Zum Inhalt springen

Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section/H14

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Heft 13 des Voigtländischen Kreises Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke
Heft 14 der Section Voigtländischer Kreis
Heft 15 des Voigtländischen Kreises
Die Beschreibungen sind auch als Einzeltexte verfügbar unter:
  1. Plohn
  2. Göltzsch
  3. Rützengrün
  4. Oberlauterbach



[105]
Plohn


auch die Plona, die Plohn, gemein die Plah genannt, liegt an der Zwickauer Strasse über Hauptmannsgrün nach Auerbach, an dem Plohnbache, 1/2 Stunde südöstlich von Lengenfeld und 1[VL 1]1/4 Stunde nördlich von Auerbach.

Plohn gehört zu den ältesten Orten des Voigtlands. Eine Burg, und zwar eine sehr wichtige Burg, stand hier schon im 11. Jahrhundert, davon vor 700 Jahren ein Adelsgeschlecht sich schrieb. Im Jahre 1143 kommt ein Ritter Meinholm von der Plona vor. Dieses Geschlecht scheint zu den später immer mächtiger gewordenen Voigten von Plauen und Greiz in ein Verhältniss der Lehnsabhängigkeit gekommen und von denselben später ganz aus seiner Besitzung verdrängt worden zu sein. Denn Plohn gehörte später zur Herrschaft Mylau, wozu die Stadt Reichenbach, der Flecken Lengenfeld und die Dörfer: Brunn, Friesen, Cunsdorf, Lambzig, Ober- und Unter-Heinsdorf, Oberreichenbach, Rotschau, Schneidenbach, Schönbach, Waldkirchen, Weisensand, Wolffspfütze und Plohn gezählt wurden.

Die Voigte von Plauen traten seit dem 13. Jahrhundert als Besitzer dieser Herrschaft auf und hatten solche bald als böhmisches, bald als Reichslehn innen. Nachdem die Voigte von Plauen in Folge der unglücklich für sie ausgefallenen Fehde mit dem Meissnisch-Thüringischen Mark- und Landgrafen Friedrich dem Strengen und dessen Brüdern vom Kaiser Karl IV. in die Reichsacht erklärt worden waren, mussten sie ihre sämmtlichen Besitzungen theils als Meissnisches, iheils als Böhmisches Reichsafterlehn empfangen. Dies letztere war auch bei der Herrschaft Mylau der Fall, welche Heinrich der Strenge von Plauen besass. Ein Sohn desselben, Heinrich, der ältere zu Greiz, verkaufte im Jahre 1367 die Herrschaft Mylau an Kaiser Karl IV. Nachdem im Jahre 1422 der Sohn Karls IV., Kaiser Sigismund an den Markgrafen Friedrich, den Streitbaren von Meissen, der bekanntlich im folgenden Jahre das Khurfürstenthum Sachsen erhielt, unter andern Böhmischen Besitzungen im Voigtlande, auch die Herrschaft Mylau verpfändet hatte, kam dieselbe 1459 durch den Egerschen Vertrag mit andern Voigtländischen Orten, jedoch als Böhmisches Lehn ganz unter sächsische Herrschaft. Während der Böhmischen Herrschaft war Mylau mit Reichenbach und Plohna sonst als Königl. Böhmisches Kammergut verwaltet worden und die von Weissbach und von Schönau werden als solche Verwalter genannt; später, von 1415 an Petzold von Metzsch und dann Hans von Metzsch, der diese Herrschaft als ein Meissnisch-Sächsisches Lehngut erhielt. Bis zu dem im Jahre 1571 erfolgten Todte des Joseph Levin von Metzsch, der in der Reformationsgeschichte als einer der bekannten Visitatoren, durch welche die Kirchenverbesserung im Voigtland eingeführt wurde, bekannt ist, also über 11/2 Jahrhundert lang blieb die Herrschaft Mylau im ungetheilten Besitze der Familie von Metzsch, wurde aber nun unter die 5 Söhne jenes Joseph Levin getheilt und die eine oder andere Besitzung kam in fremde Hände. Plohn blieb jedoch diesem altadelichen Geschlecht von Metzsch, nur mit dem Unterschiede, dass 2 Brüder von Metzsch im 17. Jahrhundert diese Besitzung theilten und nun Plohn Oberntheils und Plohn Unterntheils vorkommt. Der eine dieser Brüder, Friedrich Joachim von Metzsch hinterliess zwei Söhne, von denen der Eine, nachdem sein Bruder in Badenschen Diensten in einem Feldzuge gegen die Franzosen geblieben war, das Gut Oberntheils an seinen Stiefvater, Heinrich von Planitz auf Auerbach verkaufte. Aus den Händen dieser beiden Familien von Metzsch auf Plohn Unterntheils und von Planitz auf Plohn Oberntheils kamen dann die Güter und zwar das Untertheilische im Jahre 1800 und das Obertheilische im Jahre 1820 in den Besitz der Gebrüder Adler, welche beide Gehöfte, mit Ausnahme einiger [106] Wirthschaftsräume von Grund aus abtragen und dagegen ganz neu erbauen, massive und geschmackvolle Wohn- und Wirthschaftsgebäude, wie sie in der Abbildung zu sehen sind, herstellen liessen, die dem Orte und der Umgegend zur wahren Zierde gereichen. Das Hauptgebäude des untertheilischen neuen Schlosses ist nahe an der Stelle der alten Burg, dessen Thurmruinen erst um’s Jahr 1810 bis 1811 des Neubaues wegen abgetragen worden sind, erbaut. Plohn Oberntheils besass der Gerichtsdirektor Adv. August Friedrich[WS 1] Adler, welcher vor einigen Jahren mit Tode abgegangen ist. Der Besitzer von Plohn Unterntheils ist Christian Gottlob Adler.

