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RE:Eumenes 6

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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II., König von Pergamon 197–158 v. Chr., ältester Sohn des Attalos I.
Band VI,1 (1907) S. 10911104
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6) Eumenes II., König von Pergamon, ältester Sohn des Attalos I. und der Apollonis, geboren vor 221 v. Chr. Im Herbst 197 v. Chr. folgt er dem Vater in der Regierung. Vgl. Meischke Symbolae criticae ad E. II. historiam, Diss. Leipz. 1892, 24ff. Niese a. a. O. 642 will eine Mitregentschaft der Brüder des E. II. erschließen, schwerlich mit Recht.

Antiochos III. von Syrien benützte die Gelegenheit des Thronwechsels, um die von Attalos I. erworbenen ionischen und hellespontischen Städte für sich einzuziehen, formell muß er dabei im Recht gewesen sein, vgl. Niese a. a. O. So stand E. einstweilen nur ein kleines Reich zur Verfügung, vgl. o. Bd. II S. 2167. Polyb. XXIII 11, 7. [1092] XXXII 22, 3 Hultsch. Liv. XL 8, 14. Strab. XIII 624. Einen Grenzstein zeigt Bull. hell. V 283. Den Umfang der Besitzungen sucht im einzelnen zu bestimmen Meischke a. a. O. 30ff. Nach dem Kriege gegen Philippos von Makedonien verbieten die Römer diesem, E. anzugreifen, Liv. XXXIII 30; die Senatskommission beabsichtigt, dem E. zur Belohnung für die von den Pergamenern geleisteten Dienste Oreos und Eretria zu geben, doch Flamininus will die Städte befreit wissen, und der Senat entscheidet in seinem Sinn, Liv. XXXIII 34. Polyb. XVIII 47, 10. Im Kriege gegen Nabis, 195 v. Chr., kommt E. den Römern mit seiner Flotte zu Hilfe, er beteiligt sich an der Belagerung von Gytheion, den Unterhandlungen und dem Waffenstillstand mit Nabis, Liv. XXXIV 26. 29. 30. 35. Von der Beute macht E. der Athena Nikephoros ein Weihgeschenk, die am Kriege beteiligten Soldaten errichten ihm eine Statue, Inschr. v. Perg. nr. 60f. Meischke 46ff. Als sich der Konflikt zwischen Antiochos III. und Rom anspann, versuchte Antiochos E. zu sich herüber zu ziehen, 194 v. Chr. bot er ihm eine Tochter zur Ehe an und versprach, ihm eine Reihe der den Pergamenern abgenommenen Städte wieder zu geben; E.s Brüder Attalos und Philetairos rieten, darauf einzugehen, doch E. glaubte, als Bundesgenosse Roms bessere Aussichten zu haben, und trieb fortwährend zum Kriege gegen den Seleukiden, Polvb. V 77. XXI 20, 8. Liv. XXXV 13. 17. XXXVII 53, 13. App. Syr. 5. 192 v. Chr. finden wir E. am letzten Kriege gegen Nabis beteiligt, Inschr. v. Perg. nr. 62f. Niese II 682. 689 und Meischke 49ff. suchen seinen Anteil zu bestimmen. Zur selben Zeit hat E. den Attalos nach Rom geschickt, um zu melden, daß Antiochos den Hellespont überschritten habe und die Aitoler schlagfertig seien; Geschenke des Senates für E. und Attalos, Liv. XXXV 23. Unmittelbar vor dem Ausbruch des Krieges finden wir E. mit seiner Flotte bei dem von den Aitolern bedrohten Chalkis, im Euripos trifft er mit dem zum Schutze von Demetrias von Korinth herbeieilenden Flamininus zusammen und wird von diesem veranlaßt, selber nach Athen zu fahren (das nach Liv. XXXV 50, dazu Niese II 694, nicht zuverlässig war), während 500 Pergamener die Besatzung von Chalkis verstärken, Liv. XXXV 39. Meischke 79f. Wenn bei Liv. XXXV 50 kein Versehen vorliegt, so hätte E. bald darauf noch eine weitere Verstärkung dorthin geschickt. Die Pergamener werden mit einem achaeischen Korps auf dem Salganeus, dem Aussenwerk von Chalkis, auf boiotischem Boden, stationiert, als aber Antiochos mit seiner ganzen Macht dort eintrifft, kapitulieren sie gegen freien Abzug. Sie und E. entschwinden für eine Weile unsern Blicken; ob sie, wie Meischke 84 will, an der Schlacht bei den Thermopylen teilgenommen haben, ist sehr zweifelhaft. Wir finden E. nachher auf Aigina, das schon seinem Vater gehört hatte und jetzt vermutlich die Station der pergamenischen Flotte war, vgl. Niese 706, 3. Dort hat E. eine Weile geschwankt, ob er zum Schutz seines von Antiochos bedrohten Reiches heimkehren oder bei den Römern bleiben solle. Als der römische Admiral C. Livius auf dem Kriegsschauplatz erschien, stieß E. mit drei Schiffen bei Skyllaion [1093] zu ihm, die andern waren zur Zeit in Elaia, um den Hafen zu decken oder sich von neuem kriegsfertig zu machen; bald führte E. persönlich 24 Deckschiffe und noch mehr kleinere Fahrzeuge dem Livius zu, bei Phokaia findet die Vereinigung statt, dann kämpft E. in der Seeschlacht bei Korykos mit, um nach dem Siege heimzukehren, Liv. XXXVI 42–45. Im Winter 191/90 v. Chr. versucht E., die aeolischen Städte zu gewinnen, und er macht mit römischer Unterstützung einen sehr einträglichen Raubzug in die Gegend von Thyatira, Liv. XXXVII 8. Im Frühjahr 190 begleitet E. den Livius nach dem Hellespont, um den Übergang für das römische Heer frei zu machen. Sestos ergiebt sich, während der Belagerung von Abydos kommt die Nachricht von der Niederlage des Pausistratos; während Livius nach Kanai eilt, um seine Flotte dort zu schützen, begibt sich E. nach Elaia, stößt aber bald wieder zu den Römern und begleitet sie über Erythrai und Korykos nach Samos. Als auch die rhodische Flotte dort eintraf, boten die Verbündeten bei Ephesos die Schlacht an; da das vergebens war, kehrten sie nach Samos zurück, Liv. XXXVII 9–13. Appian. Syr. 25. Als der Nachfolger des Livius, L. Aemilius Regillus, herannaht, fährt ihm E. mit zwei Fünfruderern entgegen. Im Kriegsrat widerspricht E. dem Rat des Livius, den Hafen von Ephesus zu sperren und zu blockieren, der Mißerfolg des Unternehmens gibt ihm Recht, Liv. XXXVII 14, 4. 