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Dresdener Chronik vom 1. Juli bis 31. December 1869

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Autor: Emil Schilling
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Titel: Dresdener Chronik vom 1. Juli bis 31. December 1869
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aus: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Heft 01
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Erscheinungsdatum: 1872
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Erscheinungsort: Dresden
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[I]
Dresdener Chronik
vom
1. Juli bis 31. December 1869


herausgegeben
vom
Vereine für Geschichte und Topographie Dresdens
und seiner Umgebung.
Nebst Vereins-Nachrichten.

Mittheilungen des Vereines 1. Heft.

Dresden.
Emil Schilling.
1872.

[II]

[1]
Dresdner Chronik 1869.
Juli.

1.  Eröffnung der neuerrichteten Generaldirection der königl. Sächs. Staatseisenbahnen zu Dresden, die ihren Sitz im Hauptgebäude des Böhmischen Bahnhofes erhalten hat.

Nachmittags 2 Uhr entstand, ohne daß die Ursache bekannt ward, auf dem Heller in der Nähe des Pionnier-Uebungsplatzes ein Waldbrand, der sich in dem dürren Holze und Haidekraute mit reißender Schnelligkeit fortpflanzte, aber von den herzueilenden Pionnieren durch das Niederschlagen der brennenden Bäume und durch Ausheben von Gruben glücklicher Weise bald gedämpft wurde.

2.  Nach dem an diesem Tage veröffentlichten Berichte über die Getreidepreise galt 1) An der Börse: der Scheffel Weizen: 5 Thlr. 25 Ngr. – 6 Thlr. 15 Ngr. Korn 4 Thtr. 25 Ngr. – 5 Thlr. 2½ Ngr. Gerste: 3 Thlr. 15 Ngr. – 4 Thlr. 5 Ngr. Hafer: 3 Thlr. – 3 Thlr. 7½ Ngr. 2) Auf dem Markte: der Scheffel Weizen: 5 Thlr. 10 Ngr. – 6 Thlr. 10 Ngr. Korn 5 Thlr. – 5 Thlr. 5 Ngr. Gerste: 3 Thlr. 20 Ngr. – 4 Thlr. 5 Ngr. Hafer: 2 Thlr. 22 Ngr. – 3 Thlr. 20 Ngr. Kartoffeln: 1 Thlr. 18 Ngr. – 1 Thlr. 28 Ngr. Stroh à Schock – 13 Thlr. – 14 Thlr. Heu à Centner: 1 Thlr. 16 Ngr. – 1 Thlr. 27 Ngr.

3.  Eröffnung der Pflanzen- und Blumenausstellung der Gartenbaugesellschaft Feronia im Lincke'schen Bade.

7.  An diesem Tage erfolgte die Einweihung der Restauration der neuen Actienbierbrauerei im Reisewitzischen Garten durch großes Extra-Doppelconcert und Abends Feuerwerk im Parke daselbst.

[2] 8. Die wöchentliche Uebersicht der durchschnittlichen Anzahl der Gestorbenen verzeichnete für die Woche vom 2.–8. Juli 58 auf je 100,000 Einwohner in 14 größeren Städten, wornach auf Dresden 60 Todesfälle kommen, es starben aber in Wirklichkeit in Dresden 100 Personen und gerade eben so viel wurden geboren.

11. Früh 5 Uhr verkündigten der Residenzstadt Dresden und ihrer Umgegend 101 Kanonenschüsse die Geburt eines Prinzen, des vierten Kindes des Prinzen Georg.

12. Der Dresdner Omnibus-Verein machte dem Publikum bekannt, daß er in Anbetracht der gestiegenen Stroh- und Futterpreise und der Preissteigerung für tüchtige, dem Geschäftsbetriebe des Vereins angemessene Pferde, sowie der Steigerung der Arbeitslöhne u. s. w. sich in die Nothwendigkeit versetzt sehe, vom 15. Juli an für alle Touren des Vereins – mit Ausnahme des Theater-Omnibus und der Linie Waldschlößchen, weißer Hirsch – eine Preiserhöhung und zwar statt bisher 12 Pf. einen Normalpreis von 1½ Ngr. eintreten zu lassen.

13. Mittags 12 Uhr fand im Palais des Prinzen Georg in Anwesenheit des Königs und der Königin, des Kronprinzen, der Frau Kronprinzessin und der Prinzessin Amalia die Taufe des am 11. geborenen Prinzen statt, welcher die Namen Johann Georg Pius Karl Leopold Maria Januarius Anacletus erhielt. Taufpathen waren: der Papst, die Kaiserin-Witwe von Oesterreich und der König und die Königin der Belgier. Der Papst wurde durch den apostolischen Nuntius zu München, Monsignore Meglia, Erzbischof von Damaskus, der Tags zuvor hier eingetroffen war, vertreten, und von diesem wurde auch unter Assistenz des Bischofs Forwerk und mehrerer Geistlichen die Taufhandlung vollzogen.

15.  In der Woche vom 9.–15. starben in 12 größeren deutschen Städten von je 100,000 Einwohnern durchschnittlich 60 Personen: in Dresden 57 auf 100,000, im Ganzen 94 Personen gegen 97 Geburten.

16.  Auf dem Oppellschachte bei Dresden wurde der Bergarbeiter Fritzsche aus Weißig durch einen Sprengschuß lebensgefährlich verwundet.

18.  Nach dem sonntäglichen Vormittagsgottesdienste fand auf dem Theaterplatze unter dem Andrange einer großen Menschenmasse, [3] die militärische Feier zu Ehren des neugeborenen Prinzen Johann Georg statt. Es waren hierzu drei Bataillone mit der Front nach der Hofkirche mit ihren Fahnen aufgestellt, während Mannschaften vom Regiment Johann die weit ausgedehnte Chaine bildeten. Gegen 11½ erklangen die Glocken und zugleich erdröhnten vom Elbufer herüber 12 Kanonenschüsse: nach je 12 Kanonenschüssen gaben die Truppen unter Musik eine dreimalige Gewehrsalve. Während des hierauf erfolgenden Rückmarsches der Truppen nach Neustadt, gaben die Kanonen die üblichen 101 Schüsse.

20.  Am Vormittage hatten sich die am Abende vorher mittels Extrazuges angelangten schlesischen Gewerbevereine, die mit ihren Angehörigen in einer Zahl von mehr als 500 Personen die sächsische Hauptstadt zum Zielpunkte eines Ausfluges gewählt hatten, in dem Helbig’schen Etablissement an der Elbe versammelt, um von hier aus theils die Königl. Museen und Kunstsammlungen, theils die vor dem Freiberger- und Falkenschlage gelegenen Fabriken von Thomas, Rost und Comp., Siemens und Comp., sowie die hiesige Actien-Papierfabrik zu besuchen. Mittags nach 12 Uhr versammelten sich fast alle Theilnehmer, welcher sich eine große Anzahl Dresdner Gewerbevereins-Mitglieder angeschlossen hatten, zu einem Ausfluge nach der sächsischen Schweiz und namentlich nach der Festung Königstein, auf dem Böhmischen Bahnhofe, wo für die zahlreiche Gesellschaft ein Extrazug bereit stand. Abends nach der Rückkehr von diesem Ausfluge fand eine gesellige Zusammenkunft auf dem Bergkeller statt.

21.  Früh 8 Uhr unternahmen die schlesischen Gäste vom Böhmischen Bahnhofe aus eine Fahrt nach dem Plauenschen Grunde bis Potschappel, zur Besichtigung der Friedrich-August-Hütte, der Glasfabrik von Zechel und anderen Fabriketablissements und versammelten sich Abends mit einem großen Theile der Mitglieder des Dresdner Gewerbevereins auf dem Feldschlößchen.

22.  Früh ½5 Uhr fuhren die schlesischen Gewerbevereins-Mitglieder, begleitet von einer großen Anzahl der Mitglieder des Dresdner Gewerbe-Vereins, mittels Extrazuges nach Chemnitz zur Besichtigung der Hartmann’schen Maschinenfabrik, der Zimmermann’schen Werkzeug- und Maschinenfabrik und anderer dortigen Fabriketablissements, wozu der Handwerker-Verein zu Chemnitz seine Mitwirkung bereitwilligst zugesagt hatte. – Allseitig schien sich während dieser [4] Tage des geselligen Verkehrs bei den verschiedenen Gewerksgenossen und ihren Freunden in unserer Stadt wie in deren Nachbarschaft die Ansicht zu bilden und das Bewußtsein in lebendigster Weise kundzugeben, auf welche der Stellvertreter des abwesenden Vorstandes des Dresdner Gewerbsvereins, Herr Photograph Schütze, am Abend des 19. in seinen Bewillkommensworten hingedeutet hatte: „daß durch dieses gegenseitige Nähertreten der Gewerbsgenossen zweier so bedeutenden Volksstämme ein Glück verheißendes Bundniß für die Zukunft geknüpft werde, welches in gleichen vaterländischen Interessen aller zu einem Staatenbunde vereinten und nach gleichem Ziele strebenden Deutschen wurzele.“

Die wöchentliche Uebersicht der durchschnittlichen Anzahl der Gestorbenen ergab für die Woche vom 16. zum 22. leider eine Zunahme der Todesfälle. Es starben von je 100,000 Einwohnern in 14 deutschen Städten 64, darunter in Dresden 53. Dasselbe rangirte demnach in Bezug auf seine Größe fortdauernd unter den gesundesten Städten. Es starben hier in genannter Woche thatsächlich 86 Personen gegen 110 Neugeborene. Irgend eine abnorme Erscheinung in Bezug auf die vornehmlichsten Krankheiten war nicht wahrzunehmen.

24.  Früh 5 Uhr führte ein Extrazug eine zahlreiche, von Herrn Eduard Geucke arrangirte Reisegesellschaft nach der Schweiz.

27.  Auf dem freien Platze vor der alten Annenschule, der durch die Wegräumung der die neue Annenschule umgebenden Schuppen bedeutend gewinnt, begann man mit dem Grundgraben für das Brunnenstandbild der „Mutter Anna,“ das am 8. October d.J., am Tage der 100jährigen Jubelfeier der Annenkirche, enthüllt werden soll.

Auf dem Antonsplatze begann man den erst vor einiger Zeit aufgeschütteten Boden wieder abzugraben, da die nach der Post zu gelegene Hälfte dieses Platzes, auf welcher die Marktleute feil halten, gepflastert werden soll.

28.  An diesem Tage starb im 81. Lebensjahre der Geheimrath Dr. Karl Gustav Carus, Leibarzt des Königs, Präsident der Leopoldinisch-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher und Aerzte, Ritter mehrer hoher Orden etc. Der Verewigte war am 3. Januar 1789 in Leipzig geboren und hat nicht blos auf dem Gebiete [5] der Physiologie und Psychologie einen ehrenvollen Platz eingenommen, sondern auch auf dem Kunstgebiete, besonders in der Landschaftsmalerei nicht Unbedeutendes geleistet. Frühzeitig literarisch thätig, hat er eine Reihe von Schriften veröffentlicht, die zum Theil epochemachend gewesen sind und seine ungewöhnliche Vielseitigkeit bekundet haben. Das Resultat seiner, während einer langjährigen ärztlichen Praxis gesammelten Erfahrungen hat er in einer 1859 erschienenen Schrift niedergelegt. Er wurde 1827 zum Königlichen Leibarzte, Hof- und Medicinalrathe ernannt, 1843 zum geheimen Medicinalrathe und 1861 gelegentlich seines 50jährigen Doctorjubiläums zum Geheimrathe erhoben. Im Jahre 1865 begann er die Herausgabe seiner „Lebenserinnerungen,“ von welchen bis zu seinem Tode vier Bände erschienen sind.

29.  Vormittags 11 Uhr wurde durch 6 Glockenschläge ein Feuer in der Altstadt signalisirt. Es brannte in der kleinen Packhofstraße das unter Nr. 6a gelegene, dem Kaufmann Carl Schöne gehörige Gebäude, welches seither als Eiskeller und Kühlraum benutzt ward. Es lagerten darin Bier und Fleisch zur Kühlung und war das Feuer wahrscheinlich durch Fahrlässigkeit mit Licht entstanden, deren ein Geselle eines auf dem Freiberger Platze wohnhaften Fleischers beschuldigt ward. Durch die rasche und umsichtige Thätigkeit der Feuerwehr wurde man des Feuers bald soweit Herr, daß es nur auf das genannte Gebäude beschränkt blieb und weitere Gefahr abgewendet wurde, welche vorhanden war, da in einem unmittelbar an die Feuerstätte angebauten Schuppen angeblich 130 Pfund gefüllte Teschin-Patronen, auch in nächster Nähe 10 Ballons Solaröl und 200 Pfund Terpentinöl lagerten.

Die Sterblichkeit in den größeren deutschen Städten stieg in der Woche vom 23.-29. auf 66 für 100,000 Einwohner. Dresden mit 59 Todesfällen auf je 100,000 Einwohner blieb auch diesmal hinter der allgemeinen Durchschnittszahl zurück. Geboren wurden bei uns in derselben Zeit 122, also 27 Geborene mehr als Todte.

30.  Am frühen Morgen verbreitete sich in der Stadt mit großer Schnelligkeit die Nachricht, daß es dem wegen vielfacher höchst frecher Einbruchsdiebstühle beim hiesigen Bezirksgericht in Haft befindlich gewesenen, vormaligen Gardereiter Michael Heinrich gelungen sei, in Gemeinschaft mit einem anderen Gefangenen aus dem Gefängnisse [6] auszubrechen und zu entfliehen. Der Gefangene, ein sehr kräftiger und gewandter Schmied von Profession, hatte, nachdem er in der Nacht vom 17. zum 18. Januar d. J. aus dem Zuchthause entsprungen war, längere Zeit die Umgegend Dresdens unsicher gemacht und war erst am 3. Juni unweit Strehlen nach heftiger Gegenwehr gefangen genommen worden. Ein sehr frecher Einbruchsdiebstahl, der in derselben Nacht vom 29. zum 30. in der Ammonstraße verübt ward und bei welchem eine größere Partie Silberzeug und andere werthvolle Gegenstände gestohlen wurden, schien die erste neue Frevelthat gewesen zu sein, wozu der entsprungene Dieb die wiedergewonnene Freiheit benutzt hatte.

31.  In früher Morgenstunde fand, den Wünschen des Entschlafenen entsprechend, in einfacher Weise das Begräbniß des am 28. verstorbenen Geheimraths Dr. Carus statt. Bei der Feier im Trauerhause zu welcher als Vertreter des königlichen Hauses die Herren Generaladjutant Generalmajor von Witzleben, Hofmarschall Graf Vitzthum von Eckstädt, die Oberhofmeister August und Maximilian von Minckwitz und die prinzlichen Hofmarschalle Senfft von Pitsach und von Tschirschky-Bögendorf sich eingefunden hatten, hielt Herr Hofprediger, Consistorialrath Rüling als Beichtvater des Verewigten, am Sarge in Gegenwart der Familie und der näheren Freunde des Hauses, unter denen sich auch der Herr Staatsminister Dr. Freiherr von Falkenstein befand, eine Rede, in welcher er den Entschlafenen in all seinem vielseitigen Streben und Wirken zu charakterisiren suchte, besonders seinen Patriotismus und seine wahrhaft innige Anhänglichkeit an den König und das königliche Haus hervorhob und dann namentlich sein häusliches und sein inneres religiöses Leben schilderte. Er stellte darin u. a. die drei Freunde, welche im October des vorigen Jahres noch einmal bei einander gewesen und nun im Verlaufe eines halben Jahres einer nach dem andern heimgegangen waren, nämlich von Martins aus München, von Langenn und Carus zusammen und zeigte, wie diese Männer, „jeder in seiner Weise die Signatur der Kinder Gottes an sich getragen und wie besonders auch bei Carus die innige Liebe zu Gott der treibende und wärmende Funke, der Lichtkern seines Lebens gewesen sei.“ An dem Leichenzuge betheiligten sich die Vertreter des Ministeriums des Innern, die Herren Geheimen Räthe Dr. Weinlig und Körner, Vertreter des akademischen Rathes, [7] der königlichen und städtischen Behörden, sowie fast aller Kreise im Gebiete der Kunst und Wissenschaft, der königl. musikalischen Kapelle, eine große Anzahl Aerzte und viele sonstige Freunde und Verehrer des Verewigten, welchen sich, als der Zug an der Pforte des Trinitatis-Friedhofes anlangte, auch der Prinz Georg anschloß, der von hier aus neben dem Sohne des Verewigten dem Sarge zum Grabe folgte, wo zunächst der Geheime Medicinalrath Dr. Reinhard im Namen des Landesmedicinalcollegiums, dessen Ehrenpräsident Dr. Carus gewesen war, das Wort ergriff und der Verdienste des Verewigten in seinem Berufe und um die Wissenschaft gedachte. Hierauf sprach Professor Dr. Julius Hübner als langjähriger Freund des Verewigten und im Namen der Kunstakademie, welche den Geschiedenen zu ihrem Ehrenmitgliede zählte, und dann ertheilte Hofprediger Dr. Rüling den kirchlichen Segen, womit die Trauerfeierlichkeit beendigt war.

An diesem Tage wurde die Wiederherstellung des gothischen Gutschmid'schen Brunnens am Postplatze vollendet.

Nach dem monatlichen Thätigkeitsberichte der k. Polizeidirection betrug im Monat Juli die Zahl der von dem Executivpersonal genannter Direction erstatteten Anzeige von Criminal- und Polizeivergehen 1058; darunter waren Diebstähle — mit Einrechnung von 15 Einbruchdiebstählen und 6 Taschendiebstählen — zusammen 292, ferner Anzeigen und Verhaftungen wegen Bettelns, Vagabondirens und Obdachlosigkeit, zusammen 261, mit den höchsten Ziffern vertreten. Hierüber wurden bei der genannten Behörde 3 Selbstmorde und 3 Selbstmordversuche, 19 Unglücksfälle mit zum Theil tödtlichem Ausgange, als in Dresden vorgekommen, angemeldet. Wegen verschiedener Vergehen wurden 75 Personen aus der Stadt und 3 des Landes verwiesen. Nach dem Thätigkeitsberichte der städtischen Wohlfahrtspolizei für Monat Juli wurden von deren Executivpersonal 290 Anzeigen von verschiedenen, dem Ressort dieser Behörde unterliegenden Gesetz- und Ordnungswidrigkeiten erstattet. — Im Stadtkrankenhause wurden im verflossenen Monat 317 Kranke (63 weniger als im Juli v. J.) aufgenommen, überhaupt aber daselbst 599 (58 weniger als im Juli v. J.) verpflegt, von welchen 293 entlassen wurden, 36 starben und 270 am Schlusse des Monats in Behandlung blieben. — Nach dem Geschäftsberichte der städtischen [8] Sparkasse für Monat Juli wurden in der altstädter Expedition 60,171 Thlr. 4 Ngr. 7 Pf. eingezahlt und 50,003 Thlr. 20 Ngr. 1 Pf. zurückgezahlt; in der neustädter Expedition beliefen sich die Einzahlungen auf 24,768 Thlr. 11 Ngr., die Rückzahlungen auf 22,398 Thlr. 19 Ngr. 6 Pf. Im Leihhause wurden in diesem Monat auf 5665 Pfänder 27,995 Thlr. ausgeliehen und 24,472 Thlr. auf 4999 Pfänder zurückgezahlt.

Monatsmittel des Elbwasserstandes im Juli: 1° 17 2/31" –0.


August.

1.  Beginn des alljährlichen großen Vogelschießens.

2.  Gegen Mittag dieses Tages verbreitete sich in der Residenz die Kunde von einem furchtbaren Unglücke, das sich in der fünften Morgenstunde in den großen verbundenen Freiherrl. v. Burgk'schen Kohlenbergwerken „Hoffnungsschacht“ und „Gottessegen“ unweit Niederhäslich und Kleinnaundorf zugetragen hatte und die ganze dortige Gegend in unbeschreibliche Bestürzung und Betrübniß versetzte, aber auch, in seinem ganzen erschütternden Umfange das Unglück von Lugau weit überragend, alsbald in den weitesten Kreisen die allgemeinste Theilnahme wachrufte. In den genannten Kohlenschächten hatten sich am Morgen, nachdem, wie es anfänglich hieß, 400- 450 Bergleute angefahren waren, sogenannte schlagende Wetter entzündet und eine Explosion bewirkt, die sich mit der Kraft eines Vulkans geäußert und Gebälke und andere Dinge nach der Höhe emporgeschleudert hatte. Man befürchtete, daß sämmtliche in den Bergwerken befindlichen Bergleute ein Opfer des Todes geworden seien; nur zwei hatten sich gerettet und bis zum Nachmittag dieses Tages waren erst sieben Todte herausgeholt worden, welche furchtbar verstümmelt waren. Unter der oben angegebenen Zahl der Verunglückten befanden sich zwei Obersteiger und zwei Streckensteiger. Zugleich verbreitete sich die Kunde, daß ein Bergmann, der sich beurlaubt hatte und dem Verhängnisse fern geblieben war, dennoch um sein Leben gekommen sei, indem er bei der Nachricht von dem Unglücke herbeigeeilt und, um zu sehen, ob unten noch Rettung möglich, in den Schacht hinabgestiegen war. Nach dem Ausspruche der Sachverständigen war von den alsbald ins Werk gesetzten [9] setzten Arbeiten zur Rettung der Verunglückten unter zwei Tagen kein vollständiges Resultat zu erwarten.

