berichtet am 28. Februar 1573 an König Philipp aus Wien[1], der Kaiser habe selbst nicht gewußt, warum August gekommen sei. Wie in Wien, so ist auch anderwärts große Erregung über diesen Besuch gewesen; die spanisch-katholische Politik fürchtete offenbar eine Annäherung des Kaisers an die protestantisch-sächsische und vielleicht gar an die kalvinistisch- pfälzische Politik zu Gunsten der aufständischen Niederländer.
Der spanische Gesandte hat vor der Ankunft des Gastes, während des Besuches und nach der Abreise mit dem Kaiser eindringliche Gespräche über die politische Haltung des Kurfürsten geführt und zu seiner und Philipps Beruhigung erkannt, daß dieser völlig in die Bahnen der kaiserlichen und in mancher Beziehung auch die der spanischen Politik eingelenkt sei. August wollte auch jetzt von einer Unterstützung des aufständischen Oranien und der übrigen Rebellen nichts wissen; Philipps Gunst sei ihm wichtiger als Oraniens Stellung. Auch zur Türkenhilfe sei er geneigt, selbst zur römischen Königswahl Rudolfs, des ältesten Kaisersohnes, wenn er auch habe durchfühlen lassen, daß er mit dessen geringer Erfahrung in Geschäften und der steifen spanischen Art im Verkehr nicht zufrieden war[2].
In der Unterredung, die der spanische Gesandte mit Kurfürst August hatte, forderte ihn dieser auf, lateinisch zu sprechen, das er wohl verstehe, wenn er es auch nicht sprechen könnte; im übrigen diente ein Beamter der Kaiserin als Dolmetscher. Mutter Anna, die damals schon sehr großen Einfluß auf ihren Gatten hatte, befreundete sich sehr mit der Kaiserin Maria, die die Kurfürstin für den Plan zu gewinnen suchte, Rudolf zum römischen König zu erwählen. Der spanische Gesandte sagt von ihr: sie ist wirklich sehr unterrichtet und sehr tüchtig (valerosa), wenn auch nicht in der Anerkennung der heiligen Kirche. Der Kaiser gab ihr beim Abschiede ein Diamantschmuckstück und Perlen im Werte von 5–6000 Dukaten; die Kaiserin Stickereien, Handschuhe und Wohlgerüche. Der Kurfürst erhielt als Geschenk sechs spanische Rosse und zwölf gute Kutschpferde.
Nach erschöpfender Aussprache zwischen beiden Fürsten und nach etlichen Festen kehrte August nach Dresden zurück; hierbei ist er durch die Lande des Kaisers „allenthalben so unbewußt und so eylendts gereiset“, daß ihm vielleicht nicht alle gebührenden Ehren so erwiesen worden waren, wie es der Kaiser gewünscht hätte[3].
Ohne Zweifel hat die Ergebenheit des Kurfürsten, der, wenn er nicht krank gewesen wäre, schon früher nach Wien gereist wäre, sein Eingehen auf die kaiserliche Politik Maximilian schon damals veranlaßt, ihm einen Gegenbesuch in Dresden in Aussicht zu stellen. Der eigenhändige Briefwechsel beider Fürsten wurde von nun an wieder lebhafter; Max wendete eine Chiffreschrift an[4], die aber, da ihre Entzifferung manche Schwierigkeiten bereitete, wieder fallengelassen wurde. Auch die Anwendung einer zunächst unsichtbarwerdenden, dann aber wieder lesbar zu machenden Tinte wurde bald aufgegeben. Durch fast alle Briefe Maxens klingt die Hoffnung durch, daß er den Kurfürsten bald sehen werde. So schreibt er am 2. Juni 1574 aus Wien: „und verhof noch heuer bei Euer Liebden einen feisten Hirschen zu schießen“[5], während er noch das Jahr vorher geklagt hatte: „ich würde zu dieser Zeit einen bösen Gesellen geben, denn mich das Zipperle dermassen vexiert, daß ich weder schten noch gehn kann“. Immer kommen Hindernisse dazwischen; vor allem die Verzögerung eines Friedensschlusses mit den Türken; dann ist es wieder „Leibsschwachheit“; auch die sich lang hinziehenden Verhandlungen des böhmischen Landtages machen es im Februar 1575 unsicher, wann er kommen werde, um „sich mit Euer Liebden zu besprechen und zu ergetzen“[6]; daraufhin drückt nun August sein Bedauern über das Hinausschieben aus, versichert am 27. Februar 1575 von Schloß Annaburg aus erneut, wie er ihm alles leisten werde, so gering es sei, was er ihm an Augen ansehen könnte. „Und sollen Euer Kays. Maj., wie man pflegt zu sagen, Thür und Thor offen stehen[7].“
Dazwischen hatte der Kaiser ihn einmal damit zu trösten gesucht, daß sein Bruder Erzherzog Ferdinand auf seiner Reise nach dem Karlsbad ihn von Leitmeritz aus besuchen werde. Als sich dies wieder zerschlug, spottete Maximilian über den Bruder und schrieb[8]: „gedenk, die Filippine (Philippine Welser!) hab so schtarke remedia, daß der hin mueß, wo sie will“.
- ↑ Colección de documentos inéditos Bd. 111 S. 155 ff.
- ↑ S. auch Goetz, Briefe und Akten zur Geschichte des 16. Jahrhunderts V, 806.
- ↑ H St A. Loc. 8500 Briefe des Kaisers Max II. Wien 30. März 1573, Blatt 320.
- ↑ H St A. Loc. 8799. 1. November 1573: bin auch willens ein Ziffer zu schicken in omnem eventum, denn sonst die Feder nit allemal zu trauen.
- ↑ H St A. Loc. 8500 Kaiser Max’ Schreiben ... 1574–1576 Blatt 12.
- ↑ a. a. O. Blatt 37.
- ↑ a. a. O. Blatt 38.
- ↑ a. a. O. Blatt 26.
Casimir I, 93 f. mitteilt, daß der Kurfürst die Hofburg zuerst in einer Verkleidung, also incognito betreten habe, so hat er die Worte des spanischen Gesandten: apeándose á la puerta de la ciudad y mudando el vestido se vino á Palacio nicht richtig wiedergegeben. Diese sagen: nachdem er am Stadttor ausgestiegen war und die Kleider gewechselt hatte, begab er sich nach dem Schlosse.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/239&oldid=- (Version vom 12.2.2025)