auszubrechen und zu entfliehen. Der Gefangene, ein sehr kräftiger und gewandter Schmied von Profession, hatte, nachdem er in der Nacht vom 17. zum 18. Januar d. J. aus dem Zuchthause entsprungen war, längere Zeit die Umgegend Dresdens unsicher gemacht und war erst am 3. Juni unweit Strehlen nach heftiger Gegenwehr gefangen genommen worden. Ein sehr frecher Einbruchsdiebstahl, der in derselben Nacht vom 29. zum 30. in der Ammonstraße verübt ward und bei welchem eine größere Partie Silberzeug und andere werthvolle Gegenstände gestohlen wurden, schien die erste neue Frevelthat gewesen zu sein, wozu der entsprungene Dieb die wiedergewonnene Freiheit benutzt hatte.
31. In früher Morgenstunde fand, den Wünschen des Entschlafenen entsprechend, in einfacher Weise das Begräbniß des am 28. verstorbenen Geheimraths Dr. Carus statt. Bei der Feier im Trauerhause zu welcher als Vertreter des königlichen Hauses die Herren Generaladjutant Generalmajor von Witzleben, Hofmarschall Graf Vitzthum von Eckstädt, die Oberhofmeister August und Maximilian von Minckwitz und die prinzlichen Hofmarschalle Senfft von Pitsach und von Tschirschky-Bögendorf sich eingefunden hatten, hielt Herr Hofprediger, Consistorialrath Rüling als Beichtvater des Verewigten, am Sarge in Gegenwart der Familie und der näheren Freunde des Hauses, unter denen sich auch der Herr Staatsminister Dr. Freiherr von Falkenstein befand, eine Rede, in welcher er den Entschlafenen in all seinem vielseitigen Streben und Wirken zu charakterisiren suchte, besonders seinen Patriotismus und seine wahrhaft innige Anhänglichkeit an den König und das königliche Haus hervorhob und dann namentlich sein häusliches und sein inneres religiöses Leben schilderte. Er stellte darin u. a. die drei Freunde, welche im October des vorigen Jahres noch einmal bei einander gewesen und nun im Verlaufe eines halben Jahres einer nach dem andern heimgegangen waren, nämlich von Martins aus München, von Langenn und Carus zusammen und zeigte, wie diese Männer, „jeder in seiner Weise die Signatur der Kinder Gottes an sich getragen und wie besonders auch bei Carus die innige Liebe zu Gott der treibende und wärmende Funke, der Lichtkern seines Lebens gewesen sei.“ An dem Leichenzuge betheiligten sich die Vertreter des Ministeriums des Innern, die Herren Geheimen Räthe Dr. Weinlig und Körner, Vertreter des akademischen Rathes,
diverse: Dresdener Chronik vom 1. Juli bis 31. December 1869. i. A. des Verein für Geschichte und Topographie Dresdens und seiner Umgebung, Dresden 1872, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft01VereinGeschichteDresden1872.djvu/12&oldid=- (Version vom 1.4.2023)