3.  Die königl. Amtshauptmannschaft machte bekannt: „Um in den Kohlenwerken „Gottessegenschacht“ und dem damit verbundenen „Hoffnungsschachte“ im Plauenschen Grunde, in denen sich gestern früh ein sehr großes Unglück ereignet hat, die Arbeiten in keiner Weise zu stören, ist es unerläßlich, dieselben in weiterem Umkreise für den Zutritt Fremder gänzlich abzusperren. Bemühungen zu diesen Unglücksstätten würden daher für jetzt vollständig vergeblich sein, worauf die vorgenannte Behörde aufmerksam zu machen sich veranlaßt sieht.“ — Trotz dieser Bekanntmachung bewegte sich während des ganzen Tages aus der ganzen umliegenden Gegend und namentlich aus Dresden eine zahlreiche Menschenmenge nach den Unglücksstätten, die schon am frühen Vormittage durch eine von Dresden abgegangene Militärabtheilung gegen die anströmende Menge abgesperrt worden waren. Allenthalben auf dem Wege dorthin begegnete man jammernden Frauen und Kindern, die ihre Männer und Ernährer oder sonstige Familienangehörige in der grausigen Tiefe wußten. Mancher Bergmannsfamilie hatte das furchtbare Unglück drei bis vier Personen zugleich entrissen. Vor dem Rayon des Segengottesschachtes stand eine große Menschenmenge versammelt; den muthmaßlichen Angehörigen der Verunglückten, den officiellen Persönlichkeiten und ausnahmsweise auch einigen anderen Personen wurde von den Militärposten ohne Weiteres der Zutritt gestattet. In den Schachthäusern nun empfing den Eintretenden lautes Jammern und Wehklagen, während die Dampfmaschine ruhig und gemessen ihre Arbeit fortsetzte, um Leichnam auf Leichnam zu Tage zu fördern. Ein 900 Ellen langes Drahtseil wand sich langsam zur Tiefe hinab und die dabei Stehenden erwarteten mit angstvoller Spannung den Augenblick, wo es mit einem neuen Todten belastet, langsam wieder emporstieg. In den großen Kohlenschuppen lagen die Leichen, die bereits heraufbefördert worden waren. Hier stand Sarg an Sarg, in welchen man bereits einige Leichen eingebettet hatte, während andere, die erst heraufbefördert worden waren, zum Theil bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert und zerrissen, auf Stroh lagen und eine Leichenfrau und manche andere hilfreiche Hand beschäftigt war, sie zu reinigen, um sie den jammernden Angehörigen kenntlicher zu machen. Ein gemeinsames Grab auf einem Felde des Gottessegenschachtes soll alle Todten nach und nach [10] aufnehmen. Am Nachmittage wurde auch der Bergmann, der am Tage zuvor nach stattgefundenem Unglücke in den Schacht gestiegen war, der 20jährige Paul, der Sohn des Rechnungsführers Paul, nach vollen 24 Stunden wieder herausgebracht. Er war noch am Leben und wollte in dem Schachte noch laute Rufe nach Hilfe gehört haben, in Folge dessen man sich der Hoffnung hingab, noch einige Lebende aus dem großen Grabe herauszubringen, eine Hoffnung, die sich leider nicht erfüllte.

Auf dem Gottessegenschachte erschien Nachmittags auch der Prinz Georg mit seinem Adjutanten, um von der Unglücksstätte Einsicht zu nehmen, während der König, dem alsbald nach Schwalbach von dem Unglück berichtet worden war, von dort aus telegraphisch anordnete, den Hinterbliebenen der Verunglückten, „um dem ersten Bedürfnisse abzuhelfen“, 500 Thaler aus der königlichen Schatulle zu zahlen. In gleicher Weise wurden an diesem Tage an der Dresdner Fondsbörse in wenigen Minuten 1000 Thaler für die Hinterbliebenen der Verunglückten gezeichnet. Mit diesen ersten reichlichen Spenden, welchen sich die bekannte Fürsorge des Herrn Baron von Burgk für seine Bergleute in freigebigster Weise anschloß, wurde gewissermaßen der Grund zu dem unerwartet reichen Schatze gelegt, womit die bis in die weitesten Entfernungen wachgerufene erbarmende Liebe mildthätiger Menschen das durch die furchtbare Katastrophe entstandene Weh zu heilen oder zu lindern gesucht hat. – Nach den nachträglich angestellten Erörterungen betrug die Zahl der Verunglückten 276, von welchen zwei Dritttheile Familienväter waren. Was die Entstehung des Unglückes anlangt, so war, so weit die ersten alsbald angestellten Erörterungen erkennen ließen, der Direktion sowie technischen Leitung der fraglichen Kohlenwerke ein Vorwurf nicht zu machen. Dagegen war wahrzunehmen, daß die ungewöhnliche heiße Witterung der letzten Tage der Atmosphäre eine Spannung beigebracht, welche das Entweichen der schädlichen Gase aus dem Schachte verhindert hatte und daß sich dieselben daher in der Tiefe und ganz besonders in den alten, nicht mehr im Betriebe befindlichen Strecken angesammelt hatten und muthmaßlich dort durch die Unvorsichtigkeit irgend eines Arbeiters entzündet worden waren.

4.  Die an diesem Tage veröffentlichte Geschäfts-Uebersicht des Spar- und Vorschuß-Vereins zu Dresden auf den Monat Juli [11] verzeichnete eine Gesammteinnahme von 218,114 Thlr. 26 Ngr. 6 Pf. und eine Gesammtausgabe von 206,583 Thlr. 19 Ngr. 1 Pf. Desgleichen der Geschäftsbericht der Dresdner Gewerbe-Bank für denselben Monat Activa: 180,699 Thlr. 12 Ngr. 1 Pf., Passiva: 180,584 Thlr. 8 Ngr. 7 Pf.

5.  Die wöchentliche Uebersicht der Sterblichkeit vom 31.Juli bis 5. August ergab in Folge der höchst ungünstigen Temperaturverhältnisse dieses Sommers eine nicht unerhebliche Steigerung der durchschnittlichen Zahl der Todten von je 100,000 Einwohnern auf 77. An dieser Steigerung nahmen alle Gegenden ziemlich gleichmäßigen, Dresden jedoch verhältnißmäßig nur einen geringeren Antheil. Es starben von je 100,000 Einwohnern in Dresden 78. Die Krankheit, welche anderwärts besonders verheerend auftrat, Durchfall und Brechruhr, war gerade in Dresden weniger vorherrschend. Es starben hier in Wirklichkeit 129 Personen, welchen 132 Geborene entgegenstanden.

Der Geschäftsbericht der Sächsisch-Böhmischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft vom 5. August wies für Monat Juli eine Einnahme von 31,617 Thlr. 23 Ngr. 4 Pf. nach, 2921 Thlr. 5 Ngr. 8 Pf. mehr als im Juli 1868.

8.  Schluß des großen Vogelschießens.

9.  Eröffnung des Congresses homöopathischer Aerzte in Dresden.

An diesem Tage langten die für die Uebungsreise des königlich preußischen großen Generalstabes bestimmten Offiziere mit dem Chef des letzteren, General von Moltke, in Dresden an.

10.  Nachdem das große Vogelschießen mit seinen, der allgemeinen Trauer dieser Schreckenswoche so wenig entsprechenden Lustbarkeiten mit dem 8. dieses Monats seinen Abschluß gefunden hatte, wurde am heutigen Tage die Festwiese mit ihren verschiedenen Etablissements noch zu einem sogenannten Wohlthätigkeitsfeste zur Unterstützung der Hinterlassenen der am 2. August verunglückten Bergleute benutzt, zu welchem ein zusammengetretenes Comité mit Unterstützung verschiedener Gesangvereine, Theatergesellschaften, Musikchöre u. s. w. zu allerlei Aufführungen und Unterhaltungen die umfänglichsten Vorbereitungen getroffen hatte und das trotz der Ungunst einer sehr wechselnden Witterung eine alle Erwartung übertreffende Theilnahme fand. [12] Das Fest ergab für seinen wohlthätigen Zweck einen Brutto-Ertrag von 3740 Thalern, indem 2330 Thaler durch den Billet-Verkauf und 1409 Thaler inclusive eines besonderen Beitrags von dem Könige, durch die Vorstellungen der Liedertafel, des Nesmüllerschen Theaters, der Theatergesellschaft Thespis, durch die Gewerbelotterie des Herrn Weitzmann, durch den Hippodrom des Herrn Scholz, sowie durch Stellenzinsen erzielt wurden. Die Kosten betrugen 559 Thlr. 26 Ngr. 9 Pf., so daß ein Nettogewinn von 3180 Thlrn. 22 Ngr. 4 Pf. an das Central-Hilfscomité abgeliefert werden konnte.

Zu einer Vormittags 10 Uhr im Saale der Handelsinnung unter Vorsitz des Fabrikanten L. Küntzelmann abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung der Dresdner Pfandleihactien–Gesellschaft hatten sich 13 Actionaire mit 303 Actien und 57 Stimmen eingefunden. Der Hauptgegenstand der Berathung war eine vom Verwaltungsrathe beantragte Statutenabänderung, derzufolge die Dresdner Pfandleihactien-Gesellschaft in eine mit juristischer Persönlichkeit versehene „Sächsische Lombardbank“ mit Sitz in Dresden umgewandelt und als Zweck die Betreibung von Lombard- und kaufmännischen Geschäften statt der früheren Gewährung von Darlehen auf bewegliche Pfänder aller Art hingestellt werden sollte. Auf Antrag eines Actionairs wurde ein Beitrag von 50 Thalern für die Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute im Plauenschen Grunde à Conto der Betriebsüberschüsse aus der Gesellschaftskasse an das Hauptcomité überwiesen.

12.  Die Sterblichkeit in der Woche vom 6. bis 12. August betrug durchschnittlich 65 auf je 100,000 Einwohner, hatte sich also gegen die vorige Woche günstiger gestaltet. In Dresden starben auf 100,000 Einwohner durchschnittlich 65, in Wirklichkeit 107 Personen gegen 120 Geburten in derselben Frist. Im Ganzen war Dresden im Verhältnisse zu anderen Städten, gleichwie in voriger Woche, etwas schlechter gestellt als gewöhnlich, ohne daß hierfür eine besonders kenntliche Ursache hervortrat.

13.  Zum Besten der Hinterlassenen der verunglückten Burgker Bergleute fand an diesem Tage eine von der königlichen musikalischen Kapelle veranstaltete große geistliche Musikaufführung in der Frauenkirche statt, wobei zum Schluß Mozart’s Requiem zum Vortrag kam.

[13] 17.  Nachmittags ½ 4 Uhr beging der sächsische evangelisch-lutherische Haupt-Missionsverein in der Frauenkirche unter ungemein zahlreicher Theilnahme [WS 1]von Nah und Fern die 50jährige Jahresfeier seines Bestehens. Die Feier, zu welcher sich die Directoriatmitglieder und eine große Anzahl Geistlicher vor dem Altar versammelt hatten, begann mit Luthers Lied: „Herr Gott, Dich loben wir“, worauf Hofprediger Dr. Langbein die Festpredigt hielt, welche auf Grund der Textworte Offenb. 3, 7—22 die dreifache Mahnung enthielt: 1) Du liebes Dresden, gedenke der vorigen Zeiten und der großen Thaten Gottes und fahre fort im Licht; 2) Du theures Sachsenland, halte, was Du hast, daß Dir niemand Deine Krone nehme; 3) Du lutherisches Zion aller Lande, vergiß nicht der Verheißungen Deines Herrn und halte ihm die gelobte Treue. Die hierauf folgende Ansprache des Pastors Wermelskirch aus Erfurt (ehemals einer der ersten Directoren der Dresdner Missionsanstalt) enthielt geschichtliche Rückblicke auf das Missionswesen, namentlich auf die Zeit vor 33 Jahren, wo die Dresdner Missionsanstalt gegründet ward. Im Jahre 1819 waren in unserer Stadt sieben schlichte gottesfürchtige Männer für die Sache der Heidenmission zusammengetreten und schon im nächsten Jahre hatten sie die Genugthuung gehabt, daß in 50 anderen Orten Sachsens Missionsfreunde sich ihnen anschlossen. Zum Schluß zählte der Redner die dem Verein in der letzten Zeit zugeflossenen Vermächtnisse auf. Die Gesammteinnahmen des verflossenen Halbjahrhunderts betrugen 291,309 Thlr. für die Heidenmission und 16,464 Thlr. für die Judenmission. Uebrigens hatte der Verein statt des gewöhnlich bei der Jahresfeier abgestatteten Jahresberichts in diesem Jahre eine besondere Schrift erscheinen lassen: „Fünfzig Jahre der Missionsthätigkeit im Königreiche Sachsen“ und mag in Bezug auf die Geschichte dieses Vereins noch hinzugefügt werden, daß aus dem Dresdner Missions-Vereine die von den lutherischen Kirchen aller Länder Europa’s unterstützte Leipziger Mission hervorgegangen ist, welche in Ostindien (bis zum Jahre 1869) Gemeinden von über 8507 Seelen in 372 Orten gesammelt hat. Von 1819 bis 1836 sandte der Dresdner Missionsverein seine Gaben und die sich ihm zur Verfügung stellenden Männer nach der Missionsanstalt zu Basel. Im Jahre 1836 dagegen constituirte sich dieser Verein zu einer selbstständigen evangelisch-lutherischen Missionsgesellschaft, welche die Gründung [14] einer eigenen Missionsanstalt unternahm. Präsident der Gesellschaft war der Cabinetsminister Graf von Einsiedel und die ersten Directoren des auf der Liliengasse Nr. 7 (jetzt 1b) gelegenen Missions-Seminars waren Prediger Wermelskirch und Dr. Graul († 1864). Von Dresden aus wurden von 1836 — 1848 siebenzehn, theils im hiesigen Missionsseminare, theils auf der Universität gebildete Missionare ausgesandt und zwar 9 nach Ostindien, 4 nach Nordamerika und 4 nach Australien.

18.  Der 50jährigen Jahresfeier des sächsischen Hauptmissions-Vereins folgte am heutigen Tage in derselben Kirche das 55. Jahresfest der sächsischen Hauptbibel-Gesellschaft, wobei Herr Dr. Meusel aus Bautzen die Predigt, Dr. Schenkel aus Planitz die Ansprache hielt und Divisionsprediger P. Dr. Engler den Bericht gab.

19.   Die wöchentliche Uebersicht der Sterblichkeit für die Zeit vom 13.—19. August ergab wieder ein Steigen der Todesfälle auf 67 von je 100,000 Einwohnern, jedoch blieb Dresden mit nur 62 Todesfällen unter der Durchschnittssumme zurück, denn es starben in Wirklichkeit in Dresden 103 Personen, während die Zahl der Geburten 108 betrug.

20.  Vollendung der Einrichtung des Rietschel-Museums im k. Palais des großen Gartens und dessen Eröffnung durch den Besuch des Königs. Alsbald nach Rietschels Tode im Jahre 1861 war der Wunsch laut geworden, dem berühmten Künstler in der Stadt, in welcher er so lange gelebt und gewirkt, ein würdiges, das künstlerische Schaffen des Heimgegangenen vor Allem in lebendiger Erinnerung erhaltendes Denkmal zu begründen. Das zu diesem Zwecke zusammengetretene Comité, mit dem Prinzen Georg an der Spitze, forderte zu Beiträgen auf und war mit seiner Idee rege Theilnahme findend, bald im Stande, den reichen aus Modellen u. s. w. bestehenden künstlerischen Nachlaß des Künstlers anzukaufen. Das Luthercomité in Worms schenkte hierzu die Modelle des Lutherdenkmals und durch die Huld des Königs wurde in dem oberen Geschosse des k. Palais des Großen Gartens ein eben so passendes als geschmackvolles Local zu einer würdigen und imposanten Aufstellung der zum Theil aus kolossalen Werken bestehenden Sammlung eingeräumt. Seine Einrichtung und die geschmackvolle malerische Aufstellung der einzelnen Werke, verdankt das neue Museum, das sich den trefflichen [15] Kunstsammlungen Dresdens als eine neue Stätte des Kunstgenusses zugesellt hat, dem Director Prof. Dr. Hettner.

Gegen Abend verbreite sich die erfreuliche Nachricht von der Wiedereinfangung des berüchtigten, am 30. Juli aus dem Gefängnisse entflohenen Diebes Heinrich. Die Polizei hatte von seinem Aufenthalte in der 4. Etage des Hauses Nr. 3 auf der Schesselgasse bei einer ihm bekannten Arbeiterfamilie Kunde erhalten und ihn dort überrascht. Der Dieb hatte sich zwar beim Eindringen der Gensdarmen aus dem 4. Stockwerk auf das Dach geflüchtet und schließlich in einem Schornstein des Nachbarhauses Nr. 2 „Drei Schwäne“ sich zu verbergen gesucht, hatte aber doch den gut getroffenen Vorkehrungen gegenüber seinen Schlupfwinkel nicht behaupten können. Er wurde gebunden und in einer Droschke, der es natürlicher Weise nicht an dem Geleit eines zahlreichen neugierigen Haufens fehlte, in’s Polizeihaus gebracht.

21.  Auf dem Heller-Exercierplatze fand Vormittags die übliche Revue und Schießübung der Artilleriebrigade vor dem Könige statt.

Nachmittags 3 Uhr begann das im k. Großen Garten zum Besten der wohlthätigen Zwecke des unter dem Präsidium der Frau Kronprinzessin Carola stehenden Alberts-Vereins veranstaltet Gartenfest, das mit allen Theilen seines reichen Programms, mit seinen Instrumental- und Vocalconcerten, woran sich 9 Musikchöre und die Gesangvereine „Liedertafel“, „Orpheus“ und „Liederkreis“ betheiligten, mit dem reichausgestatteten „Gabentempel“, mit den Theater-Vorstellungen in Nesmüllers Sommertheater und mit der am Abend bei Beleuchtung des Teiches von der Liedertafel mit einer Reihe prachtvoller lebender Bilder ausgeführten Darstellung „Das deutsche Herz“, unter Theilnahme der ganzen königl. Familie und wohl gegen 20,000 festlich und fröhlich gestimmter Menschen einen auch nicht durch den geringsten Mißton gestörten Verlauf nahm. Die geschäftliche Leitung der drei Hauptertragszweige hatte die hohe Präsidentin des Alberts-Vereins in die Hände dreier Damen des Direktoriums gelegt so zwar, daß Frau Generalin Köhler den Blumenverkauf, Frau Oberst von Montbé die Verloosung der vielen gespendeten Gaben und Frau Marie Simon den Verkauf von Sodawasser, Liqueuren und Cigarren zu ordnen und zu leiten hatten. Das mühevolle Amt der Oberleitung des ganzen Festes war dem Schriftführer des Albertsvereins, dem Major Dr. Naundorff zugefallen. Die Anordnung des künstlerischen und [16] decorativen Theiles hatte eine Anzahl dem Albertsvereine nicht angehöriger Herren übernommen und auf’s Trefflichste durchgeführt, wobei namentlich die Herren Major Andree, Kaufmann Barteldes und Hofjagdriemer Kretzschmar sich besondere Verdienste erworben hatten. Die Gesammteinnahmen beliefen sich in runder Summe auf 6252 Thlr., die Ausgaben auf 1892 Thlr., woraus sich für die Kasse des Albertsvereins einen Reinertrag von 4360 Thlrn. ergab.

23.  Am Vormittag rückten die Infanterie-Regimenter Nr. 102 und 103, sowie das 13. Jägerbataillon hier ein und wurden bis zum 30. in den Bürgerhäusern einquartirt.

Nachmittags 3 Uhr gelangte die Schreckenskunde von einem an der sächsisch-schlesischen Eisenbahn bei Langebrück stattgefundenen großen Unglücksfalle in die Stadt. Der 2 Uhr 28 Minuten Mittags von Radeberg nach Dresden abgegangene Personenzug war kurz vor dem Haltepunkte Langebrück entweder durch Verdrückung der Schienen oder in Folge großer Fahrgeschwindigkeit, schlechter Beschaffenheit der Schwellen, aus dem Gleise gerathen. Die Maschine, der Tender, ein Pack- und vier Personenwagen waren, sich überschlagend, den 12--15 Ellen hohen Damm hinabgestürzt und größtentheils zertrümmert worden; der Postwagen war zwar ebenfalls umgestürzt, aber auf der Bahn selber liegen geblieben, während zwei Personenwagen durch Zerreißen der Kuppelung wie durch ein Wunder ebenfalls auf dem zerstörten Gleise zurückgeblieben waren. Von den auf dem Zuge befindlich gewesenen mindestens 160 Passagieren war wunderbarer Weise kein einziger lebensgefährlich verletzt worden; eine Dame hatte den Arm gebrochen, einige andere waren theils mehr, theils weniger beschädigt worden, die meisten waren mit dem bloßen Schrecken davon gekommen. Um so schwerer war das aus 9 Personen bestehende Zugpersonal betroffen worden. Den Hilfsschaffner Wels zog man todt unter den Trümmern hervor, der Maschinenführer Tragbrodt war mit halbem Körper unter die Maschine zu liegen gekommen und wurde erst gegen 9 Uhr aus seiner entsetzlichen Lage durch Wegräumen der ihn erdrückenden Masse befreit und lebte noch bis 12 Uhr Nachts; dem Feuermann Künzel war der Fuß dermaßen zerquetscht worden, daß ihm derselbe sofort abgelöst werden mußte. Drei andere Beamte wurden mehr oder weniger beschädigt. Es erhoben sich im Publikum in Folge dieses Unglücks ziemlich laute, nach [17] einer strengen Untersuchung verlangende Stimmen gegen die technische Leitung des betreffenden Bahnbetriebs.

