RE:Eirene 2
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Personifikation und Göttin des Friedens | |||
Band V,2 (1905) S. 2128–2134 | |||
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2) Εἰρήνη, die Personifikation und Vergöttlichung des Friedens, vgl. Ekecheiria und Pax.
Etymologie (nach Mitteilungen von Ed. Schwyzer) dunkel; ‚durchaus unwahrscheinlich‘ (L. Meyer Handb. d. gr. Etym. II 112) ist die übliche Verknüpfung des Wortes mit εἴρω sagen, Ϝρήτρα (Fick Vgl. Wörterb. I⁴ 549. Prellwitz Etym. Wörterb. 86. G. Meyer Griech. Gramm.³ 98. Schrader Reallex. 481) oder mit εἴρω aneinanderreihen; unaufgeklärt ist schon das lautliche Verhältnis zwischen ionisch-attischem εἰρήνη und sonstigem εἰράνα, ἰράνα (vgl. Brugmann Griech. Gramm.³ 32f. Meisterhans-Schwyzer Gramm. d. att. Inschr. 20f., 109).
In Literatur und Kult. E. erscheint a) zusammen mit Eunomia und Dike als eine der Horen und Töchter der Themis von Zeus, Hesiod Theog. 901ff. Pind. Ol. XIII 8f. Lyr. frg. adesp. 140 (III⁴ 734 Bgk.). Orph. hymn. XLIII 1ff. und Hymn. auf Zeus, Inschr. v. Perg. nr. 321, 15 (S. 241). Apollod. I 13 W. Hyg. fab. 183 (p. 36, 10 Sch.). Diod. V 72f. Corn. de nat. deor. 29 p. 171 Osann. Dio Chrysost. or. I p. 16 Dind., wo der Dreiverein Dike, Eunomia und E. in unmittelbarer Nähe der Βασιλεία des personifizierten Königtums; überall, außer bei Apollodoros und Dion, kehrt die hesiodische Reihenfolge der Horen: Eunomia, Dike. E. wieder, im Zeushymnus (Inschr. v. Perg. nr. 324) steht Eustasie an Stelle der Dike. E. hat also teil am Kult der Horen, s. d.: b) einzeln, als Personifikation und Göttin des Friedens, vielleicht wie Nike ,nur eine Seite der Athena’, E. Curtius Ges. Abh. II 190. Auch so ist sie Zeus Tochter. IG III 170. Hermes Trism. bei Stobaios ecl. I 393. 20 Wachsm. Ihre Segnungen werden gepriesen, Bakchyl. frg. 4 Blass (13 Bgk.). Eurip. Suppl. 488ff. Philemon frg. 71 Kock. Menand. frg. 95 M. Kallim. hymn. εἰς Δήμ. 138; vgl. auch das Epigramm von der Basis einer Musenstatue im Museum zu Erimokastro (Thespiai), Athen. Mitt. V 1880, 121 nr. 9, [2129] endlich die Sammlung bei Stob. flor. LV π. Εἰρήνης usw. Dies spricht sich zumal in schmückenden Beiwörtern aus. Euripides Bakch. 419 nennt E. ὀλβοδότειραν Εἰρήναν, κουροτρόφον θεάν (vgl. εἰρήνην τε θεάν, κουροτρόφον, ἀγλαότιμον, Orph. hymn. XV [2] 10), ferner im Orestes 1682f. τὴν καλλίστην θεῶν, im Kresphontes (frg. 462 N.) redet er sie an Εἰρήνα βαθυπλουτε καὶ καλλίστα μακάρων θεῶν. Zu ὀλβοδότειρα, vgl. ὦ γλυκεῖ’ Εἰρανα, πλουτοδότειρα βροτοῖς, Lyr. frg. adesp. 1 (Pind. ?) 89 Bgk., und (ὦ πότνια βοτρυόδωρε, Aristoph. Pax 520, auch πολύολβε, Orph. hymn. XLIII 2 und Εἰρήνα πολύολβε, τιθηνήτειρα πολήων, Paul. Sil. descr. S. Sophiae 139. Zu κουροτρόφος vgl. Stephani Compte rendu de Pétersbourg 1859, 134, 10. Usener Göttern. 124f. Εἰρήνη βαθύπλουτε kopierte Aristophanes in den Γεωργοί (frg. 109 Kock), vgl. auch βαθύκαρπος, IG III 170. E. heißt φιλέορτος, Aristoph. Thesmoph. 