15. Als Aemilius darnach gegen Patara aufbricht, begleitet ihn E. und überredet ihn, zusammen mit den Rhodiern, unterwegs auf die Belagerung von Iasos zu verzichten, a. a. O. 17, schließlich gibt Aemilius das ganze Unternehmen auf. Inzwischen hatte Seleukos, Sohn des Antiochos III., einen Angriff auf Elaia gemacht, und da der nicht gelang, das pergamenische Gebiet verwüstet und die Hauptstadt selber angegriffen, die von Attalos verteidigt wurde. E. eilt nach Elaia und gelangt mit Truppen nach Pergamon hinein, obwohl auch Antiochos selber mit einem grossen Heere dorthin gekommen war. Die römische und rhodische Flotte treffen gleichfalls in Elaia ein. Da Antiochos jetzt noch hörte, daß ein cousularisches Heer von Rom herannahe, versuchte er, schnell mit Aemilius Frieden zu schließen. E. lag aber viel daran, daß dieser Friede nicht zu stande käme, solange die militärische Lage für den Seleukiden noch leidlich günstig war, er widerriet also aufs entschiedenste, in Verhandlungen zu treten, und drang damit auch durch, Liv. XXXVII 18f. Wenn E. später so tat, als sei er durch diese Belagerung in die äußerste Gefahr gebracht worden, vgl. a. a. O. 53, so ist das übertrieben, um den Römern seine Aufwendungen in ihrem Interesse möglichst groß erscheinen zu lassen; Pergamon war fest genug, um sich bis zum Eintreffen Scipios zu behaupten, und für die Verwüstung des platten Landes stand der Ersatz in sicherer Aussicht. Bald zieht Antiochos ab, um Adramytteion anzugreifen; dieses zu schützen, macht sich E. mit Aemilius auf, obwohl Seleukos noch vor Pergamon lag. Auch Seleukos muß die Belagerung aufgeben, als eine achaeische Hilfsschar in Pergamon eintrifft. Ebenso wird Antiochos vor Adramytteion abgewiesen. E. und die Römer gehen nun nach Mytilene, [1094] dann nach Elaia, ein Versuch auf Phokaia glückt ihnen nicht, nur die reiche Insel Bakchion wird gründlich ausgeplündert, Liv. XXXVII 19ff. Appian. Syr. 26. Polyb. XXI 9f. Inschr. v. Perg. nr. 64. Nach einigem Aufenthalt in Elaia begiebt sich E. an den Hellespont, um Fürsorge für den Übergang der Armee des Scipio zu treffen, er empfing den Consul mit seiner ganzen Flotte, Liv. XXXVII 33. 53. Iustin. XXXI 8, 5. XXXVIII 6, 3. Als hier seine Aufgabe erfüllt war, kehrte E. heim, um in Elaia zu überwintern, widrige Winde zwangen ihn, beim Cap Lekton zu landen, an der Mündung des Kaikos traf er das römische Lager und versorgte es von Pergamon aus mit Getreide, Liv. XXXVII 37. In der Schlacht von Magnesia kommandierte E. den rechten Flügel, seine Schützen verjagten die Sichelwagen des Antiochos, dann warf E. mit seiner Kavallerie die schweren Reiter des Gegners, um schließlich die Phalanx zu umfassen. Es war für ihn wie für Attalos ein Ehrentag, 3000 Mann zu Fuß und 800 Reiter hatte er gestellt, letztere zeichneten sich bei der Verfolgung besonders aus, E. soll nur 25 Mann, darunter 15 Reiter verloren haben, Liv. XXXVII 39-44. Appian. Syr. 31 läßt nur aus Versehen E. den linken Flügel kommandieren, seine weiteren Ausführungen, c. 36, zeigen deutlich, daß E. auf dem rechten stand, wie Livius angibt. Vgl. auch Inschr. v. Perg. nr. 64. Nach der Schlacht schickt Antiochos zunächst Gesandte an E. mit der Bitte, den Frieden nicht zu erschweren, E. ist nach der schweren Niederlage des Gegners auch versöhnlich gestimmt und bringt die Boten zu Scipio. Unter den Friedenspräliminarien befindet sich die Bestimmung, Antiochos solle an E. 400 Talente zahlen und das Getreide zurückgeben, das er von Attalos Zeiten her den Pergamenern schuldete. Um von der Beute möglichst viel zu erlangen, begibt sich E. im Sommer 189 v. Chr. persönlich nach Rom, Polyb. XXI 16f. Liv. XXXVII 45. Appian. Syr. 38. Der Senat ehrt E. auf alle Weise, E. spielt den Bescheidenen, der sich ganz auf Roms Güte verlassen will; da man ihn fortgesetzt ermuntert, seine Wünsche zu äußern, so warnt er, den Bitten der Rhodier nachzugeben, welche die Freiheit aller kleinasiatischen Griechenstädte forderten, in der Hoffnung, sie ihrem Einfluß unterwerfen zu können; endlich bittet er um ganz Asien diesseits des Tauros. Vergebens versuchen die Rhodier, ihrem lieben Gastfreunde, mit dem sie schon während des Krieges in allerlei Meinungsverschiedenheiten gekommen waren, wenigstens jene Städte abzujagen; E. soll fast alles erhalten, was man dem Antiochos in Vorderasien abnahm, nur die griechischen Städte, welche bis zum Tage von Magnesia frei gewesen waren, sollten frei bleiben, und Lykien mit Karien südlich vom Maiandros sollte an die Rhodier fallen; doch erhält E. noch besonders Magnesia am Sipylos und Telmissos in Lykien, d. h. einen Pfahl im Fleisch der Rhodier, Polyb. XXI 18-24. Strab. XIV 665. Appian. Syr. 44. Liv. XXXVII 52-56, wo die Erwerbungen einzeln aufgeführt werden. Während E. in Rom ist, beginnt Cn. Manlius Vulso seinen Zug gegen die Galater, deren Demütigung sehr in E.s Interesse lag, da sie soeben an der Belagerung Pergamons beteiligt gewesen waren, während früher ihre Reguli [1095] mit E. freundlich gestanden hatten, Liv. XXXVIII 12. 