aufnehmen. Am Nachmittage wurde auch der Bergmann, der am Tage zuvor nach stattgefundenem Unglücke in den Schacht gestiegen war, der 20jährige Paul, der Sohn des Rechnungsführers Paul, nach vollen 24 Stunden wieder herausgebracht. Er war noch am Leben und wollte in dem Schachte noch laute Rufe nach Hilfe gehört haben, in Folge dessen man sich der Hoffnung hingab, noch einige Lebende aus dem großen Grabe herauszubringen, eine Hoffnung, die sich leider nicht erfüllte.
Auf dem Gottessegenschachte erschien Nachmittags auch der Prinz Georg mit seinem Adjutanten, um von der Unglücksstätte Einsicht zu nehmen, während der König, dem alsbald nach Schwalbach von dem Unglück berichtet worden war, von dort aus telegraphisch anordnete, den Hinterbliebenen der Verunglückten, „um dem ersten Bedürfnisse abzuhelfen“, 500 Thaler aus der königlichen Schatulle zu zahlen. In gleicher Weise wurden an diesem Tage an der Dresdner Fondsbörse in wenigen Minuten 1000 Thaler für die Hinterbliebenen der Verunglückten gezeichnet. Mit diesen ersten reichlichen Spenden, welchen sich die bekannte Fürsorge des Herrn Baron von Burgk für seine Bergleute in freigebigster Weise anschloß, wurde gewissermaßen der Grund zu dem unerwartet reichen Schatze gelegt, womit die bis in die weitesten Entfernungen wachgerufene erbarmende Liebe mildthätiger Menschen das durch die furchtbare Katastrophe entstandene Weh zu heilen oder zu lindern gesucht hat. – Nach den nachträglich angestellten Erörterungen betrug die Zahl der Verunglückten 276, von welchen zwei Dritttheile Familienväter waren. Was die Entstehung des Unglückes anlangt, so war, so weit die ersten alsbald angestellten Erörterungen erkennen ließen, der Direktion sowie technischen Leitung der fraglichen Kohlenwerke ein Vorwurf nicht zu machen. Dagegen war wahrzunehmen, daß die ungewöhnliche heiße Witterung der letzten Tage der Atmosphäre eine Spannung beigebracht, welche das Entweichen der schädlichen Gase aus dem Schachte verhindert hatte und daß sich dieselben daher in der Tiefe und ganz besonders in den alten, nicht mehr im Betriebe befindlichen Strecken angesammelt hatten und muthmaßlich dort durch die Unvorsichtigkeit irgend eines Arbeiters entzündet worden waren.
4. Die an diesem Tage veröffentlichte Geschäfts-Uebersicht des Spar- und Vorschuß-Vereins zu Dresden auf den Monat Juli
diverse: Dresdener Chronik vom 1. Juli bis 31. December 1869. i. A. des Verein für Geschichte und Topographie Dresdens und seiner Umgebung, Dresden 1872, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft01VereinGeschichteDresden1872.djvu/16&oldid=- (Version vom 3.4.2023)