26.  Die Sterblichkeit erfuhr in der Woche vom 20.–26. August eine Herabminderung sowohl in der Durchschnittszahl – 57 Todesfälle auf je 100,000 Einw. – überhaupt, sondern auch insbesondere für Dresden, das mit 53 Todesfällen auf je 100,000 Einw. – in Wirklichkeit 87 von 164,000 Einw. – noch unter der Durchschnittszahl zurückblieb. Es war demnach diese Woche bis jetzt in diesem Jahre diejenige, welche die geringste Zahl der Todesfälle gebracht hat. Geboren wurden in Dresden 91 Kinder.

31.  Der Dresdener Sparverein beschloß am 31. August sein 21. Sparjahr, in dessen Verlaufe nach dem vom Vorstand (Carl Gruner) veröffentlichten Berichte 2009 Sparer 9981 Thlr. 8 Ngr. 3 Pf. eingelegt, gegen voriges Jahr 509 Personen mehr eingelegt, und 2356 Thlr. 19 Ngr. 2 Pf. mehr zusammengespart hatten.

Nach dem Tätigkeitsberichte der k. PoIizeidirection Dresden für Monat August waren von dem Executivpersonale dieser Behörde im Ganzen 880 Anzeigen von Criminal- und Polizeivergehen erstattet worden; darunter befanden sich Diebstähle – darunter 17 Einbruchsdiebstähle – im Ganzen mit der Ziffer 239, Anzeigen und Verhaftungen wegen Bettelns, Vagabondirens und Obdachlosigkeit mit der Ziffer 228 vertreten. Hierüber wurden bei genannter Behörde 4 Selbstmorde, 2 Selbstmordversuche und 1 Unglücksfall mit tödtlichem Erfolge als in Dresden vorgekommen, zur Anzeige gebracht. Wegen verschiedener Vergehen wurden 121 Personen aus der Stadt und 6 des Landes verwiesen. Nach dem Thätigkeitsberichte der städtischen Wohlfahrtspolizei für Monat August wurde von deren Executivpersonale im Ganzen 295 Anzeigen von verschiedenen, dem Ressort dieser Behörde unterliegenden Gesetz- und Ordnungswidrigkeiten erstattet, darunter 109 Ordnungswidrigkeiten in Bezug auf die Bau-Ordnung. – Die Geschäftsübersicht der städtischen Sparcasse für Monat August weist eine Spareinzahlungssumme in beiden Expeditionen in Alt- und Neustadt von 68,804 Thlrn. 11 Ngr. 7 Pf. und eine Rückzahlungssumme in beiden Expeditionen von 53,399 Thlr. 25 Ngr. 1 Pf. nach. – Im Leihhause wurden auf 5297 Pfänder 25,372 Thlr. ausgeliehen und auf 4896 Pfänder 23,284 Thlr. zurückgezahlt. – Im städtischen Krankenhause wurden im [18] 17.   Monat August 247 Kranke aufgenommen, überhaupt aber daselbst 517 Kranke verpflegt, wovon 230 entlassen, 40 starben und 247 am Schlusse des Monats in Behandlung blieben.

Elbwasserstand im Monat August, Monatsmittel 2° 3 22/31– 0.



September.

2.  Das Wochenblatt für medicinische Statistik und Epidemiologie zählt für die Woche vom 27. August bis 2. September in 14 größeren Städten auf je 100,000 Einwohner durchschnittlich 56 Todesfälle, also wieder erheblich weniger als das vorige Mal auf; in Dresden 62, also diesmal über die Durchschnittzahl, während sonst fast regelmäßig unter derselben. In Wirklichkeit starben in Dresden 102 gegen 111 Geburten.

3.   An der Börse galt heute der Scheffel Weizen 5 Thlr. 20 Ngr. bis 6 Thlr. 2 ½ Ngr.  Korn 4 Thlr. 5 Ngr. bis 4 Thlr. 12 ½ Ngr.  Gerste 3 Thlr. 15 Ngr. bis 3 Thlr. 25 Ngr.  Hafer 2 Thlr. 7 ½ Ngr. bis 2 Thlr. 17 ½ Ngr.: auf dem Markte: Weizen 5 Thlr. 5 Ngr. bis 6 Thlr.  Korn 4 Thlr. 8 Ngr. bis 4 Thlr. 12 Ngr.  Gerste 3 Thlr. 15 Ngr. bis 3 Thlr. 28 Ngr.  Hafer 2 Thlr. 5 Ngr. bis 3 Thlr. 5 Ngr.  Kartoffeln 1 Thlr. 15 Ngr. bis 1 Thlr. 25 Ngr.  Stroh 7 bis 8 Thlr.  Heu 1 Thlr. 3 Ngr. bis 1 Thlr. 10 Ngr.

4.   Zur Feier des Constitutionsfestes fand heute die übliche Armenspeisung und Abends die herkömmliche Beleuchtung der öffentlichen Plätze statt.

Die Zettel des Hoftheaters waren heute zum ersten Male mit dem königlich sächsischen Wappen inmitten der oberen Ueberschrift versehen.

Die an diesem Tage veröffentlichte Geschäftsübersicht des Spar- und Vorschuß-Vereins zu Dresden auf den Monat August verzeichnet eine Gesammteinnahme von 135,888 Thlrn. 28 Ngr. 7 Pf. und eine Gesammtausgabe von 141,137 Thlrn. 15 Ngr. 6 Pf. Desgleichen verzeichnet der Geschäftsbericht der Dresdner Gewerbebank von demselben Datum 187,663 Thlr. 7 Ngr. 3 Pf. Activa und 187,637 Thlr. 10 Ngr. 4 Pf. Passiva.

[19] 5.  Das Unglück in den Burgker Bergwerken am 2. und auf der sächsisch-schlesischen Eisenbahn am 23. August und die dadurch hervorgerufene nicht geringe Aufregung hatte einen aus Mitgliedern der hiesigen demokratischen und national-liberalen Partei bestehenden Comité zur Einberufung einer Volksversammlung veranlasst, welche am heutigen Tage im großen Saale von Braun’s Hotel abgehalten und nach Eröffnung derselben durch Herrn Generalagenten Delbrück von Herrn Professor Dr. Wigard als Vorsitzenden, Herrn Delbrück als dessen Stellvertreter geleitet wurde. Advocat Hendel, der das Referat in der Sache übernommen hatte, hob zunächst hervor, daß man in Bezug auf jene Unglücksfälle anfänglich gesonnen gewesen sei, dasjenige einem bösen Zufalle zuzuschreiben, was man jetzt, in Uebereinstimmung mit der unabhängigen Presse, größtentheils für eine Verschuldung der Beamten halten müsse. Man solle nicht glauben, daß unsere Gesetze nicht Schutz gegen solche Verschuldungen gewährten, derselbe sei im Gegentheile im Strafgesetzbuche ausreichend enthalten, nur hätten sich die Eisenbahnen im deutschen Handelsgesetzbuche für ihre Verhältnisse Ausnahmen zu sichern gewußt, welche die bekannte Haftpflicht zu einer Täuschung machten. Statt von ihnen den Beweis der Unschuld zu verlangen, müsse man ihnen die Schuld der Vernachlässigung nachweisen. Diesem Zwecke gelte der Beschluß, den er bei der Versammlung in folgender Fassung beantrage: „Die am 5. September zu Dresden abgehaltene Volksversammlung erklärt: 1) Sowohl die Verunglückung von fast 300 Bergleuten in den von Burgk’schen Steinkohlenwerken am 2. August, als auch die Verunglückung des Personenzuges auf der sächsisch-schlesischen Staatsbahn am 23. August geben Veranlassung zu tiefem Mißtrauen in die Umsicht und Gewissenhaftigkeit der betreffenden Verwaltungen. 2) Eine strenge Untersuchung ohne Ansehen der Person hat festzustellen, was und wer die Schuld von beiden Verunglückungen trägt, und eine angemessene Strafe muß über die mittelbar oder unmittelbar Schuldigen verhängt werden. 3) Als bessere Sicherheit gegen die Wiederholung solcher Vorgänge muß eine ausgedehntere schärfere Haftpflicht sowohl der Unternehmer und Verwaltungen selbst als auch deren einzelnen Beamten auf dem Wege der Gesetzgebung geschaffen und in dieser Beziehung insbesondere der Grundsatz zum Gesetze erhoben werden, daß bei allen derartigen Unglücksfüllen die Vermuthung für das Verschulden [20] der genannten Organe streitet und von diesen der Beweis der eigenen Schuldlosigkeit zu führen ist.“ An den hieran sich knüpfenden Verhandlungen betheiligten sich außer zwei Bergleuten, welche darauf hindeuteten, daß ihre abhängige Lage manchem ihrer Berufsgenossen den Mund verschließen möchte, besonders die Herren Delbrück, Dr. Döhn, Dr. Schumann und Bromme, die sämmtlich ihre besonderen Ansichten oder Erfahrungen hinsichtlich jener Unglücksfälle mittheilten, und wurde hierauf nicht blos obiger Beschluß, sondern auch der Antrag des Dr. Döhn angenommen, denselben Comité, welcher die heutige Versammlung einberufen, auch mit der Einberufung einer Volksversammlung zur Erörterung der Klosterfrage und der Angelegenheit der Klöster Marienstern und Marienthal zu betrauen.

6.  Nach dem Geschäftsberichte der sächsisch-böhmischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft von diesem Datum betrug deren Einnahme im Monat August 25,406 Thlr. 11 Ngr. 2 Pf., mithin 8524 Thlr. 7 Ngr. mehr als im August des vorigen Jahres.

9.  Die neugepflasterte nördliche Hälfte des Antonsplatzes (siehe 27. Juli) wurde dem Marktverkehre wieder übergeben.

In der Woche vom 3. bis 9. September starben in 14 größeren deutschen Städten 1065, im Durchschnitt 53 auf 100,000 Einwohner; die Sterblichkeit hatte sich also vermindert und namentlich in Dresden war sie mit 50 Todesfällen auf 100,000 Einwohner wieder unter die Durchschnittziffer zurückgegangen. Es starben hier auf 164,024 Einwohner 82 Personen gegen 98 Geburten.

11.  Früh 10 Uhr eröffnete der die Berathung und Förderung der Interessen der vaterländischen städtischen wie ländlichen Gemeinden bezweckende sächsische Gemeindetag (Städtetag) in Meinhold’s Saale auf der Moritzstraße seine ordentliche Jahresversammlung. Es waren laut Präsenzliste durch 118 Mitglieder 54 sächsische Ortschaften (50 Städte und 4 Dörfer) vertreten. Seitens der Regierung wohnten der Versammlung bei: Herr Staatsminister von Nostitz-Wallwitz, Herr Kreisdirector von Könneritz und die Herren Geheimen Regierungsräthe von Mangold und Schmalz. Der Vorsitzende des Vorstandes Herr Hofrath Ackermann (Dresden) berührte in seiner Eröffnungsrede die Entstehung des Städtetages im Jahre 1862 und dessen Wirksamkeit bis zu seiner Umwandlung als Gemeindetag, sowie die Theilnahme der Stadt Dresden an dem Streben und [21] den Zwecken des Vereins. Auf der Tagesordnung stand die Discussion und Beschlußfassung über den Entwurf einer Gemeindeverfassung, welcher 1) die Vertretung der Gemeinden und deren Befugnisse und Obliegenheiten, 2) die Wahl, Organisation und Competenz von Bezirksausschüssen und die Bildung der zweiten Instanz und 3) die Finanzverwaltung und Finanzcontrole behandelte. Der unter 1) aufgeführte Gesichtspunkt, der hauptsächlichste des ganzen Entwurfes, nahm die ganze Zeit der sechsstündigen Verhandlung in Anspruch. Der die Verhandlung eröffnende Referent Stadtrath Bönisch (Chemnitz), gab, da die betreffenden Vorschläge sich gedruckt in den Händen der Mitglieder befanden, nur einige Erläuterungen der dem Entwurfe zu Grunde liegenden Hauptgrundsätze und wurde hierauf alsbald in die Generaldebatte eingetreten, an welcher sich Bürgermeister Peucker (Meerane), Stadtverordneter Walter (Dresden), Dr. Schaffrath (Dresden), Bürgermeister Streit (Zwickau), Stadtverordneter Gruner (Dresden), Stadtverordneten-Vorsteher Kretzschmar (Großenhayn), Bürgermeister Werner (Callenberg), Professor Dr. Wigard (Dresden), Gemeindevorstand Jungnickel (Limbach) und Hofrath Ackermann (Dresden) betheiligten. Das Resultat der Verhandlungen waren folgende Beschlüsse: Der sächsische Gemeindetag spricht sich dafür aus, daß die als Bedürfniß zu bezeichnende Reform der sächsischen Gemeindegesetzgebung auf die im Nachstehenden bezeichneten Grundsätze gestützt werde: 1) Jeder Gemeinde steht bezüglich ihrer inneren Organisation die durch Feststellung von Ortsstatuten auszuübende Autonomie zu. 2) In jeder Gemeinde besteht zur Besorgung der Gemeindeangelegenheiten durch Beschlußfassung und Ueberwachung nur eine Gemeindevertretung (Gemeinderath). 3) Die Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten nach den Beschlüssen des Gemeinderaths liegt dem Gemeindevorstande (Gemeindevorsteher, Bürgermeister, nöthigenfalls neben ihm Beigeordneten) ob. 4) Der Gemeindevorsteher und die Beigeordneten sind als solche Mitglieder des Gemeinderaths; der Gemeindevorsteher, beziehendlich sein Stellvertreter, führen in der Regel den Vorsitz in demselben. 5) Der Gemeindevorstand bildet die obrigkeitliche Gemeindebehörde und es gehen auf denselben alle jetzt den Stadträthen resp. den Gemeindeobrigleiten nach § 7 der Landgemeindeordnung zustehenden Befugnisse in vollem Umfange über. 6) Die Mitgliedschaft im Gemeinderathe ist ein Ehrenamt, für welches [22] keine Besoldung oder Vergütung irgend einer Art zulässig ist. 7) Dem Gemeindevorsteher und den Beigeordneten können Besoldungen gewährt werden, dieselben dürfen aber nur in festem Gehalte und nach Befinden in Amtswohnung bestehen. 8) Die Wahl der Gemeinderathsmitglieder erfolgt unmittelbar durch die Gesammtheit der Stimmberechtigten mittels Stimmzettels ohne Namensunterschrift; wählbar ist jedes stimmberechtigte Gemeindemitglied: Stellvertreter werden nicht gewählt. 9) Der Gemeindevorsteher und die Beigeordneten werden von der Gesammtheit der stimmberechtigten Gemeindemitglieder unmittelbar auf Zeit gewählt. 10) Ueber die Zahl der Mitglieder des Gemeinderaths und über die Zahl der dem Gemeindevorsteher zur Seite stehenden Beigeordneten hat ebenfalls das Ortsgesetz Bestimmung zu treffen. 11) Zur Annahme der Wahl in den Gemeinderath ist in der Regel jedes Mitglied der Gemeinde verpflichtet. 12) Die Sitzungen des Gemeinderaths sind in der Regel öffentlich: seine Geschäftsordnung giebt sich der Gemeinderath selber. 13) Die Wahl der Gemeindebeamten steht dem Gemeinderathe zu; es kann aber die Besetzung einzelner Stellen und einzelner Arten von Stellen dem Gemeindevorstande überlassen werden; die dienstliche Aufsicht über alle Gemeindebeamten steht dem Gemeindevorstande zu. 14) Kleinere Gemeinden müssen sich zur gemeinsamen Verwaltung der ihre Kräfte übersteigenden Gemeindeangelegenheiten (z. B. Sicherheitspolizei) oder der nur in größeren Vereinigungen zweckentsprechend zu behandelnden Angelegenheiten (z. B. Armen- und Krankenpflege) mit anderen Gemeinden zu Gemeindeverbänden vereinigen; größeren Gemeinden ist eine solche Vereinigung gestattet. Den Gemeindeverbänden liegt die selbstständige Verwaltung der gemeinsamen Angelegenheiten ob, unbeschadet der vollen Selbstständigkeit der Ortsgemeinden in ihren übrigen Angelegenheiten. 15) Auf die Verwaltung der Gemeindeverbände-Angelegenheiten leiden die für Ortsgemeinden getroffenen Bestimmungen analoge Anwendung. 16) Die Bildung der Gemeindeverbände kann durch freie Vereinbarung der Gemeinden unter Genehmigung der 2. Instanz erfolgen; falls eine Vereinigung nicht zu Stande kommt, ist durch die 2. Instanz Verfügung zu treffen. Veränderungen der Bezirke nach Ausdehnung und Zuständigkeit bedürfen in gleicher Weise der höheren Genehmigung oder Anordnung. 17) Die Wahlen der Gemeinderathsmitglieder sowohl, wie die der Gemeindevorstandsmitglieder [23] bedürfen weder in Ortsgemeinden noch in Gemeindeverbänden irgend einer höheren Bestätigung. – Der zweite Hauptpunkt des Entwurfs, die Wahl, Organisation und Competenz von Bezirksausschüssen und die Bildung der zweiten Instanz betreffend, konnte wegen vorgeschrittener Zeit nicht mehr berathen werden, doch fand der Antrag des Professor Biedermann (Leipzig), an die Regierung ein Gesuch zu richten, schon dem nächsten Landtage einen dem Sinne dieser Vorlage entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen, einstimmige Annahme. Für nächstes Jahr wurden durch Acclamation in den Vorstand gewählt: Stadtverordneten-Vorsteher Anschütz (Leipzig), Stadtrath Dr. Minkwitz (Dresden), Gemeindevorstand Jungnickel (Limbach), Stadtverordneten-Vorsteher Kretzschmar (Großenhayn) und die Bürgermeister Eichenbrecher (Leisnig) und Eule (Auerbach).

Als der König an diesem Tage mit der Bahn von Bautzen zurückkehrte und nach 7 Uhr mit der Hofequipage die Heinrichstraße entlang fuhr, erhielt der Wagen auf dem Pflaster dieser Straße plötzlich einen heftigen Stoß, in dessen Folge das hinten befindliche Lakaiencoupee abbrach und die darin Sitzenden auf die Straße stürzten, aber ohne daß sie besonderen Schaden erlitten.

14.  Mehrere wissenschaftliche Vereine veranstalteten in den Sälen der „Societät“ eine Säcularfeier des Geburtstages Alexander von Humboldt’s, wobei Herr Consul Dr. Andree die Begrüßungsrede und Staatsrath Professor Dr. Schleiden die Festrede hielt. - Aus gleichem Anlasse hielt der Verein Gewerbtreibender Dresdens eine Versammlung im Saale der Conversation, wo Prof. Dr. Wollen die Festrede hielt.

15.  Hauptversammlung der Vereinigung öffentlicher Feuerversicherungsanstalten Deutschlands in Dresden.

16.  In der Woche vom 10. bis 16. September starben in 14 Städten 1064 Personen, davon in Dresden 92. Die Durchschnittszahl für je 100,000 Einwohner betrug wie in der Vorwoche 51.

19.  Vormittags 11 Uhr fand in dem am böhmischen Bahnhofe gelegenen Circus die zweite, schon bei der Volksversammlung am 5. angeregte und von dem betreffenden Comité zusammenberufene Volksversammlung zur Besprechung der Klosterfrage, insbesondere der sächsischen Klosterangelegenheiten, statt. Man schätzte die Zahl der Anwesenden auf 2-3000 Personen. Der Generalagent Delbrück [24] wurde zum Vorsitzenden, der Schuhmachermeister Knöfel zu dessen Stellvertreter und Advocat Hendel zum Schriftführer erwählt. Der Referent Dr. Döhn schickte voraus, daß es durchaus nicht in der Absicht des Comité’s gelegen habe, mit gegenwärtiger Versammlung etwa gegen die Katholiken als confessionell christliche Vereinigung Front zu machen, verbreitete sich dann sehr ausführlich über die Entstehungsgeschichte der Klöster und über das Klosterwesen früherer und späterer Zeit überhaupt und ging schließlich zur Beleuchtung der sächsischen Klosterangelegenheiten über. In die nach diesem Vortrage eröffnete Diskussion trat nur ein einziger Redner, Vahlteich, ein, welcher den social-demokratischen Standpunkt vertretend, der bloßen Annahme von Resolutionen keinen Erfolg Versprach, sondern auch für das Gebiet religiöser Freiheit ein radikales Vorgehen, den Austritt aus der Landeskirche empfahl, worauf nach einer Replik des Referenten die auf Abschaffung des Klosterwesens zunächst in Sachsen gerichteten Resolutionen ohne Widerspruch Annahme fanden und die Versammlung ½ 1 Uhr mit einem vom Vorsitzenden ausgebrachten Hoch „auf das Deutschland der religiösen Freiheit“ auseinander ging.

