, daß das Fenlin hinder dem alten Vögtlin von Lehen lige, da man das daselbs finden wurde.

Er sagt auch, daß damals geredt, daß sie gegeneinander eine Worzeichens notturfftig werent, und hab Joß Fritz, und ander von einem Spruch geredt, der vormals im Niderland auch sye gebrucht worden, nemlich also lutende: Gott grüß dich Gesell, was hastu für ein Wesen? der arm Mann in der Welt mag nit mehr genesen. Aber es sye nützit endlichs desselben Spruchs halb beschlossen, noch angenommen, sondern sollt man witer davon gerathschlagt haben, und ein geschickte Meynung davon geredt und vergriffen haben.

[84] Sodann haben sie auch uff das Mal von Houptlüten Fenrich und Weyblen geredt, und Joß Fritz zu einem Houptman gesetzt, und ihm Jacob Huser, zu einem Fenrich verordnet, wiewol er sich desselben Ampts hab wollen entschlahen, und für Ursach dargethan, wie er darzu ungeschickt, diser Ding einem Fenrich zugehörende, dheyn Wißen trag, und zu dem allem unbekleidet, auch in sinem Vermögen nit sye, sich zu bekleiden. Aber sie haben ihn als einen verordneten Fenrich laßen bliben, und gesagt, so der Handel angang, wurde er wol bekleidet werden.

Witer sagt er, daß Hans Stublin, und Hans Gyger zu Weiblen sind verordnet worden.

Mehr sagt er, daß ihnen furgehalten sye, daß ihnen von solichen ihren Emptern dhein Belonung werd geben, sunder daß sie solichs werden thun umb Gotts willen.

Er sagt auch, daß Kilius Meyger alle die, so uff der Hartmatt zu der Zit gewesen, in Gelübdt genommen hab, ze verschwigen und helen, das so da gehandelt sye, und daß sie byeinander bliben und dheiner von dem anderen wichen sol.

Er sagt auch, daß Kilius Meyger ihm zu Sewen gesagt, wie Bernhart Engerlin uff ein Zit, als sie miteinander gan Friburg gangen sint, zugesagt haben soll, einen dicken Pfenning zu Stür an das Fenlin ze geben.

Er sagt auch, daß Marx Stüdlin von Munzingen umb disen Handel gut Wißen trag, wiewol er uff der Hartmatt nit gewesen sye.

Und syent dise nachgeschriben Personen uff der Hartmatt by ihnen erschynen, nemlich:

Joß Fritz der recht Houptsecher
Jheronimus der Brotbeckknecht
Kilius Meyger alle von Lehen.
Hans Freuder
Karius Heitz

[85]

Conrat Engerlin alle von Lehen.
Hans Stüblin
Peter Stüblin

Hans Hummel der Schnyder uß Schwoben, Hans Heitz von Lehen, doch wisse er nit für wahr, sonder zwiffel daran, ob derselb Hans Heitz uff der Hartmatt gewesen sye oder nit.

Ciliax Stüblin alle drye von Betzenhusen.
Brun Conrad
Hans Gyger

Jacob ein fremder Gesell uß der Mortnow sye auch da gewesen.

Er sagt auch, sobald ettlich siner Mitgesellen gefencklich angenommen, were er gewarnet worden von sinen Mitburgern sich von dannen ze tunde. Deßhalb er hinweg kommen und mit Augustin Engerlin, dem diser Handel auch wissen, gen Baden gangen, und daselbs ze Baden vernommen, daß sin Mitgesellen zu Sewen weren. Dahin sie bede sich erhept und daselbs Joß Fritzen den Houptmann, und Jheronimus den Brotbeckenknecht, und Kilium Meyger funden.

Er sagt auch, daß Joß Fritz der Houptsecher das Fenlin by ihm gehebt, wiewol er das nit gesechen, doch so hab er ihm nit gezeigt, sonder gesagt, daß solch Fenlin zu Heilbrunn gemolt sye worden, und daran gemolt stand, als ihm Joß gesagt habt, das Liden Christi, unser lieben Frowen, und Sant Johanns des Touffers Bildnüß, deßglichen der Babst und Keyser, und ein Burßman, der knüw unter dem Crütz, und stand an dem Fenlin gemalt ein Spruch also lutende: Herr stand diner gotlichen Gerechtigkeit by.

Als er nu von Sewen mit Joß Fritz und Kilio Meyger gangen, in Meynung den Tag zu Zürich, der ihnen angezeigt sie, zu besuchen, und sich umb disen Handel zu bewerben, und zwüschent Sewen und Liestal uff das Veld kommen, syen er und Kilius gefangen worden, und Joß Fritz entrunnen.



[86]
Nro. 18.

Fürsichtigen ersamen wysen besondern lieben und gutten Fründt. Unser früntlich willig Dienst syen üch allzyt zuvor berait. Uff gestern zu fruger Rattzyt ist vor uns gewesen der edel vest Rudolff von Blumenegk Kaiserl. Majestät Ratt, und hatt uns furgehalten sin Werbung und Bevelh des ungepurlichen Furnehmens ettlicher Lütten, so yetzmal vorhanden ist. So hat uns üwer Diener Hanns Trubelder überantwurtt üwer Schriben mitt sampt ainem ingelegen Zedel, und Unterrichtung desselben Handels zu gutter Maß ainer glicher Mainung luttend.

Wir als die so ain mergelich Misfallen an dem Handel tragen, haben sie abgeverttigett mitt Erpiettung, uff die Angezeigtten Uffsehen zu haben, und ihr Werbung nach gepurlich zu handlen. Unlang darnach und als die baid erst von unser Statt geritten sind, so haben wir zwen venglich annemen lausen; nempt sich der ain Augustin Enderlin und der ander Thoma Müller, und sind baid von Lehen, derselben Namen in üwerm Schriben anzeigtt syn. Wir haben sie von Stund an lausen erfragen des Handels halb, und an ihnen erfunden, daß sie nit vyl dawider reden, ihnen sye ettwas davon wissend; daß sie aber darumb nichtz zugesagtt oder einich Beuelh haben zu handlen, das sye auch nit. So sie aber vernomen haben, daß ettlich ander arm Gesellen, des Handels halb gefangen, gethurntt und gemarterett worden, so syen sie zwen ledig Gesellen, und haben sich erheptt an andern Enden zu enthalten. Sie haben uns auch deß Hauptsechers halb ettwas Anzaigung geben, und sich versehen, es wurde vilicht der oder ander auch an diß Ort kommen. Demnach so haben wir auch auch so best wir mögen unser Kundtschafft daruff gemacht, ob das syn mocht, den auch anzunemen; es ist aber noch nitt beschehen. Diß Mainung haben wir dem von Blumnegk angends uff gestern zugeschriben, der hatt uns widerumben schrifftlich gepetten, üwer Wishaitt sollichs [87] auch schrifftlich zu berichten. Demnach so haben wir üch sollichs nitt wellen verhalten, als die, so da genaigt sind, aller Erberkeit zu Trost und Uffenthalt zu handlen, alles das so in unserm Vermögen ist. Datum Zinstag vor Symonis et Judä Aposteln (22. Octob.) Anno 1513.

Bürgermaister und Ratt
zu Schaffhusen.
Den fürsichtigen ersamen wysen, Burgermeister und Rat der Statt Fryburg im Brißgow, unsern guten Fründen.


Nro. 19.

Bey gemeinen Zünfften ist uff Sonntag nach Martini zu handeln diser Meinung:

Nachdem ein böser mordlicher Handel in disem Land entstehen wöllen mit dem Bundschuh, und ein ersamer Rat uß Erberkeit und den Pflichten, die er vorab dem allmächtigen Gott, und darnach der Herrschaft und allen frommen Leuten zu thun schuldig gewesen ist, fleißlich und ernstlich gehandelt, und soliche boshaftige Gesellschaft, so vil an ihm gewesen ist, hatt helffen trennen und abstellen, und solich noch für und für zu thun in willen seie; mocht sich villeicht begeben, daß die, so denselbigen boshaften Leuten mehr besagten dann der Oberkeit, viel Neid und Unwillens gegen einen Rat hätten, etwa Wort redten wider die Oberkeit, die sich des Frommen keinswegs geziemen.

Nun wißten meine Herren leicht, daß ob solichen Reden die Herrschaft merklich Mißfallen trug, und stund daruff, es würde denselben zu schwerer Straff dienen. Wiewohl nun ein ersamer Rat einer fromen Gemeinde je und je allen Gehorsam und [88] Willen, besonder in disem Handel dermaßen erfunden hätt, daß man ihrer halb merklich Gefallen trüg, nicht desto münder, damit Niemands uß Unwissenheit reden, dadurch ihnen Schad und Ungnad begegnen möcht, ließ sie ein ersamer Rat verwarnen, und uff das höchst bitten und ersuchen, daß sich Niemand in Schimpf oder Ernst, mit Worten oder Werken diser boshaftigen Leuten Gesellschaft und Handlungen anneme, ihnen dhein Glimpf, Beistand oder Fürschub thue mit Worten oder Werken, sie auch nicht enthielte noch unterschloffte; und wo ein jeder solichs von andern höre oder sehe, das eim ersamen Rat treulich anbrächt, als einem jeden seinem Eid nach zu thun gebührte. Dessen woll sich ein ersamer Rat gewißlich versehen, in Hoffnung, ein gemein Statt wurd dessen von Kaiserlicher Majestät unserm allergnädigsten Herrn, sonder Gnaden empfahen, dann Ihr Majestät hat sonder gnadig Gesellen ob der Handlung, die bisher hie beschehen wär wider die Bundschuher, und daruff begehrt, daß man ihr Majestät der Bundschuher Fürnehmen gründlich berichten wöllt.

Und damit sie aber den Grund und das Fürnehmen der bösen Gesellschaft dester baß wißen, und was allenthalben ferrers sich begäb, mit Warheit davon reden mögen, so sei ihr Fürnehmen daruff gestanden:

Item, dheinen Herrn zu haben, denn Pabst und Kaiser u. s. w.



Nro. 20.

Wir der römischen keyserlichen Majestät unsers allergnädigsten Herren Statthalter Regenten und Räte in obern Elsaß entbietten allen und jeden geistlich und weltlichen Prelaten, Graven, Fryen, Herren, Rittern, Knechten, Vögten, Pfandherrn, Pflegern, [89] Verwesern, Schultheisen, Schaffnern, Bürgermeistern, Räten, Richtern, Bürgern und Gemeinden, und sunst allen Andern der obgemelten römischen keyserlichen Majestät Unterthanen und Getrüwen, in was Würden, Wesen oder Standt die sein, denen dises unser offen Mandat oder glaublich Abgeschrift davon fürgebracht wirdt, unser gutwillig früntlich Dienst, gunstlich Gruß, und alles gut zuvor.

Und fügen üch zu vernemen, daß wir glaublich bericht werden, daß etlich Personen mit erdichten Unwahrheit, die ohn Zwifel der Buntnuß des Bundtschuhes, den sie und ander zuvorderst wider Gott alle Erberkeit, ihr selbs Ehre und Eyde, die Keyserlich Reformation, guldin Bullen, auch ihrer Majestät und des heiligen Richs Ordnung und Landfriden zu Worms uffgericht uffwerfen, ihre Oberkeiten und natürlichen Herren, denen sie mit Eidspflichten verwandt, die Priesterschaften und die, durch die sie geregirt werden, wo es der Allmächtig verhängen und durch sein göttlich Gnad und Barmherzigkeit nit verhüt het, ohn alle redlich Ursachen, allein daß sie ihrer billichen Gehorsame und Dienstbarkeit entladen seyn, und Niemanden das, so sie ihme pflichtig nichts thun noch geben dorften, und ihren mutwillig und unrechtlichen Fürnehmen dester baß vollbringen möchten, schantlichen vertilgen, todtschlagen und ermorden wöllen, anhängig und verwandt seyn, ein Rede usgon lassen und furgeben, als ob die obgemelt Keyserlich Majestät geschriben und bevolhen hab, daß hinfür derselben Bundschuher keiner mehr angenommen, noch an seim Lib oder Leben gestraft besonder envorderst ihrer Majestät vorgebracht werden solt.

