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Seite:Dresdner Anzeigen 1803 Kunstausstellung.djvu/7

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und es gab außer den ganz vorzüglichen Bildnißen auch noch andre, denen das Verdienst nicht abgesprochen werden konnte. Ein kleines Mädchen in Pastell, das einem Vogel schmeichelt, von Wagner, hatte viel Lieblichkeit; zwei in Oel gemalte Brustbilder von Faber, deren eins den Maler Runge sehr ähnlich darstellte, sind ebenfalls unter die bessern zu rechnen.

In den Portraits, deren Aehnlichkeit allgemein erkannt wurde, gehörten die Abbildungen des Kurfürsten, und die in Oel gemalten Bildnisse des Ober-Konsistorial-Präsidenten v. Gärtner, des Hofraths Adelung, Bibliothekar Daßdorf, u. s. w. auch sollen der Herzog und der Prinz von Mecklenburg, von Zeller in Oel gemalt, wohlgetroffen seyn. Derselbe Künstler hatte unter andern auch das Brustbild eines Amors und ein Kind, das eine Taube liebkoset, ausgestellt, die recht artig erfunden waren.

Die Skulptur wieß noch weniger Werke, als andre Jahre auf. Auch gab es an guten Kupferstichen zwar mehrere, als vom Professor Schulze, C. A. Richter u. s. w., im allgemeinen aber war doch daran ein auffallender Mangel.

Der Besuch der Ausstellung war zahlreich. Daß er in der ersten Woche etwas gering ausfiel, daran mochte theils die rauhe Witterung, theils der Umstand schuld seyn, daß, ohngeachtet durch die öffentlichen Blätter bekannt gemacht worden war, daß alle auszustellenden Sachen den 24. Februar spätestens eingeliefert seyn müßten, der gedruckte Katalog dennoch von Kunstwerken redete, welche die ersten Wochen noch mangelten. Mit dem Frühlingswetter stellten sie sich ebenfalls ein, begleitet von mehrern, die in dem gedruckten Verzeichnisse gar nicht angegeben waren. Nunmehr erhielt die Ausstellung auch ein recht ansehnliches Publikum, und vielleicht ein noch ansehnlicheres, als im vorigen Jahre. Der neue Ort mochte dazu beitragen, der angenehme Spaziergang auf dem Brühlschen Garten. Den allgemeinsten Eindruck schien der trefliche Morgen von Klengel, das Graziöse in dem Portrait von Tischbein, der Ausdruck von Wahrheit und Natur in dem Ober-Konsistorial-Präsidenten von Gärtner von Graff, die jugendliche Schönheit in dem männlichen Portrait der Dem. Stock, und das freundliche Leben in der großen Landschaft der Dem. Freystein zu machen.

Die Damen verweilten sich gern bei der vorn erwähnten Stickerei, die wie ein Kupferstich aussah, auch hörte man sie hin und wieder Klagen führen, daß die Portraits en miniature nicht sehr gut wären. Sie mochten recht haben, denn ausser einer artigen Kopie nach Mengs, und einer kleinen Landschaft, gab es von Miniaturbildern nichts nur einigermaßen bedeutendes, und überhaupt weniger, als man hätte erwarten sollen. Madame Limberg gewann mit ihren Früchten das allgemeine Lob, so wie Micksch mit dem überaus fleißig dargestellten Sänger.

Unter die vorzüglichsten Belustigungen bei einer solchen Ausstellung kann der Beobachter die einander so widersprechenden Urtheile zählen, und es wurde einen ganzen

Empfohlene Zitierweise:
Unbekannt: Die Dresdner Kunstausstellung (1803). Churf. sächs. priv. Adreßkomptoir, Dresden 1803, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Anzeigen_1803_Kunstausstellung.djvu/7&oldid=- (Version vom 11.1.2025)