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Burney Tagebuch 3/Vorrede des Uebersetzers

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Titel Tagebuch einer musikalischen Reise (1773) von Charles Burney
Vorrede des Uebersetzers
Böhmen


[III]
Vorrede des Uebersetzers.


Daß der Herr Magister Ebeling Geschäfte, und leider auch Krankheit halber, diese Uebersetzung nicht hat übernehmen können, und solche also in meine Hände gefallen ist, das ist das Nothwendigste, was ich dem gütigen Leser in dieser Vorrede zu sagen habe. Ich bin dem Herrn Ebeling das schuldig, damit man nicht meine Fehler ihm zur Last lege. Ich kann gerechten oder auch harten Tadel ehe tragen, weil ich unbekannt bin.

Von dem Originale habe ich hier wenig zu sagen, indem ich schon hin und wieder im Buche selbst durch Noten angezeigt habe, wenn ich mit dem Verfasser nicht habe einstimmig denken können. Mir ist sein Urtheil oft partheyisch und oft als zu schnell niedergeschrieben [IV] vorgekommen; und ob ich gleich kein Musikus bin, und nach meiner besten Ueberzeugung nicht den geringsten Willen habe, partheyisch zu seyn, so mag ich dennoch vielleicht manchen Lesern in den wenigen Noten so scheinen. Diese bitte ich, zu merken, daß ich ein herzlicher Liebhaber der Musik, und ein Deutscher bin, und daß ein gewisser Grad von Partheylichkeit fürs Vaterland – wenigstens verzeihlich ist.

Eine kleine Gesellschaft von Männern hatte den Entschluß gefaßt, den Verfasser durchgängig zu berichtigen. Aber Mangel an Zeit, Krankheiten und Zerstreuungen haben diesen Vorsatz vereitelt, wenigstens in soweit, daß die Berichtigungen nicht so allgemein sind. Daher ist es denn auch gekommen, daß ich zu dem dritten Bande gleich mehr Noten unter den Text gesetzt habe, als bey dem Zweyten, weil ich damals noch auf mehr Beyträge für die Zusätze am Ende beyder Bände rechnen durfte. –
Wenn ich nicht irre: so hat mehr als ein Ort Ursache, dem Urtheile des Verfassers nicht so völlig beyzupflichten. Solche hier zu nennen, verbietet mir die Betrachtung, daß es daselbst [V] Männer giebt, die es noch besser zu beurtheilen wissen werden, ob, und wie sie antworten wollen. Aber das darf ich hier sagen, daß der Verleger ganz bereit ist, alle dergleichen Aufsätze, die ihm in dieser Absicht, Postfrey, zugesandt werden, zu sammlen und herauszugeben. Der Uebersetzer hätte gerne mit dieser Ausgabe gewartet, um dergleichen Aufsätze einzuholen, und hinter jeden Ort, woher etwas eingeschickt worden, einzuschalten. Allein der Verleger hatte wichtige Gründe dagegen. –
Ich kann nicht läugnen, daß mich beym Uebersetzen oft die Lust angewandelt hat, selbst da, wo der Verfasser bey seiner Materie war, untreu zu werden, denn bey seinen geographischen[WS 1] Beschreibungen bin ichs wirklich oft gewesen, und glaube, mit Beyfall der Leser. Allein, weil Herr Burney eine allgemeine Geschichte der Musik schreiben will: so ist es gut, daß wir Deutschen schon vorher wissen, wie solche für uns ausfallen wird, damit unsre Verwunderung hernach nicht gar zu groß sey.

Diejenigen Personen, die am meisten Ursach haben, mit seinem Urtheile unzufrieden zu seyn, sind nach meiner Meynung gerade diejenigen, [VI] die es am leichtesten übersehen können, und hätten, wie ich es schon irgend in einer Note geäussert habe, mir es übel nehmen können, wenn ich des Herrn Doktor Burney’s Urtheil für so entscheidend gehalten hätte, daß ich es ihrentwegen weglassen müssen. Hamburg, den 24sten September, 1773.



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: geopraphischen
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