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BLKÖ:Hormayr zu Hortenburg, Joseph (II.) Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 9 (1863), ab Seite: 277. (Quelle)
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Hormayr zu Hortenburg, Joseph (II.) Freiherr von (k. k. Hofrath und österreichischer Historiograph, geb. zu Innsbruck 20. Jänner, nach Einigen 1781, nach Anderen 1782, gest. zu München 5. November 1848). Ein Enkel des Joseph (I.), ersten Freiherrn von Hormayr [s. d. Vorigen], wurde Joseph (II.) im Elternhause erzogen und beendete seine Studien auf der Innsbrucker Hochschule; im Mai 1797 trat er beim Stadt- und Landgerichte in Innsbruck in den Staatsdienst, kam 1799 zum Gubernium und zur Kammerprocuratur und wurde 1801 Landrechtsauscultant. Während dieser amtlichen Laufbahn trat er in dem damals im Herzen Tirols geführten Kriege als Gemeiner bei der Tiroler Landwehr ein, wo er später zum Adjutanten des Obercommando’s im Innthale und auf Veranlassung der Feldmarschall-Lieutenants Hiller und Chasteler zu Ende des Feldzuges 1800 zum Divisionscommandanten und Major ernannt und mit der silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet wurde. Im Jahre 1802 zum Hofconcipisten ernannt, wurde H. bereits im April 1803 referirender Hofsecretär in der Staatskanzlei, in der Section für Deutschland, indem er schon im Juli des Jahres 1802 nach dem Tode des Hofrathes Daiser, provisorischer, im April 1808 aber wirklicher Director des geheimen Staats-, Hof- und Hausarchives wurde. Im Kriege 1809 zum Hofcommissär in Tirol und Vorarlberg ernannt, versah er dieses Amt von Beginn des Krieges bis zur Räumung Tirols Anfangs August, einen Monat nach dem Znaymer Waffenstillstande. Im September 1809 wurde er wirklicher Hofrath und im August 1816 Historiograph des kaiserlichen Hauses. Als König Ludwig von Bayern im October 1825 den Thron bestieg, berief er Hormayr, den er schon früher [278] kennen gelernt, in seine Dienste. Zwei Berufungen Bayerns hatte H. bereits abgelehnt, eine neue aber, September 1828, in Würdigung der mit jedem Tage mehr verkümmernden geistigen Zustände im Vaterlande, voll Hoffnungen für Deutschlands intellectuellen und materiellen Aufschwung, welche damals der junge, geistig hochbegabte Fürst Bayerns in H. erweckte, übrigens ohne mindesten Vortheil in Rang und Bezügen, angenommen. Hormayr gibt eine ausführliche rechtfertigende Darstellung dieses seines Uebertrittes im 2. Bande seiner „Anemonen“. Durch ein Schreiben des Staatskanzlers Fürsten Metternich vom 22. October 1828 erhielt H. seine ehrenvolle Entlassung und legte am 1. November d. J. den Eid der Treue ab in die Hände des kön. bayerischen Ministers Grafen von Armannsberg als königlich bayerischer wirklich geheimer Rath und Kammerherr, Ministerialrath im Ministerium des Aeußern und des königlichen Hauses, in welchem er die Thronlehen, die kirchlichen Angelegenheiten und die römische Correspondenz zugewiesen erhielt und zugleich in jenem des Innern, wo das Archivswesen, die Erhaltung alterthümlicher Kunstwerke und geschichtlicher Ueberreste, die Museen, Antiquarien und topographisch-historischen Kreiskarten in den Bereich seiner Amtswirksamkeit gehörten. Am 2. April 1832 wurde H. bei den damaligen Bestrebungen nach einem mitteldeutschen Handels- und Zollvereine und der in Folge dessen geschehenen Sendung des Grafen Ludwig Kielmansegge von Hannover nach München, als bayerischer Ministerresident an den königlich großbritannisch-hannoverischen Hof gesendet und überreichte sein Creditive an Wilhelm IV. am 7. September 1832 dem Vicekönige Herzog von Cambridge. In Hannover mit dem Staatsminister Grafen von Münster und dem Feldzeugmeister und Chef der Artillerie und des Geniecorps Friedrich Grafen von der Decken enge verbündet, half Hormayr Letzterem den historischen Verein für Niedersachsen stiften, Mai 1835, und ihn mit allen süd- und mitteldeutschen Vereinen in Verkehr und alle diese zu regelmäßigem jährlichen Austausch ihrer Entdeckungen und ihrer Rechenschaftsberichte bringen, wodurch unmerklich, aber um so inniger, die lange unterdrückte Annäherung der verschiedenen deutschen Stämme zu Stande kam und jenes Bewußtsein der Zusammengehörigkeit geweckt wurde, welches eben im Jahre 1862 in der Fichtefeier, im Frankfurter Schützen-, im Münchener Turnfeste, im deutschen Juristentage, bei dem Salzburger Künstlerfeste und der Karlsbader Naturforscher-Versammlung zum schönsten Ausdrucke gelangte. Im Jahre 1839 kam H. als Ministerresident bei den Hansestädten nach Bremen, wo er bis 1846 verblieb, in welchem Jahre er nach München zurückberufen wurde, um die Direction des Reichsarchives zu übernehmen. Zwei Jahre später starb er im Alter von 67 Jahren. Diese nicht eben eintönige, aber auch nicht sehr wechselvolle Beamtenlaufbahn durchschlingt aber ein reiches Leben von tausend und tausend Interessen und Bestrebungen, Anläufen und vollbrachten Unternehmungen, welche einerseits in einer großartigen literarischen Thätigkeit [siehe: I. Hormayr’s literarische Arbeiten] zum Ausdrucke kamen, andererseits sich in den politischen Kämpfen jener Jahre, in welche H.’s erste zwei Decennien seiner amtlichen Laufbahn fallen, bemerkbar machte. Schon im December 1805 begleitete H. den Fürsten [279] Liechtenstein auf den Friedenscongreß nach Preßburg. Einer der eifrigsten Gegner Napoleon’s und seines Systems, war es H., der