20.  Der König erfreute in Begleitung des Generaladjutanten von Witzleben Nachmittags 2 Uhr die unter Leitung des Dir. Heger stehende erste Bezirksschule, welche seit einem Jahre das neue Schulhaus an der Pillnitzer Straße inne hat und auch seit Ostern dieses Jahres im Besitze einer eigenen, sehr zweckmäßig eingerichteten Turnhalle ist, mit einem Besuche, wohnte in mehreren Classen dem Unterrichte bei, orientirte sich eingehend über die Einrichtung der Schule und schenkte zum Schlusse noch einer Turnproduction in der Turnhalle seine Gegenwart, wobei er besonders an der Art und Weise des Mädchen-Turnunterrichtes großes Interesse nahm. Als der König das Gebäude verließ, sangen zwei am Portale aufgestellte Oberclassen das Lied „Gott sei mit Dir, mein Sachsenland.“

21.  Wenige Minuten vor 12 Uhr Mittags verkündeten sechs Schläge der Sturmglocke des Kreuzthurmes ein Feuer innerhalb der Altstadt und durch die mit Blitzesschnelle sich verbreitende Nachricht von einem im k. Hoftheater ausgebrochenen Brande erschreckt, drängten sich alsbald Tausende von Menschen nach dem Theaterplatze und dessen Umgebung, um Zeugen eines beklagenswerthen Unglücks zu werden, das in wenigen Stunden einen der schönsten und ehrwürdigsten [25] Kunsttempel Europa’s, ein monumentales Bauwerk unserer Stadt und eine der schönsten Zierden derselben unaufhaltsam vernichtete und damit diesen Tag zu einen für Dresdens Geschichte unvergeßlich verhängnisvollen gemacht hat. Für den Abend dieses Tages war ursprünglich die Aufführung von Gluck’s „Armide“ angesetzt, die eingetretene Unpäßlichkeit des Fräulein Weber machte jedoch eine Abänderung nöthig und schon waren die grünen Zettel unterwegs, welche dem Publikum an Stelle der „Armide“ die Aufführung des „Troubadours“ anzeigen sollten. Eine Probe für letztere Oper fand nicht statt, wohl aber war man in dem hierzu bestimmten Saale mit einer Klavierprobe zu der für einen der nächsten Tage angekündigten Oper „Ernani“ und in einem anderen größeren Saale mit einer Scenenprobe zu Kobersteins „Erich XIV.“ beschäftigt, während im Balletsaale eine Anzahl Tänzerinnen ihre Exercitien machten. Da verbreitete sich plötzlich in allen Räumen ein auffälliger Brandgeruch, man eilte in den innern Theaterraum, und sah hier bereits am großen Kronleuchter helle Flammen aufschlagen, worauf Alles, eine Gasexplosion befürchtend, voll Bestürzung nach den Ausgängen stürzte. Nach außen hin schlugen die Flammen zunächst aus einigen, der nach der Augustusbrücke zu gelegenen runden Fenster des Oberbaues; im Innern verbreitete sich dagegen das Feuer mit so ungeheurer Hast, daß einige Personen des Ballets sich nur noch durch die Fenster retten konnten und eine Anzahl Arbeiter schließlich keinen andern Ausweg fand, als sich auf den Balcon des ersten Stockwerkes zu flüchten, von wo sie an Seilen, die von der inzwischen herbeigeeilten Feuerwehr emporgeschleudert wurden, sich herabließen. Bald wälzte sich der dicke schwarze Qualm aus den Fenstern aller Etagen und gab den schnell und in Massen herbeigeeilten Löschmannschaften der Feuerwehr und der Pionnier-Abtheilungen mit dem städtischen Feuerlöschdirector und dessen Stellvertreter alsbald die traurige Gewißheit, daß an dem Theatergebäude selber nichts zu retten sei und daß alle Aufmerksamkeit und Anstrengung vorzugsweise den naheliegenden Gebäuden und namentlich dem gefährdeten Museum mit seinen unersetzlichen Kunstschätzen zugewendet werden mußte. Schon eine halbe Stunde nach Ausbruch des Feuers stand der ganze Theatercoloß in hellen Flammen und als dessen Decke und Dachstuhl glühend und mit donnerähnlichem Krachen in den furchtbaren Feuerheerd hinabstürzte, war [26] der Druck der heißen Luft so gewaltig, daß die Tausende von Zeugen des entsetzlichen, aber großartigen Schauspiels, die an der Brücke, an der Hauptwache, am Zwinger und an anderen näheren Punkten versammelt waren, erschreckt zurückwichen. Die Spritzen waren unermüdlich thätig, die umliegenden Gebäude, katholische Hotkirche, Hotel Bellevue u. s. w. mit Wasser zu überschütten, um die allenthalben verbreitete Gluth nicht zur Flamme werden zu lassen. Im Museum war man eifrig und fürsorgend beschäftigt gewesen, die in den nach der Theaterseite zu gelegenen Räumen verwahrten Kunstgegenstände, die schon durch die bloße Hitze gefährdet waren, in größere Sicherheit zu bringen. Hätte ein Morgenwind die Flammengluth nach dem Museum getrieben, so hätte das an sich schon schwere Unglück zu einem unübersehbaren werden können. Nach ½ l Uhr schlug die Hitze so heftig nach der alten Brücke hinüber, daß das am Altstädter Brückenzollhäuschen zuschauende Publikum einige Minuten ein Stück rückwärts weichen mußte. Gegen ¾ 2 Uhr erschien der König, der gleich nach Empfang des Telegramms von Pillnitz herbeigeeilt war, nebst dem Prinzen Georg und den Ministern v. Friesen und v. Fabrice. Zu Fuß durch die dichtgedrängte Menschenmenge der Unglücksstätte sich nähernd, war die nächste Frage des Monarchen, ob ein Verlust von Menschenleben zu beklagen sei und als dieselbe verneint wurde, that er die Aeußerung: „daß man dann alles andere mannhaft ertragen müsse.“ Die Gefahr des Feuers für die benachbarten Gebäude war beseitigt, was aus dem grausigen Flammenmeere gerettet worden war, Instrumente, Bänke und allerlei Utensilien - freilich nur ein verschwindender Bruchtheil des Ganzen - wurde so gut als möglich geborgen und um 3 Uhr wütheten die Flammen nur noch innerhalb der stehen gebliebenen Umfassungsmauern des vernichteten Tempels, der erst 28 Jahre gestanden hatte - er war von 1836 an erbaut und erst am 12. April 1841 eingeweiht worden - aber auch noch als großartige Ruine den Beschauer erkennen ließ, welches Meisterwerk der Baukunst der Stadt in ihm verloren gegangen war. - Hinsichtlich der Entstehungsursache des Unglücks ergaben die von der k. Polizeidirection sofort angestellten umfassenden Erörterungen, daß die anfänglich im Publikum verbreitete Vermuthung, wonach die Entstehungsursache des Brandes in einem Defect der Gasleitung zu suchen gewesen, völlig unbegründet und daß überhaupt der Gasleitung irgend [27] eine Schuld an diesem unglücklichen Ereignisse nicht beizumessen, letzteres vielmehr durch die Unvorsichtigkeit eines Beleuchtungsgehilfen (Theodor Junghanns) herbeigeführt worden war, welcher nebst einem seiner Collegen (Carl Ludwig Große) im Auftrage des Beleuchtungs-Inspectors Fahrenwald auf dem großen Bodenraume mit der Anfertigung von transportablen Gasschläuchen beschäftigt gewesen war und zur Beseitigung des durch diese Arbeit herbeigeführten üblen Geruches ein Räucherkerzchen anzuzünden beabsichtigt hatte. Bei Entzündung des hierzu verwendeten Streichhölzchens aber waren seine von Benzin noch nicht gereinigten Hände sofort in Brand gerathen; das Feuer hatte sich der mit Gummiauflösung bestrichenen Leinwand, sowie anderen in der Nähe befindlichen leicht brennbaren Stoffen mitgetheilt und sich dann mit rasender Schnelligkeit über den ganzen inneren Bau des Gebäudes verbreitet. - Außer dem Gebäude selber, dessen Gesammtherstellungskosten 386,000 Thlr. (260,000 Thlr. aus Staatsmitteln, 126,800 Thlr. aus Mitteln der Civilliste) betragen hatte und das von Seiten des Fiscus mit 120,000 Thlrn. und von Seiten der k. Civilliste mit 30,000 Thlr. bei der Magdeburger Feuer-Versicherungsgesellschaft versichert war, beklagte man besonders den Verlust reicher Sammlungen von allerlei bei den Vorstellungen verwendeten Gegenstände, der an werthvollen Rüstungen und zum Theile ächten antiken Waffen ungewöhnlich reichen Rüstkammer, eines mit großer Sorgfalt angeschafften Vorraths von geschmackvollem Mobiliar, besonders ausgezeichnet durch die zum Theile aus alten Schlössern stammende Rococo- und Renaissance-Einrichtungen; ferner den Verlust des ganzen, gewöhnlich im Chorprobelocale ausbewahrten Chorstimmen-Inventars, der französischen Decorationen, namentlich der von Desplechin, des großen Portalvorhanges von Julius Hübner, der Colossal-Statue Lessings, des Hautreliefs von Rietschel und des Bachuszuges von Hähnel an beiden Friesen, sowie vieler anderer Schätze, die das Dresdner Hoftheater auszeichneten. Bibliothek und Musikalienarchiv, sowie Decorationen (außer den französischen des Desplechin) und Garderobe befanden sich glücklicher Weise nicht im Theatergebäude.

23.  Die Durchschnittszahl der Todesfälle in 14 größeren Städten Deutschlands betrug in der Woche vom 17.-23. September 51. In Wirklichkeit starben in Dresden 84 Personen gegen 124 Geburten.

[28] 24.  In der Sophienkirche fand eine vom Hoforganisten Th.Berthold veranstaltete geistliche Musikaufführung und Abends in Braun’s Hotel eine dramatische Soirée zum Besten der Hinterbliebenen der im Plauen’schen Grunde verunglückten Bergleute statt.

27.  Durch eine vom 27. September datirte, nachher im Dresdener Anzeiger u. s. w. veröffentlichte „Erklärung“ schlossen sich die Kirchenvorstände der vier hiesigen evangelisch-lutherischen Parochien dem von dem Kirchenvorstande zu St. Thoma in Leipzig gegen die Bestrebung des „ökumenischen Concils“ in Rom abgegebenen Proteste in allen Punkten an.

28.  Auf der zur Abhaltung des neugierigen Publikums mit einer Breterwand umgebenen und durch Militärwachen abgesperrten Brandstelle des Hoftheaters schlugen am Nachmittag, wie es schon mehrmals geschehen, auf’s Neue die hellen Flammen aus dem Schutte empor und mußten dieselben unter Leitung eines daselbst thätigen Baumeisters ausgespritzt werden, wobei Letzterer leider durch einen herabfallenden Stein am Kopfe beschädigt wurde. - Die hinsichtlich der Erhaltung des ausgezeichneten Kunstpersonals unserer Bühne im Publikum erwachten Besorgnisse wurden durch den rühmenswerthen Entschluß des Königs erledigt, daß das gesammte Kunstpersonal unserer Stadt erhalten und in wenigen Monaten, spätestens bis zum Beginne des neuen Jahres ein geräumiges Interimstheater für Opern und größere Aufführungen errichtet werden sollte.

Ein Mann, Namens Müller aus Stettin, von seinen Anhängern „der Evangelist Müller“ (!) genannt, fing an, wöchentlich zwei Mal Vorträge vor einer sehr gemischten Gemeinde zu halten, welcher er die baldige persönliche Wiederkunft Jesu Christi verkündigt.

29.  Nachmittags 4 Uhr starb plötzlich und unerwartet im 69. Lebensjahre der Maler und Professor an der Kunstakademie Johann Carl Bähr, ein Urenkel des Erbauers der Dresdener Frauenkirche, gleich achtenswerth als Künstler, wie als Philosoph und Mensch. Er war 1801 zu Riga geboren, kam 1823 nach Dresden und bildete sich unter Professor Matthäi zum Maler aus. Nachdem er 1827 und wiederholt 1834 seine Studien in Italien, namentlich in Rom, fortgesetzt hatte, ward er 1841 als Lehrer an die hiesige Kunstakademie berufen, an welcher er bis zu seinem Tode gewirkt hat. Sein vielseitiges wissenschaftliches Streben bekundete er durch mehrere Schriften, [29] als: „Die Gräber der Lieven“, „Dante’s göttliche Comödie in ihrer Anwendung nach Raum und Zeit“ und sein Hauptwerk „Der dynamische Kreis.“ Zu seinen größeren künstlerischen Werken gehören „Die Wiedertäufer in Münster“ und eine Scene aus der Geschichte Iwan des Schrecklichen: „Finnische Zauberer verkünden Iwan dem Schrecklichen seinen nahen Tod.“ Letzteres befindet sich im Dresdener Museum.

30.  Vormittags 12 Uhr erfolgte im Eckparadesaale der 2. Etage des königlichen Schlosses die feierliche Eröffnung des Landtages durch den König, welcher ein Gottesdienst in der evangelischen Hofkirche vorausgegangen war.

Hinsichtlich der Statistik der hiesigen städtischen Elementarschulen ergab sich nach dem am 30. September jeden Jahres abgeschlossenen Schülerverzeichnisse, daß die 3 Bürger-, 9 Bezirks- und 5 Gemeindeschulen im Jahre 1869 von 14,424 Kindern, nämlich 6210 Knaben und 7214 Mädchen[WS 2] besucht wurden, so daß sich gegen das Vorjahr eine Zunahme von 4,77 % herausstellt. Die Bürgerschulen wurden von 2288, die Bezirksschulen von 8311, die Gemeindeschulen von 3825 Schülern besucht. Von den Bürgerschulen wurden die erste und vierte (Pirnaische Vorstadt, Neu- und Antonstadt) am stärksten besucht: von den Bezirksschulen hatten die dritte und fünfte, von den Gemeindeschulen die erste, vierte und fünfte die größte Schülerzahl. Die Zahl der Klassen betrug in den Bürgerschulen 55, in den Bezirksschulen 156, in den Gemeindeschulen 73, zusammen 284, 19 mehr als im vorigen Schuljahre. Die Zahl der in den allgemeinen Besoldungsetat eingestellten Elementarlehrer betrug 213. - Nach den statistischen Notizen über die Schülerzahl der hiesigen höheren Lehranstalten, der übrigen öffentlichen beziehendlich confessionellen Schulen und der Privatschulen, wie solche am 30. September l. J. festgestellt wurde, zählten 1) die sieben öffentlichen und Privat-Gymnasien und Realschulen 1234 Schüler (gegen 1035 im Vorjahre), 2) die acht öffentlichen beziehendlich confessionellen Schulen (Rathstöchterschule, Waisenhausschule, katholische Schulen) 1202 Schüler, 532 Knaben, 670 Mädchen, 3) die elf Uebungs- und Vereinsschulen (Schule zu Rath und That, evangelische Freischule, Garnisons- und böhmische Schule u. s. w.) 921 Knaben und 1058 Mädchen, 4) die dreizehn Privatschulen [30] für beide Geschlechter 826 Knaben und 857 Mädchen, 5) die sieben Privatknabenschulen 882 Schüler und 6) die dreizehn Privatmädchenschulen 1010 Schülerinnnen. Hiernach wurden die vorstehend verzeichneten Schulen von 4395 Knaben und 3595 Mädchen besucht, so daß mit Hinzurechnung der Schülerzahl der öffentlichen Elementarschulen von 14,424, die Gesammtzahl der Schüler und Schülerinnen unserer Stadt sich auf 22,414 belief. Im vorigen Jahre betrug diese Gesammtzahl nur 21,096.

Die Sterblichkeitsstatistik weiset für die Woche vom 24. bis 30. September in 15 deutschen größeren Städten eine Durchschnittzahl von 50 Todten auf 100,000 Einwohner nach. Dresden überschritt die Durchschnittzahl mit 58; in Wirklichkeit starben hier 96 Personen gegen 105 Geburten, während also die Geburten um 19 geringer, stieg die Zahl der Todten um 21 gegen die Vorwoche. - Im städtischen Krankenhause wurden im Monat September 281 Kranke aufgenommen, überhaupt aber daselbst 528 verpflegt; davon 228 entlassen, 21 starben und 279 verblieben am Schlusse des Monats in Behandlung.

Nach dem Monatsberichte des Arbeiter-Bildungsvereins für September (Local Palmstraße 20) zählte die Bibliothek des Vereins 425 Bände, der Lesezirkel umfaßte 18 verschiedene Zeitungen. An dem Unterrichte in 74 Unterrichtsstunden (Schreiben, Rechnen, Ortographie, Buchführung, Zeichnen, französische Sprache, Gesang, Turnen) betheiligten sich durchschnittlich 87 Mitglieder.

Nach dem Thätigkeitsberichte der königlichen Polizeidirection für diesen Monat wurden von dem Executiv-Personale dieser Behörde 797 Anzeigen von Criminal- und Polizeivergehen erstattet (darunter 215 in Dresden verübte Diebstähle aller Art). Hierüber kamen 1 Selbstmord, 1 Selbstmordversuch, 5 Unglücksfälle mit tödtlichem Ausgange als in Dresden vorgekommen zur Anzeige. Die Zahl der verhafteten und sistirten Personen betrug 437, darunter 220 wegen Bettelns, Vagabondirens, Obdachlosigkeit und verbotswidriger Rückkehr nach Dresden. - Von den Organen der städtischen Wohlfahrtspolizei wurden 288 Anzeigen von allerlei Ordnungswidrigkeiten (darunter 124 Ordnungswidrigkeiten bezüglich der Bauordnung) erstattet; dazu gutachtliche und sonstige Auslassung, Anzeigen u. s. w. 435. - In der städtischen Sparkasse, altstädter [31] und neustädter Expedition, wurden in diesem Monat eingezahlt: 61,513 Thlr. 14 Ngr. 5 Pf.; zurückgezahlt dagegen 62,950 Thlr. 25 Ngr. 4 Pf. - Im städtischen Leihhause wurden auf 5032 Pfänder 28,870 THIr. 15 Ngr. ausgeliehen und auf 4901 Pfänder 26,700 Thaler zurückgezahlt.

Wasserstand der Elbe, Monatsmittel: 2° 829/30“ unter Null.


October.

2.  Am Nachmittage dieses Tages wurde der bisher am k. Hoftheater angestellte Beleuchtungs-Inspector Fahrenwaldt, welcher in Folge der Empfehlung des Berliner Hoftheater-Inspectors Dauber am 1. März 1868 in genannter Eigenschaft am hiesigen Hoftheater angestellt worden war und auf welchem (wie auch in einer veröffentlichten Erklärung des Grafen Platen-Hallermund vom 28. September hervorgehoben worden war) die Beschuldigung     die feuergefährliche Fabrikation ??schläuchen innerhalb des Theatergebäudes - ??? Vernichtung zunächst veranlaßt zu haben, auf Antrag des Untersuchungsgerichts in seiner Wohnung verhaftet und in das Arrestlocal des k. Bezirksgerichts abgeliefert.

Der Geschäftsbericht der Sächsischen Lombard-Bank in Dresden (siehe 10. August) vom 2. October berichtet, daß bis zum 1. October 6516 Pfänder mit 175,268 Thlrn. 21 Ngr. beliehen und auf 6222 Pfänder 131,270 ThIr. 21 Ngr. zurückgezahlt wurden. - Der Geschäftsbericht des Spar- und Vorschuß-Vereins zu Dresden (Dir. Gottschalck) von demselben Datum verzeichnet für Monat September einen Eingang von 130,641 Thlr. 9 Ngr. 8 Pf. (mit Einrechnung des Kassenbestandes vom Monat August) und Gesammtausgabe von 124,305 Thlrn. 17 Ngr. 9 Pf.

4.  Der an diesem Tage veröffentlichte Au ?? der Dresdener Gewerbe-Bank verzeichnet 195,14? Thlr. 21 Ngr. 2 Pf. Activa und 194,731 Thlr. 12 Ngr. ? Pf. Passiva

Die Sachs.-Böhm. Dampfschifffahrtsgesellschaft vereinnahmte im September nach ihrem an diesem Tage veröffentlichten Berichte: 19,355 Thlr. 28 Ngr. 1 Pf. d.i. 6,501 Thlr. 22 Ngr. 3 Pf. mehr als im September des vorigen Jahres.

[32] 5.   Nachmittags ¼ 6 Uhr geschah die feierliche Grundsteinlegung zum Saalbaue des Gewerbevereins auf dem von diesem Vereine käuflich erworbenen Grundstücke auf der Ostra-Allee, wozu sich trotz unfreundlichen Wetters eine große Anzahl Mitglieder und Freunde des Vereins eingefunden hatten. Die Feier wurde mit dem vom Musikchor des 2. Grenadierregiments Nr. 101 gespielten Chorale: „Sei Lob und Ehr’ dem höchsten Gut“ eröffnet, worauf der erste Vorstand des Vereins, Herr Kaufmann A. Walter, das Gerüst betrat und seine Freude aussprach, daß man nach Ueberwindung von mancherlei Schwierigkeiten heute so glücklich sei, den Grundstein zu dem beabsichtigten und unter der Leitung der Baumeister Kickelhayn und Storz bereits begonnenen Saalbau heute legen zu können, und dann noch mit warmen Worten der Tendenz, des Strebens, und der glücklichen Entwickelung des Vereines gedachte, während hierauf der Vorstand der Hausbau-Deputation, Photograph Schütze noch besonders die Wichtigkeit der gegenwärtigen, einen heilsamen Wendepunkt des Vereins bildenden Feierlichkeit hervorhob und der Versammlung mittheilte, daß um auch späteren Jahrhunderten Kunde von dem Thun und Bestrebungen der Gegenwart zu geben, in den Grundstein ein bleierner, wasserdichter Kasten eingesetzt worden sei, welcher nachstehende Schriftstücke enthalte: 1) die Urkunde über Entstehung und Bestimmung des zu erbauenden Saales: 2) die Statuten; 3) das Mitgliederverzeichniß; 4) den Prospect für den Hausbau; 5) den Vereinsbibliothekskatalog; 6) die gedruckten Protokolle der Jahre 1862 - 1863; 7) die Protokolle der Gewerbevereinstage von 1868; 8) die Gewerbevereinszeitung; 9) die am heutigen Tage erschienenen Nummern des Dresdner Journals, des Dresdner Anzeigers, der Dresdner Nachrichten, der Dresdner Zeitung, der Constituts Zeitung, der sächsischen Dorfzeitung; 10) das bei der Feier gesungene ? 11) Excursionsreglement; 12) den Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer von 1867. Nachdem hierauf der Stein in sein Bett eingesenkt und vom Vorsteher Walter mit den üblichen drei Hammerschlägen und mit dem Wunsche, daß der Verein und sein Haus den Grundstein an Festigkeit und Dauer gleichen und immer „wahr, klar und einig sein“ möge, die Weihe vollzogen worden war, schloß die Feier mit dem Gesange eines von dem Photographen [33] Krone gedichteten Liedes und dem Vortrage des Chorals: „Mein Gott, ich danke herzlich Dir.“

7.  In der Woche vom 1. bis 7. October betrug die Durchschnittszahl der Gestorbenen in 15 deutschen Städten 47 auf 100,000 Einwohner. Dresden blieb diesmal, wie sonst gewöhnlich, mit der Zahl 43 unter der Durchschnittszahl zurück. In Wirklichkeit starben hier 72 gegen 123 Geburten.

