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BLKÖ:Rank, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rank, G. F.
Band: 24 (1872), ab Seite: 336. (Quelle)
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Rank, Joseph (Schriftsteller, geb. zu Friedrichsthal, einem Dorfe im Böhmerwalde am 10. Juli 1815). Sein Vater Jacob besaß einen ansehnlichen Bauernhof, den sogenannten „Paulehof“ im Dorfe und hatte eine große Niederlage von Bettfedern, welche aus dem Innern Böhmens bezogen und hinaus in’s Reich nach Schwaben, Hessen, die Rheinpfalz, Preußen und die Niederlande vertrieben wurden. Auf diese Weise herrschte im Bauernhofe reges Leben und kamen in denselben fleißig Nachrichten über das Treiben in der Fremde. Ueberdieß war die Familie zahlreich, denn R. hatte noch vierzehn Geschwister, zu denen sich noch die Nachbarskinder gesellten, so daß es im Bauernhofe ziemlich lebendig [337] herging, und die sorgsame Mutter nicht selten einschreiten mußte, um das überlaute Leben einigermaßen zu dämpfen. In solcher Umgebung, in einer urwüchsigen, von der Cultur der Civilisation kaum noch berührten Natur, der es überdieß weder an landschaftlichen Reizen noch an anderen, ein sinnendes Gemüth anmuthenden Eigenthümlichkeiten gebrach, wuchs R. in strenger häuslicher Zucht auf, anfänglich mehr die Schule der freien Natur, als jene des Dorfes besuchend. Endlich aber, als der Knabe bereits eilf Jahre alt war, mußte doch zu etwas Rechten gesehen werden und R. kam auf die Dorfschule. In derselben war er bald einer der fleißigsten Schüler. Die guten Erfolge in der Schule bewogen den Lehrer und den Dorfgeistlichen sich für den Knaben bei den Eltern zu verwenden, daß sie ihn studiren lassen sollten, zu welchem Zugeständniß sich endlich der Vater auch herbeiließ und die Initiative zur Verwirklichung einer höheren Ausbildung darin ergriff, daß er den Sohn zuerst Clavier schlagen lehren ließ, und als auch da die Fortschritte nichts zu wünschen übrig ließen, eines Tages eine ganz neue Violine nach Haus brachte, welche auch sein Sohn Joseph, da dieser Talent zur Musik zeigte, streichen erlernen sollte. Als nach mehrjährigem Schulbesuch die Frage der Standeswahl an die Tagesordnung kam, neigten sich die Eltern zunächst aus ökonomischen Gründen dem Lehrerstande zu, denn es galt nur noch die kurze Zeit des Präparandencurses zu bestehen und das Uebrige gab sich dann von selbst. Aber was den Eltern so sehr zusagte, gefiel um so weniger den Lehrern selbst und insbesondere dem Dorfgeistlichen, welche auf die Talente, den Fleiß und Eifer des Knaben weisend, eine weitere wissenschaftliche Ausbildung in’s Auge faßten und endlich auch die Zustimmung des Vaters erhielten. Nachdem sich R. für den Eintritt in das Gymnasium vorbereitet, und in Taus die zur Aufnahme erforderliche Prüfung mit dem besten Erfolge bestanden, war sein Geschick entschieden und am 1. October 1830 brachte ihn sein Vater selbst auf das Gymnasium nach Klattau, wo er sechs Jahre verblieb. Im ersten Jahre erhielt er alles Erforderliche noch von den Eltern, in den folgenden, von seinem 14. Jahre an, übernahm er Privatstunden bei Kindern, später bei eigenen Mitschülern und trug Lectionen, die er selbst erst gelernt, sogleich als Lehrer wieder vor und schuf sich so frühzeitig jene Selbstständigkeit, die den rauhen Weg durch’s Leben einigermaßen ebnet. Auch auf dem Gymnasium bewahrte R. den schon in der Dorfschule bewiesenem Fleiß und that sich namentlich in den deutschen Ausarbeitungen hervor, deren eine, ein Gelegenheitsgedicht, über Veranstaltung des Lehrers sogar gedruckt wurde. Als der Zeitpunct zum Besuche der philosophischen Schulen heranrückte, waren die Eltern nur noch über den Ort, wo der Besuch derselben fortzusetzen wäre, unschlüssig, aber der Umstand, daß ein älterer Bruder Rank’s in Wien den höheren Curs in der Josephs-Akademie hörte, gab auch hierin bald den Ausschlag und R. sollte gleichfalls nach Wien gehen. Es war diese Stadt, über welche die im Hause des Vaters ein- und ausgehenden Händler und Fremden die verlockendsten Berichte gebracht, lange schon ein Gegenstand der Sehnsucht R.’s und diese sollte nun auch gestillt werden. Im September 1836, mit zwölf Gulden C. M. in der