Aufzeichnungen des Burggrafen Christoph zu Dohna über die Sehenswürdigkeiten Dresdens 1616 und 1618
← Dreißig Jahre Dresdner Kunstausstellungen (1801 bis 1830) | Aufzeichnungen des Burggrafen Christoph zu Dohna über die Sehenswürdigkeiten Dresdens 1616 und 1618 (1906) von Christian Krollmann Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908) |
Zur Geschichte des Maiaufstandes 1849 → |
![]() |
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext. |
Dohna über die Sehenswürdigkeiten Dresdens
1616 und 1618.
Im fürstlich dohnaischen Hausarchive zu Schlobitten in Ostpreußen bilden einen äußerst wertvollen Teil der Bestände die umfangreichen Korrespondenzen und Aufzeichnungen des Burggrafen Christoph zu Dohna. Unter den letzteren fand sich eine eigenhändige Beschreibung des Stalls, der Kunstkammer und anderer Sehenswürdigkeiten von Dresden aus den Jahren 1616 und 1618. Bei aller Kürze verdient dieselbe zur Ergänzung und Kontrolle der bekannten Schilderungen bei Hainhofer[1], Weck usw. als frühzeitige Quelle bekannt zu werden.
Dem Abdruck mögen einige biographische Notizen über den Verfasser der Aufzeichnungen vorangehen.
Der Burggraf Christoph zu Dohna ist geboren zu Morungen im Herzogtum Preußen am 27. Juni 1583. Er studierte in Altdorf und Heidelberg, machte ungewöhnlich ausgedehnte Reisen durch Italien und Frankreich und trat 1606 in den diplomatischen Dienst des Fürsten Christian I. von Anhalt, der damals kurpfälzischer Statthalter der Oberpfalz war. Später entwickelte er eine lebhafte Tätigkeit im Interesse der Union, wodurch er zu zahlreichen Gesandtschaftsreisen genötigt wurde und eine umfassende Kenntnis der mit der Union in Beziehung stehenden Fürstenhöfe in Deutschland und im Auslande erwarb. Nach Dresden kam er zweimal, zuerst im Jahre 1616, diesmal zufälligerweise als Privatmann auf einer Reise durch Böhmen und Meißen, die er zur Erkundung der Familiengeschichte der Dohnas unternommen hatte, das zweite Mal im Jahre 1618 vom Unionstage zu Heilbronn aus, von den verbündeten Fürsten entsandt, um noch einmal einen Versuch zu machen, Kursachsen für eine Interzession in Böhmen zu gewinnen. Dementsprechend sind auch die Aufzeichnungen von 1616 ausführlicher ausgefallen, die von 1618 dagegen sehr knapp. Dohna wurde dann mit in das böhmische Abenteuer Friedrichs V. verwickelt, zog sich für einige Jahre nach Preußen zurück und übernahm schließlich im Auftrage seines Schwagers Heinrich Friedrich von Oranien im Jahre 1630 die Statthalterschaft des Fürstentums Orange. In dieser Stellung starb er am 1. Juli 1637. Seine hinterlassene Selbstbiographie, welche noch der Veröffentlichung harrt, tut zwar des zweimaligen Aufenthalts in Dresden Erwähnung, enthält aber über die dortigen Sehenswürdigkeiten weiter keine Einzelheiten.
1616. September etc.
Ist ein groß herlich Gebaw, wie ein Schloß. Inwendig eine Rennbahn und eine schöne Schwemme, da das Wasser ab und zu lauft. Über dem Thor stehet mit gulden Buchstaben: Augusto Electore pie defuncto, Christianus filius, ditionum haeres, virtutum imitator, hanc domum extrui curavit. Felicitati futura aetas bene parabitur etc. etc. Auswendig seint römische Triumph herumb abgemalet, unten ist der Stall vor die Pferd, darin können 128 stehen, in drei unterschiedlichen Ställen, da man immer aus einem in den andern gehet. Die Säulen seint von Stein, hoch und dick; das Wasser springet heraus zu trenken, gar ordentlich etc. (Vgl. Hainhofer 187.)
Oben ist gar viel Dinges zu sehen. Sechs oder sieben große Gemächer oder Kammern, darinnen bewahret werden:
- Schöne Türkische Rüstungen und Zeuge, von Gold und Stickwerk. (H. 193.)
- Schöne vergülte geätzte Wehren, in großer Menge.
- Deutsche Reuterey auf das alte Muster auf 150 Pferde und mehr. Tolchen. Wehren etc.
- Schwartze sammete mit Gold gebremete Röcke für Edelknaben; hundert und mehr.
- Herzog Moritzen und Herzog Heinrichs Gewehr. (H. 194.)
- Acht Rapier, daran die Kreuze ganz von gediegenem Golde, theils mit Rubinen, theils Turkisen versetzt[2]. (H. 192.) Item das Churschwert von Golde, dem Kaiser vorzutragen. (H. 191.)
- Ein Sattel und Zeug mit Saphiren, wie das, so der Herr Schmirsitzky gen Heidelberg geschickt; liegt auf einem Pferd von Holz geschnitzt, so dem gleich, welchs Churf. vom Herrn von Leipa bekommen. Solcher geschnitzten Pferde seint auf dem Stall bei 40 und mehr. Kostet eins über 30 Thaler zu schnitzen und fertigen etc.