8.  Am heutigen Vormittage wurde ohne besondere öffentliche Feier das Standbild der Churfürstin Anna über dem an der Annenkirche errichteten neuen Annenbrunnen enthüllt. Die Inschriften auf dem von Rietscher geschliffenen Postamente von grünem Kamenzer Granit lauten auf der Vorderseite: „Anna, Churfürstin von Sachsen“, auf der Rückseite: „Ihrem Verdienste um die Gründung der Annenkirche 1578 dankbar gewidmet am 8. October 1869“. Die beiden anderen Seiten des viereckigen Postaments tragen das chursächsische und dänische Wappen. Die auf diesem schönen Postamente aus einem achteckigen Brunnenbecken sich erhebende Statue der Churfürstin Anna wurde von dem Bildhauer Henze modellirt und von Lenz und Herold in Nürnberg in Bronze ausgeführt. Die geschmackvolle Architectur des Brunnens wurde von dem Stadtbaumeister Friedrich entworfen.

10.  Nachdem man am 8., als an dem Tage, wo vor 100 Jahren die von der Churfürstin Anna 1578 begründete, aber am 20. Juli 1760 (am 7. Sonntage nach Trinitatis) von preußischen Jägern nebst der Annenschule eingeäscherte Annenkirche nach ihrem Wiederaufbaue (am 20. Sonntag nach Trinitatis 1769) feierlich eingeweihet worden war, den Brunnen und das Standbild der Churfürstin enthüllt hatte (s. 8. October), wurde am heutigen 20. Sonntage nach Trinitatis feierlich die Säcularfeier jenes Wiederaufbaues begangen und damit zugleich das neuerdings äußerlich und innerlich geschmackvoll restaurirte Gotteshaus wieder eröffnet. Nach dem erschienenen Programme begann die Festfeier Sonnabend Nachmittags 5 Uhr mit Glockengeläute; Sonntag früh 5 Uhr erfolgte das zweite Einläuten des Festes und früh 6 Uhr Gesang mit Instrumentalbegleitung von dem mit Kränzen und Guirlanden geschmückten Thurme. Nach der allgemeinen Beichte in den drei Sakristeien der Kirche begann ½ 9 Uhr der Gottesdienst, nachdem die Geistlichkeit und der [34] gesammte Kirchenvorstand am Altare Platz genommen hatten. Die Diaconalien verwaltete Diaconus Dr. Sauer, während der seit 31 Jahren an der Annenkirche wirksame Archidiaconus Pfeilschmidt in seiner vom Altare aus an die Gemeinde gehaltenen Festansprache zunächst der Geschichte der Kirche gedachte, dann in Bezug auf die neuerdings glücklich vollendete Restauration derselben nächst dem Danke gegen Gott auch einen Dank für alle diejenigen aussprach, welche hierzu mitgewirkt und namentlich durch ihre freiwilligen Spenden die Möglichkeit geschaffen hatten, in diesem Jahre nicht nur das Nothwendige, sondern auch das Wünschenswerthe an dem Gotteshause herzustellen, und schließlich die Urkunde vortrug, welche die Namen der Geber, sowie die Namen der bei der Renovation beschäftigt gewesenen Baumeister, Künstler und Gewerken enthaltend, in dem Thurmknopfe niedergelegt worden war. Die Festpredigt hielt der seit 32 Jahren an der Annenkirche wirkende Pastor Böttger, der zunächst in der Einleitung bemerkte, daß bei der Einweihung der alten Annenkirche am 26. Juli 1578 der Churfürst August mit der Churfürstin Anna, deren Standbild vor zwei Tagen in der Nähe der Kirche enthüllt worden, persönlich zugegen gewesen seien, und dann an die Textworte Ephes. 2, 13-22 anknüpfend, sich über den Zuruf verbreitete: „Bedenke, daß du das hundertjährige Jubelfest nicht würdiger feiern kannst, als wenn du deines evangelischen Bekenntnisses stets eingedenk bist!“ Hierauf folgte die Abendmahlsfeier und die Ertheilung des Segens durch Subdiaconus Beyer. Die Schlußfeier des Festes bildete am Abend eine vom Organisten Fischer veranstaltete geistliche Musikaufführung.

11.  Der Annenkirchenvorstand veröffentlichte im heutigen Dresdner Anzeiger einen Bericht über die in Betreff der Annenkirchen-Renovation erlangten Beiträge, aus welchen sich ergab, daß einschließlich der außerordentlichen Geschenke des Königs, vom königlichen Cultusministerium, von Herrn Meyer, von der k. Blindenanstalt, von der Direction des Fletcher’schen Seminars und vom Neustädter Kirchenvorstande, an den Sammelstellen der Kaufleute J. Herrmann, Neidhardt, Methe und Comp. und des Apothekers Rothe ein Baarertrag von 3442 Thlrn. 23 Ngr. 9 Pf. gesammelt worden war und daß außerdem die Herren Stadtbaudirector Friedrich, Stadtbauinspector Anders, Maurermeister Böttger und Mirus, Zimmermeister [35] Müller, Kirchvater Schröder, Glasermeister Bähr und Vincenz, Dekorationsmaler Lutze und Bräunig, Orgelbaumeister Jahn, die Maler Ritscher und Sachse durch gänzliche oder theilweise Verzichtleistung auf Vergütung ihrer Mühen das Unternehmen wesentlich gefördert hatten. - Die Herren Sachse, Ritscher und Lutze hatten sich besonders um die Restauration des 1769 von Johannes Müller gemalten Deckengemäldes „Christi Verklärung“ verdient gemacht und Herr Glaser Bähr hatte die aus seinem Atelier hervorgegangenen Glasgemälde - Johannes der Täufer und Johannes der Jünger, nach Cartons vom Maler Sachse - geschenkt.

Der hiesige Geflügelzüchter-Verein hatte einen deutschen Geflügelzüchter-Tag veranstaltet und damit zugleich eine Geflügel-Musterausstellung im Saale des Gewandhauses verbunden, welche zahlreich besucht wurde und am heutigen Tage ihre Endschaft erreichte. Der nach vier Rubriken (Tauben, Hühner, Schwimmvögel, Zier- und Singvögel) geordnete Katalog enthielt 333 Nummern und waren folgende Vereine vertreten: Altenburg, Braunschweig, Dresden, Elberfeld, Frankfurt a. M., Freiberg, Greiz, Großenhayn, Görlitz, Hohenstein-Ernstthal, Köln a. R., Limbach, Leipzig, Meerane, Plauen, Reichenau, Stettin, Weimar und Zeitz.

In den Zwingeranlagen hatte man begonnen, den für das Interimstheater bestimmten Platz mit einer Lattenplanke zu umgeben und wurde am heutigen Tage zu diesem Baue der erste Pfahl eingerammt.

14.  Eröffnung der diesjährigen Herbstausstellung der Gartenbaugesellschaft Flora im Doublettensaale der Brühl’schen Terrasse, wozu im Ganzen 115 verschiedene Einsendungen von Ausstellern eingegangen waren.

Von einem am Schützenplatze wohnhaften Maurer wurde ein vierjähriger Knabe an der neuen Annenrealschule aus dem Weißeritz-Mühlgraben vom Tode des Ertrinkens gerettet.

Die durchschnittliche Zahl der Todesfälle betrug in der Woche vom 8. bis 14. October in 12 größeren deutschen Städten 44 auf je 100,000 Einwohner, in Dresden kamen auf 100,000 Einwohner 53, auf die ganze Einwohnerschaft 88 gegen 128 Geburten.

15.  An diesem Tage verschied der Generalmajor a. D. Friedrich Enst Aster, Ritter des k. sächs. Heinrichsordens, Comthur des [36] Verdienstordens, ein Mann, der nach verdienstvollem Wirken für König und Vaterland seine späteren Lebensjahre der unermüdlichsten und treuesten Fürsorge für Arme und Hilfsbedürftige gewidmet und damit in den Annalen unserer Stadt sich ein unvergängliches Andenken gestiftet hat. Eine besonders umfängliche und segensreiche Thätigkeit übte er namentlich seit 1828 im „Verein für Rath und That“, dessen Vorstand er seit 1861 war, und im Augenkrankenheilvereine, sowie er denn sein lebhaftes Interesse für diese und andere ihm lieb gewordene Wohltätigkeitsanstalten unserer Stadt noch im Tode durch entsprechende Vermächtnisse bethätigt hat. Er war den 23. September 1786 zu Dresden geboren, ein Sohn des 1804 daselbst verstorbenen Generalmajors Friedrich Ludwig Aster, trat 1800 in die Bauacademie und 1805 als Cadet zum Militär; 1806 rettete er bei Jena die Fahne seines Regimentes und nahm an den Feldzügen der folgenden Jahre Theil; 1830 ward er in das Kriegsministerium versetzt, lehnte jedoch 1848 das Portefeuille desselben ab und nahm 1849 seine Entlassung.

18.  Vormittag 8 Uhr fand in der Taubstummen-Anstalt eine Festfeier zur Erinnerung an den Wohlthäter der Anstalt, den am 28. Januar 1838 verstorbenen russischen Major Alexius Adamowitzsch von Olsufieff (welcher dieser Anstalt zugleich mit dem Blinden-Institute eine Stiftung von je 17,663 Thalern vermacht hatte) und an den Begründer der ersten deutschen Taubstummenanstalten, den vor 100 Jahren aus Eppendorf bei Hamburg nach Sachsen (Leipzig) berufenen Samuel Heinicke statt, wozu sich außer den gegenwärtigen Zöglingen auch noch eine Anzahl früherer Zöglinge, die Lehrer und Freunde der Anstalt in dem Saale derselben versammelt hatten. Der Director Jenke hielt eine Ansprache, deren langsam gesprochene, mit entsprechenden Gesten begleiteten Worte die aufmerksamen Zöglinge dem verehrten Lehrer vom Munde lasen, und in welcher er einen kurzen Abriß der Geschichte der Taubstummenerziehung gab, die Vortheile der deutschen Methode gegen die nur auf Finger- und Schriftsprache angewiesene französische hervorhob, indem erstere es den Zöglingen möglich mache, articulirte Töne von sich zu geben, mithin zu sprechen und zugleich mit den Augen zu hören, und schließlich auf die besonders glückliche Lage der Taubstummen in Sachsen hinwies, wo es bald keinen ungebildeten Taubstummen [37] mehr geben würde und wo es durch die gnädige Fürsorge des Königs und die freigebige Unterstützung edler Menschenfreunde namentlich auch der Dresdner Anstalt möglich geworden sei, hinsichtlich der Aufnahme einer größeren Anzahl von Zöglingen dem Bedürfnisse zu genügen und seit ihrem 40jährigen Bestehen bereits 300 Zöglinge, zu ordentlichen Berufsarbeiten gebildet, dem bürgerlichen Leben zurückzugeben. Die Feier schloß mit einem Vaterunser, wovon die Zöglinge andächtig und verständlich die Schlußworte sprachen, worauf sich der Director mit seiner Schülerschaar nach dem Kirchhofe begab, um das Grab ihres Wohlthäters mit Blumen zu schmücken.

Man ging daran, die Ruine des Hoftheatergebäudes völlig abzutragen, da das neuzuerbauende Theater meist auf derselben Stelle aufgeführt werden soll. Im Inneren der Ruine mußte noch immer eine Spritze in Bereitschaft gehalten werden, da das Feuer unter dem Schutte noch fortglühte und zuweilen in Hellen Flammen hervorschlug. Auch hatte man beim Abräumen des Schuttes noch mancherlei werthvolle, theilweise noch brauchbare Gegenstände der Rüstkammer u. s. w. aufgefunden.

19.  Aus dem veröffentlichten 35. Jahresberichte der hiesigen (1834 von einem Vereine von Aerzten begründeten, am 1. September genannten Jahres eröffneten) Kinderheilanstalt (die unentgeldliche Heilung armer Kinder bezweckend) ergiebt sich, daß Dr. Küttner sen. wegen erreichten 60. Lebensjahres aus dem Directorium ausgeschieden ist und an seine Stelle neben dem schon bisher wirkenden Hofrath Dr. Pusinelli, die Doctoren Gräffe und Förster als Directoren eingetreten sind. Das Vermögen hat sich durch zugegangene Beiträge nicht unbeträchtlich vermehrt und wird damit die beabsichtigte Gründung eines Kinderhospitals mehr und mehr ermöglicht. In der polyklinischen Abtheilung der Anstalt wurden (vom 1. September 1868 bis 31. August 1869) 1285 Kinder behandelt, wovon 589 geheilt, 33 ungeheilt entlassen wurden, 392 wegblieben, 71 starben und 150 in’s neue Jahr übertragen wurden. In dem kleinen, vorläufig nur 6 - 7 Betten enthaltenden Hospitale wurden 75 Kinder behandelt.

21.  Die Sterblichkeitsstatistik berichtet in der Woche vom 15. bis 21. October von 937 Todten in 15 größeren deutschen Städten oder von 64 durchschnittlichen Todesfällen auf 100,000 Einwohner, [38] wobei diesmal Dresden mit 60 unter allen Städten die höchste Ziffer erreichte. Es starben hier in Wirtlichkeit 100 Personen gegen 115 Geburten.

23.  Mittags (also 11 Tage nach Einrammung des ersten Pfahles, s. 11. Oct.) wurde das in den Zwingeranlagen errichtete Interimstheater gerüstet.

Ein auf dem Dache der Kreuzkirche beschäftigter Kupferschmiedgehilfe rutschte Vormittags aus Versehen gegen 40 Ellen vom Dache herab und blieb zum Glücke in dem Gerinne hängen, erlitt aber dabei einen Beinbruch.

26.  An diesem Tage verstarb im 88. Lebensjahre Frau Luigia Caravoglia-Sandrini, früher ein gefeiertes Mitglied unserer Bühne. Sie war 1782 im Haag geboren, betrat schon im 14. Jahre die Bühne als Sängerin, kam 1802 als Primadonna zur Guardasoni’schen Gesellschaft nach Prag, wo sie ihren nachmaligen Gatten, den Obristen Paolo Sandrini kennen lernte, und 1808 als erste Sängerin an die italienische Oper nach Dresden, wo sie 1832 als königl. Kammersängerin pensionirt wurde.

27.  Ein ehemaliger Soldat, der als Arbeiter bei den Abgrabungen am Interimstheater in den Zwingeranlagen beschäftigt war, stieß beim Hacken auf einen in einem Topfe und einem Beutel verwahrten Schatz von nahe an 1000 Thalern, aus allerlei Gold- und Silbermünzen bestehend, von welchen die neueste dabei befindliche Münze die Jahreszahl 1839 trug. Darunter befindliche, besonders kenntliche Geldstücke führten zu der Entdeckung, daß dieselben zu den, einem hiesigen Kaufmanne Kell vor mehr als 30 Jahren gestohlenen gehörten, welche die Diebe vermuthlich aus Furcht vor Entdeckung hier vergraben haben mochten. Die Wittwe des Verstorbenen erhielt sie ausgehändigt.

Abends gegen 10 Uhr verschied nach kurzem Krankenlager der Rector des Vitzthum’schen Geschlechtsgymnasiums, Professor Dr. Karl Scheibe im 57. Lebensjahre. Derselbe war am 26. August 1812 zu Gera geboren und studirte in Leipzig unter Gottfried Herrmann. Zunächst seit 1834 bei der lateinischen Hauptschule zu Halle angestellt, ward er 1838 an das Gymnasium zu Neustrelitz und 1856 an die Blochmann-Bezzenberger’sche Erziehungsanstalt, mit welcher das Vitzthum’sche Gymnasium verbunden war, berufen. Bei der stiftungsmäßigen [39] Neugestaltung desselben im Jahre 1861 ward er zu dessen Rector ernannt. Unter seinen gelehrten Arbeiten, welche sein Programm von Jahre 1862 verzeichnet, sind besonders die den griechischen Rednern Lysias und Isaeus gewidmeten hervorzuheben.

28.  In der Woche vom 22. bis 28. October starben in 15 deutschen Städten 939 Personen, im Durchschnitt 46 auf 100,000 Einwohner. Im Ganzen starben in Dresden 86 Personen gegen 116 Geburten.

30.  Am Nachmittage fand das Begräbniß des am 27. verstorbenen Prof. Dr. Scheibe statt, wozu sich schon im Trauerhause, wo die Primaner am offenen Sarge die Ehrenwache hielten, außer dem Administrator der Vitzthum’schen Stiftung, dem Hofmarschall Grafen Vitzthum von Eckstädt, dem Prinzen Albrecht von Preußen, dem Staatsminister Dr. von Falkenstein, mehrere der ersten Räthe des Cultusministeriums, desgleichen die Spitzen der hiesigen Geistlichkeit, sowie eine große Anzahl von Verwandten und Freunden des Verewigten eingefunden hatten. Neben dem Wagen, welcher die sterblichen Ueberreste des Verewigten trug, schritten mit Trauerflor und Marschallstab zwölf Schüler der oberen Classen, darunter der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin, der Erbprinz von Ysenburg. Am Grabe sprachen der Oberhofmarschall Graf Vitzthum und der Geh. Kirchenrath Dr. Langbein.

Gegen Ende des Monats wurde den in Dresden ihren Wunden erlegenen preußischen Soldaten auf dem äußeren Neustädter Kirchhofe ein Denkmal errichtet, ein mit einem Kreuze versehener Granitblock, an welchem eine Marmorplatte mit der Inschrift lehnt: „Den in Böhmen 1866 verwundeten, hier verstorbenen tapferen preußischen Kriegern.“ Auf einer gleichen Platte auf der Rückseite stehen die Namen von 123 hier begrabenen Soldaten.

31.  Der vom Kassirer des Frauenvereins, Herrn Julius Freiherrn von Gutschmid an diesem Tage veröffentlichte „Auszug aus der Jahresrechnung des Frauenvereins zu Dresden auf die Zeit vom 1. Juli 1868 bis mit 29. Juli 1869“ verzeichnet eine Einnahme von 6774 Thlr. 22 Ngr. 8 Pf. und eine Ausgabe von 5617 Thlr. 27 Ngr. 4 Pf.

Nach dem Thätigkeitsberichte der k. Polizeidirection für den Monat October betrug die Zahl der von dem Executivpersonale [40] dieser Behörde erstatteten Anzeigen von Criminal- und Polizeivergehen 900. Hierüber wurden bei dieser Behörde 2 Selbstmordversuche, 4 Unglücksfülle mit tödtlichem und 7 dergleichen ohne tödtlichen Erfolg als in Dresden vorgekommen angemeldet. Die Zahl der verhafteten und sistirten Personen betrug 519, darunter 233 wegen Bettelns, Vagabondirens, Obdachlosigkeit und verbotswidriger Rückkehr nach Dresden. - Die Organe der städtischen Wohlfahrtspolizei brachten im Ganzen 253, dem Ressort dieser Behörde unterliegende Ordnungswidrigkeiten und Vorkommnisse zur Anzeige. Die Zahl der sonstigen Anzeigen, Auslassungen u. s. w. betrug 421. - In der städtischen Sparkasse altstädter und neustädter Expedition wurden im Monat October 77,779 Thlr. 19 Ngr. 2 Pf. eingelegt und 76,612 Thlr. 21 Ngr. 8 Pf. zurückgezahlt. - Das Leihhaus verlieh auf 6413 Pfänder 34,085 Thlr. 15 Ngr. und erhielt auf 6404 Pfänder zurück 33,676 Thlr., ingleichen 2162 Thlr. 15 Ngr. für 838 in der letzten Auction versteigerte Pfänder. - Im Stadtkrankenhause wurden im verflossenen Monat October 269 Kranke aufgenommen, überhaupt aber 548 daselbst verpflegt, wovon 250 entlassen wurden, 27 starben und 271 in Behandlung blieben.

