Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section/H03
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Der Meissner Kreis, das eigentliche Stamm- und Mutterland des Sächsischen Regentenhauses, bildete in früher Zeit mit dem Leipziger, Erzgebirgischen, Voigtländischen und Neustädter Kreise, einem Theile des Burggrafthums Meissen, den bischöflichen Besitzungen und dem Fürstenthum Altenburg die eigentliche Markgrafschaft Meissen. Kaiser Heinrich der Vogelsteller hatte diese Länder den von ihm bezwungenen Sorben abgenommen und legte im Jahre 922 am linken Ufer der Elbe die feste Stadt Meissen an, deren Besatzung unter dem Befehle eines versuchten Kämpfers stand, welcher den Titel eines Grenz- oder Markgrafen führte, weil ihm die Pflicht oblag, Land und Leute nach Aussen hin zu schützen. Nachdem der Kaiser sächsische Colonisten in das Land geschickt hatte, nannte man nach der jüngst erbauten Hauptstadt desselben den neugebildeten Staat die Markgrafschaft Meissen.
Die Markgrafen wurden anfänglich von den Kaisern nach Gefallen ein- und abgesetzt, und der erste, welchen uns die Geschichte nennt, war Riddag, der 925 zu Merseburg starb. Ihm folgte Eckard I., ein Sohn des Thüringischen Markgrafen Günther, der 1002 von den Grafen von Nordheim auf der Burg zu Pölde überfallen und ermordet wurde. Nach ihm übernahm Gunzelin, des Ermordeten Bruder, das Markgrafthum, verlor dasselbe indessen schon im nächsten Jahre durch ein zu Merseburg abgehaltenes Fürstengericht, worauf der Kaiser den Sohn Eckards I. damit belehnte. Die Nachkommen Eckards erloschen mit Eckard II, der 1046 starb, worauf Wilhelm, ein Graf von Weimar, in Besitz der Markgrafschaft gelangte, der sie bis 1062, sowie sein Bruder Otto bis 1067 besass. Der Graf von Braunschweig, Ottos Nachfolger, bat den Kaiser um die Markgrafschaft für seinen Sohn Eckbert, musste es jedoch geschehen lassen, dass Dedo, Markgraf von Buzici, dieselbe bis an seinen Tod, der 1075 erfolgte, verwaltete, worauf Kaiser Heinrich IV. den Böhmen Wratislav damit belehnte. Während dieser Zeit war der junge Eckbert herangewachsen und vertrieb nun seinen Gegner Wratislav mit Waffengewalt, worauf er bis zu seinem Tode (1090 ) im ruhigen Besitze der Markgrafschaft verblieb.
Nun wurde Graf Thymo von Wettin von Heinrich IV. feierlich mit der Markgrafschaft belehnt, derselbe starb indessen noch in dem nämlichen Jahre; die Markgrafschaft Meissen aber blieb von jetzt an erblich bei dem Hause Wettin. Unter Heinrich dem Erlauchten fiel (1247) Thüringen und zu Anfange des funfzehnten Jahrhunderts auch der Churkreis mit der darauf haftenden Churwürde an die Markgrafen von Meissen, und 1635 wurden unter Johann Georg I. die beiden Lausitzen den sächsischen Landen einverleibt. Der Meissner Kreis war im funfzehnten Jahrhundert einer der damaligen vier Sächsischen Kreise, zu dem auch der jetzige Leipziger und Erzgebirgische Kreis gehörten, von welchen Ersterer 1552, Letzterer 1691 abgetrennt wurden.
Ausser den Markgrafen gab es zu Meissen auch noch Burggrafen, denen die zur Bezwingung der Sorben angelegten Burgwarten anvertraut waren, deren man im Meissnerlande dreissig zählte, und welcher urkundlich im Jahre 1196 zum letzten Male Erwähnung geschieht, weil wahrscheinlich zu dieser Zeit die Eintheilung des Landes in Burgwarteien aufhörte. Die Burggrafen entstanden erst bei der Vergrösserung des Landes und Vermehrung der festen Schlösser, wo sie in Abwesenheit der Markgrafen den Befehl führten und später auch die Gerichtspflege ausübten. Der erste bekannte Burggraf war im Jahre 984 Rigdag, und die erbliche Burggrafenwürde erhielten zuerst die Grafen von Hartenstein, nach deren 1426 erfolgtem Aussterben das Burggrafenthum sammt den damit verbundenen Besitzungen an die Markgrafen zurückfiel, obgleich Kaiser Siegmund seinen Hofrichter, den Voigt von Plauen, damit beliehen hatte.
Da die Kaiser sich eifrigst bemühten, alle slavischen Einrichtungen und Zustände mit deutschen zu vertauschen, so entstand auch die der fränkischen Staatsverfassung eigenthümliche Eintheilung des eroberten Landes in Grafschaften, während die Sorben ihre Distrikte „Gaue oder Zupanien nannten. Wie diese Veränderung durchgeführt wurde, lässt sich mit historischer Genauigkeit nicht bestimmen, weil die neu entstandenen Grafschaften nach den Namen der Grafen, nicht aber nach ihren Stammschlössern genannt wurden. Die Grafen wurden von den Kaisern als Befehlshaber und Hauptleute eingesetzt, und empfingen anstatt der Besoldung Lehngüter auf Lebenszeit, die indessen später sich in erbliche Besitzthümer verwandelten. Im Frieden verwalteten die Grafen in ihren Bezirken die Justiz, und im Kriege führten sie den Markgrafen ihre Vasallen zu. Unter den späteren schwachen Kaisern verloren die Grafschaften allmälig ihren Zweck, indem die Grafen sich erblich machten und den Namen der Schlösser auf denen sie hausten, anzunehmen begannen, beträchtliche Theile der Grafschaften gelangten jedoch auch an die Stifter und Klöster.
Auf einem bewaldeten Felsenvorsprunge des Elbufers, da, wo der Strom sich krümmt, um in weitem Bogen seine Gewässer der alten Bischofsstadt Meissen zuzuführen, thronen, umgehen von einem Kranze ehrwürdiger Linden, die altersgrauen Gebäude der Veste Scharfenberg. Seit einem Jahrtausend schon schauen die Thürme und Zinnen der Burg hinab in das reizende Thal, und obgleich mehr als dreissig Generationen zu Grabe gegangen seit seiner Erbauung, steht doch das alte Haus noch fest und sicher auf seinem Felsengrunde, und wird noch lange den zerstörenden Einwirkungen der Zeit Trotz
[18] bieten; denn aus gewaltigen Steinmassen sind seine Mauern zusammengefügt und in festem Granit wurzelt der alte Bau.
