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RE:Feriae

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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arbeitsfreie Tage mit Opfern, Festmahlzeiten und Spielen
Band VI,2 (1909) S. 22112213
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Feriae (in älterer Form fesiae, Paul. p. 86. 264. Vel. Long. p. 73, 9 K., daher unmöglich die antike Etymologie a feriendis victimis, Paul. p. 85) bezeichnet ebenso tempora dis sacrata (feriae operae deorum creditae sunt Serv. Georg. I 268), wie das etymologisch damit zusammenhängende fanum den locus dis sacratus, das Wesentliche ist also, daß an den F. auf die Verwendung der Zeit zu menschlichem Tagewerk und Nutzen verzichtet wird (Cic. de leg. II 29 feriarum festorumque dierum ratio in liberis requietem habet litium et iurgiorum, in servis operum et laborum; daher definiert Varro bei Gell. I 25, 2 indutiae mit belli feriae und geben die Griechen das Wort mit ἀργίαι Corp. gloss. lat. II 71, 24 u. o. oder ἄπρακτοι ἡμέραι III 448, 42 wieder), erst in zweiter Linie tritt die Vollziehung gewisser sakraler Gebräuche, Opfer, Festmahlzeiten, Spiele hinzu (feriati dies in quibus res divina fit et abstinere homines a litibus oportet Isid. de nat. rer. 1, 4 = Suet. frg. p. 154, 2 Reiff.; nur im Sinne der Arbeitsruhe ist das Wort verstanden, wenn Macrob. Sat. I 16, 3 feriae neben sacrificia epulae ludi als Teil der dies festi anführt); man konnte also ganz zutreffend die nundinae (s. d.) als feriae sine die festo bezeichnen (Paul. p. 86), während im allgemeinen, der Etymologie entsprechend, f. und festi dies (s. d.) miteinander identisch sind. Das ferias observare (Macrob. Sat. I 16, 8) ist eine Leistung an die Gottheit, die sowohl außerordentlicherweise wie regelmäßig in ständiger Wiederkehr, sowohl vom einzelnen wie von der Gemeinde als solcher geboten werden kann. Nach letzterem Gesichtspunkte stehen den f. privatae (Fest. p. 242, vgl. Tertull. de idol. 16), zu denen sowohl die f. singulorum (Macrob. Sat. I 16, 7) als die f. familiarum (Cato de agric. 140. Macrob. a. a. O.) und die Ferien jeder Art natürlicher oder künstlicher Gruppierung von Menschen gehören, die f. publicae (Macrob. Sat. I 16, 5. Cato a. a. O. Fest. p. 242. Cic. de leg. II 55) gegenüber, diejenigen Tage und Zeiten, an denen der Staat nicht nur die Tätigkeit seiner eigenen Organe, namentlich auf militärischem und comitialem Gebiete sowie in der Rechtspflege, suspendiert (Varro bei Macrob. Sat. I 16, 19 viros vocare feriis non oportet, vgl. Fest. p. 226. Varro de l. l. VI 29 u. a.), sondern auch allen seinen Bürgern die Störung der Feiertagsruhe (ferias polluere Gell. II 28, 3. Macrob. Sat. I 16, 9. Serv. Georg. I 268) durch Werktagsarbeit (opus facere), soweit sie nicht absolut unerläßlich und unaufschiebbar ist, untersagt (Macrob. Sat. I 16, 9f., vgl. I 15, 21. III 3. 11. Fest. p. 249. 253. Paul. p. 224. Plut. quaest. Rom. 25. Catode agric. 2, 4. Verg. Georg. I 268ff. und Serv. zu v. 268. 270. Colum. II 22. XI 1, 20): demgemäß fallen sämtliche f. publicae unter den Begriff der dies nefasti (s. o. S. 2015). Nach der Art der Festsetzung unterscheidet man nach Macrob. Sat. I 16, 5 (vgl. Varro de l. l. VI 25f.) f. stativae (Varro statutae), conceptivae (Varro annales nec die statutae) und imperativae (Varro conceptivae quae non sunt annales), die beiden [2212] ersten ordentliche (sollemnes) Jahresfeste mit dem Unterschiede, daß die f. stativae ein für allemal an feste Kalenderdaten gebunden sind, während die f. conceptivae alljährlich von neuem durch die Magistrate angesetzt wurden (die Formel für die Konzeption der Compitalia durch den Praetor bei Gell. X 24, 3), wobei für die Wahl des Tages bald ein größerer, bald ein geringerer Spielraum gelassen war (in dies vel certos vel etiam incertos Macrob. Sat. I 16, 6); die dritte Gattung umfaßt diejenigen f., die in derselben Form wie die conceptivae, aber außerordentlicherweise zur Sühnung von Prodigien oder aus andern Anlässen anberaumt werden (dafür ferias imperare Cic. de div. I 102. Gell. II 28, 2 u. a., indicere Serv. Aen. III 