18. E.s Brüder Attalos und Athenaios zeichnen sich bei dieser Unternehmung aus, vgl. o. Bd. II S. 2169. Als die Galater um Frieden bitten, wird ihnen gesagt, man wolle ihnen die Bedingungen mitteilen, wenn E. zurückgekehrt sei, Polyb. XXI 43, 7. Liv. XXXVIII 37. Im Anfang des Sommers 188 v. Chr. trifft dieser mit der römischen Senatskommission in Ephesos ein, in Apameia trifft man mit Vulso zusammen und es werden nun die Ausführungsbestimmungen für den Frieden mit Antiochos getroffen, Übergabe der Festungen, Auslieferung der im Machtbereich des Seleukiden befindlichen Untertanen des E., Zahlung von 352 Talenten in Raten, von 127 Talenten für das geschuldete Getreide usw. Außerdem wurden die bisher autonomen Griechenstädte, welche auf Seiten des Antiochos gestanden hatten, dem E. tributpflichtig gemacht. In Europa erhielt E. die Chersonnesos mit Lysimacheia und den benachbarten Gegenden und Festungen, welche dem Antiochos gehört hatten, Liv. XXXVIII 38. Polyb. XXI 48. Man wollte ihm auch noch Pamphylien geben, als diesseits des Tauros gelegen, doch gegen diese Auffassung protestierten die Diplomaten des Antiochos; die Frage wird dem Senat vorgelegt, dieser gibt einen Teil des Landes an E., der östliche mit Aspendos und Side wird für frei erklärt. Ebenso erhält E. nur einen Teil von Pisidien, der Rest bleibt frei, desgleichen bleibt die ganze Kibyratis unter ihren eigenen Dynasten unabhängig. Vgl. Niese III 61ff., wo am besten der Umfang des pergamenischen Reiches bestimmt wird. Der römische Admiral Q. Fabius Labeo nimmt Telmissos für E. in Besitz, Volso schenkt ihm die ganzen von Antiochos ausgelieferten Kriegselefanten; als E. in dieser Zeit die Stratonike, Tochter des mit Antiochos verbündeten Ariarathes von Kappadokien, heiratet, erlassen die Römer seinem Schwiegervater die halbe Kriegskontribution, Liv. XXXVIII 39. Diod. XXIX 11. Dann begiebt sich der Consul nach dem Hellespont, dort teilt er den Galatern mit, wie sie sich hinfort gegen E. zu betragen haben. Sie wurden in eine gewisse Abhängigkeit von ihm gebracht, Niese III 69. II 761. Liv. XXXVIII 40. Die pergamenische Flotte setzt das römische Heer nach Europa über. Später machte man dem Volso in Rom Vorwürfe, daß er allzusehr im Interesse des E. gehandelt habe, Liv. XXXVIII 45.

Je heller Roms Sonne auf E. strahlte, um so trüber gestaltete sich sein Verhältnis zu allen griechischen und hellenistischen Mächten, die den neugebildeten Großstaat umsomehr haßten, je weniger sie ihre Abneigung gegen die Römer selber zu äußern wagten. Zunächst gab es Streitigkeiten mit Antiochos, die nach Valerius Antias bei Liv. XXXIX 22 L. Scipio entscheiden sollte. Mit Antiochos Nachfolger Seleukos Philopator, seit 187 v. Chr., konkurriert E. um die Gunst der Achaier, jene hatten ihm früher die überschwänglichsten Ehren erwiesen (vgl. Meischke 95) und ihn während der Belagerung von Pergamon unterstützt, jetzt grollten sie ihm ebenso wie den Römern. E. versucht, durch eine Stiftung von 120 Talenten, von deren Zinsen die Mitglieder der Tagsatzung besoldet werden sollten, die verlorenen Sympathien wieder zu gewinnen, [1096] doch die Achaier lehnen seine Gabe ab mit der Begründung, daß, falls sie annähmen, auch andere Könige wie Prusias und Seleukos mit ähnlichen Dingen kommen würden, sie wollten aber niemandem verpflichtet sein. E. solle ihnen lieber Aigina wiedergeben, das sein Vater den aitolischen Räubern für ein billiges abgehandelt habe, Polyb. XXII 10f. Diod. XXIX 17. Schon damals stand wohl der Krieg zwischen E. und Prusias bevor, seine Veranlassung ist ebenso unsicher wie sein Beginn (Polyb. III 3), vermutlich handelte es sich um ein Stück von Mysien, das Prusias sich angeeignet hatte, aber auf römischen Befehl an E. ausliefern sollte, Liv. XXXVIII 39, 15, vgl. Niese II 760. III 70, der den Beginn des Kampfes auf 186 v. Chr. setzt. Nach Iustin. XXXII 4, 2 begann Prusias den Kampf im Vertrauen auf Hannibal, der ihm andere Könige (d. h. Philippos V.) und kriegerische Nationen (Galater) zu Freunden warb. Prusias und die Galater wurden von Attalos am Berge Lypedros in Bithynien geschlagen, vgl. o. Bd. II S. 2169 und Inschr. v. Perg. nr. 65. Dagegen erfocht Hannibal einen Seesieg, bei dem E. persönlich in Gefahr geriet, Nepos Hann. 10f. Frontin. strat. IV 7, 10. Nach Iustin. a. a. O. wurde der Krieg durch römische Intervention beendet. 184 v. Chr. herrscht Friede, E. erhält das streitige Stück Land und dazu Tios, die Heimat der Attaliden, Niese III 72. Prusias war heimlich von Philipp V. unterstützt worden, der mit E. über Ainos und Maroneia in Streit geraten war. Diese Städte hatten Antiochos gehört, Philippos hatte sie sich angeeignet, aber E. verlangte sie für sich auf Grund der Bestimmungen der römischen Senatskommission; in beiden Städten bilden sich Parteien für E. oder Philippos, E. beschwert sich in Rom; römische Gesandte untersuchen den Fall in Thessalonike, sie geben zwar keine definitive Entscheidung, verlangen aber von Philippos die Räumung der Städte; nach wiederholten Verhandlungen in Rom geht eine zweite Gesandtschaft ab, um zu kontrollieren, ob Philippos die thrakische Küste geräumt hat. Philippos läßt seinen Ärger an den armen Maroneiern aus (Polyb. XXII 1, 4f. 9. 