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RE:Eupolis 3

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Dichter der alten attischen Komödie um 420 v. Chr., vgl. Kratinos, Aristophanes
Band VI,1 (1907) S. 1230 (IA)–1235 (IA)
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3) Nächst Kratinos und Aristophanes der bedeutendste Vertreter der alten attischen Komödie, wenigstens nach dem oft wiederholten Urteil der alexandrinischen Grammatiker (Hor. sat. I 4, 1. Quintil. X 1, 65), war natürlich Athener, Sohn des Sosipolis (Suidas). Seine dichterische Tätigkeit erstreckte sich mindestens auf die Jahre 429–411. Daß er als 17jähriger Jüngling zuerst vor das Publikum getreten sei, erzählt zwar Suidas, ist aber an sich nicht sehr glaublich und wird doppelt verdächtig dadurch, daß von Aristophanes ebenso unbegründet dasselbe berichtet wird (vgl. Bd. II S. 972). Ebenso wie sein Geburtsjahr ist sein Todesjahr unbekannt, denn die läppische, auch von Duris verbreitete Anekdote, Alkibiades habe ihn zum Lohn für mannigfachen Spott auf der Fahrt nach Sizilien im Meer ertränkt, hat schon Eratosthenes widerlegt (Cic. ad Att. VI 1) durch den einfachen Nachweis, daß E. nach dieser Zeit noch Komödien geschrieben habe (z. B. den zweiten Autolykos); nicht mehr Glauben verdient die andere Version bei Suidas, er sei im Kampf gegen die Lakedaimonier auf dem Hellespont ertrunken, offenbar ein kläglicher Lückenbüßer für die von Eratosthenes beseitigte Fabel, die von anderen hartnäckigen Rationalisten beibehalten und so modifiziert wurde, daß sie den historischen Tatsachen nicht geradezu widersprach, vgl. Platonius I 4. Tzetz. de com. P b 24. Wir können nicht sagen, wo die erste Veranlassung zu solchen Erfindungen lag, der Zusatz bei Suidas καὶ ἐκ τούτου ἐκωλύθη στρατεύεσθαι ποιητήν scheint der Anekdote einen aetiologischen Charakter zu geben, aber die Militärfreiheit der Dichter selbst ist in dieser allgemeinen Fassung eine unhaltbare Behauptung. Eine noch seltsamere Anekdote erzählt Aelian. de anim. X 41: E. habe von dem Eleusinier Augeas einen Molotterhund geschenkt bekommen, den er mit dem Namen des freundlichen Gebers nannte; er habe auch einen Sklaven Namens Ephialtes gehabt, der dem Herrn einige Dramen stahl, aber vom treuen Hunde beim Diebstahl ertappt und totgebissen wurde; nachdem E. in Aigina verstorben, habe sich der Hund auf das Grab gelegt, bis er verendete, und die Stätte habe fortan den Namen Κυνὸς θρῆνος geführt. Es ist wohl denkbar, daß hier zum Teil Komödienspässe zu Grunde liegen, wenn auch gewiß nicht so, wie im Herm. XXIV 40 angenommen wurde. Der Molotterhund ist ein Bild der wachsamen und derb zufahrenden Komödiensatire, dem Vorwurf, daß ein Dichter den anderen, z. Β. Aristophanes den E., bestohlen habe, begegnen wir nicht selten; Ephialtes ist gewiß kein Sklavenname, sondern bedeutet den bösen Geist, den Alp, der den Menschen zur Nachtzeit beschwert. Ob E. in Aigina gestorben und begraben war, wissen wir nicht; auffallend ist, daß ebenda Aristophanes ansässig war (s. Bd. II S. 971). Das Grab des E., das Pausanias II 7, 4 in Sikyon gesehen haben will, war bestenfalls ein dem Dichter zu Ehren errichtetes Denkmal.