Das alte auf einem Felsen gestandene Schloss wurde von den Truppen des kaiserlichen Generals Holk im Jahre 1633 zur Kornernte in Brand gesteckt, wobei ein Theil des Dorfes und die Kirche nebst den in ihr aufbewahrten Kirchenbüchern mit ein Raub der Flammen wurden. Das alte Schloss blieb in seinen Brandruinen liegen und es erfolgte zu jener Zeit der Neubau zweier Schlösser.

Aus dieser Zeit stammt auch die jetzige Kirche, die in einem nichts weniger als edlem Style erbaut, weder geräumig, noch lichtvoll genannt werden kann. Die hölzerne in einzelne Tafeln eingetheilte Decke ist. mit biblischen Gemälden geziert und an den Wänden befinden sich mehrere Trauerfahnen, Lanzen, Degen und Sporen, welche die bunten, hölzernen Wappen einiger verstorbenen Ritter aus dem Adel der Metzschischen Familie umgeben, deren Särge in der, unter der Kirche befindlichen Gruft, beigesetzt sind. Der Altar ist ein in der damaligen Zeit gewöhnlicher Schrank oder Wand-Altar, auf welchem in den einzelnen Nischen die Figuren der Marie mit dem Christuskinde und mehrerer anderer biblischer Frauen sich befinden, an denen der Faltenwurf der Gewänder und die Vergoldung derselben sich auszeichnen.

Vermögen besitzt die Kirche ohngefähr 350 Thaler einschliesslich eines Legats von 150 Thaler, welches Frau Christiane Sophie Mauersberger, die Wittwe des Papiermühlenbesitzers Johann Siegfried Mauersberger zu Grün im Jahre 1841 nach ihrem Tode testamentarisch mit der Bedingung vermacht hat, dass die Zinsen davon alljährlich an die Armen zu Grün von dem jedesmaligen Pfarrer vertheilt werden sollen.

In die Kirche sind eingepfarrt Grün und Abhorn, Erstres liegt 11/2 Stunde östlich von Plohn, letztres 1/4 nördlich vom Kirchorte. In Grün ist ein Flossholz-Landungsplatz unter Aufsicht eines Flossvorstehers.

In alten Zeiten war Grün nach Rodewisch eingepfarrt. Einst sei aber, wie die Sage geht, ein Kind von Grün auf dem Wege zur Taufe nach Rodewisch im Winter verloren gegangen, oder wie Andere erzählen, erfroren, oder wie noch Andere wollen, von Wölfen gefressen worden und deshalb die Einpfarrung nach Plohn erfolgt.

Eine Schwesterkirche von Plohn ist in dem 1/4 Stunde nordwestlich gelegenen Orte Röthenbach.

In Röthenbach lebte der emiritirte Schulmeister Thomas, welcher mit seinen beiden Söhnen die Nachahmung des niederländischen Kammertuches erfand, welche in der Folge dem Städtchen Falkenstein, wohin die Gebrüder Thomas sich wendeten, eine glückliche Gelegenheit gegeben hat, durch seine Fabricate berühmt zu werden. Auch machte Thomas einen glücklichen Versuch mit einer Spinnmaschine, auf welcher er, ohne Vorgespinnst und ohne zurückgeschoben zu werden, um das Garn aufzuwinden, 80er Garn spann. Aus Mangel an Unterstützung, die er nicht nachsuchte, ging sie wieder ein.

Röthenbach hat seine besondere Schule und es ist hier wie in Plohn ein ständiger Lehrer.

In die Kirche und Schule zu Röthenbach gehört noch ein Haus von dem nahen Dorfe Wildenau, welches aber auf Röthenbacher Grund und Boden erbaut ist.

Die Collatur über die Pfarr- und Schulstelle zu Plohn, so wie über die Schulstelle zu Röthenbach steht dem jedesmaligen Oberpfarrer und jetzigen Superintendenten zu Reichenbach zu, was noch von dem in dieser Stadt bestandenen Ordenshause der deutschen Ritter herrührt, da Plohn vor der Reformation ein Vicariat von Reichenbach gewesen ist.

Nach dem Tode des letzten dasigen Comthurs, Sebald Rosenbach war Georg Röder Inhaber des deutschen Hauses zu Reichenbach geworden, zwischen welchen sich viele Streitigkeiten mit dem dasigen Magistrate und dem Gutsherrn Levin von Metzsch erhoben, bis endlich dieselben durch eine Churfürsth. Kommission 1534 beigelegt wurden, durch welche der Gutsherrschaft das Patronat über die Kirche und Schule zu Reichenbach in Gemeinschaft mit dem Magistrat zugestanden; das über die Kirchen zu Mylau, Waldkirchen und Plohn dem deutschen Hause vorbehalten worden ist. –

Das Dorf Plohn, welches nur eine Gemeinde bildet, besteht ausschliesslich der Kirche, der Pfarr- und Schulwohnung und den beiden Rittergütern aus 9 Bauergütern, 25 Gärtner und Häuslernahrungen und 2 Mahl- und Schneidemühlen, von denen die untere zum Rittergute Oberntheils gehörige mit einem ansehnlichen, massiven Gebäude verbunden ist, in welchem Schafwollenspinnerei und Tuchfabrik ziemlich schwunghaft betrieben werden. Vor der neuen Gerichtsorganisation gehörten zu Plohn die Dörfer Abhorn, Röthenbach, Herlasgrün, der grösste Theil von Pechtelsgrün, ein Theil von Saupersdorf bei Kirchberg und die Frohn- und Freiseite von Wildenau. Die Einwohner von Plohn, deren Zahl jetzt 303 beträgt, beschäftigen sich zum Theil mit der Landwirthschaft, zum Theil mit Betreibung von Handwerken.