15. 17f. Liv. XXXIX 24. 27ff. Appian. Mak. 9), gehorcht aber immer noch nicht. E. schickt seinen Bruder Athenaios mit einem großen Goldkranz nach Rom, um sich darüber und über die von Philippos dem Prusias geleistete Hilfe zu beschweren; der Senat droht endlich, energisch zu werden, wenn seine zu diesem Zweck abgeschickten Kommissare nicht finden werden, daß die Streitobjekte an E. ausgeliefert sind. Endlich, 183 v. Chr., fügt sich Philippos, als Q. Marcius Philippus nach Makedonien kommt, Polyb. XXIII 1–8. Liv. XXXIX 53. Nach dem Friedensschluß mit Prusias wendet sich E. gegen die Galater, die damals anscheinend alle sich unter die Führung des Ortiagon, regulus der Tolistoagier, gestellt hatten. E. scheint sie gründlich geschlagen und Galatien unterworfen zu haben, vgl. Stähelin Gesch. d. kleinasiat. Galater, Diss. Basel 1897, 78. Niese III 72ff. Bald darauf ist E. im Kriege mit Pharnakes von Pontos, vgl. E. Meyer Gesch. d. Königr. Pontos 72ff. und Reinach Mithradates Eupator2 34f. Es kann sein, daß E. zur Unterstützung des Ariarathes in den [1097] Kampf ging, ebensowohl kann aber auch Galatien das Streitobjekt gewesen sein, vgl. Stähelin 80. Niese III 74–79. Pharnakes greift 183 v. Chr. E. und Ariarathes an, daneben erobert er Sinope; darüber beschweren sich Gesandte des E. und der Rhodier in Rom, während Pharnakes sich rechtfertigen läßt. Eine römische Gesandtschaft soll die Sache untersuchen, Polyb. XXIII 9. Liv. XL 2, 6. Als sie heimkehrt und Pharnakes als den schuldigen Teil bezeichnet, findet sie schon neue Gesandtschaften der Parteien in Rom, der Senat beschließt 182 v. Chr. eine zweite Gesandtschaft zu schicken, um noch genauer zu prüfen, Polyb. XXIV 1, 1ff. Roms unentschiedene Haltung macht Pharnakes immer kühner, er greift Paphlagonien an, Polyb. XXV 2, 5f. Sein Feldherr Leokritos erobert das E. gehörende Tios, Diod. XXIX 23. Der Krieg nimmt immer größere Dimensionen an, auf E.s Seite treten z. B. Prusias II. von Bithynien und Morzios, ein paphlagonischer Fürst, auf Seiten des Pharnakes u. a. Mithradates von Armenien, s. u. Auch Seleukos IV. war im Begriff, E. anzugreifen, unterließ es aber am Ende doch noch aus Furcht vor Rom, Diod. XXIX 24. Polyb. frg. 159. Einige Galaterfürsten sind von E. zu Pharnakes abgefallen, s. u. 181 v. Chr. wird E. krank, Attalos kommandiert das Heer und schließt einen Waffenstillstand mit Pharnakes. E. sendet nun alle seine Brüder nach Rom, um die Beendigung des Krieges herbeizuführen. Sie werden glänzend empfangen, und der Senat schickt eine neue Gesandtschaft, die Ernst machen soll, Polyb. XXV 5. Inzwischen hatte aber Pharnakes den Waffenstillstand gebrochen und Anfang 180 v. Chr. den Leokritos in Galatien einfallen lassen, während er selber Kappadokien angriff. E. bricht mit dem Heere gegen Leokritos auf, seine Brüder treffen bei ihm ein; doch Leokritos zieht sich zurück und die Galaterfürsten Gaizatorix und Karsignatos bieten E. ihre Unterwerfung an, werden jedoch einstweilen nicht angenommen. E. rückt über den Halys, vereinigt sich am Parnassos mit Ariarathes und dann rücken beide in Pharnakes Land ein. Dort erscheint die römische Friedensgesandtschaft; auf ihren Wunsch räumen E. und Ariarathes das feindliche Gebiet. E. wünscht eine persönliche Unterredung mit Pharnakes, dieser verweigert sie, auch seine nach Pergamon geschickten Gesandten machen fortgesetzt Schwierigkeiten, bis die Römer die Verhandlungen aufgeben, Polyb. XXIV 8f. Ihre Einmischung hatte nur lähmend gewirkt, endlich diente ein plötzlicher kräftiger Angriff des E. dazu, den Pharnakes friedlicher zu stimmen, nach allerlei Verhandlungen kommt ein Vertrag zu stande zwischen E., Ariarathes, Morzios und Prusias einerseits, Pharnakes und Mithradates von Armenien andererseits; Pharnakes verpflichtet sich, Galatien nicht wieder zu betreten, seine Verbindungen mit den Galatern aufzugeben, Paphlagonien zu räumen, die geraubten Untertanen, die Kriegsgefangenen und Überläufer, die dem Ariarathes entrissenen Plätze samt den Geiseln, dann Tios zurückzugeben, das E. dem Prusias überläßt, endlich an Ariarathes und den Paphlagonierfürsten Morzios zusammen 900, an E. 300 Talente Schadenersatz zu zahlen. Auch Mithradates von Armenien mußte 300 Talente zahlen, [1098] da er gegen die Verträge mit E. den Ariarathes angegriffen hatte. In den Frieden waren noch einbegriffen Artaxias, der Beherrscher des größeren Teils von Armenien, Akusilochos, der Sarmatenfürst Gatalos, die Chersonnesiten, Herakleia, Mesembria, Kyzikos; wie weit deren Beteiligung am Kriege gegangen war, wissen wir nicht. Als Bürgen für sein ferneres Wohlverhalten muß Pharnakes Geiseln stellen, 180/79 v. Chr., vgl. Polyb. XXV 2. Während des Krieges hatte E. den Hellespont durch seine Flotte sperren lassen, vermutlich