BLKÖ:Weißenwolf (auch Ungnad-Weißenwolf), die Grafen, Genealogie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Weißenwolf Johann Nep. Ungnad Graf |
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Ungnad, Andreas | ||
Band: 54 (1886), ab Seite: 178. (Quelle) | |||
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Ungnad nannten, aber zuletzt zu ihrem ursprünglichen Geschlechtsnamen zurückkehrten und denselben mit dem späteren Ungnad verbanden, sind ein fränkisches Geschlecht und waren Ministeriale der Bischöfe von Bamberg. Im zwölften Jahrhundert wurde Theodorich von dem Bamberger Bischofe Eberhard von Baiern zum Schutze der Besitzungen, welche dessen Bisthum in Kärnten besaß, dahin entsendet, wo er sich dann seßhaft machte. Seine Nachkommen erwarben daselbst ansehnlichen Landbesitz und standen bald in der Reihe des hohen Landesadels und unter den Familien, welche die Habsburger bevorzugten. Diesen dienten sie auch mit unverbrüchlicher Treue in bewegten und friedlichen Tagen. So vertheidigte ein Otto von Weißenwolf 1275 Friesach mit heldenmüthiger Tapferkeit gegen Zawisz von Rosenberg, Feldherrn Otokars von Böhmen, und drei Jahre später zog derselbe Otto dem hartbedrängten Rudolf von Habsburg gegen Herbot von Füllenstein zu Hilfe und verlor in der denkwürdigen Schlacht auf dem Marchfelde, in welcher Otokar seine Auflehnung gegen den Habsburger mit Leib und Leben büßte, ein Auge. Bernhard von Weißenwolf befand sich unter den Rittern, welche zu Friedrich dem Schönen hielten, als sich zwischen diesem und Ludwig dem Bayern der Kampf um die deutsche Kaiserkrone entspann. Er wurde auch bei Ampfing gefangen genommen und erhielt später, 1323, von Ludwig dem Bayern den Ritterschlag. Im Laufe der Zeit breitete sich die Familie aus und bildete mehrere Zweige, welche aber alle bald wieder erloschen, bis Andreas im fünfzehnten Jahrhunderte der Stammvater der heutigen Grafen wurde. Unsere Stammtafel beginnt mit Wolfhart, dessen ältesten Sohn Johann Kaiser Friedrich III. mit Sonneck in Kärnthen belehnte. Erst im siebzehnten Jahrhundert faßt die Familie Fuß in Oberösterreich, und zwar seit David (II.) durch seine Heirat mit Maria Elisabeth Gräfin Jörger Freiin von Tollet zu ansehnlichen Besitzungen im Lande gelangte. Seit dieser Zeit gehören die Weißenwolf zu den ansehnlichsten Sprossen des oberösterreichischen Adels, nannten sich mit Diplom vom 9. October 1462 für Johann (I.) Herren (Freiherren) von Sonneck und mit Diplom vom 16. März 1646 Reichsgrafen von Weißenwolf, als welche sie 1652 in die schwäbische Reichsgrafenbank aufgenommen wurden, und bekleiden seit 14. Jänner 1658 im Lande Oesterreich ob der Enns das Erblandhofmeisteramt, das oberwähnter David (II.) nach dem Aussterben der Grafen Meggau, die es bis dahin besaßen, vom Kaiser erhielt. – Wenn wir die Thätigkeit der Sprossen dieses Geschlechtes von dem Augenblicke an überblicken, in welchem dasselbe mehr in den Vordergrund rückt, so ist sie eine vorherrschend kriegerische. nebenbei auch eine staatsmännische. In den Reihen der Männer der Kirche finden wir auch nicht einen dieses Geschlechtes, wohl aber sehen wir mehrere als mächtige Beschützer der Lehre Luther’s, die sich auch in den österreichischen Landen Bahn brach. In den Annalen der österreichischen Kriegsgeschichte sind die Weißenwolf am ansehnlichsten vertreten. Zogen schon mehrere derselben zur Zeit der Kreuzzüge mit den deutschen Kaisern ins gelobte Land, wo Gotthard 1189 seinen ruhmvollen Heldentod fand und Conrad, nachdem er der Erste unter den