Darnach nahm Pilatus Jesum und gedachte, wie er ihn beim Leben erhalten möchte. Er wollte ihn geißeln lassen, ob sie daran nicht genug hätten und sich zur Barmherzigkeit gegen ihn kehren würden. So ließ er ihn entblößen, an eine Säule binden und befahl, daß er gegeißelt würde. –
Da die Juden sahen, daß man den Herrn Jesu zu der Säule führen wollte, damit er daran gebunden würde, da liefen die schnöden Juden herzu und brachten die Stricke, mit denen der Herr die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel getrieben hatte, und mit diesen banden sie ihn an die Säule.
Hier spricht Chrysostomus: Die Züchtigung unsers Herrn war dreierlei, sie war stark, stärker, allerstärkst. Die Gerten zerrissen ihm die Haut; die Geißeln zerrissen dem Herrn das Fleisch; aber die eisernen Drähte zerrissen ihm also sein Fleisch, daß man an mancher Statt das bloße Gebein sah; wie der heil. Bernhard spricht: der Herr wurde so jämmerlich an der Säule geschlagen, daß oft das Fleisch an den Geißeln hing.
Dieser heilige Lehrer spricht weiter:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/79&oldid=- (Version vom 1.8.2018)