Suidas läßt E. mit 17 Jahren zuerst als Dichter auftreten, gibt ihm 17 Komödien und sieben Siege. Die erste dieser Angaben hat, wie bemerkt, wenig Gewähr, die zweite steht gleichfalls allein. Der weit vertrauenswürdigere Anonymus [1231] de com. II 10 hat nur 14 Dramen gekannt, und das ist eben die Zahl, die wir an der Hand der Zitate nachweisen können, wenn wir Irrtümer oder Fälschungen abziehen. Der Διαιτῶν gehört, wie der Name selbst bekundet und wie das einzige Zitat bei Pollux VII 167 beweist, einem viel jüngeren Dichter. Das Zitat ferner bei demselben Pollux IX 27 Εὔπολις ἐν τῆι Διάδι beruht auf einem noch unaufgeklärten Versehen. Bei Erotian p. 94, 11 wird Εὔπολις ἐν Λάκωσιν irrtümlich für Πλάτων ἐν Λάκωσιν zitiert. Die Ὑβριστοδίκαι sind eine offenkundige Erfindung des Ptolemaios Hephaistion (Phot. bibl. p. 150 a 6), Es bleiben die folgenden Stücke: Αἶγες Ἀστράτευτοι Αὐτόλυκος α’ und β’ Βάπται Δῆμοι Εἵλωτες Κόλακες Μαρικᾶς Νουμηνίαι Πόλεις Προσπάλτιοι Ταξίαρχοι Φίλοι Χρυσοῦν γένος. Von diesen waren die Εἵλωτες unsicherer Herkunft (s. u.); schliessen wir sie aus und setzen die beiden Ausgaben des Autolykos als zwei verschiedene Stücke an, wie auch bei Aristophanes die Doppelbearbeitungen des Αἰολοσίκων, der Εἰρήνη u. a. doppelt gerechnet wurden (vgl. Bd. II S. 972f.), so bleiben in der Tat 14 Stücke. Da hierunter auch die frühzeitig verlorenen Νουμηνίαι inbegriffen sind, so darf man annehmen, daß E. überhaupt nicht viel mehr Stücke geschrieben hat. Zu dieser kleinen Zahl stehen in äußerst günstigem Verhältnis die sieben Siege, die der Dichter nach Suidas Angabe davongetragen hat. Die Angabe scheint sich urkundlich bestätigen zu lassen. In dem Verzeichnis der lenaeischen Siege (IG II 977 d; vgl. jetzt Wilhelm Urk. dram. Aufführ. 123) steht E. hinter Kratinos, Pherekrates, Hermippos, Phrynichos Myrtilos, aufgeführt [Εὔ]πολις γ’, als letzter in dieser Kolumne erhaltener Name. Auf einem anderen Bruchstück desselben Verzeichnisses (Wilhelm a. a. O. 107), das sich auf die dionysischen Siege bezieht, finden wir diese Reihenfolge Φερ[εκράτης..] , wo die Zahl der Siege zwar fehlt, aber die Ergänzung Εὔπ[ολις ΙΙΙΙ] wahrscheinlich ist. Da diese Listen offenbar chronologisch geordnet sind, so hat E. seinen ersten Lenaeensieg früher als Aristophanes davongetragen, d. h. da im J. 424 Aristophanes mit den Rittern und 425 Kallistratos mit Aristophanes Acharnern gesiegt haben, so fällt E.s erster Sieg spätestens ins J. 426. Ob sich die Angabe des Anonymus de com. II 10 ἐδίδαξεν ἐπὶ ἄρχοντος Ἀπολλοδώρου (im J. 429), ἐφ’ οὗ καὶ Φρύνιχος auf seinen ersten Sieg (es konnte nur ein dionysischer gemeint sein) oder auf seine erste Aufführung bezieht, bleibt ungewiß. Mit welchem Stück sich E. im J. 429 zuerst eingeführt hat, wissen wir nicht, aber daß er für das übernächste Jahr (427) die Ταξίαρχοι gedichtet hat, ist eine nahezu sichere Combination von v. Wilamowitz Philol. Unters. I 64ff. Damals war Phormion aus unbekanntem Grunde in Atimie verfallen, er sollte sich, da er 100 Minen nicht zahlen konnte, durch irgend eine Kultusleistung für Dionysos auslösen (Androtion beim