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RE:Filter

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Gefäß zum durchseihen von Flüssigkeit, besonders von Wein
Band VI,2 (1909) S. 23172320
Filter (Fluidtechnik) in der Wikipedia
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Filter (und Filtrieren). Abgesehen von gelegentlich gebrauchten Ausdrücken, die auch weitere Bedeutung haben konnten, wie ὑλίζειν, ἰποῦν, ἐκπιέζειν, liquare, exprimere, transmittere usw. wurde das Durchseihen von Flüssigkeiten besonders durch διηθεῖν, colare, saccare, auch ἀπηθεῖν, [2318] διυλίζειν, σακκίζειν, selten durch ἠθεῖν, σακκεῖν, σινιάζειν (bei Alex. Trall. II 163 Puschm.), percolare bezeichnet (vgl. über diese und die folgenden Ausdrücke den Exkurs bei Bussemaker et Daremberg Oeuvres d’Oribase I p. 633ff.). Den F. bezeichneten die Griechen besonders mit ὑλιστήρ (ὁ σάκκινος Schol. Ar. Plut. 1087. Suid.; also von Zeug, hauptsächlich wohl von Linnen), τρύγοιπος (angeblich ein besserer Ausdruck als ὑλιστήρ nach Phryn. epit. p. 303 Lobeck) und σάκκος (σπάρτινος bei Poll. X 146, d. h. von den Bastfasern der Binsenpfrieme, Spartium junceum L., oder von Spartgras, Stipa tenacissima L.); die Römer mit colum und saccus, obwohl σάκκος und saccus auch andere Bedeutungen haben konnten. Mit ὑλιστήρ wird ferner ἠθμός identifiziert (Suid.), und dieses Gefäß ebenfalls zum Filtrieren gebraucht (Menekrates im Etym. M. 422, 34), besonders, wie wir sehen werden, zu dem des Weins. Es war vielfach durchbohrt (Philippos in Anth. Pal. VI 101. Athen. I 24 e) und daher durchlässig (Theophr. c. pl. VI 19, 3; vgl. Aristot. hist. an. IV 91), konnte von Bronze (Euripides bei Poll. X 108), sogar von Silber sein (Epigenes bei Athen. XI 469 c), in der Küche (Poll. ebd.) und bei der Bierbereitung (s. o. Bd. III S. 459, 61) gebraucht werden. Doch unterscheidet z. B. Dioskurides (II 123) bei der Bereitung des Kraftmehls den ἠθμός, welcher ihm zur Entfernung der Kleie diente (s. o. Bd. I S. 2001, 52), von dem eigentlichen F., ὑλιστήρ (= linteum bei Cato agric. 87; vgl. Plin. XVIII 77). Der ἠθμός scheint also, wie bei der Weinbereitung nach dem Folgenden mitunter auch das colum, eher eine Art Sieb, durch welches aber auch Flüssigkeiten geseiht wurden, gewesen zu sein. Die στακτά, mit welchen man in Alexandreia Wasser filtrierte (Orib. coll. med. V 5, 1), werden teils für eine poröse Steinart, teils für tönerne F. gehalten. Ein tönerner F. in Form eines Weinblattes befindet sich im etruskischen Museum des Vatikans (E. Saglio im Dict. des ant. I 1332, 14). Wohl ebenso vereinzelt wie στακτόν finden sich für den F. die Ausdrücke ἱμάτιον (Her. IV 23; vgl. Tomaschek o. Bd. II S. 719, 42), κόφινος (Geop. XX 46, 2) und sporta (Pall. III 27; vgl. Plin. XVIII 77).