[107] Das Dorf enthält ein Areal von

531 Ackern, 224 Ruthen mit
6213,47 Steuer-Einheiten.

Es gehört jetzt zum Gerichtsamt Lengenfeld und zum Bezirkgericht Plauen, zur Amtshauptmannschaft Plauen, zum Regierungsbezirk Zwickau.

Plohn ist mehrmals von Unglücksfällen schwer heimgesucht worden. Vom Jahre 1660 bis 1666 war drei Mal Feuer im Dorfe.

Im Jahre 1675 entstand im Schlosse ein Feuer, wobei die Wirthschaftsgebäude ein Raub der Flammen wurden und nur mit vieler Mühe die Hauptgebäude und die übrigen Umgebungen erhalten werden konnten.

Eben so brach das Kriegsunglück im Jahre 1761 über Plohn herein und hat durch Contribution und Ausfuragirung viel Schaden und Verlust erlitten.

Bemerkenswerth ist wohl auch, dass Plohn am 8. August 1840 der Schauplatz einer öffentlichen Hinrichtung gewesen ist:

Johanne Sophie Kunze aus Pechtelsgrün, die ihren zweiten Ehemann, Johann Gotthelf Kunze mit Hilfe ihrer beiden Kinder erster Ehe, Christiane Wilhelmine Hochmuth und Ernst Christian Hochmuth auf der Hausflur mit einem Stricke erdrosselt hatte, wurde auf dem Anger neben dem Mühlteiche von dem Scharfrichter Schreiner zu Reichenbach durch’s Schwerdt enthauptet.

Uebrigens mag auch nicht unerwähnt bleiben, dass ein Dorfkind als Missionar in Südafrika lebt. Der jüngste Sohn des verstorbenen Richters Gottlieb Leupolds, Johann Gottlieb Leupold erlernte als Jüngling das Schuhmacherhandwerk, wanderte ins Elberfeldische und kam zuerst zu einem Schuhmachermeister nach Herdeke, dann später zu einem dergleichen in Barmen in Arbeit, bei denen er mit dem in jener Gegend herrschenden Pietismus und später auch mit dem Missionswesen bekannt wurde. Noch als arbeitender Schuhmachergeselle besuchte er die Missionsschule zu Barmen. Nach einem mehrjährigen Vorbereitungsunterricht auf genanntem Institute wurde er von der dortigen Missionsgesellschaft nebst mehrern Andern über London nach Südafrika in die Capstadt gesandt, um dort den rohen Heiden das Evangelium unsers Herrn und Heilands zu verkündigen. Er kam glücklich in der Capstadt an und gründete mit seiner Gesellschaft in einem Thale landeinwärts unter den Hottentotten, eine Colonie, die sie Wupperthal getauft haben. In neurer Zeit hat derselbe mit der Tochter des englischen Gouverneurs, unter dessen Schutz die Colonie steht, sich verheirathet und erfreut sich der besten Fortschritte seiner Colonisten in christlicher Civilisation.

Plohn liegt nicht unfreundlich und gehört hinsichtlich des Klimas ziemlich zu den mildesten des Voigtlands. Gegen Südost hin steigt das Land bedeutend an, und die in dieser Richtung 11/2 bis 2 Stunden weitgelegenen Berge, der Mausberg und Kuhberg, so wie die Herlagrüner und Schnarrtanner Höhen geben die herrlichste amphitheatralische Aussicht bis in die weitesten Fernen, südwestlich nach Schleitz und nordwestlich nach Altenburg und Leipzig hin. Ja man will behaupten, dass man auf dem höchsten Punkte in Schnarrtanne an heiteren Tagen mit bewaffnetem Auge sogar die Thürme von Leipzig zu erblicken im Stande sei.

M. G.     




Göltzsch.


Diesen Namen führen zwei Dörfer des Voigtlands, 1/2 Stunde nördlich von Auerbach, nahe bei einander an der Göltzsch gelegen.

Das, was unserer Beschreibung gilt, ist das südlich gelegene Dorf und wird gewöhnlich Göltzsch Obertheil (Obergöltzsch) genannt. Dann ist nahe daran Göltzsch untern Theils oder Untergöltzsch und Niederauerbach. Alle drei Orte werden gewöhnlich unter dem allgemeinen Namen Rodewisch begriffen, ein Kirchort und Marktflecken an der Göltzsch u. Wernesgrüner Bache, welcher seinen Namen der rothen oder Goldwäsche verdankt, die bereits [108] zwischen dem sechsten und zehnten Jahrhundert die Sorben hier angelegt hatten. Schon unter den Anbauern im Gaue „Plawe“ kommen die Namen Göltzsch und Rodewisch vor, sowie auch der Flussname Göltzsch sorbischen Ursprungs ist.

Ein Dunkel schwebt über Rodewisch und Göltzsch, zwischen dem zehnten und zwölften Jahrhundert. Nur so viel ist gewiss, dass Göltzsch und Rodewisch bis ziemlich zum Jahre 1542 mit der Herrschaft Auerbach vereinigt blieben und im Besitze dieser Herrschaft waren anfänglich die Herren von Reuss, Voigte zu Plauen, denen vom Anfange bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts die Burggrafen von Dohna folgten, welche bereits im Jahre 1473 laut Urkunde zu Niederauerbach einen daselbst ihnen gehörigen Eisenhammer (an welcher Stelle jetzt Glas berühmte Messingwerk steht) an einen ihrer Diener verschenkten, bis endlich ein Rudolf von der Planitz, auf Planitz und Wiesenburg, als Erster dieses altadligen Geschlechts, im Jahre 1499 im Besitze Auerbachs sich befindet, dessen Sohn, Hans von der Planitz, im Jahre 1504 zugleich als Besitzer der Herrschaft Göltzsch genannt wird und dadurch auch geschichtlich berühmt ist, dass er als Doctor und Rath bei Kaiser Karl V. in hohen Ehren stehend, von diesem im Jahre 1522 laut Diploms auf einem Reichstage zu Nürnberg mit dem Titel „Edler“ und mit dem Vorrechte, mit rothem Wachse siegeln zu dürfen, belehnt wurde, während er nicht minder auch mit Dr. Luther in vertraulichem Briefwechsel gestanden hatte. Zeugnisses genug für das hohe und auch höhere Alter von Rodewisch.

Bis zum Jahre 1542 blieb die Herrschaft Göltzsch, auch Gölitzsch genannt, mit der von Auerbach bei der Planitzschen Familie. Da theilten sich die drei Söhne des obgedachten Herrn Hans in das väterliche Erbe und Balthasar Friedrich, Edler von der Planitz, erhielt die erstere, welche ungetheilt auch fortbestand bis 1602, wo, laut Theilungsrecesses vom 20. September, drei Brüder eine Theilung dieser Herrschaft mit dem dazu gehörigen obern und untern Vorwerke vornahmen: und so traten nach und nach die jetzigen drei Rittergüter unter den Namen Obergöltzsch, Untergöltzsch und Niederauerbach als besondere Besitzungen mit ihrer eigenen Gerichtsbarkeit hervor.

Das Rittergut Obergöltzsch blieb bis zum Anfange des achtzehnten Jahrhunderts im Besitze der von der Planitzschen Familie, wo es durch Kauf an die von Beustsche überging, dann, noch in der ersten Hälfte des selben Jahrhunderts, an die von Brandensteinsche verkauft ward, nach welcher es die Frankesche acquirirte, und durch Erbe an die Adlersche Familie überging, welche noch heute im Besitze dieses Gutes ist.

Das Schloss Obergöltzsch ist schön gelegen und nett und freundlich eingerichtet, wenn es auch selbst nicht zu den grösseren Gebäuden gerechnet werden kann.

Im Orte befindet sich ausserdem noch eine Mahlmühle mit zwei Gängen an der Göltzsch, eine Papiermühle und einige Bretmühlen. Früher, vor der neuen Gerichtsorganisation gehörte der Ort Zeidelweide hierher.

Die Schicksale des Ortes anlangend, so sind solche mit Rodewisch eng zusammenhängend. Durch den dreissigjährigen Krieg hat Göltzsch wie ganz Rodewisch viele Kriegsdrangsale erdulden müssen. Im Jahre 1772 war grosse Hungersnoth und in deren Gefolge erschienen bösartige Krankheiten, wo der Tod viele Menschen hinweggerafft hat.

In Rücksicht auf das lange Dorf Rodewisch bildeten sich in den drei Orten Obergöltzsch, Untergöltzsch und Niederauerbach schon seit lange her ohne Rücksicht auf die Gerichtsangehörigkeit drei besondere Gemeinden, deren Angelegenheiten drei Gemeinderäthe zu besorgen haben – eine Zerstückelung, die zwar ihr Unangenehmes hat, deren Abstellung aber auch ihre nicht geringen Schwierigkeiten haben dürfte. Ein besonderer Schulgemeinderath, an der Spitze des Schulvorstandes stehend, hat jetzt die äusseren Angelegenheiten der gesammten Ortsschulen eines gemeinschaftlichen Schulbezirks zu vertreten.

Alljährlich am Montage nach Jacobi, als am Kirchweihfest, wird im eigentlichen Flecken Rodewisch auch ein Markt gehalten, dem am Abend des Dienstags die Feier eines eigenthümlichen Volksfestes folgt, das für eine alte Anspielung auf den Ortsnamen gehalten wird. Denn während, vom Sonntage an, um ein eine Elle langes Stück rothen Tuches, das der obere Gasthofsbesitzer unentgeldlich zu geben hat, als um einen Preis von den Männern auf der Kegelbahn gekämpft worden war; wird jetzt der Gewinnende damit geschmückt, am Arme seiner Tänzerin von den Gerichtspersonen mit Musik auf einen nahen Platz geführt, wo nach drei von diesem Paare allein beendigten Tänzen, die Mitkämpfer nun mit ihren Schönen den Tanzenden sich anschliessen und nach mehreren Reigen in eng geschlossenem Kreise jubelnd das Volksfest beschliessen.

