in dem erwähnten fürstlichen Reskript – sollten „von Zeit zu Zeit öffentlich aufgestellt“ werden. Damit waren die Grundlagen für die Dresdner Kunstausstellungen gegeben: sie waren also zunächst Zeugnisse für die Tätigkeit der Schüler und Lehrer an den neugegründeten Kunstanstalten.
Als Ziel der Ausstellungen schwebte von Anfang an das vor Augen, der jungen Schöpfung durch solche Veranstaltungen einerseits „die ihr gebührende Bedeutung nach außen auch beim Publikum der Hauptstadt zu verschaffen“ – also der point d’honneur –, anderseits durch diese regelmäßige Einrichtung einen „gewichtigen Sporn für den Eifer der Schüler wie der Lehrer zu gewinnen“. Der letztere Zweck ist der geschichtlich bedeutendere: er mußte mit der Zeit die Ausstellungen von rückblickenden zu vorwärtsweisenden umgestalten. Daß man ihn streng im Auge behielt, zeigt die Bestimmung, daß Lehrer wie Schüler sich „nicht nur reichlich“, sondern auch „mit größeren, umfänglichen Arbeiten“ beteiligen sollten. Um die Selbständigkeit zu erziehen, wurden die Professoren und Mitglieder der Akademie noch besonders erinnert (1768), daß sie nicht Kopien, sondern Originale einzuliefern hätten.
Nach einem wenig geglückten Versuche im August 1764 ward am 5. März des Jahres 1765, an dem Namenstage des Kurfürsten Friedrich August, die erste Dresdner Kunstausstellung eröffnet. Sie dauerte vierzehn Tage. Am 16. März beehrte die ganze kurfürstliche Familie sie mit ihrem Besuche.
Seitdem fanden diese Veranstaltungen alljährlich statt, bis 1812 vom 5. März an, seit 1816 von Anfang August an.[1] Unterbrechungen, wie 1788 und 1809, waren durch die Zeitverhältnisse bedingt. Die Besuche des Landesfürsten, der sich 1765 zum Protektor der Akademie erklärt hatte, gaben dieser als Veranstalterin der Ausstellungen Gelegenheit, dem hohen Herrn ihre Huldigung darzubringen. Daher richtete sich nach dem Termin dieses feierlichen Aktes bisweilen die Dauer der Kunstausstellungen. In der Regel währten sie zwei bis vier Wochen, selten länger – so 1807 vom 5. März bis zum 15. April. Sie waren allgemein zugänglich, seit 1802 allerdings nur gegen ein geringes Eintrittsgeld (2 Gr.), dessen Gesamtsumme – ebenso wie der Erlös für die gedruckten Kataloge – zum Besten der Armen verwendet wurde. Doch büßte schon dadurch die „allzu große Mannigfaltigkeit der Besucher – viel an ihrer Buntheit ein“.
Da die Kunstausstellungen, wie schon hervorgehoben wurde, von der Akademie veranstaltet wurden, fanden sie auch in deren Räumen statt.
Bei ihrer Gründung war der Kunstakademie durch Kurfürst Friedrich Christian das sogenannte „Fürstenbergsche Haus“, spätere Finanzgebäude am Schloßplatz (1899 abgebrochen), eingeräumt worden. Die Lehrzimmer im zweiten Stockwerke daselbst dienten zugleich als Ausstellungszimmer, die von Anfang an – es waren insgesamt fünf – nach einem bestimmten Prinzip verwendet wurden.
In dieser hergebrachten Anordnung präsentierten sich die Ausstellungen bis zum Jahre 1787. Damals mußte die Akademie infolge eines kurfürstlichen Befehls vom 7. April 1786 ihre Räume im Fürstenbergschen Hause, die dem geheimen Finanzkollegium überlassen wurden, aufgeben und sich nach einem neuen Heim umsehen. Zu letzterem wurde auf Vorschlag des Grafen Marcolini als Generaldirektors die ehemalige Gräflich-Brühlische Bibliothek auf der Terrasse eingeräumt. Die Übersiedlung dahin erfolgte 1791. Die Akademie erhielt indessen nur den ersten Stock des nicht einmal sehr umfänglichen Gebäudes, während das Erdgeschoß zu Expeditionsräumen bestimmt war; erst 1814 ward auch dieses der Lehranstalt zur Verfügung gestellt.[2]
Das der Akademie zugewiesene Lokal bot nur beschränkten Platz. Soweit es sich aus den Plänen noch erkennen läßt, enthielt es einen einzigen größeren, saalähnlichen Raum. Dieser empfing nach der Elbe zu durch je drei Fenster zu beiden Seiten des Eingangs sein Licht, während die Hinterwand nur ein Fenster aufwies; zudem verhinderten die dort gegenüberstehenden Häuser den freien Zugang des Lichtes. An den Saal schlossen sich – von der Terrasse aus betrachtet – nach links ein zweifenstriges, ein dreifenstriges und wiederum ein zweifenstriges Zimmer, von denen nur die beiden erstgenannten je ein Fenster in der Rückwand hatten. Nach rechts zu schloß ein sehr schmaler Raum mit je einem Fenster in Vorder- und Rückwand ab. Es ist klar, daß derartig beschränkte und ungenügend belichtete Räumlichkeiten weder für Unterrichtszwecke noch für die Aufstellung von Kunstwerken sonderlich geeignet waren.
- ↑ Vgl. J. Chr. Hasche, „Diplomatische Geschichte Dresdens. 4. Teil“ (Dresd. 1819) S. 318. 1816 bis 1828 wurden die Ausstellungen am „Augustustage“ (3. August), dem Namenstage des Königs, 1829 aber am 2. und 1830 schon am 1. August eröffnet. Die Verlegung auf den August, die schon 1808 in J. G. Meusels „Archiv für Künstler und Kunstfreunde“ (II., 4 S. 135 f.) vorgeschlagen worden war, fand in Rücksicht auf die günstigere Jahreszeit und den größeren Fremdenverkehr statt.
- ↑ Vgl. M. B. Lindau, „Geschichte der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden –.“ (2. verb. Aufl. Dresd. 1885) S. 711. Die Ausstellungszimmer befanden sich im zweiten Stockwerk, s. J. Chr. Hasche, „Magazin der sächs. Geschichte“ VIII. (1791) S. 185. Über das Gebäude s. Corn. Gurlitt, „Die Kunstdenkmäler Dresdens“ (Dresd. 1903) S. 522 f. und Tafel XXVII. Ebenda S. 520 f. über den Canaletto-Saal.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/99&oldid=- (Version vom 7.1.2025)