Dwil aber solich Reden, wie oben angezeigt, mit erdichten Unwahrheit und allein zu Beschonung der Uebeltäter boß Fürnehmen uffbracht, und der Kaiserlichen Majestät Will und Meynung nit anders ist, dann daß ein jeder derselben Uebeltäter nach aller Strenge des Rechtens gestraft werden soll: so empfehlen wir üch demnach samt und euer yedem insonders, [90] im Namen der keyserl. Majestät uffs höchst und ernstlichst, erfordern und gebieten, daß ihr allenthalben in euern Herrschaften, Oberkeiten, Gerichten und Gebieten bestellen und verfügen wöllen: wo ein oder mehr derselben Bundschuher betreten, daß der oder dieselben vankliche angenommen, pinlich erfragt, demnach für Recht gestellt, uff ihr Vergicht und Bekantnuß beklagt, und, wie sich das nach aller Strenge des Rechten gebürt, an ihrem Lib oder Leben gestraft und hierinnen Niemands, wer der oder dieselben weren, fürgangen noch verschont werden.

Das wollen wir uns also zu üch samt und euer jedem insonders by Vermydung der keyserl. Majestät schweren Ungnad und Straff gentzlichen versehen und verlassen. Zu Urkund mit fürgetruckten Secreten versigelt und geben uff den 16. Tag Novembris. Anno 13.



Nro. 21.

Cristoff von Gottes Gnaden Marggrave zu Baden und Hochberg Grave zu Spanheim Herr zu Röteln und Susemburg.

Unsern früntlichen Gruß zuvor. Ersamen wisen lieben besondern. Was wir den wirdig und ersamen unsern lieben besondern Prior und Convent des Carthüserclosters unsers Angehörigen halb von Schalstadt, Hans Mantzen, yetzt thun schriben, haben Ihr an inligender Copyen zu ersehen. Dwil nu Hans der ist, der dem hochgebornen Fürsten, unserm lieben Sohne Marggraven Philippsen die böß Anzettelung des Buntschuhs erstlich angezeigt, daruß dieselb Handlung offenbar worden, und an Tag komen ist; und dann Ihr by genanntem Prior und Convent wol angesehen sind, begern wir an Euch gütlich bittende, Ihr wöllend umb unsernwillen, und so Hans sich in angezeigter [91] Handlung wol und erlich gehalten hat, ihme by Prior und Convent obgemelt fürderlich und beholfen sin, daß sie ihme begert Verzielung geben und zulaßen, in so gutwilliger Bewisung, wie wir Euch sonderlich vertruwen, und um Euch früntlich beschulden wollen. Darum Baden uff Sanct Barbeln der heiligen Jungfrauen Tag (4. Decemb.) Anno. 13.

Den ersamen wysen unsern lieben besondern, Burgermeister und Rate der Statt Fryburg.


Nro. 22.

Bernhart Enderlin sagt, wie er zu Friburg zum Sponhart zu Joß Fritzen, Kilian Meygern und Henslin Frender komen sy, und mit ihnen von Friburg heimwärts gangen; do haben sie unterwegen zu ihm gesagt, wie sie ein gute Sach haben, und wie sie den Buntschuh anfahen wölten, und er söll ihnen ein dicken Pfening zu Stür geben, so wölten sie ein Fenlin machen laßen, damit wölten sie gen Biengen uff Kilwy ziehen. Solichen dicken Pfening hat er bejochtzet, er hab ihnen aber den nit geben, sie auch witer nütz an ihn gemutet. Das hab er ihnen zu schwigen glopt, aber nüt me sy ihm zu wißen anders, dann das Joß Fritz ihm auch harnach hie zu Friburg zum Spiegel gesagt hab, wie ihr Buntschuh bitz gen Köln hinab gieng.

Ist erkennt, dwil er den Handel glopt und verschwigen hat, ist Gnad mit ihm teilt, und erkennt, ihm die zwen Finger hinter dem vordern Gleich abzuhauen, daß ihm die Nägel nit widerumb wachsen; und soll der Statt Fryburg für all Zit uß gebotten sin. Actum uff Mittwoch Vigilia Conceptionis Mariä (7. Decemb.) Anno 13.

[92] Brun Conrat von Betzenhusen sagt, wie uff Betzenhusen Kilbin Joß Fritz, und Hänslin Freuder zu ihm gen Betzenhusen kommen, und hieb an Hänslin Freuder als sin Fründ, und bett ihn, er sölt ihm ein Guldin lihen: antwort er ihm, er hätt ihn nit; aber ihm sölt Gelt werden, so das beschäch, wölt er ihm lihen. Das gestund biß uff ein Tag oder vier, schickte Hänslin wider zu ihm, do hab er ihm ein dicken Pfennig geschickt, aber in keiner andern Meynung anders, als ein Fründ dem andern Guts schuldig ist.

Hab sich begeben darnach uff ein Abend, hab er zwey Füllin wöllen suchen, sy also gegen der Vichweyd gangen, da syen ettlich uff der Hartmatten gestanden, sy er auch hinzu gangen, und als er hinzu kam, sprach einer, es ist nun genug; er wiß aber nit, wovon sie gesagt hätten, anders, dann daß Joß Fritz Hauptmann soll sin, Jacob Huser Fenrich, Hans Giger und Hans Stüblin zwen Weibel, und glopten allsammen dem Kilian Meyger und er auch mit ihnen. Darnach hab er von ihnen wöllen, haben sie ihn wider geriefft und gesagt, er soll sin Bruder und die andern zu Betzenhusen auch in Gelübdt nehmen. Daruff hab er ihnen kein Antwort geben, und wiß von keim andern Anschlag, und haben ihm nit anders zu verston geben, dann daß der Buntschuh ein gut Ding sy, wie sie der Gerechtigkeit wöllten bystan, und das Gotzlästern abtun, und wie durch ein Buntschuh sölt das heilig Grab gewonnen werden.



Nro. 23.

Unsern Gruß und früntlich Dienst zuvor allzit. Ersamen wysen lieben besondern und guten Fründ. Uns seyn diser Tagen von [93] unsern Herrn und Fründen, dem innern Regiment zu Inspruck Geschriften zukommen, unter anderm die Bundschuher und derselben Anhänger und Verwandten Handlung berürend. Welcher halber die Notdurft erfordert, die Euch und Andern, so wir auch beschriben haben, fürzuhalten, und darüber zu ratschlagen, wie und in was Gestalt mit denselben Buntschuhern, ihren Anhängern und Verwandten zu Straff des Uebels fürter gehandelt werden soll. Demnach erfordern wir Euch in Namen der keyserl. Majest., daß Ihr uff Sonntag schieristkünftig erster Tagzit euer Ratsbotschaft allhie zu Ensisheim haben, obgemelter Sachen halber zu ratschlagen, und das nit lassen. Das wollen wir uns also gewißlich zu Euch versehen. Datum den 9. Tag Decembris Anno 13.

Statthalter Regenten und Rat
in obern Elsaß
Den ersamen wysen, Burgermeister und Rat zu Fryburg im Brisgau, unsern besondern lieben und guten Fründen.


Nro. 24.

Maximilian von Gots Gnaden Römischer Kayser etc.

Erbern weisen besonder lieben und getrewen. Wir haben mehrmals vernommen ewern getrewen Vleiß, tapfer Einsehung und Handlung, so ihr in dem boshafftigen und mutwilligen Handel, Empörung und Aufwerffung des Bundschuechs, zu Ertrennung und Vertilgkung desselben, fürkert, getan und gehebt; desgleichen etlich so desselben Handels halben verdacht und schuldig geweßt, fengklich angenommen und gestrafft: wie Euch auch die ganntz Gemein unser Stat Freiburg zu Abstellung und Zertrennung desselben Handels so trostlich zugesetzt und Beystand getan habe.

[94] Deß alles tragen wir von Euch und gemeiner Stat Freyburg, sonnder gnedig und guet Gefallen; und begern darauf an Euch mit besonnderm und ernstliebem Vleiß, Ihr wellet fürterhin in sölben und dergleichen Hanndlen und Sachen, wo sich die kunfftigklichen erzaigen und empören wurden, abermals getrews Einsehen haben, demjhenen, so Uns, Unsern Landen und Lüten zu Nachtail und Schaden kommen möchte, damit vor zu sein, wie Wir uns dann zu Euch und gemainer Stat Freyburg, die Wir dann bisber ye und ye als Uns und Unsers Hauß Oesterreichs getreu Unterthanen befunden haben, ganntz ungezweifelt versehen und verlassen.

Das wellen Wir umb Euch und gemaine Stat Freyburg in Gnaden erkennen, und zu Guetem nit vergessen, Euch auch allzeit in gnedigem Schutz und Schirm haben und halten. Geben in Unser und des Reichs Stat Augspurg am drey und zwanzigsten Tag Decembris Anno tredecimo, Unsers Reichs im 28. Jare.

Commissio Domini Imperatoris propria.
Serutein


Nro. 25.

Wir Vogt Richter und ganz Gemeind zu Lehen thund kundt menglichen, und bekennen offentlich mit diesem Briefe. Nachdem sich dann ein böser Handel mit dem Bundtschuch von Joß Fritzen und etlichen siner boshafftigen Anhenger in unserm Dorff erhoben, die dann die Erbarkeit beleidigen und besonder Fryburg innemen wollen; deßhalben die edeln vesten fürsichtigen ersamen wysen Herrn, Burgermeister und Rat der gemelten Stat Fryburg, nit unbillich zu Ungnad wider unser Dorff bewegt [95] worden sind: und wiewol sie uns uß derselben Ursach, ihre Weiden uff den Maytag wie vorhin nit me lyhen wollen, so haben sie doch unser dringlich und ernstlich Bit, auch angesehen daß uns dem merenteil in obbesagtem Dorff, diser mutwilliger Handel[WS 1] leid gewesen, und noch ist, und uns dis Jar gegönt, das ist biß uff den nachkommenden Maytag, widerum uff ihr Gut und Allmend zu faren, an den Ort und Enden, wie wir vorhin gefaren sind. Also daß wir dis Jar mit unserm Vihe uff ihr Weide faren, und die nutzen und niessen mögen, doch mit den Punkten und Gedingen wie von alter herkommen ist, und ihr Holzbüchlin, so järlich uns und andern vorgelesen wird, anzeigt. Dannen sollen wir denselben Herrn von Fryburg des Jares geben einen Schilling Pfenning, und ein Huhn, zu einer Urkund daß ihr Eigen ist; darzu ein ersam Stat Fryburg zu all Ziten, ob wir in diesem bösen Handel des Bundtschuchs, oder in ander Weg ihr Schaden vernemen, trüwlich und nachburlich warnen.

So haben wir mit Fliß gepeten und erpeten den edeln vesten Junker Baltasar von Blumnegk, daß er sin eigen Insigel, für uns und unser Nachkommen, an disen Briefe gehenckt hat.



Nro. 26.

Min früntlich willig Dienst zuvor. Besunder lieben Herren. Ich bin mit guter Warheit bericht, wie ein neuw Uebung oder Praktick verhande sihe, den Bundschuch wider an zu fahen, und sind dieselben, so es handeln, zu Roß und Fuß also geschickt. Etlich als Priester, Statzinirer, Heiltumführer, Maletzen, und einsteils ihre Antlietz, mit Larffen gemolt, [96] oder Momeri verdeckt und mit viel seltzemer Gestalt des Bettelordens also zugeruft, die ich nit alle benemen kann, in welcher Gestalt sie sind. Hab ich guter Meinung Euwrer Wisheit nit wollen verhalten, ein treuw Uffsehen uff solchen bösen Handel zu haben, damit witterm vorkommen werd; deß ich in miner Amptsverwesung nach mym besten Vermögen auch zu thun gantz geneigt bin. Und wie Euwer Wisheit solchs verstand oder Wissen trug, mich zu berichten by diesem mym Knecht. Geben uff sant Veltinstag (14. Februar) 1514.

Ludwick Horneck von Hornberg Lantvogt
zu Hochperg
Den edlen vesten ersamen wisen, Burgermeister und Rat der Stat Fryburg im Brißgaw, minen besonderen lieben Herren und guten Fründen.


Nro. 27.

Unser früntlich willig Dienst zuvor. Edlen vesten ersamen wisen besondern lieben Herrn und Fründ. Euer Schriben unserm gnädigen Herrn, Hanßen Hummels Schniders von Furbach halb beschehen, haben wir in siner F. G. Abwesen mit vererm Begriff verstanden und flißig Nachfrag gehabt. Finden, daß er lut Euers Anzeigens, als in Eurem Brieff begriffen ist, die vergangen Zeit by den Schnidern gedint hat, auch ein unklagbaren willigen Abschid von sein Meistern genommen. So ist er auch von Furbach bürtig, in siner Jugent von dannen kommen; hernach hat er ein Weib mit ihm (seins Angebens aus Elsaß) bracht, sich ain Zit lang mit derselben zu Fürbach ghalten, sein ererbte Güter vorkaufft, und darnach wider hinweg zogen und außbliben, biß uff die Zit seins yetzigen Dienens [97] konnten auch Anders nit erfaren, alsvil er in diser Gegnd gewont, dann daß er sich wol gehalten hab. Das wollten wir Euch früntlicher Meynung nicht verhalten.

