eine keineswegs klare ist und einzelne Abschnitte mehrfach durch frühere ergänzt werden (vgl. § 5 mit § 29 und 32, § 6 mit § 17 und 25, § 3 mit § 16, 23 und 26), so deutet dies auf eine allmähliche Entstehung des Tarifs, wie wir sie z. B. bei dem oben erwähnten Chemnitzer Tarif beobachten können. Andererseits ist eine gewisse Verwandtschaft mit dem Pirnaer Tarif von 1325 unverkennbar; der oft wiederkehrende Einheitssatz von 14 Pfennigen, das Vorkommen einzelner Maße wie der Meisa für Fische, der Sturnitz für Honig, die Auswahl der mit Zoll belegten Waren u. a. läßt vermuten, daß die Pirnaer Zollrolle bei der Redaktion der Dresdner benutzt worden ist. Wir haben, um dies anschaulich zu machen, in den Anmerkungen einzelne Bestimmungen des Pirnaer Tarifs zum Vergleich beigefügt.
Die bunte Fülle der Waren, die in den Tarif aufgenommen sind, gibt ein interessantes Bild des Handelsverkehrs im mittelalterlichen Dresden. Die Zölle sind teils Abgaben von Kauf und Verkauf, also eigentliche Marktzölle, teils Durchfuhr- oder Ausfuhrabgaben. Sie flossen nicht in die Stadtkasse, sondern standen den Landesherren zu; in den Stadtrechnungen begegnen sie uns daher nirgends[1].
Wir lassen nunmehr den genauen Wortlaut des Zolltarifs, den wir der Übersichtlichkeit wegen in Paragraphen eingeteilt haben, unter Beifügung weniger erläuternder Anmerkungen folgen.
§ 1. Eyn iclich salczwayn, der durch dy stat get, der gebit vyr pfhennynge; der abir hy vorkouft, der gebit achte. Gen abir czwey pfhert yn dem wayne, do gehorit genade czu[2].
§ 2. Alle, dy der stat rotis unde rechtis pfhlegin, dy gebin keynen czol. Furit abir eyn burger vremde gut, daz mus czoln.
§ 3. Allis getreyde, daz man hy vorkouft adir czu marcte brengit, daz gebit nicht; furit man is hye vor, so mus is czol gebin.
§ 4. Eyn ysinwayn[3] gebit vyr pfhennynge, eyn pechwayn alzo vil, eyn stolwayn[4] gebit virczene, eyn sensinwayn virczene, eyn swertwayn virczene[5].
§ 5. Vyschwayne unde herink gebin virczen ir iclich; waz abir ist undir eyner last, so gebit ye dye meyse eynen pfhennync[6].
§ 6. Eyn gewantwayn[7] gebit virczen pfhennynge, eyn fleischwayn virczen pfhennynge[8], eyn czeynwayn[9] adir blie adir unslit adir smer, yr iclich gebit virczen pfhen. Ist abir, daz eyn wayn nicht vollin ladin ist, zo gebit man von dem czentenere czenis adir blies eynen pfhennync[10], von deme steyne smeris adir unsledis[11] adir wachsis[12] eynen pfhennync.
§ 7. Eyn molstein adir eyn slyfstein czwene pfhen.[13], von der schalen[14] andirhalbin pfhen[15].
§ 8. Alle, dy usirhalp dem gerichte sin, dy pfhert koufen adir vorkoufen, der do koufit, gebit czwene pfhennynge; der do vorkoufit, gibt eynen pfhen[16].
§ 9. Wer eyn rint kouft adir vorkouft, yr iclich gibt eynen pfhen[17].
§ 10. Schaf adir czegin adir swin, wer dy koufit adir vorkoufit, yr iclich gebit eyn scherf[18].
§ 11. Dye rintvye tryben und hy vorkoufin, dy gebin von dem rinde zwene pfhen.; der do koufit, gebit eynen pfhen. Tribit her abir hy durch, zo gibt her eynen pfhennync.
§ 12. Eyn hopphinwayn gebit virczen pfhen[19].
§ 13. Alle treger gebin nicht.
§ 14. Eyn iclich karre gibt halbin czol, donoch her tregit.
§ 15. Von eyme fudir wynis virczen pfhen. hin und her, von eyme fudir biris vir pfhennynge, von dem
halbin czwene pfhen., von dem vyrtele eynen pfhennyng.
- ↑ Den der Herrschaft Königsbrück zustehenden Geleitszoll (vgl. Knothe, Der Brückenzoll zu Dresden und die Burggrafen von Dohna auf Königsbrück, in v. Webers Archiv f. d. Sächs. Gesch. I. 425 ff.) und den Augustusbrückenzoll (Richter a. a. O. 273 f. Lehmann in den Dresdner Geschichtsblättern III. 262 ff.) können wir hier ganz außer acht lassen.
- ↑ D. h. das bedarf besonderer Vereinbarung. Vgl. die Pirnaer Zollrolle von 1325. Cod. dipl. II. 5, 337 Z. 6 von unten: fiat gracia. Die Pirnaer Zollrolle ist im Folgenden mit P unter Beifügung der Seitenzahl zitiert.
- ↑ Wagen mit Eisen.
- ↑ Wagen mit Stahl. Currus adducens calibem quatuor dabit denarios. P (S. 340).
- ↑ Currus adducens falces vel gladios. P (S. 340).
- ↑ Currus allecium . . . dabit quatuordecim denarios . . ., currus allecium ducens minus quam mediam massam de qualibet maisa dabit duos denarios . . . Item tyna piscium eidem, quod maisa vel tunna allecis solvet, theloneo subjacebit, currus vero piscium quatuordecim denarios . . . solvet. P (S. 339). Die „meyse“ ist ein Hohlmaß für Fische.
- ↑ Wagen mit Tuch.
- ↑ Currus carnes adducens dabit quatuordecim denarios. P (S. 339).
- ↑ Wagen mit Zinn.
- ↑ De massa stagni, plumbi vel cupri . . . medius ferto detur, centenarius predictorum duos det denarios. P (S. 338).
- ↑ Lapis arvinae, lapis sepi ad inferiores partes ducendus unum tantum, si autem ducetur trans Albeam vel in Boemiam denarios duos dabit. P (S.339).
- ↑ Lapis cerae tres denarios. P (S. 339).
- ↑ De lapide slifstein unum denarium. P (S. 338).
- ↑ Steinplatte.
- ↑ Lapis dictus Schale unum solvet denarium. P (S. 338).
- ↑ Vendens equum unum denarium, emens eundem similiter unum denarium. P (S. 339.)
- ↑ De bove unus detur denarius. P (S. 339).
- ↑ De porco, sive pellatur sursum sive infra, unus denarius, de capra dimidius, de hirco etiam denarius est solvendus, de tribus ovibus unus denarius. P (S. 339).
- ↑ Currus adducens saccum humuli quatuordecim. P (S. 339).
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/139&oldid=- (Version vom 20.2.2025)