überall, wenn sich ihm Gelegenheit darbot, diese seine Gesinnung zur Förderung des Deutschthums und deutscher Interessen zum Ausdruck brachte. Hormayr war es, der den allgemeinen Aufstand in Tirol vorbereitete und 1809 zur Armee nach Innerösterreich, welche unter den Befehlen des Erzherzogs Johann stand, gesendet wurde, um die längst heimlich organisirte Erhebung in Tirol, Vorarlberg und später im Salzburgischen zur Ausführung zu bringen. Sein Plan, auf tüchtiger Localkenntniß und im Vertrauen auf seine Landsleute beruhend, gelang vollkommen. Wo noch etwa Saumseligkeit hindernd entgegentreten mochte, bewirkten seine Proclamationen die beabsichtigte Erhebung. Abgeschnitten von aller Verbindung mit der kaiserlichen Armee und den übrigen Ländern der Monarchie, führte er allein die ganze Verwaltung des Landes, beendete die im Besitzergreifungspatente (Udine 13. April 1809) vorgeschriebene Organisation; leitete energisch – mit Ausnahme der rein militärischen Operationen – die Landesvertheidigung und führte in solcher Weise die Civil- und Militärverwaltung allein, allen Hindernissen und Schwierigkeiten trotzend, die ein insurgirtes Land zur Genüge darbietet, entblößt von allen Hilfsmitteln, vom Feinde geächtet und nur von seinen treuen, tapferen Landsleuten unterstützt, so lange fort, bis durch den Znaimer Waffenstillstand, Anfangs August, die Räumung Tirols und Vorarlbergs geboten ward. In seinen früheren Wirkungskreis zurückgekehrt, beschäftigte er sich wieder mit geschichtlichen Studien, bis politische Verwickelungen ihn nebst vielen anderen Tirolern und Vorarlbergern 1813 in Staatsgefangenschaft brachten. Die Allianz Oesterreichs mit Frankreich nöthigte Oesterreich manche Dinge als mißliebig anzusehen, welche eben doch nur im Interesse Oesterreichs und aus Patriotismus waren unternommen worden. Hormayr, der entschiedene Gegner Napoleon’s, war dem Imperator eine sehr mißliebige Person und der Verkehr mit ihm, ja sein Belassen im Amte, mußte immerhin verdächtig erscheinen. So wurde Hormayr am 7. März 1813 plötzlich verhaftet und nach Munkacs abgeführt, wo er 13 Monate gefangen saß, aber anständig behandelt wurde, im Genusse seines ganzen Gehaltes blieb, ja sogar Taggelder bezog, bis Napoleon’s Abdankung im April 1814 jede weitere Besorgniß hob und nun der Befehl zu H.’s Freilassung gegeben wurde, worauf schon im folgenden Jahre seine Ernennung zum Reichshistoriographen erfolgte. Ein Schatten aber trübt H.’s Leben und wird es trüben so lange eine Erinnerung an ihn bestehen wird, und ein Glück ist es, daß er auf keinen neuen Träger seines Namens fällt, denn er war der letzte desselben; und dieser Schatten ist Hormayr’s treuloses Verhalten gegen Oesterreich und seine Dynastie, welcher er durch 31 Jahre (1797–1828) gedient, von dem Augenblicke als er in bayerische Dienste getreten war. Auf Kosten Oesterreichs wird, seitdem er aus dessen Diensten ausgeschieden, Bayern erhoben und es ist doch dasselbe Bayern, Oesterreichs alter Erbfeind, gegen den Hormayr selbst 1809 in den Waffen stand und gewiß nichts dagegen gehabt hätte, wenn es zur Strafe für den Verrath an Deutschland, für die thätige Theilnahme an dem Unterdrückungs- und Eroberungskriege gegen Tirol, aus der [280] Reihe der Staaten verschwunden wäre. Und Hormayr sieht in der Geschichte Bayerns, im Gegensatze zu Oesterreich, alles Treffliche und Gute, nur Licht, nur Ehre und Rechtschaffenheit. In seiner Parteilichkeit verirrt er sich so weit, die Rechtsansprüche beider Dynastien u. z. zu Gunsten Bayerns und zum Nachtheile Oesterreichs zu entstellen und die mittelalterlichen Persönlichkeiten von einem Gesichtspuncte zu zeichnen, der jenem entgegengesetzt war, als er seinen berühmten „Oesterreichischen Plutarch“ schrieb. Die Arrondationsversuche Oesterreichs proclamirt er als Majestätsbeleidigungen gegen das ewige Princip der Gerechtigkeit und beschmutzt auf diese Weise sein großes Talent durch Parteilichkeit, Unwahrheit und Verrath gegen jenen Monarchen, dessen Brot er aß, dessen Gnaden er – im Jahre 1808 wurde H. Ritter des neu errichteten Leopold-Ordens – keinen Augenblick gezögert, anzunehmen. In dieser obgleich nur kurzgehaltenen Lebensskizze durfte auch diese Thatsache, durch welche Hormayr’s Name im Kaiserstaate um jene Achtung gekommen, die ihm, dem sonst um dasselbe wirklich verdienten Manne hätte bewahrt werden müssen, nicht verschwiegen werden. Als sein Tod von München gemeldet worden, wurde auch geschrieben, daß sein Herz in dem Erbbegräbniß seiner Eltern, im Kloster Stams in Tirol, beigesetzt wurde; das Siegel aber, welches er 1809 in Tirol führte, wie auch den Ehrensäbel der ihm dort verliehen wurde und ursprünglich dem gefangenen französischen General Blessou gehört haben soll, die Schillcapelle bei Braunschweig erhalten solle. H. war, wie es sich von selbst versteht, Mitglied vieler gelehrten Akademien, jener von München seit 1801 und von Göttingen seit 1816, von Philadelphia seit 1819, der schweizerischen und Breslauer gelehrten Gesellschaft für Historie, der ersteren seit 1813, der letzteren seit 1820; der k. Akademie in Berlin seit 1829, in Kopenhagen seit 1835, in Prag seit 1827, des Frankfurter Vereins für die Kunde des deutschen Mittelalters seit 1819 und endlich der historischen Vereine von Augsburg, Baireuth, Bamberg, Cassel, Halle, Hamburg, Hannover, Leipzig, Mecklenburg, Minden, München, Nassau, Würzburg u. m. A.