Wo wir dann von unsers gnädigen Herren wegen erführen, yetzt oder hernach. Jaußen Fritzen, oder ander derglichen böß Buben disem buntschuhigen Handel verwant, nachdem wir erkennen, das sein F. G., auch wir, und ohn Zwifel all Liebhaber der Erberkeit darab groß ich Mißfallen tragen, wird sin F. G. und auch wir von dero wegen die an Lib und Gut zu strafen untersten; und Euch guter und früntlicher Meynung, auch wo wir ichtzit, das disen bösen Handel antreff verston, wollen wirs auch früntlicher Meynung, nit bergen; als wir Euch auch bitten, dermaßen gegen unserm gnädigen Herrn zu handeln. Das wird sein F. G ohn Zwifel gnädiglich und wir früntlich und williglich beschulden und verdienen. Datum Montags nach Reminiscere (13. März.) Anno 14.

Unsers gnädigen Herrn Herzog Ulrichs zu
Wirtemberg Rät yetzo zu Stuttgarten.
Den edlen vesten ersamen und wisen, Burgermeister und Rat der Statt Fryburg im Bryßgew, unsern besondern lieben Herrn und Fründen.


Nro. 28.

Uff Frytag nach Mittervasten im 1514 Jar hat sich Hans Hummel von Fürbach der Schnider bekannt des, so hernach stot.

Item, wie er mit Joß Fritzen im Buntschuh sy, und wie Joß, er, und der Müllerknecht uff sant Jacobitag gon Eystart in ein Garten komen syen; do hab diser Hans Hummel mit [98] Marxen ouch ein Schnider gerett also: Lieber Marx, Joß will den Buntschuh anfahen, wilt du nit ouch in der Gesellschafft sin? Spräche Marx: er wär der Sach nit wyß genug, man sollt ihm sagen, was es sye. Hab ihm diser Hans Hummel zu Antwort geben: er wiß ihm ouch nit wol zu sagen, aber er söll, zu Josen gon, der werds ihm sagen; und söll uff Lehamer Kilbin zu ihm kommen, und ihm ein Antwort geben; aber Marx sy nit kommen gewesen. Und unter andern Worten jach Marx zu Hansen, wie sie manchen wilden Struß mit einander begangen hetten.

Und dornach syen sie von Eistatt gegen Rüwershusen über Matten uffhinwertz gangen. Do rette Joß Fritz mit Marxen, und er, diser Hans Hummel, mit Centzen Hessen ouch die Meinung: Centz, wie wilt du roten, Jos Fritz will den Buntschuh anfahen, willt nit ouch in der Gesellschafft sin? Gäb ihm Centz Antwort: er wist nit, wie er ihm tun sölt. Spräch Hans zu Centzen: er sölt zu Josen gon, und ihn frogen, wie es ein Gestallt darumb wär. Hans habs aber Centzen geroten, er sölls tun, dann es wär ein gute Sach, und es wären Edel, Unedel, Pfaffen und ander drin, und vil von Friburg, hab ihm Jos gesagt: und sölt sich ouch bedenken und zu ihm gon Lehen uff Kilbin komen, und ihn ein Antwort wissen lossen. Es sy aber weder Centz noch Marx zu ihm kommen, noch kein Antwort nyt wissen lassen.

Item, er hab auch den Stüblin geheißen uff die Hartmatten kommen, als sie die Aempter besetzten; er sy ouch uff der Matten gewesen, als sie zusamen geschworen hand, hab er Kilian ouch gelopt wie ein andrer. Diser Hans Hummel hab ouch das Fenlin gesehen, ehe das gemolt wurd, und wär ihm ein Freud als ers sach, und sy das Fenlin blou, und sy ein wiß Crütz darin.

Item, er hab uff ein Zyt Herr Hansen dem Pfarrer von Lehen in sim Hus ein Par Hosen bletzt, do hab er Herr Hansen [99] gefragt, wie es ein Ding ums Josen Bundschuh, do hab Herr Hans gesagt: es wär ein götlich Ding darumb, dann die Gerechtigkeit würd ein Fürgang gewinnen, dann Gott welts, man hets ouch in der Geschrifft funden, daß es ein Fürgang haben müst.

Diser Hans Hummel hab ouch kein ander Wissen gehept, daß ihr Fürnehmen sy gewesen, dann daß sie Vischen und Voglen fry machen welten, und Fräfel, Stüren, und Bodenzins sölt man geben, von andern Dingen oder Ansalegen sie ihm nütz wissen, und wie es über Clöster und den Adel gon sölt.

Er sy ouch by Josen und andern gewesen zu Arber und anderswo, nachdem sie gewichen send.

Und hab Jos ein Schwager zu Eickerdingen, heiß Hans Trincklin.

Disem Hans Hummel ist uff Samstag nach Lorencii Anno 14 sein Haupt abgeschlagen, und darnach vierteilt.



Nro. 29.

Edlen vesten fürsichtigen ersamen und wysen günstigen lieben Herren und Fründ. Demnach uff hüt Dornstag der Richtstag gewesen ist, von wegen keyserl. Majestät gegen Conrad Enderlin siner Verhandlung halb des Bundschuhes. So nun die Klag und Antwort allhie beschehen sind, wie dann verschriben ist, mit sampt ihren Vergichten, so ich hiemit euer ersamen Wißheit by dem Stadtschreibern und zweyen desselben Gerichts zuschick. Und auf Verhör alles Fürtrags und Verantwurten, so ich das zu Recht gesetzt hab, die Urteilen zu hören, haben die Richter etwas Beschwerd harin, und haben begert, eins Bedanks Rat zu pflegen bey Euer ersamen Wißheit. Ist mein flißig Bitt und Beger an E. e. W., Ihr wolt morn in versammeltem [100] Rat disen Zaigern ihr Handlungen Euers Bedanks zertaylen, und ein Lütrung geben, weß sie sich halten sollen, und damit fürdern. Will ich in Namen keyserl. Maj. demselben nach handlen, und einem gnadigen Herrn zu Stauffen, keyserl. Majestät Statthalter im obern Elsaß, mit geneigtem schuldigem Fleiß rühmen. Geben Dornstag nach des heiligen Creutz Tag im Meyen (4. May.) Anno 14.

Euer ersamen Wißheit gutwilliger
Oswalt Krützer.


Item Conrat Enderlin hat veriehen und gesagt, wie er by dem Augustin Enderlin sye gesin in ainem Wingarten, da sagt er zu mir: wenn ich wöllte schwigen, da wöllt er mir ain hübschen Bossen sagen, und wilt mir geloben, davon nütz zu sagen. Da han ich ihm das gelobt, daß ich nütz darvon wölle sagen; darnach gestund es ein Wochen oder vier, da kam zu mir Jos Fritz der Hoptsächer, und fragt mich, ob mir Augustin Enderlln nütz gesagt hette. Und ich sagt zu ihm ja; do sprach zu mir Jos Fritz: es ist die Syden schon gekoufft zu einem Fenlin zu machend, darzu wir Recht habend. Darnach gab er mir Bescheid, ich solle zu ihnen kommen uff die Hartmatten zusamend. Do wir hinaus kamend, da war Kilianus Mayer da, und wolt, daß ich Gelt hette geben, und darzu globt, dass wolt ich nit thon; da ward er unains mit mir, und sagt zu mir: du must Gelt gen; so sagt ich zu ihm, ich vermags nit. Do sagt er zu mir, du must wol mügen, daß dich Gotts Flaisch schend; woltest du nütz gen, du must doch dinem Junckherren die Stür gen. Do sagt ich: wenn es denselben Weg ergrifft, daß ich die Stür muß gen, so wil ich dennest lugen, daß ich minem Junkherrn die gebe, und gieng damit von ihnen ab der Hartmatten haim.

Item die sind alle uff der Hattmatten gesin, do ich bi ihnen gesin bin, mit Namen: Jos Fritz der Hoptmann, Augustin Enderlin, Hans Hummel, Kilianus Mayer, Jakob Hußer [101] der Fenrich, alle von Lehen, und noch zwen, Brun Conrat und Jakob Stüblin von Betzenhusen.

Item die erbern und byderben Man sind by der Vergicht gesin, mit Namen: Caspar Thanner, Mathis Brotbeck, Lienhart Schnehmacher den man nempt der Goldschmid, Lienhart Schryner, Rudolff Frölicher, Hans Spächer, Lienhart Wagner, Cläwy Karpff der Sygerst.

Den edeln und vesten fürnemen ersamen und wysen Herrn, Burgermeister und Rat zu Freyburg im Breißgau, minen günstigen Herrn.


Nro. 30.

Philips von Gottes Gnaden Marggraue zu Baden etc.

Unsern günstlichen Grus zuvor. Ersamen wysen lieben besundern. In Abwesen und an Statt unsers lieben Herren und Vaters sind Wir von dem hochgepornen Fürsten unserm lieben Oheim und Schwager, Hertzog Ulrichen von Wirtemperg und zu Theck etc., uff das ernstlichst angesucht und gepetten umb Hilff und Handthabung gegen etlichen siner Liebde Underthanen und Widerwertigen in yetzigen Empörungen, die sich deß unbillicher Wyse gebruchen sollen.

Diewil nu Uns die früntlich Einung, damit unser Herr Vatter, und Wir siner Liebde zugethan und verwandt sin, sollichs pflichtigt, Wir auch deß ohne das früntlich und nachperlich Neygung tragen, das auch aller Oberkeiten Sach ist und betreffen mag, wie ihr das vernüfftiger selbs zu eemessen hapt: haben wir uß unsers Herrn Vatters Herrschaften, Röteln, Susemburg und Badenwiler, auch der Marggraueschafft Hochperg etwas Somm zu Fuß lassen ußziehen, und verordnen, bemeltem unserm Oheim zu Handhabung aller Erber- und Oberkeit zuzuziehen [102] und Bystandt zu tund. Und Euch sollich uß gutem früntlichen nachperlichen Willen nit wollen verhalten, des Wissens zu han; gütlichen und früntlichen bittende, ihr wollend in Abwesen gedachts unsers Herren Vatters Underthanen, als früntliche und vertruwte Nachbaren, in solichem ihrem Abziehen und Ußwesen, zu den Herrschafften, und der Underthanen Wohnungen ein flyssigs und getruwes Uffsehens haben, und tragen, und in dem tun, wie Wir und sie, das haben, vertruwlichs verhoffen. Derglichen sind wir mit ihnen hinwider zu tun auch geneygt, und in allweg willig, das umb Euch gunstlich und gnediglich zu beschulden. Datum Baden uff Sant Jakobstag Apostoli (25. Juli) 1514.

Den ersamen wysen unsern lieben besondern, Burgermeister und Rate der Statt Fryburg im Brißgouw.


Nro. 31.

a. Philips von Gottes Gnaden Marggraue zu Baden etc. an Statt unsers lieben Herrn und Vatters.

