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Die Dresdner Kunstausstellung (1803)

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Autor: Unbekannt
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Titel: Die Dresdner Kunstausstellung.
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aus: Gemeinnützige Beiträge zu den Dresdner Anzeigen, Nr. 10, 11
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Erscheinungsdatum: 1803
Verlag: Churf. sächs. priv. Adreßkomptoir
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Erscheinungsort: Dresden
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Katalog der Ausstellung siehe Verzeichniß sämmtlicher in der Churfürstl. Sächsischen Academie der Künste im Jahre 1803 öffentlich ausgestellter Kunstwerke
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Die Dresdner Kunstausstellung.

Wieder einmal ist sie vorbei. Rührte der Anschein, als ob weniger Beiträge denn sonst dagewesen wären, bloß davon her, daß der neue Ort sie näher zusammen gebracht hatte, als der vorige, wo man Anfang und Ende nicht wie jetzt, mit einem Blicke umfassen, konnte, oder war die Zahl der eingegangenen Kunstsachen in der That geringer, das mag hier unausgemacht bleiben. Soviel aber ist gewiß, daß die Direktoren der hiesigen Akademie sich durch die Wahl dieses Orts, ein großes Verdienst um die Ausstellung erworben haben, weil er den Gemählden weit mehr und ein besseres Licht als der ehemalige gewährt. Der näheste Weg geht durch die beiden Höfe des Brühlschen Palais. Man steigt von hier bis in den zweiten Stock, wo man einen Ausgang nach dem Garten findet. Von da zur linken Hand führen wieder Treppen hinauf, und man gelangt in den durch zwei Wände geschiedenen Kunstsaal selbst. Ein Seitenzimmer stößt daran, das wie der Saal mit Gemählden und Zeichnungen behangen ist.

Nur ein Paar Blicke auf dieses an Licht und Kunst etwas verwahrlosete Zimmer und dann sogleich zurück zu dem bessern Theile der Ausstellung. Die Billigkeit mag sprechen. Viele der hier befindlichen Gemälde und Zeichnungen sind Kinderarbeiten, und verdienen als solche Entschuldigung, wenn auch nicht zu leugnen ist, daß Eltern oder Lehrer zuweilen, statt der Lehrlinge, es hätten bedenken sollen, wie wenig diese und jene elende Schmiererey dem Publikum interessant seyn und einen Platz auf der Ausstellung verdienen möchte. Vorzüglich ist jedoch darinn der gezeichnete und kolorirte Prospekt von Dresden und der ganzen Gegend vom Keilberge bei Radeberg an, bis zu dem Tafelberge in Böhmen, von Wizani dem jüngern. Doch hatten durch den allzugroßen Umkreis, den der Zeichner in einen sehr mäßigen Raum zu drängen gesucht, die Gegenstände allzuviel an ihrer Bedeutung eingebüßt. Desselben Zeichners vier kolorirte Ansichten vom Ritterguthe Ringethal hätten der Natur der Sache [74] nach, mehr Ausdruck bekommen können. Allein in Ansehung der Haftung müßen sie dem erst erwähnten Prospekte nachsteben.

Außer den mancherlei artigen Sachen, die sich noch in diesem Zimmer befinden, waren in ihm auch sogar die in der Modewelt längst vergessenen Quodlibets und Silhouetten noch mode.

Im Saale, dem Eingange zur Rechten gab es mehrere gute Kopien nach hiesigen Galleriegemälden. Das Mädchen, welches am Fenster einen Brief liest, nach Gobert Flink, von Fischer in Oel gemalt, und der Pferdestall nach Wouvermann von Focke verdienen ausgezeichnet zu werden. Auch von eignen. Kompositionen ist dieser Theil des Thals nicht ganz entblößt, doch giebt ein Theseus, dargestellt, wie er die Waffen unter dem Steine findet, von der Zeichnung des jungen Malers, der ihn so erfinden konnte sowohl, als von der gehörigen Reinheit seiner Vorstellungen eine noch zu geringe Idee, als daß dem Betrachtenden dabei etwas anders als der Wunsch einfallen konnte, der junge Mann möchte seine Hand, sein Auge, und seinen Verstand recht fleißig üben, ehe er ein so schwieriges Unternehmen wieder versuchte. Eine Erfindung daneben von andrer Hand, ließ nicht mehr und nicht weniger wünschen.