l. Hormayr’s literarische Arbeiten, theils selbstständige Werke, theils in Sammelwerken gedruckte Abhandlungen. (Die durchschossen[WS 1] gedruckten Werke sind wirklich im Drucke erschienen.) Die Zusammenstellung des Hormayr’schen Schriftenverzeichnisses stößt auf unbesiegbare Schwierigkeiten, theils weil er vieles ohne Namen herausgegeben, theils weil er in seinen eigenen Verzeichnissen Gedrucktes und Handschriftliches ganz gleich behandelt; theils endlich, weil die Büchercataloge sehr lückenhaft sind. Hier wird nach sorgfältiger Prüfung und Vergleichung ein möglichst vollständiges Verzeichniß, u. z. in chronologischer Folge gegeben. Hormayr’s Schriften sind: „Eine lateinische Uebersetzung der für die unteren Schulen bestimmten, von dem geheimen Archivar Roschmann verfaßten Geschichte Tirols“ (1788). Davon sind nur die vier ersten Bogen in den Druck gekommen. – „Ausflüge in das obere Innthal 1792“. Diese Beschreibung einer Reise von Innsbruck über Kemmaten, Flauerlingen, Stams, Imst, Miemingen, Telfs, Sefeld, Scharnitz und Zirl enthält eine ausführliche Darstellung aller in den genannten Orten vorkommenden geschichtlichen und Kunstdenkmäler, gegen 80 ungedruckte Urkunden; scheint aber auch Handschrift geblieben zu sein. – „Historischer Kalender für Tirol auf das Jahr 1793“. Derselbe enthält Aufsätze über Herzog Meinhard und seine Enkelin Margaretha Maultasch. Im voranstehenden Kalender sind statt der Wochentage die Namen berühmter und verdienter Tiroler eingetragen; scheint auch Handschrift geblieben zu sein. – „Geschichte der gefürsteten Grafschaft Tyrol“, 2 Abthlgn., die 2. Urkundenbuch (Tübingen 1806–1808, Cotta); reicht bis zur vollendeten römischen Eroberung; sie sollte im Ganzen vier Bände fassen, [281] u. z. der zweite Band bis zum Tode Karl des Großen, der dritte bis 1363, in welchem Jahre Tirol an Oesterreich kam und der vierte bis zum Preßburger Frieden reichen. – „Geographisch-statistisch-topographisches Lexikon der gefürsteten Grafschaft Tirol. 1795“, war bis zum Buchstaben M gediehen und sollte die Folge von lexikalischen Werken, welche Stetini in Ulm herausgab, vervollständigen; ist Handschrift geblieben. – „Geschichte des Cisterzienserstiftes Stambs, aus Urkunden 1795“, ist Handschrift geblieben. – „Versuch einer pragmatischen Geschichte der Grafen von Andechs, nachherigen Herzoge von Meran, aus Urkunden und glaubwürdigen Geschichtschreibern zusammengetragen“ (Innsbruck 1796, Trattnern). – „Kritisch-diplomatische Beiträge zur Geschichte Tyrols im Mittelalter“ (Wien 1802 und 1803, Gaßler); diese Beiträge sollten der philosophischen Geschichte Tirols als kritische Vorarbeit vorangehen und waren auf vier Bände angelegt; der zweite Band sollte die Genealogie der Grafen von Andechs und Wohlfahrtshausen, Herzoge von Croatien, Dalmatien und Meran, enthalten und ist in den weiter unten folgenden „Tiroler Almanachen“ 1803–1803, sammt den Tabellen abgedruckt; der dritte und vierte Band sollten die Geschichte der alten 1253 ausgestorbenen und von dem görzischen Hause aufgeerbten Grafen von Tirol, ferner jene der Grafen von Eppan, Ulten und Greifenstein bringen; beide erschienen später im „Sammler für Geschichte und Statistik Tirols“. – „Tyroler-Almanach für 1802–1805“. 4 Bde. (Wien, die Jahrgänge 1802, 1803 und 1804 bei Gaßler, 1805 bei Degen, mit K. K.. 8°.); durchaus historischen Inhalts. – „Friedrich von Oesterreich. Sittengemälde der Vorzeit in 5 Aufzügen“ (Wien 1805. Mösle. Neue Aufl. 1824, Mörschner und Jasper). – „Leopold der Schöne. Trauerspiel in 5 Aufzügen“ (ebd. 1806, Degen, 8°.). – „Historisch-statistisches Archiv für Süddeutschland“, 2 Bde. (Frankfurt und Leipzig 1807 und 1808, 8°., mit K. K. und Karten). – „Abhandlungen aus dem österreichischen Staatsrechte. Ueber Minderjährigkeit, Großjährigkeit und Vormundschaft im österreichischen Kaiserstaate und Kaiserhause, mit Urkunden“ (Wien 1808, Doll). – „Oesterreichischer Plutarch oder Leben und Bildnisse aller Regenten und der berühmtesten Feldherrn, Staatsmänner, Gelehrten des österreichischen Kaiserstaates“. 20 Thle. (Wien 1807–1812, A. Doll, 8°., mit Porträt); das ganze Werk, bei den Regenten mit Rudolph von Habsburg beginnend und mit Kaiser Franz I. endigend, an welche sich 12 böhmische Regenten und 4 Babenberger anschließen, enthält 70 Biographien mit ebensoviel Porträten. Die Wahl der 36 Gelehrten, Feldherren und Staatsmänner ist eine sehr glückliche; dieses Werk erschien in französischer Uebersetzung von Johann de Carro [Bd. II, S. 295] in Wien bei Strauß (1810), in italienischer von Ferrari in Mailand (1820), auch eine ungarische und böhmische wurde begonnen, aber leider nicht vollendet. Da die übrigens unschöne, geschmacklos gedruckte Originalauflage noch gegenwärtig hoch im Preise steht (16 fl.), so bemerkt Herausgeber, daß in den Jahrgängen 1854, 1855, 1856 und 1857 der „Austria. Oesterr. Universal-Kalender“, der ganze Hormayr’sche Plutarch wörtlich abgedruckt und auch die Porträte auf vier Blättern copirt sind, diese vier Jahrgänge kosten aber antiquarisch 4 fl. – „Spanische Actenstücke 1808–1809“ (Wien, A. Strauß, 8°.); diese wohl vollständigste Sammlung dieser Art nebst Cevallo’s Memoiren, meist von der Flotte Collingwood’s über Triest an den Erzherzog Johann gesendet, wurde zur schnellen Uebersetzung und Verbreitung an Hormayr nach Wien und Julius Schneller nach Gratz befördert. – „Aktenstücke über die Invasion und Einverleibung des Kirchenstaates, und die Beraubung Pius VII.