Unsern früntlichen Gruß zuvor. Ersamen wyssen lieben besondern. Als Ihr uff unser bittlichs Ansuchen Gugel-Basteon von Bühel gefenngklich annemen, und umb Bericht siner bößen Handlung fragen laßen wöllen; sagen wir anstatt unsers Herrn Vatters und für uns selbst Euch deß Dank, geneigt solhs in glichem und mererm früntlich zu beschulden. Geben Euch daby zu erkennen, wie uns uff hut angelangt, daß uff den Tag wir Morgens zu Bühel infallen laßen, bemelten Basteon und sin Gesellschaft anzunemen, vor Handen gewest, daß Basteon oder von siner Gesellschafft und andere von frembder Herrschafft uff achthundert by einem Dörfflin Ouspach genant, ob Achern gelegen, zusammen kommen sin sollten, von den [103] Dingen und ihr Handlung zu reden und ratschlagen, das durch unser Infallen zerrüttet ist; gütlich bittende, Ihr wöllend Basteon deßhalb auch ernstlich fragen laßen, ob das wahr sy, was er davon wiße, uß was Dorffen, und wer die gewest etc. Datum Baden uff Mittwoch nach Assumptionis Mariä (16. Aug.) Anno 14.

b. Unsern etc. Wir haben Euwer Schriben, uns jetzt getun, mit Zuschickung Gugel-Basteons Bekantniß vernommen, und so der Vogt zu Bühel yetzt nit anheimbsch ist, können wir Euch dißmal nit entlichen Bericht schigken; wollen aber sobald er kombt, das ungeverlich in dryen Tagen geschehen würdet, uns an ihme bekhünden, und dann Euch Bericht des Handels schriben, in Handlung gegen Basteon darnach zu richten haben; bittende, Basteon also in Gefengkniß bis Zukommung unsers wytern Berichts zu behalten. Dass wollen wir gen Euch günstlich beschulden. Datum Baden uff Fritag nach unserer L. Frauentag Assumptionis. (18. Aug.) Anno 14.

c) Unsern etc. Der hochgelert unser lieber getrüwer Doctor Jheronimus Feuß hat uns überantwurt Gugel-Basteons Bekanntnis uff euwer beschehene Frage; welcher üwerer Handlung und angekerten Flißes wir Euch Dank sagen. Und so wir nu in Basteons Bekantniß erfinden, daß er sich wider unsern Herrn Vatter als sin Oberkeit uffgeworfen, sich den armen Cuntzen genant, der sin und allen möglichen Fliß ankert, Empörung by andern Underthanen zu Bühel und im selben Ampt wider die Oberkeit uff zu wecken; vischen, vogeln, jagen, und Hasen, das alles unserm Herr Vatter von hoher Oberkeit wegen zustendig, und sin vätterlich Gnad bis alher gerüwiglich herbracht, fahen; denjhenen, so das nit tun wollen, getrouwet, ihnen durch ihre Hüser zu lauffen, und nach gehabter Rede mit dem Vogte vor deßelben Huse, die ihme doch keinsweges gezomen, uff der Heßenbach begert, daß einer dem andern sin Trüw geben, daß keiner von dem andern wichen solt, damit sie ihrs böses unbillichs Fürnehmen erstatten möchten, ist er solcher siner [104] mutwilligen Handlung, wider die Oberkeit Ungehorsame, und einen Ufflauff anzurichten und machen, das im Rechten by schwerer Straffe verbotten, als wird achten, straffbar. Begern darauff an Euch, gütlich bittende, ihr wollend von Oberkeit wegen gegen Basteon gebürliche Straffe, die Euch nach Gelegenheit der Sache zimlich und recht bedunckt, fürnemen, und dieselb nach üwerer Ordnung, so sin Hußfraw Kindes genesen ist, volnziehen laßen, damit das Uebel gestrafft werde, und Euch herin, wie bißher geschehen, gutwillig bewisen. Kombt unsern Herrn Vatter und Urs von Euch zu sonderm Gefallen, in Glichem, so sichs begebe, gegen Euch zu verglichen, und umb Euch früntlich zu beschulden. Datum Baden uff Dinstag nach Nat. vitalis Mariä (12. Septemb.) Anno 14.

Den ersamen wysen unsern lieben besondern, Burgermeister und Rate der Statt Fryburg.


Nro. 32.

Uff die nachfolgend Artikel beger ich Hans Volmar Vogt zu Bühel von Amtswegen an euch Schultes und Gericht daselbs, daß Ihr samt andern nachbenemten Personen, alle Inwohner zu Bühel, gegen und wider Gugelbastian vergicht Kundschaft der Warheit nach Ordnung Eures Rechten gehen und verhören wollen etc.

Zum Ersten, werden Jörg Melder und Bentze Schnider, die zwen Viermannen gefragt, wann Bastian und sin Anhang uff die Pfingstmontag im Hartgraben zu Frohnen kommen, und was er da gehandelt, und wie sie gewarnet worden, Bastian und sin Gesellen gut Wort zu geben etc.

Zum Andern, sollen Ihr Schultes und Gericht sagen, derglich soll der Burgermeister und sin Viermannen gefragt werden, [105] ob sie je gehört oder wissen, das ein Gemein zu Bühel je Brief und Siegel über die Bach gehabt, das die der Gemein sig; oder ob ein Gemein je Macht gehabt, Jemans Brief und Siegel darüber zu geben; sunder wissend, daß die Bach allweg der Herrschaft Banwasser gewest und noch sig, und daß sollichs allweg je und je von der Herrschaft Jars umb ein Zins verlihen worden sig.

Zum Dritten, werden abermals Jörg Melder und Hans Degenhart gefragt, was Bastian wider die baid geredt hab uff Dünstag und Samstag nach dem Pfingsttag, als sie wider Bastian gesagt, man werd sie umb ihr Handlung strafen.

Zum Vierten, werden aber Jörg Melder, Bentze Schnider, Hans Holdermann, Hans Trütz, und Bechthold Guker gefragt, uff welchen Tag und Stund Bastian zu ihnen kommen, und ihnen gebotten, ihm zu helfen, einer gnädigen Herren Banwasser zu fischen; und welcher das nit thieg, was er gesagt, weß er darnach mit aim jeden handeln wölle etc.

Zum Fünften, werd Klaus Frank der Burgermeister gefragt, uff welchen Tag und Stund Bastian zu ihm kommen, und begert, ihme die Gemeinglocken zu lüten, auch wie und was Bastian zu ihm gesagt, warum er die Gemein haben wöll, und wer ihm das zu thun bescheiden hab.

Zum Sechsten, so werden die drig Heimburger im Thal zu Altschwir und Kappel, nämlich Hans Geng, Günthen Klaus und Rappen Jörg gefragt, uff welliche Stund am Zinstag vor Corporis Christi Bastian zu jedem kommen, und was er an sie begert, thun sollen; auch ob sie hievon etwas von der Gemein wegen Bastian bevolhen, mit dem Burgermeister zu Bühel zu handlen etc.

Zum Siebenten, so werden Mür Hans, Leyman Hans, Pfiffer Hans, Erharts Hans, Ades Klaus, Günthen Michel, Moßers Bartholmes, Jung Wolfs Klaus, gefragt, weß Bastian uff Sonntag zu Nacht nach Pfingsten, als sie dem Vogt [106] vorm Hus gewest, mit ihnen und andern uff der Hessenbach geredt und gehandelt hab, thun sollten etc.



Nro. 33.

Kuntschafft wider Gugelbastian, der der arm Cuntz zu Bühel gewesen ist.

Ich Berck Claus der Jung, diser Zit Schultheiß zu Bühel unter Wyndeck, bekenn und thun kunt menglichem, daß uff hüt dato, als ich das gantz, Gericht zu Bühel zu mir harzu sonderlich erfordert und versammlen laßen hab, für uns komen und erschienen ist, der fürnem und erenhafftig Hans Volmar Vogt zu Bühel, fürhaltende, wie er von Amptswegen Kuntschafft von disen nachgenanten Personen, und uff diese hieby ingelegten Artikeln zu verhören und zu haben nottürftig wär: nemlich zum vordersten vom Schultheiß und einem gantzen Gericht zu Bühel, darnach vom Burgermeister sampt sinen Viermannen, nämlich Jörg Milder, Bertsch Schnider, Hans Trutz, Claus Falk, Hans Degenhart, Hans Holdermann, Bechtold Gucker, Hans Geng, Guntten Claus, Rappen Jörgen, Mur Hans, Leymen Hans, Hans Pfiffer, Erhart Hans, Ades Claus, Gunten Michel, Mosers Bartholmes, Jung Wolfs Claus, alle wonhafftig und seßhaftig im Büheler Gerichtsstab; wann er ihrer Sage zu haben nothafftig wäre, sich deren in Recht gegen und wider Gugel-Bastianen von Bühel zu gebruchen. Und darumb begert, die obgemelten Zügen für mich zu erfordern, wie Recht sie zu verhören, und ihm alsdann ihrer Sage glaublich und schrifftlich Urkund zu geben. Dwil nu sollich des obgemelten Hansen Volmars Bit und Beger für zimlich und billich geachtet, und ein Jeder von Gott und Recht schuldig ist, das Recht und die Warheit dem Begerenden nit zu versagen, sonnder zu fürdern; so hab ich die obgenannten Personen und Zügen mit [107] Gebotten durch den geschwornen Knecht für mich und das gantz Gericht fordern und citiren laßen. Und witter uff sollichs hab ich vorgenannter Schultheiß die gemelten Zugen in Gegenwertigkeit des Gerichts angenommen, und sie by handgebender Trüwen an eins geschwornen Eyds statt globen laßen, uff die hieby ingelegten Artikel, was ihnen derhalb kuntlich und wissend wäre; mit der Ermanung, Niemand zu lieb noch zu leid, sonnder allein der Warheit und dem Rechten zu Hilff, die Warheit zu sagend, als sie Gott dem strengen Richter am letzten Gericht darumb Antwort geben; und wo sie des Eyds nit erloßen werden, daß sie denn auch darüber thun wollten, das sich dann ein jeder Zug also zu thun erbotten. Und nemllch:

Zum Ersten habent Jörg Melder und Bertsch Schnider uff den ersten Artikel vom Vogt des Fronens halb im Graben uff sie gezogen, gesagt, daß Gugelbastian und ettlich sin Anhang uff den Tag des Fronens im Hartgraben nie kummen bitz ungefärlich umb die zehend oder eilfft Uhre Vormittag, als die Fron eben glich gethun und geschehen war. Hab ich Jörg der Züg zu Bastian und sinen Gesellen gesagt; „Ihr Gesellen wie kumpt Ihr so spött, man wirt Euch das Bott abnemen.“ Uff das sagt Bastian zu mir Zügen: „das müß üch sanct Veltin all miteinander ankummen, die uns das Gebott abnemen.“ Und uff das murmelt Bastian und ettlich mit ihm zesammen; demnach wurden wir die Zügen gewarnt zu schwigen, oder aber uns würd von Bastian und sinen Gesellen d’Hut voll geschlahen. Nachdem uns Zügen aber ein Warnung kam und gsagt: „Ihr Gesellen es ist gut, daß Ihr geschwigen händt, dann wo Ihr nit geschwigen hätten, wären Ihr zu Stücken geschlagen worden.“ Wyter sye ihnen in diesem Artikel nütz mehr wissend; damit ihr Sag beschloßen.

Uff den andern Artikel, so der Vogt von Amptswegen uff Schultheiß und das Gericht zu Bühel Kuntschafft gezogen und begert hat, des Vischwaßers halb; uff das hat der Schultheiß und das gantz Gericht zu Bühel samenthafft und [108] sonders gesagt, und sagent gemeinlich by ihren Eidspflichten, so sie deßhalb unsern gnädigen Herren an das Gericht gethon haben, und so hoch ihnen ein Warheit gebüre zu sagen: daß sie nie gehört haben, daß die Gemein von Bühel einich Brieff oder Sigel gehebt hab über das Banwaßer, noch auch sollichs nie Recht oder Macht gehebt haben zu verleihen; sonder sagent wir gemeinlich, und habent deß gut Wißens, daß söllich Vischwaßer by drißig vierzig oder fünfzig Jaren und länger, allweg ein Banwaßer gewesen, und allweg von der Herrschafft Jares um ein Zins verlihen worden ist. Deßglichen sagt auch Claus Franck der Burgermeister mit samt sinen Viermannen, nemlich Bertsch Schnider, Jörg Melder, Hans Trutz, Claus Falk, und sagt der genant Burgermeister, daß er by vierzig Jaren zu Bühel gewest, und under denen by vier oder fünfmalen Bürgermeister gewest, und von der Gemein wegen vil gehandelt. Er hab aber nie gehört, daß die Gemein zu Bühel einich Brieff oder Sigel über das Banwaßer gehabt hab, noch auch nie von der Gemein verlichen worden sye. Sunder nie anders gehört, wann daß sollich Vischwaßer von der Herrschaft umb ein Zins hingelihen werden sye, und ein Banwaßer syg. Glichermoß habent die obgenannten Viermann auch gesagt, sie habent auch nie gehört, daß ein Gemein von Bühel einich Brieff oder Sigel über das Banwaßer gehebt, sonder des gut Wißens haben, daß es allweg ein Banwaßer gewesen und noch syg, und Jares von der Herrschafft umb ein Zins verlihen worden sye. Witter uns in diesem Artikel nichts mehr wißend ist, und damit ihr Sag beschloßen.

Uff den dritten Artikel sagt Jörg Melder: es hab sich begeben, uff den Donnerstag nach Pfingsten hat Bastian mir Zügen gearbeit, und under anderm hab ich der Züg gesagt: „Bastian, wann ich din Herr wäre, so wölt ich dich in Thurn legen umb din Handlung.“ Uff das sagt Bastian: „wie in Thurn legen? wann das schon geschehe, würd ich nit ein Stund darin ligen; dann sobald das geschehe, so wird man die Drucken, Trümb [109] umbschlahen, so würd ein tusent Man oder zwei zusammen kummen, und würden den Thurn zerrissen.“ Deßglichen uff gemelten Artikel sagt Hans Degenhart, daß er der Züg und Bastian uff den Samstag nach Pfingsten by einander gewerkt haben, hat Bastian mich Zügen gefragt: „was get der Burgermeister und das Gericht by dem Vogt uß und in; was machent sie, weistu nit, ob man uns des Fronens halb im Hartgraben straffen wölle?“ gab ich der Züg Antwurt, „ich wüßt nüt darumb.“ Uff das saget Bastian „ich wölt dem Vogt roten, daß er sich des Handels nüt annem, wann würd man einen annemen, so würd es daby nit bliben, man würd den Thurn zerbrechen, und in wider herus nemen.“ Witter sye ihme nichts wißen, und damit sin Sag beschloßen.