Ob die Behauptung mehrerer Geschichtsschreiber, dass Scharfenberg ein Wendenschloss im Gaue Nisan (der sich von Meissen bis Böhmen hinauf erstreckte) gewesen sei, auf Wahrheit beruhe, lässt sich historisch nicht nachweisen; dagegen ist es gewiss, dass nach dem blutigen siegreichen Kampfe Kaiser Heinrich I. mit den Sorben Scharfenberg ein Hauptpunkt der längs der Elbe gebildeten Defensionslinie war, welche die Unterdrückung des besiegten Volkes und die Beherrschung des Stromes bezweckte. Zu gleicher Zeit und aus gleicher Ursache entstanden die Burgen Hirschstein, Zadel, Meissen, Zehren, Priessnitz, Niederwartha und Andere, so dass man wohl mit ziemlicher Gewissheit Kaiser Heinrich I. als den Erbauer Scharfenbergs betrachten kann. In Urkunden des dreizehnten Jahrhunderts wird die Burg Skarphenberg genannt; sie gehörte damals den Markgrafen von Meissen, von welchen Heinrich der Erlauchte sich oft und gern hier aufhielt, und dessen Gemahlin auf Scharfenberg gestorben sein soll. Die Entdeckung bedeutender Silberminen in des Schlosses Nähe gab zu jener Zeit Veranlassung, dass die Markgrafen mit den Bischöfen von Meissen in sehr ernste Streitigkeiten geriethen, indem Kaiser Friedrich II. dem Bisthume gewisse Anrechte auf die Bergwerke zugestanden hatte, welche die Fürsten nicht genehmigen wollten. Bischof Witigo I., unter dessen Herrschaft das Bisthum Meissen zur höchsten Macht und Blüthe gelangte, wagte es sogar, Markgraf Heinrich den Erlauchten 1275 in den Bann zu thun und sein Land mit Interdict zu belegen, so dass Heinrichs Schwiegervater, der König Wenzel von Böhmen, sich ins Mittel schlagen und den erbitterten Prälaten beruhigen musste. Markgraf Heinrich starb 1288, und seine Länder fielen an Friedrich den Kleinen oder den Dresdner, einen Sohn Heinrichs und seiner dritten Gemahlin Elisabeth von Maltitz; bald aber vertauschte Friedrich die väterlichen Besitzungen gegen Böhmische Gebietstheile und 4500 Mark Silbers jährlicher Leibrente an König Wenzel, welchen Kaiser Rudolph I. als Reichsverweser über das Meissnerland gesetzt hatte. Friedrich der Kleine scheint indessen nicht lange auf seinen Böhmischen Besitzungen geblieben zu sein; denn als Bischof Witigo I. von Neuem eine Fehde begann, eroberte und besetzte der Markgraf einige feste Städte und Schlösser, worunter sich auch die Veste Scharfenberg befand. Nachdem der Bischof besiegt war, überliess Friedrich seine hiesigen Besitzungen Friedrich dem Stammelnden, seinem Vetter, der jedoch noch im nämlichen Jahre der Rache des streitlustigen Bischofs als Opfer fiel. Als er nämlich von einer Jagd auf das Schloss Hirschstein zurückkehrte, reichte ihm ein von Witigo erkaufter Diener vergiftete Kirschen, woran der Markgraf starb. Friedrich der Kleine und der Bischof von Meissen scheinen sich indessen wieder versöhnt zu haben; denn nach seines Vaters Tode ertheilte ihm der Bischof die Lehen über des Verstorbenen Länder und die Einigkeit wurde nicht wieder gestört.
Vom Beginn des vierzehnten Jahrhunderts bewohnten Scharfenberg die Markgrafen Woldemar und Johann von Brandenburg, welchen der König von Böhmen Meissen, Döbeln, Frauenstein und Grimma überlassen hatte, und als die Fürsten mit Tode abgegangen waren, beabsichtigte der Bischof von Meissen, diese Güter als abgestorbene Lehen an sich zu bringen, liess sich jedoch endlich willig finden, dieselben gegen eine Abfindungssumme von tausend Schock Böhmischen Groschen dem Markgrafen Friedrich mit der gebissenen Wange abzutreten, bei dessen Nachkommen das Schloss Scharfenberg auf längere Zeit blieb. Im vierzehnten Jahrhundert war Scharfenberg ein Rittersitz, den Balthasar von Maltiz inne hatte, und nach ihm wird ein Dietrich von Miltitz genannt, dessen Familie das Schloss bis auf die neueste Zeit besass. Zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts beherbergte die alte Burg einen Ritter von Vitzthum, der durch seine kühnen Raubzüge bald einen gefürchteten Namen erlangte und die Strassen weit umher unsicher machte. Von seinem hohen Felsensitze spähete der Wegelagerer weit hinaus auf die vorüber führende Heerstrasse, und überfiel mit seinen saubern Genossen die reichbeladenen Wagen und Saumthiere der reisenden Kaufleute, bis endlich Churfürst Friedrich der Streitbare dem argen Treiben des Stegreifritters ein Ende machte und ihn aus dem Lande jagte. Im Jahre 1429 war Besitzer Scharfenbergs Dietrich von Schleinitz, von dem es jedoch sehr bald an Dietrich von Miltitz gelangte, der 1457 starb. Ihm folgte Heinrich von Miltitz, der das Schloss bis 1487 besass und es seinem Sohne Bernhardt hinterliess, welcher 1532 verschied. Heinrich von Miltitz starb 1540 und Christoph 1559, worauf es des Letztern Vetter, Martin von Miltitz, erhielt, der 1581 in seiner Ahnengruft beigesetzt wurde und die Güter drei Söhnen, Ernst, Sigismund und Heinrich vererbte, welche dieselben gemeinschaftlich verwalteten. Dietrich von Miltitz und dessen Sohn, der Domherr des Stifts Merseburg, Ernst Wilhelm von Miltitz, starben Beide im Jahre 1600, und ihr Nachfolger, Alexander von Miltitz, 1629. Nach ihm besass Scharfenberg Gottfried Wilhelm, welcher 1643, und Georg von Miltitz, welcher 1651 mit Tode abging; Haubold von Miltitz, churfürstlich Sächsischer Geheimrath, Oberhauptmann im Meissner Kreise und Obersteuerdirector, starb 1619 in Dresden, und sein Sohn, Alexander, königlich Polnischer und churfürstlich Sächsischer wirklicher Geheimrath und Obersthofmeister, wurde 1738 in Naustadt beerdigt. Heinrich Sigismund von Miltitz, Oberhofmarschall, Kammerherr und Generalmajor, starb 1740, und Dietrich von Miltitz, Geheimrath, 1747. Carl Werner Ernst von Miltitz, königlich Polnischer und churfürstlich Sächsischer Kammerherr, wurde am 14. September 1764 in der Kirche zu Naustadt beigesetzt, und sein Nachfolger, Dietrich Alexander von Miltitz, k. k. Feldmarschall-Lieutenant, starb 1792. Nach ihm besass das Gut der churfürstlich Sächsische Oberschenk, Heinrich Sigmund von Miltitz, der jedoch schon im Jahre 1793 mit Tode abging und den königlich Preussischen Generallieutenant, Dietrich von Miltitz, zum Nachfolger hatte. Der Generallieutenant von Miltitz starb in sehr hohem Alter auf dem Schlosse Siebeneichen; sein Sohn verkaufte im Jahre 1854 Scharfenberg an Herrn Oehmichen.
