Ungetreue Ratsherren
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Ungetreue Ratsherren.
Bei der leichtfertigen Wirtschaft, die unter August den Starken und seinem Nachfolger am Hofe, beim Adel und in der Beamtenschaft herrschte, konnte es nicht ausbleiben, daß sich auch in den Kreisen der Bürgerschaft die Begriffe von Ehre und Pflicht lockerten und daß in der städtischen Verwaltung der Geist der Unordnung und Gewissenlosigkeit einriß. Kurz aber schlagend gekennzeichnet wird dies durch die Bemerkungen, die in einem Verzeichnisse der Ratsmitglieder im Kämmerei- Inventarium von 1727 (Ratsarchiv A. XV. 31 w.) einzelnen Namen beigefügt sind und aus denen hervorgeht, daß in den zwanziger und dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts nicht weniger als acht Ratsherren auf unrühmliche Weise aus dem Rate ausgeschieden sind. Sie lauten:
Leporinus: starb am 27. Dez. 1720 und hat große Unrichtigkeit hinterlassen.
Herrmann: ging Michaelismesse 1721 gar durch und hat Schulden gemacht, in die Accis- und andere Kassen gegriffen und dem Rate großen Schaden causiret.
Dölze: ist die Michaelismesse 1721 Schulden halber ausgetreten und sub inquisitione im Arreste verstorben am 26. März 1727.
Lotter: hat sich occasione einer aufgehabten Vormundschaft am 30. Okt. 1723 absentiret und Kassengelder mitgenommen gehabt.
Schede: resignirt wegen Alters und eines verbliebenen Proper-Rests an Walpurgis 1731.
Behnisch: wegen allerhand Unrichtigkeit in die Inquisition verfallen Neujahr 1734 und hernach ausn Arreste entwichen.
Zapffe: starb den 12. Jan. 1736 in vieler Unrichtigkeit.
Schlinzig: starb am 4. Juli 1739 in allerhand Unrichtigkeit und Melancholie.