Was die Lage von Obergöltzsch und Rodewisch betrifft, so gehört sie, auch durch die Nähe von Auerbach, zu den freundlicheren des Voigtlandes; vorzüglich dienen die im letzteren Orte stehenden und meistentheils jetzt hohen Linden und Erlen durch ihren Baumschlag zu besonderer Zierde.

Das Klima ist mild, während weiter südlich und östlich entfernt ein rauheres bald beginnt.

Bedeutende Höhen findet man hier nicht, doch bietet dem Fussreisenden einen angenehmen Pfad die jetzt nach Wernesgrün führende Kunststrasse dar, welche, vom obern Ende von Rodewisch durch ein Wiesenthal, dies- und jenseits des Wernesgrüner Baches in vielfachen Krümmungen sich [109] windend, bis Wernesgrün verschiedene und mannichfaltige Abwechselungen dem Auge des Wandrers gewährt.

Die Collatur über Kirche und Schule in Rodewisch mit Obergöltzsch und Untergöltzsch steht den beiden Rittergutsbesitzern von Auerbach obern und untern Theils zu, ein Recht, was sich von der früher bestandenen grösseren Herrschaft noch herschreibt.

Früher stand blos eine kleine Capelle in Rodewisch, welche Filial von Auerbach war.

Der Neubau zu einem grösseren Gotteshause wurde erst im Jahre 1642 unternommen. Da aber diese Kirche später für die Gemeinde zu klein ward, so legte man am 18. October 1729 den Grundstein zu einer neuen Kirche, die am 27. October 1736 eingeweiht worden ist.

Die Kirche selbst im innern Raum 521/2 Ellen lang und 331/4 Ellen breit, an der westlichen Seite mit einer Halle, die aus einem Theile der frühern Kirche besteht, ist einfach in ihrem Baue, doch hell in ihren Räumen, besitzt einen schönen Altar von Holz und eine schöne neue Orgel.

Im Jahre 1831 erhielt die Kirche an der Stelle eines von der Gemahlin des Herrn Joachim Friedrich von Beust auf Obergöltzsch im Jahre 1714 geschenkten Taufengels; durch testamentarische Bestimmung des Factors beim Messingwerke Herrn Rähm die Geldmittel zur Anschaffung eines neuen Taufsteins und im Jahre 1840 wurde die Kirche von Freunden der Gemeinde mit einem Glasleuchter geschmückt.

Das Capitalvermögen der Kirche mit Inbegriff der Kirchen-Holzkasse beläuft sich an 3400 Thaler.

Der Gottesacker, in dessen Räumen die Kirche steht, ward 1715 durch Ankauf eines daran grenzenden Privatgrundstücks mit 40 M. Fl. bedeutend erweitert.

Die geistlichen und Schulgebäude anlangend, so ist das Pfarrhaus, zu welchem die Wirthschaft eines Viertelgutes gehört, zwar alt in seinem Baue, doch immer befriedigend in seinen Räumen und freundlich durch seine Lage an der Kunststrasse nach Wernesgrün.

Das obere Schulhaus ist seit 1838 von den Gemeinden mit bedeutendem Kostenaufwand neu erbaut und befinden sich darinnen Lehrstuben und Wohnungen für 3 Lehrer.

Das in Niederauerbach befindliche Messingwerk wird von einem Hütten-Inspector zur Erzeugung seiner Fabrikate und von einem Factor zum Vertriebe seiner Erzeugnisse verwaltet, welchem ein Hüttenschreiber beigegeben ist. Dieses Messingwerk hat den hilfsbedürftigen Arbeiter und deren Hinterlassenen stets Gelegenheit zu einem nährenden Verdienst geboten, so wie auch die Besitzer desselben sich der dazu gehörigen Schule höchst freigebig zu jeder Zeit annehmen.

Rodewisch mit Ober- und Untergöltzsch und Niederauerbach zählt 394 bewohnte Gebäude mit 637 Familienhaushaltungen und 3217 Einwohnern.

Das Ganze gehört jetzt zum Gerichtsamt Auerbach, zum Bezirksgericht Eibenstock, zur Amtshauptmannschaft Plauen, zum Regierungsbezirk Zwickau.

(M. G.)     




Rützengrün.


gehörte in den frühesten Zeiten zu der Herrschaft Auerbach, von welcher es nur 1/2 Stunde entfernt liegt.

Auerbach selbst entstand mit den Burgen zu Schöneck und Falkenstein im 9ten Jahrhundert, welche gegen die aufständischen Sorben als dritte Militärlinie errichtet wurden. Limmer will die gleichzeitige Entstehung dieser Burgen aus der gleichen Bauart beweisen, weil sie nämlich alle um einen steilen Felskegel herum angelegt waren, auf welchem nun erst, isolirt von den übrigen Gebäuden, die Warte stand, welche sich so über das Ganze erhob und nun innerhalb der Burg die Citadelle von solcher selbst wieder machte und weil alle diese Warten auch nicht unten, sondern in der Mitte ihre Eingangs-Oeffnung hatten: da sie die Zuflucht für die letzte Gegenwehr in der äussersten Verzweiflung bildeten.

