Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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aber alles vergebens. Die Eingebornen ließen sich weder Furcht einjagen, noch sich begütigen, und endlich war er genöthigt seine Bootsmannschaft zusammenzurufen, und von einem Orte wegzurudern, den er den niederträchtigsten nannte, den er je betreten hatte.
Er und wir konnten von Glück sagen, daß die wüthenden Bewohner von Tior uns nicht mit einer Salve von Steinen bei unserer Abfahrt begrüßten. Auf einer benachbarten Insel Ropo waren auf diese Weise nur einige Wochen früher der Capitain und drei Mann eines Schiffes für ein ähnliches Vergehen getödtet worden.
Ich kann nicht einmal annähernd bestimmen, welche Macht den Schutz oder das Verbot des Taboo verhängt. Betrachte ich den geringen Unterschied der Lage der Insulaner, die beschränkten und unbedeutenden Vorzüge des Königs und der Häuptlinge, und die unbestimmten Verrichtungen der Priesterschaft, von denen die meisten gar nicht von ihren übrigen Landsleuten zu unterscheiden waren, so weiß ich durchaus nicht, wo ich die Macht suchen soll, welche diese gewaltige Institution leitete. Die Verbote derselben treffen zuweilen ein einzelnes Individuum, zuweilen eine bestimmte Familie, zuweilen einen ganzen Stamm. Heute wird ein Verbot erlassen, morgen widerrufen. In einzelnen Fällen behalten sie dauernde Kraft. Zuweilen trifft das Verbot nicht allein die verschiedenen Stämme einer einzelnen
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/190&oldid=- (Version vom 1.8.2018)