Schol. Arist. Pac. 347). Der Dichter scheint die Leistung so gefaßt zu haben, daß der Gott selbst zu Phormion ins Lager kam und sich von ihm im Kriegsdienst unterweisen ließ. Die Härte des Lagerlebens war für den an lustiges Leben gewöhnten Schüler zuerst unerträglich, [1232] dann aber fesselte ihn die Person des Phormion, und er machte die strenge Schule glücklich durch. Zwei Jahre später, zusammen mit Aristophanes Acharnern an den Lenaeen 425, brachte E. die Νουμηνίαι auf die Bühne, von denen wir nur die didaskalische Notiz besitzen (Hypoth. Ar. Ach. Ι) δεύτερος Κρατῖνος Χειμαζομένοις· οὐ σώιζονται· τρίτος Εὔπολις Νουμηνίαις, wo derselbe Zusatz οὐ σώιζονται zu ergänzen ist. Es kann kein Zufall sein, daß sich kein einziges Zitat des Stückes findet. Wahrscheinlich ins J. 424 fällt die glänzende Verspottung von Kleons Allmachtstellung, die den Inhalt des Χρυσοῦν γένος bildete, wie Welcker zuerst erkannt hat, vgl. v. Wilamowitz Obs. crit. 54. Der Spott des ‚goldenen Zeitalters‘ würde kläglich wirken, wenn eine ernsthafte Niederlage, wie die bei Delion, oder ein schwerer Verlust, wie der von Amphipolis, kurz vorher den Staat getroffen hätte; er paßt vortrefflich in die Zeit, da Kleon als Sieger von Sphakteria heimkehrte und, durch vielfache Ehrungen verblendet, alle Friedensvorschläge der Lakedaimonier ablehnte. Da nun an den Lenaeen 424 Aristophanes Ritter, Kratinos Satyrn und Aristomenes Hylophoren zur Aufführung kamen, so bleiben für das ‚goldene Zeitalter‘ nur die Dionysien desselben Jahres. Das übernächste Jahr brachte eines der besten Stücke des E. Die Πόλεις behandelten das Verhältnis der Bundesgenossen zu Athen. Die einzelnen Städte, die, obschon sie den Chor bilden, dennoch als Individuen behandelt zu sein scheinen, treten vor und werden je nach ihren Eigentümlichkeiten geschildert, wie Tenos, Chios, Kyzikos. Der dichterische Grundgedanke läßt sich kaum erraten, wenn nicht etwa der Vers im Etym. Μ. 866, 16 Aufschluß gibt, wo für die eine der Städte ein passender Gatte, doch wohl aus der Zahl der attischen Politiker, ausfindig gemacht wird: ἔχω γὰρ ἐπιτήδειον ἄνδρ’ αὐτῆς πάνυ. Die Schärfe, mit der die Gesandtschaft des Amynias nach Pharsalos kritisiert wird (Schol. Ar. Vesp 1271), zeigt, daß die Πόλεις in die gleiche Zeit wie Aristophanes Wespen fielen, also da die Lenaeen anderweitig besetzt sind, wahrscheinlich an den Dionysien des J. 422 zur Aufführung kamen; vgl. Herm. XXX 443ff. Der Μαρικᾶς ist nach dem Zeugnis der Didaskalien (Schol. Ar. nub. 552) im dritten Jahr nach den ersten Wolken aufgeführt worden, wenige Monate nach Kleons Tode, also im J. 421, und zwar an den Lenaeen, während das nächste Stück, die Κόλακες, für die Dionysien bestimmt war (s. u.). Unter dem Barbarennamen Μαρικᾶς hat E. den Demaogogen Hyperbolos verhöhnt, genau wie Aristophanes den Kleon als Paphlagon in den Rittern. Die Ahnlichkeit der beiden Dramen muß beträchtlich gewesen sein, da Aristophanes sich in der Parabase der zweiten Wolken beklagte (v. 553), Ε. habe ihm im Marikas seine Ritter schändlich verhunzt. Es ist aber möglich, daß E. ein gutes Recht hatte, die Idee der Ritter