Auerbach mit Zubehör und so mit Rützengrün wurde früher als ein Reichsritterschaftliches Lehn besessen und die Dynasten-Familie hat [110] sich auch davon geschrieben. Noch im Jahre 1282 wird ein Konrad von Auerbach genannt. Zu Ende des 13ten u. 14ten Jahrhundert war sie eine Besitzung der Voigte von Plauen, während deren Besitz finden wir im Jahre 1416 als Afterlehnsträger einen Heinrich von Weyda. Später war es Meissnisch-Markgräfliches Lehn und es wurden die Burggrafen von Dohna damit beliehen, als von welchen in den Jahren 1448 u. 1459, Friedrich, ingleichen 1482, Zenko als Herren von Auerbach vorkommen. Im letzten Jahre kam es aber noch an Pankraz von Schenken und von diesem an die Herren von Wolfersdorf, von welcher Familie es im 16ten Jahrhundert an die Edlen von der Planitz gelangte, die Auerbach mit Rützengrün bis in die neuesten Zeiten fortbesessen haben. Erst im Jahre 1847 kam Rützengrün von dieser Familie an den dermaligen Besitzer Herrn Wilhelm Friedrich Günther auf Rützengrün.

Rützengrün erlangte erst im Jahre 1741 die Schriftsässigkeit. Es hat ein schönes, freundliches herrschaftliches Wohnhaus und die Wirthschaftsgebäude sind in vortrefflichem Zustand. Die Lage selbst ist nicht unangenehm, obschon etwas rauher als Rodewisch.

Die Schicksale Rützengrüns anlangend, so hat es die mit Auerbach ziemlich getheilt.

In den Hussiten-Kriegen, bei welchen Voigtland besonders allen Arten des Elendes und der Wuth ausgesetzt gewesen ist, wurde auch Rützengrün mit verheert.

Viel mehr musste es in dem 30jährigen Krieg ertragen, wo es bald von den kaiserlichen Soldaten, bald von den Schweden und allerlei streifenden Partheien ruinirt, geplündert, beraubt und verbrannt wurde und viele andere Unmenschlichkeiten ertragen musste, welche die Nachkommen kaum glauben würden, wenn sie von der Geschichte nicht aufbewahrt waren.

Eingepfarrt ist natürlich Rützengrün nach Auerbach, eine Parochie, welche bis zum Jahre 1837 aus 32 Ortschaften bestand.

In diesem Jahre wurde die Parochie Rautenkranz abgetrennt und jetzt sind nur noch ausser Rützengrün, Beerhaide, Hauptbrun, Hohengrün, Brun, Dresselsgrün, Schnartanne, Laubberg, Hahnenhaus, Vogelsgrün, Wernesgrün, Sorge, Hinterhain, Rempesgrün, Mühlgrün, Krinitzleithen, Rebesgrün, Reimtengrün, Georgengrün, Reiboldsgrün und Zöbisch nach Auerbach eingepfarrt.

Filiale von Auerbach waren bis 1677 Schönhaide und bis 1706 Rothenkirchen und Rodewisch.

Die alte Kirche war St. Laurentius geweiht und hatte vor der Reformation vier Altare. Im Jahre 1540 brannte die Kirche ab und die hierauf erbaute Kirche stand bis zum Jahre 1834, wo solche nebst dem grössten und schönsten Theil der Stadt ein Raub der Flammen wurde. In den Jahren 1836 bis 1839 ist solche im gothischen Style wieder neu aufgebaut und zeichnet sich durch Erhabenheit in der Bauart und edle Einfachheit aus. Sie enthält ein neues vorzügliches Orgelwerk vom Orgel-Baumeister Jehmlich in Dresden. Die Kirche ist hell und freundlich, wenn auch nicht allzugeräumig. Sie besitzt kein Vermögen, vielmehr ist dieselbe in Folge des Baues mit einer bedeutenden Kapitalschuld belastet.

Eine im Orte noch befindliche Gottesackerkirche auf dem Gottesacker an dem Rodewisch-Auerbacher Wege gelegen, wird zum Abhalten der Leichenpredigten und sonstigen Leichenreden benutzt.

In der ganzen Parochie sind mit Einschluss der Stadtschule, acht Schulen vorhanden und zwar in den Dörfern Beerhaide, Brun, Rebesgrün Rempesgrün, Schnartanne, Wernesgrün und Rützengrün.

In den sämmtlichen eingepfarrten Orten und somit auch in Rützengrün ist das Spitzenklöppeln eine Hauptbeschäftigung, ein Nahrungszweig, der für den fleissigsten Arbeiter nicht mehr den nöthigen Unterhalt bietet.

Bemerkenswerth von Rützengrün ist noch, dass hier viel Rauchtopas gefunden wird.

Die frühere Herrschaft Auerbach,[1] wozu Rützengrün gehörte, so wie Schönhaide, Rützengrün und viele Waldorte zählte an die 18–19000 Seelen.

In dieser Herrschaft war auch ein kleines Bad in dem Forstörtchen Raiboldsgrün, welches nicht mit dem Forsthaus Reiboldsruh bei Schneckengrün zu verwechseln ist.

Die Heilduelle in Reiboldsgrün wurde 1725 entdeckt und heisst Christiane-Eberhardinen Brunnen. Die Quelle ist eisenhaltig und zur Nervenstärkung vorzüglich geeignet.

Bemerkenswerth bleibt der in hiesiger Gegend nahe Schnarrtanner Berg, von wo aus man eine der schönsten Aussichten der Umgegend geniesst und ungefähr 2 Stunden vom hiesigen Orte beim Waldort, Gottesberg ist der bekannte Topasfelsen, der Schneckenstein genannt, der erst seit 1730 näher untersucht und auf Kosten des Staats einige Jahrzehnte hindurch bearbeitet wurde. Da die Topase wegen der Menge der Böhmischen zu sehr im Preise fielen, so blieb der Bau auf dem Schneckenstein liegen. Jetzt wird der Felsen nur seiner Seltenheit und seiner schönen Aussicht wegen von Reisenden noch besucht.

