gehörige Haus Nr. 18[1]. Die beim Umbaue des Hauses 1899 unter den fortgeschlagenen Putzdecken vorgefundenen Malereien, von denen C. Gurlitt (die Kunstdenkmäler Dresdens S. 659) eine Probe gibt, sprechen ebenso für eine behagliche Lebensführung wie für den Kunstgeschmack des Besitzers. Auch scheint er das Haus, das Dinglinger auf der Frauengasse später bewohnte und in eigenartiger Weise ausbaute und ausstattete, nach Angaben der Hausbesitzerliste auf dem Ratsarchiv 1696 vorübergehend besessen zu haben. Ein hohes Alter war Rachel nicht beschieden.
Er starb am 1. September 1697 und wurde am 12. September auf dem alten Frauenkirchhofe zur Erde bestattet[2]. „Bluts- und Mutsfreunde“ zu Leipzig dichteten 4 Leichencarmina, in denen der gute Mensch, der treue Freund gepriesen wird. M. Seebisch aber hielt ihm in der alten Frauenkirche eine sehr gelehrte Leichenpredigt, die er auf Begehren drucken ließ.
Wenn man die Spuren seiner Arbeit als Goldschmied verfolgt, so findet man ihn unter den bedeutendsten Handwerkern, die für die Kunstkammer Stücke geschaffen haben, nicht genannt. Wohl aber geht aus Akten des Hauptstaatsarchives[3] hervor, daß er, namentlich in den Jahren 1679–1681, an den Hof viel geliefert hat. Mehrmals waren es „Contrefayt Büchßen mit einer Chur-Mütze mit schönen rautichten Diamanten besetzt“ zu 640, 300, 220, 160 Talern, also Dosen mit dem Bildnisse Johann Georgs II., das mit 5 Talern 15 Gr. besonders verrechnet wurde. Ferner: Diamantringe zu 530 oder 480 Talern, die der Kurprinz und dessen Gemahlin zu Weihnachten 1619[WS 1] erhielten; ein Bruststück mit einer Krone von Diamantrosen zu 100 Talern. 1681 lieferte er im Auftrage Johann Georgs III. für dessen Mutter „zum heiligen Christ“ 2 silberne getriebene Wandleuchter für 700 Taler. Der Kreis der zu Beschenkenden erweiterte sich damals von Jahr zu Jahr; außer der Familie, den Verwandten, den Hofbeamten und Gesandten wurden Prediger, Leibmedici, Universitätsprofessoren, Rektoren bedacht. Dutzende von „Knopfbechern“ wurden ihnen und bei Hochzeiten der Honoratiorentöchter gespendet. So erhielt der Durchl. Churfürstin Kammer-Möhrin Anna Isabella einen silbernen Tischbecher, Leibmedicus Schilling 1680 eine „ziergoldte Suppenschaale“ für sein „Tractätlein von der Pest“. Johann Georg III. ließ bei seinem Regierungsantritt 1680 zu „Hochzeit-, Gevatter- und andere Präsente“ 30 000 Taler auswerfen.
Als er 1685 mit dem Großen Kurfürsten über eine Reichshilfe gegen Frankreich eifrig Verhandlung pflog, hatte er am brandenburgischen Hofe Geschenke auszuteilen. Mit der Beschaffung der Ringe beauftragte er diesmal kurfürstlich brandenburgische Hofjuwelenhändler in Potsdam, die Hofjuden Jeremias Herz und Jos. Liebmann.
An den ganz bedeutenden Silberankäufen, die Johann Georg III. und IV. teils in Dresden, teils in Leipzig und Augsburg vornehmen ließen, war Rachel jedenfalls auch beteiligt, denn 1699 wird, als bei zu erwartender Ankunft Augusts des Starken aus Polen Erneuerungen nötig sind, auch Rachel’sches Silber zum Neuvergolden bestimmt, und zwar ein Teller, ein Löffel, ein Salzfaß[4].
Als 1693 in Freiberg die Durchreise Herzog Friedrich Augusts mit seiner jungvermählten Frau von Baireuth her bevorstand, sendete Rachel dem Rate ein Schmuckkästchen und zwei Paar silberne Wandleuchter als Geschenke zur Auswahl. Der Rat wählte die Wandleuchter im Werte von 600 Talern[5]. Die Notiz, daß diese Leuchter, 42 Mark 15 Lot haltend, Augsburger Arbeit gewesen, zeigt, daß Rachel bei den größeren Lieferungen mehr als Händler, denn als Kunsthandwerker auftritt. Damit hängt gewiß auch sein sich schnell hebender Wohlstand zusammen. Zu der Lieferung nach Freiberg eignete er sich besonders gut, denn er war – worüber genauere Aufzeichnungen fehlen – der Lieferant Friedrich Augusts, des nachmaligen Polenkönigs, für dessen neu gebildeten Hofstaat und vor allem für das Beilager geworden. Ehe ihm die dabei auflaufenden Kaufgelder gegeben werden konnten, ist er gestorben. Der Herzog und spätere Kurfürst-König schuldete ihm und seinen Erben 1697 noch 4600 Taler „vor Jubelen und Silber, so bei denen damaligen herzoglichen Zeiten und zum Beilager geliefert wurden“[6].
In der Innung der Goldschmiede hat Rachel das Amt eines Oberältesten 1685–1688 und noch einmal
- ↑ Nach O. Richters Atlas zur Geschichte Dresdens, Blatt 11 waren damals 7 Häuser der Schloßstraße im Besitze von Goldschmiedemeistern. Auch in den Nebengassen, wie in der Sporer- und Frauengasse saßen deren mehrere. Wenn es also in Dresden nicht, wie in Straßburg, eine Goldschmiedegasse gab, so wohnten die Meister doch einander nahe genug: Der Hofhalt und die Stadtwohnungen des Adels mögen das veranlaßt haben. – Die Erben seines Sohnes Moritz Rachel jun. verkauften das Haus 1728 für 5900 Taler an den kurf. sächs. Spiegelfaktor Noor.
- ↑ Seine und seiner Frau Grabschrift stehen in J. G. Michaelis „Dreßdnische Inscriptiones vnd Epitaphien in und außer der Kirche zu unsrer Lieben Frauen. 1714“. S. 538, 539.
- ↑ H. St. A. Loc. 8686 Ober-Kämmereisachen. Rechnungen über Einnahmen und Ausgaben Edler Gesteine, Kleinodien usw. 1668 u. flg., von Fol. 118 an vielfach.
- ↑ H. St. A. Loc. 12030 Hofversorgung usw. 1699. Inventar Nr. 2.
- ↑ Knebel, die Freiberger Goldschmiede-Innung usw. 1895. S. 105.
- ↑ H. St. A. Loc. 2240 Geldsachen und Geldwesen 1697. Die Kammer an den Kurfürsten 1. Okt. 1697.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ vermutlich 1679
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/66&oldid=- (Version vom 1.3.2025)