Tasche, machte sich der 21jährige R. auf die Beine und erreichte nach sieben Tagen, mitunter beschwerlicher Wanderung, die alte Kaiserstadt. Nachdem in [338] einigen Tagen der überwältigende Eindruck des sinneberückenden Lebens und Treibens der ersten Großstadt des Reiches überwunden war, ging R., der sich bei seinem Bruder einquartiert hatte, den Pflichten seines Berufes nach und begann den Besuch der Collegien. Dort traf er mit einem Mitschüler, mit dem er in Klattau freundschaftlich verkehrt hatte, zusammen und dieser lud ihn zu Besuch in das Haus seiner Eltern. R. folgte dieser Einladung, welche für ihn den günstigen Erfolg hatte, daß man ihm den Antrag machte, die Stelle des abgehenden Hofmeisters der drei jüngsten Knaben zu übernehmen. R. nahm diesen Antrag mit größter Freude an und so übersiedelte er von seinem Bruder in das Haus des Wiener Hof- und Gerichtsadvocaten Ritter von Planer, eines Tirolers, wo er alsbald wie ein Kind im Hause angesehen wurde. Jeder äußeren Sorge los, lebte er daselbst in den angenehmsten Verhältnissen, lernte unter den zahlreichen die Familie besuchenden Gästen zwei als Schriftsteller bekannte Beamte, den Jugendschriftsteller Chimani und den Poeten Emil – mit seinem wahren Namen Trimel, Archivsdirector in der k. k. vereinigten Hofkanzlei – kennen. Da Planer überdieß Rechtsanwalt der kais. Hofoperndirection war, bot sich Rank nicht selten Gelegenheit zu unentgeltlichem Theaterbesuche, alles Umstände, die allmälig seinen eigenen Schaffensdrang weckten, der sich zunächst dem Dramatischen zuwendete, jedoch nicht über den Versuch hinauskam. Mit gleichgestimmten Collegen wurden verschiedene poetische und andere Arbeiten ausgeführt, die wechselseitig mitgetheilt und geprüft wurden und als seine Freunde Einzelnes durch den Druck veröffentlichten, versuchte auch R. sein Glück und überreichte einen kleinen Aufsatz in Prosa dem damaligen Redacteur des „Oesterreichischen Morgenblattes“ Dr. Ludwig August Frankl, der sich, wie es bekannt, jüngeren Talenten voll Theilnahme zuwendete und sie freundlich in ihren Bestrebungen förderte. Auf dessen Einladung zu weiteren Beiträgen entsprach er dessen Wunsche, Darstellungen aus dem Volksleben zu bringen und so erschienen jene Schilderungen aus dem Böhmerwalde, welche allgemeinen Beifall fanden und R. in seinem Schaffen auf jenes Gebiet führten, welches er später so erfolgreich bebaute, nämlich auf das der „Geschichten aus dem Volke“, das dem aristokratischen Roman gegenüber, als neues und bei der stets immer mehr herantretenden Bedeutung des Volkslebens interessantes Genre sich bald großer Beliebtheit erfreute. Allmälig wuchsen diese Bilder und Skizzen zu einem stattlichen Bande an, und durch Vermittlung von Franz Dingelstedt, der, von einer Pariser Reise kommend, eben damals Wien passirte, und sich für Rank’s Arbeiten interessirte, wurde auch alsbald ein Verleger (Einhorn) in Leipzig gefunden, der um den Preis von Einhundert und dreißig Gulden Eigenthümer des Buches „Aus dem Böhmerwalde“ wurde, mit welchem R. in die Reihen der Schriftsteller trat. Das Buch, welches Volkszustände, Dorfgeschichten, Sitten und Bräuche mit saftigem Pinsel malte, fand die freundlichste Aufnahme und R. trat durch dasselbe mit älteren und jüngeren Wiener Schriftstellern, wie mit Bauernfeld, Castelli, Anastasius Grün, Moriz Hartmann, Kompert, Nordmann, Hieronymus Lorm, Adalbert Stifter, Lenau, J. N. Vogl u. A. in nähere und entferntere Berührung. An Aufforderungen zu neuen Arbeiten fehlte es auch nicht und so entstanden [339] zunächst: „Vier Brüder aus dem Volke“ und „Waldmeister“, zwei Arbeiten, welche R. selbst als Werke seiner Sturm- und Drangperiode bezeichnete, und von welchem sein Biograph in der „Libussa“ die Bemerkung macht, daß R. „auf diese Weise der Welt nur die Masernkrankheit seines jugendlichen Talentes gezeigt.