verborgen geblieben sei, was „sunst vor Schankungen oder Vinantzen geschehen seien“. Aus dem Brief, den die Herzogin Elisabeth von Rochlitz an Kurfürst Johann Friedrich über die Dresdner Zusammenkunft gesendet hat, geht hervor, daß der schöne goldene Becher Georgs Sohne, Herzog Johann, ihrem am 11. Januar 1537 verstorbenen Gemahle, gehört hatte. Sie berichtet außerdem, daß der Herzog dem König noch ein „gulden Stuck“ verehrt und, was viel wichtiger gewesen wäre, zweimalhunderttausend Gulden „uf die Schlesien“ geliehen habe. Hierunter ist gewiß eine Zusage für den Fall der Erneuerung des Türkenkrieges zu verstehen. Damit stimmt eine Notiz des Nuntius Morone an den Kardinal Farnese, Bautzen den 22. Mai, überein: Herzog Georg sei bereit, nach Höhe seines Reichsanschlages Türkenhilfe zu leisten. Zu einer Zahlung selbst wird es damals in Dresden nicht gekommen sein[1].
Von unmittelbaren Folgen ist die Zusammenkunft nicht gewesen. Bezüglich der schwebenden politischen Verhandlungen zwischen Karl V. und Franz I., sowie der Absichten des Papstes auf ein Konzil suchte Morone den Herzog zu beruhigen. Und wirklich wurde am 15. Juni zu Nizza zwischen jenen beiden Herrschern ein Waffenstillstand geschlossen, der zum Frieden und zu einem Bündnisse wider die Türken führen sollte. Am 12. Juni aber wurde der Bundesabschied der katholischen Liga zu Nürnberg unterzeichnet. Des Herzogs Wunsch, nur dann zum Kriege gegen die Schmalkaldener verpflichtet zu sein, wenn Angriffe, die religiösen Ursprungs seien, erfolgten, wurde dabei berücksichtigt.
Wenn Seidemann[2] den bekannten Testamentsentwurf des Herzogs Georg zugunsten Karls V. und König Ferdinands mit dem Besuche des letzteren in Dresden in Zusammenhang bringt, so wird dies kaum stimmen. Damals lebte Georgs letzter Sohn, Friedrich, noch, und der Vater glaubte trotz der Geistes- und Körperschwäche dieses Prinzen noch daran, durch ihn Erben gewinnen zu können; er verheiratete ihn am 27. Januar 1539 mit einer jungen Gräfin von Mansfeld, mußte ihn aber schon am 26. Februar 1539 begraben. Erst dann hat er die Absicht geäußert, das Herzogtum Sachsen, falls sein Erbe und Bruder Heinrich, wie zu befürchten stand, die Reformation einführen wolle, an die Habsburger fallen zu lassen. Wohl machte Ferdinand nach Georgs am 17. April 1539 erfolgtem Tode Ansprüche auf Sachsen; sie hätten aber mit Waffengewalt durchgesetzt werden müssen; auch hatten die vornehmsten Landstände den Testamentsentwurf nicht in allen seinen Teilen gebilligt[3].
Für Herzog Georg erscheint der Dresdner Besuch König Ferdinands als eine Art Höhepunkt. Der benachbarte König, der Bruder des mächtigen Kaisers Karl V., sucht ihn in Begleitung des Vertreters des Papstes im deutschen Reiche als die feste Säule des Katholizismus, als ein höchst wichtiges Mitglied in dem zu bildenden katholischen Gegenbunde, als einen finanziell kräftigen Helfer in der Türkennot auf. Stolz kann ihm der alte Herzog sein prächtiges neues Schloß zeigen, er bewirtet und beschenkt ihn gastlich und entwickelt in den Besprechungen mit König und Nuntius sein politisch-kirchliches Programm.
Wie ganz anders freilich gestaltete sich das alles! Elf Monate später starb er. Der katholische Gegenbund hat sich noch jahrelang vom Kampf gegen den schmalkaldischen Bund zurückgehalten; ein französischer Krieg und ebenso Türkenkämpfe brachen von neuem aus; das von Georg so eifrig ersehnte Konzil trat erst sieben Jahre nach seinem Tode zusammen. Vor allem aber: kaum ein Jahr nach diesen Dresdner Tagen gebot in dem neuen Schlosse sein protestantisch gewordener Bruder Heinrich, unbekümmert um die Drohungen König Ferdinands, der sich nahe daran dünkte, in diesem Dresdner Prachtbau als Verwalter Sachsens residieren zu können. Damals geschah das nicht; wohl aber hat Ferdinand wahrscheinlich noch einmal in dem Georgenschlosse gewohnt, nicht nur drei Tage, sondern drei Wochen, als er zur Unterstützung des Herzogs Moritz gekommen war, im März des Jahres 1547.
Nach Herzog Heinrichs Tode hatte 1541 dessen ältester Sohn Moritz das Herzogtum übernommen und seine Politik so geführt, daß er bei dem Eintritt des schon so lange drohenden Kampfes zwischen Kaiser Karl V. und den Schmalkaldenern politische Vorteile erringe. Er hatte, während diese im Sommer 1546 in Süddeutschland vorgingen, seines Vetters Land, das Kurfürstentum Sachsen, besetzt und dadurch den Kurfürsten Johann Friedrich veranlaßt, das südliche Deutschland zu verlassen und sein eigenes Land wieder zu erobern. Das war ihm in verhältnismäßig kurzer Zeit gelungen, ja, er war sogar im Dezember 1546 zum Angriffe auf des ungetreuen Verwandten Herzogtum vorgegangen. Vom 5. bis zum 26. Januar 1547 belagerte er Leipzig, und Moritz war nicht imstande, ihm die Stirn zu bieten, denn er hatte nur 2000 Mann, sowie die Besatzungen von Leipzig, Dresden und Zwickau zur Verfügung. Wie schon im Oktober, so war er auch im Dezember 1546 nach Prag geeilt, um König Ferdinands werktätige Hilfe zu erlangen. Zugleich wurde auch nach Dresden, dessen Befestigungen seit 1545 aus den Erträgnissen der
dazu erhobenen Bausteuer sowohl auf den linken wie
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/150&oldid=- (Version vom 11.2.2025)