Ja, im Jahre 1339 war Markgraf Friedrich auf des Kaisers Wunsch nach Frankreich gezogen, um König Eduard III. von England, einem Verbündeten Kaiser Ludwigs, gegen seinen Feind König Philipp von Frankreich beizustehen. Nicht immer hatte der Schwiegersohn fest zum Schwiegervater gestanden; 1344 trieb ihn eine Entfremdung ins feindliche Lager, er hielt zum Sohne des Königs Johann von Böhmen, zu Markgraf Karl von Mähren, doch schon 1346 war er wieder auf der kaiserlichen Seite; Ludwig den Baier traf selbst am 11. Juli dieses Jahres auf dem Tage zu Rense die Absetzung, und er sah in Karl von Mähren einen Gegenkönig erstehen. Zugleich wurde er von seinem Schwiegersohn Friedrich um Rückzahlung von 3500 Mark angegangen; seine Söhne schuldeten dem Schwager sogar 8000 Mark. Um sich Ruhe zu verschaffen, versprach Ludwig Rückzahlung in festen Terminen, und bis dahin Pfandstücke in der Markgrafschaft Lausitz; er gab jedoch die Pfandstücke nicht heraus und zahlte nichts zurück. Während zwischen dem Kaiser und dem Markgrafen über diese Dinge neue Verhandlungen gepflogen wurden, starb Ludwig der Baier 1347 unerwartet. Da keiner der Söhne die Kaiserkrone erwerben wollte, blickten die Wittelsbacher erst auf König Eduard III. von England, dann aber auf ihren mittlerweile verwitweten Schwager, den Mark- und Landgrafen Friedrich den Ernsthaften. Sie nahmen ihn im Anfange des Jahres 1348 zu Ingolstadt als König in Aussicht. Auch boten sie ihm seltsamerweise die Hand der verwitweten – zweiten – Gemahlin seines Schwiegervaters an. Er sollte also die Stiefmutter seiner ersten Frau heiraten! Im Anfange ist er nicht abgeneigt gewesen, die Kronbewerbung zu versuchen. Doch da nur zwei Kurfürsten und noch zwei andere Fürsten für ihn waren, die Gegenpartei der Luxemburger aber ziemlich mächtig war, da ferner der Hauptangelpunkt seiner Politik die Erwerbung der Niederlausitz war, ist der Wettiner Fürst bald zurückgetreten. Dazu kam, daß er im Norden seiner Lebenslande mancherlei Feinde zu erwarten hatte, so den Herzog Rudolf von Sachsen- Wittenberg, den Fürsten von Anhalt und den Erzbischof Friedrich von Magdeburg; sie waren alle Gegner des wittelsbachischen – jüngeren – Ludwig, der sich in den Besitz der Markgrafschaft Brandenburg gesetzt hatte. Mit dem in Böhmen sehr mächtigen Luxemburger Karl hätten alle diese Feinde höchst gefährlich werden können[1]. Da trat in jenen Tagen der falsche Waldemar in der Mark Brandenburg auf, angeblich der letzte Askanier, an dessen Tod man seit 1320 geglaubt hatte. Schlau erkannte diesen Karl IV. an, um in Verfechtung von dessen Ansprüchen den Wittelsbacher Ludwig aus der Mark zu jagen und sich die Niederlausitz zur Vergrößerung seiner Hausmacht abtreten zu lassen.
Ehe Karl aber gegen Brandenburg vorging, mußte er sich vor dem Meißner den Rücken decken. Er hatte am 20. und 21. September 1348 in Bautzen eine Zusammenkunft mit Markgraf Friedrich. Dieser erkannte ihn als König an und versprach ihm kriegerischen Beistand. Dafür erhielt er Bestätigung aller seiner Rechte und Freiheiten, brauchte keine Kriegshilfe gegen die ihm verwandten bairischen Fürsten, Kaiser Ludwigs Söhne, zu stellen und empfing eine Verschreibung über 4000 Schock Prager Groschen. Im folgenden Monat gelang es nun Karl IV., sich aus der aufständischen Bewegung des von ihm anerkannten falschen Waldemar die Lausitzer Beute zu sichern – ein Verlust für Friedrich von Meißen, der ja gerade darin Ersatz für seine an den Wittelsbacher geleistete Geldhilfe gesehen hatte. Um den Wettiner daher bei Gutem zu erhalten, eilte Karl am 31. Oktober von neuem nach Bautzen und belehnte Friedrich mit seinen Ländern, außerdem schenkte er ihm gegen das Versprechen, bald in Prag zu erscheinen, das „große Haus in der Prager Altstadt bei St. Jakob“. Der unermüdliche Luxemburger ging von Bautzen nach Schlesien, schloß hier mit dem König Casimir von Polen und dem Herzog von Schweidnitz ein ihn sicherndes Bündnis. Hierauf eilte er nach Wittenberg, um den Erzbischof von Magdeburg mit den jungen Sachsenherzögen zu einem Bündnis in Ansehung der Verteilung der zu erwartenden Brandenburgischen Beute zu bringen. Hier mochte er hören, daß die bairische Partei wieder starke Annäherung an den Markgrafen Friedrich erstrebte, und zwar hatte sich Ludwig, Markgraf von Brandenburg, selbst nach Dresden begeben. Ob hier der Versuch gemacht werden sollte, Friedrich wieder zum Thronbewerber zu machen oder ihn ganz für die Wittelsbacher Partei zurückzugewinnen oder ob man ihn davon abbringen wollte, in jeder Beziehung zu Karl IV. zu halten, ist wohl nicht zu entscheiden. Gewiß hielt Karl IV. den Augenblick für sehr geeignet, selbst nach Dresden zu gehen, um den Wettiner fester an seine Politik zu ketten. Am 5. Dezember 1348 ist Karl in Begleitung seines Bruders Johann (von Görlitz) und des Erzbischofs Ernst von Prag nach Dresden geritten.
Am 7. Dezember 1348 hat er zum ersten Male, am 4. Januar 1349 zum letzten Male von hier geurkundet, hat sich also volle vier Wochen in unserer Stadt aufgehalten; nur scheint er zweimal, am 14. und 25. Dezember, kurz in Pirna geweilt zu haben, da er an diesen Tagen in unserer Nachbarstadt Urkunden ausgestellt hat.
- ↑ C. Wenck, Die Wettiner im XIV. Jahrhundert. Leipzig 1887 S. 5 ff. W. Lippert, Wettiner und Wittelsbacher sowie die Niederlausitz im XIV. Jahrhundert. Leipzig 1894 S. 51 ff.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/143&oldid=- (Version vom 11.2.2025)