“ Indessen setzte R. seine Studien in Wien fort, und wendete sich, nachdem die philosophischen beendet waren und er sein ziemlich ernst gefaßtes Vorhaben, dem geistlichen Stande sich zu widmen, aufgegeben, dem Studium der Rechte zu. Mit dem Studium Hand in Hand ging die schriftstellerische Production, es entstanden neue Geschichten aus dem Böhmerwalde, die in kurzer Zeit eine zweite Auflage erlebten, eine größere Erzählung: „Die Mutter vom Lande“, als die mit einem Male hereinbrechenden Wirren des Achtundvierziger Jahres allem Dichten und schriftstellerischen Schaffen für einige Zeit ein Ende machten und auch R. auf das ihm fremde Gebiet der Politik führten. Die Beliebtheit, welche die vorgenannten Arbeiten auch in seiner Heimat, die in denselben idealisirt war, gefunden, veranlaßte, als die Wahlen in das Frankfurter Parlament stattfanden, zunächst seine Wahl in dasselbe, welche am 14. August 1848 stattfand. Ueber seine Thätigkeit in der Reichsversammlung ist wenig zu verzeichnen. Er gehörte in derselben der gemäßigten liberalen Partei an und als er im April 1849 mit den anderen Deutschösterreichern ausschied, gab er seinen Empfindungen in dem Blatte Ausdruck, welches im deutschen Parlamentsalbum facsimilirt niedergelegt ist, und das auf S. 344 in den Quellen Nr. IV mitgetheilt wird. Für seinen Theil hatte er durch seine Mitgliedschaft dieser Versammlung einen nicht geringen Gewinn in der persönlichen Bekanntschaft mit dem Alt- und Großmeister der deutschen Lyrik, Ludwig Uhland, in dessen Hause in Tübingen R. die gastlichste Aufnahme fand und welche Zeit R. selbst zu den schönsten Tagen seines Lebens zählt. In Uhland’s Hause kam er auch mit anderen berühmten Persönlichkeiten, so mit dem Aesthetiker Vischer, mit dem Theologen Bauer, mit Professor Köstlin, dem Liederdichter Karl Mayer u. A. in engere Berührung. Während eines längeren Aufenthaltes in Stuttgart verkehrte er viel mit G. Fischer, Fr. Hauf, Hermann Kurz, Logau, Emma Niendorf, Justinus Kerner, Gustav Schwab u. A. In jene Zeit 1849 und 1850 fällt die Zusammenstellung der ersten bei Brockhaus erschienenen Gesammtausgabe seiner Schriften. Auch arbeitete er damals den „Poetischen Pilger durch Deutschland und die Schweiz“, während zu gleicher Zeit durch ein eigenthümliches Zusammentreffen Leving Schücking mit seiner „Italia“ eine ähnliche Gedichtsammlung veröffentlichte. Im Sommer 1851 übersiedelte er für längeren Aufenthalt nach Frankfurt a. M., wo er die Tochter eines bayerischen Beamten aus der Rheinpfalz kennen lernte, die er auch am 4. September 1852 heirathete. Zwischen dem Entschlusse, sich bleibend in Frankfurt a. M. niederzulassen oder mit seiner Frau vorerst den langentbehrten Böhmerwald und die Seinigen zu besuchen, entschied er sich für letzteres, reiste im Frühling 1853 dahin und verlebte den Sommer in Klattau. Den daselbst gefaßten Gedanken, mit seiner Frau nach Wien zu übersiedeln, mußte er der in Wien zunehmenden Theuerung wegen aufgeben und entschloß sich in Weimar seine bleibende Stätte aufzuschlagen. Im August 1854 [340] reiste R. dahin und lebte nun dort mit literarischen Arbeiten beschäftigt. Es entstanden daselbst das „poetische Reisealbum“, die „Schillerhäuser“, der Volksroman „Achtspännig“, mehrere größere und kleinere Erzählungen, dann redigirte er das von ihm begründete Weimarer Sonntagsblatt und schrieb für die Augsburger[WS 1] Allgemeine Zeitung unter dem Zeichen File:Vol24p340JosephRank Sign.jpg unpolitische Correspondenzen, ferner auch den interessanten Bericht über den Fälschungsproceß Schiller’scher Handschriften. Bis zum Jahre 1859 blieb R. in Weimar, im genannten Jahre übersiedelte er nach Nürnberg, wo er während eines zweijährigen Aufenthaltes das Schauspiel „Unter fremder Fahne“ beendete, welches an zwei Abenden hinter einander am dortigen Theater mit Beifall gegeben wurde, vornehmlich[WS 2] aber mit der Durchsicht seiner sämmtlichen Schriften, welche in eine neue Gesammtausgabe zusammengestellt wurden, sich beschäftigte. Bei dieser neuen Ausgabe ging R. mit strenger Kritik gegen sich selbst vor und sowohl ganze Werke, wie stylistische Schwächen, wurden gründlich beseitigt. Aber von dieser Selbstkritik nehmen die sich selbst immer abschreibenden Literaturhistoriker – namentlich die Norddeutschen – keine Notiz. So citirt der Herr Julian Schmidt in jeder neuen Auflage seiner Oesterreichs Dichter und Schriftsteller theils mißhandelnden, theils nicht beachtenden Literaturgeschichte Stellen aus Rank’s Schriften, die schon seit einem Jahrzehend in denselben nicht vorkommen. [Wenn doch Herr Julian Schmidt