um zu verhindern, dass Pharnakes sich zur See Verstärkungen oder Kriegsmaterial kommen lasse; dadurch hatte er es aber mit seinen ohnehin längst eifersüchtigen rhodischen Freunden verdorben, denen natürlich sehr viel an der freien Schifffahrt nach dem Pontos lag. Da außerdem noch Untertanen des E. sich gegen die Besitzungen der Rhodier auf dem Festlande vergangen hatten, während die Rhodier im Kampf mit den Lykiern standen, so ging jetzt die durch eine Hilfssendung des E. in jenem Krieg eben noch bekräftigte Freundschaft in die Brüche, Polyb. XXIV 9, 13. XXVII 7, 5ff. Im J. 175 v. Chr. greift E. in die Thronstreitigkeiten im Seleukidenreich ein, er verhilft dem Antiochos Epiphanes zur Herrschaft, um ihm zeitlebens befreundet zu bleiben, Appian. Syr. 45 und besonders Inschr. v. Perg. nr. 160. Sehr schlecht stellte sich dagegen Philippos Nachfolger Perseus zu E.; schon als Perseus 174 v. Chr. die Demonstration in Delphi macht, zeigt sich die Feindseligkeit zwischen beiden Königen, Liv. XLI 22, dem Perseus wenden sich die Sympathien der Griechen zu, während E. immer unbeliebter wird, so sehr er es auch versucht, sich alle griechischen Staaten und Fürsten zu verpflichten, und obwohl er die ihm unterstellten Städte so gut behandelt, daß sie die Freiheit gar nicht vermissen, Liv. XLII 5. E. sucht nun die Römer gegen Perseus zu hetzen, im Winter 173/2 kommt er mit einer Denkschrift über Perseus nach Rom, um auf seine Verbindungen mit andern Mächten, seine Übergriffe gegen Roms Bundesgenossen und seine Rüstungen hinzuweisen, dasselbe tut E. in einer Rede im Senat, die großen Eindruck macht und geheim gehalten wird, Liv. XLII 11ff. Val. Max. II 2, 1. Darob herrscht peinliche Spannung in der ganzen Griechenwelt, eine Gesandtschaft der Rhodier fürchtet, auch ihre Stadt sei von E. verleumdet, und will mit ihm vor dem Senat konfrontiert werden; da ihnen das nicht bewilligt wird, greifen die Gesandten E. aufs heftigste an, er habe die Lykier gegen Rhodos gehetzt, er sei schlimmer für die Griechen Kleinasiens als weiland Antiochos III. usw. Diese Rede war auch den meisten andern zur Zeit anwesenden Griechen aus dem Herzen gesprochen, um so eifriger zeigte sich aber der Senat, E. zu ehren, Liv. XLII 14. Appian. Maked. 11. Diod. XXIX 34. Die meisten römischen Großen erschöpfen sich in Aufmerksamkeiten, sehr zum Ärger Catos, der sich davon ausschloß, weil ein König von Natur ein fleischfressendes Tier sei, Plut. Cat. mai. 8. Einige Senatoren behaupteten allerdings, E. habe aus Neid und Furcht sehr übertrieben. In Rhodos wurde die Erbitterung gegen E. so groß, daß man sogar seine Festgesandtschaft zur großen Heliosfeier [1099] zurückwies, Appian. a. a. O. Viele Griechen und Barbaren verklagten ihn bei den Römern, Perseus selber schickte Mörder gegen ihn. Als E. auf der Heimreise dem Apollon in Delphi opfern wollte, wälzten die Mörder Felsstücke auf ihn und ließen ihn für tot liegen. E. wurde nach Aigina geschafft und dort so geheimnisvoll behandelt, daß man allgemein glaubte, er sei tot, Liv. XLII 15. Appian. a. a. O. Polyb. XXII 8, 5 und 8. Cass. Dio frg. 66, 3. Inschr. v. Perg. nr. 164. Selbst Attalos glaubte das und übernahm eiligst die Herrschaft in Pergamon, auch heiratete er sofort die vermeintliche Witwe Stratonike. Beide waren nun in einer sehr peinlichen Lage, als E. bald darauf heimkehrte. E. tadelte nur die unziemliche Eile der Heirat; Attalos trat bescheiden unter die Leibgardisten des Bruders und der Vorfall wurde ignoriert. Aber die kurze Ehe hatte Folgen, die bisher kinderlose Stratonike gebar von Attalos den späteren Attalos III., der zunächst übrigens offiziell nicht als Sohn des E. betrachtet wurde, bei Polyb. XXX 2 wird E. noch als kinderlos bezeichnet; er hatte nur einen unechten Sohn von einer Tänzerin, den Aristonikos. vgl. o. Bd. II S. 962. Vgl. übrigens Liv. XLII 15ff. Diod. XXIX 34. Plut. reg. et imp. apophth. 184 A und de frat. am. 18, dazu Köpp Rh. Mus. XLVIII 154ff. Niese III 109. 204f. glaubt nicht an die Vollziehung der Ehe zwischen Attalos und Stratonike, sondern hält Attalos III. für einen natürlichen und erst spät legitimierten Sohn des E. Das Attentat auf E. beschleunigte den Ausbruch des Krieges gegen Perseus, obwohl dieser jede Beteiligung daran ableugnete: die Römer gratulierten dem Geretteten durch eine Gesandtschaft, Liv. XLII 18. 40f. 48. Polyb. XXVII 7. Daß Perseus unter diesen Umständen noch versucht haben sollte, E. als Bundesgenossen gegen Rom zu gewinnen, wie es nach Liv. XLII 26 scheinen könnte, ist unglaublich. Aus Freundschaft für E. steht auch Ariarathes zu Rom, a. a. O. 29; die Rhodier zeigen jetzt besonderen Eifer, um die Anschuldigungen des E. gegen sie als Verleumdungen zu erweisen, Polyb. XXVII 7. Liv. XLII 45. E. selber erscheint 171 v. Chr. mit seinen Brüdern Attalos und Athenaios mit 6000 Mann zu Fuß und 1000 zu Roß in Chalkis, Pergamon wird dem Philetairos anvertraut. Athenaios bleibt mit 2000 Mann in Chalkis, E. führt die übrigen nach Thessalien dem römischen Consul zu. Das Korps des Athenaios beteiligt sich an der Belagerung von Haliartos, E. am römischen Kriegsrat, seine galatischen Reiter und Leichtbewaffneten am Avantgardengefecht vor der Schlacht am Kallinikos; in der eigentlichen Schlacht stehen die 300 Kyrtier des E. im Vordertreffen, er selbst mit Attalos in der Reserve, ohne die Pergamener wäre die römische Niederlage sehr viel schlimmer geworden; auf E.s Rat geht das Heer hinter den Peneios zurück, Liv. XLII 50–60. Im Treffen bei Phalanna deckt E. eine Flanke des Heeres, a. a. O. 65. Dann fällt ein Offizier des E. in das Reich des mit Perseus verbündeten Kotys ein, wodurch dieser zur Umkehr gezwungen wird. Den Winter verbringt E. daheim, a. a. O. 67. Im J. 170 nimmt E. durch Verrat Abdera ein, Liv. XLIII 4. Diod. XXX 6. In der Winterpause geht er wieder nach Pergamon. [1100]