(M. G.)     




 

[111]
Oberlauterbach


liegt zwei Stunden östlich von Plauen, unter Falkenstein in einer steinigen und waldigen Gegend, an der alten Auerbach-Plauenschen Strasse und am Fuchspöhl.

Das hiesige Rittergut, welches lange Zeit den Namen Falkenstein untern Theils geführt hat, wurde am 24. Novbr. 1741 erst altschriftsässig und bildete einen Theil der Herrschaft Falkenstein, weshalb auch die Ortsgeschichte mit Falkenstein genau zusammenhängt.

Der Erbauer des Rittergutes ist eben so unbekannt, wie der von Falkenstein. Oberlauterbach mit Falkenstein besass im Jahre 1270 Johann von Falkenstein, ein Geschlecht, welches im 14. Jahrhundert unter den Namen Walkenstein noch vorkommt. Nach der Landestheilung der Gebrüder Balthasar und Wilhelm und deren Vettern Friedrich Wilhelm und Gürge, Landgrafen zu Thüringen und Marggrafen zu Meissen wurden im Jahre 1382 die von Lobdaburg auf Elsterberg mit Falkenstein beliehen. Nach deren Fall erhielt es durch Friedrich den jüngern die Familie von Trützschler. Unter dieser Familie ist vorzüglich Conrad von Trützschler bekannt. Derselbe gehörte zu den Ständen des Landes, welche im Jahre 1445 zur Beilegung der zwischen den beiden Brüdern Wilhelm III. und Churfürst Friedrich dem Sanftmüthigen entstandenen Zwistigkeiten zu Leipzig am Montag nach St. Katharinentage eine Vereinigung zur Schützung ihrer staatsbürgerlichen Rechte geschlossen hatten. An der Spitze dieser Verbindung standen die Bischöfe Johann zu Meissen, Johann zu Merseburg und Peter zu Naumburg mit den Aebten: Johann zu Kempnitz, Heinrich zu Saalfeld, Heinrich zu Pegau, Johannes zu Zelle, Johann zum Buche, Nicolaus zum Grünhain und Erhardt zum Bergen. Ferner Otto und Albrecht, Burggrafen zu Leissnigk und Herrn zu Penigk und Rochsburg; Heinrich, und Heinrich, Herren zu Gera und zum Lobenstein, Heinrich Russe der Aeltere, Herr zu Greitz. Veit und Friedrich von Schönburg, Herren zu Glauchau und Waldenburg. Dann über 100 vom Adel. Unter diesen sind die Vornehmsten gewesen: Hensel und Friedrich von Dohna auf Auerbach, Konrad von Ende zu Ronneburg, Ulrich Sack, Rudolph von Bünau zu Kutzschwitz, Günther von Bünau zu Elsterberg, Jürge von Wolfersdorf zu Berga, Nicol von der Planitz und Conrad von Trützschler auf Falkenstein mit Oberlauterbach.

Die spätern Nachrichten. welche über die von Trützschler’sche Familie Aufschluss gehen könnten, fehlen gänzlich. Nur so viel steht fest, dass im Jahre 1616 Georg Abraham von Trützschler Falkenstein mit Oberlauterbach besessen hat, der die Besitzung von seinem Vetter Wilhelm Friedrich von Trützschler erkaufte. Dann kam es an Hildebrand Eichelberg von Trützschler. Dieser Eichelberg von Trützschler ist derselbe, welcher in seinem Testamente vom 16. Mai 1631 die Gründung eines Hospitals zu Limbach im Voigtlande – in der Nähe von Christgrün, welches demselben ebenfalls gehörte, mit der Bestimmung verordnete, dass von den Ersparnissen beim Hospitale 12 Freistellen auf der Meissner Fürstenschule nebst einer Zulage für die Lehrer gestiftet wurden, eine Verordnung, welche im Jahre 1728 auch wirklich zur Ausführung kam.

Im 18ten Jahrhundert besass Falkenstein mit Oberlauterbach der Oberst Johann Friedrich von Trützschler, von welchem es an Traugott Friedrich Trützschler gekommen ist. Dann wurde der Lieutenant August Ferdinand von Trützschler damit beliehen und nach dessen im Jahre 1815 erfolgten Ableben folgte im Besitze der Rittmeister August Heinrich von Trützschler. Von diesem übernahm die ganze Besitzung der Geheime-Präsident und Minister zu Altenburg Carl Adolph von Trützschler, welcher am 31. Juli 1831 mit Tode abging, worauf dann der noch jetzt lebende Kammerherr und Geheime Conferenzrath Carl Adolph von Trützschler zu Gotha damit beliehen wurde, der Vater des in Baden im Jahre 1849 erschossenen Appellationsgerichtsassessor Adolph von Trützschler, eines durch Herz und Verstand gleich ausgezeichneten Mannes. Vor einigen Jahren verkaufte der Geheime Conferenzrath von Trützschler das Gut an Herrn Opitz auf Netzschkau und letztrer wieder an einen gewissen Herrn Christoph Falk. Jetzt ist Oberlauterbach anderweit verkauft.