an Lassalle’s Kritik seiner Literaturgeschichte in jenen traurigen Augenblicken gedächte, in denen er uns Oesterreicher mißhandelt!] – Ebenso erbt sich in Bezug auf Rank das Schlagwort „Nachahmer Auerbach’s“ wie eine ewige Krankheit fort. Niemand beachtet die Thatsache, daß Rank seine ersten originellsten Werke schrieb, ohne von Auerbach eine Ahnung zu haben, was sich aus einer nur oberflächlichen Prüfung der Schriften beider Autoren von selbst ergibt. In Nürnberg redigirte R. ein Jahr lang den „Nürnberger Kurier“, ein von einer Anzahl reicher liberaler Bürger subventionirtes Blatt. Im Jahre 1861 konnte R. endlich einen schon längst gehegten Wunsch, seine Uebersiedlung nach Wien verwirklichen, wo er zuerst längere Zeit ständiger Mitarbeiter der „Oesterreichischen Zeitung“ war, dann aber die Stelle – anfänglich provisorisch – eines Directions-Secretärs des k. k. Hofoperntheaters erhielt, welche er seit April 1865 definitiv bekleidet. Zugleich wurde ihm der Auftrag an der k. k. Hofopernschule die in den Statuten vorgeschriebenen Vorträge über Aesthetik, Geschichte und die dahin einschlagenden Gegenstände zu halten. Auch in Wien setzt R. seine literarischen Arbeiten fort und sind in den letzten Jahren verschiedene größere und kleinere Werke, darunter „Aus meinen Wanderjahren“, „Steinnelken“ und mehrere Erzählungen in dem Sammelwerke „Album. Bibliothek deutscher Original-Romane“ erschienen. Rank hat, je nachdem die Cotterie das Kritikeramt übte, die verschiedensten Beurtheilungen erfahren. Die Schlichtheit und der gerade Weg, auf dem sich der junge Mann aus dem Volke durch sein Talent emporarbeitete und unverdrossen schuf, wollte Vielen nicht einleuchten und er wurde mit maßloser Ungebühr von den Kläffern angebellt. Die ruhige sachverständige Kritik bezeichnet ihn jedoch als einen vorzüglichen Novellisten, als einen ungewöhnlichen Natur- und Sittenschilderer, der neben Auerbach seine Stelle behauptet und [341] mit seiner leichten, sachgemäßen einfachen Schreibweise, sich ein großes Publicum erobert hat, welches durch die Vorliebe, mit dem es seine Schriften liest, und auch eine zu seinen Gunsten lautende Kritik übt. In verschiedenen Werken auch und bei Kehrein erscheint Rank als Verfasser eines čechischen Taschenwörterbuches. Das ist ein Irrthum. Rank hat nie eine čechische Zeile geschrieben. Dieses Wörterbuch hat einen anderen Rank [s. S. 345 die Quellen] zum Verfasser, der mit unserem Poeten zufälliger Weise auch den Taufnamen gemeinschaftlich hat. Als dieser Letztere seine Broschüre „Poláci a Rusové“ im Jahre 1863 veröffentlichte, hat R. sogar, um jeder unliebsamen Personsverwechslung vorzubeugen, in öffentlichen Blattern gegen die Autorschaft besagten Buches protestiren müssen. Auf meine Anfrage bei dem Dichter, ob er mit dem čechischen Compilator verwandt sei, erwiderte jener, daß ihm von einer Verwandtschaft mit demselben nichts bekannt sei.

I. Chronologische Uebersicht der Werke von Joseph Rank. „Aus dem Böhmerwalde“ (Leipzig 1842, Einhorn, 8°.); – „Vier Brüder aus dem Volk. Ein Roman aus Oesterreichs jüngsten Tagen“, 2 Theile (Leipzig 1844, ebenda, 8°.); – „Der Waldmeister. Roman“, 3 Bände (Leipzig 1846, Georg Wigand, 8°.); – „Neue Geschichten aus dem Böhmerwalde“ (Wien 1847, Tendler, 8°.; zweite wohlf. Ausg. ebd. 1848, 8°.); – „Eine Mutter vom Lande. Erzählung“ (Leipzig 1848, Brockhaus, gr. 12°.); – „Weißdornblüthen aus dem Böhmerwalde und Wiener Volksleben“ (Leipzig 1848, Hinrichs, 8°·); – „Moorgarden. Eine Erzählung“, 2 Theile (Stuttgart 1851, Köhler, 8°.); – „Aus dem Böhmerwalde. Bilder und Erzählungen aus dem Volksleben. Erste Gesammtausgabe“, 3 Bände (Leipzig 1851, Brockhaus, gr. 12°.), in diese Ausgabe ist auch das obenerwähnte gleichnamige erste Werk Rank’s aufgenommen; – „Der poetische Pilger durch Deutschland und die Schweiz“ (Stuttgart 1852, Ed. Hallberger, gr. 16°.); – „Geschichten armer Leute“ (Stuttgart 1853, Mäcken, 8°.); – „Schön-Minnele. Erzählung“, 2 Theile (Leipzig 1853; zweite billige (Titel-) Ausgabe ebd. 1855, 8°.); – „Florian. Eine Erzählung“, 2 Theile (Leipzig 1853, Herbig, 8°.); – „Sage und Leben. Geschichten aus dem Volke“, im „Album. Bibliothek deutscher Original-Romane“ (Leipzig 1854, 12°.); – „Kaiser Karl der Große. Geschichtsbild“, im Werke „Unterhaltende Belehrungen u. s w.