Ueber Scharfenbergs früheste Schicksale ist nichts bekannt, doch lassen in seiner Nähe ausgegrabene Pfeilspitzen und andere alterthümliche Waffentheile vermuthen, dass trotz der steilen und gesicherten Lage des Schlosses es nicht immer von Feinden unbedroht blieb. Ob die Hussiten, welche in den Jahren 1429 und 1430 Verheerungszüge in das Meissner Land unternahmen und dabei die Scharfenberger Bergwerke zerstörten und verschütteten, auch die Veste bestürmten und eroberten, ist unbekannt. Im dreissigjährigen Kriege soll Scharfenberg einstmals mit Sturm genommen worden sein. Die Sage erzählt, der Fahnenträger der Besatzung habe gegen den eindringenden Feind,das anvertraute Banner so lange vertheidigt, bis ihn derselbe auf die äusserste [19] Spitze des Walles gedrängt, und hier habe der Angegriffene sich mit der Fahne von dem Felsen hinabgestürzt. Durch einen glücklichen Zufall blieb der Fahnenträger bei seinem gewaltigen Sprunge unbeschädigt und brachte das treu beschützte kriegerische Kleinod glücklich in Sicherheit. Auf dem Hofe Scharfenbergs steht das steinerne Bild eines geharnischten Mannes mit dem Wappen der Miltitze im Schild, von dem der Volksglaube behauptet, es solle den muthigen Fahnenträger vorstellen. Bei dem Einfalle der Schweden im Jahre 1706 liess der damalige Burgherr, Alexander von Miltitz, hinter dem Schlosse Verschanzungen aufwerfen, Batterien errichten und sämmtliche Unterthanen bewaffnen.
Fast sieben Jahrhunderte hatte die alte Burg gestanden, als Haubold von Miltitz sie 1653 einer Reparatur unterwarf, die fast einem Neubau glich. Am 20. August 1783 wurde das Schloss von einem Blitzstrahl getroffen, wodurch dessen Hauptgebäude, mit ihm die herrliche Kapelle, niederbrannte und ein hoher Wartthurm zusammenstürzte. Am Eingange zur Burg stehen zwei runde, mit Schiessscharten versehene Thürme, zwischen denen die Zugbrücke lag, und ein runder Thurm, an den sich ein viereckiger anlehnt, enthält ein Burgverliess, so schaurig, wie sich nur die lebhafteste Phantasie es darzustellen vermag. Noch befindet sich im Schlosse ein weiter Rittersaal, unter welchem ein hohes, schmales Thor nach dem Hofe führt, einem länglichen Viereck, beschattet von drei Linden. Im linken Flügel ist die Gerichtsstube, das Archiv und die Wohnung des Gerichtsdieners. Das Gebäude, dessen Fronte nach Dresden hinschaut, enthält in seinen Souterrains noch jetzt gebrauchte Gefängnisse und einen aus dem Felsen gesprengten Pferdestall, sowie im ersten Stockwerk eine Anzahl sehr schöner, wohnlicher Zimmer. Die Ruinen der niedergebrannten Gebäude sind abgetragen, die Stätte, auf welcher einst die Kapelle stand, schmücken Blumen und Sträucher; Epheu und Immergrün umschlingen die Mauer; eine an ihr befindliche Inschrift aber, sowie der alte, mit Zierpflanzen umgebene Taufstein, verkünden, dass einst hier ein gewaltiger Thurm emporragte und fromme Gesänge ertönten.
Früher blühte hier der Bergbau, dessen Ursprung man wohl nicht mit Sicherheit in das neunte Jahrhundert versetzt, sondern der wahrscheinlich erst zu gleicher Zeit mit den Bergwerken zu Freiberg entstand. Im Jahre 1232 schenkte Kaiser Friedrich II. dem Bischof zu Meissen die hiesigen, sowie alle Bergwerke des Meissner Bisthums, und die Scharfenberger Gruben gewährten damals eine so reiche Ausbeute, dass 1236 die Kirche zu Neumügeln davon erbaut werden konnte. Wie schon oben bemerkt wurde, gab der Scharfenberger Bergbau Veranlassung zu Zwistigkeiten zwischen dem Meissner Bischof und Markgraf Heinrich dem Erlauchten, deshalb Letzterer sogar in den Bann verfiel; auch stand bis in die spätesten Zeiten den Bischöfen die Lehen und der Zehnte über hiesige Gruben zu. Wie einst von den Hussiten, so wurde auch im schmalkaldischen und im dreissigjährigen Kriege den Werken viel Schaden zugefügt, und im Jahre 1684 riss ein Wolkenbruch alle obern Halden auf die Elbaue hinab. Zu jener Zeit besass Scharfenberg noch ein besonderes Bergamt, das 1697 mit dem zu Freiberg vereinigt wurde. Mit dem Beginn des achtzehnten Jahrhunderts nahm man den Bergbau lebhafter auf und machte einige alte Gruben wieder gangbar, wodurch in einem Zeitraume von vierzehn Jahren sich eine Ausbeute von 27000 Thalern ergab. Bei einem 1769 niederstürzenden Wolkenbruche ersoffen sämmtliche Gruben, und acht Bergleute fanden dabei ihren Tod. Vor Kurzem noch arbeiteten einige Bergleute an einem Stollen, der in Reppina, am Fusse des Schlossberges mündet; viele alte beraste Halden aber und das Dörfchen Gruben, auch Berggemeinde genannt, erinnern an die Zeit, wo emsige Grubenleute nach Silbererz suchend in die Tiefe des Granitgebirges hinabstiegen.
Scharfenberg ist, nebst den Ortschaften Batzdorf, Reichenbach, Gruben, Riemsdorf, Repnitz, Pegenau, Reppina und einem Theile von Ullendorf, in die Kirche zu Naustadt eingepfarrt. Dieselbe ist ein altes, lange vor der Reformation entstandenes Gebäude, dessen hohen, schönen Thurm der Obersthofmeister von Miltitz 1717 aufführen liess. Unter dem Thum befindet sich ein Erbbegräbniss mit den Ueberresten der vormaligen Schlossherren und ihrer Angehörigen; der Generallieutenant Dietrich von Miltitz erbaute jedoch bei dem Tode seiner Gemahlin auf dem Friedhofe nahe bei der Kirche ein neues Familienbegräbniss, dessen in Marmor eingegrabene Inschrift seine ernste Bestimmung ausspricht, obgleich es einem lieblichen Garten gleicht. – Im Innern der Kirche sind mehrere in Stein gehauene Monumente der Miltitze aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert bemerkenswerth, darunter namentlich ein grosses, die ganze Wand innehabendes, aus Cottaer Sandstein, welches der Künstler genau nach dem berühmten Kunstdenkmal des Cardinals Richelieu in Frankreich herstellte. Im Jahre 1817 wurde die Kirche durch den Generallieutenant von Miltitz bedeutend verschönert und renovirt, wie denn überhaupt die edle Freigebigkeit der Miltitze dem Gotteshause zu Naustadt sehr oft zu Theil geworden ist, wovon im Innern der Kirche noch viele Zeugnisse dem Auge entgegen treten.
Wohl giebt es in unserem Sächsischem Vaterlande nur wenige Punkte, wo die bezaubernden Reize der Natur mehr überraschen könnten, als von der Höhe des altersgrauen Schlosses Scharfenberg. Vor sich erblickt man von hier aus die reichen fruchtbaren Felder und Wiesen des rechten Elbufers, eingeschlossen von dunklen Fichtenwaldungen oder steilen Weingärten; schmucke Dörfer und reizend gelegene Häuser tauchen aus dem freundlichen Grün hervor, während der majestätische Strom am Fusse des Schlossberges vorüber durch das liebliche Thal dahin strömt. Zur Linken erheben sich die stattlichen Thürme der alten Bischofsstadt Meissen und ihres ehrwürdigen Domes, während nach rechts das Auge weit über die Kuppeln der Königsstadt Dresden nach den fernen Gebirgen des Böhmerlandes hinüber schweift. – Als Scharfenberg gegründet wurde, deckten Eichwälder das Elbthal und seine Berge, wild tobte der Strom in ungezügeltem Laufe oftmals über seine Ufer – jetzt erblickt man überall das rüstige Wirken des menschlichen Geistes, sowie die Ordnung und den Frieden eines glücklichen, segensreichen Volkes.