Im Arbeiter-Bildungsvereine wurden nach dem veröffentlichten Monatsberichte im October 80 Unterrichtsstunden in Schönschreiben, Rechnen, Buchführung, Gesang, Turnen, Zeichnen und französischer Sprache ertheilt und es hatten sich an diesen Lehrzweigen im Ganzen 1160 Theilnehmer betheiligt, woraus sich ergiebt, daß die Betheiligung gegen die seit Februar bis September eine bedeutend zahlreichere geworden ist.

Wasserstand der Elbe im Monat October, Monatsmittel: 2° - 512/31-o.


November.

1.  Heute fand die Eröffnung der Kettenschleppschifffahrt auf der Oberelbe statt. Die eingeladenen Gäste versammelten sich auf dem Personendampfer „Königin Maria“ am Meißner Dampffschifflandungsplatze. Es befanden sich darunter die Herren: Oberhofmarschall von Friesen, Geh. Finanzrath von Nostitz-Wallwitz, die [41] Amtshauptleute der betreffenden Strombezirke, Wasserbaudirector Lohse sammt den Bezirkswasserbaubeamten, Hofrath Heink, Regierungsrath Schubert, Oberbürgermeister Pfotenhauer, sowie die Bürgermeister von Meißen und Schandau. Nachdem der aus der Schlick’schen Maschinen- und Schiffbauanstalt hierselbst hervorgegangene, festlich beflaggte Schlepper Nr. 1 in allen seinen Theilen in Augenschein genommen worden war, begann derselbe von dem Dampfschiff „Königin Maria“ begleitet, die Thalfahrt bis nach Briesnitz, wo der in Buckau bei Magdeburg gebaute Schlepper Nr. 2 mit einem Schleppzuge von 6 leeren Fahrzeugen lag, mit welchem nach dessen kurzer Besichtigung der erste Schlepper Nr. 1 die Bergfahrt antrat, welche durch beide Brücken hindurch bis zur Stelle der Dampffähre, wo die Fahrzeuge das Ufer suchten, ohne wesentliche Störung glücklich von Statten ging.

Am 1. November begann ein Cyclus von wissenschaftlichen Vorträgen für das Winterhalbjahr 1869—1870 mit dem ersten der von Herrn Dr. Drechsler angekündigten vier astronomischen Vorträgen.

Die Getreidepreise waren am 1. dieses Montas an der Börse: der Scheffel Weizen 5 Thlr. 20 Ngr. - 5 Thlr. 27½ Ngr;  Korn 4 Thlr. - 4 Thlr. 8Ngr.;  Gerste 3 Thlr. 17½ Ngr. - 3 Thlr. 25 Ngr.;  Hafer 2 Thlr. 5 Ngr. - 2 Thlr. 22 ½ Ngr.;  auf dem Markte:  Weizen 5 Thlr. - 5 Thlr. 20 Ngr.;  Korn 4 Thlr. 5 Ngr. - 4 Thlr. 10 Ngr.;  Gerste 3 Thlr. 15 Ngr. - 3 Thlr. 20 Ngr.;  Hafer 1 Thlr. 28 Ngr. - 2 Thlr. 20 Ngr.;  Kartoffeln 1 Thlr. 10 Ngr. - 1 Thlr. 20 Ngr.;  Heu 1 Thlr. 5 Ngr. - 1 Thlr. 10 Ngr.;  das Schock Stroh 7 Thlr. - 7 Thlr. 15 Ngr.

3.  Ein in der Nacht vom 3. zum 4. wüthender Sturm richtete mehrfache Verheerungen an und bestreute die Trottoirs der von ihm am meisten heimgesuchten Straßen mit Glasscherben, Dachziegeln und Mauerstücken, sowie er auch einen Theil der Theaterruine und zwar die Prosceniumwand einriß, in welche man bereits behufs ihrer Abtragung mit dem Sturmbock eine Bresche gestoßen hatte.

Der Geschäftsbericht der Dresdner Gewerbebank für Monat October (vom 3. November) verzeichnete 198,417 Thlr. 23 Ngr. 8 Pf. Activa und 198,378 Thlr. 1 Ngr. 3 Pf. Passiva.

4.  Der Geschäftsbericht des Spar- und Vorschußvereins für Monat October (vom 4. November) nannte als Summa der Gesammteinnahmen [42] (incl. Kassenbestand von ult. September) 217,251 Thlr. 20 Ngr. 8 Pf. und der Gesammtausgabe 202,328 Thlr. 11 Ngr. -

Die Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrtsgesellschaft vereinnahmte nach ihrem Geschäftsberichte von demselben Datum im Monat October 14,472 Thlr. 23 Ngr. 6 Pf., d. i. 2,868 Thlr. 9 Ngr. 9 Pf. mehr als im October des Vorjahres.

7.  Nachdem man bei einer der letzten Sitzungen der ersten Kammer über die auch an Sonntagen fortgesetzten Arbeiten am Interimstheater sich sehr mißbilligend ausgesprochen hatte, wurden dieselben um heutigen Sonntage Vormittags ½ 11 Uhr von der Polizei sistirt.

Der Dresdner Hauptverein der evangelischen Gustav-Adolph-Stiftung hielt am heutigen Sonntage seine Jahresversammlung, in welcher sich eine überaus rege Theilnahme für die Zwecke des Vereins kundgab. Der von dem Vorstande - Superintendent Dr. Kohlschütter, Diaconus Schubert, Regierungsrath Stavenhagen und Banquier E. Haase - ausgegebene Bericht wies nach, daß im Jahre 1867 -68 eine Summe von 194,185 Thlr. (gegen 175,179 Thlr. des Vorjahres) vom Vereine zur Unterstützung evangelischer Glaubensbrüder in katholischen Ländern verwendet werden konnten. Es war die höchste Einnahme, welche der Verein überhaupt seit seinem Bestehen gehabt hat.

9.  Am heutigen Abend fand im Saale des Hotel de Saxe das erste der von der königl. musikalischen Kapelle angekündigten sechs Abonnements-Concerte statt.

11.  In der Woche vom 5. bis 11. November starben in 14 deutschen Städten 891 Personen, im Durchschnitt auf 100,000 Einwohner nur 48. In Dresden starben von 164,000 Einwohnern in Wirklichkeit 62 Personen, darunter 22 Kinder unter 5 Jahren gegen 137 Geburten.

18.  Die Sterblichkeit betrug in der Woche vom 12. bis 18. November in 14 deutschen Städten 953 Personen, 48 auf 100,000 Einwohner. In Dresden starben in Wirklichkeit 69 gegen 132 Geburten.

19.  Am heutigen Bußtage kurz vor 9 Uhr ertönte die Sturmglocke mitten in das Kirchengeläute und vom linken Elbufer her wälzten sich dicke Rauchwolken über die Stadt. Es war kein die [43] Stadt schmückender Pracht- und Kunstbau, wie das Theater, was diesmal dem verheerenden Elemente zum Opfer fiel, aber dennoch war der entstandene Verlust ein nicht minder erheblicher. Der südliche Theil des vorderen Pontonschuppens stand in hellen Flammen Kurz nach 3/4 9 Uhr war das Feuer bemerkt worden und dasselbe verbreitete sich von der Mitte des Schuppens aus, wo es zuerst bemerkt worden war, mit furchtbarer Schnelligkeit über das ganze Gebäude. An eine Rettung der in dem Schuppen aufgehäuften bedeutenden Militärvorräthe war trotz angestrengter Bemühungen nicht zu denken. Ein Sergeant des Pionierbataillons, Namens Buchwald, der mit einigen Leuten in die oberen Räume eingedrungen war, um von dort die Kammerjournale zu retten, kam hierbei ums Leben und auch die ihn begleitenden Leute konnten nur mit Mühe ihre Rettung bewirken. Nur die in dem nach der Wiesenthorstraße gelegenen Parterre aufgestellten Geschütze konnten in Sicherheit gebracht werden; der ganze übrige werthvolle Inhalt des Gebäudes wurde ein Raub der Flammen. Gegen 1/2 12 Uhr war das brennende Gebäude in sich zusammengesunken und damit die Hauptgefahr für den dahinterliegenden zweiten Schuppen, der nur durch die größten Anstrengungen der Löschmannschaften erhalten werden konnte, beseitigt. Der abgebrannte Schuppen war seit Jahren zur Aufbewahrung der Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke eines Theiles der hiesigen Garnison benutzt worden. Es befanden sich darin die Kammern der 12 Compagnien des Leibgrenadierregiments, 5 Kammern des Pionnier-Bataillons, 4 Kammern eines Schützenbataillons, 3 Kammern der Artillerie, eine Kammer des Dresdener Reserve-Bataillons und eine große Kammer des Leibgrenadier-Regiments. In jeder derselben mochten sich mindestens für 200 Mann Montirungsstücke befinden und es dürften im Ganzen durch das Feuer 4000 Gewehre, 8000 Waffenröcke, 12,000 Paar Hosen, 4000 Helme, 4000 Tornister, 4000 Seitengewehre, 4000 Patrontaschen, 2000 Hemden, 2000 Paar Unterhosen, 4000 Feldflaschen, 4000 Mützen, 500 Pferdegeschirre, 40 Pontons mit Wagen und endlich für 5000 Thlr. Taue, Seile u. s. w. durch das Feuer vernichtet worden sein, so daß der Gesammtverlust auf eine halbe Million berechnet wurde. Das Gebäude war 480 Ellen lang und wurde auf Veranlassung des Feuerlöschdircetors Ritz, dem die Militärbehörde die alleinige Leitung der Löschanstalten übergeben [44] hatte, eingewuchtet, um die Hitze zu vermindern, da die Balken an dem Hinteren Schuppen und die Bäume am Bayerwall bereits angekohlt waren. Leider entstand sehr gegründeter Verdacht, daß das Feuer durch böswillige Brandstiftung entstanden sei. Der Kammerunteroffizier Gustav Adolf Kother von der 6. Compagnie des Leibgrenadierregiments aus Zittau gebürtig, der am 20. Vormittags sein Amt an einen anderen Unteroffizier zu übergeben hatte und Rechnung ablegen sollte, wurde seit dem 18. Abends bei der Compagnie vermißt und war am 19. Morgens 1/4 9 Uhr am Jägerhofe auf dem Wege nach dem Pontonschuppen zuletzt bemerkt worden. Ein im Laufe des Nachmittags in den Brandtrümmern und zwar in der Nähe desjenigen Theiles des Gebäudes, wo der Brand zuerst bemerkt worden war, aufgefundener Leichnam wurde als der des Unteroffiziers Kother erkannt und vermuthete man, daß sich derselbe nach vollbrachter Brandstiftung entweder erschossen habe (worauf ein in der Nähe aufgefundener abgeschossener Gewehrlauf hindeutete) oder in den Flammen erstickt sei. Allgemein beklagte man den Tod des sehr beliebten Sergeanten Buchwald; auch er wurde noch an demselben Vormittage unter einer Menge noch brennender Balken hervorgezogen.

20.  Der Dresdener Miethbewohner-Verein erließ einen Aufruf an die Bewohner Dresdens, den Zweck des Vereins - „allen unverschuldet unglücklichen Familien hiesiger Stadt dann eine durchgreifende Unterstützung in der Gewährung des jeweiligen Miethzinsbetrages zuzuwenden, wenn sie deren am dringendsten bedürftig sind - zur Zeit der Miethzinszahlung“ - durch Niederlegung mildthätiger Beiträge an den betreffenden Sammelstellen zu unterstützen.

21.  Nachmittags 3 Uhr fand unter großer Theilnahme von Seiten des Militärs und vieler Civilpersonen das feierliche Begräbniß des Sergeanten Buchwald statt, der in seinem Diensteifer am 19. dieses Monats einen so beklagenswerthen Tod gefunden hatte. Am Grabe widmete der Commandant des Pionnierbataillons, Major Andree, dem Verstorbenen einen ehrenden Nachruf.

Am Abend nach 6 Uhr war wiederum eines der Militärgebäude von einer Feuersbrunst bedroht, die aber glücklicher Weise rechtzeitig bemerkt und vom Militär und von der städtischen Feuerwehr sehr schnell gelöscht wurde: Auf dem Futterboden des mit Nr. 1 bezeichneten Trainstalles am Exercierplatze, in der Nähe des Militärarresthauses [45] und des Hospitals, war auf unermittelte Weise Stroh und Heu in Brand gerathen, so daß bereits die Dielen, die Dachsparren und Dachlatten angekohlt waren.

25.  In der Woche vom 19. bis 25. November starben in 15 deutschen Städten 941 Personen, 48 auf je 100,000 Einwohner. In Dresden starben im Ganzen 64 Personen gegen 91 Geburten.

Aus dem von diesem Tage datirten 61. Rechenschaftsberichte des Vereins zu Rath und That auf das Jahr 1868 — 69 ergab sich, daß die Mitgliederzahl von 185 auf 195 gestiegen war (11 Mitglieder waren in Folge Ablebens ausgeschieden, 21 neue hinzugetreten). Die außerordentlichen Einnahmen im abgelaufenen Vereinsjahre betrugen a) an Legaten 300 Thaler von Senator Philipp Ferd. Adolf Just, 5000 Thaler von den beiden Fräulein Caroline und Emma Schwestern von Brandenstein und 100 Thaler von dem am 27. April d. J. verstorbenen Adv. Gutbier; b) an sonstigen Zuflüssen zu den laufenden Ausgaben in Summa 385 Thaler, darunter außer Gaben von Ungenannten 200 Thaler „von der bekannten Freundin“ des Vereins, 100 Thaler von dem geh. Commerzienrath Freiherrn von Oppenheim, 50 Thaler von dem verstorbenen Herrn Eduard Thode, 25 Thaler von Herrn Fabrikbesitzer E. Lohse. Das Vereinsvermögen betrug 164,794 Thlr. 21 Ngr. 5 Pf gegen 159,076 Thlr. 14 Ngr. 1 Pf. im Vorjahre. Die Vereinsschule wurde von 449 Kindern besucht; Ostern 1869 gelangten 28 Knaben und 41 Mädchen zur Confirmation und wurden 96 Knaben und 95 Mädchen für aufnahmefähig befunden, während 260 Schulgesuche eingegangen waren.

Die Actiengesellschaft der Dresdener Papierfabrik hielt ihre 10. ordentliche Generalversammlung Vormittags 10 Uhr im Saale des „Handelsinnungshauses“ unter dem Vorsitze des Handelskammerpräsidenten E. Rülke bei einer Betheiligung von 30 Actionären mit 64 Stimmen. Gemäß dem Geschäftsberichte, der keinerlei Ausstellung erfuhr und der eine Production von 2,340,498 Pfund Papier und einen Reingewinn von 46,235 Thalern nachwies, wurde eine Dividende von 8 1/2 % genehmigt. Das Direktorium bestand aus Kaufm. E. Rülke, Buchhändler Türk, Adv. Dr. M. Hesse, Baumeister B. Günther.

[46] 27.  Um Mittag erfolgte die feierliche Einweihung der im englischen Viertel, am Kreuzungspunkte der Beust- und Wiener-Straße gelegenen, in einem Zeitraume von 1 1/2 Jahren erbauten englischen Kirche, wozu der Rath den passenden Platz unentgeldlich überlassen und die Wittwe des aus Sachsen gebürtigen Mr. Göschen aus London, um ihrem Gatten ein würdiges Denkmal zu setzen, alle Kosten der Erbauung übernommen hatte. Den Plan zu dem mit der größten Solidität ausgeführten, der Gothik des 13. Jahrhunderts (Decorated gothic Architecture) sich anschließenden und innerlich eben so reich als geschmackvoll ausgestatteten Bauwerke lieferte der englische Architect St. Aubyn, der ausführende Baumeister war der Bautechniker Pieper in Dresden. Die feierliche Einweihung wurde von dem Bischofe von British Columbia in Anwesenheit der Gründerin, Mrs. Göschen und dreier ihrer Söhne, darunter der englische Minister Göschen der geladenen Geistlichkeit und einer großen Anzahl von Gemeindemitgliedern vollzogen. Der Bischof wurde nebst seinem Kaplane an der Thüre der Kirche von der hiesigen englischen Geistlichkeit, den Kirchenvorstehern und einigen Gemeindemitgliedern empfangen und in feierlichem Zuge unter Absingung des 24. Psalmen nach dem Altare geleitet. Hier wurde ihm vom Kaplane das Gesuch um Einsegnung der Kirche überreicht, welches verlesen wurde, und nachdem der Bischof eine Ansprache an die Gemeinde gehalten und ein Gebet gesprochen hatte, wurde die Einweihungsformel verlesen, vom Bischofe unterzeichnet und das betreffende Schriftstück zur Eintragung der Kirche in das Register der Londoner Diöcese als „Kirche aller Heiligen in Dresden“ dem Kaplane übergeben. Hieran schloß sich der Gottesdienst nach dem Rituale der englischen Kirche.

An diesem Tage waren seit Eröffnung des hiesigen Stadtkrankenhauses auf der Friedrichstraße 20 Jahre verflossen. Die Zahl der am 27. November 1849 aus dem alten Stadtkrankenhause auf der Stiftsstraße (jetzt Arbeits-Anstalt) in das neue Krankenhaus transportirten Kranken betrug ungefähr 130 und es befanden sich darunter noch mehrere Verwundete aus Dresdens Maitagen. In der Zeit vom 27. November 1849 bis 27. November 1869 wurden 57,857 Kranke in das neue Krankenhaus ausgenommen und verpflegt; hiervon starben 5498 - circa 9,5 %.

[47] 28.  In dem auf der Neuegasse Nr. 35 gelegenen Hause, der im Monat April eröffneten „Herberge zur Heimat“ (für wandernde Gewerbsgesellen) wurden am heutigen Tage die im ersten Stockwerke für den evangelischen Jünglingsverein hergerichteten Räumlichkeiten feierlich eingeweiht und mit dieser Feierlichkeit zugleich das Jahresfest des genannten Vereins begangen. Herr Geh. Regierungrath Hape hielt hierbei als Vorstand des evangelischen Vereins für die Gesellenherberge eine kurze Ansprache und Herr Hofprediger Dr. Langbein die Fest- und Weihrede.

30.  Im Arbeiter-Bildungsvereine wurden nach dessen Monatsberichte im Monat November 84 Unterrichtsstunden ertheilt, an welchen sich im Ganzen 1456 Vereinsangehörige, einschließlich 11 Freischüler, betheiligten. Die Bibliothek zählte 445 Bände, der Lesecircel 16 Zeitschriften.

Nach dem Thätigkeitsberichte der königl. Polizeidirection wurden von dem Executivpersonale dieser Behörde im Monat November 903 Anzeigen von Criminal- und Polizeivergehen erstattet (darunter 314 Diebstähle aller Art). Hierüber wurden bei dieser Behörde 2 Selbstmorde, 11 Unglücksfälle mit zum Theil tödtlichem Erfolge als in Dresden vorgekommen, angemeldet. Die Zahl der verhafteten und sistirten Personen betrug 480. Wegen verschiedener Vergehen wurden 134 aus der Stadt und 3 Landes verwiesen. - Das Executivpersonal der städtischen Wohlfahrtspolizei brachte in diesem Monat 378 Ordnungs- und Gesetzwidrigkeiten zur Anzeige. Hierüber haben die Stadtbezirksaufseher noch 11,807 Bestellungen befördert. - In der städtischen Sparkasse wurden (in Altstadt und Neustadt) im Monat November eingelegt: 60,155 Thlr. und 48,420 Thlr. 23 Ngr. 5 Pf. zurückgezahlt. — Das Leihhaus lieh auf 5230 Pfänder 30,171 Thlr., während 5037 Pfänder mit 25,286 Thlr. wieder eingelöst wurden. - Der höchste Krankenbestand im städtischen Krankenhause belief sich im Monat November auf 318, der geringste auf 271 (vergl. 27. Nov.)

Elbwasserstand, Monatsmittel: - ° 22 5/28" - 0.


[48]
December.

2.  An diesem Tage erfolgte die Eröffnung des in den Zwinger-Anlagen erbauten Interimstheaters mit der Aufführung von Goethe's „Iphigenie“, wozu sich in den freundlichen Räumen ein zahlreiches Publikum versammelt hatte. Als der König und die Königin erschienen, wurden sie von einem vom Oberbürgermeister Pfotenhauer ausgebrachten Hoch begrüßt, in welches die Versammlung einstimmte. Das Orchester spielte die Sachsenhymne und alsbald erhob sich der Vorhang und Fräulein Ulrich sprach mit natürlicher tiefer Bewegung einen Prolog, in welchem zunächst die Versammlung in dem einstweiligen, rasch erbauten, den Musen der Bühnenkunst gewidmeten Hause begrüßt, des königlichen Wortes bei dem Unglücke des Theaterbrandes gedacht und der schon erwähnte Entschluß des Königs hervorgehoben wurde, den alten Dresdner Künstlerkreis sich nicht auflösen zu lassen. Die Aufführung des Goethe’schen Meisterwerks mit der alten Besetzung (Frau Bayer und die Herren Dettmer, Koberstein, Walther und Winger) war von einer augenscheinlich gehobenen Stimmung getragen und eine besonders gelungene. — Der Erbauer des einstweiligen Zufluchtsortes unserer Musen und Grazien war der Zimmermeister Richter. Der Plan zum Baue wurde von genanntem Baumeister in den ersten Tagen des Octobers der königl. Generaldirection vorgelegt und sofort mit der Bedingung genehmigt, daß der Bau in sechs Wochen hergestellt werde. Dieses Theater, das von der Generaldirection nur gemiethet ist und Eigenthum seines Erbauers bleibt, hat 68 Ellen Breite und 100 Ellen Länge, dreizehn Zugänge und faßt angeblich 2300 Personen.