1147; φιλάνθρωπος, Philemon frg. 71 Kock; 2 dagegen μισοπορπακιστάτη, Aristoph. Pax 662 und λυσιμάχη v. 992 ; sie wird angeredet πότνια, Eurip. frg. 462, 9 N. Aristoph. Pax 445. 520. 657. 975. 1055. 1108; δέσποινα, ebd. 705. 976; ὦ σεμνοτάτη βασίλεια θεά, ebd. 974. Zu λιπαρόθρονος als Epitheton für Dike und E. (Lyr. frg. adesp. 140 Bgk.) vgl. λιπαρῇ τ’ Εἰρήνῃ, Inschr. v. Perg. nr. 324, 15; s. im übrigen Bruchmann Epith. deor. 95f., wo noch beizufügen σοφίη, Athen. Mitt. V 1880, 121 nr. 9. In des Aristophanes Ειρήνη aufgeführt an den Dionysien 421, kurz vor Abschluß des Friedens des Nikias, tritt K. als stumme Person auf. Polemos hat sie in eine tiefe Höhle geworfen und mit Steinen verschüttet (v. 221ff.); Trygaios aber ruft den Chor herbei, daß er die allgeliebte E. herausziehen helfe aus ihrer Gruft (v. 292ff.). Man geht ans Werk; die Friedensgöttin erscheint und wird begrüßt, in ihrem Gefolge die Ὀπώρα, die Erntegöttin, die Göttin des Herbstes und seiner Früchte, und die Θεωρία, die ,Festfeier’ (v. 520ff.). Nun weilt E. wieder in der Götterburg, und es wird ihr geopfert (v. 922ff.). E. ist genannt v. 294. 975 1019. 1062. 1073. 1108. Der E. wurde zu Athen an den Συνοίκια, einem Fest, das eigentlich wohl der Athene galt, aber früh mit des Theseus Synoikismos in Verbindung gebracht wurde, am 16. Hekatombaion ein Opfer dargebracht, und zwar, entsprechend dem Charakter der Friedensgöttin, ein unblutiges, Schol. Aristoph. Pax 1019. 1020. Das Verbot, den Altar mit Blut zu bespritzen, beschränkt Robert darauf, daß ,der Altar nicht, wie bei andern Opfern, mit dem Blut der Opfertiere bestrichen werden durfte’, Preller-Robert Gr. Myth. I 479, 3. Wahrscheinlich datiert das große E.-Fest erst seit dem Frieden des Kallias, der dem dreißigjährigen mit Sparta etwa gleichzeitig ist, also seit etwa 445 v. Chr. Solche Opfer für E. durch die Strategen dargebracht, sind z. B. bezeugt für das Archontat des Nikokrates, Ol. 111, 4 (333/2 v. Chr.), und das des Niketes, Ol. 112. 1 (332/1 v. Chr.), CIG 157. IG II 741 frg. a. c. Dittenberger Syll.² 620, 30. 63. Ratsbeschluß betreffend Opfer für E., IG II 457. Einen Altar der E. sollen die Athener nach Kimons Sieg am Eurymedon (465 v. Chr.) errichtet haben. Plut. Kim. 13; der E. seien zum erstenmale nach dem Sieg des Timotheos bei Leukas [2130] (375 v. Chr.) von Staats wegen Altäre erstellt und. eine Bewirtung (s. Gruppe Griech. Myth. 730, 1) veranstaltet worden, Nepos Timoth. 2, vgl. auch Isokr. XV 110. v. Wilamowitz Aus Kydathen (Philol. Unters. I) 120f. Stengel Griech. Kultusaltert.² 195. Eine Priesterin der E. gab es auch zu Erythrai, Rev. arch. n. s. XXXIII 1877, 119. Dittenberger Syll.