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Nur wenige Gegenden unseres Vaterlandes sind hinsichtlich ihrer Naturschönheiten mit dem Plauenschen Grunde zu vergleichen, der von der rasch dahinfliessenden Weiseritz durchströmt, von Tharand bis zum Dorfe Plauen sich dahin zieht. – Reizend für den Freund der Natur, denn das Thal bietet die herrlichsten Aussichten in sanftem, wie in wildem Style, hat dasselbe nicht weniger Interesse für den Mineralogen, da nirgends in Sachsen auf einem kleinern Raume eigenthümlichere Abwechselungen der Gesteine vorkommen, wie hier; aber auch der Gewerbsfreund findet sich vollkommen befriedigt, schaut er hinab auf die Rührigkeit der Bergleute und Ackerbauer, sowie auf die rauchenden Essen und klappernden Räder der Dampfmaschinen.
Gewaltige Sienitfelsen bilden das ungeheure Thor zum Plauenschen Grunde, an dessen Fusse eine schöne Brücke ihre weiten Bogen über die flüchtige Weiseritz streckt. Vor länger als hundert Jahren war der Eingang zum Thale oft der Schauplatz prachtvoller Hoffeste, so z. B. 1719, wo bei der Vermählung Augusts II. nicht weit von der Königsmühle ein bergmännisches Fest stattfand, welches an Glanz und Originalität seines Gleichen suchte. In einem durch Kunst hergestellten schimmernden Berge stand ein Saturnustempel zwischen zwei feuerspeienden Bergen, und von den Felsenhöhen des Thales hernieder stiegen mit Fackeln in den Händen über zwei tausend Bergleute, welche dem königlichen Brautpaare Erzstufen überreichten. Zu jener Zeit wurden im Plauenschen Grunde auch oft grosse Jagden abgehalten, bei welchen man die gehetzten Thiere, worunter sich auch Bären befanden, bisweilen von den schroffen Felsen in die Weiseritz hinabstürzte. Der höchste Berg des Plauenschen Grundes ist der Windberg.
Von diesem Berge bis nach dem Dorfe Pesterwitz hin bewahrt die Erde ungemeine Schätze, denn hier befinden sich die bedeutendsten Steinkohlenlager unseres Vaterlandes, welche einer grossen Anzahl von Menschen Beschäftigung geben. Im sechzehnten Jahrhundert wollte ein Hirt aus Pesterwitz auf dem Felde ein Feuer anzünden, und weil der Wind dasselbe nicht aufkommen liess, holte er mehrere daliegende schwarze Steine herbei, um es damit zu schützen. Mit nicht geringem Erstauen bemerkte plötzlich der Hirt, dass die Steine zu brennen anfingen, und eilte, seinen Herrn davon in Kenntniss zu setzen, welcher den hohen Werth der gefundenen Steinkohlen erkannte und so der Schöpfer des Kohlenbaues wurde.
Die Steinkohle findet man in ungeheuren Flötzen, welche durch Schichten von Gestein oder Erde getrennt über einander liegen, weshalb einzelne Gruben nur wenige Ellen tief, andere dagegen Hunderte von Ellen in den Schooss der Erde gegraben sind. Wo man schon längere Zeit Kohlen gewonnen, finden sich bisweilen in den Gruben weite Räume, gestützt von ungeheuren Pfeilern. Die Kohlenarbeiter tragen die Kleidung der Bergleute und geniessen deren Rechte; doch sind sie auch gleichen, wenn nicht noch grösseren Gefahren ausgesetzt, als jene, indem sie niemals sicher sind, von zusammenstürzenden Blöcken zerschmettert oder durch eindringende Wässer erstickt zu werden. Nicht weniger gefährlich sind die Schwaden oder Schwefeldünste und die schlagenden Wetter, welche Letztere durch Entzündung angehäufter brennbarer Luft entstehen und von dem Bergarbeiter am meisten gefürchtet werden. Um sich zu überzeugen, ob die Grube von dem brennenden Gase frei sei, werfen die Arbeiter einen brennenden Kienspahn hinab. Nicht selten stellen sich die Schwaden so rasch ein, dass die Grubenleute kaum im Stande sind, durch eilige Flucht der Gefahr zu entgehen, und oft müssen die Werke lange Zeit unbenutzt liegen, ehe man sie wieder befahren kann. Doch alle diese Gefahren rauben den Bergleuten nicht den Muth; mit dem festen Glauben an ein bestimmtes Schicksal gehen sie an ihre Arbeit und sind bei aller Armuth ein heiteres, treuherziges Völkchen.
Die ersten urkundlichen Nachrichten über den hiesigen Kohlenbergbau findet man in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, wo Churfürst Moritz (1542) einen Hans Bienert das Recht ertheilte, zwischen Plauen und Tharand im Bezirke einer Quadratmeile den Kohlenbau in Gemeinschaft mit einer Anzahl Theilhabender zu betreiben, doch ging der Bau nicht gut von Statten. Dreissig Jahre später hatte der Besitzer des Rittergutes zu Kohlsdorf, Georg Brendel, ohne Erlaubniss den alten Bergbau wieder aufgenommen, wurde aber vom Bergamte zu Freiberg deshalb zur Rede gesetzt und musste sich verpflichten, ordentlich zu muthen, über die Einnahme Register zu führen, dem Landesherren die zehnte Tonne zu stürzen und den Freiberger Bergschmieden den Vorkauf zu lassen. – In einem der Kohlenwerke brannte ein Kohlenflötz länger als fünfzig Jahre und einmal ging das Feuer sogar zu Tage aus und konnte nur mit unsäglicher Anstrengung gedämpft werden. Man hat schon seit vielen Jahren die Kohlen rings um das brennende Lager abgearbeitet und an dieses eine Lehmmauer geschlagen. Die Entzündung soll durch Nachlässigkeit eines Arbeiters entstanden sein.
Auf der linken Höhe des Thales erhebt sich das prachtvolle Schloss Altfranken, Eigenthum des Herrn Grafen von Luckner, mit seinen stattlichen Zinnen, hochüberragt von einem Wartthurme, auf dessen Plateau eine aufgehisste Flagge flattert. Umgeben von den reizendsten Gartenanlagen, schaut das kolossale burgartige Gebäu weit hinaus in die herrliche Gegend, die ein unbeschreibliches Panorama vor dem Auge des Beschauers aufrollt. Das Dorf, welches zum Schlosse gehört, stand vor dem Jahre 1655 unter dem Prokuraturamte Meissen, 1468 theils unter dem bischöflichen Amte Priessnitz, theils unter dem Amte Dresden, und enthält bei vierzehn Hufen 254 Einwohner. Im Jahre 1787 wurde Altfranken ein neuschriftsässiges, jedoch nicht landtagsfähiges Rittergut.