Stürmenden die Mauern von Damascus erstiegen, für sein Wappen eine Feldung erkämpfte, die noch heute an diese Waffenthat erinnert, so finden wir die Sprossen dieses Hauses, seit sie bleibend nach Kärnthen übersiedelten, immer wieder in den Reihen der Kämpfer gegen die Feinde Oesterreichs, mögen sich diese Türken, Wälsche oder Franzmänner nennen. Arnold, der gegen die das deutsche Reich bedrohenden Ungarn auszog, ließ 955 auf dem Lechfelde, als dort die denkwürdige Völkerschlacht geschlagen wurde, sein Leben. Und auch in unserer Zeit [179] finden wir einen Sprossen dieses Hauses, den Obersten Anton Weißenwolf, welcher den Sieg bei Aspern mit seinem Leben bezahlte. Aber die Ahnenreihe des Geschlechtes zeigt eine ganz stattliche Zahl von Kämpfern, wir nennen nur Christoph, Johann, Wölfing und den Maria Theresien-Ritter Grafen Nicolaus, der entscheidend in der Völkerschlacht von Leipzig eingriff und in Anerkennung dieser That auch das höchste Ehrenzeichen der Tapferkeit erlangte, dessen ein österreichischer Krieger habhaft werden kann. – Im Dienste des Staates und unter den Räthen der Krone finden wir wiederholt die Träger dieses Geschlechtes. Da sind vor Allen die beiden David, deren einer als Botschafter bei der Pforte dem moslemitischen Uebermuthe zu einer Zeit entgegentrat, als noch ganz Europa vor diesen Gebietern unzähliger Roßschweife zitterte. Dann ist Johann (I.), Kammermeister des Kaisers Friedrich III., von diesem für seine Dienste mit Sonneck belehnt; Johann (III.), Staatsmann und Kriegsheld zugleich, der, als es den Glauben und seine Ueberzeugung galt, alle Ehrenämter niederlegte und lieber, ein nahezu bejahrter Mann, sein Vaterland verließ, als sich dem Drucke zu fügen, den religiöse Unduldsamkeit auf ihn auszuüben versuchte; Helmhard Christoph, durch 13 Jahre Landeshauptmann von Oberösterreich, vom Kaiser mit dem goldenen Vließe geschmückt, welches sein Vater David (II.), doch dieser von Karl II., König von Spanien, damit ausgezeichnet, getragen hatte; wieder ein Graf Johann, der unserer Zeit angehört und als Vorsitzender im oberösterreichischen Herrenstande lange Jahre nach allen Richtungen zum Wohle Oberösterreichs wirkte und ein Förderer der Kunst, wie ein Wohlthäter der Armen war; während mit dem frühen Dahinscheiden seines Bruders Guidobald, der als Kreishauptmann von Bruck ein schönes Andenken hinterließ, der Staat einen Edelmann und einen Staatsbeamten verlor, welcher in beiden Eigenschaften sich auszeichnete. – Was die Heiraten dieser Familie anbelangt, so heirateten ebenso die Frauen in die. vornehmsten Familien aller Völkerstämme des Kaiserstaates, als sich die Männer ihre Lebensgefährtinen aus den ersten Geschlechtern desselben wählten. Nur ein flüchtiger Blick auf die Stammtafel zeigt uns unter anderen die ersten Namen Oesterreichs, so: die Althann, Breuner, Desfours, Eszterházy, Galler, Hartig, Jörger, Kaunitz, Khevenhiller, Krasicki, Lamberg, Leiningen, Montecuculi, Morzin,. Pálffy, Porcia, Sprinzenstein, Stadnicki, Starhemberg, Thurn, Trautson, Ursini-Rosenberg. – Was nun den gegenwärtigen Besitz des Hauses betrifft, so erfahren wir solchen aus dem Titel, den der jetzige Chef des Hauses, Graf Conrad, führt, der sich Graf Ungnad von Weißenwolf, Freiherr von Sonneck und Ennseck, Besitzer der Fideicommißgüter Steyregg, Spielberg, Luftenberg, Lustefelden und Parz und Obersterblandhofmeister im Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns schreibt. – In früherer Zeit besaß dieses Geschlecht auch das Erbschenkenamt im Hochstifte Passau.
