Cerialia (besser bezeugt als Cerealia, s. Fleckeisen Fünfzig Artikel 12), Fest der Ceres, schon im ältesten Festkalender am 19. April verzeichnet (CIL I² p. 315; vgl. Varro de l. l. VI 15. CIL XI 3196 aus Nepet vom J. 18 n. Chr. Cereri august(ae) matri agr(orum) ... dies sacrificii XIII k. Mai. CIL VI 508 vom J. 319 die XIII Kal. Maias Cerealibus), in gleichem Abstande von je vier Tagen zwischen dem Tellusfeste der Fordicidia (15. April) und dem Iuppiterfeste der Vinalia (23. April) gelegen, der Göttin des pflanzlichen Wachstums Ceres (s. d.) gewidmet. Auf den gleichen Tag fiel auch das Stiftungsfest des im J. 261 = 493 geweihten Tempels der griechischen Trias Demeter Dionysos Kore = Ceres Liber Libera (fast. Esqu.), und dieser gelten die Festspiele (Cic. Verr. V 36 ludos sanctissimos ... Cereri Libero Liberaeque faciundos, s. unter Ceres), die seit der Zeit des zweiten punischen Krieges unter den ständigen Jahresspielen erscheinen; nach Liv. XXX 39, 8 wurde im J. 552 = 202, da die plebeischen Aedilen als vitio creati abdanken mussten, der gerade fungierende Dictator (comit. habend. causa) mit seinem Magister equitum durch Senatsconsult mit der Abhaltung der Spiele der Ceres (Cerialia ludi) beauftragt, die damals also schon regelmässig begangen wurden; da Livius in der dritten Dekade ihre Einsetzung nicht erwähnt, fällt diese wahrscheinlich – ungefähr gleichzeitig mit der der ludi plebei – kurz vor den Anfang des zweiten punischen Krieges; der Denar mit der Aufschrift Memmius aed(ilis) Cerialia preimus fecit (Mommsen Münzw. 642 nr. 291) kann sehr wohl in diese Zeit gehören. Die Ausrichtung der Spiele lag den plebeischen Aedilen ob (Liv. a. a. O. Cass. Dio XLVII 40, 6; anders Cic. Verr. V 36, der sie für die curulischen Aedilen in Anspruch nimmt; vgl. Mommsen St.-R. II² 509), wie auch die Plebs das Fest der C. von jeher besonders festlich beging (Gell. XVIII 2. 11. s. unter Ceres). Nach den Kalendern sowohl der augusteischen Zeit wie des 4. und 5. Jhdts. füllten sie die ganze Zeit vom 12.–19. April aus (CIL I² p. 315); doch blieb der letzte Tag, der des ursprünglichen Festes, der Haupttag, der allein mit Circusspielen gefeiert wurde (Ovid. fast. IV 680; vgl. 391f. Tac. ann. XV 53. 74); Gladiatorenkämpfe wurden nur
[1981]
ausnahmsweise vorgeführt (Cass. Dio a. a. O.), scenische Aufführungen sind erst in der Kaiserzeit nachweisbar (Tac. hist. II 55. Iuven. XIV 263). Der ganz singuläre Brauch, dass bei diesen Spielen im Circus Füchse gehetzt wurden, denen brennende Fackeln an die Schwänze gebunden waren (Ovid. fast. IV 681f., daher wohl circensium Cerialium ludicrum Tac. ann. XV 74), knüpft wahrscheinlich an den altrömischen Cult der Ceres an; denn der Fuchs ist wohl hier in demselben Sinne verwendet, wie die rutilae canes (Fest. p. 285, vgl. ep. p. 45), die beim augurium canarium (s. o. Bd. II S. 2329) geopfert wurden, nämlich als ein Symbol des die Saat vernichtenden Sonnenbrandes (vgl. auch Robigus). Nach Sinnius Capito bei Fest. p. 277 scheint es bei den C. auch üblich gewesen zu sein, Nüsse auszustreuen (vgl. für solche nucum sparsiones zwei Inschriften von Ferentinum CIL X 5849 item populi fieri [epulum] et pueris nuces spargi die s(upra) s(cripto) und 5853 favorabil(e) est, si puer(is) plebeis sine distinctione libertatis nucum sparsion(em) mod(iorum) XXX ... praestiterint), doch ist die Glosse so verstümmelt, dass aus ihr nichts Sicheres zu entnehmen ist.