1696–1697 bekleidet. 1688 wurde, vielleicht auf seine Anregung hin, das „alte Innungsbuch“ gebunden, eine sehr nötige Sache, „da ein Blatt da, ein ander dort gelegen“. Er schlug 1688 vor, den Überschuß der Accisgelder, die unter den Meistern zur Bestreitung der Fixaccise der Innung (ein Pauschale) aufgebracht wurden, bis zu einem Kapital von 300 Talern aufzuspeichern; doch waren bis 1717 nur 32 Taler zusammen gekommen, die man dazu gebrauchte, Schulden der Innung an die Generalaccise abzustoßen. 1691 hat Rachel in den damals üblichen Streitigkeiten der Innung gegen Störer, besonders die Juden, mitgewirkt.
Von seiner äußeren Erscheinung geben zwei Bilder einen Begriff; ein Miniaturbild in Deckfarben, nach der Inschrift aus dem Jahre 1694, und ein Schabkunstblatt, nach seinem Tode gefertigt[1]. Letzteres ist von dem zu Augsburg geborenen Hofkupferstecher Moritz Bodenehr, der hauptsächlich in Dresden lebend († 1749) wohl an 100 Bildnisse gestochen hat.
Von seinen 3 Söhnen, die Goldschmiede wurden, hat er einen nachweislich selbst in der Lehre gehabt. Der älteste, Moritz Rachel, arbeitete zunächst bei der Witwe, wurde 1699 Meister, starb aber schon 1717. Einer seiner Gesellen, Gottfried Döring, der 1686 Meister geworden war und eine Tochter Rachels heiratete, ist 1705 Oberältester der Innung gewesen und hat sich, wie oben schon erwähnt wurde, einen ehrenvollen Platz unter den Innungsgenossen als Künstler errungen. Bedeutender aber wurde sein zweiter Schwiegersohn Johann Melchior Dinglinger aus Biberach.
C. Clauß hat in seinem Artikel über diesen Mann (Allgem. Deutsche Biographie Bd. 5) angegeben, er sei 1693 in die Innung der Dresdner Goldschmiede aufgenommen worden; unentschieden sei es aber, ob er von August dem Starken, der ihn auf seinen Reisen kennen gelernt habe, veranlaßt worden sei, sich in Dresden niederzulassen, oder ob er, wie andere sagen, durch die Liebe zu der schönen Tochter eines Innungsgenossen an die Elbstadt gefesselt worden sei. J. L. Sponsel bezeichnet in seinem 1905 erschienenen Buche: Johann Melchior Dinglinger und seine Werke (S. 7, S. 65 Anm. 3) die Angabe, daß dieser 1693 Dresdner Meister geworden sei, als wahrscheinlich, aber nicht als quellenmäßig erwiesen; die zweite Frage, wodurch Dinglinger gerade an Dresden gefesselt worden sei, läßt er unentschieden.
Daß Dinglinger 1693 Meisterrecht erworben hat, läßt sich durch die Innungsbücher[2] der Goldschmiede nachweisen. Daß er in derselben Zeit eine Meisterstochter und zwar eine Tochter Moritz Rachels geheiratet hat, besagen auch das Innungsbuch und unsere Familienpapiere. Daß er aus Liebe zu dem Mädchen hier geblieben ist, wird dadurch noch nicht erwiesen; er hatte, als er in die Innung eintrat, schon einige Zeit in Dresden gelebt und gearbeitet und durch seine Tätigkeit außerhalb der Innung deren Unwillen erregt. Daß er durch Herzog Friedrich August vor 1693 veranlaßt worden sei, sich in Dresden niederzulassen, ist wohl nicht mehr haltbar. Denn hätte der junge Fürst dies getan, so würde er „in herzoglichen Zeiten“ und bei seinem Beilager Dinglinger und nicht bloß Rachel mit Lieferungen beauftragt haben.
Wie schon Marc Rosenberg[3] kurz angedeutet hat, ist der Verkehr zwischen der Dresdner Innung und dem berühmtesten ihrer Mitglieder zunächst kein angenehmer gewesen. Nach den Akten hat sich dies so verhalten[4]: Am 21. Januar 1693 bat die Innung beim Rate dringend um „hülfliche Hand gegen die unterschiedliche Goldschmiede alhier, die sich außer unsrer Innung aufhalten, so sich teils auf kurf. Freiheiten berufen, teils aber als Gesellen, deren etliche kaum aus den Lehrjahren sein, vor sich leben und ohne Scheu arbeiten“. Dazu gab sie eine „Spezifikation“ solcher Leute: 20 werden genannt, dazu noch einige, die, obwohl sie Schlosser, Perückenmacher, Posaunenmacher, Riemer, Soldaten sind, mit Gold und Silberwaren handeln; Juden sind dabei nicht vergessen. Von den 20 leben 12 vor den Toren, einer in Alt-Dresden (Neustadt), 1 in der jetzigen Altstadt. Einer, Johann Jacob Ehrhardt auf der Schloßgasse, wird als im Besitze kurf. Freiheiten genannt. Ihm zunächst, aber ohne diesen Vermerk, erscheint „Herr Melchior Dielinger sambt zweien Brüdern, in der Frau D. Lehmannin Hause“[5]. Hier arbeitete er, zunächst noch ohne kurfürstliche Vergünstigung, mit den nachmals auch berühmt gewordenen Brüdern, dem Emailleur Georg Friedrich und dem Juwelier Georg Christoph Dinglinger[6].
Der Rat forderte alle Bezichtigten durch einen Umlaufzettel zu einem am 10. Februar abzuhaltenden Termine auf. Bei Dinglingers Namen steht der Vermerk: „M. Dielinger nebst seinen bei sich habenden zweien Brüdern hat dieses Patent nicht unterschreiben wollen, in Termino aber will er sich schon angeben“. Er ist aber weder am 10. Februar, noch an einem
- ↑ Beide im Familienbesitz; das letztere auch im Königl. Kupferstichkabinett.
- ↑ R. A. Goldschmiede 147a, Jahr 1693.
- ↑ Kunstgewerbeblatt I, 1885. S. 184, 186.
- ↑ R. A. Goldschmiede Nr. 8. Die Innung der Gold- und Silberarbeiter contra die Störer und unzunfftmäßigen solcher Innnng 1693.
- ↑ Das Eckhaus Moritzstraße-Neumarkt, später Hotel de Saxe. Abgebildet in O. Richter, Dresdner Straßenansichten vom Jahre 1678, Tafel B, Nr. 16.
- ↑ Sponsel a. a. O. S. 67, 68. Anmerkungen 18, 19.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/67&oldid=- (Version vom 4.3.2025)