Ueber die Gründung Altfrankens herrscht völliges Dunkel, doch ist es, nach seinem Namen zu urtheilen, ohne Zweifel deutschen Ursprungs. Bis zum Jahre 1787 gehörte der Ort zu Pesterwitz, dem alten Buistrizzi oder Bustrici, welches schon im Jahre 1068 als Burgwarte vorkommt. Noch jetzt befindet sich auf den Fluren des Dorfes ein Hügel, mit dem Namen Burgwartberg, wo [21] wahrscheinlich die alte fränkische Zwingburg stand, welche Kaiser Heinrich I., nebst einer Anzahl anderer Kastelle längs der Elbe zum Schutze der deutschen Colonien und Inzaumhaltang der besiegten Slaven erbaute. Nach Errichtung der Burgwarte Bustrici entstand auch bald das Dorf Pesterwitz, welches in der Folge eines von den fünf Küchengütern des Bischofs von Meissen wurde, jedoch nach einem Uebereinkommen des Papstes und der Sächsischen Fürsten Ernst und Albrecht vom Jahre 1485, jedes Mal dem Bischof verliehen werden musste. Zur Zeit des Hussitenkrieges gehörte Pesterwitz dem Ritter Johann von Maltitz, und der Ort wurde gleich Altfranken, Zauckerode und anderen naheliegenden Ortschaften, von den wilden Böhmen gänzlich zerstört. Im siebzehnten Jahrhundert besass das Gut der Berghauptmann Christian Reichbrod, der unter dem Beinamen „von Schwendendorf“ in den Adelsstand erhoben wurde. Bei dessen Familie verblieb Pesterwitz bis zum Jahre 1744, wo es ein Herr von Nimpsch besass, dessen Nachkommen selbiges 1820 an den Baron von Thümen verkauften.
Altfranken ist, nebst Niederpesterwitz, Neunimpsch, Potschappel, Rossthal, Saalhausen und Zauckerode in die Kirche zu Pesterwitz eingepfarrt, über deren Gründung alle Nachrichten fehlen. Das Thürmchen, welches sich auf dem Dache des Gotteshauses befand und seit 1518 gestanden hatte, wurde im Jahre 1662 abgebrochen und das noch jetzt vorhandene erbaut. Eine Hauptreparatur erfuhr die Kirche im Jahre 1756, und als 1804 der Thurm von einem Blitzstrahle getroffen wurde, musste abermals eine solche vorgenommen werden. Die gesammte Kirchfahrt Pesterwitz besteht aus etwa 2000 Einwohnern und 300 schulpflichtigen Kindern.
Rechts von der Hauptstrasse, die aus Sachsens Hauptstadt nach Bautzen führt, liegt etwa eine Meile in südöstlicher Richtung von Dresden das Rittergut Helfenberg. Das Herrenhaus erhebt sich inmitten freundlicher Gartenanlagen kaum eine halbe Stunde vom Elbstrome entfernt über dem linken Ufer des Helfenberger Baches, der an der Gönnsdorfer Höhe entspringt, den herrlichen Helfenberger und Boyritzer Grund bildet, und, nachdem er viele Rebengelände bespühlt, unmittelbar hinter Niederboyritz in die Elbe mündet.
Im vierzehnten Jahrhundert gehörte Helfenberg den Herren von Ziegler, welche sich später Ziegler und Klipphausen nannten und vielleicht die alte Burg bewohnten, von der man auf einer Höhe des Felsenberger Grundes noch jetzt einige Spuren bemerkt. Die Burg wurde indessen damals nicht Helfenberg, sondern, wie aus Urkunden hervorgeht, „der Helfenstein“ genannt, und scheint eine nicht unwichtige Veste gewesen zu sein. Die Ritter von Ziegler besassen zu jener Zeit ausser Helfenberg auch Schönfeld und Gönnsdorf; bei einem im Jahre 1400 erfolgten Todesfalle wurden die Güter indessen getrennt, wobei Helfenberg in den Besitz Pauls von Ziegler gelangte, dessen einziger Sohn, Tilemann, den geistlichen Stand erwählte und Domherr ward. Hierdurch wurde Helfenberg ein offenes Lehen, und der damalige Churfürst, Friedrich der Streitbare, säumte nicht, das schöne Gut in Besitz zu nehmen. So blieb Helfenberg bis 1547 ein Krongut; in diesem Jahre aber veräusserte Churfürst Moritz dasselbe, nebst dem damals sogenannten Amte Schönfeld und dreizehn Ortschaften, an den berühmten Kriegsbaumeister, Oberforstmeister und Amtshauptmann, Hans Dehn, genannt der Rothfelser. Die Familie der Dehne stammte aus dem Schlosse Rothenfels, zwischen dem Spessart und Main gelegen, und weil sie bei damaligen Streitigkeiten der Päpste und Kaiser Parthei für Letzteren genommen, stürmte der Bischof von Würzburg das Schloss Rothenfels und trieb die Ritter von Dehn aus ihren Besitzungen. Sie kamen im elften Jahrhundert nach Sachsen und zeichneten sich in Krieg und Frieden als tapfere Kriegsleute und treffliche Rathgeber aus, weshalb Viele ihres Geschlechts die höchste Gnade ihrer Fürsten genossen. Auch des Kriegsbaumeisters Hans Dehn vom Rothfelsers Vater war ein vertrauter Rath des Churfürsten von Sachsen, Friedrichs des Weisen gewesen. – Als der Kriegsbaumeister mit Tode abging, hinterliess er vier Söhne, von denen Adolph Helfenberg erhielt und später durch das Ableben seines Bruders Ernst auch Gönnsdorf[WS 1] erbte. Ernst Abraham Dehn Rothfelser wurde churfürstlicher Stallmeister und war als ein ausgezeichneter Pferdekenner und Reiter berühmt. Dabei war seine Kunstfertigkeit in der Dressur so vorzüglich, dass er zum Erstaunen des Hofes und Adels den churfürstlichen Pferden tanzen lehrte. Er starb 1625 und hinterliess einen einzigen Sohn, Hans Dippold, der in dänische Dienste trat, Reichsjägermeister wurde und im Jahre 1665 auf dem Schlosse zu Helfenberg verschied. Dessen Wittwe blieb lange Zeit im Besitze des Gutes, verkaufte es aber endlich an ihren Schwager, Carl Rudolf Dehn Rothfelser, von dem Helfenberg an seinen Sohn, Carl Heinrich, gelangte. Dieser veräusserte seine väterlichen Güter und wandte sich nach Schlesien, wo die Familie der Dehn Rothfelser noch jetzt beträchtliche Besitzthümer hat. Im Jahre 1806 besass Helfenberg ein gewisser Fischer, von dem es der bekannte Lord Findlater erwarb, dessen berühmte Villa viele Besucher herbeizog. Dieselbe stand am rechten Elbufer unweit der breternen Saloppe, einem durch seine herrliche Lage bekannten Vergnügungsorte, in der Nähe Dresdens. – Jetzt erheben sich auf der Stelle, wo vormals Findlaters reizende Villa thronte, die prachtvollen Paläste des Prinzen von Preussen. – Der jetzige Besitzer ist Herr Christian Gottlob Winkler.
