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Seite:Dresdner Anzeigen 1803 Kunstausstellung.djvu/6

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Dasselbe kann man von Vogels Narciß sagen.

Des Direktor Tischbeins beide Oelgemälde interessirten sehr durch die diesem Künstler eigne Art von Lieblichkeit, sein weiches Fleisch und die mehr elegant als wahr in Falten gelegten Gewänder. Das eine Bild stellte eine wohlgeordnete Kindergruppe dar. Das andre war eine junge, äusserst schlanke Dame, der eine Taube einen Myrthenzweig bringt.

Professor Grassi zeigte in dem Brustbilde einer Dame sein hauptsächlich für weibliche Portraits geeignetes, reizendes Kolorit. Der untergestützte Arm der Figur, und eine Urne auf dem Tische neben ihr, mochte wohl auf Trauer hinweisen sollen.

Vom Hofmaler Schmidt waren zwei kleine Pastellbilder zu sehen. Man rühmt den Portraits dieses Künstlers im allgemeinen eine große Aehnlichkeit nach. Fände diese auch bei dem, sehr sorgfältig ausgeführten Brustbilde von Bonaparte statt, das Schmidt in Paris gemalt, und hier ausgestellt hatte, so bewiese das, daß noch kein recht ähnliches Portrait dieses berühmten Mannes in’s Publikum gekommen wäre; denn das Schmidtsche Gemälde stimmte kaum in den Hauptzügen mit den zahlreichen Abbildungen, die von Bonaparte in Umlauf sind, überein.

Professor Seidelmann erwarb sich durch die Zartheit seiner beiden Sepiazeichnungen, der Sibille nach Guercino und einer männlichen Figur nach Domenichino, deren schönen Rücken man sieht, den Beifall von Kennern und Liebhabern.

Mit Recht konnte der Professor Klengel auch diesmal darauf rechnen, das allgemeine Vergnügen an der Ausstellung durch seine vier Beiträge zu vermehren. Wenn schon die Stimmen über seine untergehende Sonne sowohl, als über die Mondscheinlandschaft getheilt waren, so hatte er doch durch die beiden andern den Tadlern ein vollkommenes Schweigen aufgelegt. Die Abenddämmerung war vortreflich. Das Licht fing an sich zu verlieren, sanft, wie ein schöner Flötenton. Doch herrlicher noch war die größere Landschaft, der Morgen. Die blauen Felsen in der Ferne lagen umschleiert da. Auch über die schönen Bäumchen auf den Bergen in der Mitte war noch ein, kaum merklicher, Flor gezogen. Ein klares Wasser trennte sie von dem Vorgrunde, auf dem sich alle Farben schon in ihrer ganzen Kraft zeigten. Hier standen hohe schöne Bäume, unter denen dem Pan ein Opfer gebracht wurde.

In der Nähe dieser außerordentlichen Landschaft war es freilich kein Wunder, wenn die Verdienste, welche den beiden Oelgemälden, welche Klaß ausgestellt hatte, eigen waren, übersehen wurden.

Mit außerordentlichem Fleiße waren diesmal die Zeichnungen des braven Zingg ausgearbeitet. Die sächsischen Prospekte mochten vielleicht der zwei andern schönen aus der Schweiz noch vorzuziehen seyn.

Noch verdient die kolossalische Büste des Kurfürsten, vom Inspektor Matthäi genannt zu werden.

Aus dem Ganzen ging hervor, daß für das Portrait am meisten geschehen war,

Empfohlene Zitierweise:
Unbekannt: Die Dresdner Kunstausstellung (1803). Churf. sächs. priv. Adreßkomptoir, Dresden 1803, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Anzeigen_1803_Kunstausstellung.djvu/6&oldid=- (Version vom 11.1.2025)