Uff den vierten Artikel, als Bastian gebotten hat das Vischwasser zu vischen, sagt Jörg Melder: es hab sich begeben an den Zinstag vor unsers Herrgotstag zu Morgen ist Bastian zu mir Zügen komen in min Huß und gesagt: Jörg, ich gebüt dir, daß du uff den mornygen Tag zu Morgen kumst, und helfest uns des Vogts Bach vischen; dann die us dem Thal kummen und wöllen auch helfen. Hab ich der Züg ihm geantwortet: „Bastian, ich würd es nit thun, ich wil mich des Bachs nütz annemen.“ Uff das sagt Bastian zu mir Zügen. „Tust du es nit, so wirt man dir durch das Huß und wider dardurch ziehen.“ Wyter sye ihm nichts wißen, und somit sin Sag beschloßen. Bertsch Schnider sagt uff genannten Artikel, daß Bastian uff obgemelten Tag umb die sibent Uhre vor Mittag zu mir Zügen kommen, und gesagt: „gedenk daß du morgen, so man die Drucken- Trümb umbschlecht, daß du do sigest, und helfest des Vogts Bach fischen; und thust du es nit, so wirt man dir durch das Huß und wider hardurch lauffen.“ Gab ich der Züg ihm Antwort: „ich würd es nit thun, ich wil des Vogts Bach müßig gon.“ Sagt Bastian, „Lieber, es wöllen die uß dem Thal all kummen, und wöllen heffen fischen, und wan ich ihrer bedarff, so will mir der Vogt von Stollhofen drihundert Mann [110] schicken, und er will selber kumen und will das Fenlin tragen. Wyter sy ihm nichts wißen, und sin Sag beschloßen.

Hans Holderman sagt uff gemelten Artikel, daß Bastian uff obgerürten Tag umb die sibend Uhre ungefärlich Vormittag zu mir Zügen kumen und gesagt: „Holderman, du wirst dich schicken und helffen des Vogts Bach fischen, dann es wöllen die gemeinen Henffer und die gantz Gemein helffen; und die im Thal wöllen oben herab und mir unden hinuff fischen.“ Uff das bin ich der Züg harfür an Markt gangen zu sehen, ob dem also sye. Hat der Burgermeister gsagt; er wiß nüt davon ze sagen; nit mehr ist mir wißend.

Hans Crütz hat auch uff vorgemelten Artikel gesagt; daß Bastian uff vorbenempten Zinstag zu Morgen umb die acht Uhre zu mir Zügen kommen und gsagt: „du wirst Morgen kummen und helffen fischen.“ Hab ich der Züg ihm geantwurt: „ich weiß nit Bastian, wer will dir helffen.“ Hat er gesagt: „der Burgermeister und Bertsch wöllend auch helffen, und es hab der Burgermeister die Heimburger und Vier im Thal Altschwir und Kappel bescheiden, zamen ze kumen.“ Hab ich der Züg ihm geantwurt: „“Was Burgermeister und Vier und die Gemein thut, das will ich ouch thun.“ Wyter uff vorernannten Artikel und uff genannten Tag hat Bechtold Gucker gesagt, daß Bastian zu ihm kummen sig, in sin Huß, und gsagt: „Nachbur Gucker, ich bin also hie, und will dir sagen, wir wollen morgen frug des Vogts Bach fischen, deß werden ihr uns helffen, und ich bin by dem Bertschen gewesen, der will kummen und helffen.“ Antwort ich der Züg: „Ich wurd es nit thun.“ Sagt Bastian: „werden ihr es nit thun, so wird man euch durch das Huß gon.“ Sagt ich der Züg zu Bastian: „Du bist nit so mächtig, daß du mir wirst durch das Huß gon.“ Sagt Bastian: „ich bin gewesen ihm Thal zu Altschwyr und zu Kappel, und sie wöllen den herab fischen, und wir unter hinuff.“ Uff das ich der Züg gsagt: „Bastian, ich wollt, daß daß du mir mins Suns und mins Huß müßig gingest.“ Wyter [111] sye ihm nichts wißen, und damit diser Züg sin Sag beschlossen.

Uff den fünften Artickel sagt Claus Franck der Burgermeister, daß Gugelbastian uff den Zinstag vor unsers Herrgots Tag zu Morgen ungefärlich zwischen der sibenten und achten Uhren zu ihm kummen und gsagt: „Burgermeister, ihr söllent mir der Gemein Glocken lüten laßen.“ Uff das hab ich der Züg Bastian gefragt: „warumb oder wer hat es beschaiden?“ Hat Bastian gesagt: „Michel Schmidt hab ihn zu ihm geschickt, und es sig deren im Thal zu Altschwyr und Kappel Meynung auch. Dann es sigent etlich Artikel, die er der Gemein wölle fürhalten.“ Hab ich der Züg Bastian gsagt: „was sint das für Artikel?“ Hat Bastian mir geantwurt: „Es ist des Fischwassers halb, der nüwen Ordnung, und des Rüggerichts halben, und etlich Arickel mehr, sint dem Zügen nit sunders wol wissend.“ Hab ich der Züg Bastian geantwurt, es mög yetzund nit sin; wann etlicher syg zu Achern, ettlicher uff dem Feld, und er solle bis Morgen verziehen. Ich der Züg hab auch Bastian dazmol nit gehaißen oder befohlen die Heimburger im Thal zu Altschwyr und Cappel die ihren heißen zusammen beruffen.

Aber uff guten Tag Nachmittag zwischen zwölffen und ein ist Bastian wider zu mir Zügen kummen. Do hab ich der Züg gsagt: „Bastian du magst die Heimburger heißen zu mir kummen, so wöllen wir hören, was ihr Meynung sig;“ nit mehr ist mir Zügen des Orts zu wißen.

Uff den sechsten Artikel sagt Hans Geng der Heimburger im Thal. Es hab sich begeben uff den Zinstag vor unsers Herrgots Tag zu Mittag umb die zwölfte Stund, ist Bastian zu mir Zügen kummen und gsagt: „Heimburg, es hat der Schultheiß und Burgermeister mich zu euch geschickt, euch zu sagen, das ihr von Stund an euer Gemeyn zasammen söllen gebieten, und was ihr für Klag haben, es sig der nüwen Ordnung, des Rüggerichts, des Zolls und Bachs halben, und ander Artickel mehr: was das ist, darin ihr vermeint beschwert ze sin, daz [112] mögen ihr anzeigen.“ Ich der Züg hab auch mit Bastian vor oder nach der Ding halb kein Red nie gehebt. Ich hab ihn auch nütz geheißen oder bescheiden. Guntten Claus Heimburger zu Altschwyr sagt uff disen Artikel: daß es sich uff Tag und Zit obgenant begeben hab, daß Bastian gen Altschwyr kummen sig, und an mich Zügen begert, ihm die Gemein zammen zu beruffen, das allso geschehen. Uff das Bastian der Gemein fürgehalten, was sie zu klagen hetten, des Rüggerichts, der nüwen Ordnung und des Fischwassers halben, deßglichen des Zolls halben, sollen sie herab gen Bühel zu dem Burgermeister kummen, und das lossen uffzeichnen, wann es müß des Tags gen Baden, und die Antwort noch wider heruß. Ich der Züg hab auch diser Ding halben mit Bastian kein Red nie gehept, weder vor oder noch. Ich hab auch ihn nütz geheißen oder beschaiden, nit mehr ist mir wißen. Rappen Jörg Heimburg zu Kappel sagt uff disen Artikel: wie daß sich uff den obbemelten Tag um die dritt Uhre Nachmittag begeben hab, daß Bastian zu mir Zügen kummen ist und gsagt: der Burgermeister und Bottenhans haben nach mir genannten Zügen und nach minen Vierern geschickt, zu ihnen ze kummen, dann die im Thal und Altschwyr kummen auch. Wyter auch Bastian mich Zügen gefragt: „ob ich nüt helffen wöll abthun?“ Sagt ich der Züg: „was solt ich dir helffen abthun.“ Sagt Bastian: „die nüwen Recht helffen abthun, und alten Recht helffen handhaben; nemlich die nüwe Ordnung, das Rüggericht, zu jagen, fogeln und Hasen fahen abzethun.“ Sagt ich der Züg: „Bastian es ist nit gut, wenn es der Vogt auch sagt.“ Antwurt Bastian: „der Vogt ist nit Meister, wir sind Meister.“ Ich der Züg hab auch weder vor oder nach diser Ding halben mit Bastian kein Red me gehat. Ich hab auch des Orts ihn nütz geheißen oder beschaiden. Witer sie ihm nichts wißen, und damit sin Sag beschlossen.

Uff den sibenten Artikel; was Bastian uff der Hessenbach geredt und gehandelt hab, sagt Murhans: Es hab sich begeben, [113] uff den nechsten Sunntag nach Pfingsten hab ich der Züg von Bastian uff der Heßenbach gehört, daß Bastian sagt: „Plan Ihr Gesellen, Ihr hant gesehen und gehört, was ich mit dem Vogt geredt hab,“ und witter so sagt Bastian: „Also ich will der arm Conrat sin, und geben mir do die Trüw, daß ihr mir wöllen bistendig sin, die nüw Ordnung und das Rüggericht helffen ahzethun, und das Banwasser auch abzethun, daß es widerumb kumb in alten Zins.“ Uff das hat ihm keyner wöllen die Trüw geben. Hat Bastian wyter gsagt: „Wem sollichs gefall und lieb sye, der soll ein Hand ufheben;“ das hat einer gethun, der Ander hett es nit gethun. Uff das redt Bastian witer: er wölt zwen Mann ziehen an sin Rot, einen von Bühel, und einen von Altschwyr, die ihm sollten fürter roten, wie er sich halten solt; und uff das hat Bastian Lüden Claußen und Jünger Bernharten gezogen. Da hat Lüden Claus geroten, daß sie den nechsten gen Achern ziehen wolten, und daselbs wolten sie die Wag zerschlahen; so würden alsdann die von Achern mit vierhundert stark mit ihnen herab ziehen und helffen die Bach fischen, wie sie denn des Orts der Sachen miteinander eins wären worden, So hat Jünger Bernhart geroten: daß ihn diser Handel nit dünk gut syn, sundern wir wöllen sollichs vorhin an minen gnädigen Herren und an den Vogt gütlich ansuchen. Wyter ist mir Zügen nichts wißend etc. Leymen Hans sagt uff obgemelten Artikel: es hab sich begeben, daß er ouch uff obgenannte Nacht und Tag uff die Heßenbach kummen sig. Da hab Bastian an ettliche gemut, ihm die Trüw ze geben, by ihm zu sterben und zu geneßen. Sagt ich der Züg: „Nein, ihrer sint so vil bye durch gangen, und hat dir keyner die Trüw geben, so will ich es auch nit thun.“ Witter ist mir Zügen in diesem Artikel nichts mehr wißend.

Pfiffer Hans sagt uff vorgenannten Artikel daß er uff Tag und Zit obgemelt mit Bastian uff die Hessenbach kummen sig. Do redt Bastian, welcher ihm wollt helffen, die nüwen Recht abthun, und wollt ihm helffen, den Bach zu einer Allmend [114] machen, der solt ihm deß die Trüw geben. Ich der Züg hab aber söllichs nit gethon, noch keynen gesehen, der söllich hab wöllen thun. Nit mehr ist mir Zügen des Orts wißend. Erhardt Hans von Altschwyr sagt ouch in diesem Artikel, wie daß es sich uff Tag und Stund obgenannt begeben hab, daß Bastian mir dem Zügen auch die Trüw uff der Heßenbach zugemüt hab, mit ihm zu ziehen. Aber was ich der Züg thun sölt, oder wo ich mit hin solt gezogen sin, ist mir Zügen nit zu wißen, uff das bin ich der Züg von ihm gangen. Ist Bastian sampt Bechten Wolffen und Guckers Wolffen mir Zügen nach kummen gön, und mich wöllen nöten, ich soll heim gön und mich anders anthun, und solle ein Gewer zu mir nemen, das ich der Züg aber nit hab wöllen thun. Uff das Bechten Wolff gesagt: „Fleisch will es also zugön, so blibent unser nit vil by einander; wir wöllen einen gewönen, daß sich der ander daran müß stoßen, wir wöllen ein Degen oder Hellenpart durch einen stoßen.“ Nit mehr ist mir wissend.

