klares Licht sein sollte, aber sie haben keine Erkenntniß und kein Gedächtniß meines Leidens.
Drum schreit der Herr zu uns Christglaubigen durch den heil. Chrysostomus sprechend:
Ich bin durch euern Willen Mensch geworden, gebunden, verspottet, geschlagen und gekreuzigt. Wo ist die Frucht und Gabe, die um all’ meine Pein gegeben wird? Wo ist der Lohn des Blutes, das ich um euere Erlösung vergossen habe? O Mensch, über meine Ehre habe ich dich lieb gehabt! Wo ist die Wiedervergeltung oder Bezahlung der großen und vielfältigen Leiden? Es antworte ihm der andächtige Mensch, im Geiste also sprechend:
Gewißlich, Herr Christe, ist deine Wiedervergeltung in meiner Bußfertigkeit. O guter Jesu, meine Bußwirkung ist wahrlich deine Speise, und durch die Zähren meiner Reue wirst du getränkt. Mein Geist soll entzündet sein mit brennender Andacht und wird vor deinem Angesichte die allerbittersten Zähren ausgießen, Dir zum Mitleiden und mir zum Heile.
Hieronymus spricht, daß der Herr darum mit Essig und Galle getränkt worden, damit auch die Zunge nicht ohne Leiden sei, also daß alle seine Sinne genug thäten für die Sünde Adams.
Da Christus der Herr den Trank genommen, da sprach er:
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)