[22] Der schon erwähnte Ernst Abraham von Dehn Rothfelser war indessen nicht nur ein tüchtiger Stallmeister, sondern auch ein vorzüglicher Landwirth. Von ihm rührt das erste Buch über den Weinbau her, welches er unter dem Titel: „Ein schön Weinbawbuch“ im Jahre 1620 herausgab. Sachsens Weinbau wurde früher weit eifriger betrieben als jetzt, und seine Gründung reicht hinab bis in das elfte Jahrhundert. Wenn unsere Zeit den Sächsischen Weinbau weniger begünstigt, so liegt der Grund darin, dass die Seltenheit guter Jahrgänge und die fast allgemeine Zurücksetzung des vaterländischen Bechers den Weinbergbesitzern die Cultur der Reben verleidet. Am meisten blüht der Weinbau noch auf der über zehn Stunden sich hinziehenden Bergkette von Pillnitz bis unterhalb Meissen, wo die Weinbaugesellschaft in letztgenannter Stadt, sowie die Winzerschule zu Zaschendorf, dem Rebenbau nicht wenig genützt haben. Das beste Glas Sächsischen Weines findet man in der Hoflösnitz, den Loschwitzer Bergen und den Spaarbergen bei Meissen.
Helfenberg raint mit Gönnsdorf, Cunnersdorf, Schönfeld, Rockau, Niederboyritz und Pappritz, und zu dem Rittergute gehören die Dörfer Rockau mit einem Vorwerk, Eichbusch, Gründer, Cunnersdorf, Quohren und ein Antheil von der dürren Bühla nebst dem weissen Adler. Das Rittergutsgebiet hat über 800 Bewohner.
Das Rittergut Cotta liegt am südwestlichen Rande der Sächsischen Schweiz an einem Kalkmergelberge mit Basaltspitze, fünf Viertel Stunden von Pirna und dem Elbstrome entfernt, an der nach Teplitz führenden Chaussee. Das Gut wurde von dem Burggrafen von Dohna um das Jahr 1000 gegründet, als er zur Erbauung der ersten hölzernen Dresdner Brücke bedeutende Waldstrecken niederschlagen liess, und im alten Pagus Nisan gelegen, kam es bei der Vermählung des Grafen Wiprecht von Groitzsch mit Judith, einer Tochter des Herzogs Przslaus von Böhmen, die zur Aussteuer den Pagus Nisan und Pagus Budissin empfing, an die Dynasten von Groitzsch, jedoch schon 1113 war Burggraf Eckenbert, als kaiserlicher Präfect der Burg Dohna, in Cotta’s Besitz. Burggraf Otto der Aeltere von Dohna wird in einer kirchlichen Urkunde von 1311 als Erbherr zu dem Pfarrlehn von Cotta aufgeführt.
Zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts wurden die mächtigen Burggrafen von Dohna wegen ihrer unaufhörlichen Fehden von Markgraf Wilhelm dem Einäugigen in ihrem Stammschlosse Dohna belagert. Die Veranlassung hierzu gab hauptsächlich ein Tanz des Adels auf dem Rathhause zu Dresden im Jahre 1401, wo Burggraf Jeschke von Dohna an Ritter Rudolph von Körbitz, der ihm aus Eifersucht beim Tanze ein Bein gestellt, sich mit einer Ohrfeige rächte. Die blutige Fehde, welche aus diesem Zwiste entstand, benutzte der Markgraf, die gefährlichen Burggrafen von Dohna anzugreifen und ihre Schlösser zu zerstören. Nachdem die Burg Dohna gefallen war, entwichen, die Burggrafen nach Wesenstein und von da nach ihrer Veste Königsstein; sie konnten indessen der überlegenen Macht des Markgrafen und ihrer zahlreichen mit ihm verbündeten Feinde nicht widerstehen und flohen nach Böhmen. Die Besitzungen der vertriebenen Burggrafen erklärte der Markgraf für verfallenes Lehen. Im Jahre 1445 finden sich Hans Rauber und sein Vetter als Besitzer von Cotta; sie waren Beide Beisitzer des Schöppenstuhls zu Dohna; ebenso wird 1513 Caspar Rauber auf Cotta in einem Verzeichniss der Gäste beim Mahl und Ritterding zu Dohna aufgeführt.
Nach Caspar Rauber gehörte Cotta einem Tyzen Rauber, der das Gut 1517 an Anthonius von Kospoth, Hauptmann zum Schellenberg, verkaufte. Dieser Anthonius von Kospoth war ein Liebling Herzog Georgs des Bärtigen, und im Staatsarchiv befinden sich noch eine Anzahl interessanter Briefe, welche Kospoth zur Zeit des Bauernkrieges an den Herzog Georg und dessen Sohn, Herzog Johann, schrieb. Nach seinem Tode fiel Cotta durch Erbschaft an seine beiden Brüder, Karl und Hans von Kospoth, zu deren Zeit, wie aus allen Lehenbriefen zu ersehen, noch mehrere jetzt für sich bestehende Güter, namentlich die Rittergüter Langhennersdorf, Hermsdorf mit Brausenstein und Raum gehörten, welche die Herren von Kospoth nach und nach verkauften. Cotta blieb im Besitz der Kospoths bis 1661, mithin 144 Jahre, wo es öffentlich versteigert wurde, indem nach den schweren Verlusten, welche der dreissigjährige Krieg über Cottas damaligen Besitzer Friedrich von Kospoth gebracht, dessen Kinder nicht im Stande waren, das ererbte Gut der Familie zu erhalten. Durch ein Meistgebot von 16000 Gulden gelangte Cotta an den Freiherrn von Friesen, Geheimrath und Präsident in Leipzig. Von ihm wurde 1662 das jetzige Wohnhaus an der Stelle und mit Benutzung des alten Brauereigebäudes aufgebaut, und das alte Schloss, nachdem es längere Zeit wüst gelegen, zur Brauerei umgewandelt, welche noch jetzt darin besteht. Das alte Gebäude trägt die Jahreszahl 1305, und ist daher muthmasslich von dem Burggrafen Otto dem Aeltern von Dohna erbaut worden, welchem damals Cotta gehörte. Ausser seinem hohen Alter hat das Gebäude nichts Interessantes, und obgleich es in den Urkunden als Schloss bezeichnet wird, verdient es nach den Begriffen der Jetztzeit diesen Namen nicht mehr, da es nur ein gewöhnliches Haus, jedoch mit den gewaltigen Mauern des Mittelalters ist. Von dem in alten Urkunden oft erwähnten, darunter befindlichen und, wie es scheint, sehr gefürchteten Gefängniss, der Fresser genannt, ist keine Spur mehr vorhanden; wahrscheinlich wurde es verschüttet oder zugemauert.
Das Rittergut Cotta blieb vom Jahre 1661 bis 1821, mithin 160 Jahre, ununterbrochen im Besitz der freiherrlich Friesenschen Familie, welche ausser Cotta gleichzeitig auch Rötha und Rammelburg besass und gegenwärtig noch [23] besitzt: in Folge der bedeutenden Verluste aber, welche der letzte Französische Krieg herbeiführte, sah sich die Frau Kammerherrin Wilhelmine Freifrau von Friesen genöthigt, den Besitz von Cotta aufzugeben, und so wurde es im Jahre 1821 durch Meistgebot von 75000 Thaler Eigenthum des Kauf- und Handelsherrn Gottfried Christoph Härtel in Leipzig, nach dessen Tode es 1832 durch Erbauseinandersetzung seiner hinterlassenen Kinder an dessen älteste Tochter, Elwine, vermählte Freifrau von Leyser, gelangte, von der im Jahre 1840, bei seiner Verehelichung mit ihr, durch Ehevertrag und Kauf Cotta an den jetzigen Besitzer Eduard von Burchardi kam.