Ades Claus sagt, daß er auch uff obgemelten Sonntag uff die Heßenbach kummen, als Bastian mit sinem Anhang da versammelt gewesen ist: und hab ich der Züg von Bastian gehört, daß er geredt hat: „Ihr Gesellen Ihr söllent mir die Trüw geben mit mir ze gon, und die Nacht nit von mir zu wichen.“ Nit mehr ist disem Zügen des Orts wißend. Guntten Michel sagt glicherwiß, daß Bastian uff obgemelten Sonntag zu Nacht uff der Heßenbach an mich Zügen gemüt, ich solle ihm die Trüw geben, dis Nacht by ihm ze blibend, das ich der Züg nit hab wöllen thun. Nit mehr ist disem Zügen davon zu wißen. Mosers Bartle sagt, er der Züg ouch uff obgemelten Tag sig uff die Heßenbach kummen, hat Bastian ain Ring gemacht und geredt: „Ihr Gesellen, wöllen Ihr mir helffen die nüwen Recht abthun, nemlich das Rüggericht, die nüw Ordnung, und das Fischwaßer wider in alten Stand bringen;“ und nachmals witter geret, welcher do wölle mit ihm ziehen, gen Otterschwyr, ein früntlichen Schlofftrunck ze thun, der mög es [115] thun. Nit mehr ist mir Zügen uff gemelten Artikel wißend; damit beschloßen. Jung Wolffs Claus sagt: es hab sich uff genannte Zit und Tag uff der Heßenbach begeben, daß Bastian mir Zügen zugemütt hatt, ich sölle ihm die Trüw geben, das ich der Züg nit hab wöllen thun, sunder von ihnen uffhin heym bin gangen. Nit mehr sye ihm ze wißen, und damit sin Sag beschlossen.

Und dwil nun der obgemelten Gezügen Sage, also wie vor statt, vor mir Schultheiß und dem ganzen Gericht gelutet hat, und, wie Recht, verhört ist; so haben wir Schultheiß und das gantz Gericht zu Bühel in Krafft diß Brieffs unsers Gerichts Ingesigel, unser und der obgemelten Zügen Sage damit zu besagen besigelt. Geben uff Samstag nach Sant Bartholmes des heiligen Zwölfbotten Tag (26. Aug.) Anno Domini 1514.



Nro. 34.

Uff Mittwoch von Sant Michels Tag (27. Septemb.) Anno 1514., hat sich Gugelbastian von Bühel bekannt der Sachen, so harnach stand.

Des ersten, als ihm gebotten worden zu fronen im Hartgraben, do sy er bitz zum Zehnen im Wirthshus geseßen, mit ettlichen sinen Gesellen, und zu Morgen geßen, und darnoch erst uff den Graben gangen. Do hab Jörg Melder gesagt: „Ihr Gesellen wie komen Ihr so spot, man wirdt Euch straffen.“ Hab er Bastian geredt: „das müß Euch sant Veltin ankomen miteinander, die uns solich Straff abnemen.“ Diser Jörg Melder hab auch hernach zu ihm gesagt: „wann er Herr über sie dry wäre, so wölt er sie in Turn legen.“ Do hab er ihm zu Antwurt geben: „wann sie schon umb den Handel in Turn kämen, so würden sie nit ein Stund darin bliben, man würd [116] sie wieder darus nemen.“ Er hab auch zur selben Zit zu Hansen Tegenhart, als er by ihm werkt, geredt: „was got der Burgermeister und Vierer zum Vogt, was machen sie; weißt du nit, ob man uns umbs Fronen straffen will?“ sprach der Tegenhart: „er wist nütz darumb.“ Uff das antwurt er: „er wölt dem Vogt roten, daß er sich des Handels nüts annem, dann würdt man einen darumb annemen, so würdt es daby nit bliben, man wurdt den Turn brechen, und ihn wider harus nemen; dann unser wären mehr, dann der ihren, dann er und sine Gesellen hätten schon den Anschlag gemacht.“

Zum andern sagt er: es sye der Blüwelbach, den er und sine Gesellen haben angeschlagen zu fischen, und sy ettwen Allmend gewesen, als er gehört hab. Er sye auch zu Jörgen Melder in sin Hus gangen und gesagt: „Jörg ich gebiet dir, daß du uns helffest den Bach morn zu fischen, und die uß dem Thal komen auch, und wend ihn oben herab fischen, und wöllen uns helffen.“ Des hab sich Jörg gewidert. Do hab er zu ihm gesagt: „wo er ihnen nit helff, so wöllen sie ihm durch das Huß lauffen.“ Aber soliche Red allein in Hoffnung gegen Jörgen geton, diewil er ihm doch so wol bekannt gewesen sig.

Zum dritten so sagt er: wie er zu Bertsch Schnider gangen sie und gesagt: „er söll gedenken und ihnen helffen den Bach fischen, und wo er das nit tu, so wöllen sie ihm durchs Hus lauffen; auch wie die uß dem Thal ihnen auch helffen wölten fischen, und wie der Amptmann von Stollhofen auch komen wölt mit drühundert Mannen, und ihnen auch darzu helffen. Hab ihm der Adelheiten Hansen Knecht gesagt, wie er solichs von sinem Meister gehört hab, wie der Amtmann von Stollhofen helffen wöllt mit dryen hundert Mannen den Bach zu fischen; us der Ursach, daß man ihm auch zuzug und hulff, das ihnen das Holz auch wider wurd, so ihnen der Apt von Schwartzen genommene hät.

Zum vierten, sy er zu Hansen Holdermann gangen und gesagt: „Holdermann, du wirst dich schicken, und uns helffen, [117] den Bach fischen, dann es wöllen die Henffer all darzu helffen, und die im Thal wöllen ihn oben herab fischen und wir hinuff.“

Zum fünfften, so sye er zu Hans Crütz gangen, und auch zu ihm gesagt: „Hans du wirst Morgen kommen, und helffen fischen.“ Da hab ihn Hans Crütz gefrogt, „wer me wölt helffen.“ Do hab er gesagt: „der alt Burgermeister und Bertsch Schnider.“ Ouck hab der Burgermeister die Heimburger und die Vierlüt im Thal Altschwir und Cappel bescheiden, daß sie auch zusamen komen würden. Daruff gäb ihm Crütz zu Antwurt: „was der Burgermeister die Vierlüt und Gemeind täten, das wölt er auch tun.“

Zum sechsten, sye er zu Bertold Gucker in sin Hus gangen und gesagt: „Nochbur Gucker, ich bin hie, und will euch sagen, wie wir morn frü wöllen den Bach fischen, und Ihr werden uns helffen, dann ich bin by Bertsch Schnider gewesen, der will auch komen.“ Auch hab er ihm gesagt, wie er im Thal zu Altschwir und Cappel gewesen sy; die wölten oben herab und sie unten hinuff fischen, doch nit anders, dann ihrem gnädigen Herrn ohn Schaden. Solich hab ihn Luden Claus und Pfiffer Palin (unterwiesen), daß er also umsagen wölt.

Zum sibenten sagt er: daß ihn Michel Schmid und Bottenhans geheißen haben, daß er zum Burgermeister gen sölle, und heißen der Gemeind Glocken lüten, dann es wären etlich Artikel, die man müst der Gemeind fürhalten. Do hab ihn der Burgermeister gefrogt, was es für Artikel syen. Spräch er: „es wär des Fischens halb, der nüwen Ordnung, und des Rüggerichts halber.“ Daruff gäb ihm der Burgermeister ze Antwort: „es möchte yetzund nit sin, dann es wären die Lüt zu Achern und uff dem Feld, er solt beiten bitz Morndes, und sölt in das Thal gon zun Heimburgern und sie heißen, was ihre Beschwerden wären, solichs der Gemeind zu Bühel wißen ze loßen.“ Das hab er ton, und gen Altschwir gangen zu Martin Müller und gesagt, wie ihn der Burgermeister zu ihm geschickt hab, daß er und die Vierlüt söllen bis zur vierten Stund gen [118] Bühel komen, und was sie von Beschwerden hätten, anzeigen.

Deßglichen sye er zu Hansen von Winheim und Meyger Clausen gangen, als Vierern, und begert, der Gemeind zusammen zu bieten, und was sie von Klagen haben, gen Buhel wißen ze lon. Dieselben Martin Müller, Hans von Winheim, und Merger Claus, haben auch die Gemeind zusammen berufft, mit ihnen geredt, und er nit, dann er sye nit daby gewesen.

Er sye auch zu Hans Genugen, dem Heimburger, in das Thal gangen, und zu ihm auch gesagt, wie ihn der Burgermeister zu ihm geschickt hab, daß er ihm sagen solt, daß er von Stund an sinen Vierern zusamen bieten, und was sie von Klagen hätten, der nüwen Ordnung, des Rüggerichts, Zolls und anderer Dingen halben, das möchten sie anzeigen, womit sie dann beschwert wären.

Item zu Gunten Clausen dem Heimburger zu Altschwir, sye er auch gangen, und begert, der Gemeind zusamen zu bieten, und weß sie sich zu klagen hätten, des Rüggerichts, der nüwen Ordnung, Fischens, und des nüwen Zolls halben, das sölten sie dem Burgermeister gen Bühel kunt tun, und uffschriben lon, denn es müste nochdann in ein Supplication gon Baden.

Auch sy er zu Rapen Jörgen, dem Heimburger, gen Cappel gangen und gesagt: der Burgermeister und Bottenhans haben nach ihm und sinen Vierern geschickt, daß sie zu ihnen komen sölten, dann die im Thal Altschwir kämen auch; und ob er nit wolt helffen die nüwen Recht abtun, und die alten wider helffen handhaben, nämlich die nüw Ordnung, das Rüggericht, das Voglen und Hasenvahen, und was man denn vom Vogt ze klagen hätt.

Zum achten, so bekennt er sich, wie er uff dem Heßenbach gestanden sye und gesagt: „Plan Ihr Gesellen, Ihr hand gehört wie ich mit dem Vogt geredt han, nun will ich der arm Cuntz syn;“ und ein Ring gemacht und begert, das ye einer dem andern Trüw geben sölt, das keiner vom andern wichen würdt, [119] so wölten sie das Recht mit dem Bach und Fischen wider in alten Stand bringen. Es hab aber keiner nie kein Trüw dem andern geben.

Item er, Fridenhans, Pfiffer Palin, und ihrer wol 62 syen mit Pfiffen und Trommen dem Vogt für sin Hus zogen, und von ihm wöllen wissen, ob er sie, umb daß sie nit gefront hätten, angeschriben hab oder nit, und sye er der Fürsprech gewesen, und selbs mit dem Vogt geredt, wie es geregnet hät. Und wölt er sie darum straffen so wölten sie ihm deß eins Rechten sin, und syen wol zwen Tag also mit Pfiffen und Trommen umbzogen, in Meinung den Blüwelbach zu fischen.

Item er hab gehört, wie sunst Cuntz zu Altschwir auch sich hab nennen ein armen Cuntzen. Auch wie Elsen Bernhart ein Ring gemacht hab mit einer Kriden, welcher ihnen wölt fischen helffen oder anders, der möcht darin stupfen, und haben vil gestupft, und zu ihnen gen Bühel komen.

Item ihr Anschlag sy gewesen: wann ihnen der Vogt das Fischen hätt wöllen wehren, daß sie nütz umb ihn geben haben wöllten, sondern ihren Gewalt bruchen.

Item er hab auch gehört sagen, und hab deß der Burgermeister gut Wißen, daß die von Achern auch haben wöllen fischen, so wit, daß man ihnen die Mehlwag auch hulff zerbrechen und abtun.

Zum letzten, so sye es ihr entlich Meynung und Fürnehmen gewesen, daß sie die nüwe Ordnung oder Recht keineswegs mehr haben noch halten wölten, sonder die alten Recht wider an die Hand zu nemen; wie dann ihr gnädiger Herr der jung, als sie ihm geschworen hätten, ihnen zugesagt hätt, by ihren alten Rechten bliben ze lassen. Das wolten sie auch wider angenomen und einander daby gehandhabt, und ob ettwer wider sie gewesen, ihren Gewalt do brucht haben.

Diewil nach keyserlichen Rechten hochgeahndet, ein Uffgeloff und Conspiration zu machen, so ist erkannt, daß man Gugelbastian [120] sin Houpt abschlahen soll. Actum uff Dornstag nach Franclsci (5. October) Anno 14.



Nro. 35.

Diß sind die Artikel und Anschlag, so Andere bekennt, fürnemen und machen wöllen.

