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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/236

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selbst. Er hat in 29 Rennen 27 Spieße „ganz wohl und meisterlich gebrochen“; nächst ihm zeichneten sich Wolf Rauchhäuser mit 15 und Balthasar von Wormb mit 13 Spießen aus. Außerdem werden genannt: Dietrich von Trotha, Tam und Heinz von Pflugk, Georg von Ponickau, Christoffel von Schönfeld, Georg, Wolf, Caspar und Hans Wolf von Schönberg, Heinrich von Gleisenthal, Nickel von Miltiz, Heinrich von Peschwitz. Von den 20 Kämpfern wurden 81 Spieße gebrochen, wobei denn auffällig ist, daß es dem Kurfürsten möglich gewesen ist, ein Drittel aller Taten zu vollbringen. Das in der königlichen Gewehrgalerie unter Nr. 27 angebrachte Bild von Heinrich Göding zeigt das Rennen zwischen Kurfürst August und dem Oberkämmerling, Hofrittmeister und kurfürstlichen Rat Heinrich von Schönberg mit der Inschrift: Ein Rennen gethan mit Heinrich von Schönberg als Kaiser Maximilian allhie gewesen und ist schönbergk alleine gefallen zu Dresden im schloß anno 1564 im Januario.

König Max und seine Leute mochten hierbei die tüchtigen Arbeiten des in Dresden lebenden kurfürstlichen Plattners Rosenberger kennen gelernt haben. Am 17. April desselben Jahres zeigt der König des Kurfürsten Plattner aus Wien an, daß Küraß und Rennzeug gut angekommen seien und er ihm durch einen Boten auf sein Begehren 10 ungarische und 40 Taler schicken werde[1].

Die politischen Verhandlungen, die zwischen Wirt und Gast gepflogen worden sind, haben sich auf mancherlei Gegenstände bezogen. Vor allem auf die Grumbachischen Händel. Der Reichsritter von Grumbach glaubte sich vom Bischof von Würzburg schwer benachteiligt, hatte diesen im Oktober 1563 überfallen und war in die Acht erklärt worden. Kurfürst August war über des Ritters Vorgehen gewaltig ergrimmt, weil er in dessen gutem Verhältnisse zu dem Ernestiner Johann Friedrich von Gotha allerhand „Praktiken“ zur Wiedererlangung der Kur in Sachsen witterte. Während die Brandenburger Prinzen für Grumbach eintraten, suchte Maximilian zu vermitteln, da er des Würzburgers Handlungsweise gegen Grumbach auch verurteilen mußte. Die persönliche Aussprache mit August hat jedoch beim Könige allmählich eine schärfere Auffassung gegen Grumbach veranlaßt. August hatte ihm in den Dresdner Tagen offenbar sehr gefallen[2]. Er schlug jetzt selbst vor, dem sächsischen Kurfürsten die Vollstreckung der Acht gegen Grumbach zu übertragen; dies ist aber freilich erst 1566 geschehen.

Zwei andere Gegenstände der Verhandlung wurden nicht erledigt. August wünschte damals seine Söhne Alexander und Christian mit dem Vogtland belehnt zu sehen; die Gewinnung dieses Lehens sollte ihn noch manche Jahre beschäftigen. Ebensowenig wurde ein Heiratsprojekt gefördert, das Mutter Anna und August im Sinne hatten: König Friedrich II. von Dänemark, der Bruder der Kurfürstin, sollte mit Maxens Tochter Anna verlobt werden. Es ist dies dieselbe Prinzessin, die 1569 Philipps II. von Spanien, ihres Onkels, Gattin wurde. Es konnte 1564 wohl kaum ernstlich davon die Rede sein, daß die katholische Habsburgerin dem lutherischen König von Dänemark werde gegeben werden! Daß eine andere Tochter des kinderreichen Maximilian einem der Söhne des Kurfürsten versprochen worden sei, war wohl auch nur ein müßiges Gerede.

Selbstverständlich brachte Max auch seine und des Kaisers Wünsche nach einem Reichstage wegen der Türken an.

Daß Dresden sich in diesen Tagen irgendwie als Stadt geregt habe, ist nicht überliefert; denn wenn auch künstlerische, namentlich kunstgewerbliche Tätigkeit durch den Hof gepflegt wurde, ein literarisches oder wissenschaftliches Leben gab es zu jener Zeit in unsrer Stadt noch nicht. Im sächsischen Lande aber hat der Umstand, daß der habsburgische Kaisersohn, der bei seines Vaters Hinfälligkeit den römischen Königsstuhl mit dem deutschen Kaiserthron nur allzubald werde vertauschen können, nach Dresden an den Hof des lutherischsten aller deutschen Fürsten mitten im Winter kommen werde, wie bei den Protestanten überhaupt, so vor allem an der wichtigsten Universität des Protestantismus, die zugleich in Kurfürst Augusts Landen gelegen war, großes Aufsehen erregen müssen. Und so erklärt es sich, daß einer der Professoren, Johannes Major, ein evangelischer Theologe und eifriger Humanist, zugleich der Gelegenheitsdichter der gelehrten Körperschaft, den Einzug König Maximilians in einem lateinischen Gedichte begrüßt hat. Es ist betitelt: Ad Divum Maximilianum, Imperatorum designatum, Dresdam ingredientem und ist 1564 bei Peter Seitz zu Wittenberg erschienen. In mehr als 200 Hexametern wird das große Ereignis nach der Art der Zeit umständlich und höchst gelehrt besprochen[3].


  1. Nach C. Gurlitt, Deutsche Turniere, Rüstungen und Plattner im 16. Jahrhundert, Dresden 1889, S. 49, ist diese Rüstung im Musée d’Artillerie zu Paris wahrscheinlich noch vorhanden.
  2. Maximilian an Kaiser Ferdinand I. Prag, 10. Februar 1564, bei Holtzmann, Kaiser Maximilian usw. S. 549.
  3. Johannes Major, geb. 1533 in Joachimstal in Böhmen, schloß sich frühzeitig an Melanchthon an und wurde schon 1558 für seine zahlreichen Carmina Gekrönter kaiserlicher Dichter. Später wurde er Kryptokalvinist und als solcher verfolgt. Ob er, von seinen Gegnern „Hänsel Meyer“ genannt, „an dem nie nichts Gutes gewesen sei“, wirklich gemeine Verbrechen begangen hat, ist zweifelhaft. Sicher hat er Gefängnis und Verbannung zu erdulden gehabt und ist 1600 als Kalvinist in Zerbst gestorben.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/236&oldid=- (Version vom 11.2.2025)