half uns durch alles schwere durch, so daß wir im Sept. 1755 nach Gnadenfrey kamen. O wie froh u. dankbar war ich für mein Plätzchen! Ich wurde bald der Gemein-Gnaden theilhaftig. Nun aber nahm mich der liebe Heiland in eine eigene Schule: ich fühlte, daß mir noch was fehlte; da ich aber sehr fromm, u. in keine grobe Sünden gerathen war, so konte ich das Sünderseyn nicht recht verstehen. Einmal wurde mir das Exempel vom Pharisäer u. Zöllner in meinem Herzen so recht lebendig vorgestellt, ich lernte mein Pharisäisches Herz kennen; dazu kam auch noch der Unglaube, u. sonst noch allerley Spuren von meinem Grundverderben, bis ich endlich in einer besondern Gnadenstunde den Heiland als meinen Versöhner kennen lernte, von welcher Zeit an ich meinen seligen Lebensgang eigentlich rechnen kan.
Anno 1768 wurde uns angetragen, nach Dirsdorf zu ziehen, um eine Bleiche
: Gemein-Nachrichten - Beylagen I-IV 1788,5. , Herrnhut 1788, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GN.A.250_Gemein-Nachrichten_1788,5.pdf/319&oldid=- (Version vom 19.2.2025)