Über die Beschaffenheit und Anwendung der F. ist folgendes zu sagen. Die Güte des Wassers zeigt sich darin, daß es beim Filtrieren keine erdigen Bestandteile zurückläßt (Plin. XXXI 36). Das Wasser kann durch Asche filtriert werden (Ps.-Plut. plac. philos. III 16). Vermittels Durchsickerung durch die Betonschichten von zwei oder drei Zisternen wird besseres Trinkwasser gewonnen (Vitruv. VIII 6, 15. Athenaios med. bei Orib. coll. med. V 5, 3). Zu diesem Zwecke ließ man auch Wasser durch einen bis drei ὑλιστῆρες und das des Meeres und der Landseen durch das Erdreich in Gräben, die in der Nähe angelegt waren, sickern (Athenaios med. ebd. 1f.). Die römischen Sitten hatten sich mit der Zeit so verfeinert, daß man selbst das Waschwasser filtrierte (Sen. ep. 86, 11). Zur Klärung des Weins wurde trotz der vielen andern Klärungsmittel, welche die Alten anwandten, doch auch der F. gebraucht (Col. II 2, 20), so der τρύγοιπος (Ar. Plut. 1087. Poll. I 245), ἠθμός (Pherekrates bei Athen. XI 480 b) und [2319] ὑλιστήρ (Geop. VII 37, 1), und der filtrierte Wein von Eupolis (bei Poll. VI 18) σακκίας und σακτός genannt. Mit Keltergeräten zusammen werden der σάκκος (Hipponax bei Poll. X 75) und das colum (Verg. Georg. II 241) erwähnt. Die cola gehörten zur Bereitung des Weins während der vindemia (Col. XI 2, 71), sofern durch sie (offenbar während der Gärung auf den Fässern) der ausgeworfene Schaum und Unrat entfernt wurde (Cato agric. II, 1). Den gleichen Zweck kann wohl auch nur der zum Klären des Weins gebrauchte, aus dünnen Weidenruten geflochtene saccus mit weiten Maschen und in Gestalt eines umgekehrten Kegels gehabt haben (Col. IX 15, 12). Man filtrierte im Fasse sauer(?) gewordenen Wein durch Sand, um ihn rein und geruchlos zu machen (Geop. VI 2, 6; vgl. VII 15, 15), und bei der Bereitung des eingekochten Mostes, des defrutum, wurden die Unreinlichkeiten durch cola iuncea oder spartea, d. h. von Binsen oder den Bastfasern der Binsenpfrieme (Spartium junceum L.), bezw. von Spartgras (Lygeum spartum L. und Stipa tenacissima L.), doch von ungeklopftem spartum, entfernt (Col. XII 19, 4). Doch auch kurz vor dem Gebrauch oder beim Mahle selbst wurde oft der Wein filtriert (Hor. carm. I 11, 6. Mart. II 40, 5. Plut. symp. VI 7, 1. Apul. met. IX 22) durch ein linum (Mart. VIII 45, 3) oder einen saccus (ebd. XII 60 b, 5). Dazu konnte auch ein ἠθμός (Epigenes bei Athen. XI 469 c) oder ein colum vinarium (Pompon. Dig. XXXIV 2, 21 pr.) von Silber dienen. Dieser ἠθμός wurde beim Mahle auf die Trinkschale (Pherekrates bei Athen. XI 480 b) oder auf den Krater (Euripides bei Poll. X 108) gelegt. Seihgefäße in den Händen der Diener, welche den Tischgenossen Wein einschenken, sieht man abgebildet auf griechischen Vasen (Saglio a. a. O. Fig. 1729), sowie auf etruskischen Vasen und Basreliefs (ebd. Anm. 18). Aber da durch das Filtrieren die Hefe entfernt wird, wird der Wein schwächer und verdirbt schneller (Theophr. c. pl. VI 16, 6. Plut. symp. VI 7, 1), behält nur seine Milde (Plut. ebd.) und kann in größerer Menge genossen werden (ebd. Plin. XIV 138); er verliert durch das linum seinen Geschmack und wird besser durch andere Mittel geklärt (Hor. sat. II 4, 54); durch den saccus (sacculus) wird er geschwächt (Lucilius bei Cic. fin. II 83. Plin. XIV 138. XXIII 45) oder kastriert (Plin. XIX 53. Plut. ebd.). Wenn hingegen der saccus mit Myrtenöl eingerieben wird, so läßt die in diesem Öl enthaltene Hefe nur die klare Flüssigkeit durch und verleiht dieser auch einen angenehmen Geschmack (Plin. XV 124; vgl. Theophr. c. pl. VI 7. 