Zum ersten, so einem in sim Wingarten vom Wildpret Schaden entstünde, solt der Macht han, das scheuchen, schießen, fahen, und wie ers umbringen möcht; und, so ers umbracht, das ihme selbs zu behalten und, ob er wolt, dem Vogt davon zu verehren, und damit nit gefrevelt han.

Zum andern, wollten sie die nüw Erbordnung, daß ein Ehgemächd dar ander nit erben solt, abtun.

Zum dritten, so einer ein schwanger Frauwen hätte, daß er ungefrevelter Ding auch ein Eßen Fisch uß dem Bach fahen möcht.

Zum vierten, daß man den Zoll zu Steinbach und Bühel nit anders geben solt, dann wie vor Jaren, nemlich von Fuder 6 Pfenning, da man dann yetzt fünf Plaphart gebe. Und so einer ein Vierling oder ertwas Wins ins Riet fürte siner Früntschaft, den er in sinem Huß wölt trinken, daß er davon kein Zoll geben, und was sie also Frucht uß dem Riete, dafür einer wider Win geben mußte zu Herbst, zollfry fürgen solt laßen.

Zum fünften, daß man den Futer-Habern im Steinbacher Ampt ringern wölt, hinfür nie me sovil zu gehen als bißher.

Zum sechsten, daß die Ruggericht nit so scharf syn; also daß ein gut Nachber den andern in brüchigen Händeln nit also angeben müßt.

[121] Zum siebenten, die Gültbrief berüren, wär ihr Meynung: so ein Brief so lang gestanden, das Hauptgut abgenutzt, solt derselb Brief todt und ab sin.

Zum achten, wär ihr Meynung gewest, den Graben nicht mehr zu handhaben, man wolte dann ihnen dieselbig Weyd umb den Zins, der jetzt davon gefält, ingeben.



Nro. 36

Min früntlich willig Dienst zuvor. Besunder lieben Herren und gutten Fründ. Ich laß Euch wißen, daß der Lantvogt zu Röteln den Buntschuher mit dem Lotterholz gefangen hat. Der hat ohn alle Marter verjehen, daß siner Gesellen einer, der sich nennt Bastian Reben-Künig sich enthalt zu Suckental oder zu Glotter in deren Bad eim, und hat ein gel goldfarben Rock an, und wiß Hosen, und ein rot zerschnitten Barett uff, den werd man an der Ort eim finden. Es sol auch ein alter Bettler sin, mit einem langen growen Bart, und eim grossem bletzten Mantel an, und sie der Mantel oben umb den Hals mit Leder besetzt; der soll dem Phaffen von Theingen, und dem Phaffen von Langententzlingen lhre Hüßer verbrennen. Er hat dem Landvogt sin Hauptmann anzeigt, sol zu sant Blesien sin, und Jos Fritz, und noch einer sollen zu Zurzach sin; und wiewol ich morn zu angendem Tag selbs handeln uff Suckental und Glotter, nit destminder hab ich Euch solchs uff mins gnedigen Herren Befehl nit wollen verhalten, ob Euch solchs eh, wann mir zu Handen stund, Euch haben darnach zu richten. Geben um neun Uhren nach Mittag uff Fritag nach Egidy (4. Sept.) im 17. Jar.

Ludwick Horneck von Hornberg Landvogt zu Hochperg.

[122]

Den edeln vesten ersamen wisen, Burgermeister und Rat der Stadt Fryburg im Brisgau, minen besundern lieben Herren und guten Fründen.


Nro. 37

Min früntlich willig Dienst zuvor. Lieben Herren und gut Fründt. Mich hat glaublich angelangt, wie daß Joß Fritz, der dann die Biebry zu Lehen angefangen hat, wie Ihr wissen, aber in Land kommen und sin Biebry wider anfahen, und etlich siner Gesellen yetzund zu Roteln gericht söllen sin. Und wird mir darby angezeigt, daß derselbig Joß Fritz mit sampt andern gegen minen Aemptern heruß uff den Schwartzwald, und alda auch unterstan, sin Handlung und bös Fürnehmen zuzerichten und ze meren. Darumb lieben Herren und gut Fründt, so ist von mins gnedigen Fürsten und Herren wegen min früntlich und ernstlich Bitt, ob ihr der Handlungen ettwas Wissen hetten, daß Ihr mich desselbigen in Geschrifft, so vil Euch müglich, berichten, was doch an dem Handel sy, damit, ob Fritz Joß und sin Anhenger betretten möchten werden, groß Uebel und Mordt verhütt und vermitten blib; und bewysen Euch minem sondern Vertruwen nach, das will ich früntlich und nachpurlich verdienen, und in den und andern Fällen verglichen.

Und wär etwas am Handel, daß sie mir möchten zu Handen werden, und daß ich an ihnen finden und erlernen möcht, daß by Euch da ennen im Brißgow ihr Gesellen oder ihr glichen weren, so wölt ich Euch zu yeder Zyt desselbigen berichten. Da ist min früntllch Bitt, wo Ihr erlernen möchten, daß sie in minen Aemtern am Schwartzwald Gesellen oder ihr gelichen hetten, mich desselbigen auch zu berichten, und Euch [123] in den Handlungen nachburlich und fruntlichen bewisen, desselben gelichen söllen Ihr an mir auch finden. Datum ylends uff Sambstag ze Nacht vor sant Matheus Tag (19. Sept.) 1517.

Hans von Wyringen, Obervogt am Schwartzwald.


Nro. 38.

Unsern besundern guten Fründen, dem Burgermeister und dem Rat zu Fryburg im Brißgow, embieten wir Peter Elnhart der Meister, und der Rat zu Straßburg, unsern früntlichen Dienst. Lieben Fründ. Euer Lieb Schriben, Ihr uns der Bundschuher halb, so zu Kniebis sich versammeln sollen, gethan haben wir verlesen, und von Stund an unser Erfarung doruff bestellt; was uns die witers ihrer Erkundung nach zu bringen, wellen Euer Lieb wir nit verhalten. Es ist auch nit ohn; wir haben by und umb uns uff ettlich Angebung uns des Handels unterstanden zu erkunden, aber bißhar nichts gruntlichs erfaren mögen. Haben Euer Lieb als unsern guten Nachbarn wir früntlicher Meinung nit wollen verhalten. Datum Samstag vor Michaelis (25. Sept.) Anno 17.



Nro. 39.

Unser früntlich Dienst zuvor. Fürsichtigen ersamen wysen besunder lieben und guten Fründ. Uff üwer Schriben, den Sesselmacher berurend, so wir als einen grossen Uebeltetter befunden, thund wir Euch zu vernemen, daß wir den mit möglichem [124] Flyß des Bundtschuchs halb erfahren haben, und befinden nit wyter by ihm, dann daß er in ihrem Anschlag gewesen sige, vor dryen Jaren, und uff ihren Beuelh üwer Hut und Wacht unter den Thoren, in Wirtzhüsern und uff den Thürnen besichtiget, und ihnen Mähr hinus gein Lehen, wie er die Hut befunden, bracht. Und kann aber Niemant mit dem Namen anzeigen, dann daß sie ußer Land und etlich gericht sygen.

Er habe auch das Feur in Rumans Stall oder Hus by Euch ingelegt, damit ein Rauch gemacht wurde, daß die Burger zum Feur luffen, und die Bundtschucher ihrem Anschlag dester bas nachkommen mochten. Von jetziger Handlung des Bundtschuchs konnten wir nütz von ihm erfaren.

Ettlich, nemlich vier Mord, hat er helfen thun, und unter denselbs ein gethon vor 24 Jahren, dry in der Hardt und den vierten zwüschen Stein und Diessenhofen. Diebstall hat er nit sunders zu Fryburg gestollen, dann kleinfug Sachen hat ettlich anzeugt, die er wyderrufft hat. Nemlich Ulrich Kennlin dem Zunftmeister, sollt er ein Kuh gestoln haben, Thoman Wengken zwei Schaf, dem Wagner in Schnecken-Vorstadt ein Gulden mit dem Seckel, dem Ledergerber, so frembd darzogen, bym Gerwer-Thörlin, ein Rock. Dem Maler in der Leuwengassen ein Rock, Paulin Weckerlin 10 Gulden in einem Secklin, der Spitalmüllerin, so sin Husfrow gewesen, ein Gulden us einem hültzen Becher, Mathisen Pfeszer 1 Gulden in Gold us eim sylberin Becher, und Pfaff Wencken 10 Plaphart uß sim Seckell gestolen. Das er aber alles wyderrufft hat; aber sunst ander Stuck gestolen, das wir euwer Lieb zu sinen Ziten, obs not ist, nit bergen werden.

Uff morndrigen Tag werden wir ihn richten lassen. Ist verurteylet zum Rad, zu der Ax, und Brand und Galgen uff das Rad. Haben wir euwer Lieb nit wollen verhalten, ob Ihr Jemant darzu schicken, das zu thun wol statt haben. Datum ylends Mentags nach Franciscen (5. Oct.) 1517.

Burgermeister und Rat zu Brysach.

[125]

Den fürsichtigen ersamen wisen, Burgermeister und Rat zu Fryburg in Brißgew, unsern besondern lieben und guten Fründen.


Nro. 40.

Unser früntlich Dienst zuvor. Besondern lieben Fründ. Euer Schriben, Joß Fritzen Wib berürend, haben wir verstanden, und ist nit ohn. In nächster Handlung des Bundschuhs liessen wir die gemelt Frauen auch annemen und erkundigen, sie wollt aber der Sachen kein Wissen haben; damit ward sie ledig gelassen. Sydher hat sie sich an vil Orten üppiglich gehalten, ihr sogar Anhang mit Ehemannen gemacht, und besunder mit einem Wagner by uns. Deßhalben wir gern zu ihr griffen hätten. Es ist auch wol zu vermuten, Jos sig sidher offt by ihr gewesen; darüber sie wohl zu fragen wär, ob sie sein Heimwesen wiß. Darin weißt sich euer Lieb wohl zu schicken. Wir hören, Ihr habt ein Sekeldieb gefangen, der us unser Statt syn soll. Diewil denn in kurzer Zit vil Seckel hie abgeschnitten sind, darzu ettlich Korn ab dem Markt Nachts gestolen ist, bitten wir mit Fliß, Ihr wolt denselben Dieb dester flißlicher diser Sachen halb erkennen, auch ob sin Wib mit solchen Sachen auch umgang, und ob er Gesellschaft hab, und uns dieß alles ungeverlich berichten, und darin wissen mögen zu erfragen. Das begern wir zu verdienen. Datum Mittwoch vor Leonharti (4. Nov.) Anno 17.

Burgermeister und Rat etc.

An Brisach.



[126]
Nro. 41.

a) Allerdurchlauchtigisters großmächtigister Kayser allergnädigister Herr etc.

Nachdem Ewer kayserliche Mayestät auf die unformliche und unzimliche Handlung und Gebot, so Philips Kürig Waldvogt, gegen den Gwergken und Arbeitern des Bergkhwerchs zu Tottnau fürgenommen, die Partheyen hieher für Euwer kayserlich Mayestät löblich Regiment vertagt, aber der bemelt Waldvogt nit erschinen, deßhalben die Partheien unentscheiden abgeschaiden; wiewol die Herren des Regiments dem benannten Waldvogt und denen von Tottnau in der Handlung still zu sten gebotten, daß sie wider die Gewergkhen und Arbaiter nichts in unguettem fürnemen, sonder die Sachen bis auf weyter Tagsatzung ruhen lassen: so hat doch darüber ain Underthaner zu Tottnau, mit Namen Conrat Ogkers, sich daselbst auf der Tringkstube mergkhen lassen, sie sollen sich nicht trugkhen lassen, er wölle die Schweizer über die Gebirg bringen, wann sie wöllten, mit mehr Worten etc. Das dann ain Ertzknapp dermassen verantwurt: er soll sölhe Wort nit brauchen, dann wann er das zu Freyburg, oder in andern kayserlichen Mayestät Stätten thäte, wurde man ihme darumb das Haubt abschlagen. Den er dann von Stund an mit der Handt in das Angesicht geschlagen, und die andern von Tottnau, so dabey gesessen, sich daran nicht benüegen, sonder denselben Knappen erst woll überraufft, das dann zu großer Verachtung und Conspiration, daraus ain Buntschuech entspringen möcht, dienen ist.

Deßhalben an Euwer kayserliche Mayestät unser underthänig Bitt, Euwer kayserlichen Mayestät Bergrichtern daselbst, Jörgen Kreydenweyß, zu befehlen, daß er sich der Sachen aigentlich erkunde, und sofern er das also befindet, daß er denen von Freyburg, die dann vormals im Buntschuech auch Wendung gethan haben, solhes anzaigen, und daß dieselben von Freyburg, denen Euwer kayserliche Mayestät auch schreiben soll, [127] nach Gelegenheit der Sachen abermals, damit kain Empörung und Bundschuech entstande, das best handlen und thun wöllen.