Der in diesen Tagen veröffentlichte Geschäftsbericht der Actienbrauerei zum Feldschlößchen auf das Rechnungsjahr vom 1. October 1868 bis 30. September d.J. weist nach, daß der Erfolg in dem erwähnten Geschäftsjahre der günstigste seit dem Bestehen der Gesellschaft gewesen, und daß die Verwaltung gewissermaßen sich habe Mühe geben müssen - um nicht eine höhere Dividende als 16 % zu geben. Es wurden 82,355 Eimer Bier gebraut (17,243 mehr als im Vorjahre) und 74,558 Eimer (9534 mehr als im Vorjahre) verkauft.

[49] Nach der Sterblichkeitsstatistik starben in der Woche vom 26. November bis 2. December in 15 deutschen Städten 909 Personen, d. i. 45 auf 100,000 Einw. durchschnittlich. In Dresden starben im Ganzen 86 Personen gegen 118 Geburten.

3.  Die Getreidepreise waren a) an der Börse: der Scheffel  Weizen 5 Thlr. 10 Ngr. - 5 Thlr. 15 Ngr.;  Korn 3 Thlr. 21 Ngr. - 3 Thlr. 28 Ngr.:  Gerste 3 Thlr. 2½ Ngr. - 3 Thlr. 12½- Ngr.  Hafer 2 Thlr. 3½ Ngr. - 2 Thlr. 7½ Ngr. b) auf dem Markte:  Weizen 4 Thlr. 25 Ngr. - 5 Thlr. 10 Ngr.;  Korn 3 Thlr. 25 Ngr. - 4 Thlr.;  Gerste 3 Thlr. 5 Ngr. - 3 Thlr. 15 Ngr.;  Hafer 1 Thlr. 28 Ngr. — 2 Thlr. 20 Ngr.;  Kartoffeln 1 Thlr. 8 Ngr. - 1 Thlr. 18 Ngr.,  Heu à Centner 1 Thlr. 6 Ngr. - 1 Thlr. 11 Ngr.,  Stroh à Schock 6 Thlr. 20 Ngr. - 7 Thlr 10 Ngr.

4.  Nach dem Geschäftsberichte des Spar- und Vorschußvereines auf den Monat November von diesem Datum belief sich die Summe der Gesammteinnahme auf 162,901 Thlr. 25 Ngr. 1 Pf., die Summe der Gesammtausgabe auf 161,368 Thlr. 18 Ngr. - Der Geschäftsausweis der Dresdner Gewerbebank (Fröhner u. Comp.) von demselben Datum verzeichnete 202,279 Thlr. 11 Ngr. 4 Pf. Activa und 201,868 Thlr. 9 Ngr. 2 Pf. Passiva.

6.  Am Morgen dieses Tages starb Dr. phil. Wilhelm Schäfer, ein Mann von gründlicher Gelehrsamkeit und unermüdlichem schriftstellerischen Fleiße, womit er sich namentlich auch um die Geschichte Dresdens und Sachsens ein bleibendes Verdienst erworben hat. Derselbe war am 25. August 1807 zu Leipzig geboren. Auf den Wunsch seines Vaters, eines Kaufmannes, der über 50 Jahre lang im Hause Becker u. Co. eine geachtete Stellung bekleidete, begann er 1828 sich der Theologie zu widmen, hatte auch bereits mehrfach gepredigt, als er sich der Philosophie und Medizin zuwandte, Im Jahre 1831 Doctor der Philosophie, wirkte er zunächst als Lehrer zu Leipzig und betheiligte sich an verschiedenen Zeitschriften, vor Allem aber trat die historische Richtung in ihm hervor, wobei ihn ein vortreffliches Gedächtniß unterstützte. Im Jahre 1834 zog er nach Dresden und ward namentlich auf dem Gebiete der sächsischen Geschichte thätig, aber auch als Redacteur humoristischer Blätter, und oft ergoß sich sein religiöses Gemüth in Gedichten, die z. B. an Reformationsfesten [50] im Dresdner Anzeiger erschienen. Dabei war er Anderen mit seinem reichen Wissen, wie mit der Aufsuchung urkundlicher Quellen, in deren Entzifferung er sehr geübt, gern förderlich. In den Jahren 1839 - 47 Secretair des sächsischen Alterthums-Vereines, erwarb er sich auch um das Museum desselben Verdienste. Seine wesentlichen Schriften sind: Chronik der Dresdener Elbbrücke, nebst den Annalen der größten Elbfluthen: Sachsen-Chronik für Vergangenheit und Gegenwart; die Städtewahrzeichen von Dresden und Leipzig; die kgl. Gemälde-Gallerie zu Dresden, 3 Bde. Umfängliche Aufsätze zur Geschichte Dresdens veröffentlichte er während seiner letzten Lebensjahre im Dresdner Anzeiger.

8.  Der Geschäftsbericht der Sächs.-Böhm. Dampfschifffahrtsgesellschaft von diesem Datum (vollziehender Director Hönack) weist für Monat November eine Einnahme von 12,999 Thlr. 11 Ngr. 2 Pf. nach, 4263 Thlr. 4 Ngr. 3 Pf. mehr als im November des Vorjahres. Gesammteinnahme vom 1. April bis 30. November d. J. 177,230 Thlr.

10.  In der Woche vom 3. bis 10. December starben in 15 deutschen Städten 910 Personen oder im Durchschnitt 45 auf 100,000 Einwohner. In Dresden starben im Ganzen 108 Personen gegen 150 Geburten.

11.  Der Beamten-Unterstützungsverein zu Dresden hielt seine statutarisch am Vorabende des Geburtstages des Königs stattfindende Jahresversammlung. Nach dem erstatteten Geschäftsberichte hat der Verein im verflossenen Vereinsjahre 34 Unterstützungsfälle berücksichtigt und an Unterstützungen 104 Thlr., auch 585 Thlr. an Vorschüssen verabreicht. Am Schlusse des Rechnungsjahres, 30. September, ergab sich ein Vermögensbestand von 2591 Thlr. 23 Ngr. 6 Pf. incl. des Bestandes der Prinz-Friedrich-August-Stiftung von 1000 Thlr. Die Zahl der Mitglieder betrug 512.

14.  Auf dem für die Errichtung von Militärmagazinen bestimmten Bauplatze in der Nähe der Königsbrückerstraße wurden Mittags 1 Uhr in einem bereits 53 Ellen tiefen Brunnen durch Nachrutschen der angebrachten Verschalung und Einsturz des Brunnens zwei Brunnenarbeiter verschüttet. Obgleich die Rettungsarbeiten von Seiten des Militärs unter Leitung eines Pionnier-Offiziers alsbald in Angriff genommen wurden, so war doch bei der großen Tiefe des [51] Brunnens keine Hoffnung vorhanden, die Verunglückten lebend aufzufinden.

17.  Der furchtbare, orkanartige Sturm, der an diesem Tage herrschte, richtete, wie an vielen anderen Orten, so auch in Dresden mannigfaches Unheil an. Ganz besonders groß aber waren die durch diesen Sturm auf dem platten Lande und namentlich auch in den Forsten angerichteten Beschädigungen.

19.  Die seit einer langen Reihe von Jahren in unserer Stadt übliche, vornehmlich von der Armenversorgungsbehörde geförderte Christbescheerung für arme Kinder fand auch in diesem Jahre an dem vorgezeichneten Tage im Gewandhaussaale ihre würdige und erfreuliche Wiederholung. Die Festlichkeit begann nach der Ankunft der Königin Maria, deren besonderen Schutzes sich diese Einrichtung erfreut, und es zogen hierauf die für die Bescheerung berufenen 300 Kinder, 174 Mädchen und 126 Knaben, angeführt von dem Knabenmusikchor des kais. russischen Kammermusikus Seifert, in den festlich geschmückten Saal ein, wo nach Absingung eines Chorales Herr Archidiaconus Döhner die Festrede hielt. Die Geschenke, welche die Königin unter Führung des Herrn Oberbürgermeisters Pfotenhauer und Stadtraths Teucher in Augenschein nahm, bestanden u. A. aus 100 Paar Hosen, 41 Knabenjacken, 23 Paar Stiefeln, 49 Paar Knabenschuhen, 34 Knabenhemden, 166 wollenen Mädchenröcken, 108 Mädchenhemden, 55 Mädchenschuhen, einer großen Anzahl von Tüchern, Schürzen, Gesangbüchern, Lehrbüchern und vielen anderen nützlichen Gegenständen. - Dieser Weihnachtsbescheerung folgte am

23.  die Christbescheerung im Schulhause des Vereins für Rath und That für eine Anzahl Vereinsschüler, wozu, wie gewöhnlich, reichliche Gaben eingegangen waren.

26.  Auf Einladung eines zu diesem Zwecke zusammengetretenen Festausschusses versammelte sich am heutigen Sonntage zur Feier des hundertjährigen Geburtstages von Ernst Moritz Arndt ein sehr zahlreiches Publikum im Saale von Braun’s Hotel, der in einfacher Weise mit Arndt’s Büste, von blühenden Camelien umgeben, geschmückt war. Die Feier begann mit dem Gesangvortrage des Uhland’schen Liedes: „Dies ist der Tag des Herrn“, dem zunächst Arndt’s Lied: „Deutsches Herz, verzage nicht“ folgte. In der kurzen [52] Ansprache, die Herr Advocat Hendel an die Versammlung richtete, besonders aber in dem längeren Festvortrage des Herrn Delbrück wurde Arndt’s dauerndes Verdienst als Patriot und Dichter in entsprechender Weise hervorgehoben und hieraus mit dem bekannten Liede: „Was ist des deutschen Vaterland“ die Feier geschlossen. Eine demselben Zwecke gewidmete Festfeier fand zugleich im Stadtverordneten-Saale statt, wo Herr Oberlehrer Hesse die Festrede hielt.

27.  In einer Tiefe von beinahe 44 Ellen wurde nach langer angestrengter Arbeit endlich einer der beiden verschütteten Brunnengräber (s. 14. Dec.), Schütze aus Lausa, aufgefunden, der Verunglückte stand ringsum von festem Sande umgeben auf der Leiter und war dem Anscheine nach, im Auffahren begriffen, von dem Unglücke erreicht worden. Einige Sprossen tiefer stieß man bald nachher auch auf den zweiten, Rehan aus Hermsdorf, der ebenfalls auf der Leiter stand. Beide Leichen wurden in ihre Heimath abgeführt. Der eine Verunglückte hinterließ 5, der andere 2 Kinder.

Nachmittags 5 Uhr fand im Saale der Stadtverordneten die alljährlich sich wiederholende Preisvertheilung an ausgezeichnete Dienstboten durch den unter Protection der Frau Prinzessin Georg stehenden Verein für Hebung des sittlichen Gefühls der hiesigen Dienenden statt. Es erhielten 13 weibliche und 3 männliche Dienende Ehrenzeugnisse mit Geldprämien, 1 weibliche Dienende Ehrenzeugniß ohne Geldprämie, 12 weibliche Dienende und 1 männlicher Dienender Geldprämien und ferner 1 männlicher Dienender ein Ehrengeschenk, in einem Buche und zwei Thalern bestehend.

(Diese Chronik wird in den folgenden Heften fortgesetzt.)



[53]

Register.

Abonnements-Concert Nov. 9.
Ackermann, Hofrath Sept. 11.
Albert-Verein Aug. 21.
Anders, Stadtbauinspector Oct. 11.
Andree, Major Aug. 21, Nov. 21,
Anna-Brunnen Jul. 27. Oct. 8.
Annen-Kirche (Säcularfeier) Oct. 10.
Annen-Kirche (Erneuerung) Oct. 11.
Antonsplatz Jul. 27, Sept. 9.
Arbeiterbildungsverein Sept. 30, Oct. 31, Nov. 30.
Arndt-Feier Dec. 26.
Artillerie-Revue Aug. 21.
Aster, Generalmajor † Oct. 15.
Bähr, J. C., Professor † Sept. 29.
Bähr, Glasermeister Oct. 11.
Barteldes, E. F., Kaufmann Aug. 21.
Beamtenunterstützungs-Verein Dec. 11.
Berthold, Hoforganist Sept. 24.
Bezirksschule, erste Sept. 20.
Böttger, Pastor Oct. 10.
Böttger, Maurermeister Oct. 11.
Brandenstein, Schwestern von Nov. 25.
Bräunig, Decorationsmaler Oct. 11.
Buchwald, Sergeant † Nov. 19, 21.
Carus, Dr. Geheimrath † Juli 28, 31.
Christbescheerung f. arme Kinder Dec. 19, Dec. 23.
Congreß homöopath. Aerzte Aug. 9.
Constitutionsfest Sept. 4.
Dampfschifffahrts-Gesellschaft, sächsisch-böhm., Aug. 5, Sept. 6, Oct. 4, Nov. 4, Dec. 8.
Delbrück, Gen.-Ag. Sept. 5, 19, Dec. 26.
Denkmal f. preuß. Soldaten Oct. 30.
Diebstähle. (siehe Polizeidirection)
Döhn, Dr. Rud. Sept.5. 19.
Döhner, Archidiakonus Dec. 19.
Drechsler, Dr Nov. 1.
Einquartirung Aug. 23.
Elbwasserstand Juli 31, Aug. 31, Sept. 30, Oct 31, Nov. 30.
Englische Kirche Nov. 27.
Fahrenwaldt, Beleuchtungs-Insp. Oct. 2.
Feldschlößchen-Actienbrauerei Dec. 2
Feronia, Gartenbau-Gesellschaft Juli 3.
Feuerversicherungs-Anstalten (Hauptversammlung) Sept. 15.
Flora, Gartenbau-Gesellschaft Oct. 14.
Förster, Dr. med. Oct. 19.
Frauenkirche (geistl. Musikauff.) Aug. 13.
Frauenverein Oct. 31.
Fröhner und Comp. (siehe Dresdner Gewerbebank)
Friedrich, Stadtbaudirector Oct. 8, Oct. 11.
Gartenfest des Albert-Vereins Aug. 21.
Geburten (wöchentliche) Juli 8, 15, 22, 29, Aug. 5, 12, 19, 26, Sept. 2, 9, 16. 23, 30, Oct. 7, 14, 21, 28, Nov. 11, 18, 25, Dec. 2, 10.
Geflügelmuster-Ausstellung Oct. 11.
Geflügelzüchter-Verein Oct. 11.
Geldfund Oct. 27.
Gemeindetag, sächsischer Sept. 11.
Generaldirection d. Staatseisenb. Juli 11.
Getreidepreise Juli 2, Sept. 3, Nov. 1, Dec. 3.
Gewerbebank, Dresdner Aug. 4, Sept. 4, Oct. 4, Nov. 3, Dec.4.
Gewerbeverein, Saalbau Oct. 5.
Gewerbevereine, schles. Juli 20, Juli 21, Juli 22.
Göschen, Mrs Nov. 27.
Gräffe, Dr. med. Oct. 19.
Gustav-Adolf-Stiftung Oct. 7.
Gutbier, Adv. Nov. 25.
Gutschmid, Freih. von, Adv. Oct. 31.
Gutschmid’s Brunnen Juli 31.
Haase, E., Banquier Nov. 7.
Hape, Geh. Regierungsrath Nov. 28.
Hauptbibelgesellschaft, sächs Aug. 18.
Hauptmissions-Verein, sächs. evang. Aug. 17.
Heger, Schuldirector Sept. 20.
Heinrich, Michael Juli 30, Aug. 20.
Hendel, Adv. Sept. 5. Sept. 19. Dec. 26.
Henze, Bildhauer Oct. 8.
Herberge zur Heimath Nov. 28.
Hettner, Prof. Dr Aug. 20.
Hoftheaterbrand Sept. 21, Sept. 28.
Hoftheater-Ruine Oct. 18.
Hönack, Director der sächs.-böhm. Dampfschifffahrts-Gesellschaft Dec. 4.
Hübner, J., Professor Juli 31.
Humboldt-Feier Sept. 14.
Jahn, Orgelbauer Oct. 11.
Jenke, Director Oct. 18.
Jnterimstheater Sept. 28, Oct. 11, 23, 27, Nov. 7, Dec. 2.
Johann Georg, Prinz, Geburt, Taufe etc. Juli 11, 13, 18.
Junghans, Beleuchtungsgehilfe Sept. 21.
Jünglings-Verein, evangel. Nov. 28.
Just, Senator Nov. 25.
Kettenschleppschifffahrt Nov. 1.
Kickelhain, Baumeister Oct. 5.
Kinderheilanstalt Oct. 19.
Kirchenvorstände, Dresdner (Protest derselben) Sept. 27.

[54]

Klosterfrage, sächs. Sept. 5, 19.
Knöfel, Rob., Schuhmachermstr. Sept. 19.
Köhler, Generalin von Aug. 21.
Kohlschütter, Dr. Superint. Nov. 7.
Kother, Unteroffizier Nov. 19.
Kretzschmar, Hofjagdriemer Aug. 21.
Krone, Herm., Photograph Oct. 5.
Küntzelmann, L., Seifenfabr. Aug. 10.
Küttner sen., Dr. med Oct. 19.
Landtags-Eröffnung Sept. 30.
Langbein, Dr. Hofprediger Aug. 17. Oct. 30, Nov. 28.
Lebensrettung Oct. 14.
Leihhaus Juli 31, Aug. 31, Sept. 30, Oct. 31. Nov. 30.
Liederkreis Aug. 21.
Liedertafel Aug. 10, 21.
Lohse, E., Fabrikbesitzer Nov. 25.
Lombard-Bank, sächs. Aug.10, Oct.2.
Lutze, Decorationsmaler Oct. 11.
Miethbewohner-Verein . Nov. 20.
Mirus, Zimmermeister Oct. 11.
Missionsanstalt. Dresdner Aug. 17.
Moltke, General von Aug. 9.
Montbe, Frau Oberst von Aug. 21.
Müller, Zimmermeister Oct. 11.
Müller, sogenannter „Prophet“ Sept. 28.
Musikaufführung für die Hinterlassenen der verunglückten Bergleute Aug. 13, Sept. 24.
Naundorff, Major Aug. 21.
Nesmüller's Theater Aug. 21.
Omnibus-Verein Juli 12.
Oppenheim, von, Geh. Comm.-R. (Fehler im Original) Juli 12., Nov. 25.
Orpheus, Gesangverein Aug. 21.
Papierfabrik, Dresdner Nov. 25.
Paul, Bergmann Aug. 3.
Pfandleihactiengesellschaft Aug. 10.
Pfeilschmidt, Archidiaconus Oct. 10.
Pflanzen- u. Blumenausstellung Juli 3.
Pfotenhauer, Oberbürgermeister Nov. 1, Dec. 2, 19.
Pieper, Architect Nov. 27.
Platen-Hallermund, Reichsgraf von Oct. 2.
Polizeidirection, Thätigkeit ders. Juli 31, Aug. 31, Sept. 30, Oct. 31, Nov. 30.
Pontenschuppen. Nov. 19.
Pusinelli, Hofr. Dr Oct. 19.
Reinhard, Dr., Geh. Med.-R. Juli 31.
Reisegesellschaft (nach d. Schweiz) Juli 24.
Reisewitz, Actienbrauerei Juli 7.
Richter, Zimmermeister Dec. 2.
Rietschel-Museum (Eröffnung) Aug. 20.
Ritscher Oct. 8, Oct. 11.
Ritz, Feuerlöscher. Sept 21, Nov. 19.
Rüling, Dr., Hofprediger Juli 31.
Rülke, Handelskammerpräsident Nov. 25.
Sachse, Maler Oct. 11.
Sandrini, Frau Luigia † Oct. 26.
Sauer, Dr., Diaconus Oct. 10.
Schadenfeuer . . Juli 29, Juli 29, Sept. 21.
Schäfer, Dr. Wilhelm 21. † Nov. 19, 21.
Scheibe, Prof. Dr., Rector † Oct. 27, 30.
Schlick'sche Schiffbauanstalt Nov. 1.
Schröder, Annenkirchvater Oct. 11.
Schubert, Diaconus Nov. 7.
Schulwesen-Statistik. Sept. 30.
Schütze, A., Photograph Juli 22, Oct. 5.
Selbstmorde (siehe Polizeidirection).
Simon, Frau Maria Aug. 21.
Sonntagsarbeiten am Interimstheater Nov. 7.
Sparkasse, städtische Juli 31, Aug. 31, Sept. 30, Oct. 31, Nov. 30.
Spar- und Vorschußverein Aug. 4, Sept. 4, Oct. 2, Nov. 4, Dec. 4.
Sparverein, Dresdner Aug. 31.
Stadtkrankenhaus Juli 31, Aug. 31, Sept. 30, Oct. 31, Nov. 27, Dec. 30.
Stavenhagen, Regierungsrath Nov. 7.
Sterblichkeitsstatistik (wöchentliche) Juli 8, 15, 22, 29, Aug. 5, 12, 19, 26, Sept. 2, 9, 16, 23, 30, Oct. 7, 14, 21, 28, Nov. 11, 18, 25, Dec. 2, 10.
Storz, Maurermeister Oct. 5.
Stürme Nov. 3. Dec. 17.
Taubstummen-Anstalt (Festfeier) Oct. 18.
Teucher, Stadtrath Dec. 19.
Theaterzettel Sept. 4.
Thespis, Theatergesellschaft Aug. 10.
Thode, Ed. Nov. 25.
Tragbrodt, Maschinist † Aug. 23
Unglücksfälle:
     Brunnengräber Dec. 14, 27.
     Hofequipage Sept. 11.
     im Hoffnung- u. Gottessegenschacht Aug. 2. 3.
     bei Langebrück Aug. 23.
     im Oppelschacht Juli 16.
Verein der Gewerbtreibenden Sept. 14.
Verein f. Hebung des sittlichen Gefühls der Dienstboten Dec. 27.
Verein zu Rath und That Nov. 25. Dec. 23.
Vincenz, Glasermeister Oct. 11.
Vitzthum, Graf, Oberhofmarschall Oct. 30.
Vogelschießen, großes Aug. 1, Aug. 8, Aug. 10.
Volksversammlungen Sept. 5, Sept. 19.
Waldbrand Juli 1.
Walter, A., Kaufmann Oct. 5.
Wels, Hilfsschaffner † Aug. 23.
Wigard, Prof. Dr. med. Sept. 5.
Wissenschaftlicher Cyclus Nov. 1.
Wohlfahrtspolizei, städtische Juli 31, Aug. 31, Sept. 30, Oct. 31, Nov. 30.
Wohlthätigkeitsfest a. d. Vogelw. Aug. 10.
[I]


Vereinsnachrichten.