4). Wenn man in den saccus Anis und bittere Mandeln tut, wird der Wein angenehmer gemacht (Plin. XX 185; vgl. Geop. VII 37, 1), durch Hinzutun eines Weizenbrotes übler Geruch beseitigt (Plin. XXII 139), durch Polenta im saccus vinarius der Wein gemildert (ebd. XXIV 3). Endlich kühlte man geringeren Wein durch Schnee, welcher in Leinwand gelegt war, besseren durch solchen in einem colum nivarium oder einem saccus nivarius (Mart. XIV 103f.). Unter den kleineren siebartigen Geräten von Bronze, welche sich im Museum zu Neapel befinden (Abbild. im Mus. Borb. III 31), wird besonders eines für einen Wein-F. gehalten (Overbeck-Mau [2320] Pompeji4 1884 Fig. 242, 6a. b). Es ist von einer soliden Kelle, in welcher sich der geklärte Wein sammeln konnte, umgeben und kann aus dieser an seinem Stiel herausgehoben werden. Fast genau gleicht diesem ein zu Seeb in der Schweiz gefundenes Gefäß (Saglio a. a. O. m. Fig. 1731). Ferner befindet sich in Neapel ein Sieb von Bronze, welches größer und mit zwei Henkeln versehen ist (Abbild. im Mus. Borb. II 60 und bei Baumeister Denkmäler Fig. 2334), und ein flacheres silbernes Gefäß mit konisch vertieftem und durchlöchertem Boden (Abbild. im Mus. Borb. VIII 14). Dem letzteren gleicht ein bronzener Durchschlag des Museums zu Nîmes (Saglio a. a. O. mit Fig. 1732). Diese letzteren drei Geräte sind vielleicht gleichfalls cola vinaria, bezw. nivaria. Bei mehreren etruskischen Oinochoen ist die Mündung selbst sieb- oder filterartig geformt (ebd. mit Fig. 1734). Durch Auspressen der Beeren gewonnener Myrtenwein wurde sofort durch ein colum iunceum (Col. XII 38, 7), d. h. einen Binsen-F., oder eine palmea sporta (Pall. III 27), d. h. einen Korb aus Palmblättern, geseiht, Feigenessig durch iunceae fiscellae, d. h. Körbchen aus Binsen, oder spartei sacci, d. h. F. von Binsenpfrieme oder Spartgras (Col. XII 17, 2). Zu den Beschäftigungen in der Küche gehörte natürlich auch das διηθεῖν (Poll. VI 91; vgl. X 108). So wurde zur Herstellung des γάρον, einer Fischbrühe, die dazu gebrauchte Salzlake durch einen ὑλιστήρ (Geop. XX 46. 5), Spargelbrei durch ein colum filtriert (Apic. 125). Bei der Zubereitung wohlriechender Salben bediente man sich eines ὑλιστήριον aus dünnen Binsen (Schol. Nic. al. 493), bei der einer Heilsalbe wurde das Öl durch ein linteum oder colum (Scrib. Larg. 156) oder die Bestandteile der Salbe durch ein linteum oder colum aus Binsen (ebd. 271) getrieben und überhaupt wohl Öl mitunter filtriert (Poll. I 245), besonders zu medizinischen Zwecken (Alex. Trall. II 347. 539 Puschm.). Der Herstellung von Parfümen scheint ein auf der Krim gefundener und nach der Petersburger Ermitage gekommener kleiner Durchlaß in Gestalt eines Laubblattes von Silber gedient zu haben (Saglio a. a. O. mit Fig. 1733), aber nach S. Reinach (Antiquités du Bosphore Cimm. 1892 p. 82f. mit Taf. XXXI 12) war er vielleicht eine Art durchlöcherter Schaufel, dazu dienend, eine gewisse Quantität körnigen oder staubigen Parfüms abzuheben, welche dann mit warmem Wasser übergossen wurde, um das Aroma zu entwickeln. Die Ärzte benützten bei der Filtration ihrer Mixturen u. dgl. besonders ein linnenes Tuch, ὀθόνη, ὀθόνιον, linteum (Ps.-Hipp. II 521. 717. 731. 757 K. Nic. al. 323. 546. Diosc. II 95. III 7. V 82. Plin. XXI 122. XXXIV 172. Marc. Emp. p. 81, 13 Helmr.; c. 9, 115f. Alex. Trall. II 317. 347 Puschm.); ein linnener Fetzen ist wohl auch das gleichgebrauchte ῥάκος (Ps.-Hipp. II 729, vgl. 872 K.) gewesen; bisweilen ist als Ersatz dafür Flechtwerk ans Binsen eingetreten (Nic. al. 546. Scrib. Larg. 271).

[Olck. ]