“ (Wien 1808, A. Strauß). – „Pius’ VII. Bannfluch wider Napoleon“; dieses merkwürdige und bereits höchst seltene Actenstück wurde durch den englischen Agenten Moore in das sieghaft aufständische Tirol gebracht, von Hormayr übersetzt und bei Weeger in Brixen gedruckt, aber bei den schnell nachgefolgten Niederlagen von Wagram und Znaim bis auf wenige Exemplare wieder eingestampft. – „Der Vendékrieg“ (Wien 1808, A. Strauß); eine im Hinblicke auf die Ereignisse, welche bei den großen Rüstungen 1808 in Aussicht standen, aus den bedeutenderen Werken über diesen Krieg verfaßte politische Tendenzschrift; mit einem kräftigen Vorworte und wichtigen Bemerkungen über den Gebirgs- und Volkskrieg; aber die Schlacht bei Regensburg, 23. April 1809, in welcher der rechte [282] Flügel der Oesterreicher von dem linken getrennt, ihre Macht geschlagen und für einen Monat widerstandslos gemacht wurde, dann das im halben Mai erfolgte Einrücken der Franzosen in Wien, hatten die Vertilgung dieser Schrift zur Folge, die nunmehr zu den größten Seltenheiten zählt. – „Oesterreich und Deutschland“ (Gotha 1814, Becker). – „Beiträge zur Lösung der Preisfrage des durchlauchtigsten Erzherzogs Johann über Innerösterreichs Geographie und Geschichte im Mittelalter, von der Wiedererwerbung des römischen Kaiserthums durch Karl den Großen bis zur Ächtung Heinrich’s des Löwen“. 2 Bde. (Wien, Strauß, 8°.); war zwar die Hormayr’sche Familie schon früher im Marburgerkreise begütert und hatte sie somit Anspruch auf die steirische Landmannschaft, so wurde H. doch vornehmlich in Würdigung dieser das Land betreffenden urkundlichen Arbeiten von den Ständen als Herr und Landmann im Herzogthume aufgenommen. – „Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit. Vom Tode Friedrich’s des Großen bis zum zweiten Pariser Frieden“. 3 Thle. (Wien 1817 und 1818, 8°.); es ist dieß eine Fortsetzung der damals in Oesterreich allgemein und sehr stark verbreiteten Universalhistorie von Abbé Millot, als deren 17.–19. Band sie auch herausgegeben wurde. – „Titulatur und Wappen Sr. M. Franz I. bei der Annahme der österreichischen Kaiserwürde“ (1804); – dieselben nach dem Preßburger Frieden und der Niederlegung der deutschen Krone (1806). – „Ueber der Krone Böhmen ehemalige Pfandschaften, Thron- und Privat-Lehen in der Oberpfalz“ (Wien 1804, Staatsdruckerei); mit einem reichen Urkundenbuche, ist übrigens nie in den Handel gekommen. – „Taschenbuch für die vaterländische Geschichte. 1811, 1812, 1813 und 1814“ (Wien, Doll, 16°., mit K. K. und Karten); diese vier ersten Jahrgänge des späterhin unter dem Namen seines Herausgebers so bekannt und beliebt gewordenen Taschenbuches sind bereits sehr selten und sowohl der Porträte als ihres Inhalts wegen interessant. – „Taschenbuch für die vaterländische Geschichte in Verbindung herausgegeben mit dem Freiherrn von Mednyansky 1822–1840“ (Wien, die ersten vier Jahrgänge bei Härter, die folgenden bis 1829 bei Ludwig, später bei Reimer in Leipzig, dann in Berlin, 8°.). – „Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst 1809–1828“. 20 Jahrgänge (Wien, 4°.); in diesen beiden Werken, im „Taschenbuch“ und im „Archiv“, concentrirt sich Hormayr’s literarische Wirksamkeit beide sind von den trockenen Chronikabschreibern, Codex-Compilatoren hart angegriffen ihr Werth ungebührlich geschmälert und aus beiden die Waffen des ecklen Zunftneides geschmiedet worden; aber ohne die Gebrechen beider Sammelwerke zu verkennen, muß doch zugegeben werden, daß sie durch eine Reihe von zwei Dezennien einzig fast die wissenschaftliche Richtung im Kaiserthume vertraten und noch heut’ für den Forscher eine unversiegbare Fundgrube der Geschichte Oesterreichs und seiner Kronländer sind; das „Archiv“ war der Mittelpunkt gemeinsamer Mittheilung zwischen der deutschen, böhmischen und ungarischen Literatur Oesterreichs; ein Magazin für historische Kritik und das Quellenstudium; es suchte die Geschichte durch die redende und bildende Kunst volksthümlich zu machen; die Schätze der Provinzialmusem zur allgemeinen Kenntniß zu bringen und als Inbegriff der genannten Richtungen brachte es Abhandlungen über Römerdenkmale, Denkmale des Mittelalters, der neuesten Zeit, über Kriegskunst und österreichische Militärgeschichte; über die Geschichte der einzelnen Provinzen Oesterreichs; werthvolle Beiträge zur Geschichte einzelner Habsburger, als Max I., Karl V. und ihre Helden, industriose und polytechnische Artikel, Nachrichten über wichtige Anstalten, Kunst, Künstler und Gelehrte. Mit staunenswerther Energie führte H. die Redaction beider Sammelwerke, deren eines, das „Taschenbuch“, in specifisch bayerischer Tendenz in abgeblaßter Färbung nach seinem Tode fortgesetzt wird; das andere nach seinem Uebertritte in bayerische Dienste dreimal fortgesetzt wurde, zuerst von Mühlfeld und Hohler (1829 und 1831), dann von Riedler und Veith (1831, 1832, 1833) und zuletzt von J. P. Kaltenbäck (1835, 1836,1837), bis es unter des Letzteren Leitung theils in Folge von dessen Unfähigkeit zu solchem Geschäfte, theils den Eingriffen und kaum glaublichen Willküracten der Censur erlag. – „Wien’s Geschichte und seine Denkwürdigkeiten“. Zwei Jahrgänge, 1. Jahrg. 