² 600, 140. Zu Rom ward die Friedensgöttin erst seit Ende der Bürgerkriege göttlich verehrt; in den öffentlichen Kult trat sie ein, als der Senat bei der Rückkehr des Augustus von seinen Feldzügen in Spanien und Gallien die Errichtung einer Ara Pacis Augustae auf dem Marsfeld beschloß (13 v. Chr.); seinen höchsten Aufschwung erfuhr der Kult durch Vespasians Stiftung des prachtvollen Templum Pacis im J. 75 n. Chr. zur Feier des Sieges über die Juden; τὸ ἱερὸν τῆς Ερήνης τὸ ἐν Ῥώμῃ z. B. Paus. VI 9, 3; weiteres s. unter Pax. In einer Inschrift aus Eumeneia (Phryg.) ist unter dem Ἀγαθὸς δαίμων der Kaiser Philippus Arabs zu verstehen, unter der εὐσεβεστάτη Σεβαστὴ Εἰρήνη seine Gemahlin Marcia Otacilia Severa, CIG III 3886 und Add. E. habe vor alters das Inselchen Kalauria bei Troizen geheißen, nach E., einer Tochter des Poseidon und der Melantheia, des Alpheios Tochter, Antikleides bei Harpokr., Steph. Byz. und Phot. Lex. s. v. Καλαύρεια. Plut. quaest. Gr. 19. s. o. Bd. I S. 1632, 61ff. Dieser frühere Name für Kalauria steht wohl im Zusammenhang mit dem ἄσυλον Ποσειδῶνος ἱερόν auf der Insel, mit der vielleicht uralten ἀσυλία, dem Gottesfrieden des Poseidon, den sich auch Demosthenes zu nutze machte, vgl. Strab. VIII 378f. E. Curtius Ges. Abh. 1217. v. Wilamowitz Gött. Nachr. 1896, 168f. E. erscheint verschiedentlich als Schiffsnamen, s. IG II Ind. p. 84.
In der Kunst. Nach Paus. I 8, 2 stand zu Athen auf dem Marktplatz eine Εἰρήνη φέρουσα Πλοῦτον παῖδα, die Göttin des Friedens als Mutter oder Amme des Reichtums (vgl. Hom. Od. XXIV 486 πλοῦτος δὲ καὶ εἰρήνη, ebenso Theognis 885 εἰρήνη καὶ πλοῦτος, ferner Pind. Ol. XIII 8, wo E. und ihre Schwester bezeichnet werden als ταμίαι ἀνδράσι πλούτου, ferner Bakchyl. frg. 4 Bl. Eurip. Suppl. 491. Philemon frg. 71 K. Orph. hymn. XV 11. vgl. auch die Epitheta βαθύπλουτος und πλουτοδότειρα), nach Paus. IX 16, 2 (wo die Rede ist von einer zu Theben befindlichen Tyche mit Plutos) ein Werk des Kephisodotos, offenbar des ältern Meisters dieses Namens, vermutlich aufgestellt nach 375 v. Chr., ,als Athen durch den Sieg des Timotheos bei Leukas sich aufs neue die Seeherrschaft gesichert glaubte und den Kultus der Friedensgöttin neu einführte’, vgl. Hitzig–Blümner zu Paus. I 8, 2 (I S. 159). Die Gruppe ist nachgewiesen auf attischen Kupfermünzen der römischen Kaiserzeit (Hadrian und Antonine. Imhoff-Blumer und Gardner Numism. comm. on Paus. DD IX. X (147). Hitzig-Blümner Pausanias Taf. XI 1. Head HN 327. Brit. Mus. Catal. of Attica 109. 801 (pl. XIX 51, ferner auf Kupfermünzen von Kyzikos unter Maximinus Thrax (Lenormant Nouv. gal. myth. pl. XVI 6. Köhler Athen. Mitt. VI 1881, 360) und von Kyme (Aiolis) mit Hadrians Gemahlin Sabina (Wroth Numism. Chron. 3. s. XV 1895, [2131] 99f. 19), nur daß bei der Münze von Kyme Plutos auf dem rechten Arm der E. sitzt und ihre Linke sich aufs Zepter stützt. Weitere Münztypen: E. mit Plutos s. u. Auch auf einer panathenaeischen Preisamphore vermutet man die Gruppe auf der Säule links von der Athene, freilich ist das Kind geflügelt, Stephani Compte-rendu de Pétersb. 