Der frühere Gerichtssprengel von Oberlauterbach war ein sehr grosser. [112] Es gehörten dazu Antheile von Dorfstadt, Ellefeld, Falkenstein, Grünbach, Grumbach, Kottengrün, Lottengrün, Schreiersgrün, Trieb, Bergen, Werda, auch die Schäfereien Irrgang und Juchhöh, das Waldhaus, Salzbach, die Jägerhauser Hahnenweg und Lohberg und der Neugraben.

Die Rittergutsgebäude selbst sind nicht von grossem Umfange, doch vortrefflich und gut die Wirthschaftsgebäude und die Bewirthschaftung des Gutes selbst ist eine musterhafte zu nennen.

Das hier gebaute Getreide gehört zu den Mittelsorten des Voigtlandes und die erbaut werdenden Kartoffeln sind dem besten des Voigtlandes beizuzählen. In den letztvergangenen Jahren ist auch für eine gute Viehfütterung auf das Möglichste gesorgt.

Die Einwohner von Oberlauterbach treiben meistens Oeconomie und haben einen guten Nahrungszweig von den ihnen zugehörigen Sandsteinbrüchen, wovon die zugerichteten Steine zu Fensterstöcken, zu Treppen etc. weit und breit versendet werden. Diese Sandsteinbrüche erstrecken sich über Schönau bis Trieb und Bergen und weiter hinauf.

Eingepfarrt ist Oberlauterbach mit Ellefeld, Dorfstadt, Neustadt, Grünbach, Friedrichsgrün, Hammerbrück, Rissbrück, Mühlleithen, Winselburg, Bode, Reumtengrün nach Falkenstein. Das Nähere über Kirche und Schule ist schon bei der Beschreibung von Falkenstein erwähnt worden, so wie auch nicht unerwähnt geblieben, dass die Collatur dem jedesmaligen ältesten Familienhaupte der von Trützschler’schen Familie zusteht und Falkenstein als Kirchort gehört zur Ephorie Auerbach. Dagegen hat Oberlauterbach seine besondere Schule. In Falkenstein hat früher eine Schmelzhütte und eine Glashütte mit Podaschsiederei und Vitriolwerk in Friedrichsgrün bestanden, sind aber bereits seit etwa 30 Jahren eingegangen.

Die früher sehr bedeutende Holzflösse aus den Falkensteiner und Oberlauterbacher Wäldern hat seit etwa 30 Jahren gänzlich aufgehört.

Der jährliche Holzschlag aller Gattungen der Rittergutswaldungen beträgt jetzt höchstens noch 1300 Klaftern. Die Falkensteiner Gutswaldungen stossen nicht, wie hier und da irrthümlich in verschiedenen Handbüchern zu lesen ist, an die böhmische Grenze, sondern werden von dieser durch sächsische Staatswaldungen getrennt.

Der in der Nähe von Falkenstein und Oberlauterbach liegende Wendelstein, aus mehrern Felsgruppen bestehend, ist gleichbedeutend mit Wimmerstein und Bendelstein.

Diese Felsgruppen waren in frühesten Zeiten von ungeheuren hohen Forsten eingeschlossen und soll in dem Innern dieser Felsgruppen einer Sage nach die heilige Vehme die von ihr geladenen Angeklagten vernommen und über dieselben ihr Urtheil gesprochen haben.

Die Lage dieses Felsens war ganz dazu geeignet und man findet allerdings in demselben Spuren von Gängen und eine Art Gewölbe.

Zu Oberlauterbach gehört die Schäferei Irrgang und Juchheh. Der erstere Ort wird deshalb so genannt, weil vorzüglich bei Nachtzeit die Leute sich hier verirrt und in Sümpfe und undurchdringliche Waldungen gerathen sind.

Oberlauterbach hat ausserdem noch 2 Mühlen und ziehmliche Teiche.

Hier sieht man schon den Klöppelsack und einzelne Weber arbeiten nach Falkenstein die sogenannten feinere Falkensteiner Waaren oder die sogenannten Kammertücher.

Die Schiksale, die den Ort Oberlauterbach früher getroffen, waren dieselben, wie solche Falkenstein zu ertragen hatte.

Während des 30jährigen Krieges fiel in der Nähe von Oberlauterbach zwischen den Kaiserlichen und den sie überfallenden Schweden ein hitziges Gefecht vor.

Alle die späteren Nothjahre hat die Armuth hier und in Falkenstein tief empfunden, aber auf der andern Seite wurde von der Gerichtsherrschaft Alles gethan, um Noth und Jammer zu lindern.

Uebrigens gehören die Einwohner von Oberlauterbach zu denjenigen, von welchen die Voigtländische Genügsamkeit im höchsten Maasse zu rühmen ist.

Im Ganzen hat Oberlauterbach als Ort für sich betrachtet, 51 bewohnte Gebäude mit 65 Familienhaushaltungen und 374 Einwohnern.

Der Ort gehört jetzt zum Gerichtsamt Falkenstein, zum Bezirksgericht Plauen, zur Amtshauptmannschaft Plauen, zum Regierungsbezirk Zwickau.

(M. G.)     




[Ξ]
[Ξ]
[Ξ]
[Ξ]

  1. Die beiden Auerbacher Schlösser, welche bei dem grossen Brande im Jahre 1834 verschont blieben, sind bei dem letzten Feuer im Juni d. J. in einen Aschenhaufen verwandelt.

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftlicher Zusatz: 1

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Priedrich
Heft 13 des Voigtländischen Kreises Nach oben Heft 15 des Voigtländischen Kreises
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.