Attalos bleibt in Hellas und bemüht sich, die Achaier zur Wiederherstellung der zwischen 185 und 172 v. Chr. kassierten Ehren für E. zu veranlassen. E. hatte jene Beleidigung schmerzlich empfunden, Polyb. XXVII 18. Liv. XLII 12. Attalos Antrag ruft eine lebhafte Debatte hervor, schließlich weist Polybios, damals gerade Hipparch, darauf hin, dass nach dem ursprünglichen Beschluß nur die gesetzwidrigen Ehren für E. abgeschafft werden sollten und die übermäßigen; nur durch persönliche Rancune einiger Beamten seien alle Ehren abgeschafft worden. So wird beschlossen, alle Ehren mit Ausnahme der ungehörigen wieder herzustellen. Polyb. XXVIII 7. 10. In dieser Zeit unterstützt E. auch Kydonia auf Kreta gegen Gortyn, Polyb. XXVIII 15. Schon 184/3 hat er mit einer Reihe von kretischen Städten ein Bündnis geschlossen, Monum. ant. dei Lincei 1892, 38ff. Vermutungen dazu äußert Niese III 77. 323f. Im J. 169 kommt E. mit 20 Deckschiffen zur Belagerung von Kassandreia, ihm wird ein Abschnitt zugewiesen, er hat aber ebensowenig Erfolg wie die Römer. Auch die Belagerung von Demetrias glückt nicht. E. begiebt sich nun zum Consul Philippus, um ihm zu seinem Eindringen in Makedonien zu gratulieren, wobei Attalos mit dem pergamenischen Landheere gute Dienste geleistet hatte, Liv. XLIII 4. 10ff. Hier kommt es zum Konflikt zwischen dem König und dem heimtückischen Consul, gewiß durch die Schuld des letzteren; seither arbeitet eine immer stärker werdende Partei in Rom, deren Sprachrohr für uns Valerius Antias bei Livius ist, auf E.s Sturz hin. Angeblich sei E. beleidigt gewesen, weil man seine Truppen nicht mit den Römern zusammen biwakieren liess, er habe trotz mehrfacher Mahnung den Praetor nicht mit seiner Flotte unterstützt, vom Consul sei er in Verstimmung geschieden, man habe nicht einmal erreicht, daß er seine galatischen Reiter daließ. Dagegen sei Attalos beim Consul geblieben und habe sich sehr nützlich gemacht. Boten melden dem Senat, das Heer sei in schwieriger Lage, E. sei unzuverläßig, Liv. XLIV 13 nach Valerius Antias. 20. Perseus benutzt diese Entfremdung, um mit E. anzuknüpfen, unter dem Vorwand der Auslösung von Gefangenen versucht er ihn vollends mit den Römern zu entzweien. Zwar blieb E. diesen treu und benachrichtigte selber den Consul von jenem Versuch, a. a. O. 27, aber das Mißtrauen gegen ihn blieb bestehen oder wurde doch wenigstens geheuchelt, mit so gutem Erfolg, daß auch Polybios an ein verräterisches Spiel des E. geglaubt hat. Nach der Darstellung der E. feindlich gesinnten Römer hätte er schon vor Demetrias geheime Verbindung mit dem Feinde unterhalten; jetzt habe er gesehen, wie viel dem Perseus daran lag, Frieden zu bekommen, wie andrerseits die Römer auch kriegsmüde waren, und so habe er geglaubt, als Vermittler ein gutes Geschäft machen zu können. Er ließ darum Perseus sondieren, wieviel er dafür bieten wolle, und verlangte am Ende für seine Neutralität 500, für die Herbeiführung des Friedens 1500 Talente. Perseus wollte auch darauf eingehen und 1500 Talente für die Vermittlung in Samothrake deponieren. Da nun aber jene Insel sich in seinem Besitz befand, so bedeutete ein dort befindliches Depositum keine [1101] Sicherheit für E.; das Geld anderswo zu hinterlegen weigerte sich Perseus, und darüber zerschlug sich das Geschäft. Einiges davon wurde schon damals den Freunden des Perseus bekannt, und diese erzählten es später an Polybios. Polybios erklärt es für sehr schwierig, dieses Spiel des ,geizigsten und des schlausten‘ der Könige richtig zu beurteilen. Er tadelt Perseus, weil er sich nicht entschließen konnte, jene 1500 Talente daran zu wagen, E. zu gewinnen oder ihn doch wenigstens vor den Römern bloszustellen; er tadelt E., weil er wegen solcher Bagatelle in einer Sache, die doch nicht geheim bleiben konnte, Roms Sympathien und damit seine ganze Stellung aufs Spiel setzte; vgl. Polyb. XXIX 4–9. Liv. XLIV 24ff. Appian. Maked. 18. Vell. I 9. Cass. Dio frg. 66. Wirklich erwiesen sind nur die Annäherungsversuche des Perseus, und wenn bei den Verhandlungen irgend etwas herausgekommen wäre, was E. belasten konnte, so würde Perseus selber schwerlich versäumt haben, E. vor den Römern bloszustellen; was Perseus Freunde später erzählen, besagt nicht viel. Mit Recht haben darum fast alle neueren Gelehrten außer Holm Griech. Gesch. IV 513f. die römische Version verworfen, Niese III 198f. hält es für möglich, daß E. eine Zeitlang an eine Vermittlung gedacht hat.

