oft dahin beraten“, umgießen und ergänzen ließ. Er bestand nun aus 72 Tellern, 12 Leuchtern (zu 12 Groschen), 8 Salzfäßchen, 12 neuen, mit Zinn beschlagenen Krügen (zu 18 Groschen). Alles wurde mit gewisser Schrift und Nummern gezeichnet und gestochen, weil sehr oft ein oder das andere Stück auf dem Quartalsessen im Breihanhause auf der Breiten Gasse „verloren“ ging. Auch auf diesen festlichen Zusammenkünften ist seit dem Anfange des 18. Jahrhunderts, als Einkünfte und Vermögen der Innung stiegen, mehr aufgegangen. Während bis 1704 nur kalt gespeist worden war, schmauste man von da an mehrere warme „Trachten“, als: gedämpftes Rindfleisch, Hechte mit einer Sardellenbrühe oder in Essig gesottene Aale, Forellen, Kälber- oder Schöps- oder Lämmerbraten, Hirsch, Wildpret mit „Pfeffergürkgen“. Allerhand Gebackenes, als „Zucker-Sträubel und Schüssel-Tortgen“, machte den Schluß. Über 100 Kannen Weines und 50 Kannen Bieres sollten den Durst der etwa 100 Gäste löschen. Es wurde darauf gesehen, daß jeder „ein recht Stück bekompt, wie sie es verlangen“. Dabei mußten etliche Trachten in die Häuser geschickt werden, als dem Herrn Beisitzer seiner Liebsten, dem Bauschreiber, der Frau Oberältesten (Trinitatis 1739). Nach 1705 kommt es häufiger vor, daß der Herr Ratsdeputierte in einer der seit jener Zeit in städtischer Verwaltung stehenden Portechaisen von Hause geholt und nach Hause gebracht wird. 1719 werden zum ersten Male 4 Groschen „vor Rosen und andere Blumen“ beim Innungsessen verrechnet. In Berlin machte Friedrich Wilhelm I. 1736 allen größeren Schmausereien der Goldschmiede durch Verbot ein Ende. In Dresden hörten sie nach dem siebenjährigen Kriege infolge der „nahrlosen“ Zeiten von selbst auf. Heißt es doch 1765 in einem Schreiben der Innung an den Rat, daß mehr als die Hälfte nichts zu tun hätte, und es wäre nicht zu wundern, „wenn ihnen und denen armen Ihrigen vor heißen Hunger der Rauch zum Halse herausginge!“[1].
Das Anwachsen der einzelnen Besitztümer der Innung läßt sich nach den Inventarien der Innungsbücher gut verfolgen. Bis über die Mitte des 17. Jahrhunderts hinaus überwiegen praktische Geräte; neben dem Zinn und einer kupfernen Kanne (1646) Kornsäcke, lederne Wassereimer (Feuerlöscheimer), zwei Scheibenröhren (Schießgewehre), ein eiserner Mörser mit Keule, eine Krätzmühle, auf der die Krätze, d. i. der Abgang vom bearbeiteten Silber, wieder „zu gute“ gemacht werden konnte, ein Weinfäßlein und dgl. Im 18. Jahrhundert kommen zum Silber und dem besseren Zinn gute Teppiche, 6 messingene Spritzen, 24 hölzerne Spritzen und 15 neue lederne Eimer hinzu. Auch das Schießzeug, mit dem sich jedes Jahr zwei Meister vertraut machen mußten, war besser geworden und in einem besonderen Schrank im Schießhause untergebracht worden.
Zum Schlusse sei des Wenigen gedacht, was aus den Innungsbüchern über Dinglingers Beziehungen zu seiner Zunft hervorgeht.
In einem oder in zwei, auch drei Quartalen hatten die Mitglieder je 2 Groschen Beitrag zu zahlen; es richtete sich die Häufigkeit dieser sehr bescheidenen Einlage, die in dieser Höhe bereits 1573 gebucht wird, wohl nach den geschehenen oder zu erwartenden Ausgaben. Da ist es nun merkwürdig, daß Dinglinger oft mehrere Jahre hintereinander nichts zahlt, dann aber 8 oder 10, auch 22 Groschen auf einmal gibt; und doch wird er in der Zwischenzeit niemals unter den sorgfältig gebuchten und oft recht zahlreichen Restanten erwähnt. Es scheint, als wenn man dem vielbeschäftigten und hochangesehenen Manne, der die Versammlungen sehr selten besuchte, eine Sonderstellung eingeräumt hätte. Einmal und zwar von Trinitatis 1717 bis Trinitatis 1718 hat man ihn zum Oberältesten erwählt; die in der Buchung hinzugefügten Worte: per Administr. deuten wohl an, daß man ihm eigentliche Arbeiten nicht aufbürdete, sondern ihn wie eine Art Ehrenältesten ansah. Das solche Innungsgeschäfte zeitraubend waren, daher nicht bloß ehrenamtlich zu versehen seien, hatte er selbst auf dem Trinitatiskonvent 1716 hervorgehoben. Mit seinem Schwager Gottfried Döring hatte er schon immer geraten, dem Oberältesten für seine Mühe im Schreiben etwas zu bewilligen, wie bei den Kauf- und Handelsleuten. Und so wurde denn beschlossen: „Der Oberälteste soll von nun an vor seine Mühe zur Ergetzlichkeit das Jahr, wenn er solch Amt administriret und die Rechnung führet, 6 Taler haben, und solch Geld von denen Zinsen, welche bei uns einlaufen, ihm gereichet werden soll“.
Häufig läßt er Lehrjungen einschreiben und nach 5 oder 6 Jahren Lehrzeit ausschreiben. Ob sie bei ihm dann noch als Gesellen geblieben und daher als Mitarbeiter an seinen berühmten Werken anzusehen sind, wird nicht ersichtlich, da die An- und Abmeldung von Gesellen nicht pflichtmäßig bei der Innung geschah oder zu bezahlen war. Bei einigen Lehrlingen läßt es sich aber annehmen, daß sie bei ihm blieben, denn es waren Verwandte von ihm. So war sein Sohn Moritz Conrad 1708–1714, sein Sohn Johann Friedrich 1718–1723 sein Lehrling. 1724 wird Siegmund Gotthelf Döring, sein „Vetter“ (vielmehr sein Neffe), Sohn des Gottfried Döring, bei ihm eingeschrieben[2].
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/69&oldid=- (Version vom 4.3.2025)