Gedichte (Hauffs Werke Bd 1)
Hauffs „Phantasien und Skizzen“ wurden bald nach dem Tode des Dichters aus seinem Nachlasse gesammelt und herausgegeben. Das beigegebene kurze Vorwort besagt, daß die meisten dieser Poesien vor seinem 21. Jahr, alle prosaischen Aufsätze nach demselben verfaßt seien. Viele dieser Arbeiten geben durch ihren Stoff selbst einen ungefähren Anhalt über die Zeit ihrer Abfassung. So stammen z. B. die Gedichte „Zur Feier des 18. Juni“, „Turnerlust“, „Prinz Wilhelm“, „Trinklied“ sowie die Soldatenlieder aus seinen Tübinger Studienjahren; „Jesuitenbeichte“, „Entschuldigung“, „Schriftsteller“ und andere aus der Zeit seiner redaktionellen Thätigkeit am „Morgenblatte“; die Liebeslieder „Stille Liebe“, „Sehnsucht“, „Ihr Auge“, „Serenade“ sind an seine Braut gerichtet und teils vor, teils nach der Verlobung 1824 gedichtet. Den Abdruck einzelner unbedeutender Gedichte sowie der prosaischen Arbeiten mußten wir uns hier versagen, doch sind die betreffenden Titel an den Stellen, wo sie in der Orginalausgabe stehen, angedeutet worden. Am Schlusse bringen wir noch einige Gedichte, die erst in Schwabs Gesamtausgabe der Werke des Dichters veröffentlicht wurden.
Rezensionen erschienen, da diese Sammlung erst nach Hauffs Tode veröffentlicht wurde, natürlich nur wenige darüber. Wir teilen hier diejenige der „Litterarischen Beilage“ Nr. 65 des „Morgenblattes“ vom 12. August 1828 im Auszuge mit:
„Die Lieder enthalten willkommene Belege, um in dem zarten, poetischen Flügelschlage die Sehnsucht nach Größerem, den Keim und die Ahnung reicherer Thätigkeit wahrnehmen zu lassen. … Anfänglich teilte er den melancholischen Ton der Jünglinge, die das Leben nur erst aus und in der Schule kennen. … Die akademischen Jahre führten ihn schon auf festeren und bewußteren Boden. Da knüpfte sich das
[4] Band der Liebe. Da dichtete er für die Burschenfeste. Da feierte er den Segen seines mütterlichen Hauses durch das erste und gehaltvollste der hier mitgeteilten Gedichte, „Mutterliebe“. Da begann auch schon das komische Talent seiner Muse, dasjenige, wodurch sie sich später als Meisterin bewährt hat, sich zu entfalten … Sein Witz ist oft nur ein flüchtiger, sein Spott dringt nicht immer tief in das Wesen und die Bedeutung des vorgehaltenen Gegenstandes ein. Aber seine Schilderungen des Lebens gehen, ohne zu ermüden, so ins individuell Einzelne, und seine witzigen Bemerkungen sind gewöhnlich dem Gegenstande so angemessen, auch beim spielendsten Tone von einem sittlichen Ernste getragen und so gewinnend, daß wir, die anmutige Sprache, den lebhaften und gemütlichen Ausdruck der Darstellung hinzugerechnet, es wohl begreifen können, wie die ersten Dichter Deutschlands, unter welchen wir nur Tieck nennen, mit Wohlwollen das frühe Talent Hauffs betrachteten und zum Weiterstreben aufmunterten … Übrigens ist anzuerkennen, daß auch in den frühesten Poesien, so wenig Originalität sie besitzen, schöne und ansprechende Gedanken in einer meistens runden, wohllautenden und kräftigen Sprache uns begegnen. Ausgezeichnet schön nach Inhalt und Form aber ist das Rätsel: „Einst hieß man mich die schönste aller Frauen etc.“
Verzeichnis der Gedichte
Editionsrichtlinien
Die für dieses Werk maßgeblichen Richtlinien befinden sich auf der Seite W. Hauffs Werke.