I. Zur Genealogie der Grafen Weißenwolf (auch Ungnad-Weißenwolf). Die Weißenwolf, welche sich lange Zeit[178a] [WS 1] | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stammtafel der Grafen von Weißenwolf (Ungnad von). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wolfhart lebte um 1349. 1) Johanna Schenk von Osterwitz. 2) Anna Gräfin von Hanau. Johann (I.), kaiserlicher Kammermeister, 1462 Herr von Sonnegk. Anna von Frauenberg Gräfin von Haag. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Johann (II.) Ungnad, Herr von Sonnegk. Margarethe Lochner. |
Wölfing 1424 [18][1]. Elisabeth v. Kreith (?). Simeon. |
Christoph [4] 1451 und 1452. Anna von Löschwitz. |
und noch viele Geschwister. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Andreas [1] 1) N. Gräfin Lodron 2) Johanna von Bernstein. 3) N. Freiin von Hofmann. David (I.) [6] † 22. November 1600. Eva Lang von Wellenburg. Andreas, 1617 oberöster. Verordneter. Margaretha N. N. |
Johann (III.) [13] geb. 1493, † 25. December 1564. 1) Anna Gräfin Thurn. 2) Magdalena Gräfin Barby geb. 1534, † 16. November 1565. |
Elisabeth vm. Graf Schlik. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ludwig † 1584. Barbara Neumann. |
Christoph † 1578. Anna von Lazanžky. |
Simon [16]. Katharina Gräfin von Plesse verw. Johannes Graf Gleichen. Anna Maria vm. Christoph Graf Leiningen- Westerburg. |
Siegmund. | und noch 20 Kinder aus erster Ehe. |
Wolfgang † 1594. |
Johann † 1583. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Elisabeth, vm. 1) Günther Graf Oldenburg. 2) N. von Marenholz. |
David (II.) [7] 1646 Graf, Ritter des g. Vl., Erblandhofmeister von Oberösterreich 1658 geb. 1604, † 6. März 1672. Maria Elisabeth Gräfin Jörger Freiin von Tollet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maria Margaretha † 1662, vm. Franz Ernst Graf Schlik † 1675. |
Helmhard Christoph, Ritter des g. Vl. [11] geb. 1635, † 20. Februar 1702. 1) Maria Susanna Febronia geborene Gräfin Althann geb. 28. October 1635 o. 1636, † 6. Jänner 1661. 2) Francisca Benigna Fürstin Porzia † 1690. 3) Maria Elisabeth Gräfin Lengheim, wiederverm. Otto Ehrenreich Graf Traun geb. 1667,† 10. Mai 1719. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Michael Wenzel † 1678. Ernestine Fürstin Montecuculi, wiederverm. Franz Christoph Graf Khevenhiller, zum dritten Mal vermält mit Wolf Andreas Ursini von Rosenberg. Maria Theresia geb. 27. November 1679, †, vm. Johann Leopold Donat Fürst Trautson † 1724. |
Maria Elisabeth † 1689. 1) Michael Franz Ferdinand Graf Althann. 2) Octav Graf Cavriani. |
Joseph Anton † 1692. |
Maria Josepha geb. 1673. † 3. Mai 1743, vm. Wenzel Adrian Graf Enckevoirt † 20. August 1738. |
Franz Anton geb. 1679, † 1715. Francisca Isabella Gräfin Lamberg geb. 1683, † 1748. Maria Josepha geb. 1703, † 16. März 1730, vm. Johann Wilhelm Fürst Trautson † 31. October 1775. |