15 Hefte in 5 Bänden; 2. Jahrg. 12 Hefte in 4 Bänden, zusammen 9 Bände (Wien 1823–1825, Gerold, 8°., mit 51 Kupfern, Plänen, Karten und Tabellen); sehr schön [283] ausgestattet, aber fast aus dem Kopfe dictirt, ist es mehr ein belehrendes Lesebuch als – ungeachtet des reichen Urkundenapparate – ein Quellenwerk. – „Max I., Karl V., ihre Helden und ihre Zeit“; über 20 Jahre, von 1806–1828, hat Hormayr an diesem Werke mit unermüdeter Liebe gearbeitet; einzelne Bruchstücke davon sind auch veröffentlicht worden, doch das Ganze ist noch ungedruckt. – „Oesterreich unter den Babenbergern“; auch im Ganzen ungedruckt und nur bruchstückweise im „Archiv“ und in den Wiener „Jahrbüchern“ unter der stehenden Rubrik: „Perlen aus den urkundlichen und Handschriftenschätzen Münchens für die Geschichte Oesterreichs“ veröffentlicht. – „Geschichte Andreas Hofer’s, Sandwirths aus Passeyr, Oberanführers der Tyroler im Jahre 1809“ (Altenburg und Leipzig 1816, Brockhaus); erschien in 2. Auflage völlig umgearbeitet, mit Zugabe vieler wichtiger bisher unbekannter und geheim gehaltener Daten, Actenstücke und Thatsachen, im Jahre 1845 unter dem Titel: „Das Land Tyrol und der Tyrolerkrieg von 1809“. Die Darstellung von H.’s befangenem Standpuncte ausgeführt [vergl. die Biographie Hofer’s in diesem Bande, S. 142, 2. Spalte]. – „Das Heer von Innerösterreich unter den Befehlen des Erzherzogs Johann in Italien, Tyrol und Ungarn“ (Leipzig 1817, Brockhaus, 8°.); auf dem Titel steht: von einem Generalofficier des k. k. General-Quartiermeisterstabes, das Ganze ist aber nur das Tagebuch des Erzherzogs Johann, von diesem gewissenhaft selbst geführt und von Hormayr in der Tirol betreffenden Abtheilung revidirt. – Die folgenden Schriften sind nach H.’s Uebertritt in bayerische Dienste erschienen und entweder betreffen sie Bayerns Geschichte oder sind polemischer Natur und gegen Oesterreich gerichtet. „Die geschichtlichen Fresken in den Arkaden des Hofgartens zu München“ (München 1829, Franz, 2. Aufl. 1831, 8°.). – „Ueber die Monumenta boica. Akadem. Gedächtnißrede, gelesen am 71. Stiftungstage d. kön. baier. akad. d. Wissensch.“ (München 1830, gr. 4°.). – „Herzog Luitpold. Gedächtnißrede zum 72. Stiftungstage“ wie oben (München 1831, gr. 4°.). – „Die Bayern im Morgenland. Gedächtnißrede zum 73. Stiftungstage“ wie oben (München 1832, gr. 4°.). – „Kleine historische Schriften und Gedächtnißreden“ (München 1832, gr. 4°.); sie enthalten die vorangeführten Reden mit kritischen Anmerkungen und zahlreichen Originalurkunden. – „Das große österreichische Hausprivilegium von 1156“ (München 1832, gr. 4°.). – „Ueber das Archivswesen in Baiern“ (ebd. 1832, gr. 4°.). – „Geschichte des Wiener geheimen Staats-, Hof- und Haus-Archives“; ist Handschrift geblieben. – Der Text zu den Ansichten von Tirol, nämlich zu den von Tombleson gestochenen Ritterburgen des Etschthales, welche in schönen Stichen (London 1834 und 1835) erschienen sind, ist von H. verfaßt. – „Die goldene Chronik von Hohenschwangau, der Burg der Welfen, der Hohenstaufen und der Scheyren“ (München 1842, gr. 4°., mit 16 Kunstbeilagen); mit chronologischen und Stammtafeln; die Kunstbeilagen dieses der kön. Prinzessin Marie von Preußen 1842 gewidmeten Werkes enthalten in Stahlstichen und Steindrücken Ansichten von Burgen, geschichtlichen Stätten, Insiegeln, Grabsteinen, Porträten u. dgl. m. – „Lebensbilder aus dem Befreiungskriege. 3 Abtheilungen” (Jena 1841–1844, Fromann, 2. Aufl. 1845, gr. 8°.), die erste Abtheilung enthält: Ernst Friedrich Herbert Graf von Münster; die zweite das Urkundenbuch, die dritte die Zusätze und die Berichtigungen; die Biographie Münster’s ist hier nur Nebenzweck und um bildlich zu sprechen, die Locomotive, welche viele und gar wichtige Waggons (in den Urkunden und Zusätzen) mit sich nimmt. Hormayr macht darin bereits gegen das Oesterreich, in dessen Diensten er 31 Jahre gestanden, entschieden Front. – „Anemonen aus dem Tagebuche eines alten Pilgermannes. Bd. I–IV. „(Jena 1845–1847, Fromann, gr. 8°., mit Tabellen in 4°. und Fol.); dieses Werk, wie das vorgenannte, „die Lebensbilder“ sind vielfach verfolgt und von der Kritik in den Koth gezerrt worden. Die Motive, welche H. bewogen haben, diese Werke zu veröffentlichen, bei Seite gesetzt – über dieselben möge sein künftiger Biograph richten – so