ADB:Galletti, Johann Georg August
[WS 1], der aus dem Toskanischen stammte, und wurde geboren, als die herzogliche Capelle dem Hofe auf einen Landtag nach Altenburg gefolgt war. G. erhielt seine erste Bildung zu Gotha von einem wissenschaftlich beschränkten Privatlehrer. Seine Eltern brachten ihm frühzeitig Liebe zur Tonkunst bei, aber jemehr er heranwuchs, desto mehr gewann er die Wissenschaft lieb, und Frau Oberbibliothekar Schläger[WS 2], eine Dame von Geist und Bildung, vermittelte es, daß er die Universität Göttingen bezog, wozu sie ihm einen Freitisch verschaffte. Hier wurde er durch Pütter und Schlözer zum Studium der Geschichte angefeuert. Im Umgange mit Hölty wurde seine ästhetische Bildung gefördert. Nach Vollendung seiner Studien (1772) kam er in das Haus des Oberamtshauptmanns von Schlotheim[WS 3], damals in Almenhausen, später in Tonna, als Hauslehrer. Schon hier fing er an, sich als Schriftsteller zu zeigen. Die kleinen von ihm geschriebenen Werke (eine lateinische Grammatik, eine Anweisung zur Geometrie, eine Geschichte und Beschreibung der Herrschaft Tonna), setzte und druckte er selbst mit Hülfe seiner Schüler. In dieser Stellung blieb er, bis er am 28. Septbr. 1778 eine Anstellung als Collaborator am Gymnasium zu Gotha erhielt. Allmählig rückte er zum ersten Professor auf, und erhielt im J. 1816 das Prädicat „Hofrath und Historiograph gothaischen Landes.“ Wegen seines hohen Alters wurde er 1819 in den Ruhestand versetzt. Er war ein gutmüthiger wohlwollender Mann und fortwährend thätig als Schriftsteller. Seit dem J. 1804 machte er alljährlich eine Reise mit Freunden. Seine Liebe zur Musik blieb ihm bis in sein hohes Alter. Er wurde von Allen, die ihn kannten, hochgeachtet und war wegen seiner Heiterkeit [333] und seines Frohsinns überall beliebt. In den späteren Jahren vergaß er sich oft beim Unterricht und versprach sich oft. So z. B. gab er die Höhe des Chimborasso einmal nach Quadratmeilen an, sagte: „Gotha liegt an 2 Flüssen, nämlich an der Eisenachischen und Erfurtischen Chaussee.“ Namen konnte er nur schwer im Gedächtnisse behalten. Einst saßen Brehm und Bertram in der Secunda. Brehm konnte er nicht merken. Deshalb sagte er zu ihm: „Ich will Sie Bertram I und den wahren Bertram Bertram II nennen; ist die Frage, die ich thue, schwer, so antwortet Bertram I, ist sie leicht, so soll Bertram II sprechen.“ Ein anderes Mal sagte er: „Es gibt in Paris Spiegel, die ohne Glas und Rahmen 10000 Franken kosten.“ Oder: „Als ich Sie von weitem kommen sah, dachte ich, Sie wären Ihr Bruder; als Sie aber näher kamen, glaubte ich, Sie seien es; als Sie aber ganz nahe waren, sah ich, daß Sie doch Ihr Bruder sind.“ Solche Mängel wurden aber durch den Adel seines Geistes verdeckt. – Seine Schriften sind sehr zahlreich, seine Lehrbücher der Geschichte und Geographie die besten ihrer Zeit, daher sie oft aufgelegt worden sind. Zu seinen werthvollsten Schriften gehören: „Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha“ (5 Bände), die „Geschichte Thüringens“ (6 Bände), die „Kleine Weltgeschichte“ (28 Theile). Zuletzt noch arbeitete er an einer „Geographie für Damen“. Neuer Nekrolog der Deutschen, 1828, Bd. I. 224.
Galletti: Johann Georg August G., geb. 19. August 1750 zu Altenburg, gest. am 25. März 1828 zu Gotha, war der Sohn des gothaischen Opernsängers Johann Andreas G.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Giovanni Andrea Galletti (um 1710–1784), Bariton.
- ↑ Die Ehefrau Julius Karl Schlägers.
- ↑ Ernst Heinrich Ludwig Freiherr von Schlotheim (1736–1797), Regierungsrat in Gotha, dann Gerichtsherr in Almenhausen, ab 1776 Oberamtshauptmann in Gräfen-Tonna. Die zwei von Galletti unterrichteten Söhne waren Ernst Friedrich und dessen jüngerer Bruder.