Maria Anna † 1751, vm. 1) Georg Wilhelm Graf Galler. 2) Ferdinand Graf Breuner. |
Ferdinand Bonaventura geb. 29. Juni 1694, † 30. December 1781. Therese Gräfin Starhemberg geb. 2. April 1694. † 1738. |
Joseph Anton geb. 16. Juli 1695, † 18. Mai 1760. M. Anna Gräfin Pálffy von Erdöd geb. 4. November 1695, † 6. März 1761. | |||||||||||||||||||||||||||||||||
Franz Joseph geb. 11. April 1719, †. Maria Josepha Secundine Gräfin Sprinzenstein geb. 27. October 1711, † 3. Jänner 1782. Maria Anna geb. 1747, †. vm. Nicolaus Fürst Eszterházy. |
Elisabeth [8] geb. 21. März 1718, † 25. Februar 1790, vm. Nicolaus Fürst Eszterházy † 28. September 1790. |
Guidobald geb. 27. März 1725, † 18. Februar 1784. Josepha Freiin Salza auf Heidersdorf geb. 26. März 1748, † 28. März 1798. |
David. Alois. Franz. alle 3 jung †. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Anton Dominik, k. k. Hauptmann, †. |
Maria Isabella geb. 17. November 1726, † 29. April 1782, vm. 1) Franz Anton Graf Desfours, † 1742. 2) Johann Ernst Graf Starhemberg, † 1786. |
Ernestine Aloisia geb. 1732, † 1794 vm. Jacob Graf Durazzo, † 1786. |
Maria Philippine geb. 1738 †, vm. Franz Joseph Graf Morzin. |
Karoline geb. 1739, † 7. Februar 1722, vm. Ludwig Johann Graf Hartig, †. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ferdinand geb. 29. Sept. 1757, †. N. N. aus Holland. Maria Anna Josepha geb. 16. Nov. 1795, †, vm. Valentin Graf Eszterházy † 3. April 1838. |
Guidobald [9] geb. 9. Sept. 1759, † 7. Oct. 1788. |
Nicolaus [S. 185], R. d. M. Th. O. geb. 16. Aug. 1763, † 11. April 1825. |
Joseph geb. 25. Oct. 1764, † 1793. |
Karoline geb. 15. Dec 1766, vm. Albrecht Graf von Mier. |
Anton [2] geb. 16. Juli 1770, †. 5. Juni 1809 ⚔. |
Francisca Xav. geb. 3. Dec. 1773, †, vm. Alois Graf Kaunitz † 15. Nov. 1848. |
Franz Xavier geb. 7. Aug. 1776, † 22. Jänn. 1780. |
Johann Nep. [S. 177] geb. 11. Mai 1779, † 27. April 1855. Sophie Gabriele Gräfin Breuner geb. 2. Mai 1794, † 23. April 1847. |
Paul Hippolyt geb. 13. Aug. 1780, † 24. Sept. 1848 Therese Gräfin Stadnicka geb. 1790. Guidobald geb. 17. Dec. 1817, † 16. Dec. 1872. Hedwig Gräfin Krasicka geb. 13. Sept. 1839. | |||||||||||||||||||||||||||||||
Conrad geb. 14. Jän. 1855. Maria Gräfin Starhemberg geb. 24. Nov. 1860. |
Maria Henriette geb. 1862. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Irene geb. 6. Sept. 1880. |
Henriette geb. 19. Sept. 1883. |
- ↑ Die in den Klammern [ ] befindlichen Zahlen weisen auf die kürzeren Biographien, welche sich auf S. 179–184 (Nr. 1–18) befinden, wenn aber ein S. voransteht, auf die Seite, auf welcher die ausführliche Lebensbeschreibung des Betreffenden steht.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ In der Vorlage ohne Seitenzahl.