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ADB:Richter, Johann Christian Gottlieb

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Artikel „Richter, Johann Christian Gottlieb“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 485–486, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Richter,_Johann_Christian_Gottlieb&oldid=- (Version vom 6. November 2024, 01:39 Uhr UTC)
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Richter: Johann Christian Gottlieb R., evanglischer Theolog, geboren zu Gotha am 27. Juli 1766, erhielt durch seinen Vater, den Kaufmann Gottlieb Jakob Richter, eine sorgfältige Erziehung und trat schon früh in das Gymnasium ein, welches damals Männer wie Stroth, Kaltwasser und Manso zu seinen Lehrern zählte. Seit 1784 studirte er in Jena Theologie, fühlte sich aber auch von den semitischen Sprachen und der Naturgeschichte angezogen. Für die letztere, namentlich die Botanik, bewahrte er eine fortdauernde Neigung, so daß er später die Mußestunden seines Berufslebens der Zucht und Beobachtung ausländischer Pflanzen widmete und mit Joh. Fr. Blumenbach einen wissenschaftlichen Verkehr unterhielt. Als er nach Beendigung seiner Studien die Candidatenprüfung in Gotha bestanden hatte, ging er nach Schwedt, aber sicher nicht, wie der Neue Nekrolog (s. u.) meint, als Erzieher eines jungen Barons v. Stolzenberg, der damals erst ein Jahr alt war, sondern wohl als Privatsecretär von dessen Mutter, der früheren Schauspielerin Charlotte Carl, geb. Kramann von Gotha, mit welcher sich Friedrich Heinrich, der letzte Markgraf von Brandenburg-Schwedt, 1785 vermählt hatte. Nach dessen Tode (12. September 1788) kehrte R. nach Gotha zurück, nahm hier vorübergehend eine Erzieherstelle bei einem jungen Engländer an, vertauschte diese aber 1790 mit dem Amte eines Candidaten der Collaboratur am dortigen Gymnasium. Während er die beiden oberen Classen im Hebräischen, die unteren im Lateinischen und in der Naturgeschichte unterrichtete, war er seit 1802 zugleich noch als Stadtcollaborator und als Lehrer an zwei Privatschulen thätig. 1804 zum Pfarramte nach Trügleben berufen, verheirathete er sich im folgenden Jahre und erlebte 1813 nach der Leipziger Schlacht das Mißgeschick, von französischen Soldaten ausgeplündert zu werden. Da diese auch das Pfarrhaus verwüsteten, so mußte er mit seiner Gattin bei dem Schloßverwalter in Reinhardsbrunn ein Unterkommen suchen. Hier gebar ihm seine Gattin am 28. October einen Sohn, welcher in der Taufe den Namen Reinhard erhielt (s. u.). Erst nach mehreren Wochen, die er, unterstützt von seinen Freunden R. Z. Becker und Oberhofprediger W. Fr. Schäffer, in Reinhardsbrunn und Gotha zugebracht hatte, konnte er in sein unterdessen wiederhergestelltes Pfarrhaus zurückkehren. 1815 als der letzte von Sachsen-Gotha ernannte Superintendent und Oberpfarrer nach Römhild befördert, wirkte er hier bis zu seinem Tode und starb, nachdem er kurz zuvor noch seine 25jährige Amtsjubelfeier begangen hatte, am 9. October 1840 an einem Nervenschlage. Geschätzt als Geistlicher und Lehrer, von friedliebendem Charakter und gesellschaftlichen Talenten, hatte er sich viele Freunde erworben. Zu den vertrautesten gehörten Fr. v. Schlichtegroll und der Superintendent Joh. Adf. Jacobi in Waltershausen (s. A. D. B. XIII, 592 f.), die wie er Mitglieder des Freimaurerbundes waren. Außer mehreren Predigten hat R. veröffentlicht: einen noch 1824 im Gothaischen Gymnasium gebrauchten „Leitfaden beim naturhistorischen Unterrichte nach Bechstein’s gemeinnütziger Naturgeschichte des In- und Auslandes“ (1795, eigentlich 1794) und ein Buch „Ueber die fabelhaften Thiere“ (1797), in welchem er über Fabelwesen, wie [486] Sphinx, Centauren, Greif, Phönix, Basilisk, Salamander, Drache u. s. w., handelte.

Karl Gottlieb R., sein jüngerer Bruder, geboren am 30. Juli 1776 in Gotha, widmete sich ebenfalls der Theologie, wurde um 1815 Diakonus in Waltershausen und 1835 Pfarrer in Bufleben, trat 1853 in den Ruhestand und zog sich nach Gotha zurück, wo er am 13. December 1857, 81 Jahre alt, starb. Er ist Verfasser der beiden Schriften: „Kleines geographisches Post- und Reise-Lexikon für die Besitzer des täglichen Taschenbuchs, oder alphabetische Beschreibung aller im täglichen Taschenbuche befindlichen Poststationen. Mit einer Vorrede des Herrn Professor Galletti“ (1804), eine Art Commentar zu K. W. Ettinger’s Täglichem Taschenbuch für alle Stände, und „Lehrbuch der Erdbeschreibung nach natürlicher Ordnung und Eintheilung der Staaten“ (1822). Ferner setzte er das nach dem Plane Heinr. Schorch’s 1804 von Theophil Friedr. Ehrmann begonnene, im 2. und 3. Bande von Schorch selbst bis 1819 bearbeitete „Allgemeine historisch-statistisch-geographische Handlung-, Post- und Zeitungs-Lexikon für Geschäftsmänner, Handelsleute, Reisende und Zeitungsleser“ von dem Artikel Neukirch an im 4. u. 5. Bande (1821–30) fort, wobei er seine Vorgänger an Vollständigkeit und Sachkenntniß wesentlich übertraf.

Ueber R. I.: Meusel, G. T. (zum Theil mit seinem Bruder verwechselt). – N. Nekr., 18. Jahrg., 1840, S. 1003–1005. Von seinem Sohne Reinhard R.) – A. Beck, Ernst II., Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg, S. 138, Gotha 1854. – Vgl. auch: Chr. Ferd. Schulze, Geschichte d. Gymnasiums zu Gotha, S. 200 u. 291, Gotha 1824. – Ueber R. II.: Meusel, G. T. – Außerdem Mitheilungen von Pfr. Thon in Bufleben und Fr. Hennicke in Gotha.