Das eigentliche Rittergutsareal von Cotta war während der Herrschaft der Familie Friesen bedeutend geringer, als gegenwärtig, indem es erst in neuerer Zeit durch Hinzukauf von Bauerngrundstücken bis auf 1200 Scheffel vergrössert worden ist, wovon 700 Scheffel Feld und Wiese, das Uebrige Waldung enthält. Das Gut hat Brauerei, Brennerei und Ziegelei, einen Steinbruch von Cottaer Bildhauersandstein und das Bergrecht auf Eisenstein im sogenannten Zwiesler Zuge auf Cottaer Rittergutsareal; auch ist es im Besitz der Forellenfischerei in der Gottleubebach und hat zur Zeit noch eigene Gerichtsbarkeit über Gross- und Klein-Cotta, einen Theil von Neundorf, Zwiesel und Vorberggiesshübel, ingleichen das Collaturrecht über Kirche und Schule.
Das im Album gegebene Bild vom Rittergute Cotta zeigt das Wohnhaus, welches 1662 der Geheimrath und Präsident Carl Freiherr von Friesen erbaute, und im Jahre 1833 die damalige Besitzerin, Freifrau von Leyser, durch Aenderung des Daches und der Façade nach einfachem Italienischen Styl dem neueren Geschmacke angemessener herstellen liess.
Durch seine anmuthige Lage mit herrlicher Aussicht nach dem Elbthale in der Nähe von Dresden und Töplitz, inmitten mannigfacher, sehr interessanter botanischer und mineralogischer Erscheinungen, gewährt Cotta einen höchst angenehmen ländlichen Aufenthalt. Der Cottaer Spitzberg überragt den Ort, welcher 792 Fuss über der Nordsee liegt, noch um 401 Fuss, und zeichnet sich deshalb durch eine weite prachtvolle Rundsicht aus. Gegen Abend sieht man hinab auf die lachende Gegend des Elbthales bis unter Meissen hin; südlich erheben sich die mühsam bebauten Bergrücken des Sächsischen Erzgebirges, gegen Morgen und Mitternacht aber zeigen sich die dichten Schwarzwaldungen der Sächsischen Schweiz mit ihren gewaltigen Sandsteinklippen, über denen in blauer Ferne die Schlesischen und Böhmischen Gebirge den Horizont begrenzen.
Interessant ist dieser Berg auch noch durch eine alte liebliche Volkssage, nach der in seinem stillen Schoose Zwerge, oder wie sie die hiesige Volkssprache nennt, „Quarkse“, wohnen. Aber nur einige Wenige sind zurückgeblieben von der so grossen Zahl, welche in grauer Vorzeit hier und im nahen Zwergloch des Hennersdorfer Wasserfalles hausten, harmlose, gute Geschöpfe, die den nahewohnenden Landleuten nur Gutes thaten. Sie verliessen vor mehreren hundert Jahren die hiesige Gegend und zogen jenseits der Elbe. Es hatte nämlich ein Mädchen, welche von einem der kleinen Bergbewohner geliebt wurde und viel Gutes von ihm genossen hatte, gegen ihr Versprechen die Wohnung der Zwerge am Wasserfalle in der Beichte verrathen, und so waren die armen kleinen Leute genöthigt, ihre dortige Heimath zu verlassen. Die vom Cottaer Berge, als ihre nahen Freunde und Verwandten, schlossen sich ihnen an bis auf eine kleine Zahl, welche vermuthlich wegen des grossen Schatzes, der im Spitzberge verborgen ist, zurückblieben.
Es war an einem stillen Novembermorgen, wo ein so dichter, dunkler Nebel über der Erde lag, dass man die Hand vor den Augen nicht sehen konnte, da hörte man ein Trippeln von vielen tausend kleinen Füsschen den Kirchsteg daher kommen und unterdrücktes Weinen und Schluchzen. Sie zogen durch das Rottwernsdorfer Thal nach Pirna und liessen sich dort über die Elbe setzen. Der dasige Fährmann, welcher sie wegen des dichten Nebels nicht erkennen konnte, hatte sich für jeden Kopf, den er übersetzen würde, einen Pfennig ausbedungen, und die Zwerge sind dieser Bedingung getreulich nachgekommen, indem ein Jeder seinen Pfennig in dem Kahne zurückliess, und waren darin so viel Pfennige gewesen, dass sie der Fährmann nicht zählen konnte, sondern messen musste, und ein reicher Mann dadurch geworden ist. Man sagt, sie würden einst wieder kommen, und dann der Bergbau im nahen Städtchen Bergiesshübel auch wieder aufblühen, aber Niemand weiss wann; denn das Mädchen, welches das Geheimniss verrieth und das Fortziehen der guten Geschöpfe veranlasste, wollte keine Auskunft mehr geben; sie konnte blos noch weinen und jammern, und ist bald darauf aus Reue und Herzeleid gestorben.
Der Eingang zu der noch jetzt von den Quarksen bewohnten Höhle des Cottaer Spitzberges ist nur aller neun Jahre, wenn das umstehende Laubholz geschlagen worden ist, eine kurze Zeit, und auch dann nur in beträchtlicher Entfernung vom Berge, auf dessen südlicher Seite deutlich sichtbar. In nächster Nähe der wahrgenommenen Stelle angelangt, findet man den Eingang so sorgfältig mit Steinen versetzt, dass man am Ende irre wird, wo er sich befindet, und alles Suchen danach vergeblich ist. Jedoch giebt es im Jahre einen einzigen Tag, wo die Höhle offen steht, so dass Jedermann eintreten kann; Niemand aber weiss, welches der Tag ist.
Einst war eine Frau oben am Berge grasen, als gerade die Mittagssonne gewaltig heiss schien, so dass die Frau in das Gehölz ging, um Schatten zu suchen und einige Augenblicke auszuruhen. Plötzlich befand sie sich vor einer Höhle, von der sie früher nie etwas gesehen, und als sie dem Eingange näher trat, erblickte sie längs der Wände Bänke und in der Mitte eine Tafel. Die erschöpfte Frau, vergnügt, ein so treffliches Ruheplätzchen zu finden, liess sich auf einer der einladenden Bänke nieder und genoss mit unbeschreiblichem Vergnügen die erquickende Frische des Ortes, wobei sie ihre Cornette oder Haube abnahm und neben sich legte. Nach einiger Zeit ging die Frau mit neuen Kräften an ihre Arbeit, vergass aber die in der Höhle liegen gebliebene Cornette, und hatte bereits mit ihrem grasgefüllten Korbe auf dem Rücken den Heimweg angetreten, als sie sich des zurückgebliebenen Kleidungsstücks erinnerte und umkehrte. Aber wie sie auch suchte und forschte, sie fand keinen Eingang mehr zur Höhle und musste mit unbedecktem Haupte nach Hause gehen. Die kluge Frau merkte sich indessen genau den Tag und die Stunde, wo das wunderbare Ereigniss stattfand, und als nach einem Jahre sie zu ganz gleicher Zeit wieder auf den Spitzberg ging, war die Höhle abermals offen und auf ihrem alten Platze lag – die Cornette!