Nach dem Scheitern der von Perseus begonnenen Annäherungsversuche blokieren pergamenische Kriegsschiffe eine Anzahl makedonischer Lastschiffe bei Tenedos, doch müssen sie vor einer überlegenen Flotte des Perseus weichen. Letztere trifft bald darauf auf 35 Transportschiffe, auf welchen E. 1000 gallische Reiter nach dem Kriegsschauplatz bringen ließ; der ganze Convoi geht verloren, 800 Gallier kommen um, 200 geraten in Gefangenschaft. Wir sehen, daß E. auch jetzt seine Bundespflichten eifrig zu erfüllen bestrebt war. Die makedonische Flotte fährt nun nach Delos, wo gerade fünf pergamenische Quinqueremen und drei römische lagen. Da Delos Asyl war, kommt es nicht zum Kampf, aber die Verbündeten können nicht hindern, daß die Makedonen in der Nähe Kaperei treiben, Liv. XLIV 28f. Nach dem Siege des Paullus über Perseus schicken E., Attalos und Athenaios gemeinsam Glückwünsche nach Rom, Liv. XLV 13. Heimgekehrt sieht E. sein Reich von einem sehr gefährlichen Galateraufstand bedroht, die Gallier erfechten einen Sieg, ihr Führer läßt die schönsten Gefangenen opfern, die andern einfach niederhauen, Polyb. XXIX 22, daraus Diod. XXXI 12f. Vermutlich gehört auch die Gefährdung des kranken E. durch verfolgende Gallier in diese Zeit, Polyaen. IV 8. 1. E. schickt Attalos nach Rom, um ein Vorgehen des Senats gegen die Gallier zu erreichen. Jetzt versucht die E. feindlich gesinnte Partei, den Attalos gegen seinen Bruder auszuspielen, indem sie ihn ermuntert, einen Teil des Reiches für sich zu erbitten. Der Sicherheit wegen schickt E. einen Vertrauten zu Attalos, Stratios, dieser scheint Attalos die Nachfolge garantiert und ihm die Bereitwilligkeit des E. zur Adoption des späteren Attalos III. mitgeteilt zu haben, vgl. Bd. II S. 2175. Attalos überwand die Versuchung, und da man in ihn drang, er solle nur etwas erbitten, so bat er schließlich um Ainos und Maroneia. Der Senat ist enttäuscht, [1102] sagt die Erfüllung zwar zu, läßt aber am Ende die Städte frei, aus Ärger, daß Attalos sich nicht gegen E. brauchen lassen will; römische Gesandte begleiten Attalos heim mit Aufträgen an die Gallier, die aber schwerlich in E.s Sinn gehalten waren, Polyb. XXX 1ff. Liv. XLV 19f. Als sie in Pergamon im Winter 168/7 v. Chr. eintrafen, herrschte ein Waffenstillstand und E. war schwer krank. Im Frühling zieht er sein Heer bei Sardes zusammen, das damals in großer Gefahr geschwebt hatte und nun E. als seinen Retter preist und mit Spielen u. s. w. feiert, vgl. die Inschrift Bull. hell. V 383ff. Die römischen Gesandten begaben sich von Attalos begleitet nach Synnada, um mit den Galliern zu verhandeln. Die Zusammenkunft findet aber ohne Attalos Beisein statt; die Römer erzählten nachher, alles Zureden habe den Gallierkönig nur noch wilder gemacht, in Wahrheit aber hatten sie selber ihn gegen E. aufgehetzt, Liv. XLV 34. Im Winter 167/6 begibt sich E. persönlich nach Rom, um das dort herrschende Mißtrauen zu beseitigen, doch der Senat will ihn nicht empfangen, um keine Rechtfertigung anhören zu müssen, sondern bei seiner Feindseligkeit mit einem Schein des Rechtes beharren zu können; in Brundusium überbringt ein Quaestor dem König den Befehl, Italien zu verlassen. Diese grobe Beleidigung war darauf berechnet, E. bei seinen vielen Feinden noch mehr Schwierigkeiten zu bereiten, speziell die Gallier noch zu ermutigen, Polyb. XXIX 6, 3f. XXX 20. Doch scheint E. der letzteren in dieser Zeit durch umfassende Werbung von Söldnern Herr geworden zu sein, Diod. XXXI 14. E. und Attalos erringen einen Sieg über sie in Phrygien, Inschr. v. Perg. nr. 165. Niese III 201. Stähelin 87. Da schicken 166 v. Chr. die Gallier Gesandte nach Rom und erreichen, daß man sie für autonom erklärt unter der Bedingung, daß sie sich nicht außerhalb ihres eigenen Gebietes blicken ließen, Polyb. XXXI 2. 6, 2–8. Trog. Prol. XXXIV. Diese Freiheitserklärung richtet ebenso wie die von Ainos und Maroneia ihre Spitze gegen E. Nun ist auch Prusias eifrig bestrebt, E.s schwierige Lage auszunutzen, er verklagt ihn 166 v. Chr. in Rom, E. habe sein Gebiet angegriffen, ließe die Hand nicht von den Galliern ab, verachte die Beschlüsse des Senats und schädige die Römerfreunde. Zugleich klagen Gesandte griechischer Städte in Asien E. des Einverständnisses mit Antiochos Epiphanes gegen Rom an. Der Senat schickt eine Gesandtschaft, um zu spionieren, doch bringt sie nichts Nachteiliges für E. in Erfahrung, dessenungeachtet fördert der Senat die Gallier auch ferner, Polyb. XXXI 6. Liv. epit. 46. In diese Zeit fällt wohl die geheime Korrespondenz des E. mit dem Attis von Pessinus, der in seinem Interesse in Galatien arbeitet. E. unterstützt ihn und ermuntert ihn zur Eroberung eines heiligen Platzes, Pessongoi. Leider sind die Anspielungen der Briefe für uns unverständlich, vgl. Arch.