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Seite:Lebensläufe Meissner Künstler.pdf/57

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bei Meißen geboren. Sein Vater, der 1850 starb, war Mehlhändler. Nachdem er die afranische Volksschule besucht hatte, kam er 1852 zum Lithograph Steinmetz in die Lehre. 1854 trat er in die Zeichenschule der Manufaktur über, an der er unter der Leitung Müllers d. ä. und Leuteritzens sich ausbildete. Zwei Jahre darnach fand er Aufnahme in der Gestaltungsbranche. Seine ungewöhnliche Begabung und seine persönliche Neigung führten ihn nach und nach der Plastik zu, und durch die thatkräftige Unterstützung eines Freundes seines verstorbenen Vaters, des Aktuars Liesche, wurde es ihm möglich, 1860 die Akademie in Dresden zu besuchen, wo er gleich in dem Aktsaale Aufnahme fand. Nach Beendigung der akademischen Studien empfahl ihn Rietschel, der ihn in sein Atelier wegen seiner Kränklichkeit nicht mehr aufnehmen konnte, persönlich an Professor Hähnel. Bevor er noch in dessen Atelier eintrat, hatte er bei seinem Freunde, dem Bildhauer Schwenk, zwei Reliefs aus dem Leben der Genofeva komponiert und modelliert. Die drückende Lage, in welcher sich König bei seiner Mittellosigkeit befand, wurde ihm durch freundliche Unterstützungen einiger Gönner wesentlich erleichtert. Medicinalrat Dr. Lehmann, Cafetier Torniamenti, Maler Georgi und der Ökonom Braune, dessen Tochter König später heiratete, nahmen sich seiner besonders an. Eine Anzahl akademischer Preise waren bald der Lohn seiner Begabung und seines eisernen Fleißes in Hähnels Atelier. Es entstanden eine Genofevagruppe, die Evangelisten Johannes und Matthäus für die Kirche in Rochlitz und die Sophienkirche in Dresden, ein Relief „Der Fischer“, die Porträts des Professors Adolf Peters in Meißen, seiner Mutter daselbst, des Malers Georgi, des Medicinalrates Dr. Lehmann, des Cafetiers Torniamenti und des Kastellans Löhnert, ferner das Reliefporträt der Gemahlin des Generaldirektors Tschirschky und die Porträtstatue von dessen Tochter. Bei Fertigung eines für Wien erworbenen Tafelaufsatzes wurde der Künstler mit Cornelius bekannt, der sich sehr für seine Arbeiten interessierte. 1865, nach einer sehr schweren Krankheit, modellierte er die „lehrenden Musen“, sieben kleine Gruppen, und 1866 im kleinen Stübchen seiner Mutter in Meißen die „Poesie, dem Amor das Leierspiel lehrend“. Durch diese Arbeiten errang er sich den Preis der Tiedgestiftung und einen Studienbeitrag der Akademie, wodurch ihm die Reise nach Rom ermöglicht wurde. Im Frühjahr 1867 kam er daselbst an und richtete sich bei der Piazza Barbarini ein bescheidenes Atelier ein; es entstanden daselbst u. a. zwei Gruppen, „Ma chè“, „Venus mit Amor schmollend“ und „Euterpe Flötenspiel lehrend“. Während des Aufenthaltes

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/57&oldid=- (Version vom 25.1.2025)