1876, 15ff. z. Taf. I 1. S. Reinach Rép. des vases I 48f. Das Münzbild zeigt die Göttin von vorn stehend in langem Chiton mit Diploïs, mit hochgehaltener Rechten sich aufs Zepter stützend, mit Füllhorn in der Linken, niederblickend zum Plutosknaben, der auf ihrem linken Arm sitzt, die Rechte erhebend, mit der Linken das Füllhorn berührend. Diesem Münzbild entspricht in allem Wesentlichen die Gruppe aus pentelischem Marmor in der Münchner Glyptothek. Brunn Beschr.5 nr. 96. Furtwängler nr. 219 (Taf. 38). Brunn-Bruckmann Taf. 43. Namentlich wohl die Ergänzung des Kindes mit Kantharos statt Füllhorn (richtig ergänzt ist die Statue z. B. bei Baumeister Denkmäler Abb. 829. nur sollte die Linke der Göttin das Füllhorn mit umfassen) hat Winckelmann verführt zur Deutung auf ,Ino Leukothea mit dem Bakchoskinde’, während man jetzt allgemein in der Gruppe eine Marmorwiederholung annimmt des zu Athen befindlichen Erzbildes des Kephisodotos; daß das Original ein Erzguß war, legt schon die Aufstellung im Freien nahe, lassen aber auch Spuren der Bronzetechnik an der Marmorkopie vermuten. Zwei Repliken der E. sind zu Rom im Museo Torlonia, die eine als Niobe mit Tochter ergänzt, ein Pasticcio (Arch. Ztg. XVII 1859 Taf. CXXIII 4. Benndorf Röm. Mitt. I 1880, 116. S. Reinach Rép. de la statuaire II 418, 1), die andere nach dem Münchner Exemplar (S. Reinach Statuaire II 254, 8). Auch Plutos allein hat sich noch zweimal erhalten und dabei das Köpfchen echt, nämlich im Nationalmuseum zu Athen, aus dem Peiraieus stammend (Köhler Athen. Mitt. VI 1881, 363ff. z. Taf. XIII 1. ,Der schöne Mensch’ I Taf. 145) und zu Dresden im Albertinum, durch G. Treu erkannt und von modernen Zutaten befreit. Vgl. namentlich Klein Praxiteles 83ff. (84f. Fig. 7. 8). 376ff. Ferner standen im Prytaneion zu Athen die Bilder der Göttinnen E. und Hestia. Paus. I 18, 3. und in dem von Chandler unter den Trümmern des Parthenon gefundenen Inventar figuriert auch eine Εἰρήνη ἐλεφαντίνη κατάχρυσος, CIG 150 § 47. Auf dem Boden des alten Phaina (Syrien) fand sich die Basis einer E.-Statue, wahrscheinlich aus Marc Aurels Zeit, CIG 4545. Auf E. (oder Kalligeneia) mit Plutos einer- und Dionysos oder Hermes andererseits deutet man die Figuren des Reliefs einer Spiegelkapsel aus Corneto im Arch. Museum zu Florenz. Rechts sitzt linkshin gewandt ein Mädchen, nur unterwärts bekleidet, die Linke rückwärts auf den Felsensitz stützend, mit der Rechten das ihr im Schoß sitzende Knäblein umfassend. Links lehnt ein Jüngling an einer Stele, über die er ein Gewand geworfen; das kleine Kerykeion aber an der Basis der Stele wird von Milani als das gewöhnliche Attribut der E. (s. u.) erkannt, so daß er den Jüngling auf Dionysos deutet, der E. liebt (s. u.), von andern dem Jüngling zugewiesen als dem Hermes. Die Komposition, in der Erfindung griechisch, ins 3. Jhdt. [2132] gehörend, kehrt wieder auf vier weitern etruskischen Spiegelkapseln (wovon drei gleichfalls aus Corneto), ferner etwas verändert auf einer Terrakottabüchse aus Canosa (v. Rohden Ann. D. Inst. 1884, 30ff. z. tav. d’agg. E. F), bloß