BLKÖ:Daffinger, Moriz Michael
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 3 (1858), ab Seite: 127. (Quelle) | |||
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Füger vollends ausbildete und einen Preis im Zeichnen davontrug. Nach seinem Austritte aus der Akademie arbeitete er zuerst in der k. k. Porzellan-Manufactur als Porzellanmaler und beurkundete großes Geschick in diesem Fache; 1809, während der französischen Invasion versuchte er sich aber in der Porträtmalerei und [128] fand bald so vielen Beifall, daß er seine Stelle als Porzellanmaler aufgab, und sich ganz dem Porträtfache widmete. Die französ. Officiere, welche sich 1809 im Lager vor der Stadt befanden, waren seine ersten zahlreichen und bedeutenden Kunden. Seine vortrefflichen Arbeiten verschafften ihm bald einen ausgebreiteten Ruf und zahlreiche Bestellungen. Als zur Zeit des Wiener Congresses der berühmte Lawrence in Wien war, blieb dieser Künstler nicht ohne Einfluß auf D. und seit dieser Zeit neigte er sich sehr der englischen Manier zu, doch zeichnen sich seine Leistungen immer durch eigenthümliche, geistreiche Auffassung, sprechende Aehnlichkeit und geniale Ausführung mit markigem, kräftigem Pinsel aus, wobei er fast jederzeit die Hülfsmittel einer ängstlichen Contour verschmäht. D. malte meistens nur Porträte von Personen des höheren Adels, die sich als Privateigenthum in deren Händen befinden, daher seine Arbeiten nie auf Kunstausstellungen oder sonst öffentlich zu sehen waren. Aus diesem Grunde ist auch eine einzelne Aufführung seiner vorzüglichsten Kunstleistungen nicht leicht möglich. Besonders berühmt sind indessen mehrere Porträts des Herzogs von Reichstadt, worunter eines von Benedetti gestochen und eines von Kolb geschabt wurde. (Das gelungenste, welches den Prinzen schreibend vorstellt, ist in den Händen des Grafen Moriz von Dietrichstein). Ferner sind anzuführen: Porträt der Erzherz. Sophie und deren Kinder; Porträte Sr. Excellenz des Grafen Zichy, der berühmten Schröder; Porträt des Fürsten Metternich und dessen Familie; die Fürstin war überhaupt eine große Verehrerin von D.’s Arbeiten; sie legte sich ein blos für Porträte von seiner Hand bestimmtes Album an; wenn nun aus Artigkeit für den Geber auch ein von anderer Hand gefertigtes Bildniß angenommen wurde, so verschwand es doch einige Zeit später wieder aus dem Album. Auch hat sich D. im Kupferstich und selbst in der Sculptur versucht und in der Letzteren sogar einen Preis errungen. In früheren Zeiten hatte er eine besondere Vorliebe für Theater-Costumirungen und u. a. die Costumes für Raupachs „Fürsten Chawansky“ entworfen. D. war seiner Zeit der berühmteste Porträtmaler in Miniatur. Man hat ihn den österreichischen Isabey genannt. Seine Arbeiten, größtentheils auf Elfenbein ausgeführt – doch gibt es auch Aquarelle und Oelbildnisse von ihm – sind von außerordentlicher Zartheit und beurkunden den saubersten Pinsel, der selbst im kleinsten Ringbilde den Charakter, die Aehnlichkeit der Physiognomie festzuhalten versteht und das innere Leben aus dem Auge hervorschauen läßt. Groß ist die Zahl von D.’s Bildnissen, er hat wohl deren an Tausend gemalt, aber jedes seiner Bilder ist vollendet, nie hat D. in seinen Arbeiten sich verflacht. Nach dem Tode seiner Tochter gab er das Porträtmalen ganz auf und malte zu seinem Privatvergnügen Blumen, denn schon hatte er genug erworben und besaß Niemand mehr, für den er noch erwerben sollte. So sammelte er dann die herrlichsten Blumen, welche die österreichischen Berge und Fluren hervorbringen und porträtirte sie. Schon hatte er an 200 solcher Blumenporträte vollendet, als ihn im Jahre 1849 die Cholera dahinraffte. Nach seinem Tode hat diese herrliche Pflanzen-Porträtsammlung die kais. Akademie der bildenden Künste gekauft. Im gewöhnlichen Leben anspruchlos und liebenswürdig, war er durch und durch eine Künstlernatur; sehr witzig und höchst lebhaften Temperaments, war er Enthusiast für Kunstwerke, die ihm imponirten; aber ein grausamer und gefürchteter Richter für gepinselte Nichtigkeiten. Er [129] verlegte sich auch auf’s Sammeln von Kunstwerken und da war es vorzüglich Rembrandt, in dem sich sein ganzer Kunsteifer concentrirte und über dessen Arbeiten er die gediegensten und vollständigsten Kenntnisse besaß.
Daffinger, Moriz Michael (Maler, geb. zu Wien 25. Jänn. 1790, gest. ebenda 22. Aug. 1849). Sein Vater war Maler in der k. k. Porzellan-Fabrik und lehrte ihn die ersten Anfangsgründe der Zeichnenkunst. Nun trat D. in die Akademie der bildenden Künste, wo er sich unter Anleitung des Directors- Theater-Zeitung von Adolph Bäuerle 1849, S. 816: „Nekrolog.“ – Zeitung für die elegante Welt 1820, Nr. 105: „Aus Wien“ [enthält Personalien über Daffinger]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allg. Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) III. Bd. S. 243. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) I. Bd. S. 661. – Wiens Kunstsachen oder Führer zu den Kunstschätzen Wiens, mit hauptsächlicher Berücksichtigung der Gemälde (Wien 1856, L. W. Seidel) S. 15. [Darin heißt es von D.’s Arbeiten: „Unübertrefflicher Farbesinn, vollkommenste Kunst, selben geltend zu machen und außerordentlicher, feiner, eleganter Geschmack sind die besonderen Eigenschaften der Werke D.’s. Sein Pinsel vereinigt die größte Sicherheit und Zartheit mit genialer Verwegenheit. ... – Alle seine Werke behalten lange Jahre die unveränderte Farbenfrische. Wer auch immer von ihm sich malen ließ, wurde unter seiner Hand zur feinsten Dame oder zum feinsten Edelmanne und unbeschadet der Aehnlichkeit; denn es wohnte dem Bilde, wenngleich in ihrem schönsten Moment, doch die wahre Individualität inne.] – Kertbény in seinem Aufsatze: „Die September-Ausstellung des östr. Kunstvereins (1856)“ [in der Beilage zu Auers „Faust“ 1856, Nr. 23] schreibt über D.: „Das ist ein Name von großem Klang, dessen Berechtigung uns nicht mehr einleuchtet, auch nicht wenn wir seinem Zeitgeiste noch so sehr Concessionen machen, denn nicht einmal die Technik ist respectable, sie besteht in kleinlichen Mitteln, die auch in dieser Kleinlichkeit nicht erschöpfend zur Anwendung kamen.“ [Dieses Urtheil über den Todten, gleichzeitig mit den vorigen von anderer Seite ausgesprochenen und viel milder als desselben Autors Urtheile über Werke Lebender, werden den Umstand erklären, daß obiger Aufsatz Sensation und Unbehagen in Künstlerkreisen erregte.]