Die Meißner Porcellanmanufaktur hatte die Ausstellung durch mehrere gefällige Arbeiten, theils Miniaturnachbildungen von Antiken, en Biscuit, theils durch Gemälde bereichert, worunter sich die Venus des Titian von Schaufuß ganz vorzüglich auszeichnete.

An Oldendorps Oelgemälden, zwei nächtlichen Feuerausbrüchen auf dem Lande, und der Darstellung des brennenden Magdeburg nach der Eroberung, waren die Fortschritte des Malers unverkennbar. Die Glut des Feuers mochte ihm bei dem Brande von Magdeburg am besten gelungen seyn. Auch die beleuchteten Gegenstände waren noch viel wahrer und schöner dargestellt, als in des Künstlers frühern Versuchen.

Von den drei Schnorrschen Zeichnungen in Sepia, zeichnete sich die Szene aus Wielands Aristipp, sowohl durch die größere Komposition, als durch ihre Lieblichkeit (den Karakter dieses Künstlers) vor den andern beiden, ebenfalls artigen Darstellungen aus.

In Caffe’s vier Pastellbildnißen war dieses Mahlers bekannte Manier fast in Stein übergegangen. Bei alledem hatten sie auch die Vorzüge, durch welche sie sich in der Regel empfehlen, frische Farbe und guten Ausdruck der Zeuge.

In den architektonischen Erfindungen war Hölzers Manier fast durchaus zu finden, selbst in denen, die Leipzig eingesendet hatte.

Von Blumen gab es viele in diesem Theile des Saals, größtentheils aus der Meißner Zeichenschule, einige nach Weller und Arnhold. Dieser Beisatz erinnerte aber nur allzusehr daran, daß der erste gestorben ist, und daß von dem zweiten die Ausstellung keine Blumen aufzuweisen hatte.

Die Trauben und Pflaumen von Madame Limberg würden sich ihrer besondern [75] Schönheit wegen gewiß nach und nach an Liebhaber verloren haben, wenn ihre außerordentliche Natur nicht bloß scheinbar gewesen wäre. (Sie waren wahrscheinlich aus Wachs gemacht.)

Unter den Stickereien, welche Madame Conradi von Berlin eingeschickt hatte, hörte man ihre Nachbildung eines Kupferstichs von Friedrich dem Zweiten allgemein rühmen. Soviel kann man sagen, wenn dies wirklich etwas gesagt seyn sollte, daß sie einem Kupferblatte aufs täuschendste glich.

Das kolossalische Brustbild des Kurfürsten in Gips von Ulrich hatte das Verdienst der Aehnlichkeit in hohem Grade.

Von Micksch war der hiesige Sänger Saßaroli in Wachs en Basrelief aufgestellt. Er hielt Noten in der Hand, und war sehr ähnlich. Man mußte die Geschicklichkeit bewundern, mit welcher der Verfertiger nicht nur die Farbe der verschiedenen Theile des Anzugs, sondern auch die Stoffe auszudrücken gewußt hatte.

Eine Landschaft in Oel von Dem. Freystein darf nicht unerwähnt bleiben. Es war der Königstein an der Elbe. Die Künstlerin hat vielleicht noch nie mit solchem Glück ihr Talent gezeigt, und man sah, wie treflich sie sich auch auf größere Kompositionen versteht, als sie gewöhnlich auszuführen pflegt. Als Studium, war die Tanne daneben ebenfalls sehr lobenswerth.

Zu den ausgezeichnetsten Beiträgen in diesem Theile des Saals kann man zuverläßig fünf Zeichnungen zählen, in denen die Farben hin und wieder leicht angegeben waren. Bloße Skizzen; aber der genievolle Gareis hatte sie gemacht.

Am zartesten gedacht, konnte man wohl den Hirten nennen, der neben der Geliebten im Grase sitzt, und ihr auf seiner Flöte vorspielt. Der Ausdruck in beiden Gesichtern, nicht in den Gesichtern allein, in beiden Figuren! Das Hingegebene gegen einander! Es gehörte außer dem Kunsttalent auch noch das tiefste Gefühl der Liebe dazu, um die Liebe aus dem ganzen Wesen zweier Menschen so reizend hervorscheinen zu laßen. Außerordentlich schön hatte der Künstler auch den Schmerz dieser Leidenschaft in Ariadnen dargestellt, Einsam stand sie da, und sah so den schrecklichen Morgen an, der, nach einer Nacht voll Liebe, auf sie zukam, um sie zu zerstören. Die Arme streben dem Treulosen nach, der sie um Herz und alles betrog. Die ganze Geberde der schönen Gestalt verkündigte Entsetzen. –