Wir haben auch solhs Euwer kayserlichen Mayestät, der wir uns hiemit unterthänigklichen bevelhen, aus schuldiger Pflicht nit wöllen verhalten.

Euwer kayserlichen Majestät underthänigist Gemein Gewergken zu Tottnau.


b) Maximilian von Gottes Gnaden römischer Kayser etc.

Edlen ersamen gelerten lieben getreuen. Wir senden Euch hierinliegend ain Supplication, so uns gemain Gewergken zu Tottnau fürbracht haben, wie Ihr sehen und vernemen werdet. Und emphelhen Euch darauf, daß Ihr Euch aigentlich in der Sach erkundet, und wie Ihr die befindet, alsdann darin nach Gestalt der Sachen handlet; wo aber Not wär, oder ichts beschwerlichs fürfiel, desselben unser Stathalter und Regenten hieher gen Insprugk berichtet. Das ist unser ernstliche Maynung. Geben zu Insprugk am 9. Tag Aprilis Anno Domini decimo octavo, Unsers Reichs im 33. Jare.

Commissio Domini Imperatoris in Consilio.
Den edlen ersamen gelerten unsern lieben getreuen, unserm obristen Landtvogt, auch Stathaltern Regenten und Räten unsers Regiments in obern Elsaß, so zu Ensisheim seyn.



[128]
Gedruckt bei Franz Xaver Wangler.


Anmerkungen der Vorlage

  1. Das große Buch; Herzog redet von Pfründen zu 50 oder 60 fl., und erwähnt des Beichtens gar nicht.
  2. Bundschuh hieß der damals allgemeine Bauernschuh, der über die Knöchel reichte, oberwärts mit langen Riemen gitterartig zusammengeflochten wurde, und von diesem Binden den Namen hatte. Die Bauern steckten ihn als Zeichen der Empörung auf eine Stange, oder ließen ihn in die Fahne malen. Davon gieng der Name des Bundschuhes auf die Verbindungen selbst, welche sich seiner als Feldzeichen bedienten, über.
  3. Herzog S. 164.
  4. Beilage Nro. 3.
  5. Beil. Nro. 5.
  6. Beil. Nro. 2.
  7. Beil. Nro. 6.
  8. Beil. Nro. 3.
  9. Beil. Nro. 2
  10. Beil. Nro. 16.
  11. Beil Nr. 2.
  12. Beil. Nro. 16. 17. etc.
  13. Beil. Nro. 3.
  14. Beil. Nro. 3.
  15. Beil. Nro. 3.
  16. Beil. Nro. 8.
  17. Beil. Nro. 28.
  18. Beil. Nro. 4.
  19. Beil. Nro. 3.
  20. Eine abgelegene Strecke Hartfeldes bei Lehen, jenseits der Dreisam, am Wege von Lehen nach Mundenhofen längs des Waldes.
  21. Beil. Nro. 17
  22. Beil. Nro. 17.
  23. Beil. Nro. 22.
  24. Beil. Nro. 2. 6. besonders 16. 17. etc. etc.
  25. Beil. Nro. 17.
  26. Beil. Nro. 16. und 17.
  27. Beil. Nro. 16
  28. Beil. Nro. 29
  29. Beil. Nro. 2.
  30. Beil. Nro. 2.
  31. Das.
  32. Das.
  33. Beil. Nro. 16. und 17.
  34. Beil. Nro. 2.
  35. Beil. Nro. 17.
  36. Beil. Nr. 16.
  37. Beil. Nro. 6. 16.
  38. Beil. Nro. 6.
  39. Das.
  40. Das.
  41. Beil. Nro. 39
  42. Beil. Nro. 6.
  43. Beil. Nro 1. u. 2.
  44. Beil. Nro. 21.
  45. Beil. Nro. 6.
  46. Beil. Nro. 5.
  47. Beil. Nro. 16.
  48. Beil. Nro. 6.
  49. Beil. Nro. 17.
  50. Beil. Nro. 1. Zwar ist auch die Nacht des Ausfalles von der Chronik bestimmt angegeben, und auf den 1. Oktober gesetzt; allein hierin widerspricht ihr der aus den urkundlichen und somit zuverlässigsten Belegen hervorgehende Gang der Begebenheiten.
  51. Beil. Nr. 1. und 5.
  52. Beil. Nro. 10.
  53. Beil. Nro. 8.
  54. Beil. Nro 11 und 12.
  55. Beil. Nro. 13.
  56. Beil. Nro. 9.
  57. Beil. Nro. 15.
  58. Beil. Nro. 16 und 17.
  59. Beil. Nro. 15.
  60. Beil. Nro. 18.
  61. Beil. Nro. 36.
  62. Beil. Nro. 1.
  63. Beil. Nro. 22.
  64. Nach einer gleichzeitigen Aufzeichnung. Wegen des Schneiders Hans Hummel von Fürbach fanden Mittheilungen an die herzoglich würtembergische Regierung zu Stuttgart statt. Beil. Nro. 27
  65. Beil. Nro. 20.
  66. Beil. Nro. 19.
  67. Beil. Nro. 24.
  68. Beil. Nro. 5 und 25.
  69. Beil. Nro. 5.
  70. Beil. Nro. 30. – Da bekanntlich der arme Konrad im Würtembergischen schon vielfältig und urkundlich bearbeitet ist, mag es genügen, ihn hier nur als Verbindungsglied aufgeführt zu haben.
  71. Beil. Nro. 26.
  72. Ueber Alles, was bisher von Gugel Bastian erzählt worden, vergl. die Beil. Nro. 32 — 35.
  73. Beil. Nro. 31.
  74. Das.
  75. Beil. Nro. 34.
  76. Beil. Nro. 36.
  77. Beil. Nro. 37.
  78. Beil. Nro. 40.
  79. Beil. Nro. 38.
  80. Beil. Nro. 39.
  81. Beil. Nro. 41. a und b.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hanbel

Literatur

  • Allgemeine Geschichte des grossen Bauernkrieges Erster Theil, Von Wilhelm Zimmermann, Stuttgart, Franz Heinrich Köhler, 1841 Google
  • Allgemeine Geschichte des grossen Bauernkrieges Zweiter Theil, Von Wilhelm Zimmermann, Stuttgart, Franz Heinrich Köhler, 1842 Google, 1849 Google
  • Geschichte des grossen Bauernkriegs 1. Band: Nach den Urkunden und Augenzeugen Von Wilhelm Zimmermann, Veröffentlicht von Rieger'sche Verlagsbuchhandlung (A. Benedict), 1856 Google
  • Geschichte des grossen Bauernkriegs 2. Band: Nach den Urkunden und Augenzeugen Von Wilhelm Zimmermann, Veröffentlicht von Rieger'sche Verlagsbuchhandlung (A. Benedict), 1856 Google
  • M. Georg Wolfgang Panzers.: Annalen der ältern Deutschen Litteratur... Von Georg Wolfgang Franz Panzer, Veröffentlicht von E. C. Grattenauer, 1788 Google
  • Allgemeine deutsche Realencyklopädie für die gebildeten Stände. Conversations-lexikon: In 12 Bänden. Von F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, F.A. Brockhaus Verlag Leipzig Veröffentlicht von F. A. Brockhaus, 1827 7. Ausgabe Google
  • Allgemeine deutsche Realencyklopädie für die gebildeten Stände. Conversations-lexikon: In 15 Bänden. Von F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, F.A. Brockhaus Verlag Leipzig Veröffentlicht von F. A. Brockhaus, 1868 11. Ausgabe Google

Sach-, Orts- und Namensregister

Name Verweis
A
Achern Achern
Allmende Allmende
Altschweier Altschweier
Andlau Andlau
B
Bad Zurzach Zurzach
Badenweiler Badenweiler
Balthasar von Blumeneck Gerichtsherr in Lehen
Bannvogt Bannvogt, 1) Aufseher über gewisse Grenzen; 2) so v. w. Flurschütz. Aus Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 300.
Bannwart Der Bannwart, des -es, plur. die -e, oder der Bannwärter, S. Bannvogt. Banwardia kommt bey dem du Fresne vor. Aus Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 722
Der Bánnvōgt, des -es, plur. die -vögte, in Oberdeutschland, der Aufseher über den Bann oder die Grenze eines Ortes; der Bannwart, oder Bannwärter, (welches in der Schweiz auch einen Förster bedeutet,) in Thüringen der Flurschütz, an andern Orten der Feldwächter. Aus Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 722
Bannwasser Bannwasser auch Bannfluß, Fluß, in welchem das Recht zu fischen dem Landesherrn zusteht. Aus Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 299.
Das Bannwasser, des -s, plur. ut nom. sing. ein gebannetes oder gehägtes Wasser, in welchem nicht ein jeder fischen darf, in einigen Oberdeutschen Gegenden. Aus Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 722.
Basel Basel
Betzenhausen Betzenhausen
Biengen Biengen heute ein Ortsteil von Bad Krozingen
Bitsch Bitsch
Blaffert Plappart
Breisach Breisach
Bretten Bretten
Bruchsal Bruchsal
Bühl Bühl
C
Châtenois Kestenholz, heute Châtenois (Bas-Rhin)
Colmar Colmar
D
Dambach Dambach
Dicker Pfennig Dicker Pfennig, auch Groschen (lat. grossus = dick, denarius grossus = dicker Pfennig). Üblicherweise bedeutete er 12 Pfennig, es gab aber auch Groschen zu 7, 8, 9, 10 und 15 Pfennig.
E
Ebnet Ebnet
Ehingen Ehingen
Ellwangen Hungerberg, heute ein Ortsteil von Ellwangen (Jagst)
Els Schmidin Frau von Joß Fritz
Elsass Elsass
Endingen am Kaiserstuhl Endingen am Kaiserstuhl
Ensisheim Ensisheim
Ensisheim Ensisheim
Epfich Epfich
F
Feldhüter Feldhüter (Flurschütz), der von Obrigkeits wegen zum Schutz der Feldflur bestellte Mann, s.u. Feldpolizei. Aus Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 171.
Feuerbach Feuerbach, wahrscheinlicher ist Stuttgart-Feuerbach
Freiburg im Breisgau Freiburg
G
Glottertal Glottertal
Gültbrief Urkunde über zu zahlende Schulden, für die ein Grundstück haftet.
H
Hanau Hanau
Haslach im Kinzigtal Haslach
Horb am Neckar Horb
Hydra Hydra
I
Innsbruck Innsbruck
J
Joß Fritz Joß Fritz
K
Kaiserstuhl Kaiserstuhl
Kappel Kappel
Kinzig Kinzig
Kniebis Kniebis
L
Lehen Lehen
Lenzkirch Lenzkirch
Liestal Liestal
M
March (Breisgau) March
Markgrafschaft Baden Markgrafschaft Hochberg
Munzingen Munzingen
N
Neuenburg am Rhein Neuenburg
O
Offenburg Offenburg
Önsbach Önsbach, heute Ortsteil von Achern.
Ortenau Ortenau
Ottersweier Ottersweier
R
Rötteln Rötteln
Rügegericht Rügegericht
S
Sausenburg Sausenburg
Saverne Elsaßzabern
Schaffhausen Schaffhausen
Schallstadt Schallstadt
Schallstadt Mengen, heute ein Teil von Schallstadt
Scherwiller Scherwiller
Schönau im Schwarzwald Schönau
Schorndorf Schorndorf
Sélestat Schlettstadt/Sélestat
Sewen Sewen
Speier Speier
Stockach Stockach
Stoffel von Freiburg Stoffel von Freiburg
Stollhofen Stollhofen
Stotzheim Stotzheim (Bas-Rhin)
Straßburg Straßburg
Stuttgart Stuttgart
Südtirol Etschland heute Südtirol
Sulz Sulz
T
Tiefenthal Tiefenthal
Tiengen Thiengen
Todtnau Todtnau
U
Ulrichsburg Rapoltstein auch Ulrichsburg bei Ribeauvillé (deutsch Rappoltsweiler)
Untergrombach Untergrombach
V
Villingen Villingen-Schwenningen
Vogtsburg im Kaiserstuhl Burkheim heute ein Teil der Gemeinde Vogtsburg im Kaiserstuhl
W
Weibel Weibel, (Amtsdiener)
Wertheim Dertingen jetzt Teil von Wertheim
Wolfach Wolfach
Wolfenweiler Wolfenweiler
Württemberg Württemberg
Z
Zürich Zürch ist der alte Name von Zürich