264 u. o.). Unsere Kenntnis der f. conceptivae ist unvollständig, da manche von ihnen, weil sie in den Fasti nicht verzeichnet waren, verschollen sind; außer den Feriae Latinae (s. d.) sind bezeugt die Compitalia (o. Bd. IV S. 791f.), Sementivae, Fornacalia, Paganalia, Ambarvalia (o. Bd. I S. 1796), zu denen noch Augurium canarium (Bd. II S. 2329), Amburbium (Bd. I S. 1816f., wo der aus dem Fehlen des Namens im Kalender sich ergebende Charakter als Wandelfest verkannt ist) und Florifertum hinzutreten. Ein Beispiel von f. imperativae s. unter Novemdiales feriae. Die f. publicae stativae sind, soweit sie Feste der Gesamtgemeinde, nicht nur eines sie im Namen des Staates begehenden Teiles sind (vgl. darüber Art. Septimontium), in den Fasten verzeichnet und unterscheiden sich mit wenigen Ausnahmen (Regifugium 24. Februar, Lemuria 9., 11., 13. Mai, Carnaria 1. Juni, Vestalia 9. Juni, Nonae Caprotinae 7. Juli, Tigillum Sororium 1. Oktober) von den gewöhnlichen dies nefasti (mit N bezeichnet) durch die nur ihnen zukommende Note NP (vereinzelt auch NF oder F·P), ursprünglich N·F·P, d. h. nefas, feriae publicae (s. o. S. 2015f.). Es sind dies die Iden aller Monate, die Kalenden des Februar, März, Juni, Juli, Oktober und Dezember, die Nonen des Februar, April, Juni und Juli und folgende 45 mit eigenen, in den Kalendern immer in gleicher Abkürzungsform erscheinenden Namen versehene Tage (mit geringen Abweichungen auch von Varro de l. l. VI 12–24 aufgezählt und erläutert): Agonium (9. Januar, [17. März]. 21. Mai, 11. Dezember, s. Bd. I S. 869f.), Carmentalia (11. und 15. Januar, s. Bd. III S. 1594), Lupercalia (15. Februar), Quirinalia (17. Februar), Feralia (21. Februar, s. S. 2206), Terminalia (23. Februar), Regifugium (24. Februar), Equirria (27. Februar und 14. März, s. S. 271), Liberalia (17. März), Quinquatrus (19. März), Tubilustrium (23. März und 23. Mai), Fordicidia (15. April), Cerialia (19. April, s. Bd. III S. 1980f.), Parilia (21. April), Vinalia (23. April und 19. August), Robigalia (25. April), Lemuria (9., 11. und 13. Mai), Vestalia (9. Juni), Matralia (11. Juni), Poplifugia (5. Juli), Lucaria (19. und 21. Juli), Neptunalia (23. Juli), Furrinalia (25. Juli), Portunalia (17. August), Consualia (21. August und 15. Dezember, s. Bd. IV S. 1111f.). Volcanalia (23. August), Opiconsivia (25. August), Volturnalia (27. August), Meditrinalia (11. Oktober), Fontinalia (13. Oktober), Armilustrium (19. Oktober), Saturnalia (17. Dezember), Opalia (19. Dezember). Divalia (21. Dezember, [2213] s. Bd. V S. 1232). Larentalia (25. Dezember); dazu kommen noch einige f. publicae, deren Namen der Kalender deshalb nicht ausdrücklich nennt, weil sie auf die Kalendae, Nonae oder Idus oder mit anderen Festen zusammenfallen, so das Fest der Anna Perenna (15. März, s. Bd. I S. 2223), das Agonium Martiale (17. März, s. Bd. I S. 870), die Carnaria (1. Juni, s. Bd. III S. 1598), das Tigillum Sororium (1. Oktober) und das Opfer des Oktoberrosses (15. Oktober). Manche dieser Feste haben eine Vorfeier (s. Praecidaneae feriae), die auch den vorausgehenden Tag ganz oder teilweise (s. Intercisi dies) zum nefastus macht, die beiden als Tubilustrium (s. d.) bezeichneten Feste greifen außerdem auch noch auf den folgenden Tag hinüber (s. Fissi dies). Alle diese f. publicae gehören der ältesten Religionsordnung an und haben bis zum J. 710 = 44 keine Vermehrung erfahren. Dann aber sind durch Senatsbeschluß (die Formel lautet seit dem J. 723 = 31 regelmäßig feriae ex s(enatus) c(onsulto) quod eo die usw.) die wichtigeren Gedenktage aus dem Leben und den Kämpfen des Caesar und Augustus unter die Staatsfeiertage aufgenommen und entsprechend (mit dem Zeichen NP) im Kalender verzeichnet worden (Übersicht bei Mommsen CIL I2 p. 299);[1] das gleiche ist auch weiterhin unter den Kaisern geschehen, namentlich sind die Geburtstage der zu divi erhobenen Kaiser (vgl. Mommsen a. a. O. p. 301f.) als f. publicae gefeiert worden. Über die Einzelheiten s. Wissowa Religion u. Kultus der Römer 365–381 und die einzelnen Artikel.

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 299.