bildet weder das eine noch das andere ein geformtes und gerundetes historisches Kunstwerk; das aber scheint gar nicht im Sinne Hormayr’s gelegen zu sein; es sind, wie es ihre rein aphoristische und fragmentarische Genesis und Richtung vermuthen lassen, Materialien höchst wichtiger Natur zur wahren Erkenntniß der historischen Ereignisse einer merkwürdigen Zeit, die bisher unbekannt gewesen und durch [284] ihr Erscheinen in diesen Werken ihrem sonst unvermeidlichen Untergange entrissen worden sind. Hormayr aber, der schon in den „Lebensbildern“ sich der Felonie gegen Oesterreich schuldig gemacht, steigert seine Schuld in den „Anemonen“ in einer betrübenden und seinen Charakter herabsetzenden Weise. – „Fragmente über Deutschlands und insonderheit Bayerns Welthandel und über die Wichtigkeit des einzigen ganz deutschen Stromes, der Weser“. 3 Hefte (München 1840–1842, Franz, gr. 8°.); worin über den Stader und Brunshauser Zoll, die Calamitäten der Elbe, über eine Verbindung des Obermains mit der Werra und Weser, über den Handel der Donau und nach dem Morgenlande überhaupt, über deutsche Colonisation und Auswanderung, ausführlich abgehandelt wird. Jedoch mit allen diesen Arbeiten schließt H.’s reiche geistige Thätigkeit noch nicht ab. An allen geistigen Bestrebungen, welche in jenen Tagen in Oesterreich durchbrachen, hatte H. mehr oder weniger Antheil, so an der Gründung der bald wieder eingegangenen „Wiener Literatur-Zeitung“, noch mehr aber an den bei Gerold erschienenen „Wiener Jahrbüchern der Literatur“, für welche er mit seinen Freunden Matthäus von Collin, Bartholomäus Kopitar und Joseph von Hammer unermüdet thätig war. Durch anderthalb Decennien, von 1818–1834, sind die historischen Recensionen und Abhandlungen in den „Wiener Jahrbüchern“ fast ausschließlich aus H.’s Feder, darunter viele, die selbstständige Werkchen bilden, als über das „Archiv“ und die „Monumenta“ der Frankfurter Gesellschaft, über die „Monumenta boica“, über Raumer’s „Hohenstaufen“, über die zahlreichen Werke des Florianer Chorherrn Kurz; diese Recensionen gesammelt würden wenigstens drei Bände ausmachen. Eine umfangreiche und wichtige Arbeit enthält auch noch das von Hormayr redigirte „Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst“ (Wien, Ludwig, 4°.) XVII. Jahrg. (1826). Nr. 154, 155, 156; XVIII. Jahrg. (1827), Nr. 5 u. 6, 7, 10, 14, 20 u. 21, 140 u. 141, 144, 145, 146 u. 147, 149 u. 150, 155 u. 156, 157 und in der außerordentlichen Beilage (12 S. 4°.) dieses Jahrganges; Jahrg. XIX. (1828). Nr. 79 u. 80, 87, 91, 96, 103 u. 104, 112 u. 113, 118 u. 119, 120, worin das „Directorium über die vorzüglicheren, vom Hofrathe Freiherrn von Hormayr herausgegebenen Urkunden, Staatsverträge, diplomatische Acten und Correspondenzen“ abgedruckt steht. Es beginnt mit dem achten Jahrhundert und reicht bis zum Jahre 1578 und ist wieder abgedruckt mit Verbesserungen und Vermehrungen im Hormayr’schen „Taschenbuch“, u. z. in den Jahrgänge 1836, 1837, 1838, 1839, 1840, 1841, 1842, 1843, 1844, 1845 1846.
II. Zur Biographie H.’s und Biographisches. Faber (Dr.), Herr von Hormayr und die Lebensbilder aus dem Befreiungskriege. Piece aus den politischen Predigten des Dr. Faber (Leipzig 1844, Engelmann, 8°). [Verfasser dieses gegen Hormayr gerichteten Pamphletes ist ein Doctor Zimmermann, der sich unter dem Namen Faber verbirgt und einige Zeit für die hannover’sche Regierung geschrieben hat. Zur Beurtheilung dieser Schrift Zimmermann’s vergleiche man F. v. Florencourt’s Besprechung derselben in den „Blättern für literarische Unterhaltung“ 1845, Nr. 6–8.] – Biographische Züge aus dem Leben deutscher Männer (J. Freiherr von Hormayr-Hortenburg) (Leipzig 1815, 8°.). – Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien. 4°.) VII. Jahrg. (1816), Nr. 114 u. 115: „Briefwechsel Johannes von Müller’s mit Hormayr“. – Dasselbe, XIII. Jahrg. (1822). Nr. 68–71. S. 362, 371, 381: „Hormayr’s sämmtliche Werke erläutert von Muchar“. – Archiv für Geschichte, Statistik u. s. w. XV. Jahrg. (1824). Nr. 115, S. 624: „Beiträge zum gelehrten Oesterreich. XXXIX“ [nach diesem geb. 20. Jänner 1781]. – Dasselbe, XVIII. Jahrg. (1827), Nr. 139. S. 756: „Beiträge zum gelehrten Oesterreich. CXVI“. – BrockhausConversations-Lexikon, 10. Aufl. VIII. Bd. S. 73. – Gräffer’s Conversationsblatt (Wien, gedr. bei Karl Gerold. 8°.) II. Jahrg. S. 1099 u. f. [dieses gibt das Jahr 1782 als H.’s Geburtsjahr an]. – Hormayr (Jos. Freih. v.), Taschenbuch für vaterländische Geschichte (Leipzig. G. Reimer, kl. 8°.) XXV. Jahrgang der gesammten und VII. der neuen Folge (1836), S. 419–498 [beginnt mit einem Gedichte Heinrich von Collin’s an Hormayr, welchem eine ausführliche Biographie H.’s folgt]; – XXXVI. Jahrg. der gesammten, XVIII. der neuen Folge (1847). S. 352–363: „Zum gelehrten Deutschland. Joseph Freiherr von Hormayr“. – Kurz (Heinrich), Geschichte der deutschen Literatur mit ausgewählten Stücken u. s. w. (Leipzig 1859, B. G. Teubner, Lex. 8°.) Bd. III, S. 622a, [285] 625a, 631a, 640a. – Mailáth (Johann Graf), Geschichte des österreichischen Kaiserstaates (Hamburg 1850, Perthes, 8°.) Bd. V, S. 369 u. f. – Morgenblatt für gebildete Stände (Stuttgart, Cotta. 