auf eigene Rechnung zu wiederholen, da wir wissen, daß E. an diesem Stück seines Kollegen einen erheblichen Anteil hatte (Kirchhoff Herm. XIII 288ff.). Auch unter de spärlichen Fragmenten des Marikas fehlt es nicht auffallenden Übereinstimmungen mit den Rittern. An den Dionysien 421 siegten E.s Κόλακες über die Εἰρήνη des Aristophanes und über Leukons [1233] Φράτερες (Hypothesis zu Ar. Frieden I). Den Preisrichtern mag, soweit Aristophanes in Betracht kommt, das Urteil nicht schwer geworden sein. Im ‚Frieden‘ ein idyllisches Stimmungsbild, ohne viel Handlung, ohne individuelle Personen, in den Κόλακες eine reiche und drastische Handlung mit vielen Personen, denen damals das Interesse des gebildeten Athen zugewendet war. Das Haus des Kallias als Mittelpunkt des geistigen wie des materiellen Lebens, voll von Sophisten (wie Protagoras), Dichtern, Künstlern und andren Schmarotzern (κόλακες), denen der Hausherr, eben erst in Besitz des großen väterlichen Vermögens gelangt, offene Tafel hält. Mit der Freiheit, die dem Komiker niemand verübelt, läßt E. im Verlauf des einen Stücks den Umschlag erfolgen. Die Schlemmerei der Gäste hat den Kallias ruiniert, sein ganzer Besitz mitsamt der luxuriös angerichteten Tafel verfällt dem Gerichtsvollzieher. Alkiphron hat der Komödie manche Züge für seine Parasitenbriefe (III 46ff.) entlehnt. Aus der Parabase ist uns bei Athen. VI 236 c ein größeres Fragment erhalten, in dem die Parasiten ihre Lebensaufgabe mit süßsaurer Miene preisen, ganz nach dem Muster des epicharmischen Parasiten (frg. 35), freilich ohne den ganz individuellen Selbstironisierungston des sikelischon Dichters zu erreichen. Ebenso wie die Κόλακες hat sich auch der Αὐτόλυκος von der Politik im ganzen ferngehalten und war auf einen privaten, den Κόλακες nah verwandten Stoff gerichtet. Das Stück wurde im Jahre des Archon Aristion (420) aufgeführt (Athen. V 216 d) und scheint eine grausame Verhöhnung des Autolykos, seiner Mutter, die Rhodia genannt wird, und seines Vaters Lykon gewesen zu sein, vor allem aber des schönen Knaben selbst, der im J. 422 an den Panathenaeen im Pankration siegte und dem sein Liehhaber Kallias das von Xenophon verherrlichte Symposion veranstaltete. Warum der Dichter die Inszenierung nicht selbst besorgte, sondern einem gewissen Demostratos anvertraute (Athen. a. O.), können wir nicht wissen, ebensowenig was ihn veranlaßte, später das Stück noch einmal zu bearbeiten. Nicht lange vor die sikelische Expedition 416 oder 415 scheinen die Βάπται zu fallen. So hießen die Verehrer der auch in Athen rezipierten thrakischen Göttin Kotyto, die sich durch wilde und jedenfalls nicht sehr anständige Tänze feiern ließ (Schol. Iuven. II 91), und in diesem Sinne hatte E. die Göttin eine Korinthierin genannt (Hesych. s. Κοτυτώ). Wir wissen, weniger aus den Fragmenten als durch ausdrückliche Zeugnisse, daß es besonders dem Alkibiades in diesem Stück sehr schlecht ging; eben an die Bapten knüpfte sich die Fabel von der Rache, die Alkibiades am Dichter genommen (s. o.), vgl. das Epigramm beim Schol. Aristid. III 444 Ddf.: βάπτεις μ’ ἐν θυμέληισιν, ἐγὼ δὲ σὲ κύμασι πόντου βαπτίζων ὀλέσω, νάμασι πικροτάτοις. Die übrigen Dramen des E. sind unsicherer Datierung. Das berühmteste Stück des E. waren die Δῆμοι. Der Chor bestand schwerlich aus Personifikationen einzelner attischer Demen, sondern vielmehr aus Vertretern des Demos, um dessen Wohl und Wehe es sich handelt. Die grandiose Idee, im Elend der Gegenwart die großen Männer der Vergangenheit um Rat und Hilfe zu bitten und die Schatten des [1234] Solon (?), Miltiades, Aristeides und Perikles in feierlicher Beschwörung aus der Unterwelt zu zitieren, war freilich nicht original. Kratinos hatte in den Χίρωνες zu einem ähnlichen Zweck den Solon auf die Bühne gebracht, und auch er war wohl schon durch die Erscheinung des Dareios in Aischylos Persern dazu angeregt worden. Aber E. scheint den Gedanken besonders glücklich und wirkungsvoll durchgeführt zu haben. Während bei Kratinos allein Solon, der Begründer der attischen Demokratie, die Entartung der perikleischen Zeit verurteilte, wurden bei E. die verschiedensten Männer befragt, neben Solon der stolze Sieger von Marathon, der Gründer des Seebundes, der der Gerechte hieß und war, und selbst er, der von der vorigen Generation zu Gunsten Kimons verworfene, jetzt aber zu Ungunsten Kleons und seiner Nachfolger verherrlichte Perikles. Der Mann, der diese Schatten heraufzitiert, kann nicht Myronides, der wackere Sieger von Oinophyta, gewesen sein, wie man gewöhnlich annimmt, denn v. Wilamowitz (Aristoteles u. Athen I 179, 84) hat darauf hingewiesen, daß Myronides schon 480/79 Gesandter war (Plut. Arist. 10). Die Zeit der Δῆμοι steht nicht fest. Gewiß ist das Stück geraume Zeit nach Perikles Tode gedichtet, nachdem sich seine Erben schon zur Unzufriedenheit der konservativen Elemente bewährt hatten. Da die Annahme, Nikias sei als Lebender aufgetreten, auf einer falschen Lesart der Vulgata bei Galen, de animae aff. 7 (I 29 Marq.) beruht, liegt kein Grund mehr vor, die Komödie vor die sizilische Expedition zu setzen, und an sich ist es wahrscheinlich, daß ein solches Totenorakel durch irgend einen bedeutenden Mißerfolg der modernen Politik begründet und veranlaßt war. Zu den älteren Stücken gehörten die Εἵλωτες, wie die Verspottung des Dichters Gnesippos zeigt (Athen. XIV 638 e), aber E.s Autorschaft stand nicht fest, meistens wird nur ὁ τοὺς Εἵλωτας ποιήσας zitiert. Bemerkenswert ist mehrfache Verwendung des dorischen Dialekts, für die der Titel die Erklärung gibt. Über den Inhalt des Stücks läßt sich nichts sagen. In den Αἶγες scheint die Kritik der modernen Musik einen breiten Raum eingenommen zu haben, aber die Hauptsache war der Ziegenchor, dessen menschlich-ziegenhaftes Treiben und Wesen der geistreiche Dichter mit besonderer Liebe geschildert haben mag; ein hübsches Fragment bei Erotian p. 121, 1. Das Zitat bei Hesych. s. ἱερεὺς Διονύσου setzt voraus, daß Kallias Vater Hipponikos damals noch am Leben war. Da nun der falsche Andokides g. Alk. 13 sagt τελευτήσαντος Ἱππονίκου στρατηγοῦντος ἐπὶ Δηλίωι, so schien sich daraus zu ergeben, daß die Αἶγες vor 424 fielen. Aber der Verfasser der Rede hat offenbar einen Irrtum begangen; nicht