“ (Leipzig 1854, 8°.); – „Das Hofer-Käthchen. Erzählung“, Miniatur-Ausgabe (Leipzig 1854, Brockhaus, 16°.), – „Die Freunde. Roman“, 2. durchges. Aufl. 2 Bände (Leipzig 1855, Herbig, 8°.; 3. Aufl. 1860); die erste Ausgabe im Sammelwerke: „Album. Bibliothek deutscher Original-Romane“; – „Poetisches Reise-Album“ (Leipzig 1855, Brockhaus, 8°.); – „Schillerhäuser“ (ebd. 1856, 8°.); – „Von Haus zu Haus. Kleine Dorfchronik“ (Leipzig 1856, Voigt u. Günther, 16°.); – „Sein Ideal. Erzählung in 2 Büchern“ (Zwickau 1856, Thost, 8°.); – „Achtspännig. Volksroman“, 2 Theile (Leipzig 1857, Mendelssohn, 8°.; 2. Aufl. ebd. 1860[WS 3]); – „Ein Dorfbrutus“, 2 Theile (Glogau 1861, Flemming, 8°.); – „Aus meinen Wandertagen“ (Wien 1863, Dittmarsch, 8°.); – „Stein-Nelken“ (Leipzig 1867, J. J. Weber, 8 °.); – „Drei Novellen. Johannes Volkh, der Forstwart des Hochlandes. Hausmittel der Liebe. Ein guter Mensch“ (Leipzig 1868), im „Album. Bibliothek deutscher Original-Romane“. Seit 1859 erscheint bei Flemming in Glogau eine neue, von R. selbst ganz durchgesehene Gesammtausgabe seiner Werke, von der bisher eilf Bände herausgekommen sind. Diese Ausgabe führt den Titel: „Ausgewählte Werke“ und ihr Inhalt ist nach den einzelnen Bänden folgender: Bd. 1 u. 2: „Achtspännig. Volksroman“, 2 Bde. (2. Aufl. 1860); mit einem Anhange von Bildern: a) Einleitung. b) Die Blutbuche. c) Seid einig. d) Der Steinschläger auf St. Georgen. e) Werde nicht, wie diese. – Bd. 3 u. 4: „Die Freunde. Roman“, 2 Bde. (3. Aufl. 1860). – Bd. 5 u. 6: „Aus Dorf und Stadt“, 2 Bde. (1860); I. Bd.: Heidenglück. Kleine Stadtbilder (Reich, drei Dämmerer). Die Stadt-Frohne. Der Club der alten Herren. Zwei Weihnachtsabende. Herr Schwenkerle. II. Bd.: Else, das Ducatenkind. Der Herzbub. – Bd. 7 u. 8: „Schön-Minnele. Erzählung“, 2 Bde. [342] ( 2. Aufl. 1861). – Bd. 9: „Florian. Erzählung“, 1 Bd. (2. Aufl. 1861), Bd. 10: „Das Hoferkäthchen. Erzählung“, 1 Bd. (3. Aufl. 1861). – Bd. 11: „Bartel, das Knechtlein. Volksgeschichte“, 1 Bd. (2. Aufl. 1862); Anhang: O Mütterlein, ich denke dein.
II. Quellen zu Rank’s Biographie. Libussa. Jahrbuch für 1858. Herausgegeben von Paul Aloys Klar. 17. Jahrg. (Prag, F. Ehrlich u. E. H. Mayer, 12°.) S. 285–318: „Josef Rank. Biographische Skizze von Paul Aloys Klar“. Mit gest. Porträt. – Unsere Tage. Blicke aus der Zeit in die Zeit (Braunschweig, Georg Westermann. 8°.), 73. Heft der ganzen Folge, 21. der 2. Folge (1865), S. 462 u. f. – Zeitung für die elegante Welt. Redigirt von Heinrich Laube (Leipzig, gr. 8°.) 1844, S. 560. – Neue freie Presse 1865, Nr. 231, unter den „Theater- und Kunstnachrichten“; 1867, Nr. 1097; 1868, Nr. 1242. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) Jahrg. 1862, S. 679; 1864, S 552. – Kehrein (Joseph), Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhundert (Zürch, Stuttgart und Würzburg 1870, Leo Wörl, gr. 8°.) Bd. II, S. 36. – Bohemia (Prager belletr. und polit. Blatt, 4°.) 1861, Nr. 187, S. 1760. – Jahreszeiten (Hamburger belletr. Blatt, schm. 4°., 1852, S. 7: „Joseph Rank“. Von Max Waldau. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. VII, S. 144 [es geschieht dieser Quelle, von welcher mein Lexikon bis zum Buchstaben O systematisch ohne Quellenangabe sozusagen geplündert wurde, nur deßhalb Erwähnung, um die Unbefangenheit zu charakterisiren. mit welcher die geehrte Redaction des „Slovník“ deutschen Autoren gegenüber verfährt. Joseph Rank, eine in der deutschen Literatur anerkannte Persönlichkeit, überdieß ein Böhme von Geburt – freilich Deutsch-Böhme – wird mit 15 Zeilen abgethan. Zwei andere Namensgenossen, ein Joseph Rank, grammatikalischer Compilator, und sein Bruder Karl Rank, ein bedeutungsloser Zeitungsschreiber, werden in langathmigen Artikeln als schriftstellerische Größen behandelt. Das ist denn doch mit einem Maße gemessen, das über die Grenzen des literarischen Anstandes hinausgeht. Freilich fragt es sich zuletzt noch immer, ob die čechische Literatur der Gegenwart – wenige hervorragende Namen ausgenommen – aus ihrer Unbedeutenheit dadurch herausgerissen wird, daß sie sich ihre Größen in solcher Weise selbst decretirt].