In der Mitte des Saals glänzte ein andres Werk dieses Künstlers, ein Oelgemälde. Die Szene ist die Unterwelt. Orpheus schüttet vor Pluto und Proserpina seine Klagen um Euridice aus. Schatten von verdammten Seelen werden selbst durch ihre Qualen nicht abgehalten, dem herrlichen Sänger ihr Ohr zu leihen. Pluto und Proserpina sind gerührt von den schönen Tönen. Selbst Cerberus ist herbeigekommen um den, der seine Wachsamkeit betrog, zu hören und anzustaunen.

Unstreitig ist dies unter den ausgeführten Werken, die Gareis jemals hervorbrachte, das gelungenste. Die Beleuchtung des Orkus sowohl, als der mit einer [76] sehr korrekten Zeichnung und lebhaften Karnation verbundne karakteristische Ausdruck der Figuren sichern dem Künstler das Zutrauen, das man zu seinen Talenten hatte, nur immer mehr.

Eben die Wärme des Gareisschen Bildes war es, und das Lebendige der Gestalten, was dem daneben hängenden Oelgemälde des erfahrnen und besonders im Kopiren alter Gemälde sehr geschickten Malers Mons, den Marius auf den Trümmern von Karthago vorstellend, einigen Schaden that.–

Die Stubbenkammer von Friedrich war eine der besten in Sepia getuschten landschaftlichen Ansichten, welche die Ausstellung aufzuweisen hatte. Die weißen Felsen stehen in ihrer kräftigen Rube, der Unruhe schön gegenüber, welche sich in dem bewölkten Himmel, den starken Wogen, und mehrern ängstlich hin- und her fliegenden Vögeln zeigt.

Von Magdalenen nach Battoni und Corregio sieht man auf hiesiger Ausstellung gemeiniglich eine ansehnliche Parthie, doch nicht immer so gute, wie dasmal. Die Battonische von Mähler sowohl in Oel, als die von Nachtigall, in Wasserfarben war nicht zu verachten. Die nach Corregio von Charpentier in Sepia, zeigte von außerordentlichem Fleiße und großer Geschicklichkeit, eben so die Herodias nach C. Dolce von demselben Dilettanten.

Die Madonna mit dem kleinen Jesus und Johannes des A. Caracci, desgleichen ein Kopf von Giulio Romano, in Oel, von dem Fräulein a. d. Winkel kopirt, empfahlen sich sehr.

Die Henschkesche mit Sepia getuschte Ansicht des Gregorischen Weinbergs war außerordentlich sorgfältig ausgeführt.

Der geschickte C. A. Richter hatte die Manier seines Meisters Zingg in mehrern schönen landschaftlichen Zeichnungen in großer Vollkommenheit gezeigt, auch waren in derselben Manier viele gute Blätter von Joh. Mich. Richter, Carl und Franz Täubert vorhanden. Unter Hammers beiden colorirten Zeichnungen möchte wohl der Prospekt von Tharandt, besonders wegen des Himmels und der Ferne vor der etwas zu bunt gehaltenen. Darstellung des Aubenfalls den Vorzug verdienen.

Dem. Alberti hatte drei Oelgemälde ausgestellt, wovon sich das größte: ein Kind, welches mit einem Lamme spielt, vorzüglich auszeichnete, so wie das Brustbild des Dichters F. Schlegel, das, der allgemeinen Stimme nach, außerordentliche Aehnlichkeit hat.

Unter den vier Glatiszischen Kopien von berühmten Pariser Gemälden möchte wohl der Seesturm nach Vernet in einiger Rücksicht den Vorzug verdienen.

[81] Die Gemälde von Dem. Stock waren auch diesmal die besten Pastellgemälde der Ausstellung. Die beiden Portraits nach der Natur waren frisch und geistvoll kolorirt, wie die Kopie der Madonna nach Bagno Cavallo.

Ein Blumenstück nach Klingner und ein Baumstamm, worauf ein Vogel sitzt, beides mit bunter Seide gestickt, zeigte in Dem. Ludwig die Meisterin in dieser Art von Arbeiten.

Ein in Oel kopirtes Blumenstück von Lommatzsch, das dabei hing, war ebenfalls sehr gut gerathen.

An Wizani des ältern Kupferstichen in Aquatinta sah man besonders seine Fertigkeit, mit dieser Art von Arbeiten umzugehen.

