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BLKÖ:Schönhals, Karl Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schönherr, David
Band: 31 (1876), ab Seite: 157. (Quelle)
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Schönhals, Karl Ritter von (k. k. Feldzeugmeister und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. 15. November 1788, gest. zu Gratz 16. Februar 1857). Ueber den Geburtsort des berühmten Generals weichen die Angaben stark ab. Man hat Schönhals einen gebornen Preußen genannt, was unter allen Umständen unrichtig ist. Denn nach Jenen, die ihn in Braunfels geboren sein lassen, ist er es nicht, da Braunfels, das jetzt allerdings preußisch ist und zum Kreise Wetzlar gehört, damals die Residenz des Fürstenthums Solms-Braunfels war; nach Anderen, die ihn in dem unweit Herborn gelegenen Dorfe Greiffenstein geboren sein lassen, ist er auch nicht Preuße, da dasselbe zur Zeit seiner Geburt nassauisch war. Im Herzogthume Nassau leben auch noch nahe Verwandte des Generals, so befindet sich in Dillenburg ein Neffe desselben, der seines Zeichens ein Schneider ist und von Seite des Feldzeugmeisters, als dieser im Jahre 1850 Mitglied der provisorischen Bundes-Centralgewalt (des sogenannten „Interim“) war und von seinem Neffen besucht wurde, die freundlichste Aufnahme fand. Die kriegerisch bewegten Zeiten, in welche S.’s Jugend fällt, weckten auch in ihm die Lust zu den Waffen, und so trat denn Karl S. am 8. October 1807, damals 19 Jahre alt, als Cadet in das damals bestandene Jäger-Regiment. Als im September 1808 dieses in neun selbstständige Divisionen, welche später zu Bataillonen vergrößert wurden, aufgelöst ward, kam Schönhals zum 2. Bataillon und rückte, als man 1809 die Armee auf Kriegsfuß setzte, im Februar g. J. zum Unterlieutenant vor. Bei Aspern wurde er so schwer verwundet, daß er lange an den Nachwehen seiner Wunde zu leiden hatte. Vor der Schlacht bei Dresden, 1813, wurde er Oberlieutenant. Bei der Erstürmung der Redoute vor dem Moschinski’schen Garten wurde er durch eine schwere Verwundung kampfunfähig; als dann sein Commandant, der Oberstlieutenant und nachmals berühmte Maria Theresien-Ordensritter Karl Freiherr Schneider von Arno [S. 26 dieses [158] Bds.], die Errichtung eines italienischen Freicorps leitete, wurde S. in Würdigung seiner Tapferkeit im Februar 1814 zum Hauptmann in demselben ernannt, aber noch im nämlichen Jahre in gleicher Eigenschaft zum 6. Jäger-Bataillon übersetzt, mit welchem er 1815 den Feldzug gegen Murat mitmachte. Als er im Jahre 1821 als Hauptmann im 3. Jäger-Bataillon der Expedition gegen die neapolitanischen Insurgenten beiwohnte, zeichnete er sich so aus, daß ihm der kön. sicilianische St. Georg-Orden verliehen wurde. Durch eine bald darauf, im Jahre 1822, in der „Oesterreichischen militärischen Zeitschrift“ aus seiner Feder erschienene Darstellung der Schlacht bei Austerlitz wurde der damalige General der Cavallerie Freiherr von Frimont auf ihn aufmerksam, durch dessen Verwendung er nun im Jänner 1829 zum Major befördert und zum General-Commando-Adjutanten in Italien ernannt wurde. Schon im December 1831 wurde S. abermals über Frimont’s Verwendung, wenige Tage vor des Letzteren Tode, zum Obersten in seiner Anstellung als General-Adjutant bei Frimont’s Nachfolger, dem General der Cavallerie Grafen Radetzky, ernannt, und in dieser Stellung war es, daß S. durch seiner hervorragenden Talente