III. Literarische Charakteristik Joseph Rank’s. Max Waldau, der seiner Zeit in den „Blättern für literarische Unterhaltung“ und in PrutzDeutschem Museum“ ebenso geistvoll als mit tiefem Verständniß und nach genauem Studium der Autoren, die er beurtheilte. die Kritik über bedeutendere Literaturerscheinungen besorgte, schreibt über Rank: „Berthold Auerbach und Joseph Rank, die besten oder sagen wir es nur heraus, die einzigen Dorfgeschichtenschreiber unserer Zeit, kennen das Dorf und wirken auf Grund dieser Kenntniß. Sie halten den Typus des Bauern fest und verletzen nie Localfarben und Localtöne. Gleichwohl sind sie wesentlich von einander verschieden, sie gehen auf verschiedenen Wegen zu verschiedenen Zielen. Es ist eine Freude bei Auerbach, der Kunst in allen Nerven zu folgen, das wohlberechnete Gegeneinanderwirken der einzelnen Glieder jeder Erzählung sich klar machen, Alles vorgesehen, Alles erschöpft zu finden, was dem einzelnen Falle gehört, und doch wieder Licht und Schatten, scharfe, prägnante Ausführung und leichtes Skizzenwerk so wohl zur Gruppe vereint zu sehen, daß sich allenthalben die vollendetste Schriftperspective herausstellt. Auerbach liefert fertige Bilder und man sieht sie auch durch vieles Anschauen nicht aus; so bequem Alles für den Leser zurecht gemacht ist, trifft man doch immer wieder auf neue bedeutende Züge, neue Wechselbeziehungen. Es ist eine Freude, sich in diese Bilder hineinzusehen. – Aus den Dorfgeschichten Rank’s kommt uns die Natur entgegen, sie sind nicht Bilder, sie sind Leben; sie sind nicht arrangirt, sondern sie geben sich; sie sind nicht Einheiten von Blumen, Gräsern und Bäumen, die man Gärten nennen könnte, sondern Einheiten, die Wiesen heißen müssen. Nur Auerbach und Rank sind wahr geblieben, d. h. möglichst wahr, da sie beide Rücksichten auf das Publicum zu nehmen hatten, für welches durch die Darstellung etwas gethan werden mußte. Jeremias Gotthelf, der specifische Volksschriftsteller für das Volk, steht in einer andern Reihe. Auerbach umging die Hauptschwierigkeit, indem er Bilder formte, Bilder von so bedeutendem Werthe, von so feiner [343] tiefer Fügung, daß er das Publicum gewissermaßen dupirte. Es gewährt zu vielen Reiz, den Manipulationen seiner kunstfertigen Hand zu folgen, als daß man sich im Allgemeinen jener naturgemäßen Sprünge versähe, die für das Volkslied nicht erfunden sind, sondern sich consequent aus der Volksnatur ergeben haben. Rank bot der Schwierigkeit Trotz und stürzte sich mitten in seine Welt. Er ist sich des Naturmäßigen und seines Rechtes so vollkommen bewußt, er beherrscht seinen Stoff so sehr nach allen Richtungen, daß er denn auch mit diesem Bewußtsein und dieser Basis in aller Ruhe den Muth haben kann, die Erscheinung als fertig hinzustellen, ohne später für Erläuterungen sorgen zu müssen. Die Natur erklärt sich selbst. Und sie tritt in ihrer Wahrheit bei ihm so siegreich auf, sie tritt dem Leser so fest und sicher entgegen, sie packt ihn so unabweisbar, daß er gar nicht auf den Einfall kommt, sich kritisch dagegen zu sträuben. Sonach gelangen Auerbach und Rank auf verschiedenen Wegen zu demselben Ziele. Wir können über die subjective Weichheit, die er an seine Gestalten haucht, ganz wohl wegkommen, ohne einen allzuschweren Tadel oder gar die Anklage auf grobe Verfälschung des Grundcharakters daran zu knüpfen. Es ist eine richtige Wahrnehmung Rank’s, daß der unvermittelte, impetuöse und in vieler Beziehung durch kein geistiges Element im Gleichgewicht gehaltene Charakter des Bauern zu intermittirender Sentimentalität neigt. Der Bauer ist ja reiner Gefühlsmensch. Er kann neben hartnäckigster Störrigkeit im ganzen Sinne des Wortes sentimental sein – nur wird er in solcher Stimmung nicht Phrasen seufzen, wie etwa eine romantisirende Putzmacherin. Uebersehen können wir bei Rank die reiche Färbung, aber selbst dort, wo sie zu breit auftritt, weil in den Consequenzen und Wirkungen doch immer sofort wieder das volle echte Dorf zu Tage kömmt“.
