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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/100

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In diesen Zimmern fanden die Ausstellungen noch zu Beginn des der Betrachtung vorliegenden Zeitraumes (1801 und 1802) statt.

Die wiederholten Klagen über die Unzulänglichkeit der Ausstellungsräume bewirkten endlich, daß man im Jahre 1803 ein anderes Gebäude lediglich diesem Zwecke bestimmte. Es war der sogenannte „Canaletto-Saal“, d. h. das nach der Terrasse zu gelegene Hinterhaus des Brühlischen Palais, das durch eine über die Terrassengasse gewölbte Treppe mit dem Brühlischen Garten verbunden war.

Der Zugang zu diesem neuen Ausstellungslokale war allerdings nicht gerade bequem zu nennen. Nach einem zeitgenössischen Berichte mußte man, um dahin zu gelangen, seinen Weg von der Augustusstraße aus durch das Vordergebäude des Palais nehmen und zwei Höfe, die durch den sogenannten Ballsaal getrennt waren, durchschreiten, ehe man das Ausstellungsgebäude erreichte. Hier stieg man bis zum zweiten Stock empor, wo man einen Ausgang nach dem Garten fand. Von dort aus führte die gewölbte, unten gegabelte Treppe nach dem Ausstellungssaale. Man empfand es als besondere Annehmlichkeit, daß der Eingang auf dem Brühlischen Garten sich befinde, einem Garten, der „in dieser Jahreszeit“ (d. h. im Frühling) „wegen seiner Nähe und Trockenheit am meisten besucht werde“. Im Jahre 1814 ward auch hierzu noch eine angenehme Erleichterung geschaffen. Das russische Gouvernement, das damals in Dresden seinen Sitz hatte und nicht ohne Verdienste um die Verschönerung der Stadt ist, ließ 1814 nach Plänen des Hofbaumeisters Thormeyer die große Freitreppe der Terrasse herstellen[WS 1], die den so lieblich gelegenen, aber etwas verwahrlosten Garten der größeren Öffentlichkeit erst eigentlich zugänglich machte und zugleich einen kurzen, bequemen und schönen Weg zur Kunstausstellung bot.

Den Besucher der letzteren führte die oben erwähnte Treppe sogleich in einen geräumigen Saal. Dieser war durch zwei Wände – wahrscheinlich aus Holz – in drei „Abteilungen“ zerlegt. Daher unterscheidet das gedruckte Verzeichnis von 1803 die „erste Abteilung“ zur Rechten des Eingangs, die „zweite Abteilung“ oder den mittelsten Teil des Saales und die „dritte Abteilung“ zur Linken des Eingangs. 1805 nahm man noch ein „Hinterzimmer“ an der mittelsten Abteilung des Saales hinzu. Nach dem Plane (bei Gurlitt, Bau- und Kunstdenkmäler Tafel 27) muß dies das Zimmer sein, das den zweiten Stock des linken Seitenflügels am hinteren, kleinen Hofe gerade ausfüllte. 1817 fand wiederum eine Vermehrung der Ausstellungsräume statt, indem außer den drei Abteilungen des Saales noch zwei Seitenzimmer benutzt wurden. Das eine derselben, zur Linken vom Eingange aus, war das vorhin erwähnte „Hinterzimmer“, das andere das etwas größere, im rechten Seitenflügel am kleinen Hofe befindliche. Beide Zimmer, die einerseits an den Ausstellungssaal, anderseits an den „Ballsaal“ stießen, erhielten durch je drei, nach dem kleinen Hofe gerichtete Fenster ihr Licht. Hervorragend war also ihre Beleuchtung keineswegs, und so dienten sie auch als Ablagerungsort für unbedeutendere Arbeiten. Man zählte von nun an in den Katalogen als das „erste Zimmer“ die Abteilung zur Linken des Eingangs; an dieses schloß sich das erste Seitenzimmer nach dem Hofe zu; durch das „mittlere Zimmer“ schritt man dann zum zweiten Seitenzimmer und schloß mit der Besichtigung des „dritten Zimmers“, die zum Eingange zurückführte. In dieser Anordnung verblieb die Ausstellung – nachweislich wenigstens bis zum Jahre 1829; seit 1830 ist die Verteilung der Arbeiten auf die einzelnen Zimmer nicht mehr angegeben.

Später mußte die Kunstausstellung auch diese Räume wieder verlassen. Sie fand ihr Heim in der ehemaligen Gräflich-Brühlischen Gemäldegalerie, bis ihr in neuester Zeit (1894) jenes prächtige Gebäude auf der Terrasse geweiht wurde, das nicht nur größere und lichtere Säle bietet, sondern auch einer nach ganz anderen Zielen gerichteten Kunst seine Pforten öffnet.

3. Die Anordnung der ausgestellten Kunstwerke.

Bei den früheren Ausstellungen wurde (wie schon oben angedeutet ist) aus Rücksicht auf die räumlichen Verhältnisse von Anfang an ein bestimmter Plan für die Aufstellung der eingelieferten Kunstwerke eingehalten.

So war es schon im Fürstenbergschen Hause. Jede Gruppe von Ausstellern erhielt ihren bestimmten Platz. In dem sogenannten „Erkerzimmer“ (an der Ecke nach der Augustusstraße zu), das sonst den Kupferstechern als Unterrichtslokal diente, sah man die Arbeiten der „Pensionaire“ der Akademie und anderer „vorzüglicher“ Personen – wahrscheinlich in erster Linie Dresdner oder wenigstens Sachsen, – besonders aber die der akademischen „Unterlehrer“, daher der Raum auch kurz den Namen „Soumaitre-Zimmer“ führte. Ein zweites Zimmer barg die Leistungen der Dresdner Akademieschüler, unter denen jedoch auch die Werke fremder Künstler nach erbetener Erlaubnis Aufnahme fanden. In einem dritten Zimmer kamen die Entwürfe der angehenden Architekten und die Zeichnungen und Malereien der Meißner Zeichenschule sowie der Porzellanmanufaktur zur Aufstellung. Ein viertes Zimmer enthielt die von der Leipziger Akademie eingelieferten Gegenstände. Mit besonderer Ehrfurcht betrat der Beschauer endlich den letzten Raum, der – das Kleinod der ganzen Ausstellung – die neuesten Schöpfungen der Professoren und Mitglieder der Akademie zeigte und daher kurz „Professorenzimmer“ genannt wurde.

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/100&oldid=- (Version vom 8.1.2025)