die Gruppe des Mädchens mit Kind auf dem Relief von Calener Schalen (Benndorf Griech. und sicil. Vasenbilder 113f. z. Taf. LVII 9), mit der Abweichung, daß der Knabe geflügelt ist, und mit Beifügung eines zweiten Eroten. Vgl. Milani Röm. Mitt. V 1890, 02ff. z. Taf. IV. Amelung Führer durch d. Ant. zu Florenz nr. 257. Ähnlich der E. des Kephisodotos scheint die Göttin des Friedens dargestellt mit Zepter in der Rechten und mit Füllhorn im linken Arm auf einem der Reliefs am Proscenium des Dionysostheaters zu Athen, Matz Ann. d. Inst. 1870, 104 z. Mon. IX 16. Auch sonst erscheint E. in bakchischen Szenen, direkt als Bakchantin, inschriftlich bezeichnet (ΙΡΗΝΗ), auf zwei Vasen, Heydemann Satyr- und Bakchennamen (5. Hall. Winckelmannsprogr. 1880) 19f. 39. 45. Erstens als Name einer Bakche, die Dionysos liebend mit beiden Armen an sich zieht, auf einer dickbauchigen Amphora aus Ruvo, s. Z. im Besitz von R. Rochette, Jahn Vasenb. 13ff. CIG 8439. Heydemann 19. Zweitens als Name einer von vier Bakchen auf einem Krater zu Wien, CIG 8381. Heydemann 20. S. Reinach Rép. des vases II 200. Dionysos liebt die E., Eurip. Bakch. 419f., vgl. auch Aristoph. Pax 308 (φιλαμπελωτάτη). 520 (βοτρυόδωρος); bei Corn. de nat. deor. 30 (Anf.) wird über die Beziehung der E. zu Dionysos philosophiert, vgl. Osann z. St.; auch zeigen Kupfermünzen von Nysa (Lydien) mit Kopf der E. (s. u.) auf dem ℞' den stehenden Dionysos, Head HN 552. Und so ist vielleicht auch als Name einer der Βασσαρίδες und Ammen des Dionysos, die ihn auf seinem Zug nach Indien begleiten, bei Nonn. Dion. XIV 223 statt Εἰλήνη, wofür Gräfe Σειλήνη oder Εὐλήνη vermutet hat, Köchlys Text wirklich Σειλήνη bietet, mit Heydemann 39 Εἰρήνη einzusetzen. Vgl. noch CIG 8380, wofür aber Heydemann 17. 41 Ὀρειάς vermutet. Bei alldem bleibt die Deutung auf E. fraglich für ein bemaltes Tongefäß in menschlicher Form, darstellend eine geflügelte Frauengestalt mit Krotalen in den Händen, das Haupt mit Weinlaub oder Efeu geschmückt, neben einem blutbespritzten Altar tanzend. Antiquités du Bosphore cimm. II 92ff. pl. LXXI 1. 2.
Auf Münzen. Das häufigste Attribut ist das Kerykeion. der Herolds- und Friedensstab. So gleich im ältesten Münztypus für E., den Silbermünzen von Lokroi epizephyrioi bieten, ein Didrachmon aus dem 4. Jhdt. Die Vorderseite trägt den Zeuskopf, die Rückseite zeigt nebst der Legende ΕΙΡΗΝΗ ΛΟΚΡΩΝ E. im langen Chiton und mit Himation um den Oberkörper, linkshin sitzend, mit Kerykeion in der erhobenen Rechten, die gesenkte Linke auf dem viereckigen Sitz aufstützend. Vgl. Baumeister Denkmäler Abb. 1125. Head HN 86 Fig. 58. Brit. Mus. Catal. of Italy 364, 1. E. (oder Nike) auch auf Münzen von Terina (Unteritalien), Head HN 98. Namentlich im Anschluß an den Münztypus der epizephyrischen Lokrer hat Kalkmann die ,Schutzflehende’ im Palast Barberini zu Rom [2133] (Brunn-Bruckmann Taf. 415, die geringere Wiederholung im Vatikan bei Helbig Führer² 207) als