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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/144

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Wie fand er die Stadt Dresden damals vor? Seit etwa 150 Jahren bestand hier eine Burg, seit etwa 140 Jahren eine daran sich schließende städtische Niederlassung. Die Burg stand auf einer Erhöhung nach der Elbe zu, auf dem sogenannten Taschenberge. In der Zeit Heinrichs des Erlauchten hatte sich die zunächst sehr bescheidene fürstliche und städtische Ansiedelung reicher entwickelt, denn dieser Fürst führte einen für seine Zeit glänzenden Hofhalt und war oft in Dresden anwesend. Schon vermittelte eine Brücke den Verkehr über die Elbe; vor 1295 bestand schon ein Kauf- und Gewandhaus auf dem Markte, das später auch als Rathaus benutzt wurde. Unter dem Vorsitze eines markgräflichen Richters sprachen bürgerliche Schöffen das Recht; Ratmannen berieten unter Vorsitz eines Bürgermeisters über die Verwaltung der Stadt. Auf diese Zeiten rascherer Entwickelung waren nach Heinrichs Tode 30 Jahre lebhafter Kämpfe gefolgt, während deren Dresden in den verschiedensten Händen war, einmal sogar (1315) wurde es vom Feinde erstürmt. Seit 1319 kamen ruhigere Zeiten, doch waren die Markgrafen Friedrich der Freidige und sein Sohn Friedrich der Ernsthafte mehr in Thüringen auf der Wartburg zu Haus, als auf dem Dresdner Schlosse. Und doch muß dieses 1348 wenigstens Raum genug gehabt haben für König Karl und sein Gefolge, wie auch für die Wittelsbacher Verwandten des Landgrafen. Wenn wir ihn uns über die Elbbrücke, die seit 1344 in eine völlig steinerne umgewandelt worden war, einreitend vorstellen, müssen wir unwillkürlich daran denken, daß er neun Jahre später die nach ihm genannte Prager Moldaubrücke anfangen ließ zu bauen. Da er durch seinen häufigen Aufenthalt in Frankreich und Italien auch regen Sinn für glänzende Bauten und herrliche Feste besaß, wird es trotz der winterlichen Jahreszeit im Dresdner Schlosse, wenn auch unter bescheideneren Verhältnissen, nicht an Ritterspiel und Ritterschmaus gefehlt haben. Daß aber eine sehr rege politische Tätigkeit geherrscht hat, beweisen die zahlreichen Urkunden, die als Ergebnisse der eifrigen Arbeit Karls vorliegen. Vom 7. bis 30. Dezember 1348 haben wir 26, vom 1. bis 3. Januar 1349 zehn Urkunden, die bis auf zwei in Dresden von ihm ausgestellt sind.

Unter dem 7. Dezember bestätigt er dem Kloster Altenzelle bei Nossen, das jetzt in ehrwürdigen Trümmern liegt, dessen in Böhmen gelegene Besitzungen und die ihm von seinen Vorfahren auf dem Böhmenthrone Ottokar, Wenzel und Johann verliehenen Vorrechte. Besonders viele Erwägungen waren über die zu jener Zeit stark verrufenen und furchtbar verfolgten Juden zu treffen. Am 14. Dezember wies er den Herzog Friedrich von Teck, den Landvogt zu Augsburg, an, sich des zurückgelassenen Judengutes anzunehmen, nachdem am 22. November ein schreckliches Judenbrennen in dieser Stadt vorgenommen worden war. Die Bürger der Stadt forderte er unter dem 21. Dezember auf, Marquard als ihren Bischof anzuerkennen und ihm von seinetwegen in allen Sachen behilflich zu sein. Dieses Bischofs, der nach dem Rücktritt des Vorgängers, eines Anhängers Kaiser Ludwigs, Karl gehuldigt hatte, nahm sich der neue Herrscher dankbar an. An demselben 21. Dezember verkündet er, daß er den Marquard, dessen Kirche, Amtleute und Burgen ledig und lossage aller Schulden, die sie den Juden, seinen Kammerknechten, noch zu zahlen hatten. Ebenso gibt und verleiht er unter dem 22. Dezember dem Bischof wegen der großen und verderblichen Schulden, in die er durch seine Vormünder gekommen sei, genannte Juden und Jüdinnen, um „die zu genießen“. Am 24. Dezember bestätigt er dem Marquard, sowie dem Domkapitel von Augsburg die Privilegien ihrer Kirche, ferner alle Pfandschaften, die sie vom Reiche inne habe. Am ersten Weihnachtstage verpfändet er in einer zu Pirna unterschriebenen Urkunde dem Augsburger für die 4000 Pfund Heller, welche dessen Vorfahren in des Reiches Not noch unvergolten ausgelegt haben, die Vogtei nahe Ulm.

Auch mit den Verhältnissen des Bistums Chur hat sich Karl in der Dresdner Zeit eingehend beschäftigt; hatte doch dessen Gebiet eine für den Verkehr zwischen dem deutschen Reiche und Italien ungemein wichtige Lage. So schreibt er am 27. Dezember den Burgmannen, Räten, Bürgern und Einwohnern des Städtleins und Tales Cläven (Chiavenna), daß er dem Bischof Ulrich von Chur den bei seinem Hochstift hergebrachten Besitz von Burg, Städtlein und Tal Cläven bestätigt habe, und gebietet ihnen, ihm gehorsam zu sein. Denselben Tag erhalten der Bischof, seine Nachfolger und sein Gotteshaus auf ewige Zeiten das sogenannte Umgeld, eine Steuer in Chur, zugesprochen. Auch das Geleit von der Landquart bis zur Luver erhielt er mit allen früheren Freiheiten, Rechten und guten Gewohnheiten bestätigt. Ferner verbietet er durch eine besondere Urkunde die Errichtung neuer Zollstätten auf dem Wege zwischen jenen oben genannten Flüssen – d. h. auf der Septimerstraße – neben den zwei, die von altersher dem Hochstift Chur zuständig sind.

Wichtig war der Erlaß vom 30. Dezember, durch den die Stadt Ulm das Recht erhielt, sich selbst Gesetze zu geben. Auch überließ er der Stadt auf Verwendung der Grafen von Helfenstein, Landvögte in Oberschwaben, das Schutzgeld der Juden, damit sie die Befestigung mit Mauern, Gräben und Türmen möglichst bald vollende.

Der Altstadt Prag, deren Wichtigkeit als Hauptstadt Böhmens er besonders hervorhebt, erneuert er

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/144&oldid=- (Version vom 11.2.2025)