110) Q. Fabius Maximus Allobrogicus, Sohn von Nr. 109, bezeichnet als Q. Aemiliani f. Q. n. Acta triumph., als Enkel des L. Aemilius Paullus Cic. Brut. 107. Liv. ep. LXI. Vell. II 10, 2. 39, 1, als Bruderssohn des Scipio Aemilianus Cic. Mur. 75. Val. Max. VII 5, 1. VIII 15, 4. Bei Plin. n. h. XXXIII 141: Frater eius (scil. Scipionis) Allobrogicus primus omnium (argenti) pondo mille habuit, ist entweder der Beiname oder die Verwandtschaft falsch angegeben, entweder der Vater oder der Sohn gemeint; die Bezeichnung des F. als Q. Fabius Maximus Aemilianus bei Strab. IV 185. 191 und Appian. Celt. 2 ist entstellt aus der als Aemiliani f. Als Beispiel eines Mannes vom höchsten Adel scheint ihn Lucil. XXVIII 800 Marx (= Non. p. 25, 10) genannt zu haben. Als Jüngling soll F. einen schlechten Ruf gehabt haben (Val. Max. VI 9, 4); trotzdem wurde er von seinem Oheim Scipio bei den Quaestorenwahlen für 620 = 134 unterstützt (ebd. VIII 15, 4). Scipio selbst erhielt für dieses Jahr das Consulat und den Oberbefehl im Numantinischen Kriege; die Überführung von 4000 Freiwilligen nach Spanien übertrug er nach Appian. Iber. 84 ἀδελφιδῷ Βουτέωνί. Da die Wahl der Consuln der der Quaestoren vorausging, hat sich Scipio wahrscheinlich den Neffen als Quaestor erbeten (vgl. auch Mommsen St.-R. I 580, 2) und ihm dann als solchen diesen Auftrag erteilt; dabei bleibt nur unerklärlich der ihm nicht zukommende und in dieser Zeit sonst nicht mehr vorkommende Beiname Buteo. Da Scipio erst 622 = 132 nach Rom zurückkehrte
[1795]
(o. Bd. IV S. 1456), so ist es wahrscheinlich, daß F. gleichfalls so lange in Spanien blieb; dann kann der in diesem Jahre auf Sizilien tätige Q. Fabius (Val. Max. II 7, 3) nicht mit ihm identisch sein, sondern nur mit Nr. 111 (s. d.). Als 625 = 129 Scipio starb, richtete ihm F. gemeinsam mit einem andern Neffen Q. Aelius Tubero die Leichenfeier und hielt ihm als nächster Verwandter die Leichenrede (o. Bd. IV S. 1460 mit Belegstellen). Wahrscheinlich 631 = 123 veranlaßte C. Gracchus eine Rüge des Senats gegen einen Φάβιος ἀντιστράτηγος, der aus Spanien Getreidelieferungen nach Rom geschickt hatte, wegen Bedrückung der Untertanen (Plut. C. Gracch. 6, 1, vgl. Wilsdorf Leipz. Stud. I 107); gewiß ist es dieser F., der etwa 630 = 124 Praetor war und darauf Statthalter in einer der ihm bereits vertrauten spanischen Provinzen. Zum Consulat gelangte F. im J. 633 = 121 mit L. Opimius (Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Liv. ep. LXI. Obsequens 33. Cassiod.) und erhielt als Provinz das transalpinische Gallien und den Krieg gegen die Allobroger, den er gemeinsam mit seinem Vorgänger im Amte, dem Proconsul Cn. Domitius Ahenobarbus, glücklich beendigte. Der o. Bd. V S. 1322-1324 gegebenen Untersuchung über diesen Krieg ist wenig hinzuzufügen. Als in Rom die Katastrophe des C. Gracchus eintrat, war F. bereits nicht mehr dort (vgl. Appian. bell. civ. I 25 Ende); am 8. August lieferte er gemeinsam mit Domitius den Feinden die entscheidende Schlacht beim Zusammenfluß der Isère mit der Rhone (Plin. n. h. VII 166), zu einer Zeit, da er selbst krank war (am Wechselfieber, Plin. a. O., infolge einer Verwundung, Appian. Celt. 2). Die meisten Berichte nennen F. und Domitius zusammen als Sieger (z. B. Cic. Font. 36), doch offiziell wurde F. als der im Amt befindliche Consul dem Domitius vorangestellt, wird daher z. B. von Caes. b. G. I 45, 2 allein genannt und triumphierte 634 = 120 vor dem Domitius (Acta triumph.). Deshalb wurde ihm auch der Ehrenbeiname Allobrogicus verliehen, der jedoch, wie Mommsen (Röm. Forsch. I 52, 80) bemerkt, keine offizielle Geltung gehabt hat, da er sich in den Acta triumphorum und bei republikanischen Autoren nicht findet, sondern erst in der Kaiserzeit (Val. Max. III 5, 2. VI 9, 4. Vell. II 10, 3. 