Ein anderes Mal war ebenfalls, um Gras zu holen, eine Frau auf den [24] Berg gegangen, und da sie daheim Niemand hatte, der ihr kleines Kindlein wartete, nahm sie es mit. Auch sie fand die Höhle offen, und darin waren gar freundliche kleine Männchen, die sie höflich bat, so lange auf das Kind Acht zu geben, bis sie ihren Korb mit Gras gefüllt haben würde. Die kleinen Leute verstanden sich gern zu der erbetenen Gefälligkeit, und als die Frau nach beendigter Arbeit hinging, das Kind zu holen, hatten die Männchen ihr Amt getreulich versehen, und gaben ihr das Kindlein freundlich zurück, gaben demselben auch eine Semmel. Als nun die Mutter mit ihrem Kleinen nach Hause kam, da hatte sich die Semmel in Gold verwandelt, und mit Freuden erkannte die nunmehr wohlhabende Frau, dass es die guten Quarkse gewesen, denen sie ihr Kind anvertraut.
Einstmals ging eine sehr arme Frau von Kummer und Sorgen darniedergedrückt, über den Berg, und als sie dessen Gipfel beinahe erreicht hatte, trat ihr plötzlich aus den Büschen ein kleines, wundersam aussehendes Männchen entgegen und gab ihr ein ziemlich schweres Päckchen in die Hand. Voller Schrecken und Entsetzen ergriff sie die Flucht, ging aber doch später in herzhafter Begleitung nach dem Orte des Schreckens zurück und fand daselbst zwischen den Steinen, wohin sie das Packet geschleudert, einige unbekannte Silbermünzen.
Noch jetzt lebt in Cotta ein Mann, der als Knabe einst mit einem Schulkameraden am Hange des Spitzberges herunterkletterte und eben so plötzlich als unerwartet vor der offenen Höhle der Zwerge stand. Von gewaltigem Grausen überfallen, waren die Knaben nicht im Stande, die Höhle näher zu untersuchen, sondern flohen so rasch wie möglich von der unheimlichen Stätte. Trotz späterer Nachforschungen, gelang es den beiden Knaben niemals wieder, den Ort der offenen Höhle aufzufinden. – Ebenso sah man in einer dunklen Nacht drei Zwerge mit langen, weissen Bärten in dem lange Zeit unbewohnten nach der Abendseite gelegenen Eckzimmer des Cottaer Herrenhauses sitzen, und bei einer Beleuchtung wie Mondenschein in einem grossen Buche lesen. – So lebt denn die uralte Sage von den Zwergen des Cottaer Berges im Munde der hiesigen Landleute noch immer fort und findet aufrichtigen Glauben. Leider ist die Sage von betrügerischen in der Nähe wohnenden Leuten schon benutzt worden, um sich auf Kosten treuherziger Menschen zu bereichern – den grossen Schatz der Cottaer Zwerge aber birgt noch immer der dunkle Schooss des Spitzberges.
In Wahrheit aber findet man am Cottaer Berge häufig alte Silbermünzen – sogenannte Brakteaten oder Hohlmünzen – welche von Papierstärke sind und ein Bildniss tragen, das der gewöhnlichen Darstellung eines Zwerges mit einem unverhältnissmässig grossem Kopfe gleicht. So wurden im Jahre 1844 unter einem grossen Steinhaufen vierzig Stück solcher Münzen in einem Rindenkästchen gefunden, welche zum grössten Theile noch im Besitze des dasigen Rittergutsbesitzers sind; diese öfteren Vorkommnisse aber tragen ohne Zweifel nicht wenig dazu bei, die alte Volkssage im Gedächtniss und Glauben der hiesigen Bewohner festzuhalten.
Die Kirche zu Cotta ist unmittelbar neben dem Rittergutshofe gelegen, und ein massives, als Dorfkirche gar stattliches und grosses Gebäude mit im Jahre 1618 angebautem starken, hübschen Thurme von ziemlich beträchtlicher Höhe. Das Innere, geräumig, einfach und hell, macht einen wohlthuenden Eindruck. – Die Zeit ihrer Entstehung ist bis jetzt mit Sicherheit nicht zu ermitteln gewesen; die älteste vorhandene Urkunde ist vom Jahre 1311, und besagt, dass der würdige Pfarrer Paulus zu Cotta mit Gunst des Grafen Otto dem Aelteren von Dohna, als damaligem Erbherrn des Cottaer Pfarrlehens, ein Stück Feld, zur Ehre Gottes und des heiligen Nikolaus, der Kirche als ewige Gabe darbrachte. Nach aller Wahrscheinlichkeit lässt sich annehmen, dass nicht lange Zeit nach der Begründung von Cotta auch die Kirche durch die Burggrafen von Dohna entstand, da diese, bis auf den wilden und fehdelustigen Jeschke, dessen Treiben den Untergang seiner Familie beschleunigte, durch Frömmigkeit und kirchlichen Sinn sich rühmenswerth auszeichneten. Im Innern der Kirche befindet sich ein altes Grabdenkmal mit zwei Kreuzfahrerkreuzen, einem geschlossenen Helme und Schilde, auf welchem Letzteren ein grosser Fisch dargestellt ist. Dieses Monument ist ohne Zweifel älter, als oberwähnte Urkunde, indem es höchst wahrscheinlich dem zwölften Jahrhundert angehört.
Die Kirche war dem Schutze des heiligen Nikolaus übergeben, dessen reich vergoldetes in Holz geschnitztes Bildniss sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat, und gegenwärtig in der Sammlung des Sächsischen alterthumsforschenden Vereins zu Dresden aufgestellt ist. Das Gotteshaus ist von Alters her durch Schenkungen und Vermächtnisse, namentlich durch die dasigen Kirchenpatrone und deren Familienglieder, gut dotirt worden, und befindet sich in Folge davon noch bis auf den heutigen Tag im Besitze eines ansehnlichen Vermögens in baaren Capitalien und Waldgrundstücken. – Aus den vorhandenen Urkunden ist ersichtlich, dass die Kirche anfangs klein, vielleicht nur eine Kapelle, war, durch fortgesetzte Vergrösserung aber ihre jetzige stattliche Gestalt erhielt.
Weit und breit berühmt seit der ältesten Zeit ist Cotta durch seine vortrefflichen Sandsteinbrüche, deren schon in den ältesten Urkunden Erwähnung geschieht, und welche bereits von den slavischen Ureinwohnern benutzt worden zu sein scheinen. Der Cottaer Sandstein ist zweifacher Art, nämlich ein grobkörniger, sehr harter Stein, der jetzt nur noch wenig gebrochen wird, in früherer Zeit aber in sehr beträchtlichen Massen als Mühlstein nach auswärts bis in die weiteste Ferne, ja sogar bis nach den Nordseeländern versendet wurde. Die zweite Art des Cottaer Steines ist der Bildhauersandstein, dessen Benutzung noch jetzt im vollen Gange ist, da er alle anderen Sorten des Sandsteins an Feinheit und Gebräuchlichkeit zu künstlerischen Zwecken übertrifft.
Die Statuen der katholischen Kirche zu Dresden, die Bildhauerarbeiten im Zwinger, am Theater und dem neuen Museum, sowie die grossen, schönen Säulen der Altstädter Hauptwache, sind sämmtlich aus Cottaer Sandstein gearbeitet, ebenso eine unendliche Menge Verzierungen aller Art an weniger bedeutenden Dresdner Gebäuden. Auch der Bildhauerstein wird weit hinaus über Sachsens Grenzen verschickt, und zum Schmuck der Gebäude, Denkmalen und anderen plastischen Kunstwerken benutzt.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Gönnersdorf
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