E. erklärt, zurückgehend auf ein Original des Kalamis; die wenig überzeugende Hypothese in den ,Bonner Studien’ (f. Kekulé) S. 38ff. z. Taf. IV. Im weiteren erscheint E. erst wieder auf Münzen der römischen Kaiserzeit; auf Silbermünzen (unter Traian) ist sie allenfalls nachzuweisen für Caesarea in Kappadokien, wiederum linkshin sitzend in Chiton und Peplos, mit Schale (?) in der Rechten, mit Zepter in der Linken, Brit. Mus. Catal. of Galatia usw. 53, 51. Im übrigen sind es Billon- und Kupfermünzen von Augustus ab, aus Alexandreia in Ägypten, wo die reichste Auswahl von E.-Typen, namentlich Billonmünzen von Nero bis Maximian. Für Kephisodots E. mit Plutos auf Kupfermünzen von Athen, Kyzikos und Kyme s. o. E. mit Plutos wird ferner auch vermutet in der rechts Stehenden der beiden Frauen auf Kupfermünzen der Insel Samos unter Decius; sie trägt langen Chiton, Schleier und Peplos, hält in der Rechten eine Schale, auf dem linken Arm ein Kind mit Füllhorn, Brit. Mus. Catal. of Ionia 388, 337ff.; ferner auf Billon- und Kupfermünzen von Alexandreia mit Marc Aurel und L. Verus. Mit Beischrift ΕΙΡΗΝΗ ist die durch στεφάνη ausgezeichnete Göttin (στεφανηφόρος Εἰράναν Lyr. frg. adesp. 140 Bgk.) wiederum linkshin sitzend dargestellt mit Schale in der vorgestreckten Rechten; an den Sessel lehnt ein Füllhorn, aus dem die kleine Figur des Plutos (?) ragt, stehend mit Schale in der Rechten, die Linke aufs Zepter gestützt. Vgl. Brit. Mus. Catal. of Alex. 152, 1261. 167, 1357. 170, 1376 (pl. VII 1261. 1376); der gleiche Tvpus ohne Plutos, S. 159, 1310. 167, 1358 (pl. VII 1358). Wiederum linkshin sitzend mit Ähren (?) in der Rechten, die Linke am Zepter erscheint E. (ΙΡΗΝΗ . CΕΒΑCΤΗ) auf Kupfermünzen von Tripolis (Lydien), Imhoff-Blumer Kleinasiat. Münzen (II) 524. Bloß Kopf oder Büste der E. tragen Kupfermünzen der Insel Kos unter Augustus, und zwar rechtshin, lorbeerbekränzt mit der Legende ΕΙΡΑΝΑ, Brit. Mus. Catal. of Caria and Islands 216. 224f.; ferner Billonmünzen von Alexandreia unter Galba und Otho, und zwar rechtshin, mit Ölzweig im Haar, mit vom Hinterkopf niederfallendem Schleier und mit Kerykeion hinter der Schulter, dazu die Beischrift EΙΡΗΝΗ, Brit. Mus. Catal. of Alex. 23. 190f. 25. 206f. (pl. VII 206); ferner Kupfermünzen von Nysa (Lydien) unter Antoninus Pius mit Beischrift EΙΡΗΝΗ, Head HN 552. Brit. Mus. Catal. of Lydia 173f., 20. 21 (pl. XIX 8); für Pella (Mak.) vgl. Imhoof-Blumer Monn. gr. 88. Linkshin stehend erscheint E. auf Kupfermünzen von Nikomedeia (Bithyniem unter Augustus, mit Kerykeion in der Rechten, unten EΙΡΗΝΗ, Brit. Mus. Catal. of Pontus usw. 179. 5, ferner von Kilbis (Lydien) unter Domitian und Hadrian mit Ölzweig in der Rechten, den linken Ellbogen auf eine Säule stützend, Brit. Mus. Catal. of Lydia 64f., 2. 