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RE:Fabius 115

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Maximus Servilianus, Q. cos. 142 v. Chr.
Band VI,2 (1909) S. 18111814
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115) Q. Fabius Maximus Servilianus. Über seine Herkunft ergibt sich aus Appian, wenn man der allgemein angenommenen Herstellung des schwer verdorbenen Textes folgt (s. u.), daß er durch Geburt ein Bruder des Q. Servilius Caepio, Consuls von 614 = 140, war (Iber. 70) und durch [1812] Adoption ein Bruder des Q. Fabius Maximus Aemilianus Nr. 109 (Iber. 67); demnach war er leiblicher Sohn des Cn. Servilius Caepio, Consuls von 585 = 169, und adoptiert durch Q. Fabius Maximus Nr. 105, der seinen beiden Adoptivsöhnen dasselbe Praenomen verliehen haben müßte. Vielleicht ist F. der Senator Q. Fabius Maximus, der im J. 604 = 150 einen noch geheim zu haltenden Senatsbeschluß aus Unbedachtsamkeit einem noch nicht in den Senat aufgenommenen Quaestorier mitteilte und sich dadurch einen scharfen Tadel der Consuln zuzog (Val. Max. II 2, 1). Er wurde Consul im J. 612 = 142 mit L. Caecilius Metellus Calvus (Fasti Cap. Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Cic. ad Att. XII 5, 3. Oros. V 4, 8. Obsequ. 22. Cassiod.) und kämpfte in Spanien gegen Viriathus. Die Chronologie dieser Kämpfe hat durch die in Oxyrhynchos gefundene Liviusepitome neues Licht erhalten (vgl. Kornemann Beitr. zur alten Gesch. Zweites Beiheft 96ff. Münzer ebd. V 137f.). Nach ihr führte den Krieg gegen Viriathus im J. 612 = 142 der andere Consul Metellus, und zwar unglücklich (ep. LIII a, Oxyrh. Pap. IV 100 Z. 167), erst im J. 613 = 141, also als Proconsul, F. mit Erfolg (ebd. Z. 171f.) und weiter im J. 614 = 140, jedoch unglücklich (ep. LIV a, ebd. 101 Z. 185f.). Daß L. Metellus in Spanien focht, war bisher nicht bekannt; über F. berichtet übereinstimmend Liv. ep. LIII, daß er als Proconsul, also nicht vor 613 = 141, glücklich kämpfte, und ep. LIV, daß er wieder als Proconsul, doch offenbar nicht in demselben Jahre, einen schimpflichen Frieden schloß. Dagegen erweist sich jetzt als ungenau die Darstellung des Oros. V 4, 12, wonach er den Krieg als Consul führte. Die neue Quelle läßt auch die Mängel des ausführlichsten Berichtes über den Krieg gegen Viriathus, des Berichtes Appians, an manchen Stellen noch klarer erkennen als zuvor. Appian hat versucht, den Stoff anders zu disponieren als seine Vorlagen (vgl. Beitr. z. alt. Geschichte V 138; ohne Kenntnis davon und abweichend jetzt Schulten Abh. d. Götting. Gesellsch. N. F. VIII 4, 96) und hat dabei Fehler begangen; er hat ferner sich Irrtümer zu Schulden kommen lassen, weil in diesen Jahren mehrere Brüderpaare unter den spanischen Statthaltern waren, nämlich Q. und L. Metellus, Fabius Aemilianus und Fabius Servilianus, derselbe Fabius Servilianus und Q. Servilius Caepio; endlich ist die Textüberlieferung sehr schlecht, besonders in den folgenden Fällen. Nachdem Iber. 65 die Taten des Fabius Aemilianus erzählt worden sind, folgt 66 der Bericht über den unglücklichen Feldzug eines Κοΐντιος, der sonst nicht bekannt ist, dann 67–70 Anfang der über die Taten des Servilianus, der jedoch nur 67 Ende und 68 Anfang und Mitte sein richtiges Cognomen erhält, dagegen 67 Anfang. 