die volle Aufmerksamkeit Radetzky’s auf sich zog, der nun seinen ausgezeichneten Adjutanten trefflich zu verwenden und in dessen Ideen und Pläne einzugehen verstand. Stufenweise vorrückend, wurde er im April 1846 Feldmarschall-Lieutenant und im Mai 1847 Inhaber des 29. Infanterie-Regiments. In den siebenzehn Jahren aber, während welchen S. an Seite Radetzky’s waltete, war namentlich durch ihn jener Geist in der italienischen Armee geweckt und genährt worden, welcher die großartigen Leistungen derselben von den Märztagen bis nach der Schlacht bei Santa Lucia erklärt, an denen S. so wesentlichen Antheil hat. Der ebenso schwierige als meisterhafte Rückzug aus Mailand, die Behauptung der Defensivstellung an der Etsch, der Plan und die Durchführung der Schlacht bei Santa Lucia am 6. Mai sind die Beweise seines strategischen Talentes. Im italienischen Feldzuge 1848 und 1849 war es ihm freilich nicht gegönnt, Beweise persönlicher Bravour zu geben, wie er sie schon in früheren Tagen bei Aspern und Dresden gegeben; aber neben dem schweren Geschäfte des General-Adjutanten versah er noch jenes des General-Quartiermeisters mit Umsicht und glänzendem Erfolge, was ihm in noch höherem Grade die Anerkennung der Mit- und Nachwelt sichert. Nach der Schlacht bei Santa Lucia wurde Feldmarschall-Lieutenant v. Heß [Bd. VIII, S. 415] zum Chef des General-Quartiermeisterstabes ernannt, aber S. blieb noch immer ein nicht minder wichtiges Feld der Thätigkeit übrig, das des militärischen Publicisten, als welcher er seinen Meister stellte. S. schrieb nämlich die Armeeberichte, und diese, wie Alles, was aus seiner Feder kam, sind, wie sein Nekrologist in der „Gratzer Zeitung“ schreibt, in einem Style geschrieben, der sie jenen des großen Cäsar und eines Napoleons an die Seite stellt; sie wirkten auf den Geist und die Stimmung des Heeres, sie gingen zum Herzen, denn sie waren, obgleich von hochtönenden Phrasen frei, im eigentlichen Sinne des Wortes schwungvoll. Das staunende Europa bewunderte nicht blos die Siege auf dem Schlachtfelde, sondern auch die einfach große Art, mit der sie verkündet wurden. Und so erhielt denn S. bereits [159] nach dem ersten Kriege gegen Piemont mit kais. Handbillet ddo. 19. August 1848 über Vortrag Radetzky’s das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens und nach dem zweiten Kriege, 1849, den Orden der eisernen Krone 1. Classe. Nach Beendigung des letztgenannten Feldzuges wurde S. zum Mitgliede der provisorischen Bundes-Central-Commission in Frankfurt a. M. ernannt, nach Auflösung derselben trat er aber im December 1850 mit dem Charakter eines Feldzeugmeisters in den Ruhestand, welchen er in Gratz in voller Zurückgezogenheit verlebte, wo er, nahezu 70jährig, starb. Seiner Armeeberichte ist bereits gedacht worden, aber noch zwei Werke hinterließ der General, die werthvolle Beiträge zur Kriegsgeschichte seiner Zeit bilden. Das eine betitelt sich: „Erinnerungen eines österreichischen Veteranen aus dem italienischen Kriege der Jahre 1848 und 1849“ (Stuttgart 1852, 8°.), wovon in kurzer Zeit sechs Auflagen erschienen sind, und die „Biographie des k. k. Feldzeugmeisters Julius Freiherrn von Haynau, nun einem seiner Waffengefährten“ (Gratz 1853; 2. Aufl. ebd., 8°.). über welche das im Bde. VIII, S. 160, dieses Lexikons Gesagte zu vergleichen ist. Beide vorgenannten Werke erschienen ohne Angabe seines Namens. Auch des Generals Frimont Biographie in Schels „Oesterr. militär. Zeitschrift“ 1833, im 3., 4. u. 5. Hefte, ist aus Schönhals Feder, wo früher schon, 1822, die bereits erwähnte „Darstellung der Schlacht bei Austerlitz“ erschienen ist. Hackländer, der, wie bekannt, den italienischen Feldzug im Hauptquartiere des Feldmarschalls Radetzky mitgemacht, schildert Schönhals als „eine schöne, große, ritterliche Figur. Sein Gesicht mit offenen, edlen Zügen würde noch jugendlich genannt werden können, wenn Haupthaar und Bart nicht schneeweiß wären. Er blickt frei und offen in die Welt und Jedem geht der Blick seines glänzenden, sinnigen Auges zu Herzen. Seine Bewegungen sind ruhig und sicher, ebenso seine Sprachweise gemessen und gewählt, dabei aber voll Humor. Man könnte alle seine Worte niederschreiben und drucken lassen. Die Entwerfung seiner poetisch schönen und zu Herzen gehenden Proclamationen und Armeebefehle wird ihm außerordentlich leicht, so daß er dieselben rasch auf das Papier wirft und dann höchstens einige unbedeutende Worte ändert“. In seinem letzten Willen hat S. dem Kirchenfonds der evangelischen Gemeinde in Gratz 6000 fl. C. M. vermacht, wodurch nun diese in die Lage gesetzt wurde, auch ihre unbemittelten Glaubensgenossen anständig begraben zu können. Das Fehlen des Namens und der Biographie von Schönhals in dem Buche: „Die Generale der österreichischen Armee. Nach k. k. Feldacten und anderen gedruckten Quellen“ (Wien 1830, kl. 8°.) von dem k. k. Hauptmann J. Strack, in welchem Soldaten von weit geringerer Bedeutung als Schönhals ihre Stelle fanden, ist geradezu unbegreiflich.

Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) V. Supplement-Band, S. 619. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1481 u. 1751. – Oesterreichischer Militär-Kalender, herausg. von Hirtenfeld (Wien, 8°.) Jahrg. 1858, S. 272. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber. kl. Fol.) XIII. Band. S. 401. – Ergänzungsblätter zu jedem Conversations-Lexikon. Von Fr. Steger (Leipzig und Meißen, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 193. – Militär-Zeitung, Herausg. von Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1857, S. 109 u. 118: Nekrolog. – Neuer Plutarch, oder Biographien und Bildnisse der berühmtesten Männer und Frauen [160] aller Nationen und Stände u. s. w. Vierte Auflage. Mit Verwendung der Beiträge des Freiherrn Ernst von Feuchtersleben, neu bearbeitet von Aug. Diezmann (Pesth, Wien und Leipzig 1868, C. A. Hartleben, 8°.) Bd. IV, S. 172. – Oesterreichische Zeitung (Wiener polit. Blatt) 1857, Nr. 79: Nekrolog. – Deutschland (polit. Parteiblatt), 22. Februar 1857. – Frankfurter Konversationsblatt. Belletrist. Beilage zur Oberpostamts-Zeitung (Frankfurt a. M., 4°.) 1857, Nr. 45, S. 178. – (Thürheim, Andreas Graf) Licht- und Schattenbilder aus dem Soldatenleben und der Gesellschaft (Prag 1876, Dominicus, gr. 8°.) S. 209. – Le Constitutionnel (Paris, gr. Fol.) 18. Janvier 1853. – Porträte. 1) Miniatur-Porträt, Kriehuber nach der Natur gezeichnet 1849, in Stahl gestochen von Karl Mahlknecht; – 2) nach Stalitzky lith. von Eybl (Wien, Bermann, kl. Fol.); – 3) lith. von Kriehuber (Wien, Neumann, gr. Fol.); – 4) lith. von Richter (Wien, Paterno, 4°.); – 5) lith. von Kriehuber (Wien, Paterno, Fol.); – 6) zugleich auf Einem Blatte mit Radetzky, Erzherzog Albrecht, Freiherrn von Heß, Freiherrn d’Aspre und Freiherrn von Haynau (Stahlstich von Karl Meyer’s Kunstanstalt in Nürnberg, 8°.).