dieser Beziehung die Ansicht: Es sind brave Männer und sie wissen einmal die Gänge.
Die Gänge, welche der Vierthälerrat zu machen hatte, bestanden nämlich darin, daß er auch die „Gabelung“ auf dem Weinmarkt vorzunehmen hatte. So begaben sich denn je vier Glieder des Vierthälerrates, begleitet von einigen Zechern, in den ihnen „zugewiesenen Thal“, um die Weine des Jahrganges zu probieren. Das geschah um Frühlingsanfang, wenn der Wein von den Hefen abgelassen war. Der bei der Gabelung festgestellte Weinpreis wurde den Käufern mitgeteilt. Der Weinmarkt zu Bacharach wurde bei gutem Wetter am Rheine auf dem freien Raume zwischen der Stadtmauer und dem Erdaufwurfe am Ufer des Stromes abgehalten. Die Verkäufer brachten noch einmal ihre Weinproben mit auf den Markt. Der Vierthälerrat stellte die silbernen Schalen zum Probieren für die Käufer. Unter dem gegabelten Preise durfte nicht verkauft werden, wohl aber darüber. Der Markt wurde ein- und ausgeläutet. Er war ein Volksfest, auf dem besonders die Winzer selbst sich gütlich thaten. Waren die Weine der vier Thäler verkauft, so kamen die „Franzischen“ und „Hunischen“ an die Reihe. Denn der Bacharacher Weinmarkt war durch Jahrhunderte der Stapelort und der Verkaufsort der sämmtlichen Weine des Rheingaues, bis die bevorzugten „Ebersbacher grauen Mönche“ ihr köstliches „Gräfen-“ und „Steinberger“ Produkt und das des berühmten „Marcobrunn“ von ihrem Stapelorte, dem „Reichharthäuser Hofe“, nach Köln selbst hinab zu verschiffen begannen und somit das uralte Herkommen durchbrochen wurde.
Zu den Weinmärkten in Bacharach kamen die Käufer bis von der Weichsel her. Die Bremenser „Weinherren“ hielten hier in jedem Jahre eine gute Auslese für ihren Ratskeller. Windtmann hat daher in seiner musikalischen Kurzweil von 1623 die Reime:
„Zu Klingenberg am Main,
Zu Würzburg an dem Stein,
Zu Bacharach am Rhein
Hab’ ich in meinen Tagen
Gar oftmals hören sagen,
Soll’n sein die besten Wein’.“
An das Rathaus, in dessen Bürgersaale bei schlechtem Wetter der
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)