Der Verein verdankt seine Entstehung der von Herrn Karl Eduard Rieger, Lehrer hier an der 1. Bezirks-Schule, dazu gegebenen Anregung durch eine öffentliche Aufforderung des Inhaltes:

Wer einem zu begründenden Vereine für Geschichte Dresdens und seiner Umgegend beitreten will, wird gebeten, Adresse bei Herrn Kaufmann Böhme, Dippoldiswaldaer Platz, niederzulegen.

E. Rieger, Lehrer,

welche am 9. Mai 1869 im hiesigen Anzeiger (Nr. 129, 3. Beilage) zum Abdruck gelangt war. Es meldeten sich hierauf an demselben Tage noch bei ihm Herr Adv. Karl Gautsch, Herr E. F. Springer, Redacteur des „Dresdner Anzeigers", Herr Adolph Hantzsch, Lehrer der 6. Bezirks-Schule, Herr Paul Kunath, Lehrer der I. Bürger-Schule, Herr F. Hagedorn, Geschäftsführer der Restauration des Schles. Bahnhofes, Herr Karl Handrick, Inspicient am Kgl. Hoftheater. Ermuthigt hierdurch, wiederholte Herr Lehrer Rieger seine Einladung zum Beitritte in einer am 13. Mai 1869 sowohl im „Dresdner Anzeiger“, als auch in den „Dresdner Nachrichten“ mit Unterzeichnung seines Namens abgedruckten Aufforderung. Diese führte zwei neue Mitglieder: Herrn M. B. Lindau, Literat in Hainsberg bei Tharand, und Herrn Hof-Uhrmacher Moritz Weiße dem Unternehmen zu. Herr Lehrer Rieger lud hierauf die genannten Herren zu einer Vorbesprechung ein, welche am 20. Mai Abends im Garten des Gasthauses „Zum goldnen Ring“ am Postplatze abgehalten und von den Herren Rieger, Springer, Hantzsch, Gautsch, Hagedorn und dem neugemeldeten Herrn Juwelier Widemann besucht ward. Man beschloß, der geringen Betheiligung ungeachtet, mit der Begründung eines Vereines weiter vorzugehen und fernere Mitglieder zu werben. Advokat [II] Gautsch übernahm die Ausarbeitung eines Statutenentwurfes und eines Einladungsschreibens an verschiedene Persönlichkeiten, welche beide Entwürfe bei einer zweiten Zusammenkunft am 24. Mai, der die Herren Rieger, Gautsch, Springer, Hantzsch, Lindau, Hagedorn, Widemann, sowie die inzwischen noch beigetreteneu Herren: Buchhändler Ernst am Ende, Kaufmann Schnecke und Expedient Nestler beiwohnten, besprochen und festgestellt wurden. Man beschloß auch, nunmehr eine constituirende Versammlung abzuhalten und dazu öffentlich einzuladen.

Es fanden sich dazu

am 10. Juni 1869

Abends in einem Zimmer der ersten Etage des Café de l’ Europe Frauenstr. Nr. 1) 24 Herren ein, welche nicht nur ihren Beitritt zum Vereine erklärten, sondern auch unter Vorsitz des Herrn Bürgermeisters Neubert in die Berathung der Statuten eintraten und nach Annahme derselben die Begründung des Vereines aussprachen. Bei der hierauf stattfindenden Wahl des Vorstandes wurde Herrn Appellationsrath a. D. Pietsch der Vorsitz, Herrn Bürgermeister Neubert dessen Stellvertretung, Herrn Redakteur Springer die Schriftführung, Herrn Lehrer A. Hantzsch dessen Stellvertretung, Herrn Bibliotheks-Secretair Dr. Bösigk die Bibliothek und Herrn Ernst am Ende das Kassengeschäft übertragen.

Nachdem der junge Verein seine Begründung der hiesigen Einwohnerschaft bekannt gemacht und zum Beitritte eingeladen hatte, setzte sich derselbe auch mit hiesigen und auswärtigen Vereinen in Verbindung. Bald gingen auch mehrfache Geschenke für die Sammlungen des Vereines ein und mit dankenswerther Liberalität ward den Mitgliedern erwünschter Zutritt zu dem K. Haupt-Staats- und dem Geh. Finanz-Archive gewährt. Die Mitgliederzahl erweiterte sich durch den Zutritt von 26 Personen. Doch verstarben im Laufe des ersten Vereinsjahres zwei Mitglieder (Herr Ober-Lieutenant Schreiber und Herr Dr. W. Schäfer) und vier traten wieder aus, so das; am Schlusse desselben die Mitgliederzahl in 42 bestand. Es fanden 22 Vereinsversammlungen, darunter eine öffentliche, statt und es wurden in denselben verschiedene Vorträge, darunter 9 größere, gehalten. Die Bibliothek erwarb durch Kauf und Schenkungen 83 Werke und eine große Anzahl kleiner Schriften; die Sammlung von Plänen, Portraits und Bildern aller Art erfreute sich gleichen Zuwachses; auch einige Antiquitäten bildeten [III] den Anfang zu einer besonderen Sammlung. Die vom Vereins-Cassirer abgelegte Rechnung wies eine Einnahme von 61 Thlr. 10 Ngr., dagegen eine Ausgabe von 60 Thlr. 16 Ngr. 8 Pf. nach.

Im zweiten Vereinsjahre vom 1. Juni 1870–1871 bestand der Vorstand aus Herrn Appellationsrath a. D. Pietsch als Vorsitzenden, Herrn Bürgermeister Neubert als Stellvertreter, Herrn Lehrer Hantzsch als Schriftführer, Herrn Juwelier Widemann als dessen Stellvertreter, Herrn Buchhändler Schilling als Cassirer und Herrn Dr. Weinhold als Bibliothekar. Es fanden 22 Sitzungen statt und sind darin 20 größere Vorträge gehalten worden. In einer derselben beschloß man auch eine Chronik der Stadt vom 1. Juli 1869 an, verbunden mit Vereinsnachrichten und Aufsätzen, in zwangslosen Heften herauszugeben. Zur Zusammenstellung der Tagesereignisse für diese Chronik bekam der Verein auf Ansuchen sowohl vom „Dresdner Anzeiger“, als wie vom „Dresdner Journal“ ein Frei-Exemplar bewilligt.

Die Mitgliederzahl betrug am Schlusse des zweiten Vereinsjahres nur 46 Mitglieder, indem zwar 5 neue aufgenommen worden, vier aber ausgetreten waren. Die Casse schloß mit einem Bestande von 40 Thlrn. 10 Ngr., weil von 55 Thlrn. 3 Ngr. 2 Pf. Einnahmen nur 14 Thlr. 23 Ngr. 2 Pf. verausgabt worden waren.

Als Zeugniß von der Thätigkeit des Vereines wolle man auch nachstehende Zusammenstellung der interessantesten Vorträge betrachten, welche seit Entstehen des Vereines von Mitgliedern desselben gehalten worden sind:

am Ende: Des Dresdner Superintendenten Dr. am Ende Leben und Wirken.- Ch. Ch. Hohlfeldt als Geschichtsschreiber und Dichter.

Döhner: Biographie des Oberhofpredigers Dr. Philipp Spener.

Gautsch: Das Gespenst in der Dresdener Haide. - Biographie des Chronisten Weck. - Der Chronist Schürer. - Die Familie Fesser. - Das Schankwesen Dresdens in Bezug auf fremde Biere im 15. und 17. Jahrhunderte. - Ueber die Unehrlichkeit, ein Rechtsfall. - Geschichte der Pirnaischen Vorstadt bis zum 16. Jahrhunderte. - Der Queckbrunnen. - Der Abdankeplatz.

Hantzsch: Die Winkelschulen im 17. Jahrhunderte. - Die Dresdener Armenschulen. [IV] Kießling: Tageschronik der Jahre 1869, 1870 und 1871.

Klemm in: Biographie des Dr. W. Schäfer.

Lindau: Geschichte des Theaters in Dresden.

Neubert: Mittheilungen aus Rathsrechnungen vom Jahre 1400 an. - Ueber die Wehrverfassung im Mittelalter. - Ueber Strafwesen im 16. Jahrhunderte.

Nitze: Der erste Besuch Napoleon’s I. in Dresden.

Pietsch: Das frühere Amthaus. - Das Burglehn in Dresden. - Die ersten Besitzer der Marienapotheke. - Volkszählung im Jahre 1699. - Rathsordnung Herzog Georg des Bärtigen. - Der Frau Mutter Haus auf der Kreuzgasse. - Bauordnungen der Kurfürsten Moritz und August. - Der Taschenberg.

Rieger: Die Sage vom grauen Sünder. - Ueber den Namen Dresdens. - Ueber Geschichte und Topographie der Stadt Dohna. - Geschichtliches der Wilsdruffer Vorstadt. - Die Spukhäuser in Dresden. - Der Zwangsstein in der Gerbergasse. - Ueber lokalen Aberglauben. - Ueber den Obersee.

Schäfer: Aelteste Geschichte Dresdens.

Springer: Kapellmeister Naumann in Venedig.

Tutzschmann: Geschichte des Waisenhauses.

Weiße: Taxen des 16. und 17. Jahrhunderts. - Die alte Brücke und die Kalandsbrüder. - Literatur der Geschichte Dresdens. - Rechnungen des Brückenamtes in Dresden. - Erbauung der katholischen Hofkirche. — Mosczinsky’s Palais. - Schilderungen Dresdens in älteren Reisebeschreibungen.

Widemann: Der Freiberger Platz, sonst Entenpfütze. - Festlichkeiten am Hofe Johann Georg’s IV. - Kellerordnung des Rathes vom Jahre 1619. - Der Dohnaische Brückenzoll in Dresden. - Die grüne Bude.

Für das Streben, die Zwecke des Vereines zu fördern, sprechen auch folgende im Drucke erschienenen literarischen Arbeiten von Mitgliedern:

am Ende, Ch. G. E., Dr. Johann Joachim Gottlob am Ende, verstorben 1777 als Superintendent zu Dresden. Ein Lebensbild aus dem 18. Jahrhundert, zugleich ein Beitrag zur Geschichte Dresdens, auf Grund familiengeschichtlicher [V] Sammlungen. Nebst einer Bibliotheca am Endiana. Dresden, 1871. 55 Seiten gr. 8 °.

Gautsch K., Die Gründung und Entstehung von Friedrichstadt nach Urkunden und archivalischen Quellen, zur Feier des 200jährigen Stadt-Jubiläums am 25. Juli 1870. Mit 2 Plänen. Dresden. 64 Seiten 8 °.

(Derselbe und Ferd. Nitze.) Dresdener Bürger-Kalender für das Schaltjahr 1872. 1. Jahrg., mit Holzschnitten, Dresden. 80 Seiten 4 °.

Neubert, H. M., Vortrag an das Stadtraths-Collegium zu Dresden über die Rechtsverhältnisse der dasigen alten Elbbrücke. (Als Manuskript gedruckt.) Dresden, 1857. 264 Seiten gr. 8°.

- - -, Melanchthon und die Stadt Dresden. Localgeschichtliche Skizze. Dresden, 1860. 80 Seiten gr. 8 °.

- - -, Vortrag an das Stadtraths-Collegium zu Dresden über die Rechtsverhältnisse der Kreuzschule. (Als Manuskript gedruckt.) 1862. 48 Seiten gr. 8°.

Geschenke für Bibliothek und übrige Sammlungen gingen seit Gründung des Vereines namentlich von Mitgliedern zu wiederholten Malen ein. Außerdem erfreuten den Verein mit literarischen und anderen Gaben der königl. sächs. Alterthums-Verein, der Freiberger Alterthums-Verein, der Voigtländische Alterthumsforschende Verein, der Geschichts-und Alterthumsforschende Verein des Osterlandes, der Geschichts- und Alterthums-Verein zu Leisnig, der Verein Maciska zu Bautzen, der Verein für die Geschichte Leipzigs, der Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen, die Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften, das Archiv des Stadtverordneten-Collegiums, die Herren Hofzahlamts-Canzlist Busch, Lithograph Fliegel, Oberbibliothekar Professor Dr. Förstemann, Mechanikus Grundmann, Blumenfabrikant Günther, Medizinalrath Dr. Hille, Dr. med. Marcus, Particulier Martius, Dr. Oettinger, Photograph Schelcher, Canzleirath Seyffert, Vergolder Steinwald, Messerschmied Straube, Herr Kunsthändler Apell, die Buchhändler Herren G. Dietze, Gottschalck, Kubel, die Lehmann’sche Buchdruckerei, die Herren Antiquare Bauersachs, Eger, Jacobson, denen Allen wir auch hierdurch Dank sagen.

[VI] Dadurch ist unsere Sammlung an Büchern und anderen Gegenständen so angewachsen, daß wenigstens der zu deren Aufbewahrung dienende Schrank nicht mehr ausreicht, Alles passend und übersichtlich zu beherbergen. Der schon längst gehegte Wunsch nach einem besonderen und festen Locale zu Aufstellung von Sammlungen und Bibliothek, sowie zur Begründung eines städtischen Museums ist damit für den Verein zu einer brennenden Tagesfrage geworden. Auf Gesuche an den Stadtrath, in irgend einem Passend gelegenen Communalgebäude ein Local dazu eingeräumt zu bekommen, ist bis jetzt beim Mangel eines solchen ein abfälliger Bescheid erfolgt und der Verein leider noch nicht so glücklich gewesen, in einem anderen Gebäude, wenn auch Privathause, gegen Zins ein sicheres Unterkommen zu finden.

Ueber das dritte Vereinsjahr wird noch in der bevorstehenden Hauptversammlung Bericht erstattet werden.

Der Verein ist seit seinem Entstehen bestrebt gewesen, nach allen Richtungen hin seine Aufgabe zu erfüllen. War auch der Kreis der thätigen Mitglieder leider ein noch sehr kleiner, so hat doch der beharrliche Fleiß und die warme Hingebung mehrerer Mitglieder auch bei geringen Mitteln Manches erreichen lassen. Namentlich verdankt der Verein Herrn Emil Kießling das Sammeln, Sichten und Zusammenstellen des in den Tagesblättern enthaltenen Materiales zur Localgeschichte, und die zweckmäßige Verarbeitung dieses sehr umfangreichen Stoffes dem Herrn Dr. M. B. Lindau, wodurch der Verein in den Stand gesetzt worden ist, den Anfang der Dresdener Chronik zu liefern. Auszüge aus gehaltenen Vorträgen und andere Mittheilungen über die Vereinsthätigkeit, im Dresdner Anzeiger veröffentlicht, werden hoffentlich ein immer allgemeineres Interesse an unserer Ortsgeschichte erwecken. Wiederholt hat der Verein namhafte, zum Abbruch bestimmte Gebäude auf seine Kosten aufnehmen lassen, um wenigstens eine Ansicht von ihnen der Zukunft zu erhalten. Die Anlegung von Repertorien und Verweisungs-Katalogen wird unausgesetzt mit Sorgfalt gefördert, und so hofft der Verein zu Nutz und Ehre Dresdens gedeihlich fortzuschreiten.


[VII]

Mitgliederverzeichniß.



am Ende, Ernst, privat. Buchhändler.
Arldt, Karl Theodor, Dr. med.
Bosigk, Franz Ludwig, Dr. phil. und K. Bibliotheksecretair.
Blochmann, Georg Moritz, Commissionsrath, Fabrikbesitzer.
Claus, Fr. Gottfried Albert, Bankier.
Döhner, Friedrich Karl, Archidiaconus an der Kreuzkirche.
Flath, Karl Eduard, Stadtrath.
Froehner, C. Reinhard, Direktor der Gewerbebank.
Gautsch, Karl Friedrich Constantin, Advokat.
Gerbeth, Karl, Advokat.
v. Götz, Kammerherr und Rittergutsbesitzer auf Trattlau.
Hagedorn, F. Jul. Mart., Kaufman und Bahnhof-Restaurateur.
Handrich, Karl, Hoftheater - Jnspicient.
Hantzsch, Karl Adolph, Lehrer.
Hausmann, Ludwig Gustav, Dr. phil. Oberlehrer an der Kreuzschule.
Helm, Ferdinand Ludwig, Tischlermeister.
Herzog, August Emil, Calculator im statist. Bureau.
Heichen, Moritz, privat. Gutsbesitzer.
Immisch, Otto, Lehrer.
Kießling, Emil, Calculator im statist. Bureau.
Klemm, Heinrich, Buchhändler.
Knoefel, Gottl. Robert, Schuhmachermeister.
v. Kochlitzky, Castor, Freiherr, Major a. D.
Koenigsheim, Arthur Wilibald, Reg.-Rath, in Blasewitz.
Leonhard, Moritz, Buchbindermeister.
Lindau, Martin Bernhard, Dr. phil. in Hainsberg.
Lehmann, Ottomar, Buchdruckereibesitzer.
Martin, A. Louis, Münz-, Antiquitäten- und Kunsthändler.
Müller, Arthur, Schuldirector.
Naumann, Heinrich, Buchhändler.
Nestler, Ernst, Expedient.
Neubert, Heinrich Moritz, Bürgermeister.
Niese, Karl F., Advokat.
Nitze, Ferdinand H., Particulier.
Oehlschlägel, K. Robert. Lehrer.
Pauli, Clemens Ernst, Lehrer.
Petermann, Ludwig Theodor, Dr. phil. und Ministerialsecretair.
Pietsch, Karl Heinrich, Appellationsrath a. D.
Rahnfeld, F. A., Oberaufseher im histor. Museum.
Rieger, Karl Eduard, Lehrer.
Sahrer von Sahr, C. H. A., Rittergutsbesitzer auf Dahlen.
Schilling, Emil, Buchhändler.
Schnecke, Richard, Kaufmann.
Sperder, Karl Julius, Regierungsrath.
Springer, Ed. Ferd., Redacteur des Dresdner Anzeigers.
Stephani, Ad., Gerichts-Referendar.
Teucher, Oskar Hugo Sigismund, Stadtrath.
Tutzschmann, Maximilian Moritz, Pfarrer in Plauen.
Wagner, Karl, Lehrer.
Weinhold, Jul. Moritz, Dr. phil. und Lehrer an der Kreuzschule.
Weiße, Moritz, kgl. Hof-Uhrmacher.
Widemann, Julius Emil, Juwelier.
Welzel, Albert Ferdinand, Edelsteinschneider und akadem. Künstler.

[Inhaltsverzeichniß]

Inhaltsverzeichniß.




Seite
1. Chronik der Stadt Dresden vom 30. Juli bis 31. December 1869 1 - 52
2. Vereinsnachrichten I - VI
3. Mitgliederverzeichniß VII




[Ξ] Leerseite

[Danksagung]
An die Bewohner Dresdens,
sowie an auswärtige Freunde unserer Bestrebungen

richten wir die angelegentliche Bitte, durch Beiträge unsere Sammlungen zu unterstützen. Wir nehmen in dieselben nicht allein alles Aeltere, auf die Geschichte und die Zustände Dresdens irgendwie Bezügliche: Manuscripte, Druckschriften, Blätter, Abbildungen, Wappen, Geräthe u. s. w. auf, sondern wir halten es für eine ebenso wichtige Aufgabe, alles Neue der Zukunft zu bewahren. Wir bitten daher zu beachten, daß Prospecte, Programme, Jahresberichte, gesellschaftliche Drucksachen, Portraits, Grundrisse und Abbildungen aller Art unseren Zwecken förderlich sind. Unserer eigenen Aufmerksamkeit kann sich beim Sammeln gar Vieles entziehen; daher nehmen wir auch die scheinbar kleinste Spende dankbar an und empfehlen zu erleichterter Abgabe außer allen anderen Mitgliedern namentlich die Geschäftslokale der Herren: Antiquitätenhändler L. Martin (Pirnaische Straße 15), Buchhändler H. Naumann (Wallstraße 17), Buchhändler E. Schilling (Galeriestraße 10), Juwelier Widemann (große Schießgasse 10), sowie in Neustadt: die Lehmann’sche Buchdruckerei (Hauptstraße 19). Dagegen hoffen wir, bald in der Lage zu sein, durch Ausstellung unserer Sammlungen in einem geeigneten Locale dem öffentlichen Interesse daran entsprechen zu können.

Der Verein für Geschichte und Topographie
Dresdens.

[Ξ] Ausleihzettel der SLUB

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Theinahme
  2. Addition in Vorlage nicht stimmig