Hipponikos hat bei Delion befehligt und seinen Tod gefunden, sondern Hippokrates (Thuc. IV 101). Hipponikos ist nach Athen. V 218 b gestorben πρὸ τῆς ἐπ‘ Ἀλκαίου διδασκαλίας τῶν Εὐπόλιδος Κολάκων (421) οὐ πολλῶι χρόνωι, er kann also 423 noch am Leben gewesen sein. Die Ἀστράτευτοι werden einzig und allein von Suidas mit dem Doppeltitel ἢ Ἀνδρόγυνοι erwähnt, zitiert wird überall nur der erste Titel; man darf also das unvollkommene Zitat Schol. T Il. XIII 289 Ἀνδρογύ(νοις) schwerlich auf Ε. beziehen. Über den Inhalt [1235] des Stücks läßt sich nicht mehr sagen als der Name erraten läßt. Die Worte Schol. Ar. Vög. 1566 Πείσανδρος εἰς Πακτωλὸν ἐστρατεύετο lassen sich durch irgend welche historische Überlieferung nicht kontrollieren, eine weitere Zeitbestimmung gibt es nicht. Von den Προσπάλτιοι ist nur wenig übrig. Wenn sich die Glosse Etym. M. 288, 17 ἐκωμωιδοῦντο .. Προσπάλτιοι ὡς δικαστικοί auf die Κοmödie des E. bezieht, so scheint diese einen ähnlichen Inhalt gehabt zu haben wie Aristophanes Wespen. Daß Aristophanes in der Wolkenparabase (541) auf ein paar Verse der Προσπάλτιοι anspielt (Schol. Arist. Eth. Nic. p. 186 Heylb.), ist eine schwer erweisbare Vermutung Bergks, die, wenn sie richtig wäre, das Stück allerdings in die Zeit vor den zweiten Wolken verlegen würde. Über die Φίλοι endlich läßt sich nichts Glaubhaftes vermuten. Die Erwähnung der Aspasia (Schol. Plat. Menex. 235 e) und des Lykon (Schol. Plat. Apol. 23 e) geben keine Zeitbestimmung.

Es zeigt sich also, daß E.s fruchtbarste Tätigkeit genau in dieselbe Zeit fällt, wie die des Aristophanes, in das drittletzte Jahrzehnt des Jahrhunderts. Beide sind ungefähr zur selben Zeit an die Öffentlichkeit getreten, sie werden Altersgenossen gewesen sein und waren wenigstens anfänglich befreundet. Doch muß E. viel früher gestorben sein, wenn er nicht etwa noch bei frischen Kräften das Dichten aufgegeben hat, was nicht gerade sehr glaublich aussieht. Man würde gern wissen, wie weit er in seiner dichterischen Eigenart dem Aristophanes ähnlich oder unähnlich gewesen ist, aber die Fragmente reichen zu einem Vergleich nicht aus. Das glaubt man nachzuempfinden, was Platonius II 16 sagt, daß E. den Kollegen an χάρις übertroffen habe und an Gewicht und Leidenschaft hinter Kratinos zurückgeblieben sei. Was im übrigen die alten Kunstkritiker an Ε. besonders geschätzt haben, faßt Platonius II 15 in diese Worte zusammen: Εὔπολις δὲ εὐφάνταστος μὲν εἰς ὑπερβολήν ἐστι κατὰ τὰς ὑποθέσεις· τὰς γὰρ εἰσηγήσεις μεγάλας ποιεῖται τῶν δραμάτων καὶ ἥνπερ ἐν τῆι παραβάσει φαντασίαν κινοῦσιν οἱ λοιποί, ταύτην ἐκεῖνος ἐν 〈αὐτοῖς〉 τοῖς δράμασιν, ἀναγαγεῖν ἱκανὸς ὣν ἐξ Ἅιδου νομοθετῶν πρόσωπα καὶ δι’ αὐτῶν εἰσηγούμενος ἢ περὶ θέσεως νόμων ἢ καταλύσεως (in den Δῆμοι). ὥσπερ δέ ἐστιν ὑψηλὸς οὕτω καὶ ἐπίχαρις καὶ περὶ τὰ σκώμματα λίαν εὔστοχος. Vgl. Meineke Com. I 104. Die Fragmente bei Meineke II 426[WS 1]. Kock I 258[WS 2].

[Kaibel. ]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. August Meineke: Fragmenta Comicorum Graecorum II, Berlin 1839: Google
  2. Theodor Kock: Comicorum Atticorum Fragmenta I, Berlin 1880: Google-USA*