Gautsch übernahm die Ausarbeitung eines Statutenentwurfes und eines Einladungsschreibens an verschiedene Persönlichkeiten, welche beide Entwürfe bei einer zweiten Zusammenkunft am 24. Mai, der die Herren Rieger, Gautsch, Springer, Hantzsch, Lindau, Hagedorn, Widemann, sowie die inzwischen noch beigetreteneu Herren: Buchhändler Ernst am Ende, Kaufmann Schnecke und Expedient Nestler beiwohnten, besprochen und festgestellt wurden. Man beschloß auch, nunmehr eine constituirende Versammlung abzuhalten und dazu öffentlich einzuladen.
Es fanden sich dazu
Abends in einem Zimmer der ersten Etage des Café de l’ Europe Frauenstr. Nr. 1) 24 Herren ein, welche nicht nur ihren Beitritt zum Vereine erklärten, sondern auch unter Vorsitz des Herrn Bürgermeisters Neubert in die Berathung der Statuten eintraten und nach Annahme derselben die Begründung des Vereines aussprachen. Bei der hierauf stattfindenden Wahl des Vorstandes wurde Herrn Appellationsrath a. D. Pietsch der Vorsitz, Herrn Bürgermeister Neubert dessen Stellvertretung, Herrn Redakteur Springer die Schriftführung, Herrn Lehrer A. Hantzsch dessen Stellvertretung, Herrn Bibliotheks-Secretair Dr. Bösigk die Bibliothek und Herrn Ernst am Ende das Kassengeschäft übertragen.
Nachdem der junge Verein seine Begründung der hiesigen Einwohnerschaft bekannt gemacht und zum Beitritte eingeladen hatte, setzte sich derselbe auch mit hiesigen und auswärtigen Vereinen in Verbindung. Bald gingen auch mehrfache Geschenke für die Sammlungen des Vereines ein und mit dankenswerther Liberalität ward den Mitgliedern erwünschter Zutritt zu dem K. Haupt-Staats- und dem Geh. Finanz-Archive gewährt. Die Mitgliederzahl erweiterte sich durch den Zutritt von 26 Personen. Doch verstarben im Laufe des ersten Vereinsjahres zwei Mitglieder (Herr Ober-Lieutenant Schreiber und Herr Dr. W. Schäfer) und vier traten wieder aus, so das; am Schlusse desselben die Mitgliederzahl in 42 bestand. Es fanden 22 Vereinsversammlungen, darunter eine öffentliche, statt und es wurden in denselben verschiedene Vorträge, darunter 9 größere, gehalten. Die Bibliothek erwarb durch Kauf und Schenkungen 83 Werke und eine große Anzahl kleiner Schriften; die Sammlung von Plänen, Portraits und Bildern aller Art erfreute sich gleichen Zuwachses; auch einige Antiquitäten bildeten
diverse: Dresdener Chronik vom 1. Juli bis 31. December 1869. i. A. des Verein für Geschichte und Topographie Dresdens und seiner Umgebung, Dresden 1872, Seite II. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft01VereinGeschichteDresden1872.djvu/62&oldid=- (Version vom 9.4.2023)