69, 70 Anfang den Beinamen Aemilianus; außerdem steht 68 Ende ein Satz, in dem anscheinend die Beinamen Aemilianus und Servilianus umgestellt sind und der überhaupt nicht in den Zusammenhang paßt, der jedoch auch 65 Ende, wohin er gewöhnlich gestellt wird, nicht am Platze ist. Es müssen Lücken im Text, Umstellungen und Schlimmbesserungen vorgekommen sein, die sich schwerlich entwirren lassen werden. Man kann vielleicht [1813] folgendes als wahrscheinlich annehmen (niedergeschrieben vor der Veröffentlichung der meistens übereinstimmenden Ergebnisse Kornemanns a. O.): Nachdem Fabius Aemilianus als Consul 609 = 145 und als Proconsul 610 = 144 Spanien verwaltet hatte, folgte ihm 611 = 143 der Consul Q. Metellus (o. Bd. III S. 1215). Im J. 612 = 142 wurde es notwendig, zwei getrennte Kriege in Spanien zu führen (vgl. App. 66 Anfang mit 76 Anfang), gegen die Keltiberer und gegen die Lusitaner unter Viriathus; jenen behielt Q. Metellus als Proconsul, diesen übernahm sein Bruder, der Consul L. Metellus, und führte ihn unglücklich (Liv. ep. LIII a [s. o.], woraus folgt, daß in dem Κοΐντιος bei Appian. 66 der Name dieses Mannes [etwa sein Beiname Κάλουος?] stecken muß. Obsequ. 22 ohne Nennung des Feldherrn). Im J. 613 = 141 wurde Q. Metellus von dem neuen Consul Q. Pompeius abgelöst, L. Metellus von seinem Amtsgenossen, dem nunmehrigen Proconsul F., der mit frischen Truppen, unterstützt durch Zuzug der Numider, nach Spanien abging und dem Viriathus mehrere Gefechte mit wechselndem Ausgang lieferte; da der Gegner, sehr geschwächt, das Feld räumte, erschien das Endergebnis dieses Feldzugs als ein günstiges (Appian. 66. Liv. ep. LIII a, Oxyrh. Pap. IV 100 Z. 171f., vgl. Flor. I 33, 17. Diod. XXXIII 1, 3f. Charax Pergamen. FHG III 643 frg. 36). F. drang darauf durch Baeturien in Lusitanien selbst ein, unterwarf in beiden Landschaften eine Reihe von Städten, die schwer zu identifizieren sind, und mehrere der gefürchtetsten Bandenführer (Appian. 67. Liv. ep. LIII. Oros. V 4, 12, vgl. auch Q. Fabius Nr. 29); den gefangenen Rebellen ließ er erbarmungslos die rechte Hand abhauen (Appian. 68 Ende. Val. Max. II 7, 11. Frontin. IV 1, 42. Oros. V 4, 12). Vielleicht fällt ein Teil dieser Unternehmungen schon in das folgende J. 614 = 140. In diesem sollte der Consul Q. Servilius Caepio nach Spanien als Nachfolger des F. abgehen, wurde jedoch längere Zeit in Rom festgehalten (Liv. ep. LIV a, Oxyrh. Pap. IV 101 Z. 182ff., dem Inhalt nach klar). So behielt F. vorläufig sein Kommando, und da Q. Pompeius aus der diesseitigen Provinz abberufen wurde, ohne sofort einen Nachfolger zu erhalten, so war F. eine Zeitlang Statthalter von ganz Spanien (Κύϊντος ὁ τῶν 'Ῥωμαίων πολέμαρχος ἐν ἀμφοτέραις ταῖς Ἱσπανίαις Charax a. O.). Beim Zusammentreffen mit Viriathus selbst verließ ihn aber nun sein bisheriges Glück; vielleicht hatte er auch den Wunsch mancher Feldherren, den Krieg vor Eintreffen des Nachfolgers zu beendigen; jedenfalls kam er in eine Notlage, aus der ihn nur ein Friedenschluß befreien konnte, durch den er die Unabhängigkeit des Viriathus und der Seinigen förmlich anerkannte (Appian. 69. Liv. ep. LIV. LIV a, Oxyrh. Pap. IV 101 Z. 185f. Diod. a. O. Charax a. O.). Der Friedensvertrag wurde jedoch als Roms unwürdig getadelt und nicht gehalten; nach Appian wurde er trotz der Gutheißung durch das Volk von dem Nachfolger des F., seinem Bruder Q. Caepio, im Einverständnis mit dem Senat verworfen; kürzere Berichte nennen als Vertreter der ganzen ihn verwerfenden Partei den Consul des J. 615 = 139 M. Popillius (Flor. I 33, 17. Auct. de vir. ill. [1814] 71, 2). F. trat damit vom politischen Schauplatz ab und widmete sich vielleicht der Literatur. Als Pontifex und Verfasser einer Schrift über Sakralwesen in mindestens zwölf Büchern wird er von Macrob. Sat. I 16, 25 angeführt. Daraufhin sind ihm auch einige andere Spuren schriftstellerischer Tätigkeit zugewiesen worden (Peter Hist. Rom. frg. 76). Über Val. Max. VI 1, 5 vgl. Nr. 111.