Die Hamburger „Jahreszeiten“ schreiben in einer längeren Charakteristik Rank’s über denselben. „Alle Welt weiß, daß Joseph Rank neben Berthold Auerbach stets als gleichberechtigter Autor genannt und seine Dorfgeschichten jeder Zeit denen jenes berühmten Schriftstellers zur Seite gesetzt worden sind. Georg Spiller von Hauenschild hat diese beiden Dichter einmal sehr ausführlich besprochen, und was er dem Einen mehr an Kunst zusprach, dem Andern als stärker prononcirte Naturbegabung vindicirt; eine Vindicirung, die wir in Rank’s „Geschichten armer Leute“ auf das Glänzendste und Liebenswürdigste neu bekundet und dargelegt finden können. Sie sind einfach und schlicht, aber mit dem ganzen Reize und dem vollen Zauber des Volkstones geschrieben, d. h. nicht mit dem Volkstone, der äußerlich in der Sprache, sondern mit jenem, der innerst im Geiste und der Auffassungsweise der Sache athmet. Es liegt ein volles, frisches Leben in diesen Geschichten, ein gesunder, natürlicher Zug, ein Klang des Herzens und des Gemüthes, der unwiderstehlich anzieht und fesselt. Man hat Joseph Rank neuerdings mehrfach den Vorwurf gemacht, daß er sich oft zu lyrisch und gefühlsweich auslasse und dadurch seinen Arbeiten Eintrag thue. Die Sentimentalität liegt etwas in der Luft unserer Zeit, und es ist daher nicht gerade sehr zu verwundern, wenn auch eine sonst gesunde Natur ein wenig „von jener Blässe des Gedankens angekränkelt wird“, die niemals zu loben, aber doch zu ertragen ist, wo sie männlich und mit einer gewissen compacten Innerlichkeit gegeben erscheint, wie das in diesen „Geschichten armer Leute“ der Fall ist. „Ein Scherz und seine Folgen“, „Menschenhilfe“, „Peter der Raugraf“ und „Werde nicht, wie diese“ sind Erzählungen, die als Meisterstücke in ihrer Art gelten dürfen. Die Stoffe sind prall aus dem Leben herausgegriffen, wacker behandelt, brav verwendet. Besonders die zuerst angeführte Erzählung, die einen besseren und schlagenderen Titel verdient hätte, kann für vollendet erklärt und in jede Mustersammlung unserer Literatur aufgenommen werden. Sie gibt eine Dorf- und Bauerntragödie in so ergreifender Weise und mit so kernhaften Strichen, frischen Farben und wuchtiger Katastrophe, daß Niemand sie ohne Erschütterung und Rührung zu lesen wird im Stande sein. Nirgend, selbst in dem Unbedeutendsten der Sammlung documentirt sich etwas von jener Frivolität und Laxheit der Büchermacherei, die man heute durch so viel tausend Beispiele belegt sehen kann. Ueberall sieht man, daß Joseph Rank von wahrem Drange und dem echten Schöpfungsgeiste beseelt, zur Feder griff und auch im Kleinsten noch eine gewisse Moral, eine höhere Idee, eine leitende Tendenz seiner Geschichte zum Grunde zu legen hatte. Er schreibt, das sieht man seinen Publicationen [344] überall und auf den ersten Blick an, um zu erheben, zu bessern, den Menschen auf Beobachtungen und Bemerkungen über sich, die Welt, das Leben und die Geschichte hinzuleiten. Sein Produciren ist kein Schaffen für die müßige Unterhaltung, für den Reiz der Langenweile; seine Schriftstellerei ist ihm etwas Höheres, ein geheiligter Beruf, eine Mission, die er mit Würde und bestem Nachdrucke zu erfüllen strebt. Vor solchem Streben muß man Achtung und Ehrerbietung haben; selbst wo es irrt und Verfehltes leistet; um wie viel mehr aber, wo es uns so viel Gutes und Schätzenswerthes bietet, wie hier, wo die Armuth mit ihrem Leid, ihrer Wehmuth und der ganzen erschütternden Resignation ihres Elends, nirgends jedoch mit jener Gehässigkeit auftritt, die es Mode geworden war, ihr eine Zeitlang unterzubreiten. Joseph Rank will die Armen nicht gegen die Reichen hetzen, sondern die Reichen den Armen gewinnend zuführen, um durch sie in mildthätiger Weise ihren Zustand verbessert und gemildert zu machen, In edler und herzgewinnender Weise der Anwalt der Dürftigkeit sein, welche schönere Aufgabe kann sich ein Dichter stellen!“
Rudolph Gottschall schreibt in seiner Literaturgeschichte über Rank: „Viel zarter, inniger und sinniger als Gotthelf (Pfarrer Albert Bitzius, Pseudonym Jeremias Gotthelf), aber ohne jene naturkräftigen Hebel der Darstellung, welche die Gestalten in derbster Anschaulichkeit freilich oft aus der „Mistjauche“ hervorheben, viel sentimentaler und überschwenglicher als Auerbach, aber ohne seine plastische Klarheit, Ruhe und Gemessenheit erscheint der böhmische Dorfgeschichtenschreiber Joseph Rank, ein Autor, welchem vielleicht am meisten das Jean Paul’sche Ideal der Idylle vorschwebt, welcher die kleine und beschränkte Welt mit der inneren Poesie des Herzens durchleuchtet, der aber dabei oft in’s Verworrene