größer gewesen sei, denn der Schmerz seiner Marter.
Drum liest man nirgends, daß der Herr um sein eigenes Leiden, sondern in allweg aus Mitleid mit uns geweint habe.
Und so spricht der andächtige Lehrer St. Bernhard:
Warum hast du doch geweint, o guter Jesu, da es doch mehr zur Freude als zum Weinen war, da du das Heil in der Mitte des Erdreichs wirktest und die Sünden an das Kreuz nageltest und den Teufel, verdammtest und uns von dem ewigen Tode erlöstest.
Aber Jeremias meldet fragweise, sprechend:
Hat er nicht unnütze gearbeitet, seit er um unsere Sünde so gar genug gethan hat, angesehen die Größe seines Schmerzes und die Güte und Kostbarkeit seiner Marter, wodurch er wohl tausend Welten erlöst hätte und dennoch so wenig Menschen erlöst hat? Ja hierauf kann der Herr antworten: Nimm wahr! Ich habe angesehen das Erdreich und es war leer und öde, und den Himmel, und es daran kein Licht. Hab’ ich angesehen das Erdreich, so sind das die irdischen Menschen, die an der Betrachtung meiner Pein leer und eitel sind; und nicht allein die Sünder hab’ ich angesehen, sondern auch den Himmel, das sind die guten Menschen, die ein himmlisches Leben führen sollten und in denen ein
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)