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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/116

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Aufzeichnungen des Burggrafen Christoph zu
Dohna über die Sehenswürdigkeiten Dresdens
1616 und 1618.
Von Archivar Dr. C. Krollmann in Schlobitten.

Im fürstlich dohnaischen Hausarchive zu Schlobitten in Ostpreußen bilden einen äußerst wertvollen Teil der Bestände die umfangreichen Korrespondenzen und Aufzeichnungen des Burggrafen Christoph zu Dohna. Unter den letzteren fand sich eine eigenhändige Beschreibung des Stalls, der Kunstkammer und anderer Sehenswürdigkeiten von Dresden aus den Jahren 1616 und 1618. Bei aller Kürze verdient dieselbe zur Ergänzung und Kontrolle der bekannten Schilderungen bei Hainhofer[1], Weck usw. als frühzeitige Quelle bekannt zu werden.

Dem Abdruck mögen einige biographische Notizen über den Verfasser der Aufzeichnungen vorangehen.

Der Burggraf Christoph zu Dohna ist geboren zu Morungen im Herzogtum Preußen am 27. Juni 1583. Er studierte in Altdorf und Heidelberg, machte ungewöhnlich ausgedehnte Reisen durch Italien und Frankreich und trat 1606 in den diplomatischen Dienst des Fürsten Christian I. von Anhalt, der damals kurpfälzischer Statthalter der Oberpfalz war. Später entwickelte er eine lebhafte Tätigkeit im Interesse der Union, wodurch er zu zahlreichen Gesandtschaftsreisen genötigt wurde und eine umfassende Kenntnis der mit der Union in Beziehung stehenden Fürstenhöfe in Deutschland und im Auslande erwarb. Nach Dresden kam er zweimal, zuerst im Jahre 1616, diesmal zufälligerweise als Privatmann auf einer Reise durch Böhmen und Meißen, die er zur Erkundung der Familiengeschichte der Dohnas unternommen hatte, das zweite Mal im Jahre 1618 vom Unionstage zu Heilbronn aus, von den verbündeten Fürsten entsandt, um noch einmal einen Versuch zu machen, Kursachsen für eine Interzession in Böhmen zu gewinnen. Dementsprechend sind auch die Aufzeichnungen von 1616 ausführlicher ausgefallen, die von 1618 dagegen sehr knapp. Dohna wurde dann mit in das böhmische Abenteuer Friedrichs V. verwickelt, zog sich für einige Jahre nach Preußen zurück und übernahm schließlich im Auftrage seines Schwagers Heinrich Friedrich von Oranien im Jahre 1630 die Statthalterschaft des Fürstentums Orange. In dieser Stellung starb er am 1. Juli 1637. Seine hinterlassene Selbstbiographie, welche noch der Veröffentlichung harrt, tut zwar des zweimaligen Aufenthalts in Dresden Erwähnung, enthält aber über die dortigen Sehenswürdigkeiten weiter keine Einzelheiten.


1616. September etc.

Stall zu Dresden.

Ist ein groß herlich Gebaw, wie ein Schloß. Inwendig eine Rennbahn und eine schöne Schwemme, da das Wasser ab und zu lauft. Über dem Thor stehet mit gulden Buchstaben: Augusto Electore pie defuncto, Christianus filius, ditionum haeres, virtutum imitator, hanc domum extrui curavit. Felicitati futura aetas bene parabitur etc. etc. Auswendig seint römische Triumph herumb abgemalet, unten ist der Stall vor die Pferd, darin können 128 stehen, in drei unterschiedlichen Ställen, da man immer aus einem in den andern gehet. Die Säulen seint von Stein, hoch und dick; das Wasser springet heraus zu trenken, gar ordentlich etc. (Vgl. Hainhofer 187.)

Oben ist gar viel Dinges zu sehen. Sechs oder sieben große Gemächer oder Kammern, darinnen bewahret werden:

  1. Schöne Türkische Rüstungen und Zeuge, von Gold und Stickwerk. (H. 193.)
  2. Schöne vergülte geätzte Wehren, in großer Menge.
  3. Deutsche Reuterey auf das alte Muster auf 150 Pferde und mehr. Tolchen. Wehren etc.
  4. Schwartze sammete mit Gold gebremete Röcke für Edelknaben; hundert und mehr.
  5. Herzog Moritzen und Herzog Heinrichs Gewehr. (H. 194.)
  6. Acht Rapier, daran die Kreuze ganz von gediegenem Golde, theils mit Rubinen, theils Turkisen versetzt[2]. (H. 192.) Item das Churschwert von Golde, dem Kaiser vorzutragen. (H. 191.)
  7. Ein Sattel und Zeug mit Saphiren, wie das, so der Herr Schmirsitzky gen Heidelberg geschickt; liegt auf einem Pferd von Holz geschnitzt, so dem gleich, welchs Churf. vom Herrn von Leipa bekommen. Solcher geschnitzten Pferde seint auf dem Stall bei 40 und mehr. Kostet eins über 30 Thaler zu schnitzen und fertigen etc.
15 schön gestickte Sättel.
6 schöne Valdrappen; sonderlich eine, vom Churf. zu Brandenb., gar auf eine newe Art, zu Meylant gesticket. (H. 194.)
Eine eiserne Kette, daran man in Friesland Herzog Heinrichen von Saxen henken wollen etc. (H. 192.)
Drei große Gemach, darinnen lauter Kleider zu Inventionen. (H.: Mascheraden Kamern; S. 194.)
Etliche Rüstungen, von 3 vom Adel erkauft.
Ein Gemach zur Jägerey; darein Weidmen und Messer mit Edelstein versetzt, Schmedeler mit Perlen und Gold. (H. 193.)


  1. Vgl. namentlich Doering, Hainhofers Reisen usw. (Quellenschriften für Kunstgeschichte X) S. 162–174 und 187–194.
  2. Sonderlich eins, so von dem Herrn von Saphoy herkommen.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/116&oldid=- (Version vom 18.2.2025)