und Maßlose verfällt, so liebenswürdig auch hin und wieder seine Verirrungen sein mögen. Die Vereinigung einer realistisch-tüchtigen Darstellung mit einer reichen Innerlichkeit ist dem Autor nicht überall so geglückt, daß nicht Beides in einander spielend, einen trüben Schein erzeugt hätte. Ein weitschweifiger, rhapsodischer Ton, der oft mit allen Glocken läutet, wo eine einfache Kuhschelle einen größeren Eindruck gemacht hätte, ist ein Hauptfehler dieser idealisirten Dorfgeschichten. Doch verräth sich in ihnen eine größere Erfindungskraft, als wir Auerbach und Gotthelf zuschreiben können, es gibt wenig so anmuthig erzählte Dorfgeschichten, wie Rank’s „Hoferkäthchen“, wenig so romanhaft spannende, wie sein „Schön-Minnelle“ (1853), wenn auch die Motivirung nicht vollkommen sauber und einleuchtend ist. Gotthclf kann nur Dorfgeschichten schreiben; er ist der Bauer in der Literatur; bei Auerbach fühlt man den nothwendigen Zusammenhang zwischen seiner spinozistischen Bildung und seinen starren Volkscharakteren heraus: daß Joseph Rank aber als Dortgeschichten-Autor auftritt, das ist ein zufälliges Einlassen einer dichterischen Natur mit beliebten und gangbaren Stoffen. Er tritt in „Florian“, „Schön-Minnele“ u. A. schon aus diesen Kreisen heraus und macht die Idylle, wie Immermann, Schücking, Waldau u. A. thun, nur zu einem Theile des ganzen socialen Gemäldes. Die dichterische Wärme der Rank’schen Schilderung taucht zwar die Idylle in eine reichere Farbenpracht, trägt aber auch oft eine romanhafte Ueberreizung in ihre harmonischen Bilder hinein. In seinem Hauptwerke: „Aus dem Böhmerwalde. Bilder und Erzählungen aus dem Volksleben“ (3 Bd. 1851) entwirft Rank ein provincielles Sittengemälde in einer Reihe sich ergänzender Bilder. Das deutsche Volksleben in Böhmen, das durch seine wehmüthige Isolirung einen eigenthümlichen Reiz erhält, wird uns in diesen Dorfnovellen in einer charakteristischen Weise vorgeführt. Ein neuer Roman des Autors. „Achtspännig“ (2 Bd. 1857) sucht ein culturgeschichtliches Moment aus unserer Entwicklungsepoche zu veranschaulichen. Sein Held ist der „letzte Fuhrmann“, welcher dem Genius des Dampfes zum Opfer fällt, aber zuletzt doch die Bedeutung dieser Culturmacht anerkennen muß.
V. Rank’s Autograph im Frankfurter Parlaments-Album. Als Rank im April 1849 mit den übrigen Deutsch-Oesterreichern – nachdem die Angelegenheiten im Reichsparlamente eine Wendung genommen, daß deren Verbleiben in demselben nicht gut möglich war – aus dem Parlamente ausschied, gab er seinen Empfindungen in folgenden Worten Ausdruck: „Mit einem heiteren und einem weinenden Auge scheidet Deutsch-Oesterreich von Euch; weint über seine schönen Träume, die es [345] an Euer Herz geführt; es lächelt über Euren Wahn, um welchen ihr es scheiden machtet. Mit Kindesbangigkeit legen wir Euch das Vaterland an’s Herz. Hegt es, wie es guten Söhnen ziemt, die nun die Sorge ganz allein auf sich genommen haben; liebt es mit der vollen Kindesliebe, die nun berufen ist, des Vaterhauses Glück und Lust zu schaffen; schützt es mit der ganzen Wachsamkeit und Kraft, die Euch die Ehre auferlegt im Namen Eurer ganzen Nation. Unsere Verbannung wird erträglicher, sofern es Euch im Vaterlande wohl ergeht. Einen Schmerz erspart uns in Zukunft: daß wir des Vaterlandes Wangen gramgefurcht, sein Auge thränenschwer, die Locken grau geworden sehen, wenn wir nicht einst zum zweiten Male uns durchgeschlagen haben an sein Herz. Mit vielen Feinden habt Ihr’s aufzunehmen, gekrönten und nicht gekrönten, nach innen und nach außen. Rüstet und seid wachsam. Brüderlichen Herzens will Deutsch-Oesterreich sein Ohr erwartungsvoll an Eure Grenze legen, um Euch nimmer, trotz der Trennung, in Gefahr allein zu lassen.“
V. Rank’s Handschrift. Henze charakterisirt dieselbe mit den Worten: „populär, natürlich, apfelblüthig“. [Henze (Adolf), Die Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinnen mit 305 Facsimiles u. s. w. (Leipzig 1855, Bernh. Schlicke, 12°.) gibt aber ein unrichtiges Geburtsdatum, den 15. (statt des 10.) Juli 1815 an.]
VI. Porträte. 1) Unterschrift. Facsimile des Namenszuges: Josef Rank. Eduard Kaiser (lith.) 1847. Gedruckt bei J. Höfelich (gr. 4°.), auch als Beilage zur „Wiener Zeitschrift“ 1848; – 2) Facsimile[WS 4] des Namenszuges: Josef Rank, darunter: geb. am 10. Juli 1815 zu Friedrichsthal im Böhmerwalde. Gez. 1858 in Wien, gest. von Carl Mayer’s Kunst-Anstalt in Nürnberg. Auch als Titelblatt zur „Libussa“ 1858.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ausgsburger.
  2. Vorlage: vornemlich.
  3. Vorlage: 1850.
  4. Vorlage: Facsimilie.