Die kolorirte Zeichnung einer Landschaft nach Moucheron von Stamm gab den Fleiß wohl zu erkennen, den der Zeichner angewandt hatte, seinem Urbilde nachzukommen.

Aus diesem Theile des Saals ist noch besonders einer Landschaft nach J. Rosa von Börner in Oel gemalt, zu gedenken. Wenn der Kopist dieser Landschaft derselbe ist, welcher den Mengsischen Amor kopirt hatte, so ist ihm sehr anzurathen, die Landschaftmalerei ausschließend zu treiben, weil er für diese unstreitig weit mehr Talent zeigt, als für das Portrait.

Endlich verdient auch, ehe wir durch die letzte Thüre gehen, noch ein sehr gut behandeltes Portrait des Kurfürsten, in Porcelainemasse, erwähnt zu werden, welches der Medailleur Bärend in Stahl geschnitten.

Der Professor Graff hatte vier in Oel gemalte Portraits ausgestellt, eins die ganze Figur des Kurfürsten in Uniform, sodann zwei Kniestücke und ein Brustbild, den Bibliothekar Adelung vorstellend. Sämtliche vier Portraits wiederholten, was der allgemeine Ruf längst zu Graffs Vortheile entschieden hat.

Die Oelgemälde des Professors Schenau, ein Prometheus sowohl, als drei Familiengemälde trugen durchaus die bekannte Manier dieses Künstlers an sich. [82] Dasselbe kann man von Vogels Narciß sagen.

Des Direktor Tischbeins beide Oelgemälde interessirten sehr durch die diesem Künstler eigne Art von Lieblichkeit, sein weiches Fleisch und die mehr elegant als wahr in Falten gelegten Gewänder. Das eine Bild stellte eine wohlgeordnete Kindergruppe dar. Das andre war eine junge, äusserst schlanke Dame, der eine Taube einen Myrthenzweig bringt.

Professor Grassi zeigte in dem Brustbilde einer Dame sein hauptsächlich für weibliche Portraits geeignetes, reizendes Kolorit. Der untergestützte Arm der Figur, und eine Urne auf dem Tische neben ihr, mochte wohl auf Trauer hinweisen sollen.

Vom Hofmaler Schmidt waren zwei kleine Pastellbilder zu sehen. Man rühmt den Portraits dieses Künstlers im allgemeinen eine große Aehnlichkeit nach. Fände diese auch bei dem, sehr sorgfältig ausgeführten Brustbilde von Bonaparte statt, das Schmidt in Paris gemalt, und hier ausgestellt hatte, so bewiese das, daß noch kein recht ähnliches Portrait dieses berühmten Mannes in’s Publikum gekommen wäre; denn das Schmidtsche Gemälde stimmte kaum in den Hauptzügen mit den zahlreichen Abbildungen, die von Bonaparte in Umlauf sind, überein.

Professor Seidelmann erwarb sich durch die Zartheit seiner beiden Sepiazeichnungen, der Sibille nach Guercino und einer männlichen Figur nach Domenichino, deren schönen Rücken man sieht, den Beifall von Kennern und Liebhabern.

Mit Recht konnte der Professor Klengel auch diesmal darauf rechnen, das allgemeine Vergnügen an der Ausstellung durch seine vier Beiträge zu vermehren. Wenn schon die Stimmen über seine untergehende Sonne sowohl, als über die Mondscheinlandschaft getheilt waren, so hatte er doch durch die beiden andern den Tadlern ein vollkommenes Schweigen aufgelegt. Die Abenddämmerung war vortreflich. Das Licht fing an sich zu verlieren, sanft, wie ein schöner Flötenton. Doch herrlicher noch war die größere Landschaft, der Morgen. Die blauen Felsen in der Ferne lagen umschleiert da. Auch über die schönen Bäumchen auf den Bergen in der Mitte war noch ein, kaum merklicher, Flor gezogen. Ein klares Wasser trennte sie von dem Vorgrunde, auf dem sich alle Farben schon in ihrer ganzen Kraft zeigten. Hier standen hohe schöne Bäume, unter denen dem Pan ein Opfer gebracht wurde.

In der Nähe dieser außerordentlichen Landschaft war es freilich kein Wunder, wenn die Verdienste, welche den beiden Oelgemälden, welche Klaß ausgestellt hatte, eigen waren, übersehen wurden.