-epigr. Mitt. VIII 95ff., dazu Stähelin 91ff. Vermutlich war E. der Attalide, der den Tempel der Göttermutter in Pessinus erbauen ließ, Strab. XII 567, dazu Stähelin 83. Niese III 69. Wachsmuth Hist. Vierteljahrsschrift II 308 meint, E. habe dadurch die Sympathie der phrygischen Urbevölkerung gewinnen [1103] wollen. Prusias hetzt in Rom weiter und stiftet außer den Galatern auch die mit E. verfeindeten Selgenser in Pisidien (vgl. Polyb. XXXI 9. Trog. Prol. XXXIV) und andere dazu an, E. schickt Attalos und Athenaios nach Rom, um diese Beschuldigungen zu widerlegen, vergeblich; der Senat schickt wieder eine Gesandtschaft, um über die beiden verdächtigen Könige zu spionieren, der Führer, C. Sulpicius Gallus, trieb die Brutalität so weit, überall ausrufen zu lassen, wer Beschuldigungen gegen E. vorzubringen wünsche, möge sich zu bestimmter Zeit in Sardes einfinden. Diese Heimtücke der Römer veranlaßte am Ende die öffentliche Meinung unter den Hellenen, dem E. die Sympathien wieder zuzuwenden, welche er einst als Agent und Favorit der Römer eingebüßt hatte, Polyb. XXXI 10. Ein Zeichen dieses Stimmungswechsels ist wohl E.s Getreideschenkung an die Rhodier, Polyb. XXXI 25, und sein Versprechen, ihr Theater aus weißem Marmor zu bauen, Diod. XXXI 36. Im Winter 160/59 v. Chr. finden wir Attalos wieder einmal in Rom, E. gegen den Prusias und die Galater zu verteidigen; wieder ist der Senat demonstrativ freundlich gegen ihn, während die Antipathie gegen E. dieselbe bleibt, Polyb. XXXII 3. 5. Im J. 159 v. Chr. ist E. gestorben. Strab. XIII 624 läßt ihn fälschlich 49 Jahre regieren, ebenso ist es falsch, daß er ihn die Regierung an Attalos III. geben läßt, während Attalos II. nur dessen Vormund sein sollte, vgl. Bd. II S. 2171. Polyb. XXXII 22 widmet E. einen ehrenvollen Nachruf, auch im Lande genoß er noch lange nachher großen Ansehens, Plut. Titus 21. Seine großen Erfolge dankte er in erster Linie seiner Klugheit und Rührigkeit, viel trug das Glück dazu bei und dann das gute Familienverhältnis in der pergamenischen Dynastie. E. pflegte zu sagen: ,Wenn meine Brüder mich als König behandeln, werde ich mich als Bruder gegen sie zeigen, behandeln sie mich als Bruder, so werde ich mich als den König zeigen‘; das sieht nicht nach einer Mitregierung der Brüder aus (vgl. o. S. 1091), sie sind durchaus seine Organe geblieben, wenngleich er ihnen voll vertrauen konnte und den Beinamen Philadelphos verdiente, vgl. Steph. Byz. s. Εὐμένεια. Mommsen Herm. IX 117. Übrigens finden sich die Ehrenbeinamen σωτήρ und εὐεργέτης für ihn, Inschr. von Magnesia nr. 86. Athen. Mitt. V 199. Niese III 201f. Nach dem Tode ist E. konsekriert worden, über die Vergötterungspolitik der Attaliden vgl. Kornemann Beitr. z. a. Gesch. I 89. v. Prott Athen. Mitt. XXVII 173–178, E. ist darnach der eigentliche Begründer des Königskultus. Nach ihm wird ein Monat Eumeneios genannt, Inschr. v. Perg. I 249, und auch wohl die Phyle Eumenis, s. d.

E. hat eine Reihe von Städten gegründet, z. B. Apollonia in Pisidien (Steph. Byz.), Apollonis in Lydien (Bull. hell. XI 86. Athen. Mitt. XIII 15f.), Philomelion in Phrygien (Strab. XII 576), Stratonikeia am Kaïkos, Dionysopolis in Großphrygien (Steph. Byz.); über E.s Verwaltung vgl. Niese III 64ff. Unter ihm erhielt auch Pergamon selbst sein eigentliches Gepräge. Nach Strab. XIII 624 stiftete er Weihgeschenke, Bibliotheken (vgl. Bd. III S. 414f.) und den Hain um das Nikephorion, der Athena Nikephoros widmete er Spiele [1104] usw. nach dem Muster der pythischen und olympischen, vgl. die Inschrift der Aitoler in Delphi, Bull. hell. V 372ff., dazu Inschr. von Perg. nr. 167. Zum Priester des Familiengottes der Attaliden, Dionysos Kathegemon, macht E. einen seiner Verwandten, v. Prott a. a. O. 163. Kultgenosse der Athena Nikephoros wird unter E. der von Stratonike aus Kappadokien eingeführte Sabazios, Inschr. v. Perg. nr. 248. Eine ganze Reihe von Weihgeschenken zeigen die Inschriften von Pergamon, dazu gehört der große Altar, der jetzt im Pergamon-Museum in Berlin aufgestellt ist. E. stiftet ein Museum für plastische Kunstwerke, Inschr. nr. 48–50. Susemihl a. a. O. II 657, er baut die große Festungsmauer, über alles dies vgl. den Art. Pergamon. Sehr zahlreich waren seine Wohltaten gegen griechische Städte, seine Geschenke an Tempel; Bull. hell. V 372 rühmen die Aitoler seine Freigebigkeit für alle Hellenen, Weihgeschenke an den Apollon in Delos, ebd. VI 40, an Artemis Leukophryene, Inschriften von Magnesia nr. 83. 86. Den Athenern baute er die berühmte Stoa, an den Panathenaien gewann er dort einen Wagensieg. IG II 966 b, die Athener widmeten ihm Ehreninschriften, IG II 433ff., und setzten ihm eine Kolossalstatue, Plut. Ant. 60. Cass. Dio L 15. Von einer Statue in Kalaurea rührt CIG 1188 her, auch hier werden seine Verdienste um alle Hellenen gerühmt. Die Aitoler setzen ihm eine Statue in Delphi, Dittenberger Syll.2 296. In Pergamon weiht ein Feldherr der Athena Statuen des E. und Attalos wegen eines Galatersieges, Inschr. v. Perg. nr. 165. Altäre für E. Athen. Mitt. XXVII 94f. 184, vgl. auch Niese III 67ff. E.s Galatersiege wurden von mehreren Künstlern verherrlicht, Plin. n. h. XXXIV 84. Auf landwirtschaftliche Interessen E.s deutet Athen. IX 375 d hin. Über E.s Beziehungen zur Künstlergilde in Teos vgl. Inschr. v. Perg. nr. 163 und v. Prott 166ff. Er verkehrte gern mit Gelehrten, Dichtern u. s. w., der Epiker Leschides begleitete ihn auf seinen Feldzügen; der Maler (nicht Historiker, vgl. Philol. V 418, nach Steph. Byz. s. Βούρα) Pythias und der Arzt Menandros (wohl der IG II 433 geehrte) sind mit E. befreundet, Suid. s. Λέσχης. E. rivalisiert mit den Ptolemaeern in der Pflege der Wissenschaft, Plin. n. h. XIII 11. Suid. s. Ἀριστώνυμος; Lobgedicht auf E. von Musaios, Krates wirkt schon unter E. in Pergamon, vgl. über sie alle Susemihl a. a. O. Über E.s Stil vgl. v. Wilamowitz Index schol. Gotting. 1885/6, 6, schön war er nicht. Körperlich war E. zart und oft krank, Polyb. XXXII 23. Sein Porträt zeigen die Münzen. Imhoof-Blumer Porträtköpfe IV 15, dazu Meischke 3ff. Über E.s Prägung, Imhoof Abh. Akad. Berl. 1884, III 28ff. Weitere Literatur über E. im allgemeinen s. im Art. Pergamon.