39. 1. Plin. n. h. XXXIII 141 [s. o.]. Ammian. XV 12, 5. Ps.-Ascon. Verr. act. I 19 p. 134 Or., vgl. Claudius Lyoner Rede [CIL XIII 1668][1] II 25. Sen. benef. IV 30, 2. Iuvenal. 8, 13). Zur Erinnerung an seinen Sieg errichtete F. ein prächtiges Denkmal auf dem Schlachtfelde, worüber folgende Nachrichten vorliegen: Strab. IV 185: ἔστησε τρόπαιον αὐτόθι λευκοῦ λίθου καὶ νεὼς δύο, τὸν μὲν Ἄρεως τὸν δ' Ἡρακλέους. Flor. I 37, 6 von F. und Domitius: saxeas erexere turres et desuper exornata armis hostilibus tropaea fixerunt, cum hic mos inusitatus fuerit nostris. Auf die bedeutenden Bauwerke bezieht sich wohl auch ein zeitgenössisches Zeugnis: Φαβία πόλις Κελτογαλατῶν, κτίσμα Φαβίου στρατηγοῦ Ῥωμαίων (Apollodor. chron. IV 110 p. 394 Jacoby = Steph. Byz. p. 654). Lokalforscher haben auch die Reste dieser Monumente gesucht und zu finden gemeint (z. B. Révellat Revue archéol. X 1864, 12ff.). Wohl bekannt ist dagegen das
[1796]
Siegesdenkmal, das F. in Rom als das erste seiner Art und an hervorragender Stelle erbaute und das später sein Enkel Nr. 108 wiederherstellen ließ, der Fornix Fabianus (s. d.). Gerade weil sowohl F. wie Domitius den Ruhm des Sieges über die Allobroger für sich beanspruchten, suchte jeder von ihnen seinen Anspruch der Mit- und Nachwelt möglichst ins Gedächtnis zu prägen. Zu einer Erwähnung des Fornix Fabianus bei Cic. Verr. act. I 19 liegen zwei Erläuterungen vor, bei Ps.-Ascon. p. 134 Or.: Arcus est ... Fabio censore constructus, qui de victis Allobrogibus nominatus est, und bei Schol. Gronov. p. 393 Or.: Arcus est ... a Fabio quodam praetore dictus, qui eum curavit; die Bezeichnung des F. bei Ps.-Ascon. als Censor ist ebenso falsch wie die als Praetor bei Schol. Gronov. (vgl. gegen CIL I2 p. 36[2] vielmehr CIL I1 p. 178.[3] Münzer Rh. Mus. LXI 24). Wenn auch die Laufbahn des F. mit seinem Triumph zu Ende war, vielleicht wegen erschütterter Gesundheit, so erfreute er sich doch im Alter hohen Ansehens (Val. Max. VI 9, 4); möglicherweise ist er der Q. Fabius Q. f., der 643 = 111 bei der Abstimmung über die erhaltene Lex agraria die erste Stimme in der zuerst stimmenden (unbekannten) Tribus abgab (CIL I 200,[4] 1 u. ö.). Daß er bei Cic. Rab. perd. 21 unter den führenden Männern der Optimaten im J. 654 = 100 nicht genannt wird, läßt vermuten, daß er damals schon tot war. Seine hohe Bildung rühmte als guter Gewährsmann der ihm nahestehende Dichter Accius (Cic. Brut. 107). Seit F. stand der Fabiername bei den Allobrogern in hohem Ansehen (Cic. Font. 36); auf Inschriften kommt er in ihrem Gebiet auffallenderweise kaum einmal vor, doch findet sich in Rom einerseits ein Anhänger des Pompeius Fabius Maximus aus der Narbonensis (Nr. 100) und ein Q. Fabius Pompeianus ans der Allobrogerstadt Vienna (CIL VI 17555),[5] außerdem in Ciceronischer Zeit ein F. als Patron der Allobroger (Nr. 143).