Mit außerordentlichem Fleiße waren diesmal die Zeichnungen des braven Zingg ausgearbeitet. Die sächsischen Prospekte mochten vielleicht der zwei andern schönen aus der Schweiz noch vorzuziehen seyn.

Noch verdient die kolossalische Büste des Kurfürsten, vom Inspektor Matthäi genannt zu werden.

Aus dem Ganzen ging hervor, daß für das Portrait am meisten geschehen war, [83] und es gab außer den ganz vorzüglichen Bildnißen auch noch andre, denen das Verdienst nicht abgesprochen werden konnte. Ein kleines Mädchen in Pastell, das einem Vogel schmeichelt, von Wagner, hatte viel Lieblichkeit; zwei in Oel gemalte Brustbilder von Faber, deren eins den Maler Runge sehr ähnlich darstellte, sind ebenfalls unter die bessern zu rechnen.

In den Portraits, deren Aehnlichkeit allgemein erkannt wurde, gehörten die Abbildungen des Kurfürsten, und die in Oel gemalten Bildnisse des Ober-Konsistorial-Präsidenten v. Gärtner, des Hofraths Adelung, Bibliothekar Daßdorf, u. s. w. auch sollen der Herzog und der Prinz von Mecklenburg, von Zeller in Oel gemalt, wohlgetroffen seyn. Derselbe Künstler hatte unter andern auch das Brustbild eines Amors und ein Kind, das eine Taube liebkoset, ausgestellt, die recht artig erfunden waren.

Die Skulptur wieß noch weniger Werke, als andre Jahre auf. Auch gab es an guten Kupferstichen zwar mehrere, als vom Professor Schulze, C. A. Richter u. s. w., im allgemeinen aber war doch daran ein auffallender Mangel.

Der Besuch der Ausstellung war zahlreich. Daß er in der ersten Woche etwas gering ausfiel, daran mochte theils die rauhe Witterung, theils der Umstand schuld seyn, daß, ohngeachtet durch die öffentlichen Blätter bekannt gemacht worden war, daß alle auszustellenden Sachen den 24. Februar spätestens eingeliefert seyn müßten, der gedruckte Katalog dennoch von Kunstwerken redete, welche die ersten Wochen noch mangelten. Mit dem Frühlingswetter stellten sie sich ebenfalls ein, begleitet von mehrern, die in dem gedruckten Verzeichnisse gar nicht angegeben waren. Nunmehr erhielt die Ausstellung auch ein recht ansehnliches Publikum, und vielleicht ein noch ansehnlicheres, als im vorigen Jahre. Der neue Ort mochte dazu beitragen, der angenehme Spaziergang auf dem Brühlschen Garten. Den allgemeinsten Eindruck schien der trefliche Morgen von Klengel, das Graziöse in dem Portrait von Tischbein, der Ausdruck von Wahrheit und Natur in dem Ober-Konsistorial-Präsidenten von Gärtner von Graff, die jugendliche Schönheit in dem männlichen Portrait der Dem. Stock, und das freundliche Leben in der großen Landschaft der Dem. Freystein zu machen.

Die Damen verweilten sich gern bei der vorn erwähnten Stickerei, die wie ein Kupferstich aussah, auch hörte man sie hin und wieder Klagen führen, daß die Portraits en miniature nicht sehr gut wären. Sie mochten recht haben, denn ausser einer artigen Kopie nach Mengs, und einer kleinen Landschaft, gab es von Miniaturbildern nichts nur einigermaßen bedeutendes, und überhaupt weniger, als man hätte erwarten sollen. Madame Limberg gewann mit ihren Früchten das allgemeine Lob, so wie Micksch mit dem überaus fleißig dargestellten Sänger.

Unter die vorzüglichsten Belustigungen bei einer solchen Ausstellung kann der Beobachter die einander so widersprechenden Urtheile zählen, und es wurde einen ganzen [84] Tag Unterhaltung geben, daß wechselsweise Verdammen und Seligsprechen, das sich ein und dasselbe wehrlose Gemälde gefallen lassen muß, mit anzuhören. Am unbarmherzigen spielte man dem Seitenzimmer mit, welches doch gerade fast durchaus auf nichts, als auf Barmherzigkeit Anspruch machen konnte, und es kamen wenige heraus, denen man ihren Verdruß über die, gemeiniglich sehr kurze Zeit, die sie sich mit ihm abgegeben, nicht angemerkt hätte.

Gute Besserung, armes Seitenzimmer, im künftigen Jahre!