8 (pl. VII 7), ferner von Ephesos unter Gordianus Pius, vor flammendem Altar opfernd, mit Schale in der Rechten und Kerykeion in der gesenkten Linken (EΙΡΗΝΗ . ΕΦΕCΙΩΝ). Brit. Mus. Catal. of Ionia 97, 332f. (pl. XIV 10). Ferner stehend mit Ähren in der Rechten, Kerykeion in der Linken auf Kupfermünzen von Klazomenai [2134] aus der Zeit der drei Flavier (EΙΡΗΝΗ . ΚΛΑΖΟΜΕΝΙΩΝ und EΙΡΗΝΗ . ΚΛΑΖΟΜΕΝΙΩΝ), Mionnet III 71f. 86. 87, ebenso mit Ähren in der Rechten, aber mit Füllhorn in der Linken auf Kupfermünzen von Magnesia am Sipylos unter Vespasian (EΙΡΗΝΗ . CΕΒΑCΤΗ), Mionnet IV 73, 396. Head HN 551. Rechtshin stehend, geflügelt, im Typus der Nemesis erscheint E. auf Kupfermünzen von Smyrna unter Nero, mit Kerykeion in der gesenkten Linken; zu Füßen rechts eine Schlange, Brit. Mus. Catal. of Ionia 271, 287 (pl. XXVIII 12), von Eirenopolis (Kilikien) unter Traian, mit der Linken das Kerykeion, mit der Rechten das Gewand über der Brust haltend, zu Füßen ein Rad, Mionnet Suppl. VII 297, 260. Brit. Mus. Catal. of Lycaonia usw. LXIII. Lehrreich sind die verschiedenen E.-Typen auf Münzen von Alexandreia in Ägypten, vgl. Head HN 721. Brit. Mus. Catal. of Alex. LIf. Einen frühen Typus geben Billonmünzen unter Nero: E. (ΙΡΗΝΗ) rechtshin stehend in Chiton und Peplos, das Kerykeion in der Rechten und den Helm im linken Arm, Brit. Mus. Catal. of Alex. 18, 148f. (pl. VII 148). Gewöhnlich aber ist E. dargestellt linkshin stehend in Chiton und Peplos, mit Blume, zumal auch, was bezeichnend für Alexandreia, mit Kornähren und Mohn in der Rechten und mit Kerykeion in der Linken, Brit. Mus. Catal. of Alex. 29, 229ff. (pl. VII 231). 43, 349. 72, 592. 84, 712. 111, 957ff. (pl. VII 960). 161, 1320. 163, 1335 usw. Ein neuer Typus der stehenden E. tritt auf unter Maximinus: E. mit Blüte oder Ölzweig in der Rechten, das Zepter schief im linken Arm, a. a. O. 229, 1783f. (pl. VII 1783). 243, 1870ff. 284. 2177. 292, 2250. 305, 2346. 313, 2413ff. 317, 2452. 319, 2466. 329, 2551ff. Dann wieder Ölzweig und Kerykeion, a. a. O. 260, 2012. 274, 2099 (pl. VII 2099). Unter Trebonianus Gallus folgt die Variation: Ölzweig und Zepter, aber dieses aufrecht gehalten, a. a. O. 274. 2103 (pl. VII 2103). 276, 2111. 278, 2126. 284, 2176. 292, 2249. Endlich unter Diokletian: Ähre und Zepter in schiefer Lage, a. a. O. 323. 2493ff. Schließlich bieten alexandrinische Münzen unter Traian und Antoninus Pius die Vereinigung OMONOIA KAI EIRHNH, gewöhnlich EIRHNH KAI OMONOIA. Die beiden Göttinnen reichen sich stehend die Rechte, E. hält in der erhobenen Linken Ähren. Homonoia ein Doppelfüllhorn, a. a. O. 52, 428ff. (pl. VII 434); oder sie sind von vorn dargestellt, gegen einander blickend, E. hält Ähren in der erhobenen Rechten und die Linke gesenkt im Gewand, Homonoia hat das Füllhorn im rechten Arm, in der gesenkten Linken die Schale, auf dem Kopf den Kalathos, a. a. O. 111. 961 (pl. VIII 961). Wie innig sich die beiden Begriffe εἰρήνη und ὁμόνοια berühren, sieht man z. B. aus Dion Chrysostomos., der sie in verschiedenen seiner Reden περὶ ὁμονοίας neben einander nennt (or. XXXVIII p. 72. 12f. XXXIX p. 85. 14f. XL p. 96, 29 D.).