BLKÖ:Nordmann, Johannes
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 20 (1869), ab Seite: 384. (Quelle) | |||
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Nordmann, Johannes (Schriftsteller, geb. zu Landersdorf bei Krems in Niederösterreich 13. März 1820). Sohn christlicher armer Eltern, machte er in der genannten Kreisstadt und später in Wien seine Gymnasial- und philosophischen Studien, und hatte sein Leben unter manchen Entbehrungen, Sorgen mit Unterrichtgeben und als [385] Erzieher zu fristen. Im Jahre 1843 schlug er die literarische Laufbahn ein und veröffentlichte von da an Manches für Wiener und deutsche Blätter, namentlich für J. J. Weber’s „Illustrirte Novellen“ und „Theater-Zeitung“, in der er auch ein Drama: „Esther“ erscheinen ließ. 1846 trat er mit einem zweibändigen „Novellenbuch“ (Wien, 8°.) selbstständig in die Literatur ein. Nachdem er schon früher eine Reise durch Italien, durch die Schweiz, durch Deutschland und einen Theil Frankreichs gemacht hatte, besuchte er jetzt die nordischen Königreiche und blieb nach seiner Rückkehr längere Zeit in Dresden und Leipzig, wo er einen Band „Gedichte“ (Leipzig 1846), der in Oesterreich mit dem „Damnatur“ der Censur belegt wurde, und einen zweibändigen Roman: „Aurelie“ (Leipzig 1847, Grunow, 8°.) herausgab. Er zählte zu dem sogenannten „Junges Oesterreich“. Beim Ausbruche der 48ger Revolution war er in Wien, Mitglied der akademischen Legion, ließ seine „Trutznachtigallen“ in die Massen fliegen, veröffentlichte das Werk: „Die Liguorianer, ihre Constitution und Correspondenz“, in 10 Lieferungen, und entzog sich wieder der offenen Gefahr vieler Plackereien nach der besiegten Revolution. 1849 leitete er als Chefredacteur das politische Journal „Die Zeit“, das nach kurzem Bestande für die Dauer des Belagerungszustandes verboten wurde. Von da an sich wieder der friedlichen Production zuwendend, gab er „Zwei Frauen“ (Wien 1850, Keck u. Sohn, 8°.), anonym einen zweibändigen Roman: „Carrara“, über den Friedrich Raumer ein offenes Sendschreiben an den ungenannten Verfasser richtete und mit dem sich die deutsche Kritik in großen Artikeln beschäftigte, und „Dante, Literarisch-historische Studien“, I. (und einziger) Band (Dresden 1852, 8°.) heraus. Um die Concession zur Herausgabe einer literarischen Revue: „Der Salon“, sich bewerbend, wurde ihm diese an maßgebender Stelle auf das Bestimmteste zugesagt; statt dieser Concession sollte er wiederholt aus Wien ausgewiesen und in einer kleinen Stadt internirt werden. Indem er, müde dieser unausgesetzten Nergeleien, freiwillig auf die strengste Untersuchung drang, erhielt er endlich die Concession zur Herausgabe der Wochenschrift „Der Salon“, von der er zwei Jahrgänge, 1853 und 1854, redigirte. „Der Salon“ war eine Unterhaltungswochenschrift in höherem Style, die aber dem durch die in jener Zeit blühenden Schauer-, Mord- und Brandromane der Wiener Vorstadt-Romantiker verdorbenen Geschmacke nicht zusagte und leider mit dem achten Bande schloß. Nach dieser journalistischen Thätigkeit nahm er auf’s Neue die selbstständige literarische Production auf und veröffentliche die Tragödie: „Ein Marschall von Frankreich“, zwei Romane: „Ein Wiener Bürger“ (Wien 1860) und „Hinter Schloss und Riegel“ und einen kleineren Roman: „Frühlingsnächte in Salamanca“, der ein Opfer des Concordats wurde. Man legte diesen nämlich, trotzdem er früher im „Salon“ unverkürzt erschienen war, als Buch bei dem österreichischen Verleger in Beschlag und gab ihn nur für eine deutsche Buchhändler-Firma frei; die Wiener Blätter aber, die eine Besprechung dieses Buches brachten, wurden confiscirt. Im Jahre 1858 verließ N. seine Heimat, mit dem Gedanken, ihr auf lange Zeit ferne bleiben zu wollen, hielt sich aber nur ein Jahr und darüber in Belgien, Frankreich und Württemberg auf. Ein noch nicht veröffentlichtes „Tagebuch aus Paris“ ist die Frucht [386] dieser Reise. Bei seiner Rückkehr nach Wien trat er in die Redaction des politischen Journals: „Der Wanderer“ ein, das er seit dem Jahre 1863 als Redacteur führte. Für dieses Blatt waren seine wirksamen Artikel: „Von der Straße“, mit denen er nach oben und unten die Geißel schwang, eine Specialität. Sein Ehrenbeleidigungsproceß gegen den König von Preußen, in welchem der Reichsrathsabgeordnete Dr. A. J. Schindler die Vertheidigung übernahm, hat in den weitesten Kreisen politisches Aufsehen erregt. N. blieb, obgleich durch seine redactionellen Geschäfte vielfach in Anspruch genommen, literarisch nicht müssig. Im Jahre 1868 erschien unter dem Titel: „Meine Sonntage“, ein Wanderbuch aus den Bergen des österreichischen Hochlandes, eine Sammlung ungemein anziehend geschriebener, echten Waldduft und Gebirgsluft athmender Touristenbilder; zu Anfang des Jahres 1869 eine Novellen-Sammlung unter dem Titel: „Wiener Stadtgeschichten“ in Lieferungen. Außerdem hat er ein fünfactiges Drama: „Katharina Cornaro, Königin von Cypern“, eine einactige Tragödie: „Ein modernes Trauerspiel“ und „Holzschnitte zu Zeitfragen“, sämmtlich Arbeiten aus früherer Zeit, ferner einen größeren Roman, kritische Studien und ein großes Gedicht: „Die menschliche Tragödie“ zur Herausgabe vorbereitet. Im März 1869 legte er die Redaction des „Wanderer“ nieder und trat als Redacteur in die „Neue freie Presse“ ein.
- Schütze (Karl Dr.), Deutschlands Dichter und Schriftsteller von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Berlin 1862, Alex. Bach. 8°.) S. 262. – Mosenthal (S. H.), Museum aus den deutschen Dichtungen österreichischer Lyriker und Epiker der frühesten bis zur neuesten Zeit (Wien 1854, C. Gerold, 8°.) S. 490 [nach diesem geb. am 13. Mai 1820; nach einer Angabe von Nordmann selbst war aber der 13. März sein Geburtstag]. – Scheyrer (Ludwig), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur u. s. w. (Wien 1858, typ. lit. art. Anstalt, 8°.) S. 480 [gibt auch den 13. Mai als N.’s Geburtstag an]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) III. Suppl. Bd. S. 890 [nach diesem geb. am 13. März]. – Magazin für die Literatur des Auslandes (Leipzig, 4°.) 1865, S. 155, im Texte. – Fremden-Blatt von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1864, Nr. 342 [sein Preßproceß wegen Beleidigung des Königs von Preußen]. – Sonntagsblätter, herausgegeben von Ludwig Aug. Frankl (Wien, 8°.) II. Jahrgang (1843), S. 578, und IV. Jahrg. (1845), S. 647. – Porträt. Im Wiener Spott- und Witzblatte „Kikiriki“ 1865, Nr. 10: als Proletarier mit einer Keule (Morgenstern), Ignaz Kuranda gegenüber. Caricatur von A. P.