4°.) Jahrg. 1816, Nr. 80: „Collin an Hormayr“. [diese Ode Collin’s befindet sich nicht in dessen gesammelten Werken; es ist das vorerwähnte, im Hormayr’schen „Taschenbuch für vaterländische Geschichte“, Jahrg. 1836, S. 419, wieder abgedruckte Gedicht.] – Neue Annalen der Literatur des österreichischen Kaiserstaates (Wien, A. Doll, 4°.) Jahrg. 1808, Intelligenzblatt des Monats April, S. 152 [nach diesen wäre H. bereits am 20. Jänner 1779 geb.]. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar J. B. Voigt. 8°.) XXVI. Jahrg. (1848), S 676. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, Firmin Didot, 8°.) Tome XXV, Sp. 171. [nach dieser geb. im Jahre 1781]. – Oesterreichische National-Encyklopädie herausg. von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 643 [nach dieser geb. 20. Jänner 1782]. – Oesterreich. Militär-Konversations-Lexikon, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien 1850. 8°.) Bd. III, S. 266 [auch mit der Angabe des Jahres 1782 als H.’s Geburtsjahr]. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1862, Nr. 81: „Aus halbvergangener Zeit. VII. Hormayr und die Götter Griechenlands“, von L. A. Frankl . [Dieser Begegnung Frankl’s mit Hormayr entnehmen wir folgende beherzigenswerthe Stelle: „Weit weniger als die Verdienste, die sich H. als „österreichischer Plutarch“, als Geschichtschreiber der „Stadt Wien“ erwarb, sind jene um die poetische und bildende Kunst in Oesterreich ihm nachgerühmt worden. Seine geistvoll lebhafte Persönlichkeit, seine eigene poetische Anschauung, welch’ letztere seinen historischen Arbeiten nicht selten Eintrag that, regte Dichter und Künstler mannigfach an. Was der Freiherr von Stein für Deutschland, strebte der Freiherr von Hormayr für Oesterreich an, und ein Culturhistoriker, der eine vergleichende Anatomie der Geister zu entwerfen bemüht sein wird, muß die beiden genannten Männer auch in politischer Beziehung parallelisiren. Die Hebung des Nationalbewußtseins in der Politik, in der Kunst, im Leben, schien ihnen die würdigste Arbeit ihres Geistes. Die meisten historischen Dramen, Romane, Romanzen, deren Stoff der österreichischen Geschichte angehört, verdanken mehr oder weniger[WS 2] Hormayr’s Anregung ihre Entstehung. Was seinem persönlichen Einflusse unzugänglich, suchte er durch sein „Archiv für Geschichte, Literatur u. s. w.“ zu erreichen, in fernen Kreisen und auf ferne Naturen zu wirken. In einer deutsch-österreichischen Literatur- und Kunstgeschichte wird des bedeutenden unermüdlich regen Geistes ruhmvoll zu gedenken sein.“ Diese treffende Ansicht kann durch Anführung von Thatsachen jeder bestätigt finden, der das Nachwort im Hormayr’schen „Taschenbuche f. vaterl. Geschichte“, Jahrg. 1836, S. 421–452, nachliest.] – Schaden (Adolph von). Gelehrtes München im Jahre 1834 u. s. w. (München 1834, J. Rösl, 8°.) S. 42–47. – Schallhammer (Anton Ritter von), Kriegerische Ereignisse im Herzogthume Salzburg in den Jahren 1800, 1805 und 1809 (Salzburg 1853, Mayr, gr. 8°.) S. 265 [nach diesem geb. 20. Jänner 1781, gest. 5. November 1848]. – Schlosser (F. C.), Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturze des französischen Kaiserreichs (Heidelberg, J. C. B. Mohr, 8°.) Dritte Aufl. Bd. 7, S. 463, 466, 482, 491, 508, 509, 514, 572–574. – Staffler (Joh. Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen in zwei Bänden (Innsbruck 1847, Felician Rauch, 8°.) Bd. I, S. 462. – E. M. Oettinger in seiner „Bibliographie biographique“ (Bruxelles 1854, Stiènon, Lex. 8°.), S. 779, [gibt den 20. Jänner 1782 als Geburts-, den 3. November 1848 als Todesdatum an]. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) Jahrg. 1842, Nr. 121–123, 167 u. 168; 1845, Nr. 6, 7, 8 [über H.’s „Lebensbilder aus dem Befreiungskriege“ und die Gegenschrift von Dr. Faber]. – Grenzboten (Leipzig, Herbig, gr. 8°.) Jahrg. 1847, Bd. III, S. 71 [über Hormayr’s „Anemonen“]. – Laube (Heinrich), Geschichte der deutschen Literatur (Stuttgart 1840, Hallberger, gr. 8°.) Bd. III, S. 211; Bd. IV, S. 63. – Menzel (Wolfgang), Die deutsche Literatur (Stuttgart 1836, Hallberger, kl. 8°.) Zweite Aufl. Bd. II, S. 143, 168. – Mundt (Theodor Dr.), Geschichte der Literatur der Gegenwart (Leipzig 1853, M. Simion, 8°.) Zweite Aufl. S. 888. – Pietznigg, Mittheilungen aus Wien (Wien, kl. 8°.) Jahrg. 1833, Heft 4, S. 80. [Zur Geschichte des von Hormayr begründeten „Archiv für Historie, Staatskunst u. s. w.“] – Vaterländische Blätter für den österreichischen [286] Kaiserstaat (Wien. 4°.) 1810, S. 341: „Erklärung H.’s über verschiedene gegen ihn gerichtete Ausfälle in auswärtigen Blättern“; 1816, S. 432: „Schreiben des Fürsten Metternich an Hormayr“ [anläßlich seines „Plutarch“]; 1817, Intelligenzblatt Nr. 77 [eine Erklärung Hormayr’s, seine Darstellung des Krieges 1809 betreffend].
III. Zur literarischen Charakteristik Hormayr’s. Laube über Hormayr: „Hormayr, lebhaften Wesens, hat eine große politische Wichtigkeit gehabt, als sein Vaterland in den kriegerischen Conflicten mit Napoleon stand. Er war eine Seele der Tiroler Aufstände und in Wien ein nie ruhender Sporn gegen Frankreich. Sein österreichischer Plutarch war ein Volksbuch von nicht zu beschreibender Wirksamkeit und ward in viele Sprachen übersetzt. [Leider reducirt sich dieses „viele“ auf zwei, die französische und italienische; und doch sollte dieses Werk in allen Sprachen der Monarchie übersetzt sein.] Außer diesem politischen Momente ruht Hormayr’s Auszeichnung in der Geschichtsforschung. Stets im Staatsleben beschäftigt, ist er selten bis zur künstlerischen Ausarbeitung der Stoffe gekommen, hat aber dafür auch in einem Maße Material geschafft, wie kaum ein anderer Mensch in Deutschland. Seit dem Jahre 1802 – zuerst als Tyroler Almanach – erschien sein „Taschenbuch für vaterländische Geschichte“ stets mit seltenen Stoffen geziert und angelegt und geeignet, die Wechselwirkung zwischen Kunst und Verfall im vaterländischen Leben darzuthun in besonders ausdrucksvollen Momenten“. – Menzel über Hormayr: „Was den Herr von Hormayr betrifft, so würde man ihm unrecht thun, wenn man ihm aus seinen historischen Heldensäulen und Ehrendenkmälern aller Art einen Vorwurf machen wollte, da man voraussetzen muß, daß er in der Zeit der Noth und im Andenken an dieselbe, immer nur die deutsche Sache gegen die französische vertheidigt habe; und wenn er der historischen Muse hin und wieder zu viel Servilismus zugemuthet hat, so ist auf der andern Seite wieder nicht zu läugnen, daß seine vortrefflichen speciell geschichtlichen Untersuchungen eine Fundgrube für freie Ideen und Erinnerungen aus den Zeiten der älteren deutschen Freiheit sind. Sein Styl ist nicht der beste, denn er ahmt etwas den Schwulst Johannes Müller’s nach“. – Mundt sagt von H., oberflächlich genug, „daß Hormayr in einem reichen Besitz von Kenntnissen und Materialien zur Enthüllung der innersten Zusammenhänge der neueren deutschen Geschichte war, daß er aber sein scharfes Auffassungstalent und sein seltenes, zum Theil höchst pikantes Wissen in einer Reihe von Einzeldarstellungen zersplitterte und versprüzte“ (!). – Julian Schmidt und Rudolph Gottschall‘s Literaturgeschichten gedenken kaum des Historikers Hormayr. – Schlegel über Hormayr. Man hat Hormayr immer seinen schwülstigen, von Perioden durchzogenen, mitunter sehr schwer verständlichen Styl vorgeworfen; ein Ausspruch Schlegel’s über ein Werk Hormayr’s erläutert nun in wenigen Worten die Ursachen des Hormayr’schen Styles. Als nämlich Hormayr’s Geschichte Wiens erschien, bemerkte Schlegel: „Das Buch ist nun wohl schon gedruckt, aber noch nicht geschrieben“. Gewiß eben so fein als treffend. Hormayr fand nicht die Zeit, seine für den Druck bestimmten Werke stylistisch durchzufeilen. Uebrigens ist „Die Geschichte Wiens“ wirklich das Werk eines Genies, denn der erzählende Text ist fast gänzlich aus dem Gedächtnisse dictirt.“ [Frankl L. A., Sonntagsblätter 1842, S. 541.] – Der Biograph in Meyer’s „Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände“, Bd. XV, S. 1232, schreibt: „Wie vielfach Hormayr auch verketzert worden ist, so nennen ihn doch selbst seine Feinde einen kühnen Sohn seiner Berge, einen echten deutschen Mann, dem Lüge und Verstellung fremd blieben. Er war gewaltig in seinem Hasse wie in seiner Liebe; die Leidenschaft auf der einen, die Weichheit seines Gefühls auf der andern Seite ließen ihn leicht das Maß überschreiten“. – Der bereits öfter erwähnte Pamphletist und Verfasser des „österreichischen Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“, schildert Hormayr folgendermaßen: „Mittelgröße, wenig Adel der Bewegung, heftig, Tiroler ohne Treue, bald liberal, bald nach Hofgunst strebend, ganz Leidenschaft, allseitig gebildet, grandioses Talent, schwulstiger Styl, rachsüchtig, ungeliebt, in allem forcirt, immenses Gedächtniß, ewiger Parallelenzieher, ehemals große Thätigkeit, hat sich und seine Periode überlebt – früher Hofrath und Geschichtschreiber des kaiserlichen Hauses, jetzt in München; wegen unbefriedigtem Ehrgeiz zerfallen.“ – Hormayr’s Biograph im „Taschenbuch für vaterländische Geschichte“ schreibt über H.: „Was Hormayr schon als Kind dem Geschichtsstudium entgegentrieb, war wohl die Naturgabe [287] seines Gedächtnisses, das eine Weile jenem der beiden Scaliger und des Pico von Mirandola hätte verglichen werden mögen. Gereimtes, wenn es nicht nicht als 5–6 Seiten zählte, behielt er auf das erstemal Hören oder Lesen. Von Kindheit an der Schauspielkunst leidenschaftlich ergeben, wußte er ein Paar hundert Dramen mit allen langweiligen Bedienten- und Vertrautenscenen wörtlich auswendig, so wie die Reihenfolge von etwa 9000 systematisch gereihten Porträts in seines Vaters Kupferstichsammlung. – Vom 11. bis zum 21. Jahre schien diese Gedächtnißkraft am Glänzendsten. – Virgils erste 3 Bücher der Aeneide recitirte er mehrmals vor vielen Zeugen, von dem einzelnen Vers an, den man ihm gab, abwärts oder aufwärts gegen den Sinn. – Werke, in denen er viel studirte, schlug er immer nur nach der Seitenzahl auf. – 10 bis 12.000 Verse aus den Classikern aller Nationen, die Folge der europäischen Dynastien und ihre Stammbäume waren ihm stets geläufig. In den Registraturen forderte er späterhin seine Referate aus dem oder jenem Jahrgange immer nach dem Datum mit Angabe des Copisten, von dessen Hand die Expedition sein müsse, dictirte mehreren zugleich über ganz verschiedene Geschäftsgegenstände und stellte zufällig in Verstoß gerathene Concepte von Depeschen aus dem Kopfe fast wörtlich her. Merkwürdige Anomalien waren hierbei, daß bei einem monstruösen Namen-, Zahlen- und Wortsgedächtniß ihm dennoch das Gedächtniß zu Commerzspielen und was noch seltsamer und wichtiger ist, für Sprachen völlig versagt schien; daß er alles ohne Anstoß behielt, was er nicht auswendig gelernt, hingegen alles schlecht und fragmentarisch wußte, was er memorirt hatte.
IV. Porträte. 1) Unterschrift: Joseph Freyherr von Hormayr, k. k. Hofrath, des Leopoldordens Ritter, Historiograph des kaiserlichen Hauses, geboren zu Innsbruck am 20. Jänner 1781 (Benedetti sc., 4°.), [Dasselbe auch vor dem 16. Jahrgange des „Archivs für Historie“ und später vor dem XXV. oder der neuen Folge VII. Jahrgange seines „Taschenbuches für vaterländische Geschichte“. Es ist nach einem Bilde des berühmten Moriz Daffinger [Bd. III, S. 127] und zeigt Hormayr in der Vollkraft des Mannesalters.] – 2) Unterschrift: Joseph Freyherr von Hormayr, (P. Krafft del., Fr. Stöber sc., 8°.). – 3) F. John sc. (4°.), gibt auch Abdrücke vor der Schrift. – 4) Lithogr. ohne Namen des Zeichners (München, Mey und Widmayer, Fol.). Der Heitzmann’sche Porträt-Katalog führt auch ein von Benedetti gestochenes Blatt (Berlin, G. Reimer, 4°.) an; wahrscheinlich eine Retouche von Nr. 1.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. durchschossen: Sperrschrift (hier kursiv wiedergegeben).
  2. Vorlage: mehr weniger