Unbekannt: Die Dresdner Kunstausstellung (1803) | |
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Schönheit wegen gewiß nach und nach an Liebhaber verloren haben, wenn ihre außerordentliche Natur nicht bloß scheinbar gewesen wäre. (Sie waren wahrscheinlich aus Wachs gemacht.)
Unter den Stickereien, welche Madame Conradi von Berlin eingeschickt hatte, hörte man ihre Nachbildung eines Kupferstichs von Friedrich dem Zweiten allgemein rühmen. Soviel kann man sagen, wenn dies wirklich etwas gesagt seyn sollte, daß sie einem Kupferblatte aufs täuschendste glich.
Das kolossalische Brustbild des Kurfürsten in Gips von Ulrich hatte das Verdienst der Aehnlichkeit in hohem Grade.
Von Micksch war der hiesige Sänger Saßaroli in Wachs en Basrelief aufgestellt. Er hielt Noten in der Hand, und war sehr ähnlich. Man mußte die Geschicklichkeit bewundern, mit welcher der Verfertiger nicht nur die Farbe der verschiedenen Theile des Anzugs, sondern auch die Stoffe auszudrücken gewußt hatte.
Eine Landschaft in Oel von Dem. Freystein darf nicht unerwähnt bleiben. Es war der Königstein an der Elbe. Die Künstlerin hat vielleicht noch nie mit solchem Glück ihr Talent gezeigt, und man sah, wie treflich sie sich auch auf größere Kompositionen versteht, als sie gewöhnlich auszuführen pflegt. Als Studium, war die Tanne daneben ebenfalls sehr lobenswerth.
Zu den ausgezeichnetsten Beiträgen in diesem Theile des Saals kann man zuverläßig fünf Zeichnungen zählen, in denen die Farben hin und wieder leicht angegeben waren. Bloße Skizzen; aber der genievolle Gareis hatte sie gemacht.
Am zartesten gedacht, konnte man wohl den Hirten nennen, der neben der Geliebten im Grase sitzt, und ihr auf seiner Flöte vorspielt. Der Ausdruck in beiden Gesichtern, nicht in den Gesichtern allein, in beiden Figuren! Das Hingegebene gegen einander! Es gehörte außer dem Kunsttalent auch noch das tiefste Gefühl der Liebe dazu, um die Liebe aus dem ganzen Wesen zweier Menschen so reizend hervorscheinen zu laßen. Außerordentlich schön hatte der Künstler auch den Schmerz dieser Leidenschaft in Ariadnen dargestellt, Einsam stand sie da, und sah so den schrecklichen Morgen an, der, nach einer Nacht voll Liebe, auf sie zukam, um sie zu zerstören. Die Arme streben dem Treulosen nach, der sie um Herz und alles betrog. Die ganze Geberde der schönen Gestalt verkündigte Entsetzen. –
In der Mitte des Saals glänzte ein andres Werk dieses Künstlers, ein Oelgemälde. Die Szene ist die Unterwelt. Orpheus schüttet vor Pluto und Proserpina seine Klagen um Euridice aus. Schatten von verdammten Seelen werden selbst durch ihre Qualen nicht abgehalten, dem herrlichen Sänger ihr Ohr zu leihen. Pluto und Proserpina sind gerührt von den schönen Tönen. Selbst Cerberus ist herbeigekommen um den, der seine Wachsamkeit betrog, zu hören und anzustaunen.
Unstreitig ist dies unter den ausgeführten Werken, die Gareis jemals hervorbrachte, das gelungenste. Die Beleuchtung des Orkus sowohl, als der mit einer
Unbekannt: Die Dresdner Kunstausstellung (1803). Churf. sächs. priv. Adreßkomptoir, Dresden 1803, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Anzeigen_1803_Kunstausstellung.djvu/3&oldid=- (Version vom 11.1.2025)