- 15 schön gestickte Sättel.
- 6 schöne Valdrappen; sonderlich eine, vom Churf. zu Brandenb., gar auf eine newe Art, zu Meylant gesticket. (H. 194.)
- Eine eiserne Kette, daran man in Friesland Herzog Heinrichen von Saxen henken wollen etc. (H. 192.)
- Drei große Gemach, darinnen lauter Kleider zu Inventionen. (H.: Mascheraden Kamern; S. 194.)
- Etliche Rüstungen, von 3 vom Adel erkauft.
- Ein Gemach zur Jägerey; darein Weidmen und Messer mit Edelstein versetzt, Schmedeler mit Perlen und Gold. (H. 193.)
[112]
- Wehren, darein ein Knopf Instrument zu messen. (H. 191.)
- Rapier mit silbernen Kreuzen und Edelgestein.
- Viel Schränke voller Federpüsch. (H. 193.)
- Eselschmuck, sehr stattlich; ein ganz Gemach voll.
- Büxen und Pistolen; ein Gemach voll. (H. 193.)
- Etlicher verstorbenen Churfürsten Büxen. (H. 194.)
- Ein Gemach voll Sättel, einer Art. (H. 191.)
- Viel Schränke von gestickten stattlichen Feldzeichen, Sturmhauben gestickt, Federn etc. (H. 193.)
Ein Gemach und Saal voll von Turnierrüstungen, darin viel Chur- und Fürsten scharf gerennet. (H. 190.)
Vier große schöne fürstliche Gemächer, darein die Pancket gehalten werden. Die Bette und Tische in den Schlafkammern von Marmel. (H. 191.) In jedem Gemach ein Brunnenwerk und Tresor, darein Willkomm und viel Becher. Ein silberner kleiner Ofen zum Willkomm; ein anderer von 15 Maß. Ein Reuter kömpt aus dem Tresor, praesentiert den Willkomm. (H. 191 und 192.)
Eine Schlittenkammer von schönen Schlitten, deren über 30, alles besondere Muster. (H. 190.)
3 übergulte Rüstungen, darein Churf. Christ., Fürst Hans Georg und F. Christ. zu Anhalt ein Ringrennen maintenirt.
Viel schöne Türkische Säbel, und ein Aufzug auf Türkisch armirt, auf geschnitzten Pferden, andere schöne Inventionen zu Aufzügen.
Gallery sehr lang. Schöne Gemäld. Der Stammm aller Könige und H. von Sachsen von 60 Jahr nach Christi Geburt bis auf Christianum I. Viel Scharfrennen drinnen abgemalt. (H. 187–190.)
Aus der Gallery kann man ins Schloß gehen; dabei liegt auch die Canzley.
Man geht erst durch ein Hof und Thor, ehe man ins rechte Schloß kommet, darinnen eine Kirche, und schöne Gebäw.
Ist eine schöne steine Brücken über die Elbe, wie die zu Regensburg und Prag. Daher das Sprichwort: Regensburg die schönste, Dresden die stärkeste, Prag die längeste. An dieser Brücke haben die Burggrafen zu Dhona drei Pfeiler gebawet, und einen Zoll drauf gehabt bis zu Churf. Aug. Zeiten.
Ist mit einer Mawer umbgeben. Das Geschütz stehet unden, ohngefehr 300 oder mehr Stück; darunter 12 schöne Carthauen von 50 in 60 ℔, auch größer. Item 12 halbe Carthaunen, sonsten viel andere.
Ein Fewerwerk abgemalt von 53 000 Schüssen etc.
Ein gewaltiger Mörsel, den Chur Brand. verehret; soll über 4000 fl. kosten, wirft fast 4 Centner; etliche andere sind da, so 180 ℔ werfen.
1618.
Anatomie allerhand Thiere. Pferd. Bären. Hirsch. Kranich etc.
Ein Vogel Phoenix kost 1000 fl., ist Pomeranzen farben. (H. 162.)
Schiffe von Silber, und Elephanten, so von ihnen selbst gehen, und inwendig mit Raden gezogen werden, unvermerkt. (H. 168 und 173.)
Ein Instrument von Claviren, alles von Glas. (H. 172.)
Balbiererzeug, damit Churf. Aug. die Leute selbst verbunden. (H. 166.)
Ein Pfaw von Silber, so sich ausdehnet und schreiet, prangend, als wäre er lebendig. (H. 174.)
Jochimsthal in Behmen, eine freie keyserliche Bergstadt. Evangelisch. Wie Schlackenwerd etc.
1/2 Carthaun wiegt 45 Ctr. Ein Ctr. Metall kostet von 35 in 45 fl.
Schrauben, damit Grimstein zu Gotha geschleifet worden.
5 große Gemach voll Musketen und Rohr, neben dazu gehörigen Picken, Rüstungen und aller Zubehör auf 100m Mann.
Eine schöne Wag, darin ein Mann 70 Centner und mehr kann wiegen.
Sonst hat Chursaxen das Defensionswerk aufm Lande angericht in 20m Mann, unter dem 66. Pflug, alle bewehret.
Die Besatzung in der Festung Dresden, wie